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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602077
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-07
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.02.1886
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1 JägNches AnLeryattungsökatt r«m Sächstsche« Landes-Anzeiger. enkte» um bei seinem demnächstigen Emporrollen den ungeduldigen Zuschauern den Anblick RoderigS in der Rolle de- Matsaniello zu gönnen. Da entstand hinter de« Eoulissen eine leichte Bewegung, und im dunkeln Hintergründe tauchte eine Gestalt auf, die eben dem Grabe entstiegen zu sei« schien, kr war der Direktor, der sich mühsam dorthin geschleppt hatte. Im nächsten Augenblicke befanden Julia und Roderig sich an seiner Seite. Sanft ließen sie ihn auf einer Bank niedergleiten, ihn überhäufend mit milden Borwürfen, in seinem leidenden Zustande da- Bett verlassen und den Weg durch die kalten, dunklen Straßen zurückgelegt zu haben. »Ich konnte nicht widerstehen,' antwortete er flüsternd mit einem matten Lächeln, »nur einen einzigen, vielleicht den letzten Blick wollte ich auf mein Sind werfen, von dessen Leistungen ich Wohl viel hörte und welche- wohl eines besseren Looses würdig ge wesen wäre. Und auch Sie, Johanne- — überzeugen mußte ich mich, welche Früchte meine aus längst vergangenen Zeiten her stammenden Lehren getragen haben. Meine Tochter, ich kann nicht sterben, ohne Dein reines Bild in seinem vollen Glanze in mich ausgenommen zu haben — diese- vielleicht für Deine Zukunft bür gende Bild. Doch nun gehe, mein Kind, und leiste Dein Bestes. Denke nicht an die Zuschauer, sondern an Deinen Vater, der Dich mit innigster Liebe und mit Stolz beobachtet, und Du wirst Dich selbst übertreffen.' E- klingelte. Roderig und Julia, tief bewegt, aber durchdrungen von dem heiligen Willen, des kranken Vaters Freude nicht zu trüben, verfügten sich auf ihre Plätze. Neues Klingeln, und der kleine Vorhang rollte empor. Roderig» in der kleidsamen Tracht eines neapolitanischen Fischers, dankte durch eine Verneigung für den ihm gespendeten stürmischen Beisallsgruß. Sein Blick streifte zunächst die junge Geigenspielerin, welche, den Bogen auf den Saften, mit rührender Aufmerksamkeit auf da- Zeichen des Kapellmeister- harrte. Dann über die dicht gedrängt sitzende und stehende Versammlung hinspähend, schrak er Plötzlich zusammen. Er hatte im Hintergründe entdeckt, wie eine ave Frau, ihn starr bettachtend, sich mit gebreiteten Armen erhob, aber von einem allen Manne mit faltenreichem Gesicht auf ihren Platz zurückgezogen wurde. (Fortsetzung folgt.) Der »achtzug. Bon Angnst Scheibe. (Nachdruck verboten.) E- war an einem regnerischen, kalten Novemberabend de- Jahre» 18 . ., al- Mr. Wood, der Prediger eines kleinen Kirchdorfes i» Rlwden von England, durch ei» heftige- Klopfen von seinem be- hagllche« Ruheplatz« am Kami» aufgrschreckt wurde. Der ungestüme Klopfer war, wie sich bald erwies, abgeschickt, uw de« Pfarrer nach de» Gasthofe des Orte« z» holen, wo sich seiner Au-sage nach ein armer» kranker Mau» befand, der dringend nach dem Beistände eines Geistlichen verlangte. Der Gasthof befand sich allerdings am andern End« des Dorfe-, die Entfernung war