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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188808112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880811
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-08
- Tag 1888-08-11
-
Monat
1888-08
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.08.1888
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«i« »« « de» gestriar, schmachvolle, See«, i» Pan» iche» W» tz« Et«»»d e» tesin, sich «, di« kmchh» Bimoirchschastro » halte«. U»erall findet «an Fremd« i» de» Unruh« n. s. ».' A» Wwmuug. die der ungarisch« Miuistrrpräfident von Trtza vor ekriger Zeit gege» die Beschickung der Paris« Welt - Ausstellung g«ged«n hat» findet somit rasch ihre Bekräftigung. Dies« Eindruck «ich in der ganzen Welt ewpftmde» werden. — Lu» Pari» wird fern« gemeldet: Bei dem Leichenzug, am Mittwoch wurde auch eine gefüllte Bomb« mit brennendem Zunder geschleudert. Ein unsäg liche» Unglück wurde nur durch die Geistesgegenwart eine» Pottzei- kommiffar» verhindert» welch« zusprang und den Zunder abnß. Der Leichenzug war zeitweise total verlaßen, LlleS schlug auf einander lo«. Die Straßen waren massenhaft mit zrrriffcncn Kränze» bedeckt. Die Verlustliste ist sehr groß. 14 Eiviliften find durch Säbelhiebe schwer verletzt, an hundert leicht. Bon den Sendarmen find zwei halb todt geschlagen, sechzig Beamte haben geringere Verletzungen. Die republikanischen Blätter billigen da» Borgehen der Regierung, dagegen wüthrt die revolutionäre Presse fürchterlich und behauptet, di« Polizei habe den ganzen Skandal angefiiftel. Tie monarchisti sch« und boulangifiischcn Bläu« äußern fich in vorsichtige» Tone ebenso. Die Erdarbeiter haben, von Stoch gedrängt, wieder zu arbeiten begonnen, die übrigen Streik» dauern noch fort Die Re gieruug hat die zu Streikveriammlungeu benutzte Arbeilsbörse schließen »ad militärisch besetzen lassen. Die Streikend« versammelten sich am Donnerstag nunmehr vor dem Stadthause und strömten sodann nach der Arbeitsbörse. Hier fanden wiederholte Zusammenstöße statt, dir erbitterten Polizisten kennen jetzt keine Schonung mehr. Die Aufregung ist noch immer sehr groß, Trupp» von Streikenden durch ziehen die ganze Stadt und verüben zahlreichen Unfug. Man hossi indessen, wenn die nun «blich angeordneten energischen Maßregeln stramm durchgeführt werden, wird in einigen Tagen Ruhe einlreten. Ministerpräsident Floquet hat augeordnet, daß die Arbeitsbörse vor läufig geschlossen bleibt. — Freycinet tritt heute eine Zuspeetionsreise nach Chambery, Brran^on, Srenodle an. England. Ueb« die allgemeine politische Lage hat sich der englische Ministerpräsident Lord SaliLbury ausführlich bei dem Lord- mahor» - Bankett ausgesprochen. Ter Minister sagte: Zm Ganzen herrsche hinsichtlich der auswärtigen Angelegenheiten Ruhe, doch könne man nicht sagen, wohin die Nationen durch die Lolksleidcn- schaften gedrängt werden könnt«. Jedenfalls wollten alle Herrscher den Frieden. In Aegypten herrschten nur noch an der Grenze Ge fahren, im Innern sei Alle» geordnet, und die englische Politik iei deshalb unverändert. Was Bulgarien angehe, so deute gleichfalls Alles auf künftige Ruhe und Frieden hin. Bei den leitenden Staats männern Europa'» trete mehr und mehr die Ueberzcugung hervor, e» sei am besten, Bulgarien