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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188606296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860629
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-29
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.06.1886
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D s: Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr 147. Dienstag, 2s. Zu«! 1886. Wählerschaft gebracht werde. Minister von Scholz: E» habe Niemand darüber i« Zweifel sein könne«, daß die preußische R«gier»«g, als sie ein« Erhöhung der Behälter der preußische« Beamte« für nothweudig hielt, auch »iue solche für di« Reichsbeamteo für angebracht erachtete. Aber e» sek doch eine Uebertreibung, wen« der Borreduer sage, daß die «eue« Eiuuahmeu ausschließlich oder wesentlich zu diesem Zweck verwendet werden sollten. ES würden dafür nur ea. 24 Millionen erforderlich sein. Abg. vo« Helldorf (kous.) erklärt die Beueigthelt sei«er Partei, einer Erhöhung der Branntwein pe»er znzostimmrn, aber nicht aus dem Boden dieser Borlage, dere« Durchführung di« Landwirthschast schädigen würde. Abg. Wiudthorst bemerkt, znr Erledigung eine» so wichtigen Gegenstände» sei di« Zeit zu weit vorgeschritten gewesen. Da« Centrum hatte den Branntwein allerdings für «in geeignete» Steuerobjeet, sobald «eue Einnahme« uothwendig würde». Er habe deshalb auch in der Lommisfion eine« Vorschlag gemacht, der «ine Einnahme von 30—40 Millionen ver sprach. Welterzngehen lag keine Beranlassung vor, da für eine größere Einnahme da» Bedürsniß nicht nachgewiese« war. So lange der »eue Militäretat nicht vorliege, könne er anch neue Steuern nicht bewilligen. Wenn mau das Volk frage, werde man hören, daß dasselbe überhaupt kein« neuen Steuern wolle. Abg. Buhl (natlib.) erklärt die Bereitwilligkeit seiner Partei, an der Weiterführnng der Steuerreform mitznwirke«. Nachdem «och Abg. Kays er (Soc.) gegen Erhöhung der Branntweinsteuer, Abg.Grad (Elf.) im Prineip dafür gesprochen, wird die Borlage in ihren einzelnen Paragraphen ohne weitere Debatte einstimmig abgelehnt. Präsident vo« Wedell- PieSdorf giebt hieranf di« am Schluß der Session übliche Geschäfts. Übersicht. Abg. Windthorst spricht de« Präsidenten de« Dank für seine geschickte, umsichtig« und unparteiische Leitung der Geschäfte an». Das Han» schließt sich diese« Dank durch Erheben von den Plätzen an. Hieranf bringt Staatssekretär von Bötticher eine kaiserliche Berordnnng, datirt EmS den 24 Juni, gegengezeichuet vom Reichskanzler, zur Verlesung, durch welche dir laufende Session de» Reichstage» geschloffen wird. Mit einem vom Präsidenten auS- gebrachten begeisterten Hoch auf Sr. Majestät den Kaiser trennt sich die Versammlung. Sächsisches. — Dresden 27. Juni. Gestern früh vor 4 Uh» hat sich «in Frauenzimmer an» LiebeSharm in de« Carolas« gestürzt, um sich da» Lebm z« nehme«, wurde aber von drei jungen Leuten, welche im großen Garte« spazieren ginge«, lebend au» dem Wasser gqogen. Man brachte die Person «ach dem Stadtkraukenhanse. — Die vo» der Wohlfahrtsbehörde in einem hiefigeu Fleischwaaren- geschäft wegen künstlicher Färbung mit Fuchsin beschlagnahmten 30 Centnrr Cervelatwnrst werde« noch ein Nachspiel vor dem Strafrichter haben — Da» nun wieder zurückgegangene Hochwasser der Elbe hat am