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dortige Bevölkerung fast Durchgängig sich dem Kaiserhause treu ergeben zeigt. Der Erzherzog Johann hat bereit- einen Aufruf an die Tiroler und Boralberger erlassen, worin er zur Vertreib ung der Eindringlinge auffordert; er selbst ist in ihre Mitte geetlt, um an dem Kampfe Theil zu nehmen. — Die in voriger Rümmer gemel- « dete Schlappe, welche die Oesterreicher durch da- sardinische Heer am 8. April bei Goito erhalten, bestätigt sich vollkommen; nach dem officiellen piemontefischen Bulletin find 2000 Oesterreicher gefangen genommen und vier Kanonen erobert worden. Der Oberbefehlshaber Radetzky will eine Hauptschlacht vermeiden, bis er fich mit dem Rugent'schen CorpS, welches über Treviso zu sei ner Hülfe anrückt, vereinigt haben wird; diese Ver einigung soll in den ersten Tagen des Mai erfolgen. Die Festung PeSchiera ist von den Piemonte sen bi- jetzt vergeblich belagert worden, und die österreichische Besatzung hat den Platz behauptet. In Prag herrscht eine sehr gereizte Stimm ung gegen die Juden, welche durch ihre viel fachen Uebergriffe die handel- und gewerbtreiben- den Classen auf das Höchste erbittert haben. Schon sind mehrfache einzelne Erceffe vorgekom- men, aber man fürchtet einen allgemeinen gewalt samen Conflict, denn der Haß gegen die Israe liten wächst mit jedem Tage. Spanien. Nach der Angabe französischer Blätter hat sich die karlistische und die republi kanische Partei in Spanien vereinigt, um die gegenwärtige Regierung zu stürzen und den Grafen Montemolin mit einer freim Verfassung auf den Thron zu setzen. Schon haben sich die Parteien unter ihre Führer geschaart, und der Ausbruch des Aufstandes scheint zunächst in Arra- gonien und Catalonien vorbereitet zu sein. Großbritannien. Der aus Berlin nach England geflüchtete Prinz von Preußen (muth- maßlicher Thronfolger des jetzigen Königs) lebt mit den in London versammelten Diplomaten auf ehr vertrautem Fuße. Bei den bekannten Grund ätzen deS Prinzen, welche dem neuen Umschwünge '»erDinge nichts weniger als hold sind, betrach tet man die Schritte desselben mit gerechtem Miß trauen, und sein enger Verkehr mit dem Vertreter Rußlands ist nur dazu geeignet, dieses Mißtrauen zu vermehren. Im Uebrigen traut man auch der Politik Englands nicht, welches in Bezug auf den Streit Deutschlands mit Dänemark trotz sei ner gegebenen Erklärung (s. Nr. 16>sich mehr auf die dänische Seite zu neigen scheint, da eine Erstarkung Deutschlands den englischen Interessen natürlich mehrfach entgegenläuft. In jedem Falle halben wir Deutschen alle Ursache, auf unserer Hut zu sein. Frankreich. Eine Feuerprobe hat die junge Republik glücklich überstanden. Schort seit einiger Zeit hatte sich eine Partei aebildet, deren Endziel dahin ging, die gemäßigtsten Mitglieder der provisorischen Regierung, darunter den edeln Lamartine, zu stürzen und Leute ihres «chlag- an deren Stelle zu setzen. An der Spitze dieser Bestrebungen steht A. Blanqui, ein Mann, über dessen Moralität in letzterer Zeit sehr zweideutige Dinge umgelaufen find. Bor Allem hatte man da für gesorgt, die Masse auf die Beine zu bringen, weil Pläne wie die obenbezeichneten dann am allerersten auf einen Erfolg rechnen können. Am 16. April, einem Sonntage, fand eine große Ar beiterversammlung auf dem MarSfelde statt, um die Candidaten zu den Offizierstellen der Natio nalgarde zu erwählen; Überdieß'hatten die schon vorher verbreiteten Gerüchte die Neugier der Pa riser in hohem Grade angeregt, und auf den größeren Straßen und den öffentlichen Plätzen 'versammelten sich Lausende von Menschen. Die Regierung schien von Dem, was vorgehen sollte, genau unterrichtet und ergriff energische Vorsichts maßregeln; eS wurde Generalmarsch geschlagen, und in kurzer Zeit stand die gesammte National- garde unter dem Gewehr, um jede Ruhestörung kräftigst zurückzuweisen. Mittlerweile hatten die Pläne der Rädelsführer bei den Arbeitern nicht den geringsten Anklang gefunden; letztere wollten fich nicht zu Werkzeugen gebrauchen lassen und lehnten jeden Gewaltschritt mit Entschiedenheit ab. Da daS Gerücht von einem beabsichtigten Hauptschlage allgemein war, so beschlossen die Arbeiter, 20,000 an der Zahl, sich unbewaffnet und in geordnetem Zuge nach dem Stadthause zu begeben, um der provisorischen Regierung ihre Ergebenheit zu bezeigen. Diese Demonstration lief ohne alle Ruhestörung ab, und als Lamartine mit den anderen Mitgliedern der Regierung auf den Balkon trat, um daS Volk anzureden und ihm für seinen Ordnungssinn zu danken, entstand ein ungeheuerer Enthusiasmus. Arbeiter und Na tionalgardisten umarmten sich, und dazwischen er tönte aus Hunderttausenden von Kehlen der Ruf: „Es lebe die Republik, es lebe die provisorische Regierung! Nieder mit den Communisten!" Die Führer der letzteren sind eS nämlich, welche den Handstreich zunächst beabsichtigten. Der Erfolg muß sie aber vollkommen überzeugt haben, daß ihre Pläne im Volke keinen gedeihlichen Boden finden. Die Erregtheit der Pariser dauerte zwar noch mehre Tage fort, doch ist die Ruhe in kei ner Weise gestört worden. — Am 20. April hat in Paris ein große-Volksfest stattgefunden; die Legionen der Nationalgarden, sowie die Regi menter der Armee, empfingen aus den Händen der provisorischen Regierung die Fahnen der Re publik, und die Bevölkerung von ganz Pari- nahm an dieser Nationalfeier Antheil. Die provisorische Regierung hat verfügt, daß die zeither geltende Unabsetzbarkeit der Richter künftig aushören solle; mehre Richter haben dem zufolge freiwillig ihre Stellen niederaelegt, da sie mit vollem Rechte durch jene Verfügung die so nöthige Unabhängigkeit des RichterstandeS ge fährdet sehen, und man weiß in der Lhat nicht,