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tzped. u. Ntdaktlo» Dresden »UcustaBt L Meitzner Gasse 4. Lie Zeitung erscheint Tienftag, Lonnerstag und konnaden» früh. Adounkment»« Preis: vierteljährl. Mk 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post» Malten und durch unsere Boten. V« freier Lieferung i»t hauS erhebt die Lß noch eine Ge» »ihr von 25 Psg. Sächsische D och eilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschastm Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau» Alüller in Dresden Inserate werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dietspal,.Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Inseraten- Annahmeftellcnr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidcndank, Hänfenstem LBoaler, Rudolf Mosse, G L. Daube L Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 95. Sonnabend, den 13. August 1887. 49. Jahrgang. Politische Wettschau. Deutsches Reich. Die Wiener „Neue freie Presse" brachte bekanntlich jüngst einen Artikel, worin be hauptet wurde, auch in Dänemark machten sich Revanche- gelüsie gegen Deutschland bemerkbar. Dem gegenüber schreibt man nun von osficiöser Seite aus Kopenhagen: Zn Dänemark wünscht man, im Frieden mit allen Nachbarn zu leben und unser liebeS kleines Vaterland unversehrt in territorialer Beziehung zu erhalten. AlS eine selbstständige Nation leben zu können, daS ist der Wunsch, welcher daS ganze Volk beseelt. Die Annahme, daS dänische Volk liege auf der Lauer für den Fall, daß Deutschland in einen Krieg mit Frankreich oder Rußland gerathe und der Zwerg Dänemark würde in einem solchen Falle sich darauf einlassen, auf Abenteuer gegen daS mächtige Deutschland auSzugehen, ist geradezu widersinnig. Die Dänen befürchten vielmehr, daß eia europäischer Krieg ihrer nationalen Selbstständigkeit ein Ende machen könnte und diese Besorgniß ist eS auch, die daS Projekt der Befestigung Kopenhagens h«rvor- gerufen hat. WeShalb will man denn Kopenhagen be festigen? Ein Blick auf die Landkarte giebt eine er schöpfende Antwort. Kopenhagen wäre eine vorzügliche OperationSbasiS im Falle eine- Krieges zwischen den West- und Ostmächten. Wenn Kopenhagen ohne Schutz bleibt, so ist die Möglichkeit vorhanden, daß von anderer Leite nicht die strenge Neutralität respektirt wird, auf welche alle vernünftigen Gründe diesen Staat während eines europäischen Kriege- Hinweisen. Die Befestigung Kopenhagens bezweckt deshalb ausschließlich, daS Land vor einer Ueberrumpelung seitens der kriegführenden Parteien zu bewahren. DaS ist die einfache Wahrheit, welche der Kriegsminister Bahnson sowohl auf verschie denen Wahlmeetings alS auch im Reichstage ausgesprochen hals; aber unwahr ist eS, daß der Kriegsminister einen ZukunftSkrieg gegen Deutschland gepredigt habe. Wenn ferner in dem erwähnten österreichischen Blatte von einem in Dänemark angeblich eristirenden Deutschenhaffe die Rede ist, so scheint unS dies ebenfalls unrichtig zu sein. Die ganze Entwickelung unseres Landes beruht in solchem Grade auf derjenigen Deutschlands, daß eS undenkbar ist, daß Dänemark nicht dem mächtigen Deutschland erkenntlich sein sollte für die Kultur, die unserem Lande von dort zugeführt wird und deren Spuren in Gesetzgebung, Wissenschaft, Verwaltung und anderen Gebieten deutlich sichtbar sind. Diese Thatsache wird von einem jeden gebildeten Dänen anerkannt und diesen Eindruck haben sicherlich auch die vielen Deutschen er halten, die sich