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W Sächsische Nacheilung. Inseraten- I l s/D^ Annatzmestelenr Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, «ENu^a/M.' Tharandt und Moritzburg. Expe». «. Redaktion rre4»en-«e«fta»t v. Meßner «ajs< 4. Die Zeitung erscheint rienfta», ronnerfta, und »onnadead früh. Adannea»ent»- Preiü: Vierteljahr!. M. 1M. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unser« Boten. Bei freier Lieferung in» Hau» erhebt die Poft noch eine Ge bühr von SS Pfg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. 52. Jahrgang Donnerstag, den 24. April 1890 entgegen. Die Verlag-«Expedition. wahrlich — er hat eS um uns verdient! Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeituag" für die Monate Mai und Juni nehmen alle kaiserliche« Postanftalten und Posterpedittonen, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbezahlung von 1 M. selber Frankreichs zum deutschen Kaiserthrone geführt, den Schauplatz einer antidynastischen Demonstration bilden sollte. Möge unserem Könige diese bittere Er fahrung erspart bleiben, möge die große Masse unseres Volkes gerade bei dieser Gelegenheit ihrer Liebe und Dankbarkeit dem Monarchen gegenüber dadurch Aus» druck verl.ihen, daß sie sich von der focialisttschen Kund« gebung fernhält. Dies ist die schönste Gabe, welche das Sachsenvolk seinem Herrscher zu dessen GeburtS- tage nachträglich darzubrmgen vermag. Wenn auch am ersten Mai die Maschinen gehen und das Erwerbs leben seinen ungestörten Fortgang nimmt, so wird dies D-ulIch°°nd °» Rang, UnabhSngiM und Ab stand und nur stink g-simd« Natur Hai dkM deutsche» Valk- die »rast gegeben, alle Drangsal- ,» »».lieben und sich nach allen Einbußen doch wieder ?mp°Ä°,bLn. Zwar ist di. Ursache dieser schwere» Leiden nie ganz verkannt worden, niemals hat eS an m°h »de» Lust» g-s-htt. »b-- in dem nnaushöeltth lärmenden Streite der Emzelmteressen verhallte die Stimme des nationalen Gewissen- und lange Zeiten mußten vergehen, bis daS deutsche Volk dieser Summe Gehör schenkte und endlich Preußen es unternehmen konnte, den alten Fluch zu lösen, den Kampf um Deutschlands Einigung zu Men. Dann kam die glorreiche Zeit, in der feder Widerstand gebrochen d»e Aeinde Deutschlands in unvergeßlichen Siegen nieder- geworfen, alte Grenzlande zurückgewonnen, das deutsche Äeich auf festen Fundamenten neu begründet wurde Der Held, der Alles dies vollbrachte, der, als die Zett sich erfüllt hatte und es nothmendig geworden war, den lebten entscheidenden Schritt zu thun, nicht zögerte, da- Schwert zu ergreifen, um die unwürdigen Banden, die i Deutschland umstrickt hielten, zu zerhauen - dieser .' Held war Kaiser Wilhelm I. Mit ihm begann für , Deutschland die neue Zeit, die Zeit der Reife, deS ! Vollbringens; die ganze vorhergehende deutsche Ge schichte war nur eine Vorbereitung, nur eme harte, nun aber hoffentlich abgeschlossene Lehrzeit." Nachdem der Redner geendet, that der Kaiser die üblichen drei Hammerschläge, welche er mit den folgenden Worten begleitete: „Dem Heimgegangenen zum Gedächtnisse, den Lebenden zur Erinnerung und den kommenden Ge schlechtern zur Nacheiferung." — In der vierten Nach- mlttagsstunde setzte sodann der Kaiser seine Reise nach Bremerhaven fort, wo er die daselbst zur Zett befind lichen Scbiffe des „Norddeutschen Lloyd" einer ein- gehenden Besichtigung unterzog. Am Abend fand so- ! dann an Bord der „Fulda" ein Festesten statt. Nach- Politische Weltschau. Deutsche- -keich. Am Montag hat in Bremen in Gegenwart des jungen Kaisers die feierliche Grundstein legung zu dem Denkmale für den hochseligen Kaiser Wil helm l. stattgefunden. Der bei dieser Gelegenheit von dem Präsidenten der Bürgerschaft, Heinrich Claußen, ge. Haltenen Festrede entnehmen wir nachstehenden Passus: „Dies Denkmal soll die Erinnerung lebendig erhalten an die Persönlichkeit unseres allgeliebten Kaisers Wil helm I., des verehrten Herrschers, des bewunderten Helden, von dessen Tugen oen und Thaten daS deutsche Volk nie müde werden wird zu erzählen und erzählen zu