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Sette 4. — „Süchfische Dorszeitung." — 28 September 1905. ver Firma A., Löffler gegen den angebotenen Preis. Punkt 4, Straßenbeleuchtung, beschließt man, da die Er- richtung einer Gasanstalt erst im nächsten Jahre möglich ist, an den notwendigsten Stellen einige Petroleumlaternen zur Aufstellung zu bringen, lehnt aber die versuchsweise Aufstellung einer großen Keroslampe auf dem Dorfplatze feilen- einer Firma ab. Punkt 6, Straßen- und Wege- Angelegenheiten, wird n) Kenntnis genommen von der be gonnenen Absteckung der neuen Straße Poffendorf—Leubnitz- Neuostra, b) da- Gesuch, um eine Wegebauunterstützung für 1-06 voraetragen, o) von der Abmessung d«S zur Straßenverbreiterung gekommenen Areals Kenntnis ge-, nonnncn Und die erforderliche Dismembration beim Schul- gaßchen genehmigt, 6) von der Genehmigung de- Orts gesetzes über den Dorfstraßenumbau Kenntnis genommen. Die im laufenden Jahre fällig werdenden Anliegerleistungen find nunmehr zu erheben bez. auf Antrag der Beteiligten durch Landeskulturrente zu decken. Punkt 6, wird das Bauvorhaben des Herrn Schillung bedingungsweise be fürwortet. Punkt 7, Sonstiges, wird noch über die kirch liche Haushaltplanangelegenheit berichtet und von dem Be schlüsse der Jndustriekommiffion Kenntnis genommen und Hierfiei die geplante Eingabe genehmigt. — Radeberg, 27. September. Am vergangenen Freitag anläßlich der Monatsversammlung des hiesigen GafstvirtsvereinS im Hotel „Zur grünen Tanne" wurde zum ersten Male einigen treudienenden Personen im Gast- wirtSgewerbe eine Auszeichnung zu teil. Auszeichnungen erhieftttti Paul Biesold, Friedrich Wilhelm Arendt und Rosalie Kowoll (sämtlich bei Herrn Hotelier Bekurs), Emilie Minnq Richter und Emilie Martha Schütze (beide bei Herrn Gasthofsbesitzer HauSwald), Ella Richter bei Herrn Gastwirt Raffer und Emflie Marie Boden bei Herrn Gastwirt Kühnel. § WilmSdorf, 27, September. Am vergangenen Sonntag feierte der hiesige Männergesangverein „Grüner Zweig" sein 17. Stiftungsfest im neurestaurierten Saale des Gasthofes. Ekrs der Provinz. — Chemnitz, 26. September. In einem Neubau der Philippstraße wurde heute morgen um 6 Uhr beim Arbeitsanfang der 61jährige Schloffermeister Zeuner im Keller liegend tot aufgefunden. Nach den vorliegenden Umständen ist anzunehmen, daß Zeuner, der gestern abend in der 7. Stunde nach Feierabend die von seinen Ge hilfen geleistete Arbeit nachsehen wollte, von dem Treppen podest zwischen 1. und 2. Stockwerk infolge eines Fehl- rrittes abgestürzt ist. — Geyer, 26. September. Ein schweres Unglück ist durch den leichtsinnigen Umgang mit Schußwaffen herbeigeführt worden. Ein als Expedient beim Gemeinde amt zu Tannenberg tätiger, im 17. Lebensjahre stehender Jüngling und ein Beamtenschüler von hier hatten am Sonntag abend auf Tannenberger Flur sich mit dem Schießen aus Pistolen vergnügt. Hierbei hat der Beamten schüler den Gemeindeamtsexpedienten derart an den Kopf getroffen, daß die Kugel ihm den Schädel durchbohrt hat. — Hopfgarten, 26. September. Ein gräßlicher Unglücksfall hat sich hier zugetragen. Der aus Drebach stammende Arbeiter Heinz, der in der Holzstoff-Fabrik von Wendler tätig ist, war an der Weiche mit dem Heran schieben eines Msenbahn-Güterwagens an den Güterzug beschäftigt, als er ausglitt und so unglücklich hinfiel, daß ihm der Oberarm vollständig zerfleischt und ihm noch oberhalb des Armes ein tiefes Loch in die Schulter ge rissen wurde. Der schnell herbeigeholte Wolkensteiner Arzt mußte ihm sofort den ganzen Arm bis zum Kugelgelenk abnehmen. Der Unglückliche zählt 51 Jahre. — Löbau, 26. September. Das Rittergut Unwürde, das bisher den Erben der Frau Kommerzienrat Jordan gehörte, ist durch Kauf in den alleinigen Besitz der Mit erbin, der Hauptmannswitwe Geisberg in Görlitz, über gegangen. Der Kaufpreis beträgt 750 000 M. — Oschatz, 26. September. Auf dem dem Ritter