jeden Sommer an unserer Küste erfrischen. Auch die englischen Zeitungen besprechen in ein gehender Weise die soeben m Gastein stattgefundene Be ¬ gegnung zwischen den Kaisern von Deutschland und Oesterreich-Ungarn. So schreibt z. B. der «Daily Telegraph": „ES unterliegt keinem Zweifel, daß d»e Interessen der Millionen Unterthanen deS Kaisers Wil helm und deS Kaisers Franz Joseph durch daS zwischen den beiden Souverainen kurz nach Beendigung deS russisch-türkischen Krieges geschloffene Bündniß bedeutend gefördert wurden. Aber ebenso gewiß ist, daß daS g«- sammte Europa jener gewaltigen Liga auf'S Tiefste zum Danke verpfllchtet ist, weil sie thatsäcblicb den Ausbruch eines Krieges zu verhindern scheint. DaS Bewußtsein, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn entschlossen sind, in jeder Noth und Gefahr treu zu einander zu stehen, ist ein wirksamer Zügel für die zornigen Leidenschaften und die bösen Pläne Frankreichs und Rußlands, jener beiden störenden Elemente im Rathe der europäischen Nationen. Besonders England sollte den Kaisern von Deutschland und Oesterreich-Ungarn dafür dankbar sein, daß sie die beiden kontinentalen Mächte, welche die Briten mit gutem Grunde alS ihre Feinde ansehen, in Schach halten. Wir leben im Frieden mit jeder civilisirten Nation und daS wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch viele Jahre hindurch der Fall sein. Sollte uns aber ein Krieg aufgezwungen werden in absehbarer Zukunft, so können nur Frankreich und Rußland unsere Gegner sein. DaS ! militärische Bündniß, welches Deutschland und Oesterreich- Ungarn zu dem ausgesprochenen Zwecke in s Leben gerufen haben, den französischen EhauvinismuS und den russi schen PanslaviSmuS in Grenzen zu halten, erweist daher unserem Lande unschätzbare Dienste, welche leider von der Mehrzahl der Engländer nickt hinlänglick gewürdigt und noch weniger dankbar anerkannt werden. Unsere i leitenden Staatsmänner haben allem Anscheine nach bisher systematisch die Wohlthaten unterschätzt, welche allen friedliebenden Ländern auS der Cristenz des deutsch- österreichischen Bündnisses erwachsen sind und haben somit mehr alS einmal die Gelegenheit versäumt, daS Wohlwollen der beiden Mächte, denen der Friede Europas im letzten Jahrzehnte vornehmlich zu danken ist, zu erwerben. In dem chronischen Fieber der englischen Parteipolitik ver gißt man nur zu häufig, daß Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Italien unsere natürlichen Verbündeten sind." Die Meldung, daß den Gebrüdern Weisbach in Embermönil die Erlaubniß zur Wiedereröffnung ihrer Puppenfabrik ertheilt worden sei, bestätigt sich nicht. Jedoch heißt eS, daß man der Fabrik eine dreimonatige Frist behufS Abwickelung der laufenden Geschäfte be willigt habe. Hierzu bemerkt der „GauloiS", wohl daS einzige der Pariser Blätter, welches zur Zeit die Be ziehungen zwischen Deutschland und Frankreich objektiv beurtheilt, sehr richtig: Können denn die sogenannten Patrioten, welche zu beiden Seiten der deutsch-franzö sischen Grenze subalterne Aemter bekleiden, sich n cht gegenseitig in Ruhe lassen! Wir fragen, wozu diese ewigen Plackereien und Repressalien? Die Deutschen haben erklärt, sie wollen keinen Krieg und auch in Frankreich wünschen alle vernünftigen Leute die Er haltung deS Friedens. Warum schickt man da nicht von Paris wie von Berlin auS den „braven" Leuten, die sich für verpflichtet halten, einander grimmigen Blicke- über die Grenze