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ßs-ed «. RtdaM« hre4dt»'Xe»ft«dt L Meißner Gasse 4. Vie Zeitung erschein! Tieufta», tiunersta» un» r-unaden» früh. Udoiinnueut»- Preis: »teNeljührl.Mk.1^0 Zu beziehen durch yr kaiserlichen Post- wstalte» und durch unsere Boten. vei freier Lieferung stl Hau» erheb: die »ch noch eine »e- dähr von 2S Pfg. ilchsische AorhtilunS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmarm Müller in Dresden. Inserate »erben bi» Monlag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spaIt.ZeiIe1bP,g. Unter Eingesandt: SO Pf». Inseraten- Annahmestelle»: Die Arnoldische Buchhandlung, InvaUdcndntU, Haasenstein LVoglei^ Rudolf Mosse, <8. L. Daube Sb C». in Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. Sonnabend, den 28. Mai 1887. 49. Jahrgang. Wegen der Feiertage erscheint die nächste Nummer der „Sächsischen Dorszeitung" Donnerstag, den 2. Juni. WMMWWWWWWMWWWWWWWNWWW88MWA8 Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Torfzettung" siir den Monat Juni nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Posterpedittonen, sowie auch alle Landbriesträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Reickstag trat in seiner Sitzung am Mittwoch in die erste Lesung deö Gesetz entwurfes, betreffend die Reform der Zuckersteuer, ein. Namens der Regierung begründete Staatssekretär vr. Jakobi die Vorlage, indem er u. A. auöführte: „Auch dieser Gesetzentwurf verfolgt ebenso wie die BranntweinS- steuervorlage den Zweck, die Einnahmen deS Reiches zu vermehren und dadurch die Deckung deö im Staats budget vorhandenen DeficitS zu ermöglichen. Jedoch bestehen auch einige Unterschiede zwischen den beiden Vorlagen und ich gestatte mir, dieselben im Folgenden kurz auseinanderzusetzen. Bei der Ausarbeitung der Branntweinssteuervorlage war auS moralischen Gründen der Wunsch nack Verminderung des Konsums maaß- gebend, bei der Zuckersteuervorlage dagegen der Wunsch nach Vermehrung deS Konsums und zwar aus lnnd- wirthschaftlichen Gründen. Die Beträge der Zucker- steuer beliefen sich in den früheren Jahren auf nahezu 50 Millionen Mark und erst in letzter Zeit haben die selben in überraschender Weise eine Verminderung er fahren. 1883/84 betrugen sie 37,700,000 M., 1884/85 32,400,000 M. und 1885/86 sanken sie auf 18,600,000 M. herab; ja im laufenden Finanzjahre dürfte man kaum eine Einnahme von 15,000,000 M. erzielen. Schon diese wenigen Zahlen genügen, um zu beweisen, ein wie dringendes Bedürfniß die Reform der Zuckersteuer ist. Man muß dahin streben, daß vor Allem der FiskuS wieder zu seinem Rechte gelangt; andererseits muß man sich aber auch hüten, daß man die Zuckerfabrikation und die dabei betheiligten landwirthschaftlichen Kreise nicht dem Ruine entgegenführt. Die Interessenten dürfen erwarten, daß das Steuerprincip, welches Ursache ge wesen ist zu der heutigen großen Ausdehnung der Pro duktion, nun nicht plötzlich und unerwartet in daS Gegentheil verwandelt wird. Die Reform hat ferner in'S Auge zu fassen, daß künftighin auch die Konsu menten, welche sich ja nur zum geringsten Theile aus der ärmeren Bevölkerung rekrutiren, zur Steuerzahlung heran gezogen werden müssen. Bei Erwägung der Wege, welche man behufs Durchführung dieser Reform einschlagen kann, wird man nicht daran denken, abermals eine Er höhung der Rübenzuckersteuer eintreten zu lassen. Wollte man andererseits zu einer reinen Verbrauchs- oder Fabrikatssteuer übergehen, so würden allerdings auf diese Weise die finanziellen Interessen deS StaateS am Einfachsten gesichert werden; indessen dürfte man dadurch jede weitere Steuerentwickelung mit einem Male un möglich machen, wie denn überhaupt eine solche Ra dikalkur von den bedenklichsten Folgen begleitet sein müßte. Unter diesen Umständen haben die verbündeten Regierungen geglaubt, in dem bisherigen Fahrwasser bleiben zu sollen und sie schlagen Ihnen daher eine Herabsetzung der Rübensteuer, eine wesentliche Vermin derung der Ausfuhrvergütungen und daneben die Ein führung einer Verbrauchssteuer vor. ES ist den ver bündeten Regierungen wesentlich darauf angekommcn, praktische und nicht theoretische Gesichtspunkte zu verfolgen und nicht mit den zukünftigen, sondern mit den heutigen Möglichkeiten zu rechnen. Den jährlichen Ertrag der in obigem Sinne resormirten Steuer