gutsbesitzer Gadegast gehörigen Talgute Oschatz siud zwei polnische Erntearbeiterinnen, Leonore Koch und Marianna Malya, in vorletzter Nacht infolge Einatmung von Kohlen ¬ gasen erstickt. Die beiden Mädchen, die im Alter von 18 bis 20 Jahren standen, schliefen gesondert von den übrigen Arbeiterinnen in einer Kammer, die durch einen Grudeofen geheizt wurde. Sie hatten sich gestern 9^. Uhr zu Bett begeben. Als beute früh der Vorarbeiter sie wecken wollte, erhielt er keine Antwort. Ein Unglück vermutend, schlug er das Fenster ein; die auSströmenden Gase be stätigten seine Vermutung Man öffnete nun Fenster und Türe und fand die beiden Mädchen leblos vor. Eines der Mädchen hatte der Tod auf dem Lager ereilt, das andere hatte versucht, sich nach der Türe zu schleppen, war aber auf den Fußboden hingesunken und lag entseelt kurz vor der Türe Wiederbelebungsversuche, die sofort angestellt wurden, waren erfolglos. Selbstmord oder Verbrechen scheint nach dem Befund ausgeschloffen. Vielmehr scheint das Unglück auf eine Unvorsichtigkeit der Mädchen selbst zurückzuführen zu sein. Die Mädchen hatten abends ihre nassen Kleider zum Trocknen an den Ofen gehängt und die Klappe geöffnet. Ein Verschulden dritter Personen erscheint ausgeschloffen. — Pirna, 26. September. Frische Kirschen zu pflücken dürste zur Jetztzeit gewiß zu den Seltenheiten ge hören. Ein Baum im Garten des Herrn SteinbruchS- besitzers Köckritz im benachbarten Rottwerndorf lieferte aber jetzt nahezu eine Metze schöner reifer Kirschen. Der Baum hat im Frühjahr zu gleicher Zeit mit den andern Bäumen geblüht; die Früchte, die sich bildeten, find aber so lang- sam zur Reife gelangt, daß sie erst jetzt gepflückt werden konnten. — Pausa i. V-, 26. September. Der aus Hamburg gebürtige Expedient Albert Ernst Mende hat sich gestern nachmittag in Pausa hinter dem bekannten Restaurant „Petersburg" erschaffen. Vermähle Liebe ist das Motiv. Mende unterhielt mit einem hiesigen Mädchen ein Liebes verhältnis, das von letzterer jedoch gelöst worden ist. — Riesa, 26. September. Gestern abend in der 6. Stunde ereignete sich auf hiesigem Bahnhofe ein be dauerlicher Unfall Bei einer Zugsleerfahrt nach dem Güterbahnhofe zu war der Hilfsweichensteller Schmidt auf dem Dache eines Wagens 4. Klasse beschäftigt, als er mit dem Kopfe an die Ueberbrückung anstieß und herunter geschleudert wurde. Dabei wurde er tödlich überfahren. — Wurzen, 26. September. Der Rittergutsbesitzer l)r. jur. v. Wächter auf Röcknitz, ein hervorragendes Mit glied der Ersten Kammer des sächsischen Landtages, ist seit einiger Zeit schwer erkrankt, so daß ihm vor kurzem ein Bein abgenommen werden mußte. Or. v. Wächter ist ein Sohn des bekannten Rechtslehrers Professor vr. v. Wächter, der einst eine Zierde der sächsischen Landes-Universität war und 1880 in Leipzig starb. — Zittau, 26. September. Bei einer Benzin explosion hat in der Druckerei der „Rumburger Zeitung" in Rumburg der Feuerwehrmann Rudolf Vogt lebens gefährliche Brandwunden erlitten. Land- und Volkswirtschaftliches. — Großenhainer Schweinemarkt. Preis eines Ferkels 12 bis 26 M., eines Schweines «40 bis 100 M. Zufuhr: 340 Ferkel und 90 Schweine. — Die Zuchtge nossenschaft für das Meißner Schwein, welche die Kreistierschau des Erzgebirgschen Kreisvereins, die vom 23. bis 25. dieses Monats in Chemnitz stattgefunden, mit Zuchttieren aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts beschickt hatte, hat dort nicht weniger als sieben Preise, zwei erste, zwei zweite und drei dritte Preise, davongetragen. Die zwei ersten Preise er hielten die Genossenschaftsmitglieder Gutsbesitzer Lommatzsch- Piskowitz und Gutsbesitzer Herrmann-Zehren auf je einen alten Eber, die zwei zweiten Preise die Genossen Guts besitzer Fischer-Seebschütz für eine Zuchtsau mit Ferkeln und Gutsbesitzer Starke-Gävernitz für einen jungen Eber und die drei dritten Preise die Genossenschaftsmitglieder