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ächsische DocheitllU 63. Jahrgang Donnerstag, den 21. Wovemver 1901 Inseraten- Un»atz»estelen: u°,»-r-°-L »N« nicht^nachlaffen, wie langsam und mühevoll sie auch ist. »erden bis Montag, Mittwoch u. Freiing Mittag angenommen und kosten: die 1 spalt. Zelle SO Pf. Unter Eingesandt: MPf. A. L Daub« « To. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., ». »ohl, AessrlSdorf, Hugo MÜchler, Löpschmbroda u. s. w. Abonnement»- Preis: vierteljährl. M. 1,80. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten Bei freier Lieferung in- Haus erhebt di« Post noch eine Ge bühr von 25 Ps. Erde, hieß e» allgemein, sei auSgetheilt, wir wären da bei zu kurz gekommen, wa- zu beklagen, nun aber nicht mehr zu ändern sei. Wa- in Afrika noch zur Ver- theilung stände, seien Sumps- und Fteberlandschasten oder wüste Steppen. Die Kosten an Geld und die Opfer an Menschen, die nothwendig wären, diese Gegenden zu besiedeln oder ertrag-fähig zu machen, würden in keinem Berhältniß zu den Vortheilen stehen, die wir jemals daraus zu ziehen vermöchten. Die Meinung, die zuerst durch Lodden und seine Freunde in England aufgekommen war, daß jeder koloniale Besitz für da- Mutterland zunächst eine Last und eine Gefahr und zuletzt eine Enttäuschung sei, wirkte auch bei uns nach. Gegen so viele Vorurtheile und Hindernisse hat die deutsche Kolonialgesellschaft mannhaft gekämpft, die seit dem Jahre 1887 auS dem deutschen Kolonialveretn entstanden ist und eS vor Allem bezweckt, die nationale Arbeit der deutschen Kolonisation zuzuwenden und die Erkenntntß ihrer Nothwendigkeit in immer weitere Kreise zu tragen. Stark waren die Mißerfolge unserer ersten kolonialen Gehversuche. Aufstände, HungerSnöthe, Rinderpest, Schädigung der mühsam angepflanzten Kaffeebäume, Vernichtung der Getreideernten durch Heuschrecken — das waren trübe Nachrichten, die aus unseren ersten Kolonien nach Deutschland drangen. Aber trotzdem setzten wir unseren Fuß entschieden und sicher vorwärts. Unsere Festsetzung in Neu-Guinea, auf Samoa und den Karolineninseln hat un- für den künftigen Handel in der Südsee einen entscheidenden Platz und Standort gesichert: Kamerun und Togo, Oft. und Südwessafrika sind unter deutscher Herrschaft nicht nur erforscht und von der Plage der Sklavenjagden befreit worden, auch ihr materielles Gedeihen schreitet von Jahr zu Jahr fort. Die Plantagen in diesen, die Viehzucht in jenen Landschaften erweitern sich, schon findet ein kleiner Theil unserer überschüssigen Bevölkerung in den Kolonien Beschäftigung und ein lohnendes Auskommen, schon gelangen, wenn auch nur spärlich und gleichsam ver- suchSweise die Produkte unserer Kolonien auf unseren Markt. Unsere Niederlassung in Tsingtau erregt die Eifer sucht der Engländer, die darin ein nordchinefischeS Hongkong wittern; die Größe und Sicherheit dieser Meeresbucht sichert ihr in der Zukunft für den Verkehr den Vorzug vor dem russischen Port Arthur und dem englischen Wei-hai-wei. Kurz: Deutschland hat in Afrika, in Ostasien und in der Südsee festen Fuß ge faßt, für unseren Handel, unsere Industrie, unsere Be- völkerung ist dort ein eigener Grund und Boden ge wonnen, den zu entwickeln und immer ertragSsähiger zu machen, einzig von der deutschen Thatkiast und Unternehmungslust abhängt. Eine ruhige, fonfchrettende Exped. ll. Redaktion Tre-ben-Nenftabt kl. Meißner Gasse 4» Die Zeitung erschein» Ttenftag, Tonnerfta» und eonuaben» Deütsche Kolonien. Nm heutigen Donnerstag tritt der deutsche Kolonial- rath wieder zu einer Reihe von Sitzungen zusammen, in denen die Etats der Kolonien, die fortschreitende Abschaffung der Sklaverei, die Arbeitsordnung in Kamerun und andere Maaßregeln zur Hebung unserer deutschen Kolonien zur Berathung stehen. Vor sechzehn Jahren wurde zuerst in Kamerun und Südwestafrika die deutsche Flagge gehißt und seitdem ist unser kolonialer Besitz beständig im Wachsen, ohne freilich bis jetzt greif bare Vorlheile werthvollerer Art zu bringen oder auch nur für die nächste Zeit in Aussicht zu stellen. Dem Flächeninhalte nach ist unser Besitz so unscheinbar nicht, denn er repräsentirt mit seinen 2,593,384 qkm über 