anzusehen, den bestimmten Befehl, jede Art von Konflikt zu vermeiden und ihre Rechte nickt zu mißbrauchen? Die Konflikte, wie sie neuerding- zwischen den deutschen und französischen Behörden stalt- finden, müssen schließlich unbedingt za einer Katastrophe führen. Gewiß wird man nicht wegen eines einzelnen Zwischenfalles zwei Millionen Mann unter die Waffen rufen; aber die Konflikte häufen sich und sind wie Nadelstiche, von denen jeder einzelne erträglich ist, die aber als Ganzes eine schmerzhafte Wunde verursachen. Wäre eS denn eine so übertriebene Forderung, wenn man von beiden Regierungen verlangte, sie sollten hüben und drüben nur solchen Leuten ein verantwort liches Amt anvertrauen, die intelligent genug sind, um duldsam zu sein? Die französische Regierung beabsichtigt angeblich, an die fremden Mächte ein Runds4,reibkn zu richten, worin die den Industriellen, welche sich an der für da- Jahr 1889 in Pari- geplanten Weltausstellung ohne amt liche Vertretung betheUigea wollen, gebotenen Vortheile hervorgehobea werden sollen. Augenscheinlich möchte ma» in Paris alte Sünden in möglichster Este wieder gut mache» und um deS größeren Effekte- der Ausstellung willen sich der Mitwirkung deS Auslandes, also auch Deutsch lands, versichern, dessen Angehörige seit Jahr und Tag in Frankreich gehetzt, beschimpft, verhöhnt und verge waltigt werden. Wir hegen die feste Zuversicht, daß kein ehrliebender deutscher Mann vergessen wird, waS er der Würde seiner Nation schuldig ist. ES scheint unS in der That der höchste Gipfel französisber An- maaßung zu sein, wenn man die Fremden, welche man in jeder Weise beleidigt, behufS Verherrlichung der fran zösischen Republik zu sich emladet und ihnen für diesen Fall die Zusicherung einer leidlich anständigen Behand lung erthestt. Dem deutschen Kaiser ist kurz vor seiner Abreise auS Gastein bedauerlicher Weise noch ein kleiner Unfall zugestoßen. Dem greisen Herrn entfiel nemlich wäh rend deS LesenS der eingegangenen Korrespondenzen eia Brief. Der Kaiser bückte fich rasch, um daS Schrift stück aufzuheben, stieß aber an die Kant« deS Schreib tisches so heftig an, daß er sich eine leichte Quetschung in der Hüftengegend zuzog und einige Minuten hin durch Schmerzen verspürte. AbendS war der hohe Feuilleton. Schatten! Kriminal-Novelle von N. I. Ander«. (15. Fortsetzung.) „Ick bin ja gern bereit", antwortete er schüchtern, „AlleS zu tagen, waS ich weiß und wenn ich vorher von Usancen sprach, wie sie in der Handelswelt allgemein üblich sind, so meinte ich damit durchaus nicht- BSseS und will Ihnen auf Verlangen auch darüber Aufschluß geben." „Ich bitte darum", erwiederte der Beamte. „Außer dem", fügte er hinzu, „ist der vorliegende Fall von solcher Wichtigkeit, daß kleinliche Interessen dabei gar nicht in Betracht kommen." „Die Handelsleute, die auf dem Lande ihr Geschäft treiben, suchen sich", antwortete Heinrich, „durch die Unkenntniß der Bauern mitunter neben dem reellen Verdienst noch einen Profit zu sichern, indem sie die Kassen anweisungen, welche an und für sich zwar richtig, aber im Verkehr trotzdem nicht gern genommen werden, den Bauern für voll zahlen. ES ist da- bei diesen Leuten sehr häufig der Brauch und wenn sie dabei auch nicht gerade viel verdienen, so macht eS doch bei größeren Summen mitunter mehrere Thaler auS. Deshalb suche ich und ich will Ihnen offen bekennen, selbst auf die Gefahr bin, daß Sie mich deshalb anzeigen, wenn sich die Gelegenheit