Gutsbesitzer Daubitz-Diera für eine Zuchtsau mit Ferkeln, sowie der Gutsbesitzer Kretzschmar und Gutsbesitzer Herr mann-Zehren für je zwei junge Sauen. Die Tierschau ist im allgemeinen vorzüglich, die Rinderabteilung aber im besonderen ausgezeichnet beschickt gewesen. O, nur das! Erleichtert reiche ich dem Beamten meinen Paß. Aber mit Achselzucken gibt er ihn zurück. Mittelgroß ist so mancher in der Welt und brünett auch! Stolz, in unnahbarer Gleichgültigkeit wendet er sich von mir ab. Alle Achtung vor der Gewissenhaftigkeit der italie nischen Beamten! Aber das „Sacramento", das Fran cescos Lippen zischen, tönt — ich gestehe es — in meiner erbosten Seele leise mit. Nun ist alles verloren. Wer wird, wer kann mir hier in dieser wildfremden Stadt bezeugen, daß ich ich bin! Außerdem — jede Bemühung wäre ein törichtes, lächerliches Beginnen, denn ich habe noch acht Minuten. Hier wird auch eines Francescos Intelligenz sich ge fangen geben müssen. Oder doch nicht? Auch er hat einen Blick auf die Uhr geworfen. Jetzt sehe ich, wie auf sein Geheiß unser Gepäckträger wie ein Windspiel zu der nächst gelegenen Straße dahinfliegt, ich höre seinen durch dringenden Pfiff — aber nun wendet sich FranceSco zu mir. Seine Miene zeigt höchste Anspannung und Entschlossenheit. „Signora, sei so lieb und trete exakt auf meine Füße!" spricht er mit feierlich erhobener Hand, in der Haltung eine- Schnelläufer- vor beginnender Aktion und dahin geht's im Galopp. In einer Minute sind alle Hindernisse genommen, die Bia Carlo-Alberto ist erreicht, wo die herbeigerufene Droschke unserer wartet. „Signor L.! Presto, presto!" gebietet FranceSco. Douanen entfährt, ein Blick auf die zerdrückte gelbliche Masse an den gespreizten Fingern der diensteifrigen Rechten rufen es mir bald genug ins Gedächtnis zurück. „Ja, werter Herr, wenn Sie meine schönen Gold- Reinetten für eingeschmuggelte Olivenware halten und in Ihrem Diensteifer sie fester angreifen, als der — übermürbe Zustand es erlaubt, dann — es tut mir aufrichtig leid, aber —" Der Herr Zollbeamte ist fick seiner hilflosen Lage völlig bewußt, er fühlt auch, daß er mit den zehn ge spreizten Fingern eine lächerliche Rolle spielt, und das ist mehr, als der Stolz des italienischen Beamten er wägen kann. Mit leisem Fluchen acht er davon, beide Hände voll Widerwillen weit von sich abhaltend. Die Revision ist beendet. „O, diese freudvolle Faulheit von die la pomme!^ triumphiert FranceSco, der nnt erheuchelter Teilnahm- losigkeit an einen Pfeiler lehnend, wie ein sorgloser Mann leise vor sich hingepfiffen hat. Auf sein Geheiß schließt der Arbeiter den Koffer und trägt ihn hinunter. Ich'bin am Ziel. Oder neiu? Lauert in Fran- re-co- Auge nicht noch eine heimliche Sorge? Und siehe, ich habe mich nicht getäuscht — „zwischen Lipp und KelcheSrand —" Ein gebieterisches „Fermatevi!" verweigert unS den Durchgang durch die letzte Tür. WaS bedeutet da-? Eine Rachrevision? Nein, glücklicherweise nicht, aber beweisen soll ich, daß ich tatsächlich die Eigentümerin, die Adressatin meine- Koffers bin. Neueste Telegramme. — Groß-Rominten, 27. September. Dje Abreise des Präsidenten dcü russischen Minister- komiteeö v. Witte ist auf heute vormittag fest gesetzt. Der Minister wird in Wirballea mit seiner Gemahlin Zusammentreffen. — Wteu, 27. September. Unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten v. Gautsch und in Sm Wesenheit deS FiuauzministerS Ur. Kosel und de-, Leiters deS Handelsministeriums Grafen v. AuerS-er^ fand gestern abend eine einstüudige Konfcrenz in der Angelegenheit der Errichtung einer Ueberseehuk, statt. ES wurde in Aussicht genommen, zur weitere» Verfolgung der Angelegenheit die erforderliche», Schritte uuverweilt einzuleiten. — Paris, 27. September. Eine Rote der, „Agence HaoaS" meldet: Nach den Unterredung», die gestern zwischen Rouvier, Radoltu, Rosen uit Revotl stattfandeu, kann man ein