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Ajhch. ». Re»-«« Gre»de«-Ne«stad1 I. Meißner Gasse L Me Leitung erschein« »tenft«,. Hv»«erfta» «G «v„a»e»K Udsuneneeut»- Preit: Werleljührl Mk. 1M Kl beziehen durch », kaiferlichen Post» schalten und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung »» Hau» erhebt di« Pop noch eine Ge bühr von LS Pfg. Sächsische Nacheilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Müler in Dresden. g»fer«t» werdrn bi» Montags Mittwoch «. Freitag Mittag «ngeno«rm» und kosten: dietspaltZeilelSPfA. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inserate»- A«nahmestele»v Die Arnoldisch« vuchhandluna. Invalidcndnnk, Haascnstein LBoglent Rudolf Mosse, s ». L. Daube L Laz in Dresden, Leipzigs Hamburg. Berlins Frankfurt a/M. u. s. w. Wr. 33. Donnerstag, den 17. März 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Während seine- Aufent halte- in der deutschen Reich-Hauptstadt hat Herr v. LessepS eine interessante Unterredung mit dem Korrespondenten de- „Newyorker Herald" und dem Berichterstatter eine- angesehenen deutschen Blatte- ge habt. Einem längeren Berichte über diese Unterredung entnehmen wir folgende Einzelheiten: Nachdem Herr LtssepS sich betreff- der ihm in Berlin zu Theil gewor benen Aufnahme mit großer Anerkennung geäußert hatte, befragte ihn der amerikanische Korrespondent über seine Ansichten bezüglich der augenblicklichen politischen Lage, v. LessepS erwiederte: „Ich habe hier überall die Ver sicherung erhalten und auch selbst den positiven Ein druck empfangen, daß Deutschland nur friedliche Be strebungen hegt und dasselbe ist, wie ich meinerseits ver sichern kann, auch seitens Frankreichs der Fall. ES herrschten zwischen beiden Staaten allerdings eine Zeit lang Mißverständnisse; dieselben dürfen jedoch heute al- beseitigt betrachtet werden. Vor wenigen Minuten erst besuchte mich Fürst BiSmarck und wiederholte mir die Versicherung, daß Deutschland gegen Frankreich eine durchaus friedliche Gesinnung hege.- Der Korrespondent fragte hierauf: „Kann ich also an den „Herald" in Ihrem Namen telegraphiren, daß jede Kriegsgefahr zwischen Frankreich und Deutschland beseitigt ist?" LessepS erwiederte: „OrlainemeM?" (Gewiß). Nun mehr erlaubte sich der deutsche Berichterstatter die Frage, welche Hoffnungen v. LessepS bezüglich d<S Einflusses hege, welchen die Eröffnung deS Panama- KanaleS auf die weitere Erschließung Chinas für die Civilisation, den Handel und Verkehr ausüben werde? Die Antwort deS Gefragten lautete: „Ich stehe in Paris mit den Vertretern China- und Japan- in sehr freundschaftlichem Verkehre und alle sind der Ueber- zevgung, daß die Eröffnung deS Panama-Kanal,S von großem Einflüsse auf die Beziehungen der westlichen Regie rungen und Völker zu China sein wird. DaS chinesische Volk ist zweifellos den Einwirkungen der westlichen Civili sation zugänglich und somit dürfte die Pekinger Central regierung schließlich sich gezwungen sehen, diesem Um stande Rechnung zu tragen und von ihrem starren Ab- sperrungssysteme abzuweichen.- Auf den Stand der ägyptischen Frage übergehend, fragte der Berichterstatter: „Wie denken Eie sich, Herr Vicomte, die Neutralisirung deS Suez-KanaleS, wenn die Engländer in Aegypten verbleiben, oder doch die nominelle Herrschaft über dieses Land behalten sollten?