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ZachMe Vorszeitung f^tgramm-Ndr.: vorszeitung vrerden. 67. Jahrgang. Dresden, Donnerstag, den 28. September 1905 Nr. 226 Großrominten ein- csten Eulenburg Automobil noch Bezugsbedingungen: P», ,.vvr»z«Nup-" «IcheUu t«d«a wach«»»«, »»chmMog» S Uh, mN dem Vaeum lx» fvlg«a»«n Vie vqngrgebühr beerSgl lUM Marl ^enel^tzrUch »der b0 Pf,, für j«d«, Manat Vt« rerf etrun^ ist Z« beziehen durch die kaiserlichen x^anNairea, di« Landbriestrü^r und durch baten Lei frser Lieferung ta» hau» erhebt »x Pos, noch die Lustellung^edühr oo» « pfg. Da- dteuefte. Die an dem Lohnkampf beteiligten Elektrizität-- sirmen in Berlin machen bekannt, daß sie nächsten Sonnabend ihre sämtlichen Betriebe schließen werden, wenn bis dahin keine anderen Abmachungen mit den Arbeitern zu stände kommen. Eine Depesche von General von Trotha erklärt die Kapstadter Meldung von einer deutschen Nieder lage bei Keetmanshoop für eine blanke Erfindung. Bei Keetmanshoop seien nur einzelne Viehdiedstähle vorgekommen. vr. Rosen und Revoil werden heute den Text des Uebereinkommens zwischen Deutschland und Frank reich in der Marokko frage endgültig feststellen. Die russische Regierung hat ihre Vertretungen im Auslande ausgefordert, zu einer zweiten Friedens konferenz im Haag emzuladen. Ministerpräsident von Gautsch bestritt, daß er als Gegner des allgemeinen Wahlrechts auf tie Entschließungen der Krone in der ungarischen Krise ein gewirkt habe. Ter Text des neuen englisch-japanischen Bündnisvertrages wurde in London und Tokio ver öffentlicht. Betrachtungen zu verharren, sondern eS gilt vielmehr, die Blicke vorwärts zu richten. Wo immer deutsch gesinnte Männer des publizistischen Heroldsamtes warten, da sollte auch in diesem Falke wieder mit aller Kraft zur Sammlung gegen den« inneren Feind ge blasen werden. Nicht wieoer darf es vorkommen, wie im Jahre 1903, daß 9000 nationale Wähler der Hauptwahl in der Stichwahl Stimmenthaltung üben oder daß gar andere Tausende dieser Wähler der Sozialdemokratie Helfersdienste leisten. Der Ausfall der eben stattgefundenen Hauptwahl hat bewiesen, daß die bürgerlichen Parteien im Wahlkreise Essen noh ein erdrückendes Uebergewicht gegenüber der Sozialdemo kratie besitzen. Von diesem Uebergewicht muß in der Stichwahl unter allen Umständen zu Gunsten des mit dem Sozialdemokraten um den Sieg ringenden Zentrums kandidaten Giesberts Gebrauch gemacht werden. Es ist freudigst anzuerkennen, daß das führende Blatt der rheinischen Nationalliberalen, die „Kölnische Zeitung", diesmal trotz des tiefteichenden Antagonismus zwischen Zentrum und Nationalliberalismus doch bereits mit aller Entschiedenheit die ncuionalliberalen Wähler zum Eintreten für den Zentrumsmann in der Stichwahl aufgefordert hat. Das ist ebenso staatsmännisch wie patriotisch gehandelt. Möchte der Ruf auf der ganzen Linie derer, an die er gerichtet ist, willige Aufnahme und unbedingte Folgeleistung finden. Den Roten täte nach dem übergroßen Freudentaumel, der sie angesichts der Essener Hauptwahl erfaßt hat, wiederum ein tüchtiger Dämpfer not. Hoffen und wünschen wir, daß die vereinigten bürgerlichen Parteien ihnen in der Stichwahl einen solchen aufsetzen. Bolirisctte Weltscbau. Deutsches Reich. Der Kaiser erlegte auf der vorgestrigen Frühpirsch im Belauf der Försterei Teerbude einen starken ungeraden Zwölfender. Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise unternahmen mit Gefolge im geschloffenen Automobil über Nassawen und Mehlkehmen einen Ausflug nach Trakehnen zur Be sichtigung des dortigen Gestüts. — Minister von Witte ist gestern mittag 12'/, Uhr in I getroffen und am Bahnhof vom Fürsten Eulenbura empfangen worden; beide fuhren im Automobil nach Jagdschloß Rominten. Die Kronprinzessin besuchte unter Führung des Bauinspektors Jacobi jr. die Saalburg, wo drei Gräber römischer Soldaten geöffnet wurden, deren Lämpchen und Tränenkrüge die Kronprinzessin als An denken an den Besuch erbat. Nachdem im Prätorium der Tee eingenommen war, erfolgte um 6 Uhr die Rück kehr nach Homburg. Der Prinz-Regent von Bayern ist am Dienstag mittag aus dem Algäu zurückgekehrt, um am Donnerstag den Landtag zu eröffnen. Der Regent ist recht schonungsbedürftig. Deshalb findet die Zeremonie in der Residenz statt, um dem Regenten das Treppen steigen im Landtagshause zu ersparen. Der Reichskanzler Fürst Bülow ist Dienstag früh nach Baden-Baden zurückgereist. Seine letzte Be sprechung mit dem französischen Botschafter Bihourd betraf die marokkanische Frage, jedoch ist eine voll ständige Einigung über das Konferenz-Programm noch immer nicht erzielt worden. Ein Bundesstaat gegen die Fleischnot! Das Fürstentum Reuß j. L. hat auf Grund eingehender Erörterungen festgestellt, daß in Reuß eine Fleisch- und Viehnot vorhanden ist. Es hat die Petitionen des Stadt- und Gemeinderats dem Bundesrat mit dem Wunsche übermittelt, der Bitte der Petenten um Oeffnung der Grenzen nachzukommen. Zur Reichsfinanzreform erfährt die .Tägl. Rundschau", daß der Moment, in welchem die Vorlage des Reichsschatzamtes an den Bundesrat geht, unmittel bar bevorsteht. Die Einigung in der Marokko-Angelegen- heit ist, wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, in den vorgestrigen Verhandlungen des Reichskanzlers Fürsten Bülow mit dem französischen Botschafter Bihourd auf Grund beiderseitigen Entgegenkommens in befriedigender Weise erreicht worden. Die Unterzeich nung des Vertrags, der in allerkürzester Frist ver- , ' öffentlich! werden dürsten steht unmittelbar bevor. mehr erst von der Stichwahl zu erwarten. Deshalb . Die Zolleinnahmen sind, wie wir schon früher jtemt es sich auch nicht, ausschließlich bei retrospektiven als wahrscheinlich bezeichnet hatten, im Monat August Die Rcittrstags-Vrsatzwahl in Visen. Ein Intermezzo der Verhandlungen des sozial demokratischen Parteitages zu Jena bildete die Ver kündigung des Ausfalles der Reichstags - Ersatzwahl in Essen durch den Vorsitzenden des Parteitages, Paul Singer. Tie Verkündigung glich einer Siegesfanfare, wie sie helltönender und lauter nicht gedacht werden kann. In der Tat, die Sozialdemokratie muß sehr bescheiden in ihren Ansprüchen geworden sein, wenn ihr das Resultat einer Wahl, bei der sie mit 70<0 Stimmen hinter einer bürgerlichen Partei zurückgeblieben ist und mit recht geringen Aussichten in die Stichwahl zieht, Anlaß zu einem derartigen Aufwande von Ruhm redigkeit gibt. Immerhin aber läßt sich nicht leugnen, daß die Sozialdemokratie von allen am Essener Wahl kampfe beteiligten Parteien bei weitem am besten ab geschnitten hat. Sie allein hat den respektablen Zuwachs von rund 6000 Stimmen zu verzeichnen, während die übrigen Parteien im Verhältnis zur fortgeschrittenen