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Irped u. SkdaMo» Are*d«a»ire«stadt L Methner Gasse L Dir Zeitung erscheint Dienst»,, Kannerfta, und Ga»«Ho» früh. Ub-u»n»ent». Preis: PerteljährlMk 1^0. Z» beziehen durch die laiserltchen Post- «staUcn und durch anserc Bolen. Aki freier Lieferung t»» Hau» crdcbr dä Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. ächsische V arh eilMg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Smttblatt für di« kgl. «mtthauptmalmschafte» Dre«d«u-Altstadt und Dr«sden-Ne«stadt, für die Ortschaften de« kgl. «mtSgericht« Dresden, sowie für die kgl. ForstrmtLmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redaktem und Verleger Kerr««»» Müller m Dresden. I»ser»i« werden di» Montag. Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspaltZeilelÜPfg. Unter Eingesandt: M Psg. Inseraten- Nanahmestelenr Die Arnoldische Buchhandlung Jnvalidendanr, Haasenstein LBogler, Rudolf Mosse, S. L. Daube L Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Franksuri a/M. u. s. w. Ar. 104. Sonnabend, den 3. September 1887. 49. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" siir den Monat September nehmen alle kaiserliche« Potzavstalteu und Posterpeditton en, sowie auch alle Laudbriefttä-er gegen Vorausbezahlung von 5V Psg. entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit «öglich, nachgeliesert. Die Verlags - Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Gerüchte über eine Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Ruß land, die anfangs nur in ganz vager Korm auftratev, mehren sich und werden bestimmter. Man bezeichnet allgemein schon Stettin alS den Ort, in welchem die Zusammenkunft stattfinden soll. Der deutsche Kaiser würde auf der Reise zu den Manöver« in der Provinz Preußen Stettin berühren und dort mit Alexander Hl., der von Kopenhagen herüber kommt, zusammevtreffev. Heute meldet man bereits, daß auch der Reichskanzler in Stettin eintreffen und im KreiShause Wohnung nehmen werde, wo acht Zimmer für ihn bereit gehalten würden. Fürst BiSmarck, der gegenwärtig noch in Klsfiogeo wellt, hat dort mehrfach mit dem russischen Botschafter v. Nelidvff konferirt, eS könnten dort also die wichtigsten Punkte der Tagesordnung für die Kaiser- -egegnung bereit- festgestellt worden sein. Unverkenn bar ist, baß der Wind in der russischen hohen Politik bedeutend umgeschlagen hat. Die TageSblätter, welche iu Beziehungen zur russischen Regierung stehen, haben ganz andere Saiten gegen Deutschland aufgezogen, die dänischen Schreier, welche sich nur in Erwartung herausfordernder Schritte Rußland- gegen Deutschland hrrvorgrwagt hatten, find wieder von der Bildfläche verschwunden und waS eia ebenso markante- Zeichen ist: die Franzosen stellen trübselige Betrachtungen über die Vergänglichkeit von Bünduiffea an. Eo predigt Eaffagnac in seiner „Autoritö" den Franzosen weise Lehren, we-halb sie da- Handiohandgehen mit Rußland verscherzt, warum da- „LiebeSwerben" Deutschlands bei diesem Erfolge finde und wie und in welcher Art sie sich wieder die Zuneigung deS „konservativen und christlichen" Rußlands erobern könnten. Jedenfalls wird e- hochinteressant werden, da- Echo der Kaifer- begeguung in den französischen Blättern zu verfolgen. Feuilleton. Schatten! Kriminal; Novelle