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Aved. ». Kkedaktio» Ikeadea-Rcuftadt tl. Methner Taffe 4. Ur Zeitung erscheint Tteasta,, -«aaerstag und Launadeab früh. «bounement»- Prci»: wtteljShrl.Mk.l^a. Zu beziehen durch »je kaiserlichen Poft- Malten und durch «serr Boten. Hei freier Lieferung HauL erhebt die «ost noch eure Ge- »Hr von 2L Pfg. Sächsische VorsMlMS. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de» kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. ForstrerttLmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«»»» Müller in Dresden. Änfernta werden bi« Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und tosten: diti spalt.Zeile ISPfg. Unter Eingesandt: w Pfg- Inseraten» Annahmestele«: Die Arnoldische Buchhandlung Invalidendank, Haajenstein LBogler, Rudolf Mosse, T. L. Daub« « To. in DrrSdcn, Leipzig, Hamburg, Berl«, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 1V3.Donnerstag, den 1. Septemöer 1887. 49. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Poftanftaltm und Posterpedttionen, sowie auch alle Liudbriefträger gegen Vorausbezahlung von 5V Pfg. ntgegen. Die Verlag» - Expedition. Zum 2. Septemöer! So steht zum 17. Male der Tag vor der Thür, au dem stcd Deutschland seiner Liege und seine- Ruhme- erinnert. Heute vor 17 Jahren tobten die Kämpfe bei vaigny, BazeilleS, Jlly, Floing und al- eS Abend ward, lag der fränkische Hochmuth zerschlagen in dem Thale von Sedan. Alle-, wa- die HoffnungS- frrndigsten in Deutschland damals zu träumen gewagt hatten, war noch überboten worden durch die Vorgänge, di« sich in der Dämmerung auf der Höhe von Donchery und in der Morgenfrühe de- 2. September- beim Schlößchen Bellevue abspielten. Em Kaiser mit einem Heere, da- 16 Jahre lang al- d«e Elite aller Armeen gegolten, da- von den Tagen von Eebastvpol ab von Frankreich vergöttert worden war, gefangen und auf d»e Gnade de- Sieger- angewiesen — da- war eine Kunde, die in den ersten Augenblicken in der Heimath wohl al- ein Märchen galt, dann aber einen Jubel- stur« entfachte, an dem daS Schönste wohl der Gedanke war: Nun ist der Krieg zu Ende! Der Krieg war nicht zu Ende. ES kamen Schlachten auf Schlachten, Siege auf Siege, furcht bar bewährte sich daS deutsche Schwert, aber e» beburfte der dreifachen Zett, die von den Tagen von Spichern biS zu denen von Sedan verflossen war, um Frankreich zu der klaren Einsicht zu zwingen, daß jede» Rmgm gegen den Sieger vergeblich sei. Damals hofften wohl Viele, daß mit dem Frieden die Zeit gekommen sei, die kriegerische Rüstung etwas zu lüften, ein Stück nach dem anderen davon abzulegen und vielleicht dereinst die ganze Kraft den Geschäften d«S Frieden- widmen zu können. Ein schöner Traum, wenn seine Verwirklichung auch in weitester Ferne in Aussicht gestanden hätte! Aber heute nach 17 Jahren, nach einem halben Menschenalter, wo Menschen, Ver- hältniff« und Ansichten sich gründlich geändert haben — ist in der Aussicht aus Frieden nur die geringste Ver änderung eingetreten? ES ist keine Täuschung darüber möglich: wir haben nur solange Frieden, als wir die Kraft zum Kriege behalten. Deutschland ist heute noch auf der Wacht wie 1870 und muß eS bleiben und wenn der Panzer