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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860907
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-07
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.09.1886
- Autor
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Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. 2v7. Dienstag, 7. September 1886. Nücklehr d«» Gewerbtreibevden ergab e» sich, daß der Unbekannte doch kravkheit befallen, in der Leipziger UniverfitäWiuik zngrbracht hat " radezn unerklärlich ist vnn das Verhalten der Leipziger Polkzribe /'in dieser «ngelegenhrit. «l» Herr Fasst» bei seine» Ankunft . «ipzig infolge seiner Krankheit bereits in bewußtlosem Zustande durch Organe de« Polizei der Universitätsklinik zugesührt wnrde, find anch dessen Effekten und Papiere durchsucht worden, welche Ne be stiWmtrfirn Anfschlüfle über die Person des Kranken gaben. Trotzdem W »»die Polizeibehörde nicht für notwendig erachtet, den Up ge« hörigen oder Vorgesetzten desselben irgend welche Nachricht zn geben, selbst da nicht, als F. in den Blättern als vermißt bezeichnet wurde. Vrst durch de« behandelnden Arzt find die besorgte« Eltern über das ''Schicksal ihres Sohne» in Kenutnlß gesetzt worden, nachdem F. 23 Tag« im Krank,«Hanse verbracht hatte, — Der vormalige Oberjäger beim 2. kgl. sächs. Jägerbataillo« in Dresden, Häble» aus Großschöua», welcher wiederholt sein« Kompagnie in der Kaserne anfforderte, einen inzwischen wegen Desertion bepraften, im Dienste nachlässigen Jäger zn schlagen, und einmal sich au einer solchen schmerzhafte« Prozedur selbst dktheiligt hatte, ist jetzt wegen Mißbrauchs der Dirnstgewalt z« 2 Monaten Grfängniß vernrtheilt worden. — Gestern Mittag wurden an» Anlaß de» GedächtnißtogeS der Konstitution mehrere Hundert Arm« de» Stadt vom Armeuamt gespeist. AuS demselben Anlaß Wan» gestern Abend die öffentlichen Plätze der Stadt durch GaS Pyramiden erleuchtet. — Bautzen. Wie noth er thut, daß von allen Seiten ener gisch gegen da» Laudstreicherthnm aufgetreten wird, beweist folgende Rohheit, die sich vergangene Woche in Sinlwitz zugetragr« hat. Da selbst fand sich bei dem HanSbefitzer Bndrr ei« Strolch «in und bat «meine Gabe. Da» ihm gereicht« Brod ersuchte er mit Butter zn bestreichen und, nachdem dies geschehen, verlaugte er Hose» «nd Stieseln. Trotz der bereits bewieseur« Unverschämtheit reichte man ihm ein Paar etwa» deseci« Hosen. Der Dank dafür war, daß er erklärte: „Zer rissene Hosen habe ich selbst I" Hiernach wurde allerdings dem Unhold die Thüre gewiesen, er verließ auch das HauS, aber mit den Worten .Sie vergessen Wohl ganz, daß Sie ein Strohdach haben?" Gegen Mitternacht brannte in Folgx Brandstiftung dar gesammte Bnder'sche Grundstück nirder. Leider ist rS der angestrengten Thätigkeit der Gen darmerie noch nicht gelungen, des Brandstifters habhaft zu werden — Ans bi» jetzt noch unaufgeklärte Veranlafsnng ging am 28. v. M. ei« Stampswerk der lönigl. Pnlvermüh'e zu Guaschwitz in die Luft. Hierbei wnrde der Pulverarbeiter Probst au» SchwarznanSlitz so schwer am Kopf« und Arme verletzt, daß an seinem Auskommen gezwrifelt wird. Probst, welcher verheirathet und Vater von zwe Kinder« ist, wurde seiner schweren Verletzungen wegen in dem hiefigeu städtischen