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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860907
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-07
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
- Autor
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Neivtatt MM Sächsischen Landes-Anzeiger. Zimmer seiner Schwägerin. »Eine kleine Notiz über Dein Büchlein! »Für den Winter?* wiederholte der Freund. »Den werde ich — ich habe sie aus der Zeitung abgeschriebeu." schwerlich hier zubringeu. Sagte Prosessor Moser Dir nicht, daß Und er ^ " " Ml suchte hastig in seiner Brieftasche, wie gewöhnlich alle ich fort wollte? Papiere die sie euthlelt, auSkramend. »Allerdings sagte er mir da»*, bestätigte Bernhard, »aber ich Während er noch suchte und Jda lachend die uwhersliegendeu konnte «» nicht glauben. Deine Abficht war ja gewesen, längere Blätter aufhob, kam da» Mädchen, ihm einen Besuch zu melden, und Zeit hier zu bleiben; was in aller Welt kann Dich nur forttreiben? « eilte fort, indem er seine Schwägerin bat, sich da» fragliche Blatt Erich fing eine compliclrte Auseinandersetzung seiner verschiedenen selbst heraus zu suche». Gründe an: der kleine Ort, di« hohe Lage, der Mangel an Anreg. Diese began« den» auch di« zahlreiche« losen Blätter sorgfältig uug — aber der Professor ließ ihn nicht zu Lude komme», «achzuseheu; bald aber wurde ihr Auge durch ein» gefesselt, »Biele Gründe find immer nur ein schlechter Ersatz für einen da» zwar da» gesuchte nicht war, fie aber noch mehr als jene» triftigen Grund*, rief er »Nein, «ei» lieber Junge, an alle» da» iuterelfirt«. glaube ich nicht, und wenn Du mir de« wahre« Gmnd nicht nenne» E» waren Verse — gewiß etwa» Ungewöhnliche« in Bernhards willst, so erlaubst Du wir vielleicht, ihn zu erroth««?* < 'Brieftasche. Aber e» fiel ihr auch keinen Augenblick ein. ihn mit »Aber ich versichere Dir —* proteftirt« Erich. Doch er stockte denselben in Zusammenhang zu bringen, fie trugen ja eine fremde in seiner Versicherung, denn Bernhard hatte ein Papier an» seinem Landschrift. Wo hatte fie diese feinen, regelmäßigen Schristzüge Taschenbuch genommen und hielt ihm dasselbe jetzt vor. schon gesehen? fragt« fie sich, während ihr Blick die Zeilen überflog. »Sollte Dein Entschluß mtt diesen Versen zusammruhänge«? Ach, jetzt wußte fie e»: da» war Erich» Handschristi Sie hatte fragte er ernst und sah den Freund forschend an. sie neulich noch auf einer Karte, di« er hintrrlaffen, gesehen und Dieser zuckte zusammen, dann griff er hastig nach dem Papier K, tLewundert. Mit erhöhtem Interesse la» fie dieBerse nun «schmal» durch. »Wie kommt dieses Blatt in Deine Hand?* fragte er mit vor Du bist die Rose, deren duft'ge Fülle, Aufregung zitternder Stimme. Au» keusche« Kelch mir lacht im Purpurlicht —* »Da» weiß ich selbst nicht zu sagen. Ich fand e» in meiner Wer war die Rose, die Quell«, da» Bild, nach dem der Dichter Brieftasche, in die ich «s mit anderen Papieren, welche ich hier aus "sich ungestilltem Sehnen verzehrt«? Ein Gefühl de» Neide« stieg gekramt, gelegt haben muß; wahrscheinlich au dem Tage nach Deinem Le ihr auf gegen diese Unbekannte, welche diese leidenschaftlichen Erkranken.