sich selbst zu überlassen. Auf die jüngste Saiserbegegnung übergehend, sagte Salisbury, Kaiser Wilhelm U. Hab« von Beginn seiner Regierung an einen hohen Sinn für den Wfttth eines allgemeinen europäischen Friedens gezeigt. Ganz un zutreffend sei es, wenn englische Blätter düstere Erwartungen a» die Kaiserzusammenkunft geknüpft hätten. Deutschland habe Alles gewonnen, was es gewinnen konnte, und wünsche nichts als eine srichliche und ungestörte Entwicklung. Dies wolle das Volk und auch der Kaiser. Er (Redner) sei überzeugt, die Unterredung zwischen den beiden Kaisern werde dem Zaren, der stets offen und ehrlich für den Frieden eingetreten sei, die Kraft geben, eine ebensolche Politik wie Deutschland durchzuführen und eine große Friedensliga z» bilden, die keine andere Macht brechen könne. Friede zwischen Ruß land und Deutschland bedeute Frieden mit Oesterreich und alle» Ländern, wo die Au^rechthaltung der jetzigen Zustände eine gebieterische Nothwendigkeit sei, er bedeute aber auch Frieden und Ruhe für die, welche aus Grund von Englands Interessen zur See stets ein hohes Interesse an d« Erhaltung des Weltfriedens haben müssen. Er glaube daher, die jüngsten Ereignisse würden nur zum Frieden bei tragen, auf dessen Erhaltung auch die Bestrebungen Englands gerichtet seien. — Klüger ist die Welt durch die e Rede jedenfalls nicht ge worden, denn Alles, was der Lord sagte, ist seit Wochen bekannt. Die Londoner Blätter tadeln die Rede scharf wegen ihres Optimismus und meinen, die Aenßerung über Bulgarien sei ganz unzutreffend. Im Gegentheil sei dort eine schwere Krisis zu erwarten. — Aus London wird der „Prager Abendpost" geschrieben: Als Mackenzie sich kurz nach seiner Rückkehr aus Berlin als Mitglied der ersten Gesellschaft der Aerzte und Wundärzte Englands zur Ausnahme meldete, fiel er glänzend durch. Als Grund wurde angegeben, daß er seine Patienten zu lange behalte und ihnen zu hohe Honorare abnehme. (??) Orient. Königin Natalie von Serbien hat jetzt bestimmt die Zuständigkeit des Belgrader Consistoriums als Ehcgericht anerkannt und zu ihrem Vertreter den früheren Finanzininister Pirotichanac er nannt. Die Regierung hat dem zugestimmt. Ter Beginn des Prozesses wird aber doch noch auf sich warten lassen. Afrika. Die letzten Nachrichten, welche über Zansibar und London betreffs des Schicksals von Emi» Pasta angelangt sind, Graf Trotha stand aufrecht neben ihr, und sie sah wieder das begehrliche Funkeln in seinen Augen. „Um so weniger dürfen wir säumen, Ihnen Hilfe zu verschaffe»," sagte er. „Wie weit ist cs bis zu der nächsten menschlichen Be hausung?" „Wir sind kaum mehr als eine Viertelstunde von dem Torfe Rothenfeld entfernt, — bis zum Schlosse .aber hätten wir eine» weiten, beschwerlichen Weg und ich — ich werde kaum einen ein zigen Schritt gehen können." „Wer könnte Ihnen auch zumulhen, das zu versuche»! Ver trauen Sie sich für die kurze Strecke immerhin meinen Armen an, denn ein besseres Beförderungsmittel werden wir in dieser Wildniß leider kaum aufireibcn können." Und ehe sie »och ihre Zustimmung oder ihre Bedenket, hätte äußern können, fühlte sie sich von seinen starken, eisenfesteu Armen leicht und fürsorglich, unter zarter Schonung ihres leidenden Fußes emporge. oben und ihr Körver ruhte an seiner breiten Brust, deren