von R. I. Ander«. (24. Fortsetzung.) „Sie verstehen mich falsch, Richter. Aber wenn ich hier so umherblicke und da- Auge, so weit eS schaut, ueuen Reiz findet, bald auf herrlichen, waldumkränzten H-Hen haftet, dann wieder reizende, lachende Thäler dem entzückten Blicke zum Ruhepunkt dienen, kurz AlleS ou die Güte Gotte- erinnert und ich denke daran, daß selbst diese Berge nicht geschützt sind vor dem Fuße deS Verbrecher-, der über die Höhen oder durch da- Thal einherschreitet, um da- Herz de- schuldlosen Opfer- zu durchbohren, dann allerdiag- könnte ich den Glauben au die Menschheit verlieren. Wir dürfen ja nur daran deuken, auf wie gräßliche Art der arme Freund unsere- vrem'S hier um » Leben kam", fuhr er, den Genannten scharf firirevd, fort „und Sie werden mir zugeben, lieber OrtSrichter, daß man last an der allwaltendea Liebe verzweifeln könnte, wen» nicht die immer wachende Ge rechtigkeit onS aufrichten würde mit der Hoffnung, daß ihre« Auge nicht- entgeht, ihrem Arme sich kein Misse» thäter entzieht. Nicht wahr, Herr Brem, da- ist auch Ihr« Hoffnung, wenn Sie an den unglücklichen Freund deakm." Brem mußte entweder völlig zerstreut oder ermüdet sei», denn bleich, zitternd, mit fast geschloffene« Augen saß er Kühn zur Seite, ohne ein Wort der Erwiederung z» finden. Plötzlich warf er demselben eine» Blick zu. Von der Katholikenversammlung in Trier ist wenig zu melde». Die bildliche« AuSführuvge« deS Präsi denten Grafe« Ballestrem, ob die Kirche mit dem Staate Friede« oder vor Waffenstillstand mit Demar kationslinie geschloffen habe, besagen für die Sache wenig und die Ankündigung einer Wiederergänzung der ultramootanen Armee, nachdem die älteren JahreSgäage beurlaubt worden sind, wird auch mit großer Ruhe ausgenommen werden. Fürst BiSmarck wird sich da durch nicht in seinem Kurbehagen stören lassen oder noch einiges von den 207 Pfund, die er laut officieller Meldung wiegt, abnehmen. Die erste Vorlage, die d<m Reichstage in der neuen Sitzungsperiode zugeht, ist die der geplanten Arbeiter-, Altert» und Invalidenversicherung. Gespannt ist man namentlich darauf, in welcher Weise die sehr bedeutende« Mittel zu derselbe« aufgebracht werben sollen. ES ist noch nicht bekannt geworden, auf welchen Grundlagen die Pläne der Regierung in dieser Hinsicht beruhen. Man wird aber wohl vermuthea können, daß «ine Vertheilung der Last auf Arbeitgeber und Arbeiter, sowie eia Beitrag auS öffentlichen Mitteln beabsichtigt ist. Uad in der That wird eS eine andere Lösung dieser schwierigen Krage kaum geben. Der Hauptstrrtt wird sich aber darübrr evtspianen, in welchem Verhält nisse die Last deS StaateS zu der der Industrie stehen soll. In gewerbliche« Kreise« bestreitet man die Möglichkeit, der Industrie überhaupt noch neue Lasten für diele svcialpolitischen Zwecke aufzulegen; indessen kan» doch auch unmöglich davoa ernstlich die Rede sein, die ganze Last dem Staate aufzubürde«. Dazu würde« auch die auS der Branntweivsteoer-Reform zu erwarten den Mittel bei Weitem nicht au-reichen. Die Heran ziehung der Industrie zur Beitragsleistung ist mcht zu vermeiden. Wie die Nordd. Allg. Ztg." schreibt, mehre« sich die Petitionen um Erhöhung der Getreidezölle noch immer. Eine derartige Petition ist kürzlich auch von