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tzre4de»-«r«Wad< L «rißner Gaff« L Vie Zeitung erscheint Dienst«,. tzauuerftng nn» r«»»abe»b früh. Aboauemeut-- Preis. -terlrljLhrl. «k. 1^0 8u beziehe» durch ne kaiserliche» Poft- oistalten und durch unser« Boten. Hei freier Lieferung dB Hau, erhebt die I»st noch eine Ve- Ahr von 2b Pfg. iichsiW AochMlNK Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaftm Dre-den-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«»»» MLLer in Dresden. Snsernto »eckr» bi« M«U«M Miitvoch n. ywitag Vtttng ang«n»»m« und toste«: dt.Npal,Z«U,lVPs» Ruter Eingefaad« «Pf». Aaferattn- Wn«a»«eftelent Di« Amoldisch« Buchdandluna. Haafenstein chvogl«ch Rudolf Most», «. L. Daube In. io Dresden, Leipzig. Hamburg. Berlin. Fwnkfurt aM. Sonnabend, de« 23. April 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Am Donnerstag ö«t im preußi- schea Abgeordnetenhaus« die Berathung der kirchenpolt- tische» Vorlage begonnen. Nachdem die Abgg. l)r. Gneist (vatiovalliberal) und Richter (deutschfreisinnig) gegen die Vorlage und der Führer der Ultramontanen, Abg. vr. Windth orst, für dieselbe gesprochen hatten, ergriff Kürst BiSmarck daS Wort, um u. A. Folgende- aus» zuführen: Die Vorlage, welche unS beschäftigt, ist tn der Presse und hier im Hause in diametral entgegen« gesetzter Richtung von verschiedenen Seiten ange griffen worden. Der einen Seite ging sie nicht weit genug in ihren Koncessionen an die katholische Kirche, nach Ansicht der anderen Sette bewilligte sie zu viel. Die erstere Meinung ist nach dem, waS wir heute hier gehört haben, in erster Linie durch die Fortschrittspartei und deren Führer, den Abg. Richter, vertreten. Vieser Herr findet, daß die Vorlage mit den Koncessioven, auf welche die katholische Kirche Anspruch hat, allzu sehr kargt; er ist also seinerseits noch katholischer als der Papst (Heiterkeit). Ich bin im Zweifel, ob der Abg. Richter bei dieser Darlegung in seiner Eigenschaft alS unabhängige-, selbstständiges Parteihaupt gesprochen hat, oder nn Bewußtsein seiueS auf Wahleinstüffen beruhenden LrhnSverhältniffeS zu einem Theile deS Ee»- trumS und namentlich zur klerikalen Demokratie (Heiter keit). Vorredner hat ferner tn einer Anwandlung von ihm sonst nicht eigener, wenigsten- selten bei ihm hervor- tretender nationaler Entrüstung (Heiterkeit) sich darüber beklagt, daß wir einen „Ausländer", nemlich den Papst, gelegentlich der jüngsten ReichötagSwahlen in deutschen Angelegenheiten zu Hilfe gerufen hätten; er meinte, so etwas würde in England, Frankreich u. s. w. nicht Vorkommen. Der Abgeordnete kann kaum soviel Zei tungen lesen, alS ^r selber schreibt oder schreiben läßt (Heiterkeit), sonst würde er wissen, daß in der Peters burger Politik z. B. die Frage, waS Frankreich thut und ob eS der russischen Politik freundlich oder feindlich gesinnt ist, eine hervorragende Rolle spielt. ES sollte Herrn Richter ferner wohl bekannt sein, daß die eng lische Regierung, die er namentlich mit einer großen kmphase anführte — und er muß doch auch die poli tische Situation und die Erlebnisse unserer jüngste» Zeit nvigermaaßen verstehen — unzweifelhaft von dem Wunsche beseelt ist, sich den päpstlichen Beistand gegen die Fenier und Parnrlliten zu sichern. Aber auch wenn diese Bei spiele nicht vorlLgen, so würde ich mich doch für be rechtigt halten, den Beistand eines AuSländerS, wie der