- LessepS (sehr bestimmt): „Die Engländer werden niemals über Aegypten herrschen. Seit den ältesten Zeiten hat sich dort keine fremde Herrschaft auf die Dauer behaupten können. Alle Machthaber, welche da- Land vor, während und nach der Herrschaft der Römer eroberten, mußten e- schließ lich aufgrben.- Korrespondent: „Und wenn die Eng länder aoS Aegypten doch nicht wichen, beziehungsweise die Oberherrschaft nicht aufgeben würden?- LessepS: „Dann könnte eS eben zum Kriege zwischen Frankreich und England kommen!- Korrespondent: „Und wie denken Sie sich die Lösung der ägyptischen Frage ohne Anwendung von Gewalt?- LessepS: „Der einzige AuSweg ist die Rückberufung deS früheren Khedive Ismail Pascha. Ohne einen einzigen Schuß und Schwertstreich könnte seine Wiedereinsetzung erfolgen." Korrespondent: „Halten Sie daS wirklich für die einzig mögliche Lösung der Frage?- LessepS: „Ich halte eS wenigsten- für den einzigen AuSweg, um zu einer fried lichen Lösung zu gelangen.- In diesem Augenblicke trat der Botschafter Herbette in daS Gemach ein und die Unterredung d«S Korrespondenten war beendet. Ferdinand v. LessepS hat bereits am Sonntag wieder Berlin verlassen, da ihn dringende Geschäfte nach Pari- zurückriefen. Vor seiner Abreise wurde er noch von dem Kaiser und dessen hoher Gemahlin in Audienz em pfangen. Der Monarch ließ sich in eingehendster Weise von Herrn v. LessepS über den Stand de- Panama- kanal-Unternehmens und namentlich auch über die Orga nisation und den Fortgang der Arbeiten, über die Ter- rainverhältniffe und die daselbst in Betracht kommenden technischen Fragen unterrichten. Zum Schlüsse betonte der Kaiser, er wünsche auch diesem großartigen Werke, wie allen Arbeiten deS Friedens, glückliches Gedeihen. Am Freitag hatte Herr v. LessepS dem Reichskanzler Fürsten Bismarck einen längeren Besuch abgestattet, den dieser am darauf folgenden Tage erwiederte. Der Kaiser wird an seinem bevorstehenden 90. Ge burtstage von nicht weniger als 85 Mitgliedern souve- rainer Häuser umgeben sein. Viele Jahre dürften ver gehen, ehe eine so zahlreiche fürstliche Gesellschaft sich wieder in der deutschen Hauptstadt zusammenfindet. DaS gesammte Gefolge der in- und ausländischen höchsten Herrschaften wird ungefähr 350 Personen zählen. Am Sonntag Mittag fand, wie bereit- ange- kündigt, im Etadtschlosse zu Potsdam die Taufe deS jüngsten Sohne- deS Prinzen Wilhelm von Preußen statt. Der Neugeborene erhielt die Namen August Wilhelm Heinrich Günther Victor. AlS Pathe fungirte u. A. in Stellvertretung deS Erzherzog- Albrecht von Oesterreich der Feldmarschall Graf Moltke. Seiten- verschiedener Blätter — so schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.- — wird eS al- ein ganz außer gewöhnliche- Vorkommniß bezeichnet, daß der Reichs kanzler mit dem bekannten ultramontanen Abgeordneten v. Franckenstein eine Unterredung gehabt habe. In Wirk ¬ lichkeit ist diese Thatsache aber keiae-weg- von der Be deutung, die man ihr beilegt. ES erscheint selbstverständ lich, daß der Kanzler nach erfolgtem Zusammentritt» eine- neuen Reich-ta-e- mit Mitgliedern der einzelne» Parteien — mit Ausnahme deS Fortschritte- — ia Verbindung tritt und die- ist denn auch jetzt wieder geschehen. Fürst BiSmarck hat Unterredungen mit de» Herren v. Helldorf, v. Bennigsen, Miquel