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Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. 49. Jahrgang Sonnabend, den 12. Wovember 1887 Feuilleton ri ¬ ll rs w 71 n 39 S7 34 rs 305öS 37761 42212 4St27 62788 72478 7S79I 86848 e4 rr St, in a ii iso: ch it dten N»„ 07 37612 8. »erde« bi» Montag, Mitttooch n. Freitag Mittag angenommen nn» kosten: bielspaltSellelüPsg. Unter Eingesandt: »Pfg- n i- >>' r. rr >7 59178 'S 711U »1 966« ß 2620 48«j i2 18302 i »2 17639 i >7 22868 3.' ' "I i» chn S. ui Ä' Li- i» »h. tn s e»> ««- !»'! mt P. i» lß- sn rn i» L ii u TW« I xnrilltzL c weü»2 -176, , sä«M> >0 —m tz aiS, mm weiße V4, iO—13V. L -135. Och i—«10. irte» pniq 1^0. «1, irocent oh, ktoliier SM -2,70. He -2S.00. weiß pro 8 0o Pf. - 50 Pf. - - 00 R.! 7. 30 Pf. Heu pro S 50 Silo l . — 1 R. 0 M. 00h Mo 2R. Die Wegekinder des KommercienrathS. Novelle von Carl Hartmann-Plön. (15. Fortsetzuu,.) Isabella war im Allgemeinen wohl noch freund licher gegen Heinrich, wie sie eS auf Hohenfels gewesen, sie behandelte ihn durchaus wie ihre- Gleichen, sie zeigte ihm auch ein gewisses Vertrauen in Bezug auf sich selbst und Andere, aber im Uebrigen merkte man keine Veränderung an ihr. War ihr Interesse für ihn ein tieferes geworden, so wußte sie eS meisterhaft zu ver bergen, denn noch hatte kein wärmerer Blick ihn ge troffen, noch nicht der geringste Farbenwechsel etwas Iverrathen. Nur am Abend des zwanzigsten Oktober I hatte sie ihm beim Abschiede zum ersten Male die Hand laereicht. Er hatte dieselbe länger in der seinen ae- li»lten, als es wohl schicklich war und einen leisen I Druck ausgeübt. Sie schien sich des letzteren gar nicht »bewußt geworden zu sein und ebenso wenig schien sie le» gesehen zu haben, wie in seinem Gesichte eine Helle Flamme aufgeschlagen war, sondern hatte unbefangen und ruhig weiter geplaudert. Heinrich aber verbrachte die Nacht vor Aufregung schlaflos; er sagte sich, daß, wenn ein Mädchen mit diesem edlen Stolze, dieser Selbstbeherrschung, wie Isabella, ihm die Hand reichte, mochte sie es auch im Eifer deS Gesprächs und halb unwillkürlich gethan haben — daß, wenn sie ihre Hand nicht entrüstet zurückgezogen, als er dieselbe sekundenlang ! in der seinen festgehalten und einen Druck auf sie auS- Hed. m Rrdattion l. «rißmr «ast» 4. dir Zeitung erscheint rienfta«, Eannerft«, und rannabeu» früh. D»u»e»e«t»- Drei»: MeljührlMk. 1.50. Inserate»- Annatmeftele»: Die Arnoldische Buchhandlung, JnvaUdrndank, Haas» nstein LBvgler. Rudolf Mosse, G. L. Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. ß» hrjichen durch Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, erhebt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstreniämter Dresden, UrmlWPf^' Tharandt und Moritzburg. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die aus San Remo über daS Wesinden des deutschen Kronprinzen eintreffenden Nach- Michten lauten — Gott sei's geklagt! — immer trostloser. Weit Mittwoch — so meldet man — ist eine Ocdem- kAuschwellung (Oedem ist die Ansammlung wässeriger Flüssigkeit in den Maschen deS zwischen den seineren »rganbestandtheilen gelegenen Bindegewebes.) am obe ren Theile des Kehlkopfes eingetreten, welche eine genaue Besichtigung der Wucherung, welche sich kürz- »ich unterhalb des linken Stimmbänder gebildet hat, «erhindert. Sobald die Aerzte diese Anschwellung be- Wertt hatten, wandten sie verschiedene Heilmittel zur Weseitigung derselben an. Leider jedoch vergeblich! iDie Anschwellung wuchs vielmehr während der