* Lieberklagen hervorgerufen. »Ganz recht, ich hatte da» Blatt auf meinem Schreibtische »Und fie erwidert seine Liebe nicht,* dachte fie, »wie ist da» liegen lassen — ich suchte e» nachher vergeben-1 Aber Bernhard*, möglich? Kan« ein Herz ihm widerstehe«, wenn er ernstlich darum fuhr er mit stockender Stimme fort, »ich weiß nicht, wa» Du daran» -Svtrbt? Ach, wa» eine Andere verschmäht, wäre mir die höchste schließen magst — e» war schon im Fieber geschrieben —* Seligkeit!* Der Professor sah seinen Freund betroffen an. Ei« versenkt« sich wieder in da» Gedicht — dann eilte fie plötz- »Lieber Junge, ich bin kostlo», daß Dich die Sache so aufregt, «- <ich damit zu ihrem Schreibtisch. sagte er herzlich. »Ich hoffte, Du hättest Vertrauen genug zu mir, »E» soll mir ein Heilmittel gegen mein« eigenen Gefühle sein,' um Dich offen auSzusprechen.* ^<Hte fie z« sich selbst. »Wenn er e» Bernhard giebt, ist e» wohl »Er hat da» Akrostichon bemerk, er weiß Alle»!* stöhnte Erich «lanbt, e» abzuschreib«».* innerlich und sank todteubleich, keine» Worte» mächtig, in die Kiffen Und ihrem Wunsche die That folgen lassend, schrieb fie rasch de» Sopha» zurück. »HK Berse ad. Bernhard ergriff erschrocken seine Hand. »Mein Sott, Erich, Hätte Erich da» Akrostichon der letzte« Skophe beabsichtigt, so ich verstehe Dich nicht!* rief er. »Wie kannst Du nur so verzagt - <«oütt>e er di« Initiale auf irgend «ine Weise hervorgehoben haben, sein? Durch einen Zufall hat auch fie da» Blatt zu Gesicht be- So aber war die» nicht geschehen und die darin vorkommende Cor- kommen, an die e» doch wohl gerichtet war — * reelur machte e» »och weniger bemerkbar. Dadurch entging dieser »Wie, Bernhard, Du hättest? — Nein, da» ist unerlaubt, da» -Umstand de« Mädchen ganz und gar und fie wiederholte, während ist schändlich!* rief Erich emporspringend nud blieb zoruglüheud vor da» Blatt in ihren Schreibtisch schloß: de« Freunde stehen. Der Professor blickte ihn einen Moment schweigend an; dann sagte er ruhig: »Wahrhaftig, D« mußt immer «och vom Fieber de in haftet sein, sonst könntest Du nicht so reden. Ich sage Dir ja, daß die Berse durch «inen Zufall, ehe ich noch von ihrer Existenz wußte, »Ja — nein, da» heißt ich habe die Kritik nicht gefunden in Jda'» Hände gerathen seien; ob fie errathen, daß sie der Gegen mW» —* stand dieser unglücklichen Liebe ist, kann ich nicht sagen, ober nn Jda hätte gern verschwiegen, daß jene» Gedicht fie die ganze, möglich ist e» nicht.* Zeit übe, in Anspruch genommen, dazu aber war fie zu Wahrheit»- Jda — der Name tönte wie eine Erlösung in Erich'» Ohr. liebend nud so fügte sie, wiewohl nicht ohne Verlegenheit, hinzu: Natürlich Jda! Bernhard hatte ja an dem Jrrthum festgehalten. .»Diese« Blatt fand ich unter Deinen Papieren.