endgültiges lieber» einkommen als unmittelbar bevorstehend ausest^ Rosen und Revoil sollen heute vormittag zusammen, kommen, um den Wortlaut der Roten und kläruugen festzuftellen, welche das Uebercinkomme» bilden. — Helsingfors,27. September. Melbw»^ deS „Ritzau-BureauS". Die polizeilichen «ach. forschungen in Kemi werden fortgesetzt. Mehrere Höfe find von der Polizei bewacht. Auf Gerüchtti von bevorstehenden Verhaftungen haben sich mehrere, Personen geflüchtet. Die Polizei sucht noch Flucht- liuge in den Schären. — Baku, 27. September. Meldung der Petersburger Telegraphenagentur. Nach der Ab» reise deS Statthalters verschlechterte sich die Stimmung in der Stadt. Am Sonntag nahm die Polizei 60 Angehörige der Intelligenz und der Arbeit sowie 7 Krauen wegen Teilnahme an eiuer gesetzwidrigen Versammlung fest. Die Zahl der aus Baku abgereisteu und ausgewiesenen Personen be trägt 40 000. Die Auswanderung dauert an. — London, 27. September. Reuterburean meldet: Hier und in Tokio wurde der englisch- japanische Vertrag veröffentlicht. In der Einleüuug. gibt er als Ziel die Erhaltung deS Friedens in Lst- asicn und Indien, die Integrität Chinas, die Gleich-, bercchtigung des Handels aller Nationen in China, die Erhaltung der Gebietsrechte Englands und Japans in Ostasten und Indien an. Die Artikel besage» unter anderem: Die Vertragschliessenden beraten bei Gefährdung ihrer erwähnten, Rechte gemeinsame Maßnahmen. Gerät eine Vertragspartei infolge nicht herauögeforderten Angriffs in Krieg zur Ver teidigung ihrer Rechte und Interessen, so hilft der Verbündete ihr sofort, indem er gemeinsam mit ihr Krieg führt und Frieden schließt. Im Kalle eines russisch-japanischen Krieges bewahrt England strenge Neutralität und leistet Japan nur Hilfe, falls es von einer anderen Macht angegriffen wird. Ter Vertrag gilt 10 Jahre, ist aber einjährig kündbar. - London, 27. September. Der japanische Gesandte Vicomte Hayaohi erklärte einem Vertreter des „Reuterschen Bureauö*: Der neue englisch japanische Vertrag bildet einen wirksamen Schutz gegen einen neuen Krieg in Ostasien. Wir werde» nicht sagen können, daß ein dauernder Friede ge- sichert ist, aber wir werden sagen können, datz für, lange Jahre Ruhe sicher ist. Ueberall soll ma« wohlverstehen, daß der Vertrag in keiner Weise eine Drohung bilden soll. — Washington, 27. September. Reuter»- Meldung. Der Sekretär des Ackerbauamtcs, Wilsou, der von seiner Reise aus den mittleren und west lichen Provinzen zurückgekehrt ist, erklärte, datz aus- gezeichnete Ernten sicher zu erwarten sind. — Montreal, 27. September. Reuter meldung. Die Eroten in Manitoba find ausge zeichnet. ES werden etwa 100 Millionen Bushels erwartet. Entsetzliches Geraffel! In halber Bewußtlosigkeit sitze ich neben Francesco, der es möglich macht, i» diesem hin- und herschleuderndem Gefährt einige Zeile» auf ein Blatt Papier zu schreiben und von mir ver langt, ihm meinen Namen regelrecht vorzubuchstabim». Drei Minuten später stehen wir vor Herrn In bewundernswerter Kürze macht FranceSco ihr mit der Situation bekannt, überreicht ihm das be schriebene Blgtt, und Herr E. hat die Menschcnfreimb- lichkeit, mir auf Treu und Glauben Unterschrift j» bezeugen, daß ich mit der Adressatin de- kHer- identisch sei. Das Gewicht seines Namens verbietet jegliche» Zweifel. Und uun zurück. Dasselbe Rasseln und Schleu dern, dasselbe Rennen mit Hindernissen hinüber, her über. Tolle, halsbrecherische Fahrt zum Babuhofe, wo mich unser Gepäckträger mit gelöstem Fahrschein emp fängt, wo dienstbereite Männer der Winke FranceSco- gewärtig stehen. Bewundernswerter Mann! Mit welcher Leichtig keit würde er „Chinesische Wirren" lösen, atzssoM Hereros niederzwingen! Aber ich habe nicht d« Zech mich einer Betrachtung seiner vortrefflichen EmemÄanrn hinzugeben. Noch bedarf es einer letzten, äichmreil Anstrengung. (Schluß fötal.) »» T«,l »e«»t>»«rUtcher ««takleur Ar», P««l w