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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880504
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880504
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-04
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.05.1888
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S Sch fisch er Sa rrd e-'«n-elger. Nr. 108. Freitag, 4. Mai 1888. Erwägung, daß nach Mitteilung des Herrn RcgierungskommissarS «ine reich-gesetzliche Regelung der Frage in Vorbereitung ist, die Staatsregierung aufzusvrdern, im Bundesrath dahin zu wirken, daß «ine baldige gesetzliche Regelung der Herstellung und des Vertriebes dtzs Biere» herbeigesührt werde." — Au» Kamerun werden die gerüchtweise« Meldungen über den Uberfall der deutschen Expedition Lund-Tappenbcck durch den Stamm ,der Bakoko» jetzt vollinhaltlich bestätigt. Beide Herren sind in dem .pattgehabten Kampfe verwundet. Ihre Verletzungen waren indessen «schon Mitte März in erfreulicher Besserung begriffen und geben zu .Besorgnissen keinen Anlaß. Ein ausführlicher Bericht erscheint dem nächst. Beide Reisende klagen sehr über die feindselige Gesinnung «der Eingeborenen, welche mit allen nur erdenklichen Mittel» versuchen, «in Vordringen der Weißen zu verhindern. Italien. AuS Rom wird folgender von uns schon gestern in «inem nach Schluß der Redaction eingctroffenen Telegramm: kurz mit- . getheilter Vorfall gemeldet: Am Dienstag Nachmittag wurden in. Fort 'Tiburtino in Gegenwart des Kronprinzen Victor Emanuel Versuche mit kiner besonderen Art von Dynamit unternommen, welches schwer '«xplodirbar und zum Transport auf weite Entscrnungen geeizner ist. Die Versuche wurden von dem Obersten Benedictio, welcher de» Kronprinzen im Forlificationswesen unterrichtet, geleitet, der Tivi fionScommandant Graf d'Oncien, der Chef des Generalstabes Gras Radicati, sowie ein Kapitän und ein Leutnant im Geniecorps wohnten den Versuchen bei. Um dem Kronprinzen die Nichtexplvdirbarkeit d«s Präparates zu zeigen, das bei den in Afrika stehenden Truppen 'bereits verwendet wird und das bisher noch niemals zu einem Un fall Anlaß gegeben hat, wurde aus einem Vetterligewehr nach einer ' mit Dynamit gefüllte» Büchse ein Schuß abgegeben. Hierbei zersprang «ine der Büchsen, welche Gelatine enthielt, und die Eisensplitter der 'zersprungenen Büchse, welche theilweise zwei Centimetcr stark waren, durchschlugen das Brett, hinter welchem sich der Kronprinz und die anderen Officicre befanden. Der Kronprinz wurde von mehreren Splittern leicht gestreift, der Geniekapitän am rechten Auge ver Wundet. Graf Radicati wurde durch sein Cigarrenetuj gegen eine Verwundung geschützt, welches den Eiscnsplitter aushielt. Ter Kron prinz bewahrte bei dem Unfall große Kaltblütigkeit und Ruhe. Die Officiere deS Forts leisteten den Verwundeten den ersten Beistand, Letztere wurden sodann nach Rom gebracht. Der Kronprinz wurde «ach seiner Ankunft im Quirinal sofort vom Leibarzt untersucht, Welcher die erlittenen Verletzungen als leichte hinstellte. Das Befin den des Kronprinzen war am Abend zufriedenstellend; er hatte that- isächlich nur leichte Contusionen an den Hüften erlitten. General Graf d'Oncien wurde schwer verwundet nach seiner Wohnung gebracht. " .Alle Blätter sprechenden, verletzten Kronprinzen ihre aufrichtige Theil '«ahme aus. Dem Königspaare sind zahlreiche Beileidskundgebungen 'zugegangen. Hrankreich. Präsident Carnot ist wieder in Paris. Glaubt man den antiboulangistischen Zeitungen, so ist er überall auf seiner Meise mit begeistertem Jubel empfangen, schenkt man hingegen den boulangistischen Blättern Vertrauen, so hat man Herrn Carnot über all „Hoch