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tzped u. Rkdaktion presdeu-Keustabt L Meißner Basse 4. Lie Zeitnng erscheint rte»fta>, P«,»erfta« und »«nuabeud früh. Ud,n»e»e»t-- Preis: ^NchLhrlMkl^O. tzu beziehen durch du laiserlichen Post- mstallc» und durch unsen Boten. Pri Krier Lieferung t»r Haut erhebt die «»si noch eine Le- Wr »an 25 Pfg. Schsische VochMG Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für Vie kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften de» kgl. Amtsgericht» Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Berleqer Lerrmau» Wüller in Dresden Juserute werden di» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dielspaltZeilelSPfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Juserateu- Nnuahweftelenr Die Arnoldisch« Buchhandlung, Invaiidtndam, Haasenstein LBogler, Rudolf Mosse, . G L. Daube Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Mr. 97. Donnerstag, den 18. August 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Selbst der Umstand, daß sich soeben erst die Kaiser von Deutschland und Oesterreich» Ungarn in Gastein behufs Bekräftigung deS zwischen ihnen abgeschlossenen Schutz» und TrvtzvündniffeS von Neuem die Bruderhand gereicht haben, vermag die czechische Presse nicht davon abzuhalten, io ihren gehässigen Angriffen gegen Deutschland oder richtiger gesagt gegen Preußen fortzufahren. So schreibt z. B. die „Narodvy kisty" in einer ihrer letzten Nummern: „Seit 23 Jahren steht Europa unter dem Drucke deS preußischen Militarismus. Nachdem Preußen die Oberherrschaft über ganz Deutschland erlangt hat, sucht eS auch in anderen Ländern Europas seinen Einfluß geltend zu »achen. Einige Anzeichen in neuester Zeit sprechen indeß dafür, daß die preußischen Bäume nicht in den Himmel wachsen werden; daß vielmehr der Hochmuth dieses ktaateö und die Kraft seines Militarismus den Höhe punkt erreicht hat und daß nunmehr der Weg von der Höhe dtS RuhmrS abwärts führen wird. Bon allen Grenzen deS preußisch-deutschen MilitärstaateS erschallt der Ruf: .Revanche!" Zu lange hat Preußen an seinen Nachbaren gesündigt, als daß sich nicht die Ueberzeuguog geltend machen sollte, daß die Sicherheit Europa- eS erheische, die BiSmarck'sche Politik zu zähmen, die Macht und den Ruhm Pr«uß«nS io die natürlichen Grenzen zurück-, zuweilen und den preußisch-deutschen Militarismus ein zudämmen. So wie vor 74 Jahren Europa sich zu- sammeothat gegen die Beutesucht deS französischen AdlerS, so erfordert heute die Sicherheit Europas die HMmiduag der Kittige uod Krallen deS preußische« Adlers. Gott sei Dank, daß Rußland endlich di« Augen darüber aufgehen, daß «S auf eigene Kosten bisher dem deutschen Reiche zur Macht uod Größe verholfen hat. Ja Zukunft steht zu hoffen, daß Rußland im Büud- aiffe mit Frankreich bei nächster Gelegenheit seinen großen Fehler gutmachen und Europa vom preußischen Drucke befreien wird. ES dürfte die- «ine nicht weniger ruhmvolle und historische That sein, wie die Befreiung der christlichen Balkavvölker vom türkischen Joche. (!!) Erst wenn daS preußische Schwert zerbrochen und daS vismarck'sche Eoldatevthum durch die vereinigten russisch« französischen Waffen aufgerteben ist — erst dann kann ganz Europa erleichtert aufathmen." Anläßlich der jüngsten Ereignisse in