Nacht. »Entstanden ist dieselbe infolge einer Entzündung des Membrane- (Häutchen-), welches die Cartilagen (Knorpel) v>f Luftröhre umgiebt. Am Mittwoch Abend traten -Professor Schröter, Vr. Krause und vr. Mackenzie zu Miner Konferenz zusammen, worauf jeder der Genannten Wein Gutachten über das Leiden deS Kronprinzen dem Meibarzte desselben, vr. Wegner, übergab. Leider hat Mch sowohl Professor Schröter wie vr. Krause angeb lich dahin ausgesprochen, daß die Krankheit eine sehr Wchlimme Wendung zu nehmen scheine. Sollte sich eine WchMre Operation nothwendig machen, so wird dieselbe Mn Berlin und zwar wahrscheinlich durch den Professor M. Bergmann erfolgen. Am Mittwoch Abend ist Prinz MWelm in San Remo eiv-etroffen. — Gin Telegramm WuS San Nemo vom 10. v. M. besagt: Die Aerzte Monstatirten heute, daß wegen Anschwellung deS Kehl- Lopfe« eine gründliche Besichtigung der Geschwulst zur »Zeit nicht vorgenommen werden kann und daß erst ^daS Schwinden dieser Anschwellung abgewartet werden muß, bevor sich eine eingehende Untersuchung er möglichen läßt. Bei der bedenklichen Wendung, welche das HalS- leiden des deutschen Kronprinzen genommen hat, dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß sich die Wiener, sowie auch die Berliner Fachmänner von den optimisti schen Berichten Mackenzie'- keinen Augenblick haben täuschen lasten. Ein Vortrag, den Professor Schnitzler in der letzten Naturforscher-Versammlung zu Wiesbaden im September dieses Jahres über „die Umwandlung gutartiger Kehlkopfpolypen in bösartige" hielt, ließ, ohne daß in dem Vorträge der Name des deutschen Kronprinzen genannt wurde, eine Wendung, wie sie i jetzt in dem Befinden des hohen Patienten eingetreten ist, voraussehen. Der Redner sprach sich nemlich dahin aus, daß die anfänglich gutartigen Wucherungen im Halse mit der Zeit einen krebsartigen Charakter er- 1885 zum Professor B. Fränkel in Berlin ein Buch drucker, welcher an einer an der unteren Fläche de- Stimmbandes sitzenden Krebsgeschwulst litt. Professor Fränkel übergab den Pattenten dem Professor v. Berg, mann und dieser entfernte die Geschwulst mit dem er krankten Stimmbande und den benachbarten gleichfalls erkranken Drüsen. Schon in der dritten Woche »ach der Operation konnte der Patient die Klinik mit geheilter Wunde verlassen, auch ist er bis auf den heutigen Tag völlig gesund geblieben; er spricht mit deutlich vernehmbarer Stimme und geht nach wie vor unge- hindert seiner Beschäftigung nach. Noch interessanter ist der Fall eines Berliner ArzteS. Derselbe war auch an einer krebsartigen Geschwulst am Stimmbande er krankt und mehr als ein Dutzend Mal vom Munde aus operirt worden und zwar von den bedeutendsten Aerzten des In- und Auslande». Allein immer und immer kehrte die bösartige Geschwulst wieder und so entschloß sich der Patient dazu, sich einer radikalen Operation zu unterwerfen. Professor Küster entsernte die ganze linke Hälfte des Kehlkopfes, worauf die Heilung sehr rasch eintrat. Der wieder genesene Arzt spricht zwar mit heiserer, klangloser, aber deutlich ver nehmlicher Stimme und steht gegenwärtig noch einer ausgebreiteten Praxis vor. Hoffentlich kommt auch bei unserem Kronprinzen der jetzt, wie es scheint, in Aussicht genommene operative Eingriff noch nicht zu spät. Die officiöse Wiener .Presse" knüpft an die Mel dung von der Verschlimmerung deS Leidens deS deut scher Kronprinzen folgende Betrachtungen: Neben der rein menschlichen Thellnahme, die man dem tragischen Loose eine- durch so viele Mannestugenden