Boulanger!" zugerufen. Die Wahrheit liegt" wohl in der Mitte. England. Die Bestrebungen der einzelnen europäischen Staaten, ihre Kriegsmacht zu erhöhen, haben sich nunmehr auch auf England ausgedehnt. Wie aus London telegraphirt wurde, wird heute der englische Kriegsminister im Unterhause eine Vorlage betr. Vergrößer ung der Wehrmacht Englands einbringen. Rußland. Die wirthschaftliche Lage Rußlands wird von allen Personen, welche daS Zarenreich in letzter Zeit bereist haben, als 'überaus traurig geschildert. Ein Correspondent deS Londoner „Daily Telegraph" schreibt seinem Blatte: „Das grenzenlose Elend und die fatalistische Ergebung des russischen Bauern muß in der Brust des hartherzigsten Steuereintreibers ein Gefühl des Erbarmens erwecken und die Hoffnungen selbst eines sanguinischen Gerichtsvollziehers ver ruchten. Wenn man sagen wollte, daß der Ackerbau in Rußland eine Beschäftigung darstellt, welche den vollkommenen Ruin bedeutet, und daß die Männer, welche hinter dem Pfluge gehen — und das heißt thatsächlich die ganze Bevölkerung Rußlands — gänzlich außer Stande 'sind, jene gewaltigen Steuersummcn zu zahlen, auf welche der Finanz minister Wyschnegradski bei seinen Tascheiispielerstückchc» rechnet, so würde man die Sachlage eher noch zu milde schildern. Das Elend ist ebenso weit verbreitet als tief. Im Norden, Süden, Osten und Westen hört man dieselbe Sprache. Die Dorfgemeinde steckt bis über die Ohren in Schulden, Tausende von Menschen werden von der privaten Mildthätigkeit unterhalten. Tausende halten sich durch Betteln und Stehlen über Wasser, Viele sind vor Hunger gestorben .und sterben noch täglich, und Jeden, der noch ein Obdach hat, unter- 'wirft man der Knute, in der eitlen Hoffnung, ^etwas für die Kunst- »stücke des Finanzministers aus ihm herauszupressen." Das klingt äußerst bitter. — Die „Kölnische Zeitung" bringt einen Alarmartckel aus Petersburg. Sie meint, der Panslavisinus vertraue so fest aus Boulangers Eniportommen in Frankreich, daß es ihm ganz gleich sei, ob Deutschland ganz zu England übergehe oder nicht. Der Kaiser Alexander stehe völlig unter panslavistischem Einfluß. — AuS Wien wird der „Franks. Ztg." berichtet, von den beiden in den letzten Tagen gegen die galizische Grenze vorgeschobenen russischen Divisionen solle das Hauptquartier der einen nach Kaminiz-Podolsk (östlich von Tarnopol), das andere nach Lublin (nördlich von Lemberg) kommen. Orient. Der Militärprozeß in Sofia gegen Oberst Popow und Genossen hat sein Ende erreicht. Alle Angeklagten wurden der Unter schlagung für schuldig erachtet und sind degradirt. Popow erhielt außerdem 4 Jahre Festung, seine drei Mitschuldigen entsprechende Strafen. Der Prozeß nahm im letzten Augenblicke eine überraschende Wendung. Nach den Plaidoyers des Staatsanwaltes und des Ver- theidigers erbat sich der HauptbelnstungSzeuge und Angeklagte Ober leutnant Keljanow das Wort. Er sagte, wie schon kurz mitgetheilt, alle seine im Verhöre gegen Popow abgegebenen Erklärungen wegen Fälschung und Unterschlagung seien unwahr. Er habe dieselben nur abgegeben, weil ihm Freisprechung zugesagt worden sei. Sein Ge wissen lasse ihn aber nicht ruhen und er gestehe nun die Wahrheit. In Sofia machte diese Aussage solches Aussehen, daß die Regierung Truppen zusammenzog, um Ruhestörungen zu Gunsten Popow's zu verhüten. Wie aus dem Urtheil ersichtlich, hat das Kriegsgericht Keljanow's Erklärung keinen Glauben beigemessen oder beimefsen wollen. — Fürst Ferdinand von Bulgarien ist aus seiner Rundreise in Gabrowa am Fuße des Schipkapasscs angekommen. Die Reise verlief bisher völlig ungestört. — Die serbische Regierung versandte ein Rundschreiben an ihre Vertreter, welches