* Wenn er die Wahrheit entdeckt, würde er doch wahrl'ch nicht so ruhig »Ein Gedicht — «nd in Erich'» Handschrift? Wie kommt da» und freundlich mit ihm reden. Er athmete hoch aus und sagte, de» Hierher?" fragte Bernhard erstaunt. Freunde» Hand ergreifend: »Verzeih' — aber ich fürchte wirklich, »Ich kann e» Dir gewiß nicht sagen, wenn Du e» nicht weißt,* ich bin noch nicht frei vom Fieber, daß die Sache mich so aufregt Mchckte Jda. Lasse» wir sie ruhen!* Der Professor besau« sich einen Augenblick und meinte dann, »Nein, mein Junge, sprechen wir nn» lieber offen und gründ- -« müsse e» unwissentlich in Erich»'» Zimmer ausgerafft haben und lich au», wie sich da» zwischen Freunden geziemt,* entgegnet« der -werde «» ihm ««verweilt wieder zustelle». »Du hast e» doch nicht Professor herzlich. »Sag' mir nur, wie e» möglich ist, daß Deine gelesen?* fragte er mit halbem Lächeln, den« er war vom Gegen- gewohnte Zuversicht Dich in diesem Falle so gänzlich verlassen hat? Hell überzeugt. I Hältst fine Liebe stk hoffnungslos, weil die Geliebte rin wenig spröde »Ich — ich wußte nicht, daß e» fremde» Ekgenthum sei*, ist «nd nicht gleich beim ersten Anlauf Gewährung lächelt? Gewiß, Murmelte Jda, während eine tiefe Röthe ihr Antlitz bedeckte. ! ich will nicht indiScret sei«, aber wissen möchte ich doch, wa» zwischen Bernhard antwortet« nicht, sondern la» da» Gedicht flüchtig durch. Euch Beiden -ei Deinem ersten Besuch bei nn», wo Du fie allein »ES ist an Jda gerichtet und fie hat e» errathen," dachte er. trafst, vorgefalleu ist? Denn Du warst verlege« — was ich bei Dir »Mer sein Verzagen ist unbegründet, fie interesfirt sich augeuschein- noch nie erlebt — und sie glühte, wie eine Rose, wa» bei ihr auch Äch für ihn, liebt ihn vielleicht. Jetzt darf ich nicht länger schweigen; selten vorkommt.* La» Blatt soll Lrlch zum Reden bringen.* — Erich fand nicht gleich eine Antwort. Die Auffassung seine» Wenige Tag« später, al» Bernhard den Patienten so weit her- Freunde» war ihm zwar für den Augenblick sehr willkommen, dennoch gestellt fand, daß ihm di« Cigarre wieder schmeckte und er seinen empfand er e» peinlich, näher darauf eingehen, die Unwahrheit fort- HanSarrrst für aufgehoben erklärte, brachte er da» Gespräch ans die spinnen zu sollen. nächste Zukunft und meinte, Erich müsse sich für den Winter doch »Nun ja,* sagte er endlich zögernd, »wir hatten ein Gespräch «twa» behaglicher einrichte». mit einander und ich sah, daß ich mich in ihr geirrt.* 8/ Blatt in ihren Schreibtisch schloß: »Nur au» der Ferne kann ich nach Dir blicken, Ach, nud vor Sehnen fern von Dir vergeh'«.* »Nu«, hast Du e» gefunden?* unterbrach Bernhard fie ihren Träumen. der schlkchtgetreue, kernige Valentin*) und dessen Rosel mit einer Fülle lebeuitwahrer Züge an»g«statt«t find. La» »Hobellied* Valentin» ist allgemein popnlär geworden mit seinen Eingang-Versen: »Da streiten sich die Leut' herum. Oft um deu Werth des Glück», Der Sin» heißt den Andern dumm, Am Lud' weiß keiner nix." «Nd de« prophetischen Schlußzeile«: »Da leg' ich meinen Hobel hin Und sag' der Welt Ade!