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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860420
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-20
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.04.1886
- Autor
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Sk. si. Dienuag. 20 April 188«. — I« Wurzen fiel a« Sonnabend Nachmittag, v,« Herz, schlag getroffen, im Roseuthal di« ra. 40 Jahre alte Bahnwärters, ehrfra» Pape au» Attenbach um und war auf der Stell« tobt. Die- selbe hiuterläßt «ine ganz« Schaar Heiner Kinder und war auf dem «ege «ach Hanse begriffen, al» sie so plötzlich der Tod «eilt,. — Zn dem AmmrlShaiuer Steinbruch bei Naunhof der- ««glückt« vor wenigen Tag«, der au« Tirol gebürtig Arbette» Christo!» damit, daß er bei« Abwnchten von Steinen ca. iv Ellen tief in den Bruch hinabfiel und sich schwer verletzt«. Tag» darauf ist derselbe an den erhaltenen Verletzungen gestorben. — Plauen i. B., 17. April. In den ersten drei Monaten de» Jahre» 1886 habe« vom hiefigrn Berei« gegen Bettelei 3153 Personen Natnralverpflegung erhallen. — Auf Anregung de» hiesige« Naturschutzverrin» wurde« hier zwei Vogelsteller, welche mit Leim- rnthe» stellte«, beobachtet und znr Anzeige gebracht. — Der Feuer «eiste» Psrotzschner an de» städtischen Gasanstalt feierte gestern sei« 25jährige» Lirnstjnbilänm im Kreise sämmtlicher Angestellter der Anstalt. Er wnrde durch vielfach« Beweise der Achtung ausgezeichnet — Kirchberg, 16. April. Bei einer in diesen Tagen wieder vorgenommeneu Revision bei de« Bäckern hiefiger Stadt wurde eine groß« Anzahl miudergewichtiger Brode polizeilich beschlagnahmt und unter arme Leut« verschenkt. — Zwickau, 17 April. Tinen tiefschmerzlicheu Verlust hat unser« Stadt erlitten: Herr Bürgermeister Ottomar Fiedler ist nach längerem Leiden heute früh vier Uhr au» de« Lebe« geschieden. Der Lerewigte war 1831 in Dresden geboren und vor seinem am 3. Januar 1861 erfolgenden Eintritt in da» Lollegium hiesigen Rathe» Bezirksgericht».»^««, in Eibenfiock. Seine Wirksamkeit als pflichtgetrener Beamter unsere» Gemeinwesen», wie auch seine eifrige und erfolgreich« Thätigkeit im Dienste de» allgemeinen Wöhle» durch verständnißvolle Förderung de» Frnerlöschwesen» habe« seinen Namen in wetteren Kreisen mit Ehren bekannt gemacht, wie er auch im Jahre 1880 durch Verleihung de» AlbrrchtSorden» 1. Llaffe von Sr. Maj. dem König ausgezeichnet wurde. Seit dem 1. Oktober derselben Jahres dem Raths-Collegium al» Bürgermeister angehörig, war es ihm z« Anfang diese» Jahre» «och vergönnt, sein 25jährige» Jubiläum zu feiern im Dienste nuferer städtischen Gemeinde, die ihm allzeit ein ehrende» Andenken bewahren wird. — Mügelp. Eine Frauensperson, welche sich in da» Ent- . 