entschieden für Aufrecht erhaltung der jetzigen auswärtigen Politik eintritt. Afrika. Von Emir Pascha sind aus dem Sudan Nachrichten von Anfang November eingcgangen. Darnach hatte Emir Pascha, um Nachrichten über Stanley zu erlangen, eine Recognoscirung unter nommen, die aber resultatlos blieb. Emir Pascha war wohlauf und hatte vollen Frieden mit den Häuptlingen der Eingeborenen. Er hoffte, Stanley würde gegen Jahresschluss zum Vorschein kommen. „Du erhitzest Dich, Crocheton," erwiderte die Frau, ihn mit «inem zärtlichen Blicke betrachtend. „Ich weiß da» Alles — ich kenne Dich. Aber hast Du mich damit widerlegt? Ich fürchte, Crocheton — ich will es Dir seit Langem sagen — erinnerst Du Dich nicht an die Geschichte von dem Pfarrer von Beaujolais, der den Teufel so sehr haßte — weißt Du, die Geschichte vom Pfarrer Sevarvl, der dem Teufel eine Falle stellte und sich dann selber da rin fing?" Herr Crocheton hatte sich wieder nach dem Fenster gewendet und trommelte auf der Scheibe. „Da kommt Herr Gerard," sagte er plötzlich, „es ist gut, daß ich ihn sehe. Der gute Junge — wie er rennt, um sein Geld anzubringen. Du wirst ihn daran erinnern, Cati», daß Mademoiselle Suzvn die Micthe noch nicht bezahlt hat." Catin lächelte und machte eine abwehrende Bewegung. „Mein Gott — das hat doch keine Eile. Mademoiselle Suzon wird uns nichts schuldig bleiben." „Nein, nein — halte ihn nur fest. In diesem Falle könntest Du Dich doch täuschen. Man weiß nie, wie lange solche Geschichten dauern — diese Hitze kühlt sich ab — und Geld ist Geld — so lange die Sache neu ist, da wird bezahlt, aber dann —" „Suzon ist ein ehrliches Mädchen, ein recht gutes Kind —" „Gut — wer giebt etwas dafür in der Welt! Gut und ehr lich — leichtsinnig und verschwenderisch ist sie, wirft das schöne Geld zum Fenster hinaus, und wenn Herr Gerard sie sitzen läßt — nun, man bleibt nicht immer jung und schön —" „Gerard liebt sie." „Wenn sie klug wäre, dann — dann wäre sie längst Frau Ge pard. Eine gute Partie wäre es — bei Gott, eine gute Partie für rin armes Frauenzimmer mit diesen Ansprüchen." - -- „DaS gute Kind denkt nicht so weit. Ich habe ihr oft genug zugesprochen. Aber was man ihr auch sagt — ihre Antwort ist: ! „Mathieu liebt mich, Mathieu liebt mich!" Und dabei glänzen ihre , Augen und ihre Wangen sprühen — sie strahlt förmlich, daß man .weinen könnte, so rührend ist es. Wer denkt da an Fesseln, Binden! Zch dachte auch nicht daran, Crocheton!" Herr Crocheton fuhr auf und trat vor das Pult, seine Arme auf die Rückseite desselben legend. „Denkst Du nicht an Fran?ois Germain? — Nicht wahr — «S macht'« nicht Jeder so wie ich. La hast Du wieder die Welt, Latin — Geld, Geld und wiederum Geld! Und stiehlst Du einen Sächsisches. — Versetzungen und Beförderungen. Dem Bezirks- schnlinspectoc Schulrath Lohse in Freiberg wurde die Stelle des Vezirksschulinspektors in dem Bezirke der Amtshauptmannschast Zwickau und dem Bczirksschulinspektor Or. pffil. Winkler in Oschatz die Stelle des Bezirksschulinspektors in dem Bezirke der Amtshaupt mannschast Freiberg übertragen. Der zeitherige Bürgerschuldirektor in Glauchau, Ferdinand Eger, wurde zum Bezirksschulinspektor im Bezirk der Amtshauptmannschast Oschatz ernannt. — Dresden, 3. Mai. Gestern verstarb hier der vor mehreren Jahren in den Ruhestand getretene Geh. Rath v. Körner, früher Amtshauptmann, später Abtheilungs-Vorstand und Ministerialdirektor im Ministerium des Innern. — In Bautzen beging der seit 47 Jahren in der Monse'schen Druckerei thätige Buchdrucker Ahme sein 50jähriges Berufs-Jubiläum. k—. Penig Ein schönes Fest steht unserer Stadt bevor! Von wahrer patriotischer Begeisterung durchdrungen, haben