* Ei« hochpoetischrr Gedanke ist auch da» Flottwell adgirnngeue <iue Jahr seine» Leben», da» ihm dann in Bettlergestalt entgegentritt, endlo» heischt, «« di« Ankunft de» Glück-verlassenen einigermaßen z» lichte». Genügsamkeit und Zufriedenheit find da» Köstlichste aus Erden, da» ist der sittliche Kern de» Stücke». Anßer diese» dramatischen Zanbermärchen, Zanberposse» «nd Schauspielen schrieb Raimund noch: »Moisasour» Zanberfiuch", worin Lle Habsucht gegeißelt wird, welche fortwährend Thränen der nn glücklichen, verbannte» Fee an-preßt, weil diese sich in kostbare Diamanten verwandeln; »Die gefesselte Phantast«*, ein« Variante der Mida». «nd Marsya»-Sagrn, in deren dramatischer Behandlung aber sich wenig Gestaltungskraft verräth; »Die unheilbringende Krone* welche dem legitimen König, wie dem gekrönten Rebellen znm Ber derben gereicht. Nebst de« find von Raimnnd verschiedene, warm «»Pfunden« Gedichte, namentlich an sein geliebte» Gutenstei«, und Skizzen vorhanden. Sein« Werke wnrden zurrst 1837 gesammelt von I. N. Vogel; 1888 und 1881 erschienen neue GesammtanSgaben. Ei« Cyeln» aller besseren Raimnnd'sche« Stücke gelangt« in den letzten Jahre« in Wien zur Aufführung nud belebte da» Interesse für den grnialen Volk» Poeten nicht nur bei seinen eigenen Landsleuten, soudern in ganz Lentschland. Ueber deu Schauspieler Raimund find di« Ansichten der Zeitgenossen auseinander gegangen. Einig waren fie jedoch darin, daß er di« felbstgeschaffene« Rolle« auch meisterhaft au» seiner Phantasie in die Darstellung zu übertragen wußte. Für da» Durch schnitlSgenre der Possen war er doch «Ine zu ernsthaft angelegte Natnr. Ju deu dreißiger Jahren nahmen Nervosität und misanthropische Stimmung immer mehr überhand und verdrängten da» heitere Licht seiner Seele beinahe vollständig. Unrast und sorgenvolle Nurnhe zogen in sein Blut, sein Denke« und Sinnen ei», obwohl seine äußeren Verhältnisse sich glücklich gestattet hatten. Im Spätsommer de» Jahre« 1836 wnrde er von einem Hunde gebissen, den er bei seiner hypochondrischen Grillenhaftigkeit für toll hielt. Ans de» Fahrt nach Wien schoß er sich in Pottrnstein mit einem Terzerol in de» Mund, aber so ««geschickt, baß er noch einen achttägigen, schmerzlichen Tode» kämpf bestehe« wußte. Der schnurrige Todteugräber und der trüb« *) Valentin ist nach Scherer »Die Verklärung des Hanswurstes/' finnige Komiker find nicht nnr dichterische Erfindungen, da» Lebe« weist fie «n» in vielen Exemplaren nach Mit Raimund ist eine der edelsten «nd trenesteu Naturen de» deutsch-österreichischen Brnderstammr» dahingeschieden, welcher neben dem zur Schau getragenen leichten Sinn rin« besondere Veranlagung zu» pessimistischen Weltanschauung besitzt. Vielleicht hat die jahr- hundert lange Duldergeschichte de» deutschen Stamme» in Oesterreich de« Krim zn dieser Weltanschauung gelegt. Lena«, der im Irren Hause endete, hat die Stimmung de, Oesterreich» jener Epoche, der auch Raimund angehörte, in den Versen anSgrdrücktt: „Woher der düstre Uumuth unsrer Zeit? Der Groll, die Eile, die Zerrissenheit? Da» Sterben in der Dämmerung ist schuld An dieser freudenarmen Ungeduld.