tiefe, gl. mäßige Alhcmzüge sie erbebend spürte. „Stutzen Sie sich fest auf meine Schulter, Comtesse!" bat er. „Der Tragsessel ist vielleicht nicht von d?r bequemsten Art, aber wir kommen so wohl am schnellsten dazu, Ihren Leiden Linderung zu verschaffen." Elfricde aber fühlte keinen Schmer; mebr in dein verletzten Glied«, sondern nur eine beklemmende Empfindung in der Brust, welche gewiß nicht von dem Sturz herrühne und welche doch ibr Herz ichnellcr schlagen ließ und ihren Athen: beengte. Mil balber Stimme nur konnte sie dem Griffen die unerläßlichen Anweisungen hinsichtlich d« Richtung ib.es Weges gebe . Sie mußten noch etwas tieier in die Schlucht hinabsieigen, uni den gangbaren Pfad zu erreichen. Und als sie da ziffallia H einen Blick zur Seile warf, gewabrte Elfriede einen Gegenstand, der sie auis Neue i» tiefster Seele er'chauern machte. Ta la? mitten in dem steinigen Bette des Waldbachs und halb von 'den rauschenden Wassern desselben üdersvült der Körper des Pferdes. Das Thier regte sich nicht mehr, und aus dem Korse, der aiff einem blutüberströmten Felsstück ruhte, starrten die weil aus ihren Höhlen gequollenen Äug« gläsern und gebrochen zum Himmel emvor. Elfriede schmiegte ihr Köpfchen unwillkürlich fester an die Schulter des Grafen, als wenn sic sich dort vor dem Grauen bergen wollte, das ihr jener Anblick einflößle. Sie sprachen während ihres «de» «Me« «Mrial z»r Aufklärung de« geheim» ißvoll» „Weißen PafchasH vo-oMLHajal. E» scheuet, al» ob aus de» RL stürmen de» Mahdi geyen Lmi» Pascha in der dortig» Bevölkerung die An wesenheit de» Letzteren t» Sudan recht tigentlich erst zum Bewußtsein gekommen und daran» da« Gerücht vom Anzüge eine» „Weißen Pascha" auf Thartom entstände» ist. Vielleicht auch hat der Mahdi ieinen Zug nach Süden beschlösse», weil er den Anzug Stanley'- «fahren hatte, war jedenfalls geschehen sein muß, da er noch im April 1887 Kundicha't« in Kairo Halle, also nach d« Abreise Stanlev'» von dort. Jedenfalls würde ein Angriff dsS Mahdi Emin Pascha, der ohne genügende Munition und Proviant ist, fast wehrlos wessen und wahrscheinlich die obere Nilfrage für absehbare Zeiten entscheiden. Denn es liegt auf der Hand, daß Tippo-Tipp sofort mit dem Mahdi Fühlung nehme» wird, sobald Letzterer am Albert- Nvanza berrscht; und damit wäre der arabisch mohamedanische Wall zwischen OK- und Wcstafrika geschloffen. Was heute noch mit ver- hältnißmäßig geringen Unkosten zu beseitigen wäre, das würde dann vielleicht Jahrzehnte und viele Millionen kosten. Jndeß ist noch gar nicht sichcrgcstellt, daß der Mahdi seinen Plan, nach Süden zu marichiren, wirklich auSgeführt hat, und so lange dies nicht der Fall, ist es Pflicht, mit allem Nachdruck auf die Unterstützung Emin Paschas hinzuarbeilen. Daß die Reise des Premierleutnants Wißmann zum König der Belgier mit Bemühungen um die Ausrüstung einer deutschen Emin Pascha-Expedition in Zusammenhang steht, wird als unrichtig bezeichnet. Sächsisches. — Sämmtliche Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften werden im nächsten Feldzuge mit einemVerbandpäckchen ausgerüstet sein, welches zur selbständigen Anlegung eines ersten Nothverbandes aus dem Schlachtfelde dienen soll. I» ein« Umhüllung von wasserdichter Oelleinwand befinden sich eine etwa 3 Meter lange Cambrstbinde. zwei