hiesige alte Soldaten im Einverstä'ndniß mit Kameraden aus der Umgebung beschlossen, Sonntag, den 13. Mai d. I., in unseren Mauern eine Kriegerzusammenkunft abznhalten, welche für alle gedienten Soldaten jeden Alters ein Stelldichein zum Austausch ihrer auch im bürgerlichen Leben bewahrten freundschaftlich-kameradschaftlichen Ge sinnung und eine Erinnerungsfeier an die alte Waffenbrüderschaft längst vergangener Tage sein soll. Das hierzu ausgestellte Programm ist folgendes: Früh 5 Uhr Reveille; Vormittags 11—1 Uhr Em pfang der eingeladenen Vereine und Gäste am Weichbilde der Stadt resp. am Bahnhofe und Führung derselben nach dem Aufstellungs platze; Nachmittags '/z3 Uhr Ordnung des Festzuges auf dem Marktplatze und Begrüßungs-Ansprache; hierauf Umzug durch einige Straßen der Stadt nach dem Schützenhause, daselbst Festrede, Gesang und Commers; im großen Saale Ball für die Festtheilnehmer. — An alle Militär- und Kriegervereine ergeht nun auch hierdurch die freundliche Einladung, am gedachten Tage ihre Banner wehen zu lassen und nach unserer gastlichen Mnldenstadt aufzubrcchen; ein herzlicher, echt kameradschaftlicher Empfang ist ihnen gewiß. — Frohburg. Am Sonntag wurde in den Räumen des Schießhauses das zweite Jmkerfest des Borna-Frohburger Bienen züchter-Vereins abgehalten. Herr Stadtralh Häusler eröffnete das selbe um 2 Uhr. Von 4—5 Uhr hielt im Saale des Schießhauses Herr Or. Krancher-Leipzig einen längeren Vortrag über die Biene und den Nutzen der Bienenzucht. Das Prämiirungs-Comitce bestand aus folgenden Herren: Stadtrath Otto Häuslcr-Frohburg, Hermann Junghans-Dolsenhain, Robert Bohnc-Frohburg, Josef Kügler-Geithain und Or. O. Krancher-Leipzig. Es erhielten auf Bienenvölker die Herren Hugo Göpnitz-Frohbnrg 10 Mark, Hermann Krause-Froh- burg und Werner-Benndorf je 5 Mark, Ehrenpreis: Bernhard Fischer-Prießnitz, bronzene Medaille: Junghans-Dolsenhain, je ein Diplom: Bruno Küthe-Bubendorf und Gäbelcin-Bubendorf. Auf Wohnungen, Geräthe, Litleratur die Herren Müller-Frvhburg 10 M., Otto Nuschke-Frohburg 5 Mark, Ehrenpreis; vr. Krancher-Leipzig, Diplom: B. Roesch-Borna. Auf Honig und Wach» die Herren Otto Häusler-Frohburg 10 Mark, Josef Kügler-Geithain, Ernst Heinig- Frohburg. Robert Heinig-Frohburg je 5 Mark, Ehrenpreis: A. Böhme-Frohburg, bronzene Medaille: Hermann Krause-EberSbach, Diplom: Rümmler-Benndorf und Lieber--Breitenborn. Tin stark besuchter Ball im Saale des SchießhauseS beschloß die Festlichkeit. — Crimmitschau. Am 1. Mai ist zum Vermögen de, Firma Heinrich Hü ff er der ConcurS angemeldet worden. — Marienberg. Am 1. Mai wurde hier durch Herrn Kreishauptmann Freiherr von Hausen der Herr RegierungSrath von Wilucki als Amtshauptmann feierlich eingewiesen. —Langenhessen bei Werdau. Herr Cantor Teichert hier hat nun das 40. Jahr seiner AmtSthätigkeit im hiesigen Orte zurückgelegt. Möge ihm noch ein langes, frohes Wirken beschieden sein. — Ellefeld (Vogtland). Vergangenen Montag in den Nach mittagsstunden verunglückte der Weber Sch. aus Hohofen, indem der selbe im nahen Walde von einem Baum so unglücklich herunterfiel, daß er kurz darauf starb. Derselbe hinterläßt eine Frau mit 8 Kindern. Wie man sich erzählt, war derselbe im Uebermuth, jeden falls in angeheitertem Zustande, auf den Baum geklettert, um den ge fiederten Sängern gleich seinen Frühlingsgesühlen von hoher Baumes- kron' herab Lust zu machen. Er büßte seinen Leichtsinn mit dem Leben. — Aus Burgstädt wird geschrieben: In unserm Amtsgerichts bezirk haben die Konkursanmeldungen in der Stoffhandschuh branche und der ihr verwandten Industrie nunmehr die Zahl 26 erreicht und immer werden neue Gerüchte von in Aussicht stehenden Zahlungseinstellungen