auch schmerzhaft schneidet und bei der Arbeit beengt, er muß getragen werden. Der Wacht am Rhein hat sich die Wacht an der Weichsel zugesellt und über die Grenzen blicken die begehrlichen Augen der guten Nachbarn und suchen zu erkunden, wo Deutschland- Rüstung eine Lücke aufweise und wann für den Riesen «ne Stunde der Schwäche gekommen sei. In dieser Beziehung ist den viellieben Nachbarn in diesem Jahre wohl die donnerndste Antwort ertheilt worden, die unser Volk seit 1870 vergeben hat: die Einsetzung de- neuen Reichstage- und die Bewilligung der um der Würde und der Sicherheit Deutschland- geforderten Opfer auf 7 Jahre! Politische Wellschau. Deutsches Reich. ES ist am Vorabende de- 2. September eia wohlthuendeS Gefühl, auf die Worte Hinweisen zu können, die ein hervorragende- Mitglied de- EentrvmS, der Abgeordnete v. Schorlemer-Blst, letzthin auf dem 5. allgemeinen deutschen Handwerkertage zu Dortmund in Bezug auf die politische Lage teS deutschen Reich,- gebrochen bat. Schorlemer-Alst bat dabei be tont, daß in Betreff der äußeren Politik Deuischlaad- keine Partei und keine Konfession in der Bereitwilligkeit zurückstehen dürfe, die auf die Würde und Macht de» Reichc- gerichteten Bestrebungen der Regierung zu unter stützen. Wo immer ein äußerer Feind in Betracht komme, müsse unwiderruflich da- Wort gelten: .Wir wollen sein ein einig^Vviö von Brüdern, in keiner^ Noth un tren«,n und G fahr!" DaS find goldene Worte, die von allen Parteien beherzigt werden möchten, von denen aber, vor denen und mit den,« Schorlemer-Alft ge- sprvch,«, zvützt vergrffen werd,u sollten. Die beste Gelegenheit, diese Gefinnung zuerst zu bethätigea, ist den Vertretern deS EevtrumS jetzt auf der Katholikea- versammlvng zu Trier gegeben, wo e- sich zeigen wird, waS der Staat dem Erntrum bedevtet. — Zunächst ist aus dieser Katholikenversammlung eine große Mäßigung in den Reden — wie im Bektche zv konstatireu. Gegen früher soll derselbe sehr abgeaommen haben, stellte nicht die jüngere Geistlichkeit eia so starke- Koatingeat, so wäre die Zahl der Erschienenen fast dürftig za nennen. Die Er öffnung hat vor drei Tagen durch Professor Schütz statt- gefundea. Nach einer Rede deS Oberbürgermeister- de Ny- hielt sodann Windthorst eine oft von minuten langem stürmischen Beifalle unterbrochene Ansprache, in welcher er die Herstellung der Einigkeit der kirchlichen und weltlichen Gewalten al- einen Wendepaukt bezeichnete. Windihorst schloß mit einem Hoch auf Papst Leo XUl. und Kaiser Wilhelm. Eingegangea ist bei der Ver ¬ sammlung eia vom Fürst,a Löwenstein, Dekan Heinriche Freiherr« v. Hoene und Grafen Galen unterzeichneter Antrag, welcher sich für die weltliche Souveräaetät deS Papstes auSspricht. Nach Meinung der Antragsteller liegt eS im Interesse jeder weltlichen Macht, die An sprüche deS PapsteS auf weltliche Souveräaetät zu unterstützen. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt die Nachricht der .Köln. Ztg ", daß die Anzahl der bei dea Reich-- behörden eivgegangenen Eingaben mit Bittschriften um Erhöhvng der Getreidezölle eine überaus große sei, größer alS durch die Zeitungen bisher bekannt geworde« wäre. AuS den verschiedensten Theilen der Monarchie sollen fortwährend Petitionen eingeheo, in denen seilen de- HandelSstandeS um Erhöhung der Getreidezölle ge beten wird. Die „Konservative Korresp." schreibt dazu: Wie der Vorschlag, mit einer Erhöhung der G,kr„d,zölle Vorzug,hen, in b,r nächsten ordentlichen ReichStagSsesfioa ausgenommen werden wird, läßt sich heute noch nicht mit Bestimmtheit Vorhersagen, wennschon wir uv- zu gute« Erwartungen berechtigt halten möchten. Wir glauben namentlich auch innerhalb der natiovalliberalea Fraktion mehr guten Willen, alS früher, voraussetzen zu dürfen, die berechtigten agrarischen Forderungen — im allge meinen, wie im eigenen Parteiiatereffe — undefange« zu prüfen. E- handelt sich bei diesen Fragen ja keines wegs um die engherzige Selbstsucht and Begehrlichkeit einer einzelnen Klaffe, keineswegs um dn, einseitige« agrarischen Standpunkt, sondern um ein StaatS- und LandeSivtereffe erste« Range». Die .Magdeb. Ztg." erhält au- de» Reich-laude« eine Zuschrift über die Erziehung der katholische« Geist lichkeit in Elsaß-Lothringen, welche folgevdermaaße« schließt: „ES ist wahrlich schwer zu begreife«, we-halb der katholische KleruS sich mit alle« Kräften dagegea sträubt, sich dem Deutschthume anzuschließea. Daß die- au- Dankbarkeit dafür geschehe, daß die deotsche Regierung die Gehälter der Geistliche« geradezu ver doppelt hat, wolle« wir gar mcht verlaugen. ES muß aber doch nachgerade jedem Einsichtigen klar geworde« sein, daß die katholische Kirche ia Deutschland uugleich größere- Wohlwollen seitens deS StaateS zu erwarte» hat, alS in dem durch Unglauben zersetzte«, mehr »ad mehr dem kirchenfeindlichea Radikali-mu- ia die Anne treibenden Frankreich Die französische Regierang hat seiaer Zeit nicht viel Federlesen- gemacht, al» eS galt, durch Emführuug der französischen Kirckeasprache da urdeutsche Land um so schneller zu gallisirea. Hat sich der protestantische und i-raelitische KultoS bequeme« müssen, sich dea deutschen Anschauungen and Einrich tungen anzopaffea, so wird wohl der katholische KultuS keiae Ausnahmestellung zu beanspruchen haben." Feuilleton. Schatten! Kriminal - Novelle von N. I. Ander». <L3. Forts,tz»ug.) .Sie haben recht. Ebenso denke ich. Deshalb nehme ich gleichfalls jede Gelegenheit wahr, wo e- etwas zu erwerben gilt. Ader sagt einmal, Steffen", fuhr er, alt hätte er diesen erst jetzt bemerkt, fort, .wa» habt Ihr denn heute hier zu schaffen? Ich will doch nicht hoffen, daß Ihr Euch ohne Erlaubniß daS Vergnügen macht, in der Gegend umherzubummeln?" .Nein, Herr Inspektor", erwiederte dieser. „DaS -uädige Krävleia Nichte vor» Herrn Baron trifft mit dm, MittagSzuge in F. ei» und da soll ich sie ab- Halm." „So wie Ihr hier geht und steht?" fragte Kühn »ugläabig. .Da- nicht, der Wagen war schon längst nach F. abgefahren, da erst siel e- dem gnädigen Herrn ein, daß ich ebenfalls mit sollte; na und da blieb mir denn nichts Andere» übrig, al» zu Fuß die anderthalb Meile» zurückzalegev." .Da müßt Ihr Euch aber beeile», wenn Ihr noch zur rechte« Zeit tu F. sei« wollt." .Ach, von hier ist » nicht mehr weit, Herr In spektor «ad da mich der Brem ersuchte, die Pferde zu sehen, so möchte ich auch gern warte», bi» der Handel abgeschlossen ist. Ich denke, ich komme «och zeitig gmog rüber." .So, so, mir kann'» recht fein; aber wenn Ihr da» gnädige Fräulein verpaßt, dann dürfte der Herr Euch nicht besouder- danken. — Schöne Lhiere, Ort»- richter, die Ihr da habt", wandte er sich, auf die Pferd« deutend, zu Krause .uad ich hätte wohl Lust, da mich der Zufall zu so günstiger Zeit herführte, dem Herrn da den Handel streitig zu mache«. Bietet er sie doch vur dem Baron zum Kaufe an und so seh« ich nicht ein, daß ich nicht auch einmal etwa» profitire» soll." .Alle Wetter!" rief Krause lachend, .wenn da» so fort geht, prügelt man sich noch um da» Gespana uad ich hätte Lust, auf meine alten Tage »och den Pferde handel anzufavgen." Brem warf dem Inspektor eineu wüthende« Blick zu. .Beruhigen Sie sich nur!" rief dieser heiter, .ich bin weit davon entfernt, Ihnen in'» Handwerk zu pfuschen, e» war da- nur Scherz von mir, dea» der Pferdehandel wäre gerade daS letzte Geschäft, da» mir zusagte. Außerdem ist dieser Schwarzbrauae auch nicht mein Geschmack, d«nn er scheint mir sehr schwach gebavt und dürfte sich schwer zum Fahren eignen." .Na, da» möchte ich unffen!" fiel der OrtSrichter ein. .Ich sage Ihnen; Herr Inspektor, wenn er loS- geht, läuft er seine drei, vier Meile» ia einem Zage fort. Außerdem werden wir keine guten Freunde bleiben, wenn Sie mir meine Geschäfte verderben." ,,E» war ja mcht so bö» aemeiat, OrtSrichter", entschuldigt« sich Küha, .ab«r für allzu gute Renaer kann ich einmal die Thiere nicht halten and ich möchte sie ohne Prob» nicht ^stehen. WaS meint Ihr, Steffen, Ihr seid auch ein alter Soldat uad müßt davon etwa» verstehen." „Ja, Herr Inspektor, soweit sehen die Pferde ja ganz gut au». Freilich mit dem Kaufe ist e» immer so eine Sache. Doch wenn der Brem sie erstehe» will, da habe ich ja keine» Schaden von und der Herr Richter auch nicht." Er sah Brem dabei an, al» wollt« er ihm rathe«, erst auf eine Probefahrt zu dri»ge«. »Wißt Ihr, Richter", nahm »rem da» Wort, .ba- Beste ist, Ihr laßt auspauneu und wir machen ei« klein« Probefahrt. Wir Beide wäre» ja auch so einig geworden, aber ich bin einmal ei» sonderlicher Mensch und mache mir nachher ungern Vorwürfe." .Wenn Ihr nicht ander» wollt, muß ich schon", erwiederte Krause mißmuthig, .obgleich «» mir heute nicht gerade paßt, da ich vollauf zu thun hab«. D«r Jude hätte die Pferde auch ohae Probe genommen »ad thut'S mir fast leid, daß ich ihn gehe» ließ." .Macht keine Umstände, Richter", rief der In spektor, .er verlangt ja nicht mehr, al- billig ist und da kam» «S Euch schon auf eine Stund« Weg» nicht avkommen. Wa» meint Ihr, Steffen", fuhr er fort, .da Ihr gerade hier seid, so spannt Ihr an und wir fahren zusammen nach F. Zeit habt Ihr ohnehin nicht mehr viel, da werdet Ihr schon von selbst tüchtig zm treibea uad kommt so zu guter Zeit auf dem Bahnhoft an. Euch ist » doch recht, Brem?" Brem war plötzlich «aruhig geworden vnd maaß mit verstohlenen Blicke» bald Küha, bald Steffeu. Eia« Ahnung mußte ihn beschliche» haben, denn al» er wieder da» Wort nahm, klang sein« Stimme säst unsicher. .Die Straße nach F.", sprach er, „würde ich nicht Vorschlägen. Sie ist bergig uad wenn di« Thine bald b«rga»f, bald bergab laufen, so könnten sie leicht Schaden