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älUlhe DorßtüW. Donnerstag, den 22. Decemver 1887 49. Jahrgang Feuilleton »erden bl» Montag, Mittwoch «. Freitag Mittag angenommen und losten: SirlspaUZetlelüPsg Unter Eingesandt: SOPsg. Inseraten» Annatzmeftelent Die Arnoldtsche Buchhaadluna, Jnvalidendank, Haasenstein LVoglrr Rudolf Moste. ». L. Daube L To in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M Abonnements - Einladung- Auf das mit dem 1. Januar beginnende erste Quartal der „Sächfisch-N Dorfzeitung", „Künfzigster Jahrgang", nehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpedttwnen und Landpostboten gegen Vorausbezahlung von I Mark 50 45s. Bestellungen an; auch kann das Blatt, wenn Es verlang wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten ^Eh d: betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 2^ Zs- pro Quartal jeden Dienflog, Donnerslag und «Sonn abend pünktlich ins Haus gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei uns (Neustadt, kl. Meißner- gaffe 4), oder bei den von uns angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Dienflag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel- lungen g^älligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereits erschienenen Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus gedehnteste Verbreitung. Die Verlags-Gxpediton. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die jüngst in Berlin statt- gtfundene Begegnung zwischen dem Czaren und dem Fürsten Bismarck hat bekanntlich zu der überraschenden Entdeckung geführt, daß gefälschte Depeschen des deutschen Reichskanzlers dem russischen Kaiser in die Hände gespielt worden sind. (Siehe auch unter „Rußland" ) Wäh rend im Anfänge die officiösen Blätter in Petersburg diese Thatsache abzuleugnen suchten, müssen dieselben nunmehr auf Grund der eingeleiteten Untersuchung zu geben, daß die russische Regierung das Opfer eines überaus schlau eingefädelten Ränkespieles geworden ist. Die russische Regierung hat somit zum Mindesten das gleiche Interesse wie die deutsche daran, daß die Sache vollständig aufgeklärt wird. In solchen Fällen kann nicht von diplomatischer Verschwiegenheit die Rede sein, sondern man muß Alles aufbieten, um die Fälscher zu entlarven und zu überführen. Ein solches derartiges rücksichtsloses Vorgehen entspricht auch dem Wunsche des Kaisers Alexander. Um die Fälschung zu ent- Exped. ». Redatti« Dr-sdeu-Keuft-dt v. Meißner Gaste 4. Die Zeitung erscheint Lteufta«, Lauuersta, mrd G»«»a-euV früh. Pret»; Vkr1eljLhrl.«t.1M Zu beziehen durch die kaiserlichen Post» «statten und durch unsere Bolen. Sei Keter Lieferung tu» Hau» erhebt die Loft noch eine Ge bühr von LV Pfg. Jette wurde roth im Gesichte und senkte verwirrt den Blick zur Erde. „Ich wollte über etwas Anderes mit Ihnen reden", sagte sie. „Jetzt nicht, mir brennt der Boden unter den Füßen." „ES betrifft Herrn Rudolf und das neue Fräulein mit dem schönen Namen Flora." „Meinen Sohn Rudolf und daS neue Ladenmädchen ?" fuhr Frau Bredow auf. Jette nickte unter einem boshaften Lächeln. .Vor gestern, am Spätnachmittage, ruderte er Sie doch über den See —" „Jawohl, er brachte mich nach dem Bahnhofe", bestätigte Frau Bredow. „Ich sab's vom Fenster unseres Häuschen- auS", fuhr Jette fort. „Ich sah ihn auch zurückkommen, den Kahn anbinden und die Stufen hinaufsteigen, die in Ihren Gatten führen. ES dauerte nicht lange, da kam er wieder. Flora war bei ihm und stieg mit in den Kahn." „So!" rief Frau Bredow und ließ sich mit dunkel rochen Wangen und blitzenden Augen in einen Stuhl sinken. „Der junge Herr rudette seine Dame auf dem See umher", berichtete Jette weiter, „bi- der Mond hoch am Himmel stand. Um die Beiden bester beobach ten zu können, ging ich hinaus und verbarg mich in dem Gebüsche dicht am Ufer. Bester hätte ich'- nicht treffen können. Ein paar Schritte von mir trieb der Kahn vorüber und da sah ich mit diesen meinen Augen — Frau Bredow, so wahr der Himmel über zwischen beiden Reichen immer fester und inniger zu gestalten. Seien Sie, Herr Minister, überzeugt, daß Ihnen meine Unterstützung und die meiner Regierung bei allen