Interessenten der Berliner Getreidebörse an den Reichs kanzler gerichtet worden. Die Petenten klagen, daß durch die bisherige Ueberfluthung von fremdländischem Getreide uad die in nächster Zeit noch zu erwartende« großen Zufuhren daS inländische Produkt immer schwerer verkäuflich werde Neben der Landwirthschaft stehe in folgedessen auch der inländische Getreidehandel vor seinem Untergänge, wenn nicht in allerkürzester Zeit daS Land vor weiteren Ueberfluthuagen mit fremdem Getreide geschützt werde. ES sei daher dringend ge, boten, die laodwirthschaftlichen Schutzzölle', speciell für Weizen, Roggen, Hafer und Oelsaat, schleunigst in genügender Weise zu erhöhen. Der deutsch-italienische Handelsvertrag von 1883 Nur einen Blick, doch er genügte dem gewiegten Krimi- , aaliste«, bis in die tiefste Tiefe deS ManneS zu schaue«, de« er für einen Verbrecher hielt, den er dem Gesetze überliefern wollte. Wieder waren sie eive Strecke ge fahren; Brem saß noch immer wie gebrochen. Kühn fühlte, daß er zu schnell operirt hatte. Er wußte, daß Brem schuldig, er wollte thatkräftige Belege für den Richter. Deshalb galt eS für iHv, Brem wieder aufzu richten, den Verdacht, den derselbe geschöpft, zu be kämpfe«. „ES ist nur eia Glück , begann er zu Krause ge wendet «ach längerem Schweigen, „daß sie den Mtffe- thäter endlich sicher haben Er wird seiner Strafe nicht entgehen, denn die Beweise, die gegen ihn vorliegen, find so erdrückend, daß vielleicht schon in diesem Augen blicke daS Urtheil gegen ihn gefällt ist." Brem athmete aut. „ES ist auch ein Segen", sprach er, wenngleich gezwungen, „daß er endlich gefaßt ist. Non kann man doch wenigstens ohne Sorge die Straße pasfiren." „Ohne Sorge um daS Lebe«", warf Krause ein, „den« vor andere« Mißgeschicke ist man hier so wenig sicher wie überall." Der OrtSrichter hatte wie ein Orakel gesprochen, denn kaum waren die Worte ertönt, alS sie auch schon io Erfüllung ginge«. Der Wagen fuhr eben eiven Hügel hinav. Auf der entgegengesetzte« Seite fiel der selbe ziemlich steil ab. Die Pferde, welche ziemlich wacker aagezvgev, hatten eben die Spitze de- Hügels pasfirt, der Wagen rollte schnell hinunter, da plötzlich fühlten die Insassen einen Ruck. Die Pferde stauden. ist aicht gekündigt wordev. Der Termin der vertrags mäßigen Kündigung war der 1. August 1887, aber weder Italien noch Deutschland haben voo ihrem Rechte Gebrauch gemacht. Infolge dessen bleibt der Vertrag, wenn nicht beide Mächte seiue Abänderung beschließen, bi- zum 1. Februar 1892 ia Kraft. Der Kaiser hat am 1. September (dem Schlacht tage von Sedan) die große Parade über da- Garde- korpS auf dem Tempelhofer Kelde abgehalteu. — Zu dem Unfälle, der die Kronprinzessin auf der Höh« von EoweS betroffen, schreibt die „Post", daß eS geradezu frivol gewesen sei, die Kronprinzessin aogesicht- der traurige« Erfahrungen, welche die Engländer mit ihrer» Torpedobooten gemacht haben, z«r Besteigung eiae- solchea zu veranlasse«. Bei einem Besuche, den 30 Elsässer, welche ge legentlich der Katholikeu-Versammlaug ia Trier weilten, dem Bifchof vr. Koram, ihrem vormalige« Erzpriester, abstatteten — eS waren auch viele Geistliche unter de« Besuchern — kam, wie der „Post" auS Trier berichtet wird, der Bischof auch auf da- Berhältuiß der Elsässer zu