Krankenhaus« «utergebracht. — Bernstadt, 3. September. Der hiesige Lohgerbermeister Moritz Hübner, ei« sehr rühriger junger Gewrrbtreibender, war am heutige« Morgen gegen 4 Uhr aufgestanden, «« «ine in seiner Werk statt befindliche, znm Einweichen der Jelle bestimmte Grube zn reinigen. Hierbei wurde er von auSflrömenden giftigen Gasen betäubt und stürzte in die Grube, von deren flüssigem Inhalte er daun Wohl noch etwas einschluckte. Znm Glück hatte er beim Beginn seiner Arbeit seinen Lehrling Emil Rohne geweckt, und dieser besaß Geistesgegenwart ge nug, sofort H.'S Ehefrau herbeizurufeu, vm mit ihr vereint den Be» nvglückteu zn rette«. Allein auch Frau H., die wohl etwa» zu hastig in die Grnbe hiuabgestiegen sei« mochte, stürzte bald betäubt neben ihrem Manne nieder. Schnell ries nun der Lehrling eine Anzahl Nachbarn herbei, welche die beiden Leblosen mit großer Anstrengung an» der etwa 4 Ellen tiefen Grube herausgezogen. Der Schuhmacher Sakete, ge». Ebermanv» stieg mnthig in die Grube und schlang Seile um die Verunglückten, an denen sie von den Gebrüdern Wunderlich heranfgezrgen wurde» Während Meister H zunächst völlig starr dalag, warf dessen Frau, welche dem Einflüsse der giftigen Gase wesentlich kürzere Zeit ouSgesrtzt gewesen war, sich in heftigen Krawpf- zockurgen hernw. Den Bemühungen eine» rasch herbeigeeilten praktischen Arzte» gelang es sehr bald, Lebenszeichen hervorzu- rnfeu tez. Bernh'gvvg zu schaffen, und cS ist begründete Hoffnnng vorhanden, daß beide Beruvglückte am Lebe» erholten bleiben. — Leipzig, 4 September. Jv verschiedenen hiesige« Ge schäfte» wurden in letzter Zeit Topezicrerfivffe, als Sammet, Plüsch re. anf Berlargzeltel hiesiger Meister durch einen angeblich Beauftragte» entnommen, bezüglich deffen sich nachmals herauSstellte. daß er ei« Betrüger war, der dir Berlangzeitel gefälscht nud die Maare für sich ergaunert hatte. Gestern gelang eS nun, den Betrüger in der Person ein«» vielfach bestraften Topezierergesellen aus Borna auSzumitteln Der Einzug -e» Fürste« i« Sophia. Der Einzvg Alexanders in die Hauptstadt bildet den würdigen Abschluß des TrinwphzugeS durch da- Land. Der Fürst wnrde von den Truppen und dem Volke mit grerzeulosim Enthusiasmus empfangen, der jeder Beschreibung spottet. Ganz Sophia war vom frühesten Morgen aus den Beiueu. Sehr viel Landvolk hatte sich eiugrfunden. Alle Hänser waren beflaggt und viele delorirt. Säwmtliche Konsulate, mit AnSnahmr de» russischen, hatten ihre Flaggen aufgezogen. Lange vor Ankunft der Fürsten zogen viele Wagen mit eleganten Damen und Tausenden von Fußgehern zu« SlitinSki-Han, wo sich auch der italienische, rnwänische und srauzöfische Konsul in Uuisorw, der sürst- liche Sekretär nud andere Persönlichkeiten elvgesundeu hatten. Hierher wnrde auch das prächtig aufgezäuwte LiebliugSpferd de» Fürsten ge bracht. Vom SlitiuSkt Han bis zum Triumphbogen in der Vorstadt waren die Truppen, fünf bulgarisch-rumrlischr Bataillone, eine Eskadron Kavallerie und tinige Geschütze für dir Ealutsalve» ausgestellt. An der Triuwphpsorte hatte di, Stodtvertretuvg und eiue Deputation der spanische« Jndevgkwelude Ausstellung genommen. Am Wegraiu standen Tausende von Bewohnern von Sophia, «eist Frauen, welche Kränz« und Blumen trugen. Kurz vor 11 Uhr