ziemlich bedeutend, die Nacht finster und die durch den strömenden Regen anfgeweichte Straße grundlos; aber Mr. Wood machte sich dennoch ohne Mnrren auf den Weg. und ein« halbe Stunde später stand er bereit» «ntrr dem Thor« des Wirth-hanse-, über dem sich die blecherne Fahne mit dem darauf gemalten weiße» Rosse knarrend im Winde dreht«. Da- Gasthaus zum »Weißen Roß' gehörte zn den bescheidensten Etablissement- seiner Art. und da» Zimmer, in welchem der Prediger de» Kranke» fand, entsprach in seiner trostlose» Bernachläsfignng ganz und gar dem übrige» AnSsehe» de- Gebäudes. Der Kalkputz der Wände war zum Theil herabgefalle«, Thüreu und Fenster hinge» lose in Schloß und Angeln, der Fußboden war schmutzig und aus- geinten, und Spinnen nud andere Insekten schienen seit langer Zeit die einzige« Bewohner de- mit schwerer, dumpfiger Lnft erfüllten Raume» gewesen zu sei«. Auch jetzt unterbrachen nur die nnregelwäßigen Athemzüge de» Kranken nud da» einförmige Ticken «ine» Todteuwnrm- in dem Holzwerk der Decke di« Stille de- öden Gemacher. Der Fremde schim in unruhige« Schlummer zu liegen, der auch durch da», freilich geräuschlose Eintreten de- Pfarrer« nicht unterbrochen wurde. Stöhnend warf er sich hin und her und eben war Mr. Wood im Begriff, sich zu HSupteu de- «lenden Bette- niederzulaffen, um sein Erwachen zu erwarte», als plötzlich «in Trinklied, da- in der gegenüberliegenden Schänkstube gesungen wurde, den Schlummer de- Kravken störte. Erschrocken fuhr er empor, als er das Gesicht des Geistlichen erblickte, und erst nach und nach gelang eS de« milden Worten des alte« Manne-, ihn zu besänftigen. Die sieberglühende« Augen und dl« verstörten Züge de» Fremde« gewannen bei dem freundlichen Zu spruch endlich eine gewisse Ruhe — ohne eine Silbe zu spreche« nur dann und wann schwer anfseufzeud, hörte er di« tröstenden Worte an, dir er plötzlich wieder im rasenden Delirin» «rffuhr Zur volle» Befiuunug schien der Kranke unr noch eine« Moment zu erwache«. Mit Müh« richtet« er sich auf «nd zog mit zitternder Hand unter dem Kopfkissen ei» Packet mißfarbiger Papier« hervor, die er in de» Prediger» Hand legte. »Meine Beichte!' flüstert« er kan« hörbar, indem er sich von der Anstrengung ermattet in die Kiffen znrückfinkn keß Dan» schienen ihm die Sinne auf» Reue zu schwinde». Die brennenden Augen irrte» »och eine Well« nnstät an der Decke hin und her — dann folgte» schwer« «»regelmäßige Athemzüge — ein kurze- Röcheln — und endlich war alle» vorüber. Mr. Wood durchblätterte »och in derselben Nacht da- Ber- wächtuiß de« Fremden. Es war eine Art Tagebuch — weist nur abgerissene, lückenhafte Aufzeichnungen, und dennoch ein erschütterndes Gemälde von Unglück, Elend und Verbrechen. — Der Verstorbene war, wie au- seinen Rotten bervorging, früher als Easseubeamter bei einer Diamantgrube in Brasilien angrstellt gewesen — doch wir lasse» den Inhalt der abgegriffenen Blätter folgen. »Am 3. August 18 . . Heute kam Brian Marcliffe abermals zu mir mit jener grheimoißvollen und zugleich drohenden Miene, die ich zu meinem Schrecken schon seit einiger Zeit an ihm bemerke Was will er damit sagen? Sollte er «m «ein Geheimniß wissen? Unmöglich! ES wäre entsetzlich zn denken. Ich weiß nicht, warum »ies« qnäleudeu Befürchtungen mich nicht »ehr verlassen wollen? Aber bald wird ja da- Meer zwischen mir nud dieser goldenen Hölle, Brasilien, liegen! Ist Bertha die Meine geworden, so reise ch ab und vergesse in meinem britischen Baterlande den ganzen entsetzlichen Traum! »Am 4. August. Heute mußte ich ihm wieder begegnen. Er kam von dem Oberaufseher der Minen und blickte mich mit so teuf lischer Bosheit au! Ich ertrage da» nicht länger — es ist besser, daß ich eine Erklärung herbeizuführen suche. Lieber will ich das Schlimmste erfahren, al» länger in dieser peinigenden Unge wißheit leben. »Warum mußte ich au jenem Unglücksabeude der Verlockung »eS grünen Tische- nud der Karlen unterliegen? Alle» wa» ich elbst besaß, war in weniger als eine, halben Stund« in den Besitz »er Spielbank übergegavgen. Ich kug viertausend Dollar-, die ich an dem Tag« für di« Rechnung meiner Principal« eingenommen hatte, bei mir. Um meinem Verlust wieder beizukommen, spielt« ich mit diesem Beide weiter — anfänglich noch ziemlich besonne«, bald gewinnend, bald verlierend — Kanu immer leidenschaftlicher, bi» eudlich auch das letzte Goldstück in de« Händen de- Bankhalter- war. — Al- ich an- dem wahnsinnige« Rausche erwachte, der mich um fangen hielt, kannte meine Verzweiflung keine Grenzen. Bon Schande «nd Entehrung bedroht, dachte ich an Selbstmord. Aber ich bin jung — mein ganzes Wesen sträubt sich gegen die Vernichtung! Ich wnßte einen ander« Ausweg finden und beschloß endlich, mich meinem Onkel in London zu entdecken. Ihm darf ich vertrauen, er ist reich und hat mich lieb — er kann «nd wird mich aus der entsetzlichen Lage befreien, in die mein Leichtsinn wich gestürzt hat. Ich schrieb an ihn, gestand meinen Fehltritt ein, ohne ihn zu beschönigen, und bat ihn um die Mittel, die verspielte Summe zu ersetzen. Nun galt e» nur noch, Zeit zu gewinnen. Da- Deficit durste nicht entdeckt werden — ich mußte mich zu einer Fälschung, einem Rechenfehler entschließen. Seitdem habe ich keine ruhige Stunde verlebt. Die Antwort meine» Onkel- bleibt länger ans, al» ich erwartete. »Am 5. August. Mein Unglück ist sicher! Das Gefürchtete ist geschehen. — Marcliffe hat mir nachgespürt und Alle- entdeckt! Er deutele an, daß e- ein Mittel gebe, mich vor Schande zu bewahren die- Mittel ist — kaum vermag ich es niederzuschreiben —. Unmöglich ! Tausendmal unmöglich! Bertha würde nur einwillige« ihn zn hei- rathen, wenn ich ihr Alles sagte, wenn sie wüßte, daß sie mich rettet, indem sie sich selbst opfert. Kan« wirklich ei« Mensch Teufel genug sein, um so Entsetzliche- z« fordern?' »Am 20. August. Fahre wohl für immer, Land der Diamanten de- Reichthums und des Elend». Ich habe die Aussicht auf goldene Schätze, aber auch die Furcht vor der Entdeckung weine- Vergehens hinter wir gelassen. Es ist vorbei — hoffentlich für immer I Bertha, die jetzt die Mriuige ist, schläft sriedlich neben mir, und der einzige Laut, der durch die Nacht dringt, ist da- einförmige Plätschern der See gegen die Planken des Schiffes, das u»S jeden Moment weiter vom Orte der Gefahr entfernt. — Dem inner« Richter werde ich freilich nie zu entfliehen vermögen. Immer wird der im dichten Mimosengebüsch verborgen« Leichnam vor wir stehen. Gebe Gott, daß