7 bindnngSinstttut nach Dresden hatte begeben wollen, wnrde hier durch die Geburt eine» Kinde» überrascht. Die Frau war bereit» Tage vorher in dem Institut eiugetroffe«, aber kotz ihre» Zustande» wegen Beibringung der noch fehlende« Papiere wieder in ihre Heimath — Maxen — geschickt worden! — Anuaberg, 17. April. Herr Seminardirektor Schmidt hat sich gestern von dem Lehrrrkolleginm und dem Schülercöto» de» Seminar» verabschiedet. Die Lehrerschaft widmete dem verehrten Chef rin« Erinnerungsgabe und von Seiten der Schüler wnrde ihm In den «brudstnuden rin Ständchen gebracht. Der gestern Abend hier ringekoffenetznrue Herr Direttor Echwerdtner hat heute Morgen die Leitung der Geschäfte au» den Händen seine» Herrn Vorgänger» übernommen. — Gera. Der hiesige Kaufmann Herr Adolf Schwenker hat dem Kirchenvorstand «in Kapital von 10,000 Mark überwiesen und dabei bestimmt, daß die jährliche« Zinsen deffelben am WeihnachtSheiligen- abrnd jeden Jahre« au würdig« Arme der Stadt durch den kastor Primarius vertheilt werden solle«. — Ein junge» Mädchen in Lobenstrin, welche» sich schon längere Zeit unwohl fühlte, ohne daß der eigentliche Charakter der ErorHÄ rck-ZtveysköüVgillnr-zam IrMeiS?' uMrx' sich jetzt erinnerte, vor längerer Zeit verschluckt hatte. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, de» 19. April. — Die Aufnahmeprüfung an der hiesigen öffent lichen Hand«l»lehra«stall findet statt: für die höhere Ab- theilung am 3. Mai, für die LehrlingSabtheilung am 4. Mai. Wie ißt man in Berlin? 2. Destillen nnd Restanraut». Berlin, den 17. April. Di« nächst höher« Stufe de» Mittagstische» für den wenig Be mittelten al» die Volkrküche ist bei« „Budiker", und zwar meist im Keller, 4'/, und 5 Silbergroschen find inel. Bier die ortsübliche Taxe. E» ist bemerken»werth, daß schon hier der unleidliche Bier zwang beginnt «nd der hungernde Magen sich zuvörderst au dem kalten Getränk den Appetit verderben muß, bevor ihm etwa» Andere» vorgesetzt wird. Man wird nicht erwarten, daß da» „Destillenfutter', wie r» der wenig wählerische Berliner kurzweg bezeichnet, mehrere Gänge umfaßt, oder allenfalls den Kostgänger mit Kapann und Trüffeln sättigt; aber e» liegt darin, zum Unterschiede von den Volksküchen, wenigstens eine sich unserm modern geschulten Gaumen anpaffeude Methode. In der Regel erhält man Suppe, Braten mit vielen Kartoffeln, einen großen Teller Gemüse und ein kleines Tellerchen Compot, da» letztere allerdings nur iu den Destille», die den Mittag» tisch besonder» rultiviren und deren tägliche Gäste mindestens au die Zahl Hundert heranreichen. Daß auf die schmackhafte Zubereitung «I« großer Theil ankommt, versteht sich von selbst, nnd ich kenne mehrere Keller, die in letzterer Beziehung Besseres leisten, al» Nestau rant» zweiten und feineren Range». So ist in de« Restaurant» zweiter Güte der MIttagStisch für 60 Pfennige ziemlich fragwürdig. Auf dieser Zwitlerftuf« sieht eS mitunter in Qualität und Quantität sehr bedenklich an»: Viel Gemüse, noch mehr Kartoffel», dünne Snppeu, aber scheinbar mehrere Gänge, da» ist hier die Regel. Daß auch hier gut« Ausnahme» existiren, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Wir steigen ein« Stufe höher zu dem Couvert L 75 Pfennig: Suppe, Gemüse und Fleisch, Braten und Compot. Zu diesem Couvert muß da» hungrig« Menschenkind Glück habe«, denn der Wirthe sind nicht viele» die für dieses Geld so viel Speisen bieten, «m einen Er- wachse«?