erschien der Zug de» Fürsten. Acht Kilometer vor der Stadt halt« de» Fürst sich in einem Bauernhause ««gekleidet und die große Uniform angelegt. Der Donner der Geschütze »er kündete dir Annäherung Alexanders. Eiue ungeheure Bewegung bemächtigte sich der Masten. Bei« Slitiuski-Han begrüßte der Fürst die dort anwesenden Minister, die hohen Beamten und seinen treuen Secretär und bestieg daun sein Pferd. Neben de« Fürsten ritten der Oberrvmwaudant Mntkurov und der Stadtkommandant Popow. Die Truppen begrüßten den Fürsten mit Hurrah.Rufen und schwenkten die Mütze». Die wilde« Ausbrüche de» Enthusiasmus erneuerten sich von Minute z« Minute mit verstärkter Gewalt. Alexander schien tiefbewegt von dieser Begrüßung seiner Soldaten, er ritt ihre Fronten ab, während die Musikkapelle» dir Nationalhymne spielten und die Geschütze donnerten. Dieser Moment wird sich jedem Augenzeugen tief in'S Gedächtniß eingeprägt haben. Der Fürst, von dieser Scene hingerissen, küßte den KriegSmiuister Nikolajew und den Eommau- bauten Mutkurow. Inzwischen war auch der Eonvoi der Leibgarden der Fürsten in prächtiger Uniform herangerückt, «nd der Zug in die Stadt begann sich zu formire». Voran ritt eine Abtheilung Gendarmerie, dieser folgte der Convoi der Barde, dann kam der Fürst z« Pferde und ihm zn Seite» Mutkurow und Popow. Racher folgten abermals Gardisten und die Sophia«», sowie die au» Philippopel nud ihn polizeilich znr Hast z« bringe». Di« erlangten Maaren hatte er sofort nach Empfang stet» verkauft oder verpfändet. — Wiederholt find in den letzte« Tagen Knaben und Mädchen wegen Entlaufen» au» der elterlichen Behausung polizeilich hier oufgegriffen worden, darunter ei« lOjährlger Knabe au» Magdeburg, den ei« Schutzmann anf dem Magdeburger Bahnhöfe hier antraf und nach dem Nafch- »arkt bracht«. — Wurzen. Am Sonnabend Nachmittag ertrank bei« Bade« in der Mulde der 10jährige Sohn de» Gerber» Elchblatt. Der Knabe hat an verbotener Stelle (oberhalb de» Gasthose» z« den „Dwi Brücken") gebadet und ist vor den Ange» seiner Spielgefährten in der Aluih verschwunden. ' E» ist dir» bereits da» sechste Opfer, haj» bst Mulde st, dies«? Badeperstdx ang Warze« und nächster Um gebung gefordert hat. — Wehle«. Am Freitag schwamm hie» rin männlicher Leich nam an, betreff» deffen ermlttzlt wnrde, daß man eS mit dem Kauf- mann Louis Komprat aus Großenhain zu thun hatte. —- LeiSnig, 3. September. Am Nationalsesttage, den 2. September, wnrde hier der Grundstein zum nenen Gebäude der Realschule gelegt. Zu dieser Feier hatten sich di« Mitglieder der städtisch,« Collegien, die Rralschulcoi Mission, die Lehrer und Schüler der Realschule, die Herren von der Bauleitung und BauauS sübruria re. eiBaesuudeu. — Waldenburg, 3. September. Hi,r herrscht seit einiger Zeit in der städtischen Wasserleitung ein namentlich in den höher ge legene« Stadttheile« sehr empfindlicher Wassermangel; r» mußte« deshalb stellenweise die Druckftänder geschloffen werden und die Steuer- zahler jener Stadttheile ihr Waffe» «eit herholen. Ob der Uebelstand dnrch die trockene Witterung allein oder durch mangelhafte Anlage der Leitung oder durch Fehler in der Verwaltung derselben, inSbe sondere durch Verbrauch dc» Wassers bei mehreren Neubauten «nd beim Bierbrau«« und durch Verschwendung