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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860907
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-07
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
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Me jeden Wochentag AbendS (mit dem Datum des folgenden Tagesi zur Ver» Lndung gelangende unparteiische Zeitung ..Sächsischer Landes - «»zeige/' mit dein Kerblatte: „Tägliches Unterhaltungsblan" »ud dem humoristisch illustr. Sonntagsblatt »Vlstiges Vilderbuch^ kostet nionatlich nur «SV Mg. sPostzeitungS-PrelSliste Nr. 4633.) Beiblatt Mm Kchstschen Lan-es-An^eiger. Rr. S«7. Dienstag, den 7. September 1886. Bei Bestellungen von Auswärts »vollem«« - > Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» tt lies Silben CorpuSschrist bilden ca.1 geil«, v. <2>a»rMNN. Der großen Auflage wegen könnenAnnonee» " " nur bis Bormittag angenommen werde» Verschlungene Schicksale. Roma» vo« Marie Tal«. Fortsetzung. Nachdruck verbot«. Dieser gute, vertrauensvolle Freund — o, er war abscheulich! Lr verachtet« sich selbst, daß er eS so weit hatte komme« lassen — wie war das nur möglich gewesen? Die Ehe jener Beiden schien ihm keine passende, glücklich« zu sei« — gab Ihm da» aber ei» Recht, noch störend dazwischen zu treten? Hatte « edel, hatte er als Bernhards Freund gehandelt, als Nanna ihm h«te ihre Klagen ausgesprochen? Er hatte ihr Recht gegeben, sie bemitleidet — statt ihr auf schonende Weise begreiflich zu machen, daß Bernhard» Arbeit allerdings nicht aufzuschieben gewesen. O, wie konnte ihn die Leidenschaft so verblenden. Aber da» durste nicht länger dauern — er mußte fort, ohne Verzug. Noch heute wollte er an Profrffor Moser schreiben, ihm »ittheklen, daß wichtige Gründe ihn nöthigten, seinen Aufenthalt hier abzukürzen. — Freilich würde er, würde Bernhard wissen Wollen, welche» diese Gründe seien, aber da mußte ein Borwand ge- fanden werden. Rasch schloß er da» Fenster «ud zündete di« Lampe an. Mit fliegender Feder schrieb er dann den Brief an Moser und athmet« hoch auf, al» er ihn couvertirt und versiegelt hatte. .Leb' Wohl, Nanna," sagt« er dann leise vor sich hin; .nie wieder werde ich Dich aus Herz drücken, nie —" Er blieb in Träumen verloren fitzen, dann griff er «ach einem Blatt Papier und schrieb folgende Brise darauf: Du bist di« Rose, deren dust'ge Füll« Au» kenschem Kelch mir strahlt in Purpurlicht, Ich darf wich freuen an der schönen Hülle, Allein di« Rose brechen darf ich nicht. Du bist di« Quelle, di« mit frohe« Rauschen An» seifigem Gesteine sprudelnd bricht, Ich darf dem lieblichen Geplätscher lauschen, Doch au» der Quelle trinke» — darf ich nicht. Du bist da» Bild mit zaubrisch holden Blicken, Da» lang mein Herz mit seinem Reiz umflicht, Ich darf an Deinem Anblick mich erquicken, Doch Dich besitzen — ach, da» darf ich nicht. Nein, nimmermehr darf ich die Rose pflücke», Am Lieberquell muß ich verschmachtend stehen, Nie darf ich, holde» Bild, aus Herz Dich drücken. Nur an» der Ferne muß ich nach Dir blicken, Ach, und vor Sehnen fern von Dir vergehen I Er hatte die Verse fast ohne anzuhalte» geschrieben, nur bei dv» letzten hatte er etwa» verändert. Dieser enthielt anch nur vier Zellen wie di« übrige« und schloß: »Bor Sehnsucht muß ich fern von Dir vergehul" Da entdeckte er, daß di« ersten drei Anfangs Lnchstaben der Strophe die Hälfte de» Namen» bildeten, dem da» Ganz« gewidmet war, und er setzte statt