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Merk- aufschlaaen wollen, ist nicht- geworden. In Westvir- ginien und in Kentucky find die Südlichen auch entschieden im Bortheile, und über Fremont- Pläne in Missouri schwebt heute noch ein Dunkel. Ueber die Stellung diese- alten kalifornischen Flibustier-, welchen die Deutschen zu ihrem Wallenstein erkoren Ha den, schüttelt man den Kopf. Er ist de- offenen Ungehor sam- gegen den Präsidenten überwiesen worden und seine Frau, Iesfil, hat Herrn Lincoln grobe Briefe geschriebtN; er läßt nach Belieben einkerkern, selbst Leute, welche im Auftrage des Präsidenten zu ihm kommen und übt eine völlige Militärdik tatur aus. Seine Hauptstütze sucht er in den Deutschen, welche offene Rebellion androhen, falls der Präsident den un gehorsamen General abberufen werde. Lincoln und das Ka- binet erklären, da- sie an eine Emancipation der Sklaven nicht dächten. Fremont decretirte sie trotzdem bedingungsweise. Nun ist er dcr Mann und Held der Abolitionisten und unsrer radikalen Landsleute. Diese munkeln schon von einem unab hängigen Staatenbunde des NordwestenS mit einer deutschen Majorität. M n spricht auch von einer Conföderation am Großen Ocean, mit dem Hauptlande Californien. Die Tren nungen und Ausscheidungen, durch welche aus der ehemaligen Union mehrere Bünde werden, können kaum noch ausbleiben. DaS ist nun zuerst da-, was man hier die drohende Westliche Wolke nennt. Westen und Osten sind gegen einander ergrimmt. Sin hiesiges Blatt, die Limes, ruft: „Der Westen braut eine Rebellion! Wir müssen genau auftzaffen und gute Aufsicht hatten, sonst haben wir einen Krieg mit dem Westen, ehe wir noch die südlichen Rebellen besiegten. West und Ost beißen schon gegen einander ein und zanken über den Antheil, welchen sie am Krieae haben. Sie find schon sectionell. Aus solchen Eifersüchteleien und ruhm redigen Prahlereien ist ja ohnehin schon der Krieg mit dem Süden enstanden. Nun incriminiren Ost und West lustig und bitter aufeinander los, und eS kann leicht möglich sein, daß dieser Streit erst nach einem blutigen Kriege fein Ende findet. In Chicago nennt man uns New-Dorker unpatriotische, feige Memmen; das ist ein guter Anfang!" So spricht sich ein dem Präsidenten, Henn Licoln, ergebenes Blatt aus. Die hiesige deutsche HandelSzeitung droht mit Rebellion gegen den Präsidenten; sie gehört zu den Radikalen der repu blikanischen Partei und äußert: „Verlorne, und nichts als ver lorne Schlachten, verloren durch Unfähigkeit der Regierung; Schimpf und Schande in Europa. Jede Maßregel der Re gierung ist ein Mißgriff; jeder Schritt ein Fehlschritt. Wenn es zu einer gewissen Eventualität kommt (eS ist eine Rebellion gegen Äncoln und der Sturz der Regieruna gemeint), so geht sie ohne Schwertstreich vorüber, denn die Armee ist daS Volk selbst. Man sage den Herren (der Regierung) ganz einfach, daß sie ihrer Aufgabe mcht gewachsen seien und dann haben sie ihr Bündel zu schnüren." Ganz wohl. AberwaSkommt hinterher? Auch der letzte Schatten der jetzt ohnehin schon in den letzten Zügen liegenden Freiheit verschwindtt, und die Soldatenherrschatt, die schon factisch vorhanden ist, wird be- festtgt. Reue Bürgerkriege ohne absehbare- Ende werden dann die FKgen sein. Wenn Du unsere Zeitungen läsest, so würdest Du die Hände über dem Kopfe zusammenschlagen und auSrufen: DaS ist ein beklagen-werther Geist. DaS Wort Verräther springt Dir in jedem Blatte hundert Mal in die Augen. Lon Spio ne» und Denuncianten wimmelt eS im Lande, und die Ge- fängnifie find vollgestopft mit Männern und Frauen, die für verdächtig gelten Ein Blatt denuncirt da- andere beim Ge- neralprofo-, damit dieser eS unterdrücke, weil eS landeSver- räthtrisch sei, indem eS nicht warm für den Krieg eintrete! Wird -- dann zu Grunde gerichtet, so erschallt ein Jubelge schrei hcr übrigen. „Zur Warnung" ist nämlich folgende Liste der zu Grunde gerichteten Blätter veröffentlicht worden: Zeittmaen von der Regierung verboten 17; vom Pöbel demollrt 10; durch Drohungen eingegangen 5: zu anderer Lenden» gezwungen 7; eingesserrte Redakteure 6. Wre groß die Zahl der Blätter ist, welchen man den von