Volltext Seite (XML)
Anzeigen-pretfer IX« «kchwllg« S««I n> vf^, wü« . 40 Pf» <1nj«ia«n.»^n!>^i,«« «rf«lOt !>a G. l. Vaud« N T« «.Nochlt»«^.!»» drvüa, »tto vtttri« ZSWche Vsrszettung ) »k. : varfzeitung vrerdeR. L»t«ph»i«: vr<r-«n, Nr. 3916. 67. Jahrgang. Dresden, Freitag, den 22. September 1905. llr. 221. MN, ! MN, ML, MA, 100M» MSO, S9A, Vezuasbe-ingungen: M .v»rfr«ttun«" «1ch«tnt t«»«U woch«»t«ß Echmwa«« » Uhr ml« d«m Datum d«, >a^». vt« vqu»»-«d«Hr b«tr»^I 1^0 Mart „»««IMHrttch »»« b0 p^». f»r j«»«, Maaat. VA M^zettuu«- ist zu d«zi«tz«i »urch »A I»ts«rUch«» dA c«m»»ri«strtM uu» Auch EM»««» »««p«Ar Li«s«n»a t», ch«« «VA , < p,» »och »A Suft*U»»i,»««b»hr «>» 4» Pf«. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage. „Illustriertes Zonntagr-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Nmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößmtz und Radebeul. 104,-» 188,7b, kk «t»«ua«U 86,50 A 104M «« »Ad, is^Äe 103,L» MM» 102-, M,- , 10b,- «r 104M» M7ü«r 102M4 100,L 4 »,41» «M» 81,1" s «A« »^»4 10b,'bO 8r MÜO d» 10l'?b, 101M, 10t.-4 103,7b, MbO, 10b,10 d, 100,-, 100,-d, 100,40 4 100,10 4 100,-bz 98Lüd» politische Weltschau. Deutsches Reick. Im Manbvergelände bei Belzig hatte gestern ein markierter Feind eine Stellung ML» MM» 39M» 100,- » 103,-4 10h-«r 10SM» 102M» 102M» 1OO',7b »r j Die Stützen des Zukunftsstaates. Die.Vorkämpfer der Freiheit", der „Emanzipation des Proletariats-, die „Befreier des arbeitenden Volkes von der kapitalistischen Klassenherrschaft", sie sind jetzt wieder beisammen, wie alljährlich, zu ihrem Parteitag, um vor der Welt Zeugnis abzulegen von der wachsen den Macht und dem wachsenden Einflüsse der sozial demokratischen internationalen Ideen im Aufstreben zur proletarischen Weltmacht. Es kann nicht behauptet werden, daß die letzten Jahre der Verhandlungen auf den sozialdemokratischen Parteitagen im allgemeinen sehr im ponierend gewirkt haben, und es bedarf keiner Propheten gabe, um aucb für dieses Jahr ein Ergebnis voraus zusagen, das von den Leitern und Machern der Be wegung nicht gewünscht, von der politisch denkenden Welt wie dem, der sozialdemokratischen Pfeife folgenden Proletariat, mit großem Respekt nicht ausgenommen werden wird. Der scheinbare riesige Aufschwung der sozialdemokratischen Partei, wie er sich in der Drei- unllionenzahl der Reichstagswähler gezeigt haben soll, ist dermaßen in Reden und in der Presse zur Selbst beräucherung ausgeschlachtet worden, daß die Reklame schäbig geworden ist. Die deutsche Sozialdemokratie ist es, welche sich von jeher als die grundsätzlich bestgesügte, unantastbar organisierte einzige Verfechterin des arbeiten den Volkes gegen alle Klassenherrschaft, alle „Volks ausbeutung", alle „Unterdrückung" durch Regierung und Klasse aufgespielt und die Kraft und den Entschluß bekundet hat, die Befreiung des Proletariats der