Ufer zu Hosterwitz zwei menschlich« Leichname männlichen Geschlecht» abgesetzt, von denen der eine schon längere Zeit i« Wasser gelegen haben mag. Er hatte nur «och eine« Ledergort um den Leib und Stiefeln an den Füße«. Man vermnthet in ihm den von Tetsche« au» schon länger gesuchte» Bäckermeister, auf dessen Auffindung mehr mals 100 Mark Belohnung gesetzt waren. Di« «öthigen Meldungen nach Tetsche« sind ergangen. — Tharandt. Auf dem Rittergute Kliugenberg wnrde dieser Tag« ei« «nglanblicher Frevel verübt, indem fünf im Stalle stehenden Pferde die Hälse mit einem ätzenden Stoffe gerade an den Stellen bestriche» wurden, wo im au «schirrten Zustande da» Kummet zu liegen kommt. Diese Schandthat, durch welche — abgesehen vo« der ««erhörten Thierqnälerri — die Thlrre anf längere Zeit «nverweud bar geworden find, wnrde auSgesührt, während sich da» Gesinde in der Stube bei» Essen befand. Bon de« Thäter hat man leider noch deine Spur. — Freiberg. Da» DippoldiSwaldaer Zigeunerlager, welche» während der letzten Tage zahlreiche Neugierige anlockt« und von dem dann auch eine photographische Aufnahme erfolgte, ist jetzt wieder abgebrochen. Drei Zigeuner waren, wie erwähnt, anf Requisition Internationaler Fernsprecher. Herr v. Ryffelbrrghe, welcher den Posten einer Eleetriker» bei der belgischen Telegrapheuverwattnng bekleidet, hat e» sich znr besonderen Aufgabe gemacht, Apparate zu construiren» mit deren Hilfe da» Telephon auch in den Dienst der Verständigung trete« könnte, ohne den kost, spielige« Bau nener Leitungen erforderlich zn machen, und es ist ihm thätsächlich gelungen, gewöhnliche Telegraphenleitungen den Zwecken de» Fernsprrchen» anzupaffeu — auf ein und demselben Draht zu telegraphiren und zu telephoniren. Die amerikanische» Telegraphengesellschaften luden den belgischen Erfinder letzthin ein, e» mit seinen Apparate« einmal anf wirklich langen Linien zu versuche« und soeben ist der offieielle Bericht hierüber erschienen, dem wir nachstehende Mittheilungen entnehmen. Im Li«, gange sagt Herr v. Ryffelbrrghe: „Ich war in der Lage, kürzlich in den Bereinigten Staaten zahl reiche Versuche gleichzeitiger Telegraphie und Telrphonle anf Leitungen z« veranstalten, wie wir sie in der Ausdehnung in Europa nicht be sitzen. Au» diesen Versuche« geht hervor, daß man in jeder Entfernung direct und ohne Relais, wa« beim Telegraphiren nicht angeht, mit Erfolg telephonisch verkehren kann. Sämmtliche europäische Hauptstädte können mittel» eine» internationalen Fernsprechdlenste» verbunden werden. Ich behaupt« sogar, daß da» gesprochene Wort ohne Schwierigkeit vo» London nach Lalcutta durch Leitungen gelangen würde, die zugleich für den Telrgraphendlenst benutzt werden könnten." Da» geht au» folgende» Versuchen hervor: Nach einigen rinleitrnden Versuchen anf Linie« von geringer Ausdehnung, die de« Zweck hatten, zn ennittrl«, ob der Fernsprech verkehr nicht de« Verkehr mit dem Onadrnplextelegrapheu störe, welche Versuche sehr günstig aurfielen, wurde« zunächst di« Linie« New-Uork- Chicago und Baltimore-Chicago der Baltimore and Ohio Telegraph Co. zum Schauplatz der Experiment« erkoren. Diese Gesellschaft be sitzt auf der zweitgenannten Linie nur eiserne Leitungen und so kam e», daß die Stimme nur ans eine Entfernung von 400 Kilometern drang. Auf elfterer Linie hat