« zu sättigen. Manche Portionen find so zierlich, daß man sie am besten mit einem Vergrößerungsglas« betrachtet. Es giebt aber auch hier, wie vordem, „Wirthe wundermild", die umgekehrt für da» Geld dem Baste mehr bieten, al» er verzehren kann, doch — die Herrlichen, Edle« find so — selten! In die Kategorie dieser Nestau- rant» möchte ich auch die beiden großen Speiseanstalten „Akademische Bierhalle" und „Gradweil'sche Bierhalle«", al» Repräsentation der- jenigen Etablissement», wo mau ä la carte für 75 Pfennige dasselbe erhält, zähle«. Die Zahl der täglichen Mittagsgäste reicht bei diese« beiden wohl an die Tausend nnd manche Tage vielleicht darüber hinan». Im Großen und Ganzen sind die Speise« schmackhaft zu- bereitet, di« Portionen befriedigend groß und die Bedienung gut. Wa» hier den EfienSpreis bereits etwa» steigert, ist die vieluwstrittene, aber bislang nur beim negativen Resultat verbliebene Trinkgelderfrage. Noch ein „Magen-Institut" will ich hier besonder» erwähnen, da» vegetariauische SpeisehauS in der Grünstraße, Berlin 0. ES ist da» einzige, da» ich kenne, nnd, wenn eS deren noch mehrere giebt, jedenfalls da» älteste und am meisten bekannt«. Dortselbst wird nach Anmeldungen nimmt der Direktor entgegen. Such «rtheilt derselbe Aurkünfte nnd händigt Prospekt« au». — Die hiesige landwtrthfchaftliche Schule beginnt ihre« nächsten UnterrichtSeursu» Donnerstag den 29. April. Auskünfte über di« Aufnahmebedingungen nnd die Organisation der Anstalt er« IHM der Direktor drrselben, der auch Anmeldungen bi» zum Eröff nnugStage entgegeuuimmt. — Der Verein Chemnitzer Wirkschnl« eröffnet seinen neuen Lehrknrsu» in practischer nnd theoretischer Wirkerei am 3. Mai. Der praktisch« Unterricht ist rin ganzjähriger, der theoretische dagegen, de» Herr Professor Willkomm «rtheilt, rin nur halbjähriger. An meldungen find beim Vorstand einznbringr». — De» Schuljahres Tube nnd — de» Lachen» oder Weinens Anfang I Ungleich vertheilt der Himmel die Gaben, ungleich aber auch der Herr Lehrer die Censnre«. SiegrSgewiß sehen dir „von der erste« und zweiten Bank" den Zeugnissen entgegen, mit bangen Augen und hängenden Lippen die von „der untersten" I Ja, e» hilft nicht», da find alle die Sünden de» verflossenen Schuljahres zu Tage gekommen, sie werden vereinigt in dem Donnerwort „Nicht versetzt!" DI« Eine» find in der halben Zeit, wie sonst, z» Hause, die Anderen brauche» noch einmal so lange nnd stecken fich hinter „Mutter'«", di« gute, di« de» Vater» Zorn beschwören soll. Manch, «al gelingt'» auch, manchmal aber greift der Unerbittliche iu die bekannte Ecke und . Nun, wir wollen schweigen! Biele von den kleinen Sündem helfen fich iu bekannter Manier, indem fi« heftig schluchzen: „Ja, der Lehrer hat schuld!" Nn», solchen kleinen Schlauköpfen gebührt eine Extra-Lektion, da sie ihrer Faulheit ein Mäntelchen umhängen wollen. Der Lehrer hat gar keine Schuld, sondern lediglich der mit der schlechten Censur Bedachte. Für die Lehrer ist e» wahrhaftig keine Freude, schlechte Censnren ertheilen zu müssen, die gäben am liebsten nur Nr. 1. Auf Schnlschluß folgt Palm-Sonntag, anch ein Tag der Thräneu, aber der Frendeuthränen der Eltern, die ihre Kinder nun endlich soweit gebracht sehen, daß sie ins Leben treten, «ine« Beruf ergreife« können, der ihnen später Brod nnd Arbeit geben soll. Der Frühling hat znr Feier deS Tage» Wald und Feld mit seinen ersten reizvollen Gaben bedacht, und vom blauen Himmel lacht die Frühlingssonne