einzelner bewirkt ist» da rüber sind die Meinungen getheilt. A lleS hofft auf ergiebige Regengüsse. — Plauen i. V., 4 September. Da» etwa 16 Jahre alt« Mädchen der Wittwe B. in der RähuiSstraße hier goß gestern Abend gegen 7 Uhr aus eiurr Flasche Petroleum in den Ofen, um da» Feuer schneller in Gang zu bringe». Mit einem lant vernehmbaren Knall explodirt« die Flasche, und e» ergoß sich die brenuendeFlüssig keit aus ihre Kleidung, die sofort Feuer stug. In ihrer Augst raunte da» Mädchen auS erster Etage auf die Straße, wo hrrbeigeeilte Leut« de» Brand löschten. Leider erlitt da» Mädchen hierbei mehr fache Brandwunden am Unterkörper. — Am 2. September Nachmit tag '/«2 Uhr ist in Grobau eine znm Rittergut Gutenfürst gehörende Scheune mit de» Erntevorräthe« abgebrannt. Brandstiftung ist au» geschloffen. Tie Ursache des Brandes scheiut vielmehr in Flugfeuer von der Maschine eine» durchfahrenden Zuge» zn suche» sei». — Zwickau. I« der Nacht vom Mittwoch zum Donners tag ist ein in NkdeneiuSdorf verquartierter Soldat der 4. Compagnie deS Infanterie-Regiments Nr. 107 auS einem in beträchtlicher Höhe befindlichen Fenster herausgefallen und hierbei ans iw Hofe befind liches Steinpflaster anfgeschlage», wodurch er auscheinend innere Ver letzungen erlitten hat. Der Soldat hat sich jedenfalls mit dem Oberkörper etwas zu weit au» dem Fenster gebeugt und ist dabei heruntergestürzt. — Für die ausgeschriebene Stelle eine» Stadtwachtmeifiers in Schlettau haben sich bis jetzt Über 50 Bewerber gesunden. — Scheibenberg» 4. September. Gewitter. Gestern Nach mittag in der 3. Stunde umzog sich der Himmel mit schaurig düsteru Wolken. Man befürchtete allgemein, daß ein heftiger Schloßenwetter sein VeruichtungSwerk bald beginnen würde. Von diesim blieben wir aber, Gott sei Dank, verschont, dagegcu soll ein solche» Unwetter in der Gegend vou Schwarzbach und Langenberg in verheerender Weise aufgetreten sein. Um so heftiger aber trat bei uu» das Gewitter auf nud wenn e» auch nicht zn häufig blitzte und donnerte, so hatte eS doch zweimal in der Stadt selbst eivgeschlageu, zum Glück, ohne zu zünden. — Die Ernte ist bei uuS jetzt im vollen Gange; die Scheuer» füllen sich mit Macht. Die lang anhaltende trockene Wärme reiste mit Gewalt die Körnerfrucht «nd find unsere Landwirthe mit derselben qualitativ als auch quantitativ recht zn- ,jeden. Wahrscheinlich wird uns auch eiue zufriedenstellende Kar toffelernte bescheret werden. Und wenn auch im Großen und Ganzen Heuer die Kartoffeln infolge ihrer geringen Größe nicht ge rade gut westen, so ist doch ihr Geschmack wie ihr Mehlreichthum ein solcher, der nichts zu wünschen übrig läßt. — Lichteustein, 4 September. Im benachbarten Calluberg ist vorgestern ein Dachdecker vom Dache de» SewinargebäudeS gestürzt und infolge erlittenen HalswirbelbrncheS sofort verstorben. Auch stürzte in Mülsen St. Niklas ein Oekonom beim Ernterinfahren vom Erntewagen und erlitt einen Oberscheukelbruch. gekommenen Truppen mit klingendem Spiel, lieberoll, wo die Menge de» Fürsten ansichtig ward, erhoben sich Hurrah-Rufe. Alle» schw,»kte dir Hüte, und die Frauen streut,« Blumen. Vor der Trinmphpforte überreichte dem Fürsten Chacham BaSchi Im Namen der Judeugemeinde eine Adresse nud ein weißgelleideteS Mädchen eine« Kranz. Bei