der kalte Mund deS Todteu nicht den Namen des Mörders nennt! — Kaum weiß ich recht, wie das Schreckliche geschehen ist. Am Montag Abend, als ich dos Bureau verließ, kam Brian auf mich zu und verlangte, ich solle eine« Spaziergang nach de alte» Oliveuza'S Saffeeplantage mit ihm machen. Ich sagte zu und wir begaben uu» auf den Weg, al- di« Sonne sich eben i« Westen neigt«. Ich war von der nagendsten Unruhe gepeinigt, nud dennoch erinnere ich «ich mit merkwürdiger Deutlichkeit jede» kleinen Umstande». Der Abend war köstlich, der Himmel klar und glänzend, nur um den ausgehenden Mond lagerten einige licht« Wölkchen, kein Lüftchen regte sich Brian ging stumm neben wir, und schon hatten wir die Plantage fast erreicht, ohne daß er ein Wort gesprochen. Nur dann »nd wauu traf mich ein dunkler Blick seine- Auge» und ich wußte, daß er den Schlag vorbereitete, de« «ein Glück nud mein Leben zerschmettern sollt«. »Da hast meine« Vorschlag also überlegt und nimmst ihn an?' fragte er endlich kalt «nd höhnisch. — »Wer sagt da-?' entgegnet, ich an-weichend. — »Ru«, dn weißt, daß die Folgen einer Weigerung ebeu so hart für dich sti» würde«, wie sie unvermeidlich wären,' er» widerte er. — »Dn kannst wich nicht in'» Unglück bringen wolle»,' sagte ich. »Dn weißt, daß ich beabsichtige, vollen Ersatz zu leist». Da« Geld von meine» Onkel kann mit jedem Schiffe einlreffm.' — »Und du weißt, daß ich beauftragt bin, «ine Revision der Bücher und Taffen vorznuehme« — ich werde morgen damit aufaugeu,' sprach er kalt, indem er mir den Rück» kehrte. In mir kochte eine wilde Wuth gegen dm Mann, der mich de« Verderben überliefert«, weil ich ihm nicht mein ThruersteS opfern wollte. Es war mir eine Erleichterung, al» er ging, denn ich fühlte, daß seine Blicke und Worte mich zum Aeußersteu trieb» — da ließ sein böser Engel ihn »och einmal umkehren. Wa« er sagte, weiß ich nicht mehr genau. Ich erinnere mich nnr noch wie im Traume, daß Bertha'» Name ausgesprochen wurde und daß er mir auf's neue dm Vorschlag «acht«, ihrer Lieb« nud ihrem Besitze zu entsag». Uut« dieser Bedingung wolle er sich morgen bei de, Revision unserer alten Freundschaft erinnern. Daß er diese Worte brauchte, weiß ich «och bestimmt, denn »S waren die letzten, die über seine Lippen ginge». — Eiu blutrother Schleier legt« sich über meine Auge« »nd, nicht mehr Herr meiner selbst, riß ich meftr Messer aus der Tasche und kürzte auf ihn zu. Er packte meine linke Hand mit den Zähne», wie eine Tigrrkatzr — «ine Mionte rang» wir auf Tod und Leb», aber er war ohne Waffe« und di« Verzweiflung, der Wahnsinn, der wich gepackt hatte, gab mir Riesenkräfte. Als ich wieder zu mir elbst kam, sah ich ihn regung-lo- vor mir auf dem Boden lieg». Die Hände, die er gebraucht hatte, um weine Streiche abzuwehre«, waren zerfleischt, seine Augen gebrochen, im Hals« und in der Brust klafften tiefe Wunden und Gra» und Gestrüpp waren im weit» Umkreise von Blut geröthet. Ringsum war alle- still, die entsetzliche, grauenvolle Thal hatte keinen Zeugen gehabt — aber in mir hörte ich jene Donnerstimme, welche da» erste Menschenpaar au- dem Paradiese trieb. Ich wußte, daß die Pforten irdischer Glückseligkeit für mich fortan geschlossen waren, wie di» der ewig». Wie