so festtäglich auf die jungen Christen, die znm Gotteshaus« im funkelnagelneuen Putz ziehe«. Ein froh-ernster Tag, der die Pforte z« einem ganz neuen Leben bildet! Wohl sei'» gemerkt: Nicht immer umhüllt ein so schmuckes Gewand di« Glieder, wie am Palmsonntag, nicht immer lacht die Sonne so freundlich, da» Leben hat auch tiefe, tiefe Schatte«, aber eS giebt doch Mittel, die un» ein ruhiges Dasein geben können, und diese Mittel, unscheinbar und ohne Glanz, aber wunderbar kräftig, heißen: Arbeitslust, Gehorsam, Wahrheit! Wer sie gewinnt der hat znm Palmsonntage da» beste Geschenk erbalten. — Der Th. S. Männergesangvrrein gab am Sonntag Abend im Saale von „Sadt London" unter Leitung seine» be währten Dirigenten Herrn A. Blättermann ein öffentliche» Con« eert, welche» Zeuguiß gab von dem ernste« Strebe« des Verein», nur Gediegenes auf dem Gebiete de» Männergesanges zu leisten. Ganz besonderen Beifall der Zuhörer fanden die beiden Chorlieder von Blättermann und Becker, sowie eine von dem vorzügliche« Soloquartett des Verein» vorgetragroe Serenade von Witt. Das musikalisch zwar miuderwerthigr, aber außerordentlich heiter wirkende „O Pepita" a. d. Posse „Die falsche Pepita" von Müller mußte anf vielseitiges Verlangen «och einmal zum Vortrage gebracht werden. Da» zu« Mitwirkung gewonnen« beliebte bisherige Mitglied unsere» Stadt- theater», Herr Opernsänger vr. Gerhartz trug nicht zum Wenigsten zum vollständigen Gelingen de» Cvncerte» bei; die von ihm mit mächtiger klauaereichir Stimme vorgetragenen Lieder forderten die und es ist anerkenneurwerth, daß der Sänge« den Wünschen der Zu hörer durch einige Zugaben in bereitwilligster Weise Rechnung trug. Eine Abwechselung im Programm bot da» mit Meisterschaft vom Dirigenten Herrn Blättermaun vorgetragene Solo für Cello: Ungarische Rhapsodie von Hauser. — Der erfreulicher Weise sehr zahlreiche Besuch des ConcerteS dürfte dem Verein ein Beweis sein, daß mau in hie siger Stadt seinem Streben nach möglichster Bervollkommnug im Männergesaug gebührende» Interesse entgegenbringt. der Karte gegessen, und zwar sind auffallender Weis« die Preise für ein einzelne» Gericht ebenso hoch, wie in den Restaurant» der Fleisch est«. Spirituosen sind aus diesen Räumen streng verbannt, höchsten» steht man auf einem Tische einsam eine kleine Blonde, gewöhnlich mit Himbeer untermischt, schimmern. Meiner Ansicht nach müssen di« Mägen der Vegetarier eine ganz besonder«, von der normalen abweichende Construction besitzen. Ich meinerseits habe mit vielem Appetit, so richtig nach dem Sprichwort l'appstit visnt en wangcant, ziemlich die ganze Karte durchgegesseu, ohne satt zu werden. Eine Repetition schien mir z« kostspielig, gewagt hätte ich sie entschieden. ES stiegen mir bei dieser Wahrnehmung an meinem eigenen „Knurren den" eigenthümliche Vermuthuugen über die besondere Zuträglichkeit des strengen Vegetarianismus auf, um so mehr, al» ich in der Runde umher nicht ein einziges wohlgenährtes Gesicht erspähen konnte. Sollte wohl der Hauptzweck dieser Eßmethode darin bestehen, den Appetit fortwährend ordentlich „aus dem Damm" zu erhalten? Viel leicht — aber da» kann mau billiger habe«. Noch etwas weiter. Der Mann mittelguter Einkünfte — schätzen wir seine Einnahme auf 250—300 Mark monatlich — speist in einem Restaurant, welche» das Couvert zu 1,50 Mark bietet. Genau besehen erhält er iw Durchschnitt wnlta scä non muttum, d. h Vielerlei aber nicht viel. Suppe, Entree, ein Fischgericht, Braten und Compot und ein Dessert, bestehend aus Käse, Speise oder Früchte«. Der Gast ißt so vielerlei, daß er gar keine Ahnung hat, ob er satt ist. Ungefähr dasselbe, nur mit Streichung de» Desserts von der Karte, erhält man auch für 1 Mark, selbstverständlich, wie auch oben, ohne Getränke. Die Restaurationen mit diese« Mittagstisch kann man füglich al» „fein' bezeichne». Die «ächft höher« Stufe reicht nun schon in die tadle ä'dote- Küche und sehr tief in den Geldbeutel. Ich will mich darein nicht weiter vertiefen, der Leser weiß aus dem Eingang meiner Aufsatzes schon, warum. — So viel ist sicher, daß Berlin, wa» die Billigkeit der Nahrungsmittel betrifft, in der Reihe der europäischen Großstädte obenan steht. Hier kann jeder »ach der Fa?on seiner Kaffe lebe», er kann für ei« Diner in einem Restaurant ersten Range» die Mo- uatSeinküufte eiueS kleinen Beamte« verschwenden, oder in einem Keller für wenige Pfennige ein auskömmliche» Mittagsbrod erhalte». Im Allgemeinen gilt, wie überall, auch hier der Grundsatz: Hunger ist der beste Koch! Paul Böhler. — Der Brieftaubenzüchter-Berel« „Eilbote" hi«, selbst ist, wie wir vor einiger Zeit schon berichteten, vom preußisch« KriegSministerium für di« treffliche Zucht seiner Tauben an»g,zeichnet worden. Eine goldene und zwei silberne Medaillen trafen dieser Tag« hier ein und zwar ist bie goldene Herrn Lock««» in Schellrnberg und je eine silberne Herrn Paul Werner hier «nd Herrn Gläser in Schöna« verliehe«. — Professor Graef» „Fölicie", jene» in letzter Zeit vielbesprochene Oelgemälde de» bekannten Berliner Maler», ist fckt - gestern Morgen im großen Saale de» „Römische« Kaiser»", wo da», selbe eine vorzügliche Beleuchtung hat, ausgestellt. Wir wollen nm. somrhr nicht unterlassen, nufer« Leser auf da» Kunstwerk aufmrrksa« zu mache«, da die Ausstellung derselbe« nur bi» morgen Abend währt. Eine Kritik de» Bilde» finde» sich weiter untenstehend i« heutigen Blatt. — Da» erste Gewitter zog in diesem Jahre gestern Mittag, nach einem wunderschönen sonnigen FrühlingSmorgen über unserer Stadt herauf. Die üectrischeu Entladungen waren nicht stark und von einem mäßigen, warmen Regen begleitet, der dem Pflauzenwuch» gut thun wird. — Feiertagsreisende seien nochmals daran erinnert, daß di« Tagesbillet», die am Ostersonuabend und Ostersonntag auf sächsischen StaatSbahustationeu gelöst werden, verlängerte Giltigkeit, und zwar bi» einschließlich Mittwoch den 28. April genießen, jedoch nur innerhalb de» sächsischen StaatSbahngebiete». Im Verkehre mit thüringischen und preußischen Stationen haben die Retonrbillet» Giltigkeit nur bi- einschließlich Dienstag den 27. April, insofern denselben nicht eine längere Giltigkeitsdauer aufgedruckt ist. — Im Meldeamt de» hiesigen Polizeiamtes find während de» verflossenen Monat» 62 Familien mit zusammen 189 Köpfen (84 männlichen, 105 weiblichen Geschlecht») und 1294 meistentheil- selbständige, einzeln« Personen (797 männliche und 497 