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Feuilletou. Geliebt und verloren. Roma« aoS der Gegenwart von Gustav Lössel. (5. Fortsetzung.) Südlich war sein heißestes Sehnen erfüllt, der letzte Gast fort und er allein im Parke, in den ihm seine er müdeten Beltern nicht mehr gefolgt waren. Nach einem flüchtigen Blicke umher, ob er von keiner Seite belauscht werde, schwang er sich über den Mauerbruch. Die Steinbank in dem verwilderten Garten war leer! ValeSka nicht erschienen. Die- vermehrte seine Unruhe. Er hatte gehofft, daß sie schon seiner harren werde. Dennoch beschloß er zu warten. Er lauschte nach dem -den Hause hinüber, aber kein Laut war von dorther vernehmbar. WaS sollte er thun? Noch näher heran schleichen, «i« Zeichen geben? Denn sprechen mußte er BaleSka heute noch, um jeden Preis. Aber besser, er erwartete sie hier. Gr hatte kein Recht, sie zu belästigen. Und wenn sie nicht freiwillig an sein Herz zurückkehrte, war eS ein sicheres Zeichen, daß sie da- Wiedersehen von gestern Abend vergessen wissen wollte. Diesem quälen den Gedanken vermochte er sich aber noch nicht htngeben. Er warf sich, um seine Ungeduld zu zügeln und gegen unberufene Blicke wenigsten» etwa- geschützt zu sein, auf die mit einer hohen Rückenlehne versehen« Steinbank nieder. Der Mond war erst im Aussteigen begriffen. ES war gestern später gewesen, als er ValeSka hier getroffen. Gr brauchte also noch nicht zu verzweifeln. Freilich ruhiger und ergebener in sein Schicksal war er gewesen, als er gestern um diese Zeit gegen den Urnen schaft zurückgelehat an ValeSka als an eine T»dte oder Verlorene gedacht hatte. Jetzt wußte er, daß sie lebte, daß sie in seiner nächsten Nähe weilte, die Trennung nicht gewollt und ihn nicht vergessen hatte! Er hatte sie sogar in seinen Armen gehalten und harrte jetzt dem gleichen Glücke entgegen — und doch fand er keine Ruhe, war er nicht alücklich, so wie er eS unter diesen Umständen hätte sein können und sollen. Unwillkürlich versank er in Nachdenken, indem er die Erlebnisse deS letzten Abend» noch einmal an seinem Geiste vorüber ziehen ließ. So ganz arm, wie sie eS darzustellen suchte, konnte ja Val-ska'S Mutter nicht sein. Denn sie hatte dem Anscheine nach so wenig eine Beschäftigung, wie ValeSka selbst und doch lebten sie so, daß sie die Welt über ihre wahren Verhältnisse in Täuschung zu erhalten ver mochten. ValeSka'S Erziehung mochte Tausende ver schlungen haben. Und daS AlleS, um sie in der düsteren Beengung deS öden Hause- eingeschloffen zu halten und die Anerkennung ihrer wunderbaren Schönheit und seltenen Talente einem zufälligen Passanten zu überlasse« ? WaS bewog Frau Materna, ihrer Tochter eine solch« Bildung aagedeihen zu lasse»? Die Frage drängte sich Einem fast von selbst auf; aber auch die Antwort lag nicht zu fern. Jedenfalls war ein solche- Mädchen mcht für den armen Studenten bestimmt worden, für welchen Otto sich ihr gegenüber auSgegeben und eS schien ganz natür lich, daß ihre Mutter sie ihm entzogen hatte. Um so mehr Hoffnung durfte er hegen, ValeSka'S Hand, nach der allein er strebte, bedingungslos z» er halten, wenn er nun als Baron Otto von Rotenstein darum anhielt. Aber eS war doch ein eigener Gedanke, daß er dieses Glück als Student Otto Weber nie erlangt haben würde, obgleich ihn der BaronStitel nicht besser machte und daß ValeSka selbst die Entsagung einem be scheidenen Glücke an seiner Seite vorgezogen hatte, auch dann, alS sich ihre Herzen bereits in Liebe gefunden und sie ihn ihrer waudellosen Treue versichert hatte. Angenommen, er wäre wirklich der Student Otto Weber gewesen und er hätte Amt und Stellung nicht gefunden, oder er hätte sie erhalten, aber ValeSka ver- geben» gesucht? WaS dann? Mußte sich daS ValeSka seiner Zeit nicht auch fragen? Wäre die einzig richtige Antwort darauf nicht dre gewesen, daß sie ihm der Mutter Willen auch ohne deren Wissen mittheilte und ihm eine heimliche Adresse hiaterluß, an die er sich wenden konnte, wenn nun der bedingte Glückswechsel, so oder so, in seinem Leben eintrat? Nichts von alledem. . n . „ geschwiegen, war heimlich geflohen und hatte in diesem versteckten Erdenwinkel eine Zuflucht gelucht und gefunden, die