* Ja. e» gab und e» giebt viel seelische» Strandgut in Oesterreich. In der Großstadt der deutsche« Litteratnr sehen wir weite Plätze, stolze Straßen, mächtig« Gebäude nnd dauernde Denkmale de» Geiste». Allein abseit» giebt e» stiller« Gaffen «nd lauschige Winkel. Dort findet nicht ein fortwährender Umbau «nd Neubau der Paläste und ZiuSgebände statt. Aber mau entdeckt freundliche »nd wohnliche Häuser von solider Bauart mit geräumigen Höfen und dichten Bärte«. I« eine solche stille Straße müssen wir einmüude», Venn wir Raimnnd» Dichtergeist begrüßen, in dem Zaubergarte» seiner Phantasie rin Stündchen verträumen und Hinte» der etwa» verschnörkelten Fayade in einem gemüthlichen Stübchen auSruhen wollen. Dort empfängt Jeden der warme Händedruck «ine» Freunde», der im bequeme« Negligüe de» Wiener Dialekte» nn» entgegentritt, aber stet» deutsch empfunden hat, d. i. groß, wahr und menschlich. Vielleicht fliegt nn» anch etwa» Puderfiaub von ber schönen, leichtsinnigen Theres« Krone» in da» Auge, eine gute Entschuldigung für unser« »»bewußt fließenden Thränen, wenn wir de» munteren »Klassiker» der Wiener Volk» bühne* gedenken. Pkrr- «Kunst «nd Leben. — Berlin soll nun «in Volkstheater haben, «sn« Bühne, die dem gebildeten, Bildung suchenden bürgerlichen nnd klein- bürgerliche» Publikum gut« ernst« Stücke in annehmbarer Form zu erschwinglichen Preisen bietet! Herr Knrz, bisher Regisseur nnd Mitglied de» Wallnertheater», hat sich vom Herrn Direktor Haseman» in freundschaftlicher Weise die Entlassung «wirkt und hat da» Ostend- theater gepachtet. Herr Knrz will dasselbe dem schönen, künstlerische« Berufe wirdergebeu, de« e» ursprünglich gewidmet war. Al» r» zu Weihnachten 1877 »it «ine« Ehakespearr'sche« Stücke eröffnet wnrde, da waren «och Nationaltheater, Stadttheater, Belle-Alliancethealer der Pflege ernster Kunst gewidmet, und doch vermochte e» sich in der erste« Zeit gut z« behaupt»». Seitdem find Nationaltheater und Stadtthratrr verschwunden, da» Belle-Alliancetheater hat die Richtung „In ihr geirrt, nachdem Du am Tage vorher, schon ehe D» fie gesprochen, entzückt von ihr warst? In der That, Du bist sehr rasch in Deinem Urtheill* „Mein Gott!" rief Erich heftig, mehr über sich selbst al» über deu Freund erzürnt, „wie Du mich examinirst! Ich fand nnr, daß — ich überzeugt« mich, daß Deine Schwägerin mich nicht liebt« —" „Nach zweitägiger Bekanntschaft? Da« glaube ich gern!* lachte Bernhard. „Nein, Erich, für so eingebildet, hätte ich Dich nicht ge halten, daß Du «mark» solltest —* „Ich wollte sagen, daß sie mich nie lieben würde,* fiel tzkich ei». „Sie sprach ihr« Ansichten so fest an» — ich sah» wir war» zwei zu verschiedene Naturen, um z« Harmoniken, daß heißt/' corrigirt« er sich, „ich würde ihr nie sympathisch sei« können." „Hm, hm, wa» so ei» Verliebter sich quält,* meinte Beruhavd kopfschüttelnd. „Verschiedene Naturen! — Freilich seid Ihr ver schiede«, aber nnr gerade genug, um Ent) gegenseitig zu ergänz«. Du heftig, leidenschaftlich —* „Jda kühl,* siel Erich ein. „Kühl? Dann kennst Du sie nicht!' rief Bernhard lebhaft- „Sie ist «ine tief und warm, ja heiß empfindende Natnr; ab» ye trägt diese Gefühle nicht zur Schau, fie bringt fie auch nicht Jed«n entgegen; fie ist ein« edle, vornehm« Wesenheit, dir kein« gewöhnliche Galanterie ertragen kann, aber wahre Liebe voll zu würdigen «id zu vergelten weiß * „Du bist sehr warm in ihrem Lobe,* sagte Erich mit eine» Anfluge von Bitterkeit, die er weniger für sich, al» für Rann» empfand. „Und Du, glaub ich gar, bist eifersüchtig!