weibliche) als hier angrzogeu zur Anmeldung und 71 Familien mit zusammen 236 Köpfen (108 männlichen, 128 weibliche» Geschlecht») und 1208 wiederum meistentheil» selbständige einzelne Personen (735 männliche, 473 weibliche) als von hier fortgezogen zur Abmeldung gekommen. Demnach übersteigt die AbzuzSzahl diejenige de» Anzug» um 9 Fa milien mit 47 Köpfen, während bezüglich der einzelnen Personen 86 mehr au- als abgezogen find. Unter den vorerwähnten angezogene» einzelne« Personen befinden sich übrigen» al» nicht von hier gebürtig 62 Kaufleute, Techniker, Musikrr rc., 538 GewerbSgehülfen nnd Fabrikarbeiter, 147 Arbeiterinnen und 250 Dienstboten, unter den sortgezogenen Personen dagegen 85 Kaufleute, Techniker, Musiker rc. 411 GewerbSgehülfen und Fabrikarbeiter, 96 Arbeiteriutte» und 256 Dienstboten. Außerdem betrug die Zahl der au» hiesigen Gästhäaser» al» hier übernachtet angemeldete« Fremden 10099. Weiter find im. vergangenen Monat 413 Geburt», und 299 Sterbefälle augrzeigt worden, demnach 114 mehr geboren als gestorben. — Bon der hiesigen Schutzmannfchaft find im Monat März 244 Personen sestgenommrn und außerdem 512 Personen znr Anzeige gebracht worden. Von den festgenommenru Personen find 62 au andere Behörden abgeliefert, die übrigen vom Polizeiamt in Haft behalten, bezw. bestraft oder entlassen worden. Festaeuommeu, bezw. angezrlgt wurden u. A. wegen fahrlässiger Brandstiftung 3, Vergehen wider die Sittlichkeit 6, Körperverletzung 5, Diebstahl» 67. Betrugs 13, Unterschlagung 10, Urkundenfäschuug 1, Widerstand» 6, Gefangenbefreiung 2, Sachbeschädigung 2, Hausfriedensbruch» 3, Betteln» und Landstreichen» 105, Obdachlosigkeit 36, Einschleichen» 7, WahrsagenS 3, Thirrquälerei 4, Trunkenheit 34, Erregung ruhe, störende« Lärm» nnd Verübung groben Unfug» 117, Zuwiderhand, lung gegen die Fahrorduung 61, gegen das Mufikregulativ 7, gegen »->» Melderegnlativ 6, gegen da» Dieustmaunregulativ 2, gegen da» Schlachthofregulativ 4, gegen da» Droschkenregulativ 8, wegen Straßen- verunreinigung 14, GoueubtuatS 34, uevertretung des PreßgesetzeS 7, verbotswidrigen Hanfiren» resp. Anhaltung hierzu 12, auf Grnnd steckbrieflicher Verfolgung und Vorladung 12, wegen Zuwiderhandlung gegen die Gewerbeordnung 16, allgemeiner Verkehrsstörung und all gemeiner Angelegenheiten 49, Fahren- mit Lastwagen ohne oder mit unleserlichem Namensschild 15, unterlassener Reinigung der Trottoir» 16 und wegen Umhertreibens und CampirenS 13 Personen. Straf- yr«s Nah «ad Fern. — Auf der Corvette „Bismarck" ist während der Reise von Zanzibar nach Australien ein Matrose» der mit Segelsetzeu beschäftigt war, über Bord geschlendert worden. Alle Versuche, den Verunglückten zu retten, blieben erfolglos. — Berliner Verbrecherherbergen. Der Mordproceß Kowalski, welcher dieser Tage in Berlin mit einer Berurtheilung zu lebenslänglichem Zuchthaus endete, läßt wieder einen tiefen Blick in die Abgründe thun, die im Leben der Weltstadt Berlin gähne«. Wir wollen demPlaidoyer de» Staatsanwaltes einige Stellen entnehmen, welche da» traurig« Bild, da« die ganze Verhandlung gewährte, zu- sammensassen. E» hat fich im Laufe der Verhandlung heran-gestellt, daß die sogenannten „christlichen Herbergen", gegründet