kleine antiseplisch stnprägnirte Cambric- oder Mullkompressen und eine Sicherheitsnadel. Bei eingetretener Verwundung löst man die Umhüllung, legt die Kompresse», nachdem die Wunde zuvor mir reinem Wasser, Wein, Branntwein sorgfältig gereinigt worden ist, unter leichtem Druck ans die verletzte Stelle und breitet die Ocllciu- ivand, mit der inneren Seite nach innen, darüber. Tem Gan^n giebt man durch entsprechende Umwickelung mit der Binde und Be festigung mit der Sicherheitsnadel den erforderlichen Halt. Zn die!« Weise wird die Wunde bis zur Behandlung durch den Arzt vor ge- fäbrlickier Verunreinigung geschützt bleiben und die Heilung um so rascher und sicherer erfolgen. — Dresden, 10. August. Kronprinz Viktor Emanuel von Italien besuchte gestern u. A. das grüne Gewölbe. Nachmittags 3 Uhr begab fich derselbe nach Hosterwih, woselbst eine Stunde ipä:er in der Prinz Georg'schen Villa Familientasel stattfand. Um 7 Ubr erfolgte die Rückkehr nach dem Viktoriahotel. — Der Herr Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz ist von seiner nach Süddeulschland unternommenen Reise wieder in Dresden eingetroffen. — Der Geh. Rath und königl. Odsrhosmarsckiall Freiherr v. Könneritz ist von se:nem Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. -- Am I. September tritt der zeilherige Superintendent Siadtpfarrer Or Ackermann in Meißen als Oberkonsistorialrath in das evangel. lulher. Landeskonsistoriuin. Derselbe tritt an Stelle des Ober- konsistorialraths Or. Schmidt, welcher wiederum in die Stelle des mit gleichem Tage in den Ruhestand tretenden ersten geistlichen Rathes l)r. Jcntsch ansrückt. — Aue. Fürdie hiesige Stadtgemeinde ist eine Wasserleitung in einer Länge (Hauptleitnng) von 2365 Meter »nd mit einem Gesälle von 115 Meter erbaut worden. Die im Staatsforstrevier Lauter gelegenen Quellen sind von der königl. Regierung in wohlwollender Weise der Stadt pachtweise überlassen worden. Jedem Hausbesitzer ist die Möglichkeit geboten, vermittelst Anschlußrvhren das Wasser, dos als ein sehr weiches, reines und für den häuslichen Bedarf in jeder Weise brauchbares befnuden worden, bis in die höchsten Stock weike zu führe». Die Wasserprobe wurde in voriger Woche unter der Leitung des Vertreters der Königin-Marienhütte, des Herrn Oberinzcnienrs Kramer und im Beisein der gciammten Stadtveriret- u»g vorg-noinmcn; dieselbe rechtfertigte in vollstem Maße das Ver trauen, das man in die Leistungsfähigkeit der Königin-Marienhütie gesetzt hatte. — Aus dem Bezirk OelSnitz i. V. wird geschrieben: Tausend geschäftige Hände sind gegenwärtig rege, um die in den Waldungen in außerordentlich großen Mengen vorkoinmcnden Heidelbeeren, eß baren Pilze und Schwämme für de» eigenen häuslichen Bedarf oder für die in mehrere» Ortschaften aus Altenburg, Preußen, der Zwickau« G.gend re. seit etwa drei Wochen angckommencn Beeranskäufer ein znheimsen. Und wenn auch das Liter der äußerst gesunden und wohlschmeckenden Schwarzbeere, die bener in Folge der ihrer Aus bildung reckt günsiig gewesene» ienchtwarmen Witterung eine seltene Größe erlangt bat, mit nur 6 Pfennigen bezahlt wird, so bringt es ei» erwachsenes Schulkind bei halbtägigem Pflücken immerhin auf 40—50 Pfennige, ein erwachsen« fleißiger Beer« ab« auf I Bft» »ud darüber. In den westlich der Elster gelegenen