Bulgarien, über die wir weiter unten berichten, wird von hoch- vfsiciöser Seite auS Berlin geschrieben: Nach den auS Tirnowa eingrgangenen telegraphischen Nachrichten hat der Prinz Ferdinand von Koburg am 14. d. M. den Eid auf die Berfassung geleistet und sodann eine Pro klamation an daS bulgarische Volk erlassen, in der er sich „Fürst voa GotteS Gnaden" nennt und aozeigt, daß er „den Thron der bochberühmten bulgarischen Ezaren" bestiegen habe. Die Proklamation schließt mit den Worten: „ES lebe daS freie und unabhängige Bul» garien!" Der europäischen Mächte und deS EultanS geschieht in jener Kundgebung keine Erwähnung; über haupt erweckt dieselbe den Anschein, alS ob ihr die Be deutung einer UnabhängigkeitSerkläruag Bulgarien- bei- gemeffen werden solle. ES unterliegt keinem Zweifel, daß schon die Reise deS Prinzen Ferdinand von Koburg nach Bulgarien und die Uebernahme der Regierung durch ihn eine Verletzung deS Art. lll deS Berliner Vertrages involvirt, wonach die Wahl deS Fürsten erst nach erfolgter Bestätigung desselben seitens der Pforte und der Mächte perfekt wird. Sollten obige telegra phische Nachrichten sich in ihrem ganzen Umfange be stätigen, so würde damit ein neuer Bruch deS bestehen den VertragSrechteS zu kvastatiren sein, den die deutsche Politik nicht gutheißen könnte. Die Thatsache, daß dies nun der dritte Sommer ist, in dem rechtswidrige Vor gänge in Bulgarien die Ruhe und die Friedensaussichten, deren Befestigung allen Großmächten am Herzen liegt, , in Frage stellen, kann dem bulgarischen Volke und seinen Führern die Sympathien der Mächte, welche für die Erhaltung deS Frieden- thätig find, unmöglich erwerben. Am Dienstag Abend ist nunmehr auch die Kaiserin Augusta, von Eisenach kommend, wohlbehalten auf Schloß Babelsberg eiugetroffeo. Da- Befinden beider Majestäten soll ein durchaus zufriedenstellende- sein. Heute wird anläßlich de- Geburt-tage- deS Kaiser- Franz Joseph ein Galadiner stattfinden, zu welchem u. A. die sämmtlich zur Zeit in Berlin anwesenden Mitglieder der österreich-ungarischen Botschaft Ein ladungen erhalten haben. Die Genesung deS deutschen Kronprinzen scheint trotz aller gegentheiligen Behauptungen doch noch immer keine ganz vollkommene zu sein. Wenigstens verlautet, daß die Aerzte und namentlich vr. Mackenzie den hohen Herrn mit aller Entschiedenheit vor jeder vetheiligung an den bevorstehenden Manöver» gewarnt haben, da sowohl die Einwirkung der Witterung in Verbindung mit der körperlichen Anstrengung, als auch die allge meine Aufregung und die vielfache Anregung zu lauter Konversation sehr leicht eine Wiederkehr d«S jetzt ziem lich beseitigten Leiden- herbeiführen könnten. Der Kronprinz wird deshalb weder den Kaisermavövrrn in den östlichen Provinzen, noch den Manöver« deS baierischen KorpS, welche- bekanntlich seiner Inspektion untersteht, beiwohnen. Ja, eS treffen neuerdings Nach richten auS England ein, welche eS fraglich erscheinen lassen, ob der Kronprinz überhaupt schon vor dem Herbste nach dem Kontinente zurückkehren wird. Der Vorstand deS Vereine- der SpirituSfabrikantea in Deutschland hat folgenden beachten-werthen Aufruf er lassen: „Die großen SpirituSbeständ« an den Handels plätzen, der sich schon jetzt fühlbar machende Mangel an Konsum, der stockende Export, der niedrige