verbreitet. Die vom Unglück in dieser Weise Heimgesuchten gestehen selbst zu, daß sie gerade durch die schrankenlose - Kreditgebung der Spinner und Garnhändler zu ihrem Ruin geführt wurden. Jetzt nun, da die Gesammtlage prekär ist, werden sie ge drängt, sie können nicht zahlen, da ist die natürliche Folge der Konkurs. — Die Aufträge in Winterwaaren sind spärlich und dazu zu so ge drückten Preisen, daß ein Verdienst ausgeschlossen bleibt. Eine Aus sicht zur Besserung scheint nöch^icht zu kommen, wenigstens läßt ein untrügliches Zeichen, das Fallen der Scidcnpreise, nicht darauf schließen. In der Strumpswirkerei kennzeichnet die Lage sich dadurch, daß ein großes Geschäftshaus in Limbach auf acht Wochen die Fabrikräume schließen läßt. In der Tricot brauche ist viel An gebot und Nachfrage. — Hohenstein. In Hermsdorf wird seit dem 25. April der hochbetagte Privatmann Gotthilf Albert vermißt. Es wird' gebeten, bei etwaigem Betreffen desselben Nachrichc an den Gemeinde vorstand Götze in Hermsdorf gelangen zu lassen. Albert hat weißes. Kopfhaar und weißen Schnurrbart und war bekleidet mit dunkel blauem Rock, schwarzer Weste, schwarzem Ueberzieher und dunkel- gestreifter Hose. — Für das Kirchspiel Oberwinkel mit Grumbach ivurde Hilfsprcdiger Herbrig aus Strießen zum Pfarrer gewählt. — In Oelsnitz b. Lichtenstein wurden in der Nacht zum 2. > Mai drei dortige friedliche Einwohner Namens Winkler, Flämig und Tröger beim Nachhausegehen von mehreren Strolchen rücklings über fallen und gestochen. Tröger soll lebensgefährliche Stiche erhalten haben. Einer der Messerhelden ist bereits in sicherem Gewahrsam, doch leugnet er. Hoffentlich gelingt es, auch die übrigen Missethäter zu entlarven. Aus Nah und Fern. — Ueber einen bedeutenden Einbruchsdiebstahl berichtet man aus München vom Montag den 30. April: Im Laden des Juweliers Thomas am Marienplatz ist vergangene Nacht ein sehr bedeutender und nicht minder verwegener Einbruchsdiebstahl ver übt worden. In der ersten Etage des Thvmas'schcn Hauses befindet sich das Seidcnwaarenlager von Hcchinger. Der Dieb oder die Diebe haben die Schlösser erbrochen, von Hechingers Laden aus ein manns breites Loch in die Decke gebohrt, sich mit einem Stricke in den Thomas'schen Laden herabgelassen und denselben nach allen Regeln der Kunst ausgeraubt. Der erste Versuch, die Decke zu durchbohren, ist mißglückt, es wurde deshalb an anderer Stelle versucht. Im Laden '> selbst ist Alles gestohlen, was Werth hat, Minderwerthiges hat man nach sorgsamer Auswahl liegen lassen. Der eiserne Kassenschrank ist unberührt. Aus dem Umstande, daß der Dieb seinen Weg wieder durch die Decke genommen, will man schließen, daß er Beihilfe ge habt, da er die gestohlenen Sachen, die auf 70,001 Mark geschätzt. werden, auf diese Weise allein nicht transportiren konnte. Der Be sitzer des Geschäfts war in Berlin abwesend und kommt erst heute zurück. Der am Geschäfte betheiligte Sohn war in Starnberg. Der Laden ist heute gesperrt und wird vom neugierigen Publikum in Masse umstanden. — Inhalts einer weiteren amtlichen Nachricht aus München befinden sich unter den am Sonntag Nachmittag oder in der darauf folgenden Nacht aus dem Juwelierladen gestohlenen Werth- Centime, so wunderst Du ins Gefängniß, stiehlst Du aber einem Mädchen sein höchstes Gut — kein Hahn kräht danach. Geld — Catin — Geld! Nun, ich Hab' es nicht bereut — wir Habens doch nun so weit gebracht Eins mit dem Andern —" „Und ganz uneigennützig warst Du auch nicht, Crocheton —" Sie reichte ihm die Hand über das Pult hinweg; ihre Augen waren feucht und dabei lächelte sie. „Mein Gesicht war doch auch ein Mitgift — nicht wahr?" In diesem Augenblick wurden eilige