Ortschaft«», i» den« die Weberei da» vorherrschend« Gewerbe der Bevölkerung bildet, läßt nicht selten da» Oberhaupt der Familie den Webstuhl ruhen und geht mit Frau und Kindern der einträglicheren Beschäftigung — de« veerenpflücken und Schwämmesuchen — nach. Ein mit den „Schwämme- flecken" halbwegs bekannter Mann sucht pro Tag für 3 Mark «ch darüber Pilze und Schwämme, die in den Städten, grün oder t» getrocknetem Zustande, gern gekauft werden. — Lengen selb. Der Schornsteinfegermeister Robert Ficken- wirth von hier sollte auf dem Dampsschornstein in der Knabe'schen Fabrik in Abhorn einen Blitzableiter anbringen und dabei den Schorn- stein ausbessern. Fickenwirih hatte sich mittels Flascheuzug» nach der Höhe begeben, als er, im Fahrstuhle sitzend, von oben ein Stück Schornstein Herabkommen sah, welches ausgebrochen war. Im Fahr stuhle hatte er sich auf die Seite gelegt, so daß ihn die Ziegel seit wärts am Rücken und auf der Hüfte trafen. Er hatte noch die Kraft sich herabzulassen, mußte aber dann nach Hause geschasst werden. —o—e. Reiboldsgrün. Unser Bad ist vollständig besetzt von circa 120 Personen. Nachzügler werden in einem benachbarten Gute uutergebracht. Todesfälle sind vor drei Wochen zwei vorge kommen. Aus dem Auslande ist anwesend eine dänische Familie und ein Herr aus Schweden; die meisten sind aus dem Königreich Preußen. X Thum. In den Tagen vom 3. bis 4. d. M. hielt das Chemnitzer Regiment hierselbst seine Schießübungen ab. Eine nach mehreren Tausenden zählende Zuschauermenge hatte sich hierzu ein- gefunden. Das Offizierkorps war während dieser Tage in Thum einquartiert. — Vom 5. bis mit 8. d. M. wurde in dem Restaurant zur Teichmühle das diesjährige Königsschießen der Ichützengesellschaft abgehalten. Zum Scheiben-Köniz schoß sich He« Emil Atmans- pacher ssu., zur Königin Frau Gericht«, Rathskellerwirthin. Wohl hatte die ungünstige Witterung viel Publikum von der Betheiligung adgehalten, doch herrschte unter den Mitgliedern der Schützengesell- schaft eine recht animirte Stimmung. —r. Grüna. Mil Ostern d. I. ist in unseren Schulverhält nissen insofern eine Aenderung eingetreten, als der Schulvorstand in dankensweriher Weise die bestehenden 6 Lehrerstellen um eine ver mehrte und dadurch den hiesigen Lehrern eine Erleichterung schaffte. Diese neueingerichtete dritte ständige Lehrerstelle an der oberen Schule wurde, da deren Besetzung sich etwas verzögerte, bis zu den Sommer« ierien durch einen Vicar verwaltet, welcher, da kurz vor genannten Ferien der für diese Stelle gewählte seitherige Hilfslehrer in Marien- berg, He« Hunger, seinen Einzug hielt, von der königl. BezirkS- schulinspection als Hilfslehrer nach Oberberniersdorf bei Chemnitz versetzt wurde. — Daß auch in unserm Ort das Turnen gepflegt wird, bezeugen unsere beiden Turnvereine. Inwieweit sich der Turnverein im unteren Ortstheile die Pflege des Turnens angelegeu sein läßt, konnten wir bei Gelegenheit des am vergangenen Sonntag und Montag abgehaltenen Schauturnens recht gut wahrnchmen. Ja den ersten Nachmitiagsstunden genannten Sonntages marichirlen eine hübsche Anzahl Turner in „Reih und Glied" mit klingendem Spiel durch den größten Theil des Dorfes bis zum Turnplatz dei Höppner's Gasthaus. Durch einen einfachen Aufmarsch dirigirte dann d« Turnwart, Herr Otto