Preisstand — dies Alles erfüllt un- für die mit dem neuen Brannt- weiuSsteoergesetze beginnende Kampagne mit ernster Sorge. DaS neue Gesetz stellt dm Brennereitreibevden ja manche Vortheile in AuSficht; Niemand weiß aber, ob diese Bortheile uvS wirklich zu Gote kommen oder ob fie nicht vielmehr alle durch den Niedergang der Preise illusorisch gemacht werden Wiederholt haben wir vnS daher gefragt, ob eS nicht möglich sei, durch Bildung von Genossenschaften der drohenden Kalamität entgegenzutreten; aber allen diesen Bestrebungen fehlt die sichere, von RifikoS freie geschäftliche BafiS, welche allein vertrauenerweckend ist und die allein die gelammten Brenvereiinhaber zu gemeinsamem Vorgehm bewegen kann. Wir find deshalb mit einem Konsortium erster deutscher Bankfirmen in Verbindung getretm behufs Gründung einer Aktien - Gesellschaft für SpirituSver- werthung, welche eia Aktienkapital von mindestens 30 Millionen M. haben soll. AuS den diesbezüglichen Verhandlungen ist ein Vertragsentwurf hervorgeganaeu, dessen wesentlichste Bestimmungen die folgenden find: I) Dem Brenvereiinhaber wird für seine, den Inlands bedarf nicht übersteigende EpirituSproduktion eia fester Preis von 50 M. geboten; 2) auf dasjenige Quaatum, welches als mit 0,50 M. zu versteuern jeder Brennerei zufällt, wird eine Prämie voa 20 M. gewährt; 3) dmjmigm, welche über den Inlandsbedarf produ- ciren, wird diese Prämie um denjenigen Betrag verkürzt, welcher sich durch die beim Exporte zu erwartenden Ver luste ergiebt. Auf Grond dieser Maaßregela steht zu erwarten, daß dem seinen Betrieb einschränkenden Brenvereiinhaber ein recht hoher Preis für seine Pro duktion gesichert wird ovd daß die durch dm Export entstehenden Verluste nur von dmjmigm zu tragen find, welche durch ihre Produktion einev übermäßigen Export nothwmdig machen Diese Abmachungen find aber auch insofern voa Wichtigkeit, alS man dadurch für daS Aus land den SpirituSpreiS so niedrig stellen kann, daß wir in der Lage sein werden, die mit StaatSprämim arbeitenden kovkurrireodea Länder und besonder- Ruß land vom Weltmärkte zo verdrängen. Wir fordern unsere BerufSgeooffen daher auf, thatkräftig für den obigen Plan eivzutretea. Der Gemeinfiao, welcher unser Gewerbe beseelt uad welcher sich schon so oft in großartiger Weise bethätigt hat, giebt die Gewähr, daß wir auch diesmal zur Einigkeit gelaogm werden." Wie man au- Metz meldet, wurde am Montag auf dem Glaci- de- Fort- „AlvenSleben" ein Professor Feuilleton. Schatten! Kriminal-Novelle von N. I. Ander-. (17. Fortsetzung.) „Herr Bürgermeister", nahm Kühn, seinen Hut er greifend, da- Wort, „mir, bleibt für heute nicht- weiter übrig, al- mich zu empfehlm. Wollen Sie mir indessen »och eine Bitte gewähren, so lassen Sie Ihr Fräulein Tochter nicht entgelten, woran fie tatsächlich schuldlos ist. Müssen Sie Jemand dafür verantwortlich machen, daß sich zwei Herzen gefunden, so stehe ich Jhnm jeder zeit zur Disposition." Mit einer höflichen Verbeugung »erließ er daS Zimmer und gleich darauf die Stadt. In W. schritt indessen der Gang der Untersuchung gegen den Fletschergesellea Rauh vorwärts. Man «ar trotz d«S LeugnmS so fest von der Schuld d«S Der» hafteten überzeugt, daß man seine Verurteilung von dem demnächst zusammentretmdm Schwurgericht-Hofe für selbstverständlich hielt. 