von tausend Furien gejagt, floh ch von dannen. „Bertha ahnt nicht- von meiner That. Sie weiß nur, daß Brian mich wegen einer Geldsache in dm Händen hatte und mich zur Flucht trieb. Wüßte sie, wie schwer «ein Gewissen belastet ist, sie chlikfe nicht so ruhig. Aber in England wird ja alle- gut werde«! Gebe nur Gott, daß wir eS glücklich erreich»! — Ich will für einige Minuten hinauf in die frische Nachtlust geh», um mein auf« geregte- Blut zu beruhigen Da- Schreckliche ist mir durch da» lliederschreibeu wieder so ganz lebendig geword». Meine Puls« chlagen fieberhaft; e» würde ei» vergeblicher Versuch sein, jetzt schlafen N wollen — und doch bin ich froh» dem todteu Papier auvertrant zu haben, wa- ich keinem lebenden Wese« vertrau» darf!' ,18. Oktober. Wir erreicht» heute Nachmittag, an Bertha'» Geburtstage de» Canal. Eie »ahm da- für «in gutes Om» «nd war fröhlich wie ein Kind, so daß ich selbst — zum ersten Male seit ich Rio verlassen — da- furchtbare Geheimniß, da- weine Seele bedrückt, für eine Stunde lang vergaß.' ,16. Oktober. Die erste Nachricht, di« ich bei unserem Eintreffen in London empfing, war die. daß mein Onkel plötzlich gestorben ist nud sein« Angelegenheiten in der größt» Verwirrung hinterlass» hat. Damit find alle mein« Hoffnung», alle meine Pläne von Grund au- zerstört. Der Anfang ist trostlos und ich fangr an, für di« Zukunft zu fürchten " Hier fehlte» mehrere Blätter au» dem Tagrbuche. Die folgend» Aufzeichnungen waren karg und kurz und durch lange Pausen unter brochen. — Alle», wa- aus den unzusammenhängend» Notizen hervor- ging. war, daß der Unglückliche Täuschungen erfuhr nud sich vergeben» abmühte, sich eine Existenz zu schaff». Die Unmöglichkeit, sich auf eineu der Directoreu der Minen in Brasilien zu seiner Empfehlung zu berufen, legte ihm überall Schwierigkeiten in den Weg und der Tod de- Onkels beraubte ihn der Grütze, auf die er so fest gerechnet hatte. (Fortsetzung folgt.) zu halten von alle« »Byzantinismus' bekennt der Verfasser in der Vorrede als sein redliches Wollen, und daß er die» vollständig ver mocht und erreicht hat, ist eine Hanptrigenschaft deS Buches, eine Eigenschaft, die mau ihm allerorten nachrühmen wird. Da» Bild unseres Heldenkaisers — eS braucht nur treu und klar gezeichnet zu sein, um groß und herrlich zn erscheinen; und wie schlicht nud einfach wird uu» hier der Mann vorgrsührt, wie tief und eingehend das Wirken deS Fürsten nn» geschildert! Gewiß ist gerade dies Kaiserbuch dazu angethan, lies einzuwurzeln in dem deutsche» Volk und vor Allem die deutsche Jugend den deutschen Kaiser verstehen zu lehre» — ver steh» heißt hier verehren. — Soeben ist das erste Heft de-Jahrgang» 1886 der »Garten laube' erschiene». Die Ausstattung desselben müssen wir unbedingt a s überanS glanzvoll bezeichnen, denn wir finden in demselben eine Reihe trefflicher Holzschnittreproductiouen »ach Vorlagen unserer beste« wrderven Meister, wie F. Defregger, HanS Canon, Karl Spitzweg, Richard Püttner re., sowie zwei sehr gelungene Nachbildungen der berühmten »Betteljungeu' Murillo'S au» der Münchener Pinakothek, deren künstlerischer Werth von Fr. Pecht den Lesern erläutert wird. Diese« Kuvstblättern schließt sich eine Reihe anderer an: flotte