der letzten Zelle die beide», welche da» Akrostichon vervollständigten. Mit einer gewissen weh «ülhigeu Befriedigung ruhte sein Auge nun ans dieser Strophe, di« fein« Empfindungen zusammenfaßt« und zugleich den Namen enthielt, «m welche« sich all« diese Empfindungen drehten. Müde ließ er den Kopf auf di« Hand finke«. Da bemerkte er, -ich dies« Hand eifig kalt, die Stirn dagegen brennend heiß war. Zugleich überlief ihn ein kalter Schauer. — Ach, er hatte die Wasser- parthie, seine «affen Kleider vergessen, «» war die höchste Zeit, daß «r ln'» Bett kam. Rasch kleidet« er sich an» und legte sich nieder, aber e» dauerte lange, ehe er Schlaf fand und als er endlich erschien, raubte« wirre Träum« ihm jede Erquickung. — Mit den verschiedenartigsten Gefühlen erwartete« am folgenden Morgen die Bewohner von Breidablick den Freund. Bernhard hatte Fer-r««m- Raimund. Ein ErinneruugSblatt zum 6. September. Bon Karl Pröll. Nachdruck verboten. Am 6. September find e» sünfzig Jahre» seitdem der Klassiker »er Mittler BolkSbühne, wie der in diese« Tagen dahingrschiedeue Wilhelm Scherer Raim«nd geua«nt hat, de« Leide«repilog eines Hypochonder» zu Ende gespielt hat, de« der Selbstmordversuch nur schlecht gelang. Und während Zeitgenosse« vo« ihm, die viel «ehr Dheatnliirm gemacht haben, u. A. der fruchtbare Raupach, mit ihren «msgrbauschte« Stücken längst hinter den Eoulisse« ««schwanden, leben Raimund'» gestalteureiche, gedankeutiefe »Zauberpoffe«" »och immer, vo« den Darstellern n«d von de« P«bliknm gleich freundlich ansgenommen. Ja, wir Fritz Reuter'- plattdeutsche Volksromane n«d BolkS. schwäuke sich allmählig i« deutsche« Süden rinznbürgern beginnen, so hat Raimund da» innerste Wesen der südlichen Stammesbrüder, insbesondere de» Wiener», de« Norddeutschen gegenständlich zu ver mitteln gewußt. Er ist in Hamburg, Königsberg, Posen «. s. w. «in gern gesehener Gast au» der Feeuwelt de» Gemüthe» geworden. And da» kommt daher, daß beide den Pulsschlag des echten Dichter» besitze«, daß da» frrmde Kleid de» Dialekte», der lokalhnmoristischeu Mid allegorischen Umrahmung nicht de» freien Seelenblick verberge», der zum Herze« dringt. Di« zwei Menschen «nd ihr« Schicksale find verschiede« wie die vo» MrerrShanch geträ«kt, breitwipfelige Bnche und di« vom Elfeurrigeu und Bnomeuscherz träumend« Lärche am Alpenhang. Aber die mächtigen W«rzel« de» uord- «ud süddeutschen Hau»lirbli«g» breite« sich au» in deutscher Erde. Die Lebeuäwowent« Ferdinand Raimund» wolle« wir uns kurz in da» Grdächlniß zurückrusen. Raimund ist der kleinbürgerlichen Familie ei«e» arme« Wiener Drechtlermeifier» entsprossen und erblickte am 1. Juni 17S0 da» Licht der .allweil fidelin" Stadt. Er sollte bei einem Konditor Küche« mit süßen Herzen «nd Znckerfigürchen forme« lernen. Allel« in ihm war der Trieb erwacht, ans den Bretter» Menschen u«d Menschenewpfiudungen nachznahme«. Sr brannte d«rch und zog mit hriumzigeuneruden Schauspieler« in Ober- Ungarn herum, brachte e» aber erst «ach jahrelangen Mühen zur Anerkennung. 1813 kam er in deu bescheidenen Musentewpel der Wiener Josrsstadt, ei« Jahr später in da» beliebtere Leopoldstädter Theater, dessen Direktor er später wurde. Ihm zur Seit« stand «in andere» geniale», aber leichtblütiges Natnrkiud, die vielgepriesene Therese Krone». SS erwachte in dem Charakterspieler Raimund der Gestaltendichter. 