dem Triumphbogen war da» Gedränge so groß, daß der Fürst die Anwesenheit der städtischen Deputation nicht bemerkte und deren Begrüßung daher hier unterblieb. Der Weg durch die Stadt dauerte nahezu ein« Stunde. Alle Fenster, Balcone und Dächer waren mit Menschen besetzt. Der Jubel nahm immer «ehr zu und erreichte den Höhepunkt, als Alexander zur Kathedrale auf der Saborzerkwe ritt, derselben, wo genau vor zwei Wochen Metropolit Klewent die Revolution segnete. Hier bildete die Polizei Spalier. Alle Glocke» läuteten. Als der Fürst nahte, begaben sich 18 Geistliche unter Führung deS Metropo liten KyrilloS, welcher die Krone aus dem Haupte und da» Heilig- thum in der Hand trug, zu dem Eingänge der Kirche. Der Me tropolit reichte dem Fürsten da» Allerheiligpe znm Kusse, worauf derselbe die Stufen de» prachtvollen Throuseffel» bestieg» wo er während der heiligen Handlung flehend verharrte. Neben ihm standen dir Ossiciere der Leibgarde «nd KriegSmiuister Nikolajew. Nach dem Hochomte begab sich dir Metropolit zum Ikonostas, wendete sich zu Alexander und hielt folgende Anrede: „Ich danke Gott, daß Du zurückgekvmwen. Du» der D« diesem Lande nur Ruh» und Glorie gebracht hast, Du, der Du ein Fürst bist, auf welchen jedes Volk mit Stolz blicken muß Mit Dir ist dar Volk, mit Dir lebt und stirbt die Liebe Deine» Volke». Gebe Gott, daß unsere Bitte« er hört werdeu und daß wir zusammen mit Dir glücklich wellerleben können." Alexander, sichtlich gerührt durch diese Worte, verneigte sich tief vor dem Metropoliten. Die Feierlichkeit de» Moment» er faßte alle Gemüther, und es herrschte einige Augenblicke tiefe und heilige Stille, woraus ei» anderer Geistlicher vortrat und mit weithin hallender Stimme singend ein dreimalige» Hoch aus Alexander ansbrachte. Nachdem die» geschehe» und da» Amen angestimmt worden war, verließ der Fürst den Thron «nd küßte da» Kreuz, welcher ihm der Metropolit reicht«. Er beugte sich dabei tief vor de« Metropoliten und nahm den FriedeuSkuß desselben entgegen. Von der Kathedrale ritt der Fürst, immer vom Volk« «»jubelt, ans de» Alexandrrplatz vor daS Palai», wo die Truppe« defilirten. Nach einer halben Stunde endlich konnte der Fürst in den Hof seine» Palais reiten, welches er vor zwei Wochen bei einem andern Thorr unter so seltsamen Umständen verlasse» hat. Hier halten sich die Mitglieder der diplomatische» Eorp» eingefunden. Der russische! X— Schwarzenberg, 4. September. Einer Notiz de» »Zwickaner Tageblattes" zufolge ist Bad Ottenstein vou dem bis. herige» Besitzer, Herrn Lorenz, an einen Dresdner Hrrrn für 280,000 M. verkauft worden. — Hohenstein, 4 September. Die Nachricht «ine» Dresdner Blatte-, iu Langenberg sei ein Grabstein vom Grab« einer jnngeu Fra« wegen einer den Hinterbliebenen Gatten treffendrn Beleidigung entfernt worden, betrifft nicht unser hiesige» Langenberg, sondern Laugenberg bei G«a. -f- Stollbekg, b. September. Wir seierteu heute ein schöne» Fest. ES galt dem erzgebirgischen Gauverband« der Männer« und Jüngling-vereine. Znr würdigen Begehung diese» Feste» waren um- saftende Borbezestunge« getroffen. Die Eingänge zu den Feststätte«: Küche, SchießhauS nud Bürgergalten waren mit Ehrenpkorteu und Birken geschmückt und nicht nur der Kirchthur« allein, sondern anch viele