um dem Be dürftige« eine billige Lagerstatt zu schaffen, nach nud nach zu förm« liche« Diebeshöhlen und Verbrecherherbergen geworden sind. — Den Angeklagten schilderte der Staatsanwalt folgendermaßen: „Nachdem er kaum auSgelernt, hat er fich mit vollen Segeln der Berbrecher- laufbahn ergeben und sofort mit einer Thal debutirt, die ihm eine Zuchthausstrafe eingebracht hat. Er ist ein Man«, der mit der über raschendsten Frechheit mit dem Brecheisen in der Tasche seinem ver brecherischen „Geschäft" nachgeht und bei Störung deffelben seinen Gegner auch über den Schädel schlägt. Die christliche Herberge, wo er verkehrte, war auch der geeignete Sammelpunkt für solch« „Be- schäfte". Diese Institute, die allerdings die christliche Humanität für ganz andere Zwecke bestimmt hatte, sind leider gerade iu da» Gegen- theil umgrschlogen, sie find zu Sammelstätten für Verbrecher alle» Art geworden. ES wird selten Jemand dort grfnudeu werden, der nicht ein Verbreche« ist, und wenn die» der Fall sein sollte, so liegt für den Betreffenden die Gefahr vor, daß er von den alten Ver brechern gehörig anSgelerut wird. Der Angeklagte hat während seine» Aufenthaltes in der christlichen Herberge sich durch DiebeSzüge er- nährt, welche er namentlich um die Mittagszeit unternahm. Um diese Zeit ist auch die Blutthat geschehen. „Im Kampfe gegen die bürgerliche Gesellschaft, den die Verbrecherwelt Jahr au» Jahr ei« führt," bemerkt di« „Freisinnige Zeitung" dazu, „ist eben fast alle Menschlichkeit erstickt. Wie trostlos öde ist dieser Leute Lebenslauf ein wahres Raubthierleben, und der Kerker ist ihnen bloß ein Zwinger; wird er geöffnet, daun werden aus'S Neue die Beutezüge gegen die Gesellschaft unternomme«. Fürwahr, anch der Proceß Kowalski bietet tiefe Einblicke in die Abgründe der Großstadt, und das ist der Grund für das allgemeine und Fernersteheudereu vielleicht schwer erklärliche Interesse, mit dem man in Berlin die Entwickelung bei selben verfolgt." — Ei« Prügel.Pädagog. Bon dkm Landgericht inBam- berg ist der 30 Jahr« alt« Schullehrer Fischer von Stürmig, welcher einen achtjährigen Schüler derart geschlagen hatte, daß sich später epileptische Anfälle eiustellteu, zu 15 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. — Wütheud« Katze. In Luudenburg in Mähre« hat sich vor einige« Tagen ein schrecklicher Uuglücksfall ereignet: Fünf arme Kinder sind von einer wütheudeu Katze gebissen worden, bei welcher die Tollwuth konstatirt ist. Die Gräfin Vetter iu Gödding hat sich der Aufgabe unterzogen, eine Sammlung einznleite«, um den Fond» zu schaffen, welcher eS ermöglichen soll, den von der schreckliche« Krankheit bedrohten Kleinen bei Pasteur iu Pari» Hilfe zu verschaffen. — Scheußlich. Wie wir schon erwähnt, ist man ln Haiti einer umsangreichen Menschenfresserei auf die Spur gekommen. Ei« dortige» Blatt meldet darüber: General Milord, Commandant de» Arrondissement» Grand Goave, schritt vorige Woche zur Verhaftung von zehn oder zwölf Personen, die Handel mit ermordeten Personen trieben. Die Menschenfresser gestanden, daß sie seit geraumer Zeit Menschenfleisch für Schweinefleisch anf de« Markte in Grand Goäve verkauften.
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