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äolische Dochtilmg. Inserate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspall.Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Jnscraten- Annohmeftelle»: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasensteinL Vogler, Rudols Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Franksuri a/M. u. s. w. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dres en, Tharandt und Moritzburg. G^peb. U. Redaktion DreSDen-Rrnfta»« kl. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Danaerftag und eannaben» früh. Abonnement»» Prrtb: vieneljährl. Mk. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- mstaltrn und durch unsere Boten, vei freier Lieferung in» HouS erhebt die ' Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Wüller in Dresden. 49. Jahrgang Sonnabend, den 8. Oktober 1887 merksamkeit auf jene Be- Frage, ob denn nicht die allgemeine politische Lage Gegenstand der Besprechungen in Friedrichsruh gewesen sei. „Italien will" — so erwiederte Crispi — „nichts Anderes als die Aufrechterhaltung des Friedens und Zeiten übernommenen, Lehrer pensionirt und wuchs ersetzt worden. Schulverhältnisse einen men haben, ist auch deutschen Unterricht in durch jungen deutschen Nach- Nachdem somit die dortigen normalen Charakter angenom. ein neuer Lehrplan für den den Schulen des französischen Angelegenheiten anderer Staaten zu mischen und am Allerwenigsten wird er dies betreffs der sogenannten römischen Frage thun. Als ich in Friedrichsruh ein- traf, habe ich gleich im Beginne meiner Unterredung mit dem Kanzler dessen Aufmerksamkeit auf jene Be hauptung der französischen B ätter gelenkt. Der Kanzler lachte nicht wenig über diese unsinnige „Konjekturen- macherei" und memte, von solchen Dingen könne doch olchen Dingen könne doch wahrlich zwischen ihm und mir nicht die Rede sein." Der Berichterstatter erlaubte sich alsdann die weitere ' . ^1 deutschen Gewerbe und Handel namhafte LU- m°ch -n L. S-itd-m hab- sich U»I« d°Ä- Abl-hg-b»« b-stSndig B-, d-n An. s^^unaen welche seitens anderer Nationen für die KsWig- «uLllung in M-lb°urn° gemacht würd«, stebe LU befürchten, daß ein Theü unserer seitherigen Er- !un°-n,ch°ft-n °«l°«" g-h-" werde, wenn die deutsche Wsttie jetzt Mückst-He. Letzterer I« ab« em °»ge. Auftreten nur dann möglich, wenn ihr von L der RÄ- in ähnlich« Wei,- Unterstützung m Theil werd-, wie di-i bn d-n früheren -us r°I,,ch-n Äudstellungen dn Fall g-w-j-n war-, - W-nn nun auch - 1° schließt Fürst Btimarck I«n Schrnben - -in Nch-r-r Anhalt dasür, m w-lch-m Ums-na- nne B-th-Zgnng deutscher Aurst-ll« zu erwart«, >st, zur «ei« nmb sehlt, 1° wird doch mrt Rücksicht daraus, daß d« Termin zur Anmeldung für di- M-lb°un>« Autstcllung bereits am LI. Oktober d. I. »blaust, schon jetzt eine Entscheidung darüber zu ttefsen snn, ob jener aus den bethciligteu Kreisen heworgegangeneu Anreauna Folae gegeben werden soll. ^!it Bezug auf :den Termin der Einberufung des Reichstages und des preußischen Landtages wird von officiöser Seite bemerkt: Die Vorbereitung des Reichs- haushaltsetats ist, ohne daß es dazu besonderer Be. schleuniqung der Arbeiten seitens des Reichsschatzamtes bedurft hätte, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre so weit vorgeschritten, daß, selbst wenn der Reichstag vor der zwnten Hälfte des Novembers einberufen werden sollte demselben trotzdem alsbald der Etatsentwurf vor- qelegt werden könnte. WaS dagegen die Einberufung de- preußischen Landtages betrifft, so dürfte dieselbe erst im Januar des nächsten Jahres erfolgen. Am Mittwoch ist auf seinem Gute Moholz in Schlesien der aus den Kriegen 1866 und 1870/71 rühmlichst bekannte preußische General Ewald v. Kirch bach im 78. Lebensjahre gestorben. Zur Sprachenfrage in den Reichslanden schreibt man von dort: „Die Regierung hat es sich in Elsaß- Lothringen bekanntlich gleich in den ersten Jahren nach dem Kriege angelegen sein lassen, der deutschen Sprache auch in den Schulen des französischen Sprachgebiete« Eingang zu verschaffen. Naturgemäß konnten jedoch die im ersten Jahrzehnte erzielten Erfolge nur sehr be scheidene sein, da es an einem geeigneten Lehrerpersonale fehlte. Inzwischen sind nun aber die auS französischen deS Deutschen nicht mächtigen Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der italienische Minister präsident Crispi hat in Frankfurt a. M., woselbst