hören. Zugleich aber soll dieses Monument die späteren Generationen mahnen an die großen, durch jenen Monarchen herbeigeführten Ereignisse, die, gleich gewaltigen weltgeschichtlichen Grenzmarken, zwei Zeit alter von einander scheiden. Denn mit Kaiser Wilhelm I. schließt in der Geschichte Deutschlands eine gewaltige Periode ab; jetzt hat ein neues und, so Gott will, ein besseres und glücklicheres Zeitalter begonnen. Wohl haben wir in Deutschland auch vordem gute und schlimme Zeiten erlebt; aber die guten waren nur selten und kurz, der dösen gab es jedoch viele und ihre Dauer schien fast endlos zu sein. Mehr als einmal gewann man den Eindruck, als ob Deutschland dem Unter gänge verfallen sei und als ob auf deutschem Boden nur noch ein Denkmal zu errichten übrig bleibe, mit der Inschrift: „Hier war ernst Deutschland". Die Ursache von all' diesem Unglücke ist immer die gleiche gewesen: nemlich die Unfähigkeit der Deutschen, zu einer festen, dauernden, staatlichen Einigung zu gelangen. Deshalb verzehrte sich Deutschland in inneren Zwisten, deshalb trennten dem der Vorsitzende des Verwaltungsrathes des „Nord deutschen Lloyd" den Monarchen mit herzlichen Worten j begrüßt hatte, erwiederte dieser etwa Folgendes: Lr danke und spreche seine Freude darüber aus, daß eS ihm vergönnt gewesen sei, sich von dem eifrigen Trei ben, Schaffen und Wollen deS „Lloyd" persönlich über zeugen zu können; jeder Erfolg dieser Gesellschaft er fülle ihn mit Stolz, denn die Schiffe derselben seien Gegenstand der Bewunderung der ganzen Welt; sie könnten sich aller Orten blicken lassen. Selbstver ständlich sei sein (deS Monarchen) Streben auf die Er haltung deS Friedens gerichtet; nur wenn ein sicherer Geschäftsgang verbürgt wäre, vermöchten Handel und Zum Geburtstage des Königs Atbert. Am gestrigen Tage vollendete Se. Majestät König Albert sein 62. Lebensjahr. Fern von seinem Reiche, im warmen Süden, wo seine hohe Gemahlin Heilung von einem hartnäckigen Leiden sucht, beging unser allergnädigster Landesherr diesmal seinen Geburtstag. Aber so viele Meilen auch den Monarchen von seinem Volke trennten, im Geiste schaarte sich das letztere wie alljährlich, so auch Heuer um seinen Herrscher; unsere Blicke richteten sich nach dem sonnenbeglänzten Italien, aus Tausenden von Herzen stiegen die heißesten Segenswünsche für den allgeliebten Monarchen zum Himmel empor und das ganze Sachsenland hallte wieder von der nationalen Welse: „Den König segne Gott!" — Zahlreiche Festlichkeiten haben zu Ehren des Tages stattgefunden, mit begeisterten Worten ist der Monarch gepriesen worden und von Vereinen und Korporationen hat der Telegraph unzählige Glückwunsch« adresten über die Alpen getragen. Aber mehr noch als diese Versicherungen der patriotischen, königs treuen Gesinnung dürfte den Monarchen die Be- thätigung derselben erfreuen und hierzu ist der großen Masse unseres Volks in den nächsten Tagen die beste Gelegenheit geboten. Der erste Mai steht vor der Thür und alle BevölkerungSklassen beschäftigt zur Zett die Frage: wird die von socialdemokratischer Seite geplante Demonstration auch in Sachsen in Scene gesetzt werden? Sollte diese ihrem ganzen Charakter nach revolutionäre Idee wirklich nicht nur bei einem kleinen Bruchtheile, sondern bei der großen Masse der arbeitenden Klassen Anklang finden, sollte die gegen die heutige Staats« und Gesellschaftsordnung ge richtete socialistische Manifestation wirklich den von xn Urhebern derselben erhofften Umfang annehmen, o würde diese leidige Thatsache der loyalen Ge- innung unserer Arbeiterwelt ein überaus trauriges Zeugnrß ausstellen. Nur selten wäre einem Herr scher seitens seines Volkes ein schnöderer Undank wider fahren, als wenn das Sachsenland jetzt, nachdem König Albert sein Volk über die ruhmreichen Schlacht ¬ unseren König mehr erfreuen, als eS alle Glückwunsch adressen und Hochrufe vermögen. In der Hand des j Volkes liegt es, Sr. Majestät jene Freude zu bereiten. ! Benutzen wir diese Gelegenheit, dem Könige einen ! kleinen Theil unserer Dankesschuld