Zeich nung» aus der Berliner Gesellschaft von H. Schlittgen, ein charakteri stische» Portrait Zieten's nach dem Towuley'scheu Kupferstiche aus d-m Jahre 1786, Bilder von den Marichallinseln, der neuesten kolonialen Erwerbung Deutschlands, nach Originalvorlagen de- be rühmte« Forschnngsreisenden vr. O. Finsch, interessante Thier- und Landschaftsbilder zu dem Artikel von A. E. Brevm und viele andere kleinere Genrebilder, sowie naturwissenschaftliche und technische Ab bildungen. Nicht minder reichhaltig ist der Jnhali de-, betreffenden Hefte» der »Gartenlaube'. Eine kurze Ueberficht schon zeigt, daß die Leitung diese» so weit verbreitete« deutschen Blatte» ihrer Aufgabe durch Heranziehung unserer besten Autoren wohl gewachsen ist. — Ein Büchlein, ganz ander» wie seine Genossen ähnlichen In halt-, ist soeben in C. Koeuitzer's Verlag. Frankfurt a. M., erschienen: »ES schickt sich nicht'. Ein Handbuch der mehr oder weniger vorherrschenden Mißgriffe und Fehler in Umgang und Sprache. (Preis M. 1.) Hübsch ist an dem Büchlein, daß e» beide Arten d«S Verhalt»», die eine als Verbot, die andere als Gebot nebeneinander stellt. Der Vergleich bleibt stet« anziehend und nutzbringend. Er klärt besser, als jedes Erkenntnißmittel über das Gleiche im Wesen und über di« Besonderheit zweier ähnlicher Dinge ans. x. A«A Himst <m- «iede«. — LiSzt-Stipendium. Bon London wird geschrieben: Es ist im Plaue, zur dauernden Erinnerung an den bevorstehenden Be such Franz LiSzt's in Lonvon nach äbjähriger Abwesenheit ein Sti pendium zu stiften, für welche- alljährlich Zöglinge der kgl. Mufik- academi« in London concurriren können. Dieses Stipendium wird die Bezeichnung „l-isrt sedolarsdip" führen. — Eine der ältesten Nelkensammlunge« in Europa ist diejenige von Ehr. Lorenz in Erfurt. AlS hervorragende Neuheit und Resultat sechsjähriger Cultur führt der genannte Blumenzüchter gegenwärtig eine prächtige und in ihrer Färbung ganz eigen tbümliche Nelke in den Handel eiu, die er nach dem bekannten schönen Schmetter ling mit dem Namen .Trauermantel' belegte. So wie die Flügel dieses Thierchens haben die Blätter dieser Nelke eine ernste, dunkle Färbung in den Schattiruugen von Purpur bis Schwarzpurpur, und dürfte mit ihr die Zahl der zu Trauerdeeoratiouen verwendbaren Blumen um eine sehr wirkungsvolle Speeies vermehrt worden sein, während sie sich gleichzeitig auch als effectvolle Schuittblume ersten Ranges für jedes andere Arrangement verwenden läßt. — Todtenopfer. Senator Leland Stanford von Kalifornien hat 88,000 Acker Land im Werthe von 3 800,000 Dollars zum Gedächtuiß seines verstorbenen Sobues der Universität zu Palo Alto in Kalifornien als Stiftung geschenkt. — Schändlich mißbrauchter Aberglaube. Dem »Kur. Warsz.' wird folgende fast uriplaublich klingende Geschichte erzäblt. ES ist im Wolhynischen ebenso wie anderswo der Klaube verbreitet, der Strick, mit dem sich Jemand erhängt hat, sei ein Talisman und bringe dem Besitzer Glück. Es kommt daher vor, daß abergläubische Leute Stücke solcher Schnür« oder Stricke mit schwerem Geld bezahlen. Ein gewisser Timvfei Griz machte sich diesen Aberglauben zu Nutze, indem er Stricke zollweise zn 2, 3 auch 8 Rubel pro Zoll verkaufte. Um seine Kunde« zu versichern, daß