1823 verfaßte er z« seinem Benefiz »Der Baro> «etermacher auf der Zauberinsel", ein erster versuch der Wie«« Posse, von dem gut gelaunte« Laliba« zu dem in Zanberspnk eingrspoune»««, ba» Herz der Me»sch«n prüfende» ProSpero kühn sich hinauf z» schwi«ge». Scherer, der sein« volk»k»udige» «Geschichte der dentscheu Littrratur" Anna!«» beigesügt, welch, Stromkarte» der geistige« sich vorgenowmen, ihn nicht, wie da» häufig vorgekommeu war, «st mit Nanua allein zu lassen, sondern gleich hinüber zu gehen. Dl« arme kleine Frau I Sie war diesen Merge» blaß und still und hatte da» gestrige Gespräch «icht wieder ausgenommen; er wollte st« ruhig gewähren lasse«, aber ihr helfen, wo er konnte — so ging die Wolke wohl vorüber! — Da»n aber wollt« er die erste Ge legenheit benutzen. Erich zu frage«, wie er mit seinen Gefühlen für Jda stände «ud ihm einigen Ausschluß über diese, trotz aller äußeren Festigkeit uud Selbstständigkeit innerlich so schüchternen, zartbesaiteten Wesenheit gebe«. Jda selbst dachte mit Herzklopfen daran, daß er kommen würde, sich nach Nanna» uud ihrem Ergehen zu erkundigen und fragte sich ängstlich, welch« Seite er heut« herauSkehreu würde: di« männlich ernste, die sie sosehr liebte, oder die höflich glatte, die ihr so unange nehm war. OS er der Verwundete« auf de« Berge noch gedachte? Sie hatte die Abficht, sie am Nachmittag zu besuchen; vielleicht ging er mit, vielleicht — .Worüber wirst Du so roth?" fragte Nanna, der die Schwester gegenüber saß uud da» Errötheu bemerkt«, welche» Jda» unauSge- sprocheue Gedanken hervorriefen. .ES ist schwül hier," erwiderte Jda »nd staub auf, einen Platz unter der Beranda zu suchen, wo sie ungestört ihren Träumen nach- häugeu durfte. Nanna wehrte e» ihr nicht, folgte ihr auch nicht. Die Mit- theilnng, welch« ihr Gatte ihr gemacht, hatte sie gegen di« Schwester verstimmt, e» war ihr, als stände etwa» Fremdes zwischen ihnen. Und doch konnte sie nicht wie sonst, wenn irgend etwa» di« Harmonie unter ihnen gestört, sich offen anSspreche»; an Jda war e» zu reden, sagte sie sich, e» war ei« Mangel au Vertrauen, daß sie e» nicht längst gethan! Di« Schwester hatte sich vor ihr verschlösse», Doctor Weidner sie in unverantwortlicher Weise getäuscht; sie fühlte sich von Briden tief verletzt und zeigte e» Jda durch ihre ungewohnte Zurück haltung. Er aber, Doctor Weidner, sollte fie so kalt, so förmlich finde«, daß er sich seine» Unrechte» gegen fie bewußt werden mußte; sie wartet« mit Ungeduld darauf, sich ihm in dieser neue» Gestalt zu zeigen. Doch der Morgen verging »nd Erich kam nicht. Nu», er mochte in der Klinik beschäftigt sein, dachten alle Drei ; sonderbarer Weise aber sprach Keine» davon. Al» jedoch der Nachmittag dahin schwand, ohne daß der Erwartete erschien, weinte der Professor, er wollte einmal nach ihm sehen uud begab sich in di« Wohnung de» Freunde». Er fand die Thür unverschlossen, aber auf sek» Klopfen ant wortete Niemand. So trat er ohne Erlaubtriß ein; doch da» Zimmer war leer und schon wollte er e« wieder verlasse«, als er durch die halb offene Thür de» Schlafcabinet» den, welchen er suchte, bemerkte. Erich lag in seinem Bette und schlief. Leise trat Bernhard zu ihm. Das Gesicht war geröthet, der Athem ging erregt. .Er ist krank — hat sich gestern verdorben," dachte der Freund besorgt. »Ich werde hier bleiben, bis er erwacht." Er kehrte wieder in da» Wohnzimmer zurück »nd setzte sich i» deu Sessel vor dem Schreibtisch. Trübe Gedanken gingen ihm durch den Sinn und um fie zu verscheuchen, zog er seine Brieftasche hervor, in die er Notizen zu seinem morgenden Cvlleg gelegt hatte. ES war «icht leicht da» fragliche Papier unter der Meng!