Uhle, die „mit Eisenstäbe» bewaffneten" Turn« in die Stellung, in weicher die Freiübungen, etwas schwierige Stab übungen, im allgemeinen gut und sicher ausgeführt wurden. Tem hicrauffolgenden Rlkgenturnen zollten die sehr zahlreich erichienenen Zuschauer sichtlich großes Interesse, und mit Recht; denn die fünf turnenden Riegen, darunter eine Männerriege, an den vcr chiedensten Geräthen zu gleicher Zeit in Thäligkeit zu sehen, gewährte ein so buntes und doch turnerisch schönes Bild, daß das Auge nur mit Wohlgefalle>t darauf ruhte. Freude auf allen Gesichtern, nur der Hinimcl schaute finster und grieSgrämlich aus dies bunte Treiben herab mit einem Gesicht wie — Regcnwctier. Vielleicht rollte darin eine Mahnung für die Turner liegen, es für heute genug sein zu lassen; doch Turner weichen nicht gleich. Frisch und munter begann das Wettiurne». Allein nun öffnete der Himmel seine Schleuße», lind in kurzer Zeit lag der erst so belebte Turnplatz verödet da. An eine Fortsetzung des Wetilurnens für die'en Tag war nicht zu denken. Darum wurde dasselbe Montag Nachmittag abgehalten. Hierbei betheiligten sich nur 9 Turner, welche am Reck, Ba ren und Pferd je zwei Pflicht- uno eine Kürübung turnten. Als Sieger bei diesem Turnen gingen hervor Albin Dathc mit bO'.z, Willi Willisch mit 50s/,, und Rodert Scherf mit 49^,, Punkten. Bei dem darausfolgenden Ringkampf wurden Rodert Scherf und Albin Dathe Sieger. Daß die wackre Turnerschaar sich auch im fröhlichen Tanze zu bewegen weiß, zeigte der Montag Abend ab- gehaltcne Turncrball. — Hohenstein, 9.August. Heute wurde vom Stadtgemeinde- ralh Herr Assessor vr. Edeling in Magdeburg zum Bürgermeister hiesiger Stadt einstimmig gewählt. Der Erwählte ist 2ll Jahre alt und als Sohn eures Lehrers in Magdeburg geboren. II—. Ebersdorf. Am Donnerstag verunglückte bei AuS- ganzen weitere» Weges kein Wort mehr mit einander, Aber mit geheimer Bewunderung erkannte das junge Mädchen die erstaunliche Körperkraft und Ausdauer ibres Cavaliers. Obwohl der Weg. der sie i» das Dorf führe» sollte, i» steiler Erhebung ansticg, verlang- iamle er doch 'einen rüstigen Schritt nicht, und trotz der Last, welche er auf de» Armen trug, ging sein Alhem kaum merklich schneller. Nun bob ein Seufzer der Erleichterung Etfriedens Buse», denn die Wände der düsteren Schlucht wichen allmählich zurück, und das weite, lichte Thal, aus dessen Grunde das arme Bergtorf eingebettet war, öffnete sich vor ihren Blicken. „Wohin ab« gehen wir nun?" fragte Trotha. „Wenn ich auch soiorl einen Wagen vom Schlosse reanirirsn werde, wäre es doch wün'chensivectb, daß Sie sich gleich hier einige Linderung ver- ichaiscn könnten. In einem ver elenden Bauernhaus« aber wird sich dazu kaum eine Gelegeubeit bieten. Gicdi cs denn in dem Nest nicht einen Arzr oder wenigstens einen Piarrer? Ich sehe doch da einen Kirchthurm über den Bäumen." Eisriede kämoite mit sich selbst: dann iagre sie leise: „Ja! Tas Pfarrhaus liegt tinker Haut neben der Kirche!" Und Gras Trolba, der nichts von ihren feindseligen Beziehungen zu dem Pastor ahnte, lenkte seine Schritte nach der dezeichneien Richtung hin. Zehn Minuten Gäter mß die junge Gräfin in einem Zimmer, das ihr in seiner traulichen Eigenart wie ein Theil einer fremden unbekannten Welt erschien, und um sie her war eine Person be