sie jedoch Kupferleituuge« verlegt. Welchen Unterschied da» answacht, erhellt an» der Thatsache» daß «an sich ohne Weitere» gleich bei« erste» Versuche zwischen Fostoria und Albany (941 Km.) unterhielt. Den entscheidende» Versuch er möglichte indessen erst da» Entgegenkommen der United Line» Tele, graph Co., welche zwischen New-Kork und Chicago sogenannte Com- Ponud-Drähte von sechs Millimeter Durchmesser besitzt, d. h. Drähte an» einem Kern von Stahl, der mit Kupfer umhüllt ist. Die be treffenden Drähte haben eine Länge von 182b Kilometern, welche, in eine verständlichere Sprache übersetzt, so viel bedeutet, wie di« Bahnentfernnng zwischen Eydtkuhne« und Basel über Berlin, Nord. Hausen und Heidelberg, also die weitest« Entfernung, welche in Deutsch- land znrückgelegt werden kan«. Di« Drähte verrichteten während der Versuche zugleich de« regelmäßigen Qnadrnplex-Trlegraphendienst. Ban Ryffelbrrghe fährt sodann fort: „Als die nöthigen Veran- stattnngen getroffen waren, trat Eine» von nn». Herr Maver, mit einer gewissen Beklemmung an da» Mikrophon, brachte dir Empfänger an die Ohre« und rief Halloh! Chicago l Hnrrah l rief er gleich darauf au». E» ist unglaublich I Er hatte nämlich soeben die Stimme de» Jngenienr» Stewart in Chicago mit einer solche« Kraft von Chemnitz aus verhaftet worden, da dortselbst einer derselben sich durch den Verkauf vo» Fünfzigpfenuig-Briefmarken verdächtig gemacht hatte und man glaubte, daß di« Marken vo« einem Postdiebstahl herrührten. Die Zigenner wollten die fraglichen Marke« an» Kassel vom Leihhaus«, wo sie versetzte Gegenstände durch Grldeinsenduug «ingelöst hatte», al» zuviel gezahlt in einem Briefe erhalten haben und war deshalb nach Kassel telegraphirt worden. Da nun dir gemachte Angabe sich bestätigte, entließ mau di« Jnhaftirteu zur großen Freude ihrer Genosse«, di« zu Ehren der Erlösten alsbald ein großes Trinkgelage veranstalteten. — Leipzig, 26. Juni. Soeben erscheint der Bericht de» Vereins für Ferien-Colonien zu Leipzig, erstattet für den Sommer 188b. Wir entnehmen dem Bericht, daß von Seilen de» Verein» statt der 131 Kinder im ersten Jahre 1880 und der b09 im Jahre 1884 diesmal (im Sommer 188b) nicht weniger als 660 Pfleglinge mit einem Aufwands von 2110bV- Mark so odersoversorgt werden konnten. Der Verein schickte voriges Jahr b9 dieser Pfleglinge in 3 Soolbad-Colouien, bl in 2 sogenannte Ruhe-Stationen im Gebirge, 276 in 10 geschlossene Berg Eolonien, 22 in die vertheilte Colonie Schöneck, 182 in 7 Stadt-Colonien, 4 in Privatpflege und gewährte 6 Kindern fiele Fahrt zu Verwandten in'» Gebirge, während die 3 Colonien für Bemittelte 660 Theilnehmer zählten. Die Gesammt- einnahmen und Ausgaben beglichen sich mit 22128,73 Mark. — In einem kaufmännischen Geschäft in der Poststraße hatte man seit einiger Zeit die Wahrnehmung gemacht, daß kleinere oder größere Geldbeträge au» der Kaffe fehlten und deshalb am gestrigen Tage daS Geld gezeichnet, um den Dieb womöglich dadurch zu ermitteln. DaS Mittel schlug auch an, denn bei sofortiger Nachforschung, als wieder Geld fehlte, wurden gezeichnete Geldstücke bei bem dortigen Markthrlfer vorgefunden und dieser als der Dieb entlarvt. Er hatte nach und nach nicht weniger als 140 M. entwendet und kam vorläusig in Polizeihaft. — In vergangener Nacht traf man am Königkplatze