Häuser, besonder» an solche« Straßen, durch die der Fest- zug sich bewegt«, waren mit Flaggen und Fahnen geschmückt? Auge, meldet und erschiene» waren Männer- und JünglingSvereinSmitglieder von Auswärts au» Aue, Chemnitz, Erlbach, Hartenstein, Lugau, Meerane, OrtwannSdorf, OelSnitz. Planitz, Thurm, Zwickau rc. Nachdem dnrch die Mitglieder der EmpfangSdrpulation die Vormittags erschienenen Gäste begrübt und nach dem Schießhause geleitet, war daselbst öffentlicher Empfang durch den Verbandspräse» Herr« Pastor Kaiser ans Aue. Nach eingenommenem einfachem Mittagsmahl, an dem gegen 300 Personen theilnahme« und bei welchem vom Vorsitzenden ein Hoch anf de» König gebracht und ein BegrüßungStelegramm vom Brudergauverband in Leipzig, der sofort dankend Erwiderung fand, mitgetheilt worden, bildete sich der Festzug mit Musik nach der Kirche. Daselbst predigte Herr PastoA Perthelt^öü» Leukersdorf, früher Real, schuloberlehrrr hier und zugleich Vorstand de» hiesige« JünglingsvereinS, über Röm. 1,l6 in packender Weise. Nach Schluß deS Gottesdienste» bewegte sich der Zug nach dem Bürgergart««. Hier sprach Herr Diakonu» und Pastor Häselbarth von hier in gewohnter herzlicher Welse den Dank für zahlreiche» Erscheinen der Gäste an» mit dem Wunsche, daß sich Gotte» Segen noch weiter ausbreit«« möge. Hier- auf deklamirte« zwei Jünglinge größere, dem Feste angemessene Gedichte «nd der Schülerchor ließ den Gesang: Lobet den Herr» re. dreistimmig ertönen. Nu« sprach der VerbandspräseS seine große Frrnde übe» den Verlanf deS Feste- au-, wobei er anch geeignete politisch« Punkte (Sedan) berührte. Nachdem derselbe noch den großen Nutzen der JUuglingsvereiue auseinander gelegt, wurde« allgemeine Gesänge mit Musikbegleitung ongestimmt. Der von Dresden anhergekommene Agent aller sächs. Jünglingsvereine, Herr Zacharias, wie» durch Zahlen da» Wachsthum der JünglingSvereinr in Sachse» (74 Verein« mit 3000 Mitglieder) nach und zeigte, wie das gekommen und wie'» weiter gehen möchte. Herr Pastor Kaiser legte, wegen amtlicher Ueberbürduug, da» Amt de» GanpräseS nieder und schlug Herrn Pastor vr. Eckardt in Lugau vor. Einige Vertreter auswärtiger Vereine brachten roch Grüße ihrer Vereine. Schließlich sprach noch der neuerwählte Präses, Herr Pastor Eckardt, der, wie bekannt, viel Arbeit hat, aber au» Interesse für diese Angelegenheit nicht abgeneigt ist, auch dieses Amt noch zu übernehmen. — Schneeberg. Am Freitag Nachmittag ertrank i« Poch- werksteich zn Neustädte! der i» 19. Lebensjahre stehende Bäcker- geselle Martin aus Schneeberg. Derselbe soll, ohne sich vorher ab- gekühlt zn haben, daselbst ein Bad genommen haben, worauf ihu dann der Schlag rührte. Rettung»- und Hebuugsversuche wnrde» sofort unternommen, dcch ohne Erfolg. Der UuglückSfall trifft die Familie de» Verstorbenen um so schwerer, als der Vater desselben vor kurzer Zeit starb und der nun so plötzlich Dahingeraffte da» väterliche Ge schäft leiten mußte. — Lob enstein. Am 1. September bald «ach 1 Uhr ging auf dem Scheunenboden de» Maurers Bölkel in Rothenacker «in Schaden- fener anf, da» Scheune und Hänschen desselben in Asche legte. Rasche Hilfe der herzngeeilte« Bewohner des Orte» verhindert« eine Weiterverbreituvg de» FeuerS. Man nimmt an, daß der aus dem Boden ausgespeichertr