den Maaßnahmen niemals fehlen wird, welche den gemeinsamen Interessen der beiden Kaisetteiche ent sprechen." In der Kaserne des Garde-Husaren-Regimentes zu Potsdam fand am Montag, wie alljährlich, die feierliche Christbescherung statt, bei welcher Gelegenheit Prinz Wilhelm die Truppen folgendermaaßen anredete: ^Husaren! Seit dem vorigen Jahre, da wir daS Weihnachtsfest hier feierten, hat sich die Zeü geändert; sie ist ernst geworden. Wir stehen vor einer vielleicht unsicheren Zukunft und da ziemt eS sich, an unsere alte Devise, die wir an unserer Kopfbedeckung tragen: „Mit Gott für König und Vaterland!" zu denken. Vor allen Dingen: „Mit Gott!" Möge er uns bei stehen in dieser schweren Zeit, da einer unserer größten Heerführer und Feldherrn, der unsere Armeen geführt hat in so manchen Kriegen, unter schwerer Prüfung steht. Wie sollte nicht in diesen Tagen das Herz eines jeden preußischen und deutschen Soldaten beten für die Gesundheit und Genesung dieses hohen Herrn! Möge Gott, der unserem Heere stets beigestanden in schweren Zeiten der Entscheidung, auch ferner mit uns sein! „Für König und Vaterland!" Dafür dienen wir, dafür werdet Ihr ausgebildet. DaS Regiment will Euch, so weit eS geht, Eure Familie ersetzen und daher wird Euch zu Wechnachten beschert, wie ein Familienvater eS für seine Kinder thut. Wir übergeben Hküch hiermit die Geschenke, die Ihr Euch gewünscht habt und ich meinerseits wünsche Euch bei diesem Feste zugleich ein gutes neues Jahr! Möget Ihr Euch in demselben als treue tüchtige Husaren be währen und möget Ihr stets dessen eingedenk sein, daß Se Majestät der Kaiser und König als die drei Grundpfeiler seiner Armee bezeichnet hat: die Tapferkeit, das Ehrgefühl und den Gehorsam. Um dieser Ge sinnung Ausdruck zu geben, rufen wir: Se. Majestät der Kaiser und König, unser allergnädigster Kriegsherr, er lebe hoch — hoch — hoch!" Auf das Tiefste von diesen Worten ergriffen, stimmten die Husaren und alle Anwesenden begeistert in daS dreimalige Huttah ein, worauf das Trompeterkorps die Nationalhymne „Heil Dir im Siegerkranz" intonirte. Der neue Wehrgesetzentwurf — so schreibt man von militärischer Seite — wird gewiß die Billigung aller patriotisch denkenden Deutschen finden, soweit er darauf ausgeht, die Wehrkraft deS Reiches zu stärken. Er enthält indeß einige Bestimmungen, die leicht zu mildern wären, ohne daß die Wehrkraft irgend einen Schaden darunter erlitte. Dahin gehört namentlich decken, war es nothwendig, daS Zeugniß der fürstlichen Persönlichkeiten anzurufen, deren Namen in den dem Czaren zugestellten gefälschten Urkunden eine Rolle spielen. Der Kreis dieser Personen ist nicht gerade klein, aber von allen Seiten werden die gefälschten Urkunden nunmehr als solche gekennzeichnet und somit ist eS gelungen, die Koulissen, durch welche die Fälscher sich bislang deckten, mehr und mehr bei Seite zu schieben. AuS den Anstrengungen, welche vielfach ge macht werden, um die Veröffentlichung des Ergebnisse- der Untersuchung zu verhindern, kann man entnehmen, daß die Urheber der gefälschten Schriftstücke sich nicht etwa in einflußlosen Stellungen befinden. Eine Be strafung der Schuldigen erscheint aber durchaus noth wendig. Denn wenn es möglich ist, daß der Kaiser von Rußland durch „solch' schlau eingefädeltes Ränke- spiel", wie die „St. Petersburger Zeitung" sich auS- drückt, getäuscht werden kann, so erscheint es dringend nothwendig, daß solchen landeSverrätherischen Versuchen mit allen Mitteln nachgespürt und strafend entgegen getreten wird. In den diplomatischen Kreisen zu Berlin erachtet man die augenblickliche politische L'ge als sehr ernst, zumal Rußland trotz aller Ermahnungen seitens der deutschen und österreichischen Presse keine Neigung zu verspüren scheint, in seinen militärischen Rüstungen inne zu halten und die officiösen Petersburger Blätter ganz offen erklären, die sogenannte Friedensliga müsse auf alle Eventualitäten gefaßt sein, wenn dieselbe nicht bald zweifelloseBeweise dafür liefere, daß sie die Ansprüche Ruß lands auf Bulgarien resfielttren wolle. Die Petersburger Blätter vergessen leider anzudeuten, welcher Art die