Deutschland und zu Frankreich zu sprechen und er mahnte er seine Landöleule, sich auf den Standpunkt der gottgewollten Ordnung zu stellen. Die Gewalt, welch« von der Vorsehung zur Herrschaft berufen, erscheine auch von der Vorsehung alS mit d«r Gabe versehen, die Geschicke ihrer neuen Unterthanen io geeigoeter Weise zu führen und za verwalten. Die Socialdemokratea behaupten bekanntlich, daß ihre Organisation eioro Damm gegeo die Bestrebungen brr Anarchisten bilde und daß dort, wo die Social- demokratie Boden gefaßt, der Avarchi-mu- aicht Wurzel schlagen könae. In Berlin mehreo sich nun aber immer bedenklicher die Anzeichen für eioe radikal« Strömung unter den Socialdemokratea uad ebeaso wird von anarchistische» Sammlungen u. s. w. berichtet. Di« sccialdemokratische Presse kovstatirt dies selbst, natürlich mit dem Gefühle deS Mißbehagen- über die eatzogeaea Gelder. Ebenso wendet sie sich aber auch gegen di« Berliner Polizeibehörde, die in jüngster Zett wieder einige Ausweisungen verfügt hat. ES ist die- daS denkbar Unsinnigste, waS die socialdemvkratische Press« thua kann. Denn trotz der vielfachen Provokationen, die sich besonders die radikale Strömung unter der Berliner Socialdemokratie ia der jüngsten Zett der Be hörde gegenüber zu Schulden kommen ließ, hat die letztere doch von derjenigen Waffe, welche die einzelnen Mitglieder der socialdemokratischen Partei am Schärfste« trifft, nur io seltevea Fällen Gebrauch gemacht. Während früher stet- die Praxis ionegehaltea ward«, daß jeder Socialdemokrat, der auS einer Stadt auSge» wiesen war, beim Betreten eine- anderen Gebiete-, Die Stränge waren an beiden Seiten gerissen uad so war der schaellea Fahrt im Umsehen ein Ziel gesetzt. Alle hatten den Wagen verlassen, auch Steffen, welcher sich damit beschäftigte, den Wagen zu reparireo. Doch ver geben- mühte er sich ab, es war ihm aicht möglich, da- Geschirr wieder ia Ordvuag zu bringen. Etwa tausend Schritt von der Stelle, wo sie sich befanden, lag da- Erlengebüsch. Kühn mußte dasselbe erreichen, denn hier wollte er den Hauptschlag au-führen. „Laßt daS, Steffen, Ihr bekommt die Reparatur doch nicht so schnell fertig. Folgt unS lieber mit dem Wagen zum Busch. Dort können wir ao-ruhen, bi- ein Fuhrwerk kommt, da- unser Gefährt in'- Schlepptau »immt und wieder nach D. bogfirt. Wenn wir unS auSgeruht haben, kann ja der Richter mit Brem zurückreitea und im schlimmsten Falle Knechte Herschickea, die den Wagen holen, während ich ihn biS dahin be wache. Ich hatte so noch nicht Gelegenheit, daS Gebüsch, von dem seit der Mordthat überall die Rede ist, genau zu sehen und da kommt mir der Aufenthalt io demselbea ganz gelegen. Doch noch eio-, Steffen, Ihr kennt doch de« Wirth deS BahnhofSrestauraatS? Bei dem selben sollt Ihr eine kleine Rechaoog begleichen. Ich war in der vorigen Woche, al- ich von B. kam, dort, traf mit mehreren Freunden zusammen und meine Zech« wurde etwa- höher, alS ich vorauSsehen koante. So mußte ich eine Schuld kontrahirea. Ich glaube, «S siad elf Thaler uad einige Groschen, die sollt Ihr bezahle«. Laßt Euch aber Quittavg darüber gebe«, dean e- ist mir scho« vvrgekomme», daß ich «ach Jahr uad Lag, weaa auch auS Jrrthum, einer bezahlten Rechnung wegen gemahnt wurde. Wartet einmal, hi r habt Ihr Geld!"