4. Kapitel. Eiaige Woche» später saß der OrtSvorsteher Kraus« in D. -emüthlich brin» Abmd«ff«a, alS plötzlich au die Thür geklopft wurd« und gleich darauf d«r Kriminal- Kommiffariu- Kühn hereintrat. Dessen Erscheinung »achte auf den würdige» Ort-vorstand eiveu solche» Eindruck, daß er sich gegm sein« Gewohnheit, da- Käppchea ziehend, erhob. „Sie find doch der OrtSvorsteher Krause?" redete Kühn denselben an. „Zu dienen, mein Herr", entgegnete dieser. „Ich hätte Sie gern auf kurze Zeit allein gesprochen", fuhr Kühn fort, indem er fich auf einen der breiten Holzstühle niederließ. Der OrtSvorsteher mußte gute Zucht in seinem Hause halten, denn auf einen Wink von ihm hatten alle Uebrigen die Stube verlassen und er befand fich mit Kühn allein. „Sie find wohl schon lange OrtSvorsteher in diesem Dorf?" fragte Kühn. „O ja, bereit- seit fünfzehn Jahren", erwiederte der OrtSvorsteher, den Fremden fragend anblickend. „Doch womit kann ich dienen?" „Ich bin der Kriminal-Kommiffariu- Kühn und befinde mich hier in Angelegenheit deS Hinzmavn'fchen Morde-, von dem Sie ja gehört haben werden." „3 gewiß, Herr Kriminal-KommiffariuS", erwiederte Krause. „Ich »ar ja der Erste, dem die Meldung von dem Verbrechen gemacht wurde, da- ganz in der Nähe deS Dorfe- stattfand." „Nun, da «erden Sie mir auch auf mein« Fragen di« richtigsten Antworten geben können. Geben Sie mir Ihre Hand darauf, daß Sie schweigen werden." „Da» werde ich", betheuert« Krause, in die Rechte Kühn » einschlagevd. Daun ließ er eine Flasche Wein kommen und nachdem er die Thür geschloffen uvd die Gläser gefüllt, Hub er an: „Gewiß werde ich schweigen, aber der Mörder kann ja nicht entfliehen, denn, soviel ich weiß, befindet sich derselbe ja schon in Haft uod wird vom nächsten Schwurgerichte bereit- abgeurtheilt." „Meinen Eie?" erwiederte Kühn und fuhr fort: „Freilich, Alle glaube« eS, auch die Richter, nur ich uvd Sie, wir find die Eivzigev, die, wevv Sie meinen Worten trauen, ander« Ansicht hab««. Sie sehen, ich mache Eie zum Mitwisser eiueS wichtigen Amtsgeheim nisse-, doch geschieht da- nur, weil ich Eie für einen rechtlichen uvd verschwiege««» Mavn halt«. Keaa«a Ei« die Familie deS Händler- K.?" „Gewiß kenne ich die. Aber wenn Eie vielleicht auf diese Leute Verdacht haben, so find Sie in großem Jrrthum. K. ist ein stiller, arbeitsamer Man«, der keiner Fliege etwa- zu Leide thut und ich mußte au dem Tage, wo der Mord verübt wurde, so ernst die Sache war, herzlich lache«, wie mir ein Polizeid jener von W. de» Tragkorb K.'S bringt, der an der Mord stätte gefunden worden war und die Bermuthung auS- sprach, daß dessen Besitzer der Mörder fein könnte. ES war noch ein Glück für den armen Mann, daß er an jenem Morgen nicht selbst nach M- gegangen «ar, ich hätte ihn sonst müsse« in'S Gefäagntß einliefern lassen. So ist aber die kleine Ann« dahiagegaogen, die ja auch von daher die Krankheit hat." „ApropoS, da Sie voa der kleinen Anna sprechen, wie geht'- dem Kinde?" „O, die hat fich hübsch erholt uad besucht schon wieder fleißig di« Frühschule. ES ist keiae Spur voa der Krankheit mehr vorhanden und nur wenn fie den Schatte» eiaeS großen Menschen sieht, pflegt fie mit unter noch etva» zu erschrecke«. Doch keavea Sie die kleine Anna?" fragte der OrtSvorsteher betroffen.