einen schwer betrunkenen Handarbeiter, welcher, zum Naschmarkt gebracht, im Besitze einer größeren Geld summe und eine» Werthpapiere» über 700 M>, Rest eines ErbtheilS, war, und leichtsinniger Weise da» Geld mit sich herumschleppte. — Herrnhut, 25. Juni. Gestern früh in der ersten Morgen stunde brach in RuperSdorf bei einem Bauer im Oberdorfe ein Feuer au», welches daS Wohnhaus gänzlich einäscherte, nur die alte Scheune blieb stehen, brannte aber gestern Mittag auch noch nieder, wahr scheinlich bei dem starken Winde durch Flugfeuer entzündet. Bon dem Mobiliar ist wenig gerettet worden, auch kamen zwei Schweine in den Flammen um. Durch die herbeigeeilte« Spritzenmanuschasten der Nächstliegenden Dörfer konnte da» Feuer auf den Herd beschränkt werden. Schon rüsteten sich die Löschmannschaften zum Abzüge, als in der dritten Stunde wiederum ein Feuer im Niederdorfe aufging, und eine Gartennahrung total einäscherte. Bei dem schnellen Umsich greifen konnte nichts weiter als nur das Vieh gerettet werden. Ein drittes Feuer wurde am Abend zuvor in den Schwanhäusern noch rechtzeitig entdeckt und konnte noch im Entstehen gelöscht werden. Man vermuthet hier ebenfalls Brandstiftung. — Plauen, 26. Juni. Nunmehr find auch hier in Plauen vorbereitende Schritte zur Einführung der Knüpftechnik als Haus- Industrie gethan worden, und zwar vornehmlich nach der Richtung hin, für diesen Zweck eine schnellere und handlichere Ausführung zu schaffen, als wie die bei Herstellung echter Smyrnateppiche bisher angewandte Art und Weise es gestattete. Man hat hier demzufolge neben anderen vortheilhaften Einrichtungen eine Knüpfnadel erfunden, die vom Reichspateutamte pateutirt worden ist. Der mit dieser Nadel geknüpfte Knoten ist rin anderer wie der Smyrnaknoten, keinesfalls aber weniger solid, wie auch der Effekt der damit erzeugten Waare derselbe ist wie bei anderen Knüpfteppichen. Welcher große Vortheil aber mit dieser neuen, ungemein einfachen Nadel erzielt worden ist, erhellt am Deutlichsten daraus, daß in St. Gallen die geübteste Knüpfen« nur 170 Knoten in der Stunde zu knüpfen im Stande ist, während eine Knüpfen» hier pro Stunde 360-400 Knoten mit dieser Nadel bequem Hervorbringen kann. Es wird eine Anlernling vo» Knüpferinnen beabsichtigt, die ihrerseits das Erlernte wieder in weitere Kreise der Bevölkerung wogen sollen. Zu diesem Zwecke wird in der hiesigen kunstgewerblichen Fachzeichenschnle Unterricht ertheilt werden. Selbstverständlich wird e» von der intelligenten Förderung derjenigen Fabrikanten, die sich der Sache annehmrn wollen, abhäugen, dies« Knüpftechnik zu einer lohnenden Hausindustrie zu gestalten, und zwar hinsichtlich weiterer Ausbildung und Nufsnchung besonderer Bortheile, der Vielseitigkeit der herzustellenden Artikel, der billigsten Beschaffung de» Materials, der genauen Kenntniß der Forderungen der Tonsu« menten in geschmacklicher Hinsicht u. A. m. — Neuensalz, 26. Juni. Ein trauriger Vorfall hat sich hier heute früh halb 5 Uhr ereignet. Der 31 Jahre alte Hand arbeiter Luderer kam mit seiner Mutter in Streit, weshalb er sie zn tödten beabsichtigte. Nachdem er sie gewürgt, ließ er jedoch, an geblich, weil es ihm leid gethan habe, von seinem Vorhaben ab. Er ging nun von der Stube im Erdgeschoß in die eine Treppe hoch gelegene Stube des