* rief Bernhard lachend. „Wahrhaftig, auf Dich paßt da» Wort vollständig: „Der mit Eifer sucht, wa» Leiden schafft!* Sieh', lieber Freund, ich würde Dich, da Du e» nn« einmal nicht ander» willst und Dich in Deiner unglücklichen Liebe zu wohl zu fühlen scheinst, «m fie gegen «dm glückliche zu vertauschen, ruhig dabei belassen, wenn nicht Andere »it darunter zu leiden hätten, nämlich ich, der ich Dich infolgedrsse» verlieren soll, und,* fügt« er ernst hinzu, „meiner Urbeqrngung »ach auch Jda selbst.* „Jda — Du glaubst? —* „Daß Du ihr nicht gleichgiltig bist,* fiel Bernhard ein. „Ich bin überzeugt, daß ich mich darin nicht täusche. Wa» auch zwischen Euch vorgefallrn sein mag, er kann fie eingrschüchtert haben, ecker Du hast ganz und gar keine« Grund, zu verzweifeln. Wärest Dm ein ängstlicher Jüngling oder befangen und ungeschickt wie ich, st» würde ich mich Dir zum Vermittler aubieten; so aber —* „Nein, nein ich dank« Dir!* fiel Erich rasch rin, „ich werde elbst sehen, prüfen. — Nicht wahr, Du versprichst mir, nicht» in der Sache ,u thuu, kein Wort zn sagen —* „Natürlich, wenn Du e» nicht wünschestI* «nd Bernhard drückt« dem Freunde warm di« Hand. Al» er sich entfernt hatte, blieb Erich in großer Aufregung zurück. Ju welch' peinliche Lage hatte ihn ein Jrrthnm, de» er nicht aufgeklärt, gebracht! Man dichtete ihm eine Liebe an, die er nicht empfand, und die unaurweichbare Folge schien eine Verbindung zu sein, di« er nicht erstrebte. „WaS thun?* murmelte er, indem er rastlos in seinem Zimmer auf und ab schritt. „Me die» Dilemma lösen? Sie all« find vom meiner Liebe zu Jda überzeugt, fie selbst scheint daran zu glauben^ bezieht vielleicht die« unselige Gedicht auf sich — nein, ich kan» nicht mehr zurück. Hätte ich Bernhard gleich am ersten Tage die Wahrheit gesagt, so wäre da» kein Unglück gewesen, aber jetzt — etzt ist r» «ine Ehrensache geworden, bei der mir keine WM bleibt.* — Er verbrachte eine unruhige, fieberhafte Nacht. Dabei hatte « vergessen, sich frische» Wasser geben zu lassen, ein verzehrender Durst ilagte ihn, und er hatte Niemand, der ihm da» «rsehnte Labsal holla. So oft er eiuschlief, träumte er, «ine freundliche Hand reicht« ihm den kühlenden Trank, und diese Hand war die Jda'», welche, «ke kürzlich an dem Lager der Verwundeten, so jetzt an seinem Lager aß; aber wenn er da» Gla» dann au seine schmachtenden Livpe» ührte, war e» leer, oder der Inhalt verwandelte sich in ein heißes unlckimackbafte» Getränk. — Ermattet wachte er am Morgen ans. Die Welt erschien ihm kalt und trübe; sein« Zukunft öde und frrudlo». Fortsetzung folgt» gewechselt. Posse, Operette haben in Berlin Tempel in