hat man auf 46 bis 52 Millionen M. berechnet; bleiben wir auch nur bei der niedrigeren Zahl stehen, so können wir schon diese Summe vorläufig als eine befriedigende ansehen. Die Heran ziehung der Konsumenten geschieht, wie die in den Mo tiven enthaltene Berechnung beweist, nur in verhältniß- mäßig geringem Maaße. Befürchtet man, wie eS von Seiten einzelner Fabrikanten geschieht, daß eine Anzahl von Fabriken in Zukunft genöthigt sein werde, ihren bisherigen Betrieb einzustellen, so ist daS auf Rechnung der gegenwärtigen Verhältnisse zu setzen; daS vorliegende Gesetz kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Die verbündeten Regierungen sind wenigstens bei dieser Gelegenheit bemüht gewesen, die verschiedenen Interessen möglichst auszugleichen und es würde ihnen zur Genug- thuung gereichen, wenn sie in diesem Bestreben seitens der Volksvertretung Unterstützung fänden." Nach kurzer Debatte wurde die Vorlage an eine auS 28 Mitgliedern bestehende Kommission zur weiteren Berathung ver wiesen, worauf sich daS HauS, wie bereits angekündigt, biS zum 7. Juni vertagte. Der französische Botschafter in Berlin, Herberte, scheint sich während seines jüngsten Aufenthaltes in Paris nicht gerade die Sympathie der Mehrzahl seiner LandSleute erworben zu haben. Die „France", ein be kanntlich sehr einflußreiches Organ, schreibt nemlich: ES ist für Niemand ein Geheimniß, daß Herr Herbette gelegentlich der Schnäbele-Affaire in Berlin eine Hal tung eingenommen hat, welche an Entschlossenheit viel zu wünschen übrig ließ. Auch jetzt, da er sich auf Urlaub in Paris befand, spielte er seine Rolle alS Ver mittler weiter und setzte alle diplomatischen Salons, die er besuchte, durch seine weitgetriebene Vorsicht in Er staunen. Ja, Herbette begnügte sich nicht allein damit, überall entmuthigende Worte zu verbreiten, nein, er ging sogar so weit, die Regierung in seinem Sinne beein flussen zu wollen. In dieser Beziehung ist daS folgende Gespräch höchst charakteristisch, welches zwischen dem damaligen Mwisterpräsidenten Goblet und Herbelle stattgesunden hat. „Ich will hoffen, Herr Minister", sagte Herbette, „daß die Regierung dem General Bou langer sein Projekt einer partiellen Mobilmachung der Armee auSzureden wissen wird." — „Und warum daS?" fragte Goblet. — „Weil eine Gefahr darin liegt", ant wortete Herbette. — „Welche Gefahr?" fragte Goblet eindringlicher. „Thun die Deutschen bei sich nicht, waS sie wollen? Mobileren sie nicht, wenn eS ihnen be liebt?" — „Gewiß", gab Herbette zurück, „allein Deutschland ist Deutschland. Alles ist ihm erlaubt nach dem lateinischen Spruche: Ouia nominor leo." (Werl ich der Löwe heiße, d. h. weil ich der Stärkere bin.) — „Herr Botschafter", schrie Goblet sichtlicy entrüstet, „ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Eie nicht in diesem Tone fortfahren wollten. Die Regierung kann Ihnen unmöglich auf dieses Terrain folgen. . . . Führen wir unsere Unterredung nicht weiter fort!" An der deutsch-französischen Grenze wird zur Zeit durch Franzosen ein Flugblatt verbreitet, worin die Elsaß-Lothringer darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie beim AuSbruche eines Krieges mit Deutschland keine Ausweisung auS ihren Aufenthaltsorten in Frank reich zu befürchten haben. ES würde ihnen in diesem Falle vielmehr gestattet sein, in daS französische Heer einzutreten. Der Krieg, der früher oder später auS den unaufhörlichen Herausforderungen Deutschlands entstehen muß — heißt eS dann wörtlich weiter — dürfte zur ersten Folge haben, daß der Friede von 1871 zer- riff.n wird. Bekanntlich ist seitens deS deutschen Reiches zu dem Baue der Gotthardbahn ein nicht unerheblicher Zuschuß geleistet worden und wir haben daher ein be deutendes Interesse daran, daß die Hoffnungen, welche man betreffs der Inbetriebsetzung dieser Bahnlinie hegte, sich erfüllen und daß Deutschland von derselben den er warteten Nutzen zieht. Der neueste Geschäftsbericht jener Bahngesellschaft giebt der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" Veranlassung, sich mit diesem Unter nehmen in eingehender Weise zu beschäftigen. DaS Blatt weist zunächst darauf hin, daß von den Alpen Feuilleton. In geheimer Mission. Novelle aus den letzten Zeiten der französischen Direktorial - Regierung. (10. Fortsetzung.) Reymond sah sich