er sich auf seiner Rückreise nach Rom einige Stunden auf hielt, einem Mitarbeiter der „Frankfurter Ztg." eine Unterredung gewährt, über welche das genannte Blatt folgendermaaßen berichtet: Auf die Andeutung unseres Mitarbeiters, daß die Zeitungen sich in zahlreichen Vermuthungen über die Motive der Reise deS Ministers nach Friedrichsruh ergingen und daß namentlich im Gegensätze zu der „Riforma", die man al- Organ der italienischen Regierung zu betrachten gewohnt sei, viel fach behauptet werde, er, der Minister, habe aus eige nem Antriebe dem deutschen Reichskanzler einen Besuch abgestattet, erwiederte Crispi, es könne nicht auffallen, daß er in persönlichen und direkten Verkehr mit dem Fürsten Bismarck trete. Er sei mit demselben seit vielen Jahren befreundet und nehme gern die Gelegenheit wahr, sich mit ihm über allgemeine Fragen aus zusprechen. In diesem speciellen Falle habe er sich aber auf direkten Wunsch des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh begeben. Auf die Bemerkung des Jour nalisten, seitens der französischen Presse werde mit großer Bestimmtheit behauptet, der deutsche Reichs kanzler sei bemüht, eine Versöhnung zwischen dem Papste und der italienischen Regierung herbeizuführen und habe zu diesem Zwecke ihn (Crispi) zu sich berufen, entgeg nete dieser: „Wie kann man nur so etwas glauben! Unser Berhättmß zum Vatikane ist eine innere italie nische Angelegenheit, in welche sich einzumischen wir Nie mandem gestatten werden. Der Papst lebt unter unseren Gesetzen, wie ein italienischer Bürger und wir sind durchaus nicht gewillt, das vertragsmäßig geregelte Lerhältniß, in welchem die Regierung zur Kurie steht und bei dem beide Theile sich ganz wohl befinden, zu ändern. Fürst Bismarck weiß dies auch sehr wohl. Es ist seine Sache überhaupt nicht, sich in die inneren des europäischen Gleichgewichtes. Zu diesem Zwecke haben wir uns der deutsch-österreichischen Allianz angeschlossen und sind bestrebt, auch unseren Theil redlich dazu beizutragen, daß große internationale Konflikte vermieden werden." „Glauben Sie, Herr Minister", — so fragte der Journalist weiter — „daß die in Italien gehegte Besorgniß betreffs einer möglichen Festsetzung Rußlands auf der Balkan-Halbinsel begründet ist?" — „Mag dem sein, wie ihm wolle", — erwiederte Crispi — „auf jeden Fall hat Italien, wie sämmtliche Staaten Europas, allen Grund, ein Vordringen Rußlands bis Konstantinopel zu fürchten. Wir können nicht zu- gebcn, daß das mittelländische Meer ein russischer See wird. Was unsere Sympathien für das Bulgarenvolk und seine Unabhängigkeit betrifft, so seien Sie versichert, daß die Italiener nicht nur dieser Nation, sondern allen Völkern ein fröhliches Gedeihen wünschen. Es liegt dies in dem Charakter eines freien Volkes, wie wir es sind." Hiermit hatte die hochinteressante Unterredung ihr Ende erreicht. In einem an den Bundesrach gerichteten Schreiben weist der Reichskanzler darauf hin, daß die Kolonial- Regierung von Viktoria beschlossen hat, im Jahre 1888 zur Feier des hundertsten Jahres der Gründung der ältesten Kolonie Australiens, Neu-Süd-Wales, eine internationale Ausstellung in Melbourne zu veran stalten. Diese Ausstellung, welche am 1. August 1888 eröffnet und am 31. Januar 1889 geschlossen werden soll, wird neben dem gesammten Gebiete der Industrie und der Landwirthschaft auch die bildenden Künste umfassen. Die Regierung von Viktoria — so heißt es in dem Schreiben des Kanzlers weiter — hat nun der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß seitens der deutschen Aussteller eine rege Betheiligung an dem Unternehmen stattfinden werde und in der That scheint man in den gewerblichen Kreisen Deutschlands der ^Ausstellung ein lebhaftes Interesse entgegenzubringen. Auch hat der „Centtalverein sür Handels-Geographie und Förderung deutscher Interessen im Auslande" in einer am 15. April d. I. abgehaltenen Hauptversammlung die Angelegen heit einer Erörterung unterzogen und dabei eine Reso lution gefaßt, in welcher dem Wunsche Ausdruck ge geben wird, es möge eine wirksame materielle Unter stützuna der deutschen Aussteller, sowie die Entsendung eines Ausstellungskommissars von Seiten der Reichs regierung erfolgen. Dieser Resolution hat sich, abge sehen von zahlreichen Gewerbtreibenden, auch ein Theil der Handels- und Gewerbekammern in Deutschland angeschlossen. Zur Begründung obigen Wunsches wird darauf