und so edle HerzenSeigenschasten hervorragenden Prinzen zollt, sind eS auch ernste politische Erwägungen, welche bei dieser Gelegenheit sich geltend machen. Allüberall, wo man sich in den Gedanken hineingelebt hat, in dem mitteleuropäischen Friedensbunde und speciell in dem gegenwärtigen Deutschland als in dem durch seine Volks, zahl und seine jüngste Entwickelung mächtigsten der drei verbündeten Staaten den Bürgen für die Erhal tung deS Friedens in Europa zu erblicken — überall dort sieht man sich nunmehr vor die schmerzliche Frage gestellt, was geschehen wird, wenn nicht mehr jene Männer mäßigend auf den Gang der Ereigniste ein wirken, die auS eigener Erfahrung wissen, welcher harten Arbeit und welcher Fülle von Glückzufällen eS bedurft hat, um das neue deutfche Reich zu gründen. Die traurigen Nachrichten über das Befinden deS Kronprinzen haben leider auch auf den Gesundheitszustand der Kaiserin Augusta einen schädlichen Einfluß ausgeübt; jedoch soll augenblicklich eine Lebensgefahr noch nicht vorhanden sein. besieht, es wage, Sie zu fragen, ob Sie mich wieder lieben können, ob Sie meine Gattin, mein geliebte» Weib werden wollen, so geschieht eS, weil ich die Ueber- zeugung gewonnen, daß Sie den Adel deS Charakter- höher achten, als den der Geburt und ich glaube mich nicht zu täusche», wenn ich annehme, daß Sie Ur Herz nicht verschließen werden gegen Den, der Sie liebt, well dieser Ihnen keinen vornehmen Namen zu bieten vermag. Ick weiß, wie groß da- Opfer ist, welches ich von Ihnen fordere, ich verlange von Ihnen, Ihrem gräf lichen Range zu entsagen, aber dafür gelobe ich mit Wort und Eid, daß keine Aufgabe mir heiliger sein soll, als Sie so glücklich zu machen, wie es in meinen Kräften steht. Und nun entscheiden Sie sich, gnädige Komtesse und wenn es Ihnen möglich ist, lassen Sie mich nicht zu lange auf der Folter der Ungewißheit liegen. ES schließt in banger Erwartung Ihr ergebenster Heinrich Witthöft." Diesen Brief schickte er durch den neu engagirten Diener in die Villa nebenan und nach zweimal vier undzwanzig Stunden war noch keine Antwort darauf erfolgt. Heinrich war in einer furchtbaren geistigen Verfassung. Der Kommercienrath hatte e- erreicht mit Aufgebot aller Kräfte, die man in der Stadt austreiben konnte, daS Innere der Villa so weit einzurichten, daß er sie nach acht Tagen beziehen konnte. In der großen Pro vinzialstadt war Alles fertig zu haben: Ganze Ameuble, ments mit den dazu paffenden Teppichen, Portieren, Gardinen, Spiegeln, Kronleuchtern, NippeS und ächsislhe DochkilmS. (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. 000 Kilo h hiesiger 1L ^uttergerbi änscher,«- 0O. RM 98,50. 100 Kilo al w. Gech 40—200.1 iS ohne ssij t 's j halten. Die TageSblätter nahmen, um keine vorzeitige Beunruhigung hervorzurufen, von dieser Aeußerung deS Professors Schnitzler seiner Zeit jedoch keine Notiz. In der Aula der Wiener Universität hielt am Dienstag Professor Stoerck, bekanntlich eine medici- nische Autorität ersten Ranges, eine Vorlesuna über daS Leiden deS deutschen Kronprinzen. „Ich habe eS seit Monaten geflissentlich vermieden" — so begann der Redner — „öffentlich über die Krankheit des deutschen Kronprinzen zu sprechen, weil eS immer schwer ist, einen Krankheitszustand, den man nicht selbst beobachtet hat, zu beurtheilen. Heute aber, wo Nach richten vorliegen, die daS Schlimmste befürchten lasten, muß diese Rücksicht aufhören, theils auS medici- ni chen, theils aus humanen Gründen." Professor Stoerck erklärte