allein im Saale zurückgelaffen. Da öffnete sich eine Seitenthür und Helene trat, bleiches Entsetzen in den verstörten Zügen, über die Schwelle. Reymond schritt ihr entgegen und sagte, ihre Hand ergreifend: „Verargen Sie es mir nicht, mein Fräulein, daß ich mich durch Ankauf zum Besitzer dieses Schlösse- gemacht habe; eine innere Nothwendigkeit zwang mich zu diesem Schritte. — Ihr Vater, der Herr Marquis, wird eS zwar als einen sehr losen Streich ansehen, den ihm mein Neid und meine Eitelkeit spielte, aber ich will mich gern zufrieden geben, wenn ein freundlicher Strahl Ihres schönen AugenpaareS mir sagt, daß Sie mir ver zeihen, ja vielleicht dieses Unternehmen billigen, theure Helene ... Nun leben Die wohl! In Pari- sehnt man sich nach meiner Gegenwart; noch Manche- giebt eS für mich dort zu thun. Und zuletzt noch eine Bitte, deren Gewährung Sie mir nicht verweigern werden. Treffen Eie Maaßregeln, daß Ihr Herr Vater nicht- von dem vorgefallenen erfahre, er möge sich auch ferner für den Besitzer diese- Schlosses halten und darin in Frieden und Abgeschiedenheit von der Welt seine Tage ver bringen . . . Mich selbst wird eine größere Reise auf lange Zeit von meinem neuen Besitzthume fern halten. Wie gern weilte ich noch einige Tage in Ihrer Nähe, » allein höchst wichtige Aufträge, die mir mein Ober- general ertheilte, harren noch ihrer Erledigung. Leben Sie wohl, es soll mir eine heilige Pflicht sein, Ihnen van Zeit zu Zeit eine Nachricht von mir zu übermitteln." DaS Herz HelenenS zog sich krampfhaft zusammen, die bebenden Lippen preßten sich fest aufeinander, ehe ein süßeS „Lebewohl" sich ihnen zu entringen vermochte. Die selbstlos edle, hochherzige Handlung deS jungen OfficierS hatte sich tief in ihre Seele gegraben. — Kaum waren fünf Minuten verstrichen, als Rey- mond von Vitry die über Tours nach Paris führende Landstraße auf seinem Araber entlang ritt. Nach einem vierundzwanzigstündigen Ritte wußte Kapitän Reymond wieder daS Pflaster der Pariser Straßen unter den Hufen seines PferdeS. „Wie geht'S, alter Bernhard?", rief er seinem treuen, ihm erstaunt entgegeneilenden Diener entgegen, als er sich im Vorhofe deS Palastes Vitry auS dem Sattel schwang. „Ist während meiner Abwesenheit etwaS NennenSwertheS vorgefallen?" Der Alte war plötzlich die Geheimnißthuerei selbst. „O, gewiß, Herr Kapitän, viel, viel", antwortete er dann mit halb lächelnder, halb ernster Miene. „Alle Wetter", lackte Reymond, „wenn ich meinem Araber seinen alten Platz in der Scheune dort werde angewiesen haben, wirst Du mir genauen Bericht er statten." Fünf Minuten darauf machte eS sich Reymond am Tische deS Portiers so bequem alS möglich, während Mutter Margreth ein dampfende-, leckere» Mahl vor ihm servirte. Bernhard trat zu einem geheimen Schub fache seines EckrankeS und übermittelte dann dem Kapitän zwei Schreiben, welche während seiner Abwesen heit eingegangen waren. „Es ist eine Depesche darunter, welche von einer Ordonnanz zu Pferde an mich abgegeben wurde." „Aha", rief der Officier beim Durchlesen derselbe« auS, „eine Ordre der Kommandantur, auf der man mich morgen zu sehen wünscht. Diese Lenke scheinen sich un glücklich zu fühlen, wenn sie mich einen Tag über ein mal nicht zu Gesicht bekommen. Daß eS doch den Herren so außerordentliche Anstrengungen verursacht, sich die Züge meiner Physiognomie einzuprägen. Sag' mal, Bernhard, mache ich denn wirklich den Eindruck eine- Empörers?" „Pst, pst, Kapitän", glaubte der alte Diener be schwichtigen zu müssen, „Eie haben in jeder Beziehung das Aussehen und Auftreten einrS rechtlichen MauneS." „Nun, Du magst Recht haben, alter Schlingel. Vielleicht jagt ihnen daS gerade Furcht ein." „Hier, Kapitän", fuhr der ergraute Diener fort, „haben Sie noch ein zweite- Schriftstück. Eine junge, reizende Dame hat eS in eigener Person an mich abge geben. Sie fuhr in einer lururiöS auSgestatteten Salon- kutscke hier vor, ließ mich durch einen ihrer Diener herauSholen und sagte zu mir, während sie sich über den Wagenschlag lehnte: „„Diesen Brief werden Sie an Herrn Reymvnd übermitteln."" Eine Stimme hatte sie wie eine Nachtigall und die Hand, auS welcher ich den Brief entnahm, war von solcher Zartheit und blendender Weiße, daß ich mich vor Ueberraschung und Bewunderung gar nicht zu fassen vermochte. Ihre Kutsche