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r«4 «der die mächtigen Felsenkuppen streckten freudig, wie vom langen Schlafe erwachende Riesen, ihre . grün bewachsenen Häupter ln die blaue, laue FrühlingsLuft empor. Die Elbe wob ihr vpm Eist befreites Silberband um dm Kuß der Fest- ung und des gegenüberliegenden Liliensteins, und schon belebten den Fluß sanft dahin gleitende Fahrzeuge. So warm die Beschauer bis zu der G-orgenburg, einem runden, thurmartigen Gebäude- am östlichen Rande der Festung gelegen, gekom* mm. Sine Freitreppe führte in das erste Stock- w«k hinauf,-welche der C-mmandant betrat, um seinem Begleiter von dem, nach dem Flusse zu befindlichen Zimmer die Krone der Aussicht zu zpigen. Wohl war diese entzückend, doch nur für den freien Menscheu, nicht für einen Ge fangenen, welcher hier, wie Kyau dem Bgron jetzt eröffnete, sein Leben beschließen sollte. Die bit tere Pille wurde zwar durch die Versicherung ver silbert, daß dem Gefangenen täglich 16 Groschen zu seinem Unterhalte angewiesen wären; allein was war diese Gabe gegen Klettmberg's frühere Geldmittel, gegen die verlorene Freiheit! Klettenberg, welcher in der Zeit von drei Jahren nichts gearbeitet hatte, suchte die schnöde vergeudete Zeit durch desto größeren Fleiß wieder zu ersetzen, indem er mit einem, in seinem Schuhe verborgen getragenen Federmesser in kaum an derthalbmonatlicher Krist den Fußboden seines Gefängnisses zerschnitt und somit Ln das darun ter befindliche, schlechtverwahrte Erdgeschoß ge langte. Bon hier aus gewann er das Freie und Keß sich bei Nacht an einem, aus seinem zer schnittenen Mantel gefertigten Seile glücklich den steilen Felsen hinab. / Dieß geschah in der Nacht vom 1. zum L. Mai 1719. Lieber Leser, kannst du dir die wonnigliche Lust denken, welche die Brust eines beschwingten Bogel- durchzuckt, der nach mehrjähriger Sinker- kerung in einem engen Käfig, wo er nur von einem Stengel auf dem anderen und wieder zu- rückhüpftn kann, frei die Lust durchschneidet? Solch' unsägliches Gefühl, jedoch vermischt mit dem der Furcht, durchwogte den Flüchtling Klet- tenbrrg, als er, seit langer Zeit,, seine Füße weit auSschreiten lassend, durch Busch und Thal und Feld, scheu, wie ein schüchternes Reh, davon- huschte. Da Klettenberg-: aus Furcht vor der Entdeckung, nur langsam und mit großer Vor sicht vorwärts? drang, H war bereits der Tag an gebrochen,^ als er: erst die Gegend des Gorisch- steins erreicht hatte. Oftmals chatte er mit angst vollem Blicke sich nach der Bergstraße umgeschaut, ab sich dort mcht em Anzeichen kund gebe, daß seine Flucht entdeckt worden sei-nRach dem »a- hvn Böhmen stand Hektors Sin», und darum wagte er es, auS seinem Verstecke hervorzutreten und den Weg nach jenem Lande rinzuschlagen, obschon er ein? paar Landimtv,auf einem nahen Felde mit Arbeit beschäftigt M. Denselben einen guten Morgen bietend, schritt er -eck au ihnen vorüber und begann mehr ^rnd wehr seine Küße in Thätigkeit. zu setzen. Da blitzte eS oben an der Festung, Rande. Donnernd wälzte sich her KnaT des Kanonenschusses daher und hallte zehn fach wieder in den mannigfachen Gründen rund- um.<z Zugleich^ flatterte em rother Wimpel an einer Hohm Stange empor, das bekannte Zeichen, daß ein Deserteur der Festung eMsprungen sei.-- n : Dieser Anblick schärfte plötzlich und wunder sam der Bauern Augm, denn auf das Einfangen eines Flüchtlings war eine namhafte Belohnung ausgesetzt. (Fortsetzung folgt.) Schleswig-Holstein. Die Augen Deutschlands isind jetzt auf den Norden, aus Schleswig-Holstein, gerichtet, der Kampf hat daselbst begonnen, und die zahlreichen Freischaaren, welche auS allen Theilen des deut schen Vaterlandes dahin strömen, beweisen,^ daß es sich hier um eine Sache handelt, bei der eben so sehr die Ehre als der Vortheil Deutschlands in Frage kommen muß. Der historische Zusam menhang und die Thatsachen, worauf sich Deutsch lands Ansprüche oder vielmehr das Detttschlhum Schleswig-Holsteins stützen, dürsten einem Theile der geehrten Leser der Dorfzeitung mcht gleich gegenwärtig sein, und so glaube ich Manchem der selben eine« Dienst zu erweisen, wenn ich in der Kürze einige hierher gehörige historische Thatsachen in's Gedächtniß zuruckruse. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in den Ge bieten am Ausflüsse der Elbe, welche jetzt dir beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein assmachrn, deutsche Völkerschaften schon rn den allerältesten Zeiten Wohnsitze gehabt hatten, die aber von den aus Schweden und Norwegen herüberstreifenden Scandinaven fortwährend belästigt und endlich zum Theil unterworfen wurden. Allein schon Karl der Große setzte ihrem weiteren Vor dringen einen Damm entgegen und warf die Dänen über die Eider ein großes Stück zurück. -Noch mehr geschah dieß unter Heinrich 1., der gegen sie die Mark Schleswig errichtete und ber den Dänen das Christenthum einführte. Dieft Mark bestand bis 1026. Otto H. besiegte den dänischen König Harald, die Sachsen erstürmten unter ihrem tapferen Herzog Bernhard die Grenzschanzen der Dänen, und dre Deutschen legten den Grund zu der Grenzfestung Rendsburg. Das war um das Jahr 976. ReridSburg wurde aber schon 983 von den Dänen wieder zerstört und der deutsche Kaiser Konrad U. trat 1026 sogar die ganze Mark Schleswig an den großen Dänen- ckönig Kanut ab, da jenem daran gelegen war, diesen zum Freunde zu haben. Das Land selbst blieb nichtsdestoweniger nach seiner Sprache und seiner Sitte ein deutsches, und später stellte Hein rich V., von 11Y6 bis 1125 deutscher König, dw altt Reichsgrenze wieder her und drängte nach her Besiegung ides inländischen Königs Go-m