hingewiesen, daß durch Beschickung der Ausstel lungen in Sidney und Melbourne in den Jahren 1879 Feuilleton. Der verhängnisvolle Bries. Mitgetheilt von Jenny Piorkowska. (3. Fortsetzung und Schluß.) Eines Tages brachte ihm Frau Hasselbeck ein Buch als besonders interessant. „Ein verfehltes Leben", las Brenten und dachte dabei seufzend, „mehr als das meine kann es wohl kaum verfehlt sein." Er lehnte sich in den Stuhl zurück und las. „Wie gefällt Ihnen das Buch?" fragte Frau Hasselbeck, als sie nach längerer Zeit kam, einmal nach ihrem Gaste zu sehen und denselben in den Roman vertieft fand. „Sehr gut", antwortete Brenten „und seltsam, ich finde soviel bekannte Worte und Gedanken darin, daß mir ist, als müßte ich eS schon einmal gelesen haben und doch ist das Buch erst kürzlich erschienen, wie ich sehe." Als Frau Hasselbeck nach fast einer Stunde wieder m das Zimmer kam, war eine seltsame Veränderung mit Brenten vorgegangen; sein Gesicht war fieberhaft geröthet, seine Augen leuchteten, sein ganzer Körper zitterte vor Aufregung und seine Wirthm glaubte sogar Spuren von Thränen auf seinen Backen zu sehen. „Frau Hasselbeck", rief er der Einttetenden entgegen, „wann glauben Sie, werde ich zu reisen fähig sein? Ich muß nach Oellstadt zurück, morgen, — spätestens übermorgenl" „Was ist denn für ein Geist über Sie gekommen?" versetzte diese, über seine Ungeduld lachend. „Ich muß fort!" rief er, „mein Glück, mein ganzes Leben hängt davon ab!" Was hatte diese plötzliche Wandlung verursacht? Etwas sehr Einfaches. Das Buch, das sein Interesse in so hohem Maaße gefesselt batte, war eine spannende, aut und gewandt erzählte Geschichte. Die Heldin, ein schönes, eigensinniges, verwöhntes Mädchen, hatte sich von verletzter Eitelkeit verleiten lassen, einem ungeliebten Manne die Hand zu reichen, um sich an dem, den sie liebte, zu rächen. Dann folgten Kummer und Reue, sie sah ihn wieder und dieses Wiedersehen führte sie von Neuem in Versuchung; einem jeden Leser mußte bei der Fort setzung der Erzählung fast der Athem stocken, was aber Brenten starr vor Erstaunen machte, waren nur wenige Zeilen. Die Heldin hatte den Geliebten wiederyesehen, er hatte seinen Gefühlen Ausdruck gegeben und sie hatte ihn angehört, dann aber kam die Reue über sie; sie schrieb ihm, um ihn zu bitten, daß er von ihr gehe und sie ihn niemals wiedersähe. In der Mitte des Brieses hieß es: „Ich weiß, wie unrecht eS von mir ist, zu schreiben — jein Unrecht läßt sich nicht mit einem anderen entschuldiaen. Was ich gethan, ist ein Fehltritt für's ganze Leben — ich habe ohne Liebe geheirathet und muß nun die Folgen meiner eigenen Handlungsweise tragen. Ich will, ich darf Dich nicht Wiedersehen. Ich kann ohne Liebe leben und will mein Unrecht nicht noch vergrößern und das thäte ich, wenn ich Dich wiedersähe und Dir Gehör schenkte." Beim Lesen dieser Zeilen war Brenten da- Buch aus der Hand gesunken und er mußte sich erst besinnen, ob er nicht träume und von Sinnen sei. Dann laS er dieselbe Stelle noch einmal; es war Wort für Wort genau der Brief, um deswillen er Marianne fast ge flucht hätte. Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, daß sie das Buch geschrieben hatte und daß der ver hängnißvolle Brief nichts weiter war, als das Blatt von einem Manuskript. Nun war ihm mit einem Male Alles klar. Ja, sie hatte ihn getäuscht, wie sie auch offen zugestanden hatte; aber wie geringfügig war diese schuld im Vergleiche zu dem Unrechte, dessen er sie verdächtigt hatte. Jetzt verstand er auch, was sie damit gemeint hatte, als sie ihm versicherte, sie wolle eS nie mals wieder thun. Meine arme, kleine, unschuldige Marianne; er hätte sich selbst seiner blinden Wuth, semer sinnlosen Eifersucht halber hassen mögen! „3ch hätte das wissen müssen, daß sie keines wirk lichen Betrugs fähig ist", wiederholte er sich immer und immer wieder. Reue und Gewissensbisse quälten ihn so, daß er kaum noch die zwei Tage Aufschub ertrug, welche der Arzt »hm unbedingt auferlegt hatte. Endlich dankte er seinen gütigen Freunden für ihre aufopfernde Pflege und Fürsorge und fuhr mit vor Aufregung bang klopfendem Herzen gen Oellstadt. . nicht an ihm, zu vergeben. Er war der Schuldige, er hatte an seiner edlen, sanften, lieben- den Gattin gesündigt. m Brenten jene Fahrt vergessen, nie die Angst d»e Freude, die Hoffnung und Erwartung, die ihn abwechselnd beseelten. Wußte er doch nicht einmal,