Erntesege« durch Selbstentzündung in Brand gerieth. Verhandlungen -eS Landgerichts Chemnitz. -tr. Ferienstrafkammer I 2.,9. Der Kaufmaunsgehilfe Ernst Tust. Lehmann aus Chemnitz (22 Jahre alt und noch unbestraft) war !m Frühjahr d. I. von hier nach Wien übergesiedelt. Daselbst fand er in einer Fabrik Beschäftigung, die ihm wöchentlich nur 8 Gulden eintrug. Damit kam er nicht aus und deshalb wollte er wieder nach Sachsen zurück. Er besaß aber kein Reisegeld und um sich solcher zu verschaffen, unterschlug er von dem Lohne sür die Arbeiter, welcher ihm in Höhe von 500 Gulden ausgeliefert worden war, die Summe von 246 Gulden. Dieser Betrag war freilich für die Rückreise sehr reichlich bemessen und das mochte Lehmaun auch selbst gefunden und der deutsche Eonsul ,glänzten" durch ihr« Ab wesenheit, der österreichische Generat-Cousul, Herr Buria«, war im Frack, die übrigen Consuln in Uniform erschiene«. Im Schloß- Hose hatte» sich sämmtlichr Officiere postirt. Ein jugendlicher Officier trat vor nud meldete dcm Fürsten, sie seien hier, nm ihn zu be grüße». Alexander reichte Jedem bewegt di« Hand, dann trat ein rumeliotischer Soldat vor die Front und meldet«, er begrüße Sr. Hoheit im Namen seiner Kameraden. Endlich «stattete anch «in Marine-Officier «ine solche Meldung. Unter Trommelwirbel und Musik konnle der Fürst, nachdem er anch die Diplomaten begrüßt hatte, da» Vestibüle deS Konaks be treten. Von demselben wurde «st heut« da» Siegel abgenommeu. ES war Aller so, wie eS der Fürst verlasse« hatte. I« de« Ge mächern empfing der Fürst die Mitglieder der Regierung vnd der Stadtvertntnng «nd zog sich davn zurück, um von de« Strapazen und de« Ovationen, die ihu sehr ermüdet hotten, anSzuruhen. In de« Gesichte de» Fürsten ist geradezu ein leidender Zng bemerkbar. Aus dem Konak wurde die fürstliche Flagge gehißt; die Trikolore war vor einigen Tagen von Osficieren herabgeriffeu worden. Aus Rah und Fern. — Fürst Bismarck in FranzeuSbad. Das Badrbla!» »Sprudel" schreibt: Z« den zwei Geheimpolizisten, welche im Gefolge de» Reichskanzler» ar»S Gaste!« mitkam«», gesellten sich noch vier Geheimdelecliv» mit Herrn Stiel«, welch, auS Berlin am Tag« vor der Ankunft des Reichskanzlers hier eintrafen. Herr Stiel« erhielt aus Ansuchen von kompetenter Stelle ein Berzeichniß aller hier an wesende« Polen, auch erhielten die Hoteliers und WohnungSvermiethrr den gemessenen Auftrag, alle Ankommenden sofort zu melden. Die Geheimpolizisten bildeten Nachts über «Ine Kette um das Hotel. Bismarck und seine Leute arbeitete« unermüdlich hier in FranzrnSbad. Neben der großen Anzahl Depeschen, die expedirt wurden, kamen »nd gingen Lurlere. Ein kleiner Brnchtheil der Eanzlei BiSmarck'S war mit großem Acteumateriol avgekowureu. Herr v. Rotteobnrg arbeitete am ersten Tage der Entrevue bis 1 Uhr, am zweite« Tage gar bi» 3 Uhr Früh. — Mit den Personen, die in dem großen Kölner Eommunisteuproress« vor einem Menschenalter eine Rolle spielten, scheint der Tod seit Jahresfrist eilig aufräumen z« wollen. Zuerst starb der »roihe" Becker, der bekannteste unter den damalige« Angeklagten, dann folgte ihm der Leiter der öffentlichen Anklage, der spätere Ober-RelchSanwalt Freiherr von Seckendorf, «nd vorgestern
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