Ge- , war Süden vollauf und an eine Unterwerfung denkt er nicht. So ungefähr stehen die Sachen bei un-, Hier im Rolf den wünscht man für diese- Jahr wenigsten- emen einzigen Sieg, damit man für dasselbe nicht lauter Niederlagen zu ver zeichnen habe; denn die^ Geschichte mit der Einnahme vom Fort HatteraS, worüber so viel Lärm gen doch eine unbedeutende Affaire ohne jede wi Lag und Nacht in den Spitälern ist und die Verpflegung der Verwundeten überwacht, wie denn überhaupt die Frauen der Südlichen ihren Kriegern mit großer Fürsorge begegnen Da* gegen hört man hier dergleichen nicht, und e- wird offen ge tadelt, daß Frau Lincoln, die Tochter eine- Farmer- au- Illi* noi-, nicht- weiter thut, als bei einem Pariser. Sprachmeister französisch radebrechen zu lernen und die vornehme Dame ast spielen. Woher die Secesfionistea da- Geld zum Kriege neh men, weiß ich wirklich nicht, gewiß ist nur, daß bei ihney Alles voll guten Muthes und m aller Ordnung ist. Ihm Baumwollenernte beträgt vier Millionen Ballen, die Neger sklaven arbeiten und verhalten sich ruhig; Leben-mittel hat der Postdebtt willkürlich entzogen hat, kann ich Dir nicht angeben. DaS Gesetz kennt hier eine solche Maßregel gar nicht, aber die Militärty annei kümmert sich darum nicht. Eine Zeitung wurde von ihr betroffen, well sie so landeSvenätherssch ge wesen war, die abscheulichen Lügen aufzudecken, welche dlt <>on den Lieferanten bezahlten Blätter unaufhörlich aufüschten, um den Kciegseifer zu beleben. Sie hatte zusammengerechnet, ba den Lügenberichten zufolge, die UnionStruppen in 81 Ge fechten Sieger geblieben seien; in diesen hätten die Rebellen, jenen Berichten zufolge, an die 60,000 Mann Tobte unb Verwundete, die tapferen Krieger der Union zusammen noch nicht 800 Mann verloren gehabt. Jenes Blatt war so ver wegen, zu sagen: „Wir haben also 81 Mal gesiegt und find doch nicht vorwärts gekommen!" Dergleichen zu äußern, gUt bei den Terroristen für Hochverrat-. Der Fall von Lerington in Missouri wurde eine ganze Woche lang qbgeläugnetz nach her hie- eS, die Secessionisten unter General Price hätten 1900 Marn verloren, die Unionisten nur 120. Zuletzt kam die Wahrheit an den L^g. Price hatte 3500 Unionisten ge fangen genommen, und mehre huntert getödtet, während er selber nur wenige Todte und Verwundete hatte. Um die ohne hin gedrückte Stimmung nicht noch mehr zu beunruhigen, ver größerte man die Zahl und Verluste der Feinde immer minde stens um daS Dreifache und verminderte um eben so viel die Zahl und Verluste der Unionssoldaten. Ein Ende des Krieges ist gar nicht abzusehen, denn der Süden giebt nicht nach, und daß er bisher im L-rtheU war, zeigt der Stand der Sachen. Wir müssen also auf einen neuen Feldzug gefaßt sein, und der wird dem Norden minde stens dreihundert Millionen Dollars kosten. Er muß Anleihe auf Anleihe machen, und nach Neujahr treten nun auch die directen und indirekten S euern in Kraft. DaS wird aber eine böse Geschichte werden, weil schon jetzt viele Leute erkläre», daß sie solche, von einem unvollständigen Congreß und ganz ungesetzlich dekretirte Steuer nicht bezahlen würden. Mie mir geheuer nebenher die Verluste sind, ersiehst Du schon daran-, daß vom Mai bis zum 1. October Schiffe im W< 4,721,000 Dollars gekapert worden sind. Dabei find cessionisten im Bortheil, denn ihre Beute betrug 2,790,00 Dollars. . Der Süden hat mehr al- 250,000 Ran« auf den Beinen, die jedenfalls besser eivgeübt find und bessere MangD» zücht halten, als unsere nördlichen Truppen; da- müsse» un* sere Blätter einräumen, obwohl sie eS ungern tbun. Auch rühmen sie die Frau deS südlichen Präsidenten Davi-, die ist nun eine neue Seeerpedition unterwegs. DaS gewissenlose Trüben der politischen Parteilenker dauert übrigens auch in diesen KriegSläuftea forN alle diese Leuts drängen sich dazu, Lieferanten zu werden ES ist wohl ander - wärt- noch nicht dagewesen, daß man gleich von vorne herein einen Krieg nur und lediglich mit aufgeborgtem Velde ftlhrt; hier ist daS der Fall. < Lange au-halten können wir da- na türlich nicht; ohnehin strömt wenigsten- die Hälfte de- Gelde rn die Hände von Betrügern. Kommt da- Land einmal wieder