u. A. gehabt. Für jeden Abgeordneten, der ihn geschäftlich zu spreche» wünscht, ist der Reichskanzler immer zu Hause gewesen. ES scheint unS also den Verhältnissen wenig zu ent sprechen, wenn der Besuch deS Herrn v. Franckensteia beim Fürsten BiSmarck als eine hochwichtige Angelegen heit behandelt und daraus eine weittragende politische Schlußfolgerung gezogen wird. Der Reichstag nahm in seiner nur kurzen Sitzung am Montag die Vorlage, betreffend di« Pensionirung deS MarinepersonaleS, in zweiter Lesung an und geneh migte sodann den Marine-, Justiz- und Post-Etat, letz teren jedoch mit Ausnahme der für Errichtung von neue» Postgebäuden in Konitz, MySlowitz und Danzig auSge- worfenen Summen. Die französische Armee bezog bekanntlich biS zum Jahre 1870 ihr brauchbarstes Material an Unterofficierea auS Elsaß-Lothringen und auch heute noch geht Jahr für Jahr eine Anzahl junger Leute von dort auS nach Frankreich in der ausgesprochenen Absicht, daselbst die UnterosficierSlaufbahn einzuschlagen. Zu dieser bedauer lichen Auswanderung trägt wesentlich der Umstand bei, daß die jungen Elsaß - Lothringer in Frankreich betreff- ihres Fortkommens jede mögliche Förderung und Er leichterung finden. Die Auswanderung wird daher erst aufhören, wenn in den Reichslanden selbst den Leuten Gelegenheit geboten wird, sich bereits im jugendlichen Alter auf den Unterofficiersberuf vorzubereiten. Die Errichtung einer derartigen Anstalt muß also in erster Linie alS im dringenden Interesse der Stärkung und Förderung deS DeutschthumeS in Elsaß-Lothriagen liegend bezeichnet werden. AlS Ort zur Errichtung dieser Schule eignet sich Neubreisach ganz besonder-, da daselbst die erforderlichen Gebäulichkeiten bereit- vor handen sind und um einen billigen Preis erworben werden können. Gleichzeitig würde damit dem Noth- stände, welcher über diese Stadt infolge der Einverleibung in Deutschland hereingebrochen ist, wenigstens eiaiger- maaßen abgeholfen werden. Zur Erläuterung der jüngst erlassenen Verordnung, wonach in Elaß-Lothringen künftighin keinem Franzose» ein Jagdschein ausgestellt werden darf, schreibt man auS Straßburg: „Wir haben in den ReichSlaaden unter einer Einrichtung schwer zu leiden, welche wir noch auS dem französischen Regime mit übernommen habe» Feuilleton. Der Legionär. Eine wahre Begebenheit au- Deutsch-Oesterreich- schwerer Zeit von Emil König. (13. Fortsetzung.) Ein fürchterlicher Gedanke, ein Gedanke, der da- Blut deS Beherzten zu Ei- erstarren läßt! Abgeschieden von der Welt, -wischen feuchten, einsamen Gefängnißmauern, kettenbeladen, ein elen de Dasein fortschleppend, ein lebendig Begrabener! O, mein Annerl, mein Annerl! Allein und adgetrennt von jeder Freude, schau' ich an'S Firmament nach jener Veite; nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, waS ich leide. Von Dir, Annerl, getrennt auf ewig! Unsere Loose sind geschieden! DaS Leben wird unS nie mehr vereinen. Dort allein im Lande deS Frieden- werden wir unS Wiedersehen! Gute-, herzige-, unglückltche- Kind! Wie schwer wird Deine- alten, braven Vater- gerechter Zorn auf Dir lasten, wenn er je erfährt, daß Du den Mann geliebt, der vor seinen Augen al- Ver brecher gebrandmarkt dasteht! Möge er das Geheimniß ui« erfahr««! — Doch horch! — man naht sich m«in«r Zrll«, man wird