abzutragen, denn i FtMttoo. Die wilde Rose. Bon Th. Almar. (6. Koryetzong.) HanS rüttelte diese Frage aus seinem schmerzlichen Gedankengange auf, betroffen stand er da, an die Aus einandersetzung dieses Punktes hatte er nicht gedacht. „Hat er sie geküßt?" „Er hatte sie umgefaßt und ich habe gehört, daß sie sich küßten." „Unter Verwandten kommt das schon vor. Gewiß hatte der Leonhard nicht gewußt, womit er sonst die ärgerliche Base beruhigen sollte." HanS hatte die letzten Worte mit solcher Unsicher heit gesprochen, daß es jedem Anderen als einem so harmlosen Kinde, wie Regina, ausfällig gewesen wäre, die schon wieder eine Frage an ihren Freund in Be reitschaft hielt. „Hans, wir ziehen nicht nach der Stadt, nie nie?" „Kind, Alles liegt in GotteS Hand!" Regina begann zu weinen. Der Gedanke, ihr Dorf verlassen zu müssen, war ihr schrecklicher als Alle-, was sie vorher erlebt. „Laß es gut sein, Regina, so lange ich auf der Mühle bin, bleibst Du auch hier und der Vater wird nicht nachgeben. — Doch jetzt ist eS Zeit, daß Du in'S Haus zurückgehst, sag' dem Leonhard offen, daß Du das Billet verloren hast, aber verschweig, was Du ae- jehen und gehört. Sieh, Regina, es ist nicht hübsch zu belauschen, was Andere sprechen und er würde Dich sehr tadeln; aber was noch die Hauptsache ist, Keiner darf erfahren, daß Du mir's gesagt, sonst — wer weiß, ob wir nicht bald von der Mühle fort müssen. „Dem Vater soll ich auch nichts sagen?" „Keinem, auch ihm nicht." Regina wollte noch weiter fragen, wurde aber durch den Eintritt der alten Liese daran verhindert, die das Mädchen im ganzen Dorfe gesucht und erst zuletzt auf den Gedanken gekommen war, es könne bei Hans in der Mühle sein. „Na, Regina, heut kannst Du was erleben, so böse hab' ich die Mutter noch nie gesehen", begann sie so« gleich; das Mädchen schwieg und Hans bemerkte, daß es ungewöhnlich bleich aussah. „Regina, was ist Dir?" fragte er besorgt. „Ich habe so heftiges Kopfweh, ich möchte zu Bett gehen", entgegnete sie matt. „Kind, geh sogleich!" rief er hastig. „Liese, geh mit und bleib' bei ihr; sage nicht, sie sei hier gewesen; sag', Du habest sie im Dorfe getroffen und Du, Mädchen, denk' an Dein Versprechen!" Die alte Magd sah den Müllerburschen mißtrauisch an, der Regina zum Abschied beide Hände reichte. „Was habt Ihr Beiden Venn für Geheimnisse mit einander?" murrte sie. „Sieh nur nach dem kranken Kinde, nachher reden wir." Die Magd schien durch diese Worte des Müller- burschen zufrieden zu sein; denn sie nickte ihm im Ein- verständmsse zu und verließ mit Regina an der Hand durch eine kleine Seitenthür, die vom Hause aus Nie mand beobachten konnte, die Mühle. Die Stiefmutter und die Männer waren in der Stube und so konnte sie das Kind unbemerkt schnell zu Bette bringen; denn seit Frau Babette Herrin im Hause war, mußte die einzige Tochter mit der Magd den Raum im oberen Theile des Hause einnehmen. Die Zurücksetzung hatte Regina bis zur Stunde noch nicht empfunden; ihr war's lieber, sie konnte bis zum Einschlafen noch mit Liese plaudern. Heut war ihr dieser Raum doppelt lieb; sie wollte weder die Mutter noch Leonhard sehen, indeß wenn sie wähnte, auf diese Weise Beiden zu entgehen, so irrte sie sich. Als die Magd in der Stube rapportirte, sie habe Regina im Dorfe gefunden und gleich, da dem Kinde nicht wohl sei, sie auch zu Bett gebracht, saß die Ge- sellschaft gerade am Abendtische. Wie von einer Feder emporgeschnellt, erhobm sich die Frau und Leonhard bei Liefen- Bericht und eilten hmauS. Der Müller wollte folgen, doch hielt ihn die Bequemlichkeit zurück. Im Stillen bat er seiner Ba bette das Unrecht ab, daß ihm manchmal der Gedanke gekommen sei, sie wäre seinem Kinde vielleicht keine gute Mutter. Besorgniß um Regina nicht dat Gegen- theu? Die Angst in ihren Zügen sprach die- deutlich au- er als Vater fühlte sich kaum fo beunruhigt; Regina war ,a immer kränklich gewesen. " k.. Müller fo feine väterlichen Empfin- dungen beschwichtigte, standen Frau Babette und Leon hard i or Regina S Bett und bestürmten sie mit Fragen.