481 Procent des Mutterlandes. Allein waS will daS sagen gegen die 27*/, Millionen Quadratkilometer eng lischen und die ziemlich 17 Millionen russischen Kolonial besitzes! Auch Frankreich ist uns mit ziemlich 4 Millionen Quadratkilometer noch weit überlegen. Allzu spät fast sind wir in die Reihe der Seemächte und der überseeischen Handelsmächte getreten. Mehr als zweihundert Jahre, vom dreißigjährigen Kriege bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhundert-, ist Deutsch land von dem Welthandel so gut wie ausgeschlossen gewesen. Die Bemühungen des Großen Kurfürsten, sich eine Kriegs- und Handelsflotte zu schaffen, waren in diesem langen Stillstände nur eine rühmliche, aber kurze Episode. Sie hatten keine Folge und erweckten weder bei seinen Nachfolgern noch im Volke Thetl- nahme. So kann eS nicht Wunder nehmen, daß die ersten Versuche, Deutschland einen überseeischen Besitz zu er werben, auf wett verbreitete Abneigung und geringes Verständniß, auch bei hervorragenden Politikern, stießen. Wir Deutsche waren, mit wenigen Ausnahmen, so ganz Binnenländer geworden, daß wir Sinn und Verständ niß für Meerherrschaft und Gründung von Kolonien verloren hatten. Diese Dinge gehörten für uns in daS Bereich abenteuerlicher Geschichtsromantik. Wir be wunderten die spanischen Conquistadoren, die kühnen englischen Seefahrer, aber wir dachten nicht daran, daß auch wir zur Lösung ähnlicher Ausgaben berufen sein könnten. Die Ersten, die für daS große Publikum diesen Bann brachen, waren die deutschen Gelehrten und Reisenden, Barth, Nachtigall, Schweinsurth und RohlsS, die durch die anziehende Schilderung ihrer Fahrten die Phantasie der Leser in die Ferne lockten und ein Gefühl deS nationalen Stolzes befriedigten, daß auch wir, wenn nicht an dem Besitze, so doch an der Erforschung deS dunklen Erdtheils theilnahmen. Aber praktisch wagte man sich nicht zu bethätigen. Die Politisch« W-ltschau. Sketch. Der Kaiser hielt am MonAin^schiff-b^ schlusse an einen Vortrag i" der er seine Ansichten über L^ienschiffstaktik entwickelt^ Wi« die Wiener MontagSrevue meldet, wird zum nächst?« FE°br -'n B-'uch Kais-- beim Kaiser Franz Joseph in Wien erwartet. Fran, Joseph werde I»°.r demnächst dem er- kranken «»"'S «wert von Sachsen einen Besuch m ES verlautet, der Reichskanzler habe die Absicht, -ine sich im Reichstag etwa ergebende Gelegenheit zu benutzen um sich über dre vielbesprochene Aeußerung de- Ministers Chamberlain und die in der deutschen Presse laut gewordene Ansicht, daß die deutsche Regierung eüim .kalten Wasserstrahl- gegen die Chamberlainsche Bemerkung hätte richten müssen, aus- zusprechen.^e g, hki, sind Versuche im Gange, um wieder, wie bei Berathung deS 1878/79 er Zoll tarife-, eine interfraktionelle wirthschaftltche Ver- einigung zu Stande zu bringen. Welchen Erfolg diese Bemühungen haben werden, ist zur Zett noch gar nicht abzusehen. Der Vicepräsident des Reichstages, Abg. v. Fr ege, hat jetzt krankheitshalber einen sechsmona tigen Urlaub nachgesucht und deshalb sein Amt als Vicepräsident des Reichstages n iedergelezt. An seine Stelle dürste Graf Udo zu Stolberg treten. Der Parteitag der Konservativen der Pro vinz Brandenburg hat zur Zollgesetzgebung folgende Resolution angenommen: Bei der augenblick lichen wirthschastlichen Lage hält der Parteitag den Schutz aller nationalen Arbeit, und zwar nicht sowohl der gewerblichen, als auch der landwirtschaftlichen unbedingt nölhig und zwar insbesondere solche land- wirthschaitlichen Zölle für unerläßlich, welche einen im richtigen Berhältniß zu den Produktionskosten stehenden Getreidepreis sichern. Unter dieser Voraussetzung ist er kein Gegner von Handelsverträgen, verlangt aber in diesen ausreichenden Schutz der Landwirthschaft und tritt deshalb unbedingt für Festlegung eines ange messenen MinimalzolleS für alle landwirthschastlichen Erzeugnisse in dem neuen Zolltarifgesetze ein. Im baierischen Landtage sollte Finanzminister Frbr. v. Riedel bemerkt haben, der Reichsetat sür 1902 Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshaupttnannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neusta t, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Lerrman« Müller in Dresden —— IlmMeton. Das Gesellschaftsfräulein. Novelle von Gustav Höcker. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) .So war also-, rief sie endlich, .Dein ganzes Leben, Deine Gesundheit, die Blüthe Deiner Jugend eine Kette von Opfern, welche Tu der FreundeSpfllcht dargebracht hast, während ich mich von Dir verleugnet glaubte! Bon dem Loose der Armuth kann ich Dich befreien, Luise, aber vor der Größe Deiner Seele winde ich mich im Staube und um Dir zu danken, ist die Sprache ohnmächtig. Ich kann Dich nur um Deine Verzeihung anflehen und wenn dem Glücklichen, der mit sehendem Auge irrt, verziehen wird, um wie viel mehr darf eine Blinde auf Nachsicht rechnen? Mein Leiden hat mich verbittert. An den Verlust meine- Augenlichte- knüpft sich die schlimmste Er fahrung meines Lebens. Die traurige Nacht, die wich umgiebt, hielt mir die erlittene Kränkung immer gegen wärtig. Blmd wie ich war, verdammte ich auch blind lings, ohne zu prüfen. Bergieb mir Luise und fortan will ich mein Leiden al- verdiente Buße für da- Un recht, wa- ich Dir angethan, in Demuth und Ergebung trogen. Verzeihe auch Du mrr, Egbert und Du, Hertha, die ich nun, als Tochter meiner Luise, mit doppelter Inbrunst an mein Herz drücke. — Und nun, da ich der Verzeihung Andrer so bedürftig bin, will auch ich verzeihen. So möge denn auch Berthold Stein hiermit von ganzem Herzen vergeben fein, waS er an mir gefrevelt hat und wie ich rhm vergebe, so wolle Gott ihm vergeben!- .Gott ist gerecht!- sagte Luise. .Womit die Menschen freveln, damit straft er sie. Berthold Stein ist nicht glücklich. An jenem äußeren Glanze zwar, den man gewöhnlich Glück nennt, gebricht es ihm nickt. Sein Relchthum ist im steten Zunehmen be. griffen und auch sein Ehrgeiz ist befriedigt, feitdem er den KommerzienrathStitel erhalten hat. Aber jene- G ück, welches dem Menschen vom Traualtar in die Häuslichkeit folgt, ist ihm versagt geblieben. Von zwei Frauen ist er geschieden und die dritte ist erst vor einigen Wochen mit seinem Kassirer entflohen, ohne daß man von Beiden brS jetzt wieder gehört hätte.* .Wie?- rief Georgine. .Bor einigen Wochen sagtest Du! Mit dem Kassirer? Kennst Du vielleicht einen ähnlichen Fall, Luise, der einem Kommerzienrath Plosserheiw begegnet ist?* .Piossenheim ist weder verheirathet noch Kom- merzten: ath-, war die Antwort. .Dann liebe Tante-, bemerkte Egbert, .war jener Komm rztenrath "erthold Stein selbst, den die doppelte Hiobspost vom Verschwinden feiner Göttin und de» KasfiieiS hier auf dem Tulpenhofe ereilte. Er hat D ch nur nicht wissen lassen wollen, daß er Deine Tulpen- srtzlinqe sür seinen Garten nicht verjchn ühte und de-haib den Namen Plossenheim angegeb.n, mit dem er wchr- fcheinllch gut befreundet ist.- .Ja, Egbert, sogar von langer Hand her be freundet-, sagte die Tante sinnend. .Und nun-, fuhr sie noch kurzem Schweigen fort, ihren Gedankenzug unterbrechend .rufe mir den Notar. Ich will Dich von den Jntriguen Deine- Vetter- Fritz sür immer befreien. Er hat sich mir als ein gefährlicher Erb schleicher entlarvt und so möge ihm da- Schicksal zu Theil werden, welche» er D r zugedacht hatte. - .Verstoße ihn nicht, Tante*, bat Egbert und Hertha vereinigte ihre Bitte mit der deS Gatten. Die Tarte aber blieb unbeweglich. .Du hast heute schon einen Sieg über Dich selbst gefeiert Georgine*, redete ihre Luise zu, .so übe nun auch Milde und Nachsicht mit dem leichtsinnigen jungen Mannel* .Leichtsinnig?- wiederholte Georgine im Tone ernsten Zweifels. .Ich fürchte seit heute, eS wohnt ein schlimmerer Ge.st in ihm, al« der des Leichtsinn». Aber wa« Du von mir erbittrst, Lui e, will ich wenig stens nicht ganz verweigern. Iw knüpfe jedoch seine Ansprüche an die Bedingung, daß er überzeugende Be weise feiner Besserung giebt. Bi« dahin soll er unser HauS meiden. Du aber, mein Egbert, follst künftig mcht nur vor Deinem Vetter, soi dern auch vor den Launen einer Blinden aeschützt ftm. Daher trittst Du "1^" h^wen Tage D in Elbe ganz und voll an und wnst A'tbefitzer de« Tulpenhofe», dem Du bi»her ein warst. Sobald ich diese» Se- geordnet habe, kann der Hoch- jttt-fchmauß beginnen - — Ende.—