nun im weiteren Verlaufe seines Vor trages, daß die volle Verantwortlichkeit für die Behänd- lung des deutschen Kronprinzen vr. Mackenzie allein trage. Der Kehlkopfkrebs könne, wenn man die krank hafte Stelle nicht reize, ost Jahre lang ohne wesentliche Schädigung deS Organismus bestehen. Jedes Abreißen der Geschwulst, wie eS vr. Mackenzie beim Kronprinzen gethan, sei jedoch direkt schädlich, indem dadurch der Krebs immer mehr in Wucherung gerathe. Eine Hei lung könne nur durch Oeffnung deS Halses erzielt werden, indem man entweder die Luströhre oder den Kehlkopf spalte. Wenn man zur rechten Zeit auf opera tivem Wege einschreite, genüge meistens eine thellweise Beseitigung des Kehlkopfes, so daß dem Pattenten die Stimme erhalten bleibe; wenn man jch-ch beu günstigen Moment zur Vornahme der Operation versäume, werde meistens eine gänzliche Exstirpation deS Kehlkopfes noth wendig. Somit erscheine es im hohen Grade bedauerlich, daß man den Rath von so bedeutenden Autoritäten, wie Gerhardt, Professor v. Bergmann und Toboldt eS seien, welche das Leiden des Kronprinzen von Anfang an als krebsartiges bezeichnet hätten, nicht befolgt habe. „Man scheute" — so fuhr der Redner wörtlich fort — „vor einer Operation zurück und wandte sich an einen Arzt, der bei Weitem nicht so große Erfahrungen wie Professor v. Bergmann besitzt. Der Krebs gedeiht in Berlin, in London, in Baveno, in San Remo, in guter und schlechter Luft in ganz gleicher Weise und es ist daher ein Unsinn, wenn vr. Mackenzie behauptete, er könne den Kronprinzen in Briahton leichter als in Berlin kuriren. Gerade die Reift nach England war der größte Fehler und heute, ich muß es sagen, weiß ich nicht mehr, ob eine radikale Operation Erfolg haben wird." Daß die Krankheit deS Kronprinzen, sofern nemlich rechtzeitig ein operativer Eingriff erfolgt, heilbar ist, beweisen verschiedene Fälle. So kam im Jahre geübt, dessen Bedeutung verstanden worden sein mußte, — dies als ein günstiges Zeichen von ihm betrachtet werden könne. Durfte sie, der jede Koquetterie fern lag, überhaupt, wenn sie ihrer weibliche» Würde nichts vergeben wollte, selbst wenn sie eine Neigung für ihn fühlte, diese ihm zeigen, bevor er die seine unzweifelhaft ausgesprochen, sei es wörtlich oder schriftlich? Und nun war doch etwa- geschehen, wa- er doch wohl mehr als einen Zufall, vielleicht schon als ein kleines Zeichen ihrer Liebe ansehen durfte. Als am anderen Morgen der Kommercienrath ihn abermals, wie er daS in der letzten Zeit bereits täglich gethan, drängte, den großen Wurf endlich zu wagen und der Gräfin Isabella einen Antrag zu machen, wandte er sich wohl etwa- unmuthig ab, wie er schon öfter bei dem Drängen de- KommercienrathS gethan und bat seinen Onkel, ihn ruhig gewähren zu lassen, aber eine Stunde später schrieb er folgenden Brief: „Gnädige Komtesse! Die letzten Wochen müssen Ihnen, Gräfin Waldsee, ein klares Bild gegeben haben von Dem, was mein Inneres bewegt. Sie haben, obgleich sie Kenntniß von dem Zustande meiner Seele hatten, keinen Grund gesucht, die musikalischen Abende aufzuheben und mich aus Ihrer Nähe zu verbannen. DaS giebt mir den Muth, eine Frage an Sie zu richten, von oer das Glück meines Leben- abhängt. Ich liebe Sie, Komtesse, ich habe Sie geliebt von dem Augenblicke an, al- wir an jenem mondglänzenden Abende die Anhöhe im Parke auf Hohenfels zusammen erstiegen und wenn ich mich er kühne, Ihnen das heute zu sagen, wenn ich im Hinblicke auf den StandeSunterschied, der zwischen mir und Ihnen