bietet, solche Scheine zu erwerben und zahle sie dann den Händlern für voll auS, während ich sie etwa- billiger an mich gebracht habe. Wenn ich nicht irre, hat auch Hinzmann bei der Zahlung einen oder mehrere solcher Scheine erhalten und deshalb konnte ich mich nicht entschließen, Ihnen die Wahrheit zu gestehen " „Das hätten Eie immer sagen können", rief Kühn läckelnd, „dabei ist gar nichts BöseS, weil ja eine Kassenanweisung, so lange sie mit Bewilligung der Behörde zirkulirt, giltig ist. Ich habe selbst schon oft solche „Wilde" bekommen und wenn ich nicht irre, habe ich noch einen solchen Schein. Ich muß doch einmal nachsehen", fuhr er fort. . Ja, ja, ich besitze ihn, wenigstens kann ich mich nickt entsinnen, ihn in der letzten Zeit auSgegeben zu haben " Er hatte daS von Kassenanweisungen strotzende Portefeuille genommen, suchte darin mit der nachlässigsten Miene von der Welt und nahm endlich einen abgerissenen und durch viele Papierstreifen künstlich zusammengehaltenen sächsischen Emhundertthalerschein heraus, den er gleichgiltig auf den Tisch warf. „Sehen Sie, lieber Herr Heinrich, da ist dieser Unheilstifter! ' rief er lachend, während der Angeredete seine Augen verwundert auf die vor ihm liegende Kassenanweisung richtete. „Sie können also unbesorgt sein; wenn ich alS Beamter solche Scheine bei mir führe, dann wird eS wohl auch anderen Menschen kindern erlaubt sein!" „Sonderbar!" rief Heinrich, den Schein noch immer beobachtend. „Wenn Sie daS Papier nicht gehabt hätten, so möchte ich fast darauf schwören, daß eS derselbe Hundertthalerschein ist, den ich Hinzmann gegeben habe." „Möglich ist eS schon", erwiederte Kühn, „denn ich entsinne mich, ich habe ihn von einem Kaufmann in W, wo ich mich vor einigen Tagen aushielt, erhalten, der auch davon sprach, daß Hinzmann oft bet ihm zu verkehren pflegte. Außerdem ist eS ja eben Geld und daS Geld bleibt nicht liegen, sondern wandert von einer Hand in die andere. Und daß der Schein tüchtig ge wandert ist, sieht man wohl an den Papierfeyen, die ihn nur nothdürftig Zusammenhalten." „Eigenthümlich aber bleibt eS doch", warf Heinrich ein „und wenn Sie gestatten, Herr Kriminal-KommtffariuS, sehe ich schon einmal deS Scherzes halber in meinem Buche nach, ob eS derselbe ist, den Hinzmann von mir bekommen hat. Eie müssen nemlich wissen und jetzt kann ich eS Ihnen sagen, daß ich die Nummern dieser Scheine immer buche, um für den Fall, daß mir einer zurückgebracht wird, zu erkennen, ob er von mir herrührt." Mit diesen Worten hatte er ein Notizbuch ge nommen und nachdem er die kaum noch zu erkennende Nummer der Kassenanweisung mit einer im Buche be findlichen verglichen, reichte er beides Kühn, der sofort erkannte, daß Heinrich'S Annahme, die Kassenanweisung rühre von ihm her, richtig war. „Nun, mein lieber Heinrich", sprach er, sick er hebend und die Kassenanweisung statt im Portefeuille, in der Brieftasche bergend, „muß ich mich empfehlen. Nehmen Sie die Versicherung, daß Sie durch Ihre offene, wahrheitsgemäße AuSsage viel dazu beigetrage» haben, da- an Ihrem Freund Hinzmann begangene Ver brechen zu rächen. Doch noch um eine Gefälligkeit wollte ich bitten. Sie besteht darin, daS Notizbuch, worin daS Nummernverzeichniß enthalten, sorgfältig aufzubewahren. Sie werken jedenfalls in der Sache vernommen werden und da ist diese» Nummervergleich von größter Wichtigkeit. Auch bitte ich Sie, über meinen Besuch da- tiefst« Schwrig«n zu beobacht«».*