Bevölkerungszahl stehen geblieben sind. Das ist sicherlich ein nicht zu verachtender Tropfen Balsam auf all die schweren Wunden, welche die Revolutions partei bei den Wahlkämpfen der letzten Jahre davon getragen hac. Fragt man nach den Ursachen des jüngsten sozial demokratischen Wahlerfolges, so ist die hauptsächlichste derselben zweifellos in der sozialen Struktur des Essener Wahlkreises zu suchen. Auch der „Vorwärts" legt hieraus bei seiner Besprechung des Wahlresultates das Hauptgewicht. Der Essener Wahlkreis bietet ein geradezu typisches Beispiel für den in rasendem Tempo sich vollziehenden Jndustriealisierungsprozeß dar. dem gewisse Gegenden unseres Vaterlandes unterworfen sind. Lawinenartig ballen sich die Massen der Fabrik arbeiter zusammen, und ländliche Distrikte werden über Nacht zu ausgesprochenen Jndustriebezirken. Mit der fortschreitenden Jndustriealisierung aber hält das Wachstum der Sozialdemokratie gleichen Schritt. Der Ausfall der Essener Reichstagswahl sollte ein erneutes Menetekel für diejenigen Politiker sein, die in der einseitigen Entwickelung Deutschlands zum Industriestaate das Heil der Zukunft erblicken. Nein, wer unser Vaterland davor bewahren will, daß die revolutionäre Hochflut der Sozialdemokratie sich inner halb seiner Grenzen uferlos ausbreitet und Schranken und Dämme hinwegspült, der sollte für die Erhaltung eines ausreichenden Gegengewichtes Sorge tragen und dieses Gegengewicht ist einzig und allein in einer ge funden und leistungsfähigen Landwirtschaft zu suchen. Nicht Industriestaat allein, nein, Industrie- und Agrar- staat zugleich — so muß für alle Zukunft die Losung deutscher Politik lauten. ^ch ist ja die endgültige Entscheidung im nicht gefallen, sondern steht viel nicht schlecht gewesen. Sie haben 39,8 Millionen Mar oder 5,2 Millionen Mark mehr als im gleichen Monate des Vorjahres ausgemacht. Ein Handelsvertrag zwischen Deutschland und Japan. Der Besuch des Berliner japanischen Gesandten in Baden-Baden beim Reichskanzler Fürsten Bülow galt, wie das „B. T." hört, der Besprechung über einen Handelsvertrag zwischen Deutschland und Japan. Ein Dementi Trothas. Die englischen Nach richten über eine deutsche Niederlage in Südwestafrika, die in voriger Woche Beunruhigung hervorriefen, werden jetzt endgültig als Uebertreibungen schlimmster Art auf gedeckt. General v. Trotha teilte dem deutschen Konsulate m Kapstadt mit, daß das dort verbreitete Gerücht von dem der deutschen Schutztruppe zugestoßenen Unglücks fall falsch sei. Es sei dadurch entstanden, daß einige Viehdiebstähle, bei denen das geraubte Vieh meistens den Dieben wieder abgenommen wurde, in der Nähe von Keetmanshoop vorgekommen seien. Für das Kommando über die Streitkräfte in Südwestafrika an Stelle des demnächst zurück zuberufenden Generals v. Trotha kommen in Frage die Obersten Deimling und v. Lindenau, Oberstleutnant Dame, sowie Major v. Estorfs. Öesterreicd-Ungarn. Der Streit zwischen dem König und der Mehrheit des ungarischen Volkes und Parlaments hat eine «überaus kritische Wendung genommen. Der Empfang der Koalitions führer durch den Kaiser hat eine wahrhaft dramatische Wendung genommen. Nichts charakterisiert die Ver blüffung, welche die Art des Empfangs der Koalitions führer durch den Kaiser in Ungarn hervorgerufen hat, drastischer als die erstaunten Gesichter der ungarischen