« von Briefen und losen Blättern zu finden. Schließlich aber entdeckt« er e» doch uud vertieft« sich so in seine Arbeit, daß er deu Eintritt «ine» Herrn nicht bemerkt«, bi» dieser ihn lachend auf die Schulter schlag und ausrief: „Ei, Freund Heyken hier? Und wo ist der wunderliche Besitzer dieser Räume?" .Still, er schläft", sagt« Bernhard leise; .ich warte seit einer Stunde auf sein Erwachen." .Wie, also krank?" fragt« Professor Moser, de«» er war eS. »Dacht ich mir'S doch, daß da etwa» nicht in Ordnung sei« müßte. Gestern Morgen noch besprach ich mit dem jungen Herr« Pläne Bewegung entrolle«, «otirt, daß in demselben Jahre 1823 Willibald Alexi»' Inkognito-Rom au »Walladwor", Raumer'» »Geschichte der Hohenstaufe»" und Schlosser'» »Geschichte de» 18. Jahrhundert»* hervortrat««. Ei« Jahr vorher waren Rückert'» .LiebeSfrühling" ««d Heine'» »Gedichte", zwei Jahre früher »Wilhelm Meister'» Wanderjahre" von Goethe, Grillparzer'» »Da» goldene Vließ", Tieck'S uud Platen'S »Gedichte* «ud Schleiermachu» »Der christliche Glanbe", erschiene». Da» find Grenzsteine der romantische« und der modernen Weltanschauung, über welche hinweg der Kampf dieser Gedaukeumüchte geführt wurde. Völlig ««berührt hiervo», i» liebenswürdiger Naivität den Ein gebung«« seiner reiche« Phantasie folgend, welche au» dem Wiener Lebe« ihr« Gestalten schöpfte «nd eine halb realistische, halb phanta stische Welt anfbaute, abgekehrt vo« de» politische» und sozialen Streit fragen, suchte Raimund da» rein Menschliche in lokalster Färbung und mit symbolischen Z«thate» nn» näher zu führe«. Die erwähnte dramatische ErstliugSarbeit gab dem Fortunamärchen «inen übermüthigr«, lustigen, fesche« Wiener Anstrich. ES folgten 1824 »Der Diamant de» Geisterkönig»", da» Schattenspiel hold belohnter Treue mit gro tesken szenischen Randzeichunngen; 1826 »Der Bauer al» Millionär,, worin die ««gekünstelte ethisch« Tendenz Raimu»d'S, derer« Maßstab die Herzensgüte ist, bereit» deutlich sich hervorhebt. Der Egoismus de» hartherzigen, dummprotzigen Bauern wird durch schwere Prüfungen bestraft, welche eine innere Läuterung herbeiführe«. Zn den poesie- vollsten Spiegelungen menschlicher Zustände gehört der in diesem Stücke veranschaulicht« »Abschied der Jugend," wobei wehmüthiger Scherz die neckisch« Sehnsucht umarmt. Ja, Scherer fleht nicht an, diese» symbolische Spiel mit der gedankenschweren Sc«»« i« zweite» Theile de» »Faust* zu vergleichen, »wo dl» Sorge dem Helden naht «nd ihn durch ihr« Berührung blendet." Und wem ist die lieblich tändelnde Weise noch nicht in da» Ohr geklungen: .Brüderlei« fei«, Brüderleiu fei», — Mußt mir ja »icht böse sein — Scheint die Sovne noch so schön — Einmal muß fie untergrhn"? Wie schlicht sind die Worte, wie tief erscheint der Sinn de» .Aschenmann-Lied«»", da» i« volkSthümlicher Denkart die Vergänglich- keit alle» Irdische«, da» Nichtige jeder Eitelkeit beleuchtet und nur im Gewüth da» Unverwelkliche findet, wie er die» ln dem warmen Lob ««»spricht: »Vor alle brave Leut' — Bor Lieb und Dankbarkeit — Vor treuer Mandel (Mädchen) Gluth — Da zieh' ich weinen Hut! — Kein Aschen! Kein Asche« I" Der allegorische und der Zauber- Apparat der Raimnud'scheu Stücke ist eigentlich allen.Ursprunges. Er leitet sich von de» .Moralitäten" de» Mittelalter« her, denen die Schulschauspiele der Jesuiten die