Hülle nud Fülle» anch der vornehmen tragischen Mnse fehlt e» nicht an Ran», nnr die VolkSmuse ist obdachlos. Her» Kurz «nterniwmt e», «um ihr ein eigene» Heim zu begründen, er ist wohl anch der rechte Mau« hierzu nnd darf für sein löbliche» Beginnen der allgemeinste» Sympathien sicher sei». — Der SSnti» in Appenzell ist 7700 Fuß hoch mck hat in einer Mnld, gegen Osten rin ewige» Firuseld. Der Ausstieg ist steil und schmal. Trotzdem ist da» Projekt gefaßt «nd genehmigt worden, ein« elektrische Bahn ans diese« von Scheffel besungene» Kegel zu bauen. Die Bah» wird von St. Galle» au»grhrn nnd de» Touristen bi» zu eine» vom Gipfel «ugefähr eine Stunde entfernt»» Punkte hinaufbefördern. NachahmeuSwerth ist e», baß der Auitstnß de» Seealpsei» die nöthige BetriebSkast für die Dynamomaschine» liefern soll. Dazu schreibt van Muydeu in der „Nat--Ztg.*: E» ist vielfach die irrthümliche Anficht verbreitet, elektrisch« Bahne» sei« nnrent bel, weil di« Betrieb-krast zu theuer zn stehen komm«. Urb« dt, BetriebSergebniss, der beide» elektrischen Bahne« in Deutschland find Angaben unsere» Wissen» nicht au die Öffentlichkeit gelaugh dagegen ergiebt sich an» dem Rechenschaftsberichte der seit 2 Jahr» In der Regel «it nn» einem Wagen betriebenen, 1600 Meter lang» Bahn in Brighton, daß die Ausgaben nur etwa 80 pTt. der Einnahme erreichen, obwohl sich die Unternehmer eine» Gasmotor» an Stelle einer stehenden Dampfmaschine bedienen. Die Reparaturkosteu stad unbedeutend und ebenso der Mehrbedarf an Kraft bei Elnpellnxg eine» zweiten Wagen». — Ueberproduction au Candidaten de» höhen» Schulamt». Vom 1. Januar 1884 bi» 31. Decemb« 188ib haben gerade 120 Inländer in Leipzig die Staattprüftmg für die Candidatnr de» höher« Schulamt» bestanden, nämlich 26 altklasfisch«, 32 moderne Philologe», 16 Pädagogen. 22 Mathematiker und 24 i» der naturwissenschaftliche« «bthetluug der III. Sektion Geprüft«. Zur Befriedigung de» vorhandenen Bedürfnisse» würde der sech«» Thek! der angrsührtru Gesammtzahl genügt habe«, zumal da «vH unversorgte älter« Candidaten für jede der genannten Sbtheilung» vorhanden find- Der Umstand, daß da» Mlßverhältniß zwischen A» gebot und Nachfrage für die verschiedenen Abtheilnnge« ein vev- schiede««» ist, ein geringere» bei deu Philologe«, ei« wesentlich größere» bei den Mathematikern, rin absonderlich große» bei den für die naturwissenschaftlichen Fächer geprüften Candidaten, »acht stk die letztgenannten di« Aussichten auf rin Jahrzehnt hinan» zn ganz be sonder» ungünstigen. Bo« der Gesammtzahl von 120 Landidat» haben 8 Ihre Vorbildung anf einem Seminar, 40 auf einem Gym- nafinm, 78 ans einem Realgymnasium erhalten. An de« Abtheilnngentz welch, augenblicklich nicht nnr, sonder« auf längere Zeit HInau» eck» besonder» „nothleidrnd* erscheinen müssen, find 72 chnvaligr Schüler von Realgymnasien »nd «m 6 dergleichen von Gymnafi« behelligt. Für de« rüattionellen Lhrtl verantwortlich: Frans Götze in Lhenmitz. - Druck «nd «erlag von Alexander Wiede in Chmmitz,
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