die betreffenden Talismane wirklich von Erhängten herrühren, führte er sie in den Waid, wo er ihnen von Ferne einen Erhängt» zeigte. Man mochte die Polizei ans den Unfug aufmerksam und da stellte cs sich bemuS, daß der genannte Griz eine niederträchtig« Schändung vou Leichen betrieb welche er auS ihren auf dem im Walde beleg»» Friedhof befind lichen Gräbern herauSfcharrte und dann ousknüpste, um aus diese Art auS der Dummheit und Leichtgläubigkeit ungebildeter Menschen Capital z« schlagen. — Der neueste Sport. Die .World" erzählt allen Ernstes: Der Pariser Maler Joraiu, der gegenwärtige Anführer der Pariser BivcurS — sie nennen sich in diese« Augenblicke „Uannös" — hat in der Verzweiflung tödtlicherLaugeweil« «inen neuen Sport erfunden: die Schnecken««»». Die Rennbahn ist ei« lange», glatte» Bret, au dessen oberem Ende ein Licht angebracht ist, auf welche» die Schnecken zuknechen, wenn der übrig« Raum verdunkelt wird. Winzige Hürden und ein kleines Bächlein find auf der Bahn angebracht, «nd die Schnecken, unter denen «S bereits berühmte Renner giebt, werden im „Handicap' mit ongrklebte» Lehmkügelche« beschwert. — Die schußfertige Iran CloviS HugueS in Pari- Hat jetzt die Büste deS Advokaten Gatinea«, der sie bekanntlich mit so merkwürdigem Geschick bei ihrem Prorrß vertheidigt hat, vollen;,q und wird bas Bildwerk im nächsten »Salon' zur Ausstellung bringen. Es fragt sich nur, wer von Beiden eS mehr verdient hat, auS- gehane» zu werden, der Advokat Gatineau oder Frau Clovi» Hugues? — Der Nothsänger. Die Wiener »Presse' schreibt: „Wir können nicht umhin, einer Neu-Eiuführnug im Operntheater Erwähnung zu thun, welche bestimmt ist, der Sventnalilät der Störung einer Vorstellung durch kleine Indispositionen und Passage:, Heiser keiten von Säugern zu begegnen. Seit einiger Zeit fnngirt nämlich bei »gefährlichen Vorstellungen' ein Souffleur i« Operntheater, welcher neben dem Sousflirbuch auch eine GesangSparitnr vor sich liegen hat, uw im Nochsalle für einen zu DiStonationeu oder sonstige« leinen Verstößen neigenden Künstler rasch einznspringeu. Selbstver- tändiich ist dieser rettende Genius im Souffleurkasten «in wohlge- chulter Sänger, der, wie aufmerksame Habituüs der Hofoper behaupten, über eiu sehr klangvolles und vielseitige» Organ verfügt. Wenn sich diese erfreuliche Neuerung bewährt und auch die Dameupartien dnrch das Eugagement einer ersten Souffleur-Primadonna für all« Unfälle gesichert werden, so kan» man in Anbetracht dieser originellen Doppelbesetzung der Partien dem ungefährdeten Verlaufe aller Vor- tellungeu im Opernhause mit vollster Beruhigung entgegeuseheu.' — Drei Jahre unschuldig im Zuchthaus, gesessen! Ein Weib, welche» kürzlich in Köln verstarb und in einem Proeesse wegen Straßenraubes die HauptbelastungSzengru abgab, hat ans den» Sterbebette bekannt, daß sie eine« Meineid geleistet habe. Da» un glückliche Opfer ihrer Handlungsweise ist infolge dessen au» de» Zuchthaus« nach dreijähriger Haft entlassen worden «nd wird dem nächst die Wirderaufuahme de» Verfahren» stattfinde». Für d« rÄaetionellen Theil v«ant«orUich: Franz Götze in Chemnitz. — Drnck und Verlag von Alexander Wird« in Chemnitz.
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