Hause» seiner Mutter und zündete zunächst hier da« Bette, sowie darauf in der daneben befindlichen Kammer Heu an, um da» Hau» wegzubrennen. Alsdann schloß er die Thüren ab und lief nach dem nahen Walde, um sich dort das Feuer, welches nach seiner Meinung ausbrechen würde, anzusehen. Schon brannte da» Feuer zu den Fenstern der Stube und der Kammer heraus, als Dorf bewohner desselben ansichtig wurden und den im Dorfe wohnenden Gendarm Fischer herbeiholten. Dieser ließ die verschlossene» Thüren aufsprengeu und bewirkt« mit Hilfe von Dorfbewohnern die Löschung de» Brande». Die erheblichen Spuren, welche der Brand zurückließ, lasse« auf die Ausdehnung schließen, welche derselbe bereits gewonnen hatte. Der Gendarm setzte mit Hilfe von Dorfbewohnern die Festnahme de» ThäterS in's Werk, und eS gelang ihnen, denselben im Walde fest- zunehmen. Luderer legte ein offenes Gefiändniß ab. Er beschuldigte zugleich seine Mutter, daß diese mit seinem Vorhaben, da» HauS wegzubrennen, einverstanden gewesen sei; denn sie habe sich, nachdem er das Feuer angelegt gehabt, Stunde lang ruhig verhalten, ohne Lärm zu machen. Schon öfter» habe er, wenn sie ihn geärgert, zu ihr gesagt, er werde das HauS wegbrennen, und dann habe sie ihn regelmäßig erst recht geärgert. L. bedauerte, daß er nicht zwei Schütten Stroh, welche vor der Kammer gelegen hatten, in di« Kammer getragen und mit ongezüudet hatte. Er beschuldigte sich überdies, die Absicht gehabt zu haben, auch daS Hoyer'sche Gut auzu- zünden, da er seiner Meinung nach wegen der Brandstiftung an dem Hause seiner Mutter nicht genug Strafe bekäme, um seine Mutter nicht Wiedersehen zu dürfen. L. wnrde geschlossen der hiesigen Staats anwaltschaft zugeführt, eS ist aber auch dessen Mutter vorläufig gefänglich eiugezogen worden. — Schneeberg. Am Freitag Abend hat sich in der Bade anstalt im Herrenleiche in Griesbach ein höchst betrübender Unglück»- fall ereignet. Der über 20 Jahre alte Kaufmann Ludwig vo« roßwann von hier wurde, nachdem er inS Bad gesprungen war, jedenfalls vom Schlage getroffen und war auch sofort unter dem Wasser verschwunden. Durch Leute im Kahn, sowie durch de» Schwimmens kundige Personen wurden schleunigst Rettungsversuche veranstaltet, doch leider war Alle» vergeben». Am späten Abend war der Verunglückte, «in braver junger Mann angesehener Familie, noch nicht aufgrfunden. Der Unglücksfall hat da» lebhafteste Be dauern hervorgernfe», zumal der Vater de» jungen Mannes hoch betagt und kränklich ist. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, den 28. Juni. — Die AblösungSrente«. Am 30. Junt wird der 2. Termin der diesjährigen Ablösuugsrenteu fällig. Besitzer mit der gleichen Abgaben behafteter Grundstücke macht der Rath hieraus auf merksam und bemerkt, daß diese Abgaben am obeubemerkten Tag« an die Stadt-Steuer-Einnahm« zu entrichten find. Gegen Säumige werden sofort exeeutivische Zwangsmittel in Anwendung gebracht werden. — Zum Bebauungsplan. Nachdem über eine an Stelle von „Deubner'S Weg" tretende Straße und da» angrenzende Areal und Deutlichkeit vernommen, daß er sich einbildele, sei«College stehe hinter ihm, in demselben Zimmer, in New-Jork und nicht in einer Entfernung von 162b Kilometer. Ich ergriff »einerseits de« Fern sprecher und war über da» Ergebniß in da» höchste Erstaunen versetzt. Die