Personifikationen vo» Tugenden, Laster» von Zuständen der Natur und de» Menschenlebens abborgt»», woraus in plumper Weis« die älter« Wiener Posse den ziemlich ver blichenen Trödel stiehlt uud ih» nach ihrer Lau», verwendet. Aber die Personifikationen Raimund'» find nicht blo» Marke» bekannter Eigenschaften, so»der« beruhe» auf einem wirklichen Grund» für den Herbst und heut« schreibt er «lr. er müsse angeublkck» Uch fort." »Fort von hier?" wiederholte Ber»hard erschrocken. „Da» hat er Ihnen geschrieben? Aber davon weiß ich ja kein Wort!" »Lesen Ei« selbst," versetzte der Professor und reicht« Bern hard den Brief, welchen Erich» HauSwirthin ihm am Marge» gebracht. Heyken schüttelt, deu Kopf. »Wichtige Gründe", murmelte »von denen er gestern noch nicht» wußte? Sonderbar! — Ab« d» ist der Patient erwacht," fuhr «fort, al» « «ln Geräusch im Neben- i'M"« hört«, „wollen Eie ihn einmal examl»ireu?" Sie traten zusammen zu ükich, der fie mit dem halb der- hunderten, halb beschämten Aussehen eine» beim Schlafe Ueberraschte» begrüßte. »Ich habe «ich verschlafen," sagte er, »weiß «icht im mindeste», wa» e» an der Zeit ist. Schon Abend — der Tausend, da» ist arg? Aber mein dummer Kopf —" »Ja, ja, der Kopf ist nicht ganz in Ordnung," bemerkt« Professor Moser, „indefsen nicht schlimm. Sie habe» Ihrem Freunde hier Angst gemacht." „Thnt mir leid," versicherte Erich, »hat aber nicht» zu sagen. Eine leicht« Erkältung —" „Die Folgen der Wafferpartie", lachte Bernhard. »Die Dame» find, Dank Deiner Aufopferung, besser davon gekommen und werde» sich nun Borwürfe machen." »Da» wäre sehr überflüssig," protestirte Erich. »Und jedenfalls sehr wenig nutzbringend," fügt« der alt» Proseffor hinzu. »Statt dessen möchte ich bitten, diesem «»vor sichtigen jungen Herrn einig« Pflege angedeihen zu lasse». Jhr^ Frau —" .Unsinn!" rief Erich heftig, »wenn ich den Schnupfen habe? und au» Faulheit im Bette liegen bleibe, so brauche ich deshalb doch- nicht gleich als pflegebedürftiger Kranker betrachtet zu werden! Nein, lieber Professor, wa» ich sehr «Sthig Hab«, ist etwa» ganz Andere»: nämlich ei« anständige» Abrndbrod, da» mich für da» nicht genossene Mittagessen entschädige» soll." „Bravo!" rief Bernhard heiter, ,d»S kau»st Du habe«, lieber Junge. Ich gehe gleich, e» zu besorgen." Er raffte rasch seine Papiere auf Erich» Schreibtisch zusammen- und entfernte sich, Moser bei dem Kranken zmücklaffeud, dem dieser ein tüchtige» katarrhalische» Fieber prophezeit«. Die Diagnose de» Professor» «wie» sich al» richtig. Line? Woche lang war Erich au da« Bett gefesselt, u»d hätte sein« Hau»- wkrthi» sich seiner nicht angenommen, er wäre übel daran gewesen. Zwar besuchten Bernhard wie Professor Moser ihn täglich und' brachten oder schickten ihm alle möglichen Dinge, die »«seinerPflege dienen konnte«; aber Nichtsdestoweniger fühlte er sei» Alleinstthe» jetzt sehr peinlich. »Wäre Bernhard an meiner Stelle, so würde Nanua» weiche Hand ihm da» Kiffen glätte« uud seine Stirn kühlen," dacht« er. »Der Glückliche!" Dabei aber konnte er «icht umhin» auch Jda» zw gedenken, di« sich in der Hütte als eine so umsichtige, aufopfernde Pflegerin erwiese«; als barmherzige Schwester würde fie ausge zeichnet sein! — Er hatte ihr für die Verwundete einige Medikamente geschickt und fie gab ihm durch Bernhard Nachricht von dem Befinde» der Frau; so hörte er von ihr öfter, von Nanna aber «ie -twa» Andere» al- eine» Gruß. I« der That hatte die junge