mich vor d«n Richter führen. Wohlan denn! Muth, Joseph, Muth! Du hast auf den Barri kaden und Wällen nicht gezittert, den Kugeln der Kanonen und Gewehre gegenüber, jetzt zage nicht, Du arme- Herz, jetzt zeige, daß Da ein Mao« bist, eia gauzer Legionär!" Knarrend öffnete sich die Thür. Schweigend trat der Kerkermeister ein, ein grauköpfiger Alter. Er winkte dem Gefangenen zu folgen. Der Alte führte ihn zum Richter, der ihn schweigend betrachtete. Der Richter war dem schmucken Postillon, der ihn einige Male gefahren hatte, ob seines höfliche» und zuvorkommenden Benehmens geneigt. Freundlich sagte er: „Franz! Vergiß noch auf einen Augenblick, daß Do vor Deinem Richter stehst und sag' mir aufrichtig: ist die vorliegende Anklage gegen Dich wirklich be gründet oder spricht nur der Schein gegen Dich? Sieh, Franz! Ich sollte eigentlich gleich in meinem Amte alS Richter handeln; doch wenn ,S irgend einen AuSweg giebt, die Einleitung deS ProceffeZ zu verhindern und die Sache, ohne dem Gesetze nahe zu treten, zu schlichten, so thäte ich'S gern um Deinetwillen; ich bin eben i« erster Linie Mensch!" „O, dächten und fühlte« doch alle Richter so menschlich wie Euer G'strengen, wie viel Jammer würde in den sogenannten Rechtsstaaten vermieden werden!" sagt« Joseph gerührt. „Ich danke Ihnen, Herr Richter, für Ihre mir so wohlthuende Theilnahme, muß aber be kennen, daß ich nach den zur Zett bestehenden Gesetzen schuldig bin!" „Nun denn-, bedauerte dieser, „so antworte jHt dem Richter." „Gestatten Sie mir", unterbrach ihn Joseph, „daß ich Ihnen alle weitläufigen Fragen und Mühen er spare, indem ich Ihnen erkläre, daß Sie bald au- meinen Aussagen erkennen werden, daß ich nicht vor Ihr Forum gehöre. Ich heiße nicht Franz, sondern Joseph Z . ..., war Legionär und bin Doktor der Rechte!" Die Amtsmiene de- würdigen Herrn wich ob dieser unerwarteten Mittheilung auf einen Augenblick dem Ausdruck« großer Ueberraschung und mit fichtlichem Interesse vernahm er die Bekenntnisse de- Legionär-, der Alle- wahrheitsgetreu au-sagte und nur sein Liebe-- verhältniß zu ErbpostmeisterS Annerl verschwieg. „Und Niemand wußte im Hause deS Postmeister darum?" fragte der Richter. „Niemand!" entgegnete zögernd und erröthend der Gefragte. „Und wie sollte man auch? Kam ich doch von einer anderen Station und legte Dienstbuch und glaubwürdige Atteste vor." „Gut, junger Mann! Ich glaube Ihnen!" versetzte der Inquirent, „Sie haben Alle- so geaau und offen angegeben, daß mir aichtS zu fragen übrig bleibt. Heute noch werde ich meinen Bericht einreichen und in wenige» Tagen wird sich Ihr weitere- Schicksal entscheide». Indessen verzagen Sie nicht, junger Freund! Ihre Schuld ist keine-weg- so groß und ist auch jene- Gericht streng, so bleibt Ihnen doch die Gnade de- Monarchen, die Ihnen schwerlich versagt werden wird. Fügen Sie sich deshalb vorläufig ia'S Unvermeidliche. So lang« Sie hier noch verweilen, soll Ihre Haft erträglich sei«. Nur EmS darf ich Ihnen nicht gestatten: Sie dürfen mit Niemand sprechen? — Halt, noch EtwaS! Maa hat unter Ihre« Effekten einen kostbaren Ring und die Adresse «ioeS hochgestellten Manne- gefunden. Ich nehme an, daß die Gegenstände noch au» Ihrem Aufent halte in der Residenz herrühren, da Sie in Ihre» Aussagen nicht erwähnten, wie Sie i» jüngster Zeit t»