schäftigt, welche sie zum ersten Mal in ihrem Leben sah, und welche ihr doch bereits io bekannt und io vertraut war, als wäre sie »eil Jahren durch die innige Freundschaft mit ihr verbunden. Es war eine alte Frau mit reichem, noch immer leicht gewelltem, ilbergrauem Haar und mit einem Malronengesichi, das sriich und rosig war wie das eines jungen Mädchens, und zugleich so mild und freundlich, als wolle es eine Wett von Güte wider strahlen. Sie war Trotha bei seinem Eintritt in daS Haus entgegengekommen, und ihr weiblicher Scharfsinn halte es ihm erwart, sein Anliegen mit vielen Worten vornilragcn. Beruhigt batte er sich veradichieden können, um den Grasen Recke selbst von dem Borgeiallenen zu unterrichten und um einen Wagen vom Schlosse hcrbeizuholen. Er durste nicht zweifeln, daß Eltriede vorerst kaum irgendwo besser arffgehoben lein konnte, als in der Obhut dieser würdigen Frau, welche «für die Gattin des Geistlichen hielt. Und doch hatte dicie weder eine übergroße Höflicbkeit noch ein sonderlich demüthiges Wesen an den Tag gcle.t, um das Ver trauen und die Zuneigung der stolzen Grasentochter zu gewinnen. Es war vielmehr etwas in ihrem Benehmen, welches unwillkürlich zu dem Schluß führen mußte, daß ihr der vornehme Stand der Hilfesuchenden ohne jede Bedeutung war, und daß sie jeder Anderen u ibedenklich und mit demselben umsichtigen Eifer ihren Beistand ge leistet bade» würde. Während eine Magd auf ihren Befehl schnee weiße Limienlüäiec und kühles, krystallklarcs L-uellwasscr hercinbrachie, batte sie rasch die Hülle von dem leidenden Fuß der Comtesse ge streift und mit ihrer warmen, angenehm weichen Hand die jchmerzende Stelle untersucht. „Sie dürfen fich beruhigen, liebes Kind," sagte sie, „es ist weder ein Bruch noch eine Verrenkung, und ich glaube, Sie werden kaum länger als wenige Tage am Gehen verhindert sein. Die kalten Umschläge sollen Ihnen bald eine Erleichterung verschaffe», bis Ihnen der Doktor einen ordentlichen, festen Verband anlegen wird. So — thut Ihnen das nicht schon wohl?" „O, sehr wohl!" versicherte Elsriede mit Wärme. „Ich fühle kaum noch einen Schmerz.* Aber wie geschickt Sie sind und wie sicher! Man sollte glauben, Sie hätten es besonders gelernt, Ver letzte zu behandeln." „Nun, das trifft nicht gar zu weit von der Wahrheit," meinte die alte Dame lächelnd, „wenn auch nätürlich nur zu einem be scheidenen Thrile. Ich bin die Tochter eines Landarztes und mein guter Vater war bei seinen ersten Hülseleistungen und kleinen Operationen so oft um einen Assistenten in Verlegenheit, daß ich, so weit es ängstig, dessen Stelle vertreten mußte. Dabei erlernen sich die gewöhnlichen Handgriffe rasch, und ich habe später als die Frau eines Landpastors noch manchmal Gelegenheit gehabt, diese praktischen Kenntnisse zu vervollkommnen und zu «weiter»." Während die'es freundlichen Geplauders hatte sie die kühle Compresse geicbickl befestigt, und Elfricde, die wirltich keinen Schmerz mebr spürte und deren sich allgemach jenes behagliche Gefühl der Ruhe »nd Sicherheit nach glücklich übcrstandcner Gefahr bemächtigte, lehnte sich in ihren Stuhl zurück, um noch einmal die Einrichtung des Zimmers zu mustern, das ihr auf den ersten Blick so wohl gefallen hatte. Fortsetzung folgt.
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