der Student Otto Weder wohl niemals entdeckt haben würde. i . Da» Schicksal hatte eS aber ander- beschlossen. war nicht der arme Student; er war d-r^in- z'gt Eohll der Rotenstein und seine «-lt-raMp-a Pf- Frieden Toga, würden Frieden er seit meidlicheS Uebel der Krieg über unS Hereinbrechen, so gebe Gott, daß Deutschlands Adler daS Schlachtfeld beherrscht, daß der Orkan alle düsteren Wolken vom politischen Horizonte hinwegfegt und daß die Sonne d-S Frieden- uns Heller und länger leuchtet, als feit dem Jahre 1871. Wenn dann auf dem blutgetränkten Boden die Früchte deS bürgerlichen Fleißes desto herr licher gedeihen und die heute feindlichen Nationen sich in echter Brüderlichkeit versöhnt die Hände reichen — Ha baatehe» dnch A-kaiserliche« Post- «chatte» und d«nh birgt da- Schicksal in seiner faltenreichen Sollte uns der letztere beschert sein — wir ihn mit Freuden begrüßen, sofern er ein wahrer wäre und nicht nur ein Waffenstillstand, wie 1871 herrscht. Sollte aber als ein unver »erde« d» Monta-, Mittwoch «. Freitag Mittag angenommen »nd koste« : u.ljpttt Zeile ISPsg. Luter Eingesandt: »Pf^ Abonnements-Einladung. r«s da« mit dieser Nummer beginnende erste Quartal h« „Sächsischen Dorfzeitung", „Hleun und vierzigster Jahrgang", »chmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und kandpostboten gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Bestellungen an; auch kann daS Blatt, wenn e» verlangt wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch di« betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pra Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn- abend pünktlich ins Haus gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welch« ihre Bestellungen direkt bei unS (Neustadt, kl. Meißner- -affe 4), oder bei den von uns angestellten Boten machen, «halten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung Mgeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements - Bestel- ««gex gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir b«i späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereits «schienen«» Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der »Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden «nd dessen Umgegend, al- auch im ganzen Lande die aus gedehnteste Verbreitung. Die Verlags-Expedition. M*»«e«r»t»- Prei-. Hin Mick ins neue Jahr. Unter Becherklang haben wir das alte Jahr zu Grabe getragen, kaum eine Thräne ist demselben nach geweint. Und weShalb auch? Ist daS Jahr 1886 doch von unS geschieden wie ein Schuldner, der eS ver gaß, seinen Verpflichtungen nachzukommen! Keine der hohen Hoffnungen hat eS erfüllt, welche wir auf das selbe gesetzt haben. Im Gegentheile! Verworrener den« je hat eS die politische Lage gestaltet, alS ein un heimlich gährendeS ChaoS läßt eS die socialen Verhält nisse zurück und keine der dringenden wirthschaftlichen Fragen ist ihrer Lösung näher gebracht worden. Eine gewitterschwüle Atmosphäre herrschte daS ganze Jahr hindurch; vergeblich harrten die bangenden Völker auf die erfrischende Brise, welche die im Osten deS poli tischen Horizontes finster drohenden Wolken zu Paaren treiben sollte. Heimliche- und gerade deshalb desto un heimlicheres Waffen geklirr erfüllt die Welt; wohin man auch blickt, überall rüsten sich die Nationen zu dem ««tscheidenden Waffengange. Noch herrscht Ruhe, aber «S ist jene »«heimliche Ruhe, welch« d«m wüthevde« Au-bruche de- Orkane- vorauSzugeh«« pflegt und die da- Menscheuherz ängstlicher schlage« läßt. Doch da mit nicht genug! Fühlten wir unS wenigsten- alS eia einig Volk — wir brauchten die äußeren Feinde weniger zu scheuen. So jedoch setzt der SocialtSmuS wenn auch langsam, aber sicher seine MaulwurfSarbeit fort; er unterminirt die socialen Grundlagen d-S modernea Staate- und inficitt mit seinem versetzenden Gifte immer weitere Schichten vvsereS Volke». Daß diese unhaltbare« Verhältnisse auch auf die wirthschaft- liche Lage de» Laude- einen verhängnißvollen Druck au-übea müsse«, liegt auf der Hand. Die Gefahren, welche u«S vo« de« äußeren wie inneren Feinden droben, lähmen jede Unternehmungslust; die Kapitalisten halten ihr Geld an sich, «eil eS ihnen an Vertrauen zu den