Vorredner den Papst nannte, in unseren deutschen Ange legenheiten da zu erbitten, wo ich glaube, daß er sÜr unsere deutschen Interessen nützlich ist. DaS ist eben Feuilleton. MrS. Gainsborough s Diamanten. LuS dem Englischen von Jenny PiorkowSka. (8. Fortsetzung.) ES war mir nicht schwer, sie zu erkennen; eS war Niemand ander- alS Mr. Birchmore und sein Diener; soweit war nicht- Besondere- an der Sache. Wa- mich jedoch überraschte, war da- gegenseitige Benehmen der Zwei zu einander. Ich habe bereit- erwähnt, in welch' gebieterischem Lone Mr. Birchmore gewöhnlich daS Wort an diesen Llnrk richtete und welche stolze Haltung er ihm gegen über meist aovahm. Aber in der jetzt stattfiobevden Unterhaltung war Alle- ander-. Dem Anscheine nach zu »«heilen, hätte ich geglaubt, daß Slurk der Herr »ud Birchmore der Diener sei. Ersterer gestikuliere sehr eifrig und gab scheinbar io sehr entschiedener und ge bieterischer Weis« seine Befehl«. Seine untersetzte, häß liche Gestalt schien sich au-zadehveu und eia herrische-, fast drohende- Wesen anzonehmen; während Mr. Birch- »ore stumm und unterwürfig mit den Händen iu den Rocktasche» vor ihm stand, scheinbar alle ihm gegebenen Befehle »ilig hmaah« und sich nor bisweilen eine Be merkung »der Vermothong erlaubte, der Slurk nur mit Unwillen wenig Beachtung zollte. Beide sprachen, wie S schien, io leisem Ta«, den, obwohl sie knae huabert Bchritt von meine» Platze entfernt waren, konote ich tn» eiazitz«- Wort verstehen und auch »ur mit größter daS Wesen der Diplomatie, an deren Spitz, ich stehe, daß man sich Freunde im AuSlande verschafft. Der Abgeordnete hat sodann von Wahlkunststücken der Re gierung gesprochen und behauptet, daS ganz, Ergedniß d,r jüngsten Wahlen wäre ein Produkt der Angst. W,r die meisten Kunststücke gemacht hat, ob dt»jentgen, welche eine althergebrachte Routine darin haben, oder diejenigen, die alS Wähler neu eingetreten sind, will ich dahinge stellt sein lassen. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die alten Routiniers und Werbeofficiere, die daS Wahlgeschäft kennen, di« m«tst«n Kunststück« gemacht haben. Der Abgeordnete kaaa sich eben gar nicht mit der Thatsache befreunden, daß da- ihm unerwünschte Wahlresultat keinen anderen Grund hat, al- die nationale Entrüstung, welch, sich der Deutschen über die Hal tung der fortschrittlichen Opposition bemächtigt hat. (Bei fall.) Di, Eentrumkparlei dürfte den größten Nachtheil davon haben. Sie hat eS möglich gemacht, daß im Reichs tage sich auf der Basis de- KirchenstretteS eine Art von babylonischem Thurme gegen di« Regierung ausbaut«, um den di« FortschrittSpa««i und Alle-, waS unzufrieden war im deutschen Reich«, sich zu «tner g«schworenen anti-gouvernementalrn Majorität zufammenfand. Dirs«r Thurmbau zu Bab«l ist nun durch di« letzten Wahlen gestürzt und eS scheint infolge dessen eine Art von Sprach verwirrung eingerissen zu sein, die sich mit der Zeit ja noch klären wird. Der Vorredner hat ferner erklärt, ich wäre der jetzigen regierungsfreundlichen Majorität im Reichstage nicht sicher für die Zukunft. Ich bin über haupt nicht ein Mensch, der so leicht zufrieden ist und sich freut u»b Lhorheiteu begeht, wean er gerade eine unterstützende Majorität besitzt; ich hak« vielmehr ge lernt, mit der Zukunft zu rechnen. Die Möglichkeit ist ja vorhanden, daß einmal wieder eine andere Ma jorität an'S Ruder gelangt — ,S