Stimme war klar »nd deutlich und von einer wunderbaren Kraft. Ich verstand sogar da» Gesprochene, al» ich die Telephone um 3—4 Ctm von meinem Ohr entfernt hielt . . ." Damit eS nicht heißen sollte, e» handle sich nm Versuche von geübte« Technikern, wnrde «in« Wärtersrau gerufen, di« nie in ihrem Leben ei« Telephon gesehen hatte, und da» Ergebniß war da» gleiche. Wenn nun auch nicht gerade anzunrhmen ist, daß das Telephon den Telegraphen bald ganz verdränge« wird, so ist eS doch ganz zweifellos, daß wir in Folg« der New-Uorker Versuch« einer bedeut samen Umgestaltung auf diesem Gebiete entgegengehen. Aus Skah rrrrd Fee«. -Höhe-Alter. Im Alter von 114 Jahren verschied dieser Tage in St. Petersburg eine Dame, die «ine Zeitgenossin der Kaiserin Katharina und unter dem Kaiser Paul I. Hoffiäulein gewesen ist, Frau Gornli. Di« Beerdig««» ihrer irdischen Hülle hat, wie di« „Now. Wr." berichtet, am letzten Sonnabend ans de« Ssmolenski. Friedhöfe stattgefundeu. Unter den Leidtragmdm befand sich eine Schwester der Verstorbenen, ebenfalls eine Zeitgenossin der Kaiserin Katharina. Dieselbe ist bereit» 113 Jahre alt, dabei aber «och so rüstig, daß sie dem Sarge z« Fuße folgen konnte. — Aberglanbe. Man schreibt de« „Nener, Wiener Abdbl." an» Graz: Dem slovenischen Landvolle verbietet der Aberglaube, sich an dem Löschen «ine» Brande» z« bethriligru, wogegen die Bauer« allerdings wieder sich gerne bereit finde», dem Nachbar beim Wieder aufbau durch unentgeltlich« Naturalleistungen zu helfe«. Kürzlich kam nun in Laaksdorf bei Montpreis ei» Brand zum Ausbruch, dessen bedrohliche AnSdehnnng die müfsig dabei stehenden Bauern doch endlich zur Erkenntniß brachte, daß gegen da» Feuer etwa» geschehe« müsse. Er wurde beschlossen, de» Caplan der nächsten Pfarre im Ornat« kommen zn lassen, um das Element zn bannen, der Caplan kam jedoch nicht, und so geschah eS, daß mehrere Gehöft» ein Raub der Flamme» wurden. Die Bauern von LaakSdorf find nun über ihre« Caplan höchst erbittert und haben beschlossen, sich an der nächsten Wein- «nd Getreidesammlung für denselben nicht zu betheiligen. — Eine entdeckte Folterkammer. Interessant auch für weiter« Kreise dürfte «ine uuvermnthete Entdeckung sei«, welche in den letzten Tagen im Schlosse zu Blankenburg a. H. gemacht worden ist. Die „vrannschw. Ld»..Ztg." berichtet hierüber: Dem Prinz-Regenten wa» bei seiner Anwesenheit im Blaukenburger Schlosse in der letzten Kammer der vo« ihm bewohnten Zimmerreihe «in dnwpfer Geruch unangenrh« anfgefallen, «nd da in besagter Kammer äußerlich «in blinde» Fenster zu sehe« war, wnrde augeordnet, dasselbe wieder dnrch- znbrecheu. Bei dieser Arbeit nun stieß man anf »ine gerade Fuge; darin die Kante der inneren Fensternische vermnthend, versucht« der betreffend« Maurer, an jener Stell« einen Barnstei« herau-znbrechen, al» derselbe plötzlich mit dumpfem Gepolter in die Tief« verschwand. Erstaunt darüber untersuchte man vorsichtig weiter und kam auf ein vollständiges kleine» Kappengewölbe, da» i« Anschluß an einen Keller- Hat» eine steil« Treppe verdeckte, die in östlicher Richtung in die Tiefe führte. Die Treppe war unten abgeschlossen mit einer noch erhaltenen doppelten Bohlenthür aus zwei Zoll starken lanuenen Breiter«, üb« «nd über mit Eise» beschlagen. Durch diese Thür gelaugt man in eine« große» gewölbten