bestehenden Verhältnissen fehlt; Handel und Ge werbe seufzen schwer unter dem Drucke der politische« und socialen Nothlage. — Da- ist der trostlose Zu stand, in dem unS daS Jahr 1886 zurückgelaffen hat. Wie in der Eommerschwüle der Erdboden nach eiuem erfrischenden Gewitterregen lechzt, so sehnt sich nicht nur die deutsche Nation, sondern die gejammte Mensch heit nach einer erlösenden That, welche endlich den Bann bricht, der unS nun schon seit länger al- einem Jahrzehnte gefangen hält. Sei «S, daß endlich die Staats männer sich auf friedlichem Wege verständigen, sei eS, daß daS Schwert den gordischen Knoten durchschneidet — nur Befreiung von dem Alp erflehen die geängstigten Völker, die unter der Steuerlast kaum poch zu athmen vermöge«. Aber selbst gegen diese gerechte Bitte ist daS verflossene Jahr taub geblieben. Somit — wir wiederholen eS — haben wir wahrlich keine Ursache, demselben eine Weh- muthSzähre nachzuweinen und leichten HerzenS könnten wir dasselbe von unS scheiden sehen, wenn wir die Ge wißheit hätten, daß sein Nachfolger unS bessere Zeiten bringen würde. Wer aber kann eS wissen, waS in dem dunklen Schooße der nächsten Zukunft ruht! Krieg «nd u»- km Kri-g -'braAb-l. -I» «mm b, grüße« wir eS mit hoffnung-vollem Herzen. Oee»deu-«-»fta»1 L «ethuer Aage L. , Md Aetttmg «rfchetM «wutta-, H»»««rtt<, mW Dsuunbeutz Jxser«te«- «»naHmefteleur Die «rnoldtfche Buchhaudluna, ' JnvaUdfndank, Haas«. nsteinLBogltr, ^tudoll Mosse, S. L. Daube L So. in Dr Leipzig, Hamburg, Benin, ' Frankfurt a/M. Politische Wellschau. D-wts<b-s sr-tch. Unter der Ueberschrift »DaS WeiLW^r^ma^ -U^aS officiöse Organ der deutsche« Botschafter, einen beach tenSwerthe« Artikel, worin die aug-nbückl'che polittsche Lage Europa- folgendermaaßen geschüdert wird. So vitte bewegte Jahre auch daS deutsche Dolk .n den letzten D-cennien erlebt hat -—ein so ernste- Weih. nachtSfest wie da- diesmalige dürste eS während d,-se- aanz-n Zeitraumes nicht begangen haben. Uad doch muß man sagen, daß die E timmung zwar erust aber nicht s rade gedrückt war. Di- auswärtige Lag- hat sich freiltch noch keineswegs g-b-ffert, a«d-r-rs-itS aber auch nicht »eiter verschlechtert. Bedrohlich war dieselbe geworde« seit dem 13. November v. I., alS Graf Kalnoky s-w- Erklärungen über die bulgarische Frage in der ungari schen Delegation zu Pest abgab. Seit diesem Zeit punkte wurde der stetS unfreundliche Ton der russische« Presse gegen Oesterreich-Ungarn und Deutschland immer feindseliger. Zu der drohende« Haltung dieser Preß organe kam dann noch der Sturz deS französischen Ministeriums, dessen Haupt, Herr v. Freycinet, soeben Schritte zur Wiederanbahnung eine- leidliche« Verhält nisse- mit Deutschland gethan hatte. Wenn der preu ßische Kri-gsmioist-r im ReichSta-e jüngst erklärte, dem am 84. November eröffneten Parlamente sei die Militär- vorlage auf Grund ganz neuerlicher Veranlassungen unterbreitet worden, so meinte er damit entschieden die beiden oben erwähnten Thatsachen. Die Gefahr für den Frieden liegt nun darin, daß Rußland doch zuletzt vielleicht noch ein Verfahren gegen Bulgarien eiu schlagen wird, welche- den Einspruch Oesterreich-Ungarn- hervorruft. Ob dann ein Konflikt zwischen dieser Macht und Rußland ausbricht oder ob letzteres einstweilen von Bulgarien abläßt, um Deutschland zu bedrohen, welches eS als den eigentliche« Halt deS österreichischen EtaateS ansieht — daS ist die Frage der nächsten Zeit. Aber wir wiederhole«, daß vorläufig die bulgarische Frage nicht akut ist. Wir verweise« nor auf den jüngst vo« der „Morning-Post" gebrachte« Artikel, worin ganz offen die Drohung ao-gesprochen wurde, man werde die Türkei unter die europäischen Mächte verlheilen, wenn die Pforte noch länger in der bisherigen Weise mit Rußland liebäugeln sollte. Auf Grund dieser Drohung eröffnen sich nun verschiedene Möglichkeiten. So könnte eS z. B. geschehen, daß die Pforte sich älhsislhe D orh eilMS. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und tandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften DreSdex-Altstadt und Dresden Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter DreS e«, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. , „