wäre ein Unglück, wenn eS wieder eine demokratische wäre — aber man muß auch damit rechnen und meine Schuldigkeit ist di«S tn erster Linie. Ich würde die mir anvertrauten Interessen verrathen, wenn ich nicht bet Zeiten dagegen thäte, waS ick kann und vorsorglick dem entgegenwirkte. Der Abg. Richter hat mich endlich noch in einer Weise angegriffen, die ich geradezu alS eine kümmerliche charak- terifiren muß; er bezeichnete nemlich a.'S Grund, warum ich nach einer Majorität strebe, meinen Wunsch, im Amte zu verbleiben. Nachdem ich 25 Jahre dieses Ver gnügen genossen habe, glaube ich doch in meinem 73. Lebensjahre dessen überhoben zu sein, mich gegen diese Anschuldigung vertheidigen zu müssen. Jedermann, der mich kennt, weiß, wie glücklich und froh ich sein würde, wenn ich mit Anstand auS der Stellung zurücktreten könnte, in der ich mich befinde. Also derartige An griffe können mich nicht berühren. Si« liefern den Be ¬ weis d«S üblen Wollen- und der Neigung, mir un- würdtg« Motive unterzuschieben, ,tn Verfahren, daS den Abg. Richter so recht charakttristrt. (H,tt,rk,tt.) Der Abgeordnete hat mir schließlich noch vorgeworfen, ick strebte danach, «ine Majorität zu gewinnen, die nur da- thäte, waS ich wünschte. Nun, soll ich etwa nach einer Majorität streben, die da- Gegentheil von dem wünscht, wa-ich für nützlich, zweckmäßig und nothwendig im Interesse d«S Staate- halte? (Stürmische Heiterkeit.) So lange ich Minister bin, ist e- meine Aufgabe, die Maaßrrgeln und Einrichtungen burchzuseyen. von denen ich nach meiner Ueberzeugung glaube, daß sie dem Land, nützlich sind; ich kann nur nach meinen Ansichten und nicht nach den jenigen de-Abg Richter handeln. fSehr richtig, rechtS!)* Der Reichskanzler ging nun im weiteren Verlauf» seiner Rede auf dir bekannten einzelnen Bestimmungen der Vor lage näher ein und fuhr dann folgendermaaßen fort: „Ich habe, al- ich Sr. Majestät dem Könige zur Einigung mit der Kurte rieth, die- nicht gethan, oha» einen Bitw in unsere Zukunft und auf unsere Lag» zu w»rf»n. Niemand von un- kann di« Zukunft vorh»r«»h»n und auch d»r mächtigste Monarch und geschickteste Staatsmann ver mag sie nicht zu beherrschen und zu gestalten. E- bildet die geschichtliche Entwickelung unseres Vater- laudeS einen zu gewaltigen und breiten Strom, al- daß ein Einzelner sie vorher bestimmen könnt». Di« ganz» Wrltgrschicht« läßt sich überhaupt nicht machen. Auf ihrem Strome kann man ein StaatSschtff nur steuern, wenn man sorgfältig auf den Kompaß der öffentlichen Wohl- fahrt blickt und diesen richtig beurtheilt. Wenn St« za mir da- Zutrauen haben, baß ich nach 25»-jähriger Probezeit tn diesem Gewerbe de- Steuern- einige Er fahrung und Einsicht gewonnen habe, dann, bitte, be- thätigen Sie diese- Zutrauen dadurch, daß Str ein stimmig — wenn ich „einstimmig" sage, so nehm» ich immer d»n Abg. Richter auS (Heiterkeit» dies, Vor lage, wie sie auS dem Herrrnhause an Sie gelangt ist, annehmen. Wenu Sie die- Vertrauen zu mir aber nicht haben, wenn mich meine Freunde bet dem Zustande- bringen, beim Abschluss, diese- mühsamen Werke- wirklich im Stiche lassen sollten, wa- ich nicht hoffe dann wird eS mir auch unmöglich sein, an dem StaatSwesen, ba- solche Erfahrungen mir bietet, ferner mitzuwirken. (Be wegung.) Ich würde mich von dem preußischen StaatS wesen vollständig loSsagen müssen und würde nur noch meine Erfahrungen im auswärtigen