Ansprüche Rußlands auf Bulgarien denn eigentlich sind. Auch der «Pester Lloyd" meint, die Situation erscheine um nichts gebessert. Die fortgesetzte Koncen tratton russischer Truppen an der galizischen Grenze deute darauf hin, daß Rußland Auseinandersetzungen nicht gerade freundschaftlicher Natur mit Oesterreich suche. Kaiser Wilhelm empfing am Sonntag in feierlicher Audienz den neuernannten chinesischen Gesandten am Ber liner Hofe, Hung-Suen, an den er folgende Ansprache richtete: „Mit Befriedigung empfange ich aus Ihren Händen das Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von China, durch welches Sie in der Eigenschaft eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nisters an meinem Hofe beglaubigt werden. Ich er suche Sie, Ihrem erhabenen Herrscher für die Beweise seiner Sympathie für mich und mein Volk zu danken. Auf Grund der freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen Deutschland und China bestehen, zweifle ich nicht, daß es Ihnen gelingen wird, die Ihnen anver- traute Aufgabe zu erfüllen, d. h. die Beziehungen Die kleine Hand. Kriminal-Novelle von Gustav Höcker. (Nachdruck verboten.) I. In einem niedrigen Zimmer, wie man sie häufig noch in altmodischen Häusern kleiner Städte findet, stand vor einem geöffneten Schreibsekretär, der ebenfalls noch aus der guten alten Zeit stammte, eine kleine, magere Frau. Obwohl sie schon über die Fünfzig hinaus war, zeigte doch ihr strohgelbes, in zwei breite Scheitel abgethettteS Haar noch keine Spur eines Silber- scheinS. Sm weißer Shawl, den sie trotz der warmen Jahre-reit doppelt umgeschlunaen hatte, verbarg die un schöne Kropfbildung ihres Halse-. Ihre mageren Hände wühlten in einer mit Gold und Banknoten reich ge füllten Kassette und der gierige Blick ihrer grauen Augen zeigte, wie sehr sie den Mammon liebte. „Mit Geld werde ich diese lästige Besucherin am besten los werden, denn darauf ist eS schließlich ja doch nur abgesehen", murmelte sie. „Zwanzig Mark? Nein, da» wäre zu viel. Ein Zehnmarkstück wird'- auch thun. Wie fatal daß ich erst heraufgehen mußte und die unerträgltthe Schwätzerin nun mit Flora und Züllicke allein unten ist, die brauchen nicht zu wissen wer sie ist; aber es war kein Gold in der Ladentasse und wenn man solch stolzem Bettelvolk Silber aiebt ist e- womöglich noch beleidigt." " ' Bei diesen Worten wickelte sie ein Zehnmarkstück in Papier, schloß die Kassette wieder in den Sekretär und wollte eben daS Zimmer hastig verlassen, als an die Thüre geklopft wurde. Ein weibliches Wesen trat ein, welches im Anfang der Dreißiger stehen mochte, das Gesicht ließ unentschieden, ob Frau oder Mädchen, konnte aber niemals hübsch gewesen sein. „Guten Tag, Frau Bredow", grüßte die Ein getretene halb vertraulich, halb unterwürfig. „Guten Tag, Jette." „Gott im Himmel! wie schnell daS mit Ihrer Frau Schwester gegangen ist!" begann Jette wehklagend. „Also ein Schlagfluß?" „Ein Schlag", nickte Frau Bredow und seufzte. „Noch ehe ich in B. ankam, hatte sich der Anfall wiederholt. Ich traf meine Schwester nicht mehr lebend an. Ich weiß, daß Sie'S mit Ihrer Theilnahme auf richtig meinen, Jette, aber jetzt hab ich's gerade sehr eilig, ich muß wieder — schickt mir Ihr Mann noch immer nichts?" unterbrach sie sich mit einem Blick auf Jette s leere Hände in plötzlich sehr scharf klingendem Tone. „Was treibt er denn nur, daß er mir keine Schnitzereien mehr abliefert? Meint er etwa, die paar hundert Mark, die Sie mitgebracht haben, werden ewig reichen und er könne sich nun auf de« Rentier hinaut- spielen? Jette, hätte ich gewußt, daß er nur auf Ihr brschen Erspartes wartete, um sich dann auf die faule Bärenhaut zu legen — ich hätte Ihnen ernstlich abge- rathen, einen Wittwer unt zwei kleinen Kindern und emem verschuldeten Häuschen zu heirathen! Womit schlägt er denn eigentlich seine Zeit todt? He?" Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. .«bl für die kgl. «mtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, » ^Lasten de« kgl. Amtsgericht« Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, für vre l Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Wässer in Dresden.