Schritte auf der Treppe hörbar. Zugleich öffnete sich eine Thür und Goton, das Dienstmäd chen, trat ein. „Mademoiselle Suzon schläft noch. Ihre Chokolade wird kalt — soll ich klopfen?" „Herr Gerard kommt eben, er muß jeden Augenblick ins HauS treten. Du kannst mit ihm gehen und ihn dann auch gl-ick- »rsnchen, auf ein Wort zu Frau Crocheton zu kommen. Zu Freu Croch ton — hörst Du?" Das Mädchen nickte und verschwand. Herr Crocheton aber wandte sich wieder zu seiner Frau und sagte: „Hast Du die Rechnung bei der Hand? Fünfzig Francs kom men noch dazu. Sie hat sie gestern bei mir geborgt für einen dieser Lumpen, welche sie unterstützt. Unbegreiflich, wie man sein Geld nicht besser —" Während dessen hatte man wiederholtes heftiges Schellen gehört, und während Frau Catin noch unter ihren Papieren kramte, stürzte Plötzlich Goton in ungewohnter Aufregung ins Zimmer. „Monsieur — Madame — kommen Sie schnell — mein Gott, es wird doch nicht — kommen Sie nur schnell — Es muß ein Un glück geschehen sein —" „Ein Unglück — in meinem Hause?" fragte erschrocken Herr Crocheton. „Bei Mademoiselle Suzon?" fügte die Frau hinzu, und dabei sprang sie so rasch von ihrem Stuhle herab, als e» bei ihrer Leibes fülle nur möglich war. „Ja — bei Mademoiselle," erwiderte die Magd. „Hören Sie, wie Herr Gerard klingelt? So klingeln wir nun schon ein Dutzend Mal. Aber es regt sich nichts — Alles bleibt still. Die heilige Jungfrau von Salisson mag uns beistehen — war ist geschehen! Kommen Sie nur schnell, ich traue mich gar nicht mehr hinauf — die arme Mademoiselle, gestern schenkte sie mir noch ein Spitzcnfichu mit schwarzen Perlen —" „In meinem Haus," brummte Herr Crocheton, „in meinem Haus!" Dann schloß er die Thür hinter sich ab und folgte seiner Frau und Goton, die schon hinauf auf den Korridor geeilt waren und nun die schmale, finstere Treppe emporsticgen. 2. Auf dem Vorplatz des vierten Stockes kniete ein junger Mann, das Ohr an das Schlüsselloch gedrückt und mit der Hand winkend, zum Zeichen, daß ihn die Hcrauskommcndcn nicht störten. Diese hielten denn auch an, und der Jüngling horchte noch eine Weile. Dann sprang er auf, riß heftig an der Klingel und horchte noch einmal. Nichts rührte sich, es war so still, daß man das Tiktak einer Keinen Pendule vernahm, die in dem Vorzimmer Suzannens auf einer ' Kommode stand. Jetzt wandte sich Gerard um und Madame Crocheton erschrak über seinen Anblick so sehr, daß sie auf ihn zueilte und ihn an der Hand faßte. „Mein Gott, Herr Gerard, Sie müssen ja nicht gleich da» Schlimmste befürchten." Er sah in der That aus, als müßte er jeden Augenblick zu- sammenstürzcn. Der herrliche, von schwarzen Locken umrahmte Anton iuskvpf war todtenblaß, die großen, dunklen Augen waren starr, wie die eines Wahnsinnigen, und seine Brust hob und senkte sich mächtig, als müßte jeder Athemzug dem widerstrebenden Körper erst abgerungen werden. Seine Hand hielt den Klingclzug krampfhaft umschlossen und die andere zitterte, als Frau Crocheton sie faßte. „Still," rief er plötzlich. „War das nicht ihre Stimme? Mathieu — ich hörte es deutlich — sie rief Mathieu! Meine arme Suzon, was ist mit Dir?" Und wieder beugte er sich an da» Schlüsselloch und wieder fuhr er dann verzweifelnd auf, um nochmals an der Klingel zu reißen. , Tann wandte er sich an die Magd. „Goton, Sie wissen bestimmt, daß Suzon gestern zu Hause blieb?' „Ja. sie war aufgeregt und klagte über Kopfschmerz. Um zehn Uhr brachte ich ihr noch frisches Wasser. Da war sie im SchlafroL — sie trug den rvsenfarbenen mit den Atlasschleifen,— und saß am , Klavier und spielte. Ich sah sie von der Seite an — es schien Mir^'
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