Dienste dem Kaiser zur Verfügung stellen, d. h. im RetchSdtenst«. Ich wäre dazu genöthtgt nicht auS Verstimmung, sondern im Interesse meine- eigenen politischen Ansehen- und meiner politischen Ehre. In Deutschland ist e- ja möglich, daß Freunde wegen persönlich vorgefaßter Meinungsverschiedenheiten gegen einander stimmen, außer- Anstrengung unverständliche- Gemurmel hörea. Wa ich sah, genügte schon, mich mehr alS stutzig zu machen. Nach einigen Minuten gingen sie langsam den schmalen Weg hinauf und waren bald in meinem Spiegel nicht mehr sichtbar. Aber die unerwartete Scene, von der ich Zeuge »ar, ging mir nicht so schnell wieder au- dem Kopfe. Ich stand auf und schritt mit großer Unruhe im Zimmer auf und ab; ich konnte diese neue Wahr nehmung nicht mit meinen vorherigen Ideen vereinigen. Wer und waS war Slurk und wodurch hatte er über einen Menschen wie Birchmore Gewalt erhalten? Sicherlich nicht auf aatürliche Weise. Birchmore mußte sich ia de- Anderen Gewalt gegeben haben. Mit anderen Worten, Slurk mußte durch zwar unbekannte Umstände einen Druck auf jenen aoSübeo — und da- war der Kummer? — da- war da- Geheimoiß? Allerding war e- eine fatale, uaaugeuehme Sache, aber die Haupt frage blieb noch immer unbeantwortet WaS hatte Birchmore gethau, »m Slurk et»e solche Gemalt über sich zu gebe»? Uud hatte seiae HaudluogSweise, welcher Art sie auch sein mochte, seine Tochter mit darin ver wickelt? Dena wie ich mich jetzt all' d« Zeichen uud Winke, die ich in Bezug hierauf bemerkt hatte, eriaaerte, kam mir unwillkürlich der Gedauke, daß Kat« - Ver halten dabei «ehr Interesse, al- »ur kwdltche Theil« nähme mit dem Unglücke ihre- Vater- »«rieth. Sie mußte au diese« Kumwer oder Unglück »och besondere» persönliche» Antheil habe». Und doch, wodurch konnte so eia erbärmlicher Schurke, wie dieser Slurk, Gewalt über eia so edle-, makellose- junge- Mädchen auSübe»? Uud welch schrecklicher Gedavke, daß solch' em Mädchen von seiner Gnade abhängrn sollte! I» mehr ich über di« Sache uachdachte, um so schändlicher kam sie mir vor. Kein Wunder, daß Vater und Tochter mich aufge fordert hatten, mich von ihnen lo-zusag»n. Ein Anderer ia meiner Lage würde, wenn er so viel gesehen hätte, zurückgeschreckt sein und seine Absicht aufgegeben habe», aber da» lag nicht tn meinem Eharakter. Ich war mehr alS je entschlossen, da- Abenteuer zu Ende zu führe» und mein Ziel zu erreichen. Nach reiflichem Ueberlegen änderte ick jedoch «eine Absicht, Mr. Birchmore über seinen Diener auSzufragen. E- war ziemlich klar, daß er sich nicht in der Lag« b«fand, mir Aufschluß über denselben gebe» zu können. Ich wußte ja bereit- Alle» außer de» Einzelheiten uad dies, Einzelheiten mußte ich von Kate erfahre«. Ich «acht» meine Brief» fertig und da »S inzwischen fast 7 Uhr geworben war, ging ich zum Adeodesse» hinunter. V Kat« erschien nicht zu« Abeadesse». Mr. Birch- «or« uad ich warbea »oa Christine bedient, »ährend wir Slurk uud deu Wirth von der Küch« her spreche» hörea koautea. M«ae Uaterhaltuoa war natürlich etwa- -ezwuugn,; - Mr Birchmore sprach sehr viel übe, einen Abflug, de» er am nächste» Morgen beabsichtigte, aber ich schenkt« sei»«» Bemerkungen nicht die recht« Aufmerksamkeit. Ei»«al jedoch bemerkte ich, wie Ehristtoe» - Blick aus mir ruhte »ad ich m»ßte lächeln. alS ich ihrer War- »nage» bettest- der vermutlichen Gefahren auf «usamen Herumstreiieret»» gedachte