Frau ihrem Gatten nicht einmal ihr lebhafte» Bedauern ausgesprochen, daß sei« Freu«d für seine» Ritterdienst so zu leide« habe; fie vermiede« Beide von dem z« sprechen, wa» die Veranlassung ihres Streite» gewesen war. Auch Jda erwähnt« seiner nicht oft; ihr« Gedanken aber beschäftigen sich unablässig mit ih« u«d fie konnte den Wunsch nicht unterdrücken, «in Recht zu habe», um zu ihm eilen und ihn Pflegt» zu dürfen. — — „Ich bringe Dir etwa» mit, Jda." Mit diese» Worten trat Professor Heyken eine» Mittag», an» der Stadt hrimkehrrnd, in da» seiner Zauberer, Geister, Fee» .vermenschlicht" er, wie Schere« sagt, „so unbefangen, wie Han» Sach» di« heiligsten Personen, indem er namentlich di« bürgerliche Gesellschaft Wien» mit alle« ihren Gewohn heiten und Manieren, ihren stehenden Witze« uud Höflichkeiten, ihre« Hanitfreunden und Fiaker» in jene überirdischen Regionen verlegt«. Aber rr wollte nicht dabei stehe» bleibe«; er verachtete die Welt, dir er mit so fruchtbarer Phantasie bevölkerte." End« der Zwanziger Jahre bracht« Raimund de» .Alpenkö»«g »nd Me«sch«nfel»d", i>» Beginn der Dreißiger Jahr« „Den Verschwender" auf dl« Bühne, seine beiden reifsten Schöpfungen. I« dem erster«« „romantisch komi sche« Märchen" hat er die Doppelvatur de» eigene« Charakter», welcher sowohl einer optimistischen Menschenliebe, al» a«ch einer selbst quälerische» Weltverachtnng fähig war, künstlerisch getre««t, beide Seiten einander i« dedenlunqSvolle« Typen gegenübergestellt. Die ursprünglich« Wese« Seioheit wird aber recht deutlich dadurch ersichtlich gemacht, daß der Dichte« de» Alprnkönig Aflragaln», einen zum Aether» licht kmporgestiegeuen Rübezahl, Gestalt uud Art de» vo« Mißtrauen»- wahn erfüllten Rappelkopf anunehmeu läßt, um dessen kindische Tob sucht zn heilen. Der Alpenköuig trägt anch eine Gedankenkroue, die eines bedeute«!»» Dichter» würdig ist. Seine Auffassung irdische» und reinere» Leben» spricht er u. A. mit deu Worte» an»: „Wohl soll in der Geister Walten, Lieb' und Broßmuth mächtig schallen, Und ihr Wesen hoher Art, Wo sich Kraft und Freiheit paart, Soll, befreit vom ird'schen Band, Schwingen sich in Aether« Land. Doch, so wie'« im Menschenleben . BöS'- und Gutgesinnte giebt, Jener haßt und dieser liebt, So ist'S auch in Geistersphären, Daß nicht AL' nach Oben lehren Ihr entkörpert Schattenhaupt, Und d«S höheren Sinn'S beraubt. Such der Böse schaut nach Unten An die sinst're Macht gebunden- Und so wird der Krieg bedingt, Der die Welt mit Lew umschlingt . . . Der den geist'gen Geist entzweit? Der bekehrte Rappelkops schließt aber da» ethisch phantastische Traumbild der Bühne mit den Sätzen: „Der Mensch soll an Allem sich selber erkennen. Ein Satz, den die ält'ste» Weisen schon nennen- D'rum forsche ein Jeder im eigenen Sinn, Ich Hab mich erkannt heut', ich weiß, wer ich bin." Die bnrleilken Figuren uud allegorische« Arab«»k«n find in diese« Stück spärlicher angebracht, unter den erstere« ist besonder» der Diener Habaluck hervorzuheben. Anch Scherer bemerkt, daß der.Alprnkönig und Menschenfeind" so gut au» der eigenen Seel, de» Dichter» geschöpft ist wie Moliöre'« .Misanthrop". Seine Gabe mnrschlicher Charakteristik hat Raimnud wohl a» großartigsten ««tsaltet i» de« .Verschwender", wo sowohl de, Nacht» gtdtmke», der deutliche Züge z» gewinne« sucht. Und da» Gefolge I wa»dl« de» Glücke», der gutartige Berschwe»der Flottwell al» auch.
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