Raum von ca. 4 Meter im Quadrat, in dem ei« sogenannte» polnischer Bock steht. Derselbe besteht ebenfalls an« Tannenholz und ist ganz gut erhalten. Di« Eisentheil« aber find fast vollständig verrostet, so daß sie bei der Berührung mit der Hand zer bröckelten. E» ist «in alte», häufig vorkomwende» Marterinstrnmrut, bestehend an» zwei übereiuanderliegendeu Balken, von denen der obere sich anf zwei Riegeln auf und ad bewegen läßt. Beide Balken habe» zusammrnpaffend je 4 halbkreisförmige Ausschnitte, paarweise angeordnet. I« diese wurden bei gelüstetem Obertheil di« Füße der zu Martern den hineingelegt, dann der Oberbalken wieder heruutergelasseu. und die Hände mittelst auf der obersten Fläche angebrachter Handschelle« ebenfall» gefesselt. In dieser höchst unbequemen Lage länger« Zeit au»halteu zu müssen, war schon an und für sich eine Pein, die aber meist durch Peitschen de» in dieser Stellung krumm gespannten Rücken- empfindlich verschärft wnrde. An» diese« Raum tritt «an dnrch eine in Sandstein au»geführte Thüröffnung in rin zweite» gleichgroße» Gewülb«, da» durch eine Querwand in zwei gleich« Theilr zerlegt ist. Hierin befinde« sich ring» an de« Wänden ungefähr 2 Fuß über der Erde lauter eisern« Krampen mit eingeschmirdeten starken eisernen Ringe», di« offenbar dazu gedient haben, die unglückliche« Gefangenen an den Wänden anznschlirße». Außerdem befinden sich in de« letzten Raume in der Decke 2 eiserne Ring«, wir sie zu der Streckfolter nöthig waren. Hieran wurden die zn Folternde« mit Stricke« an dm Handgelenken anfgehängt, und mußten so längere Zeit hängen, während man au ihre Füße Gewichte band, die man auch wohl ruckweise fallen ließ, so die Qualen der Opfer vermehrend. Die Thüren zu diesen Räumen find vermodert, in kleinen Stücke« liegen sie vor de« leere« Oeffnungen, während die Eisentheile zum Theil wenigsten» noch er halten find. Ans di« ehemalige Verwendung der genanntm Räume z« Gefängnissen lasse« außer den oben angeführte« Instrumenten, nebst «ine« Haufen verrosteter Kette«, einem Hal-eisen rc. anch die kolossalen Verschlußvorrichtnngeu an den Thüren schließen. I, 4 mächtige Riegel mit Schlösser« verhindern da» Oeffnrn der eisenbeschlagenm Thüren, während die Beutilation durch schräg ansteigende, einen halben Fnß breite, doppelt so hohe Lustschächt« bewirkt wird, dnrch welche nicht einmal «in Lichtstrahl in da» Innere der Räume dringen kann. E» gehöre« diese Ränme jedenfall» zu dem 1546 niedergebrannteu alte« Schloßtheil, au dessen Stelle erst in den erste« Jahren de» 18. Jahrhundert» dnrch den Herzog Lndwig Rudolph der jetzt «och existirende Bau aufgeführt wurde. Damals hat mau di« Keller nicht ganz verschütte« wollen, hat aber bei dem Aberglauben der damaligen Zeit gefürchtet, die Geister der dort Gefolterten könnten darin um gehe«, und deshalb einfach dm Eingang dazu vermauert. Kein Mensch hatte bisher «ine Ahnung von der Existenz dieser Räum«, die noch unter dm gewöhnlich benntzte» Keller« liegen, wie anch in keiner Chronik oder Urkunde die geringste Andeutung über da» Vor handensein derartiger Ränme gemacht ist. Die Vorgefundenen Jnstru« mente find der erste Fund, der darauf hiuwrist, daß anch im Blanken- bnrger Schlosse Burgverließ und Maklerkammer gewesen find.
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