Parlamentarier und Journalisten, welche die Koalitions führer zur Audienz in die Hofburg begleitet hatten und im inneren Hofe zurückgeblieben waren,.wie sie bereits nach 5 Minuten ihre Führer mit geröteten Ge sichtern die zum Audienzsaale führende Freitreppe wieder herunterkommen sahen. Die Lösung des Rätsels sollte nicht lange auf sich warten lassen. Statt einer offenen gegenseitigen Aussprache, die wieder zu einer Brücke der Verständigung geführt hätte, hat der Kaiser die Führer der ungarischen Koalition stehend empfangen und ihnen mit kurzen Worten in deutscher Sprache seine schriftlich formulierten Bedingungen überreicht, unter denen er die Uebernahme der Regierung seitens der Koalition genehmigen wird. Ob und welche Ver- mittclungsvorschläge die Führer der Koalition mit gebracht hatten, danach hatte der Kaiser gar nicht erst gefragt. Ein ungarisches Blatt bezeichnet den Vorgang sogar geradezu als Kriegserklärung. Wenn nun auch zu hoffen ist, daß beide Teile ihre Kaltblütigkeit und rubige Vernunft so weit bewahren werden, daß es zu diesem Aeußersten nicht kommt, so kann man sich nicht darüber Hinwegtäuschen, daß der Konflikt zwischen der Krone und dem Parlament in Ungarn heute auf die äußerste Spitze getrieben ist, und daß die Hoffnung, nach diesem Vorgang noch eine Entwirrung des gordischen Knotens auf dem Wege gegenseitiger Ver ständigung herbeizuführen, nahezu aufzugeben ist. Die Sitzung des österreichischen Reichs rates wurde gestern um 11 Uhr eröffnet. Als Mi nisterpräsident Freiherr v. Gautsch den Saal betrat, ertönten von der Galerie Rufe: .Nieder mit Gautsch!" Sozialdemokraten stürzten zur Ministerbank und riefen: „Wahlrechtsräubcr! Nieder mit Gautsch!" Nach Er ledigung des Einlaufes will Gautsch sprechen, doch die Sozialdemokraten brechen in laute, minutenlang dauernde „Pfui"-Rufe aus. Der Lärm und die „Pfui"-Nuft pflanren sich auf der ganzen Galerie fort. Die Sozial- demokrateu rufen: „Nieder mit der Kamarilla! Unter- röcke-Politik!" Gautsch spricht trotzdem unter wieder holten, stürmischen Unterbrechungen. Holland. Der Präsident des Ministerrats, de Meester, erklärte in der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer in bestimmter Weise, daß die Regierung im Laufe der vierjährigen Legislaturperiode einen Gesetz entwurf betreffend eine Revision der Verfassung und zwar in Bezug auf eine Reform des Wahlrechtes vorlegen werde. Die Sozialisten zogen hierauf einen in dieser Hinsicht von ihnen gestellten dringenden An trag »urück. Rußland. Die Petersburger Telegraphen-Agen- tur erfährt, daß unterm 21. d. M die russischen Ver treter im Auslande in einem Rundschreiben die An- Anzeiger für Stadt und Land mit dec Beilage: „Illustriertes Sonntags-Matt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ugl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Radebeul. .... ..... - —. Anzeigen-Preise: PU MMpalUg« s«u« 1» Pf-, untrr „«in-tfa»»«- «o pla Nnzrigkn-Nnaahin« «rfol-1 dt» mtttap« l« 12 Uhr. — »n»ahm«s»«llrn stad: UM«» L«sthLf»«st»N», N«ia« M«itzaer Lall« Ur. «, InvaUdindaak, tzaajrnsxi» »Vogler, Nitd. Mast«. E. L. vautx S- <to. tn Leipzig, -ranksuri a w ; L Naht la UeNeUdort: - broda, Ovo vtttrlch l» , Hugo M »W ia ilubnni.Ntuoslra, tint UadedeaLwti« »rim« t« vr—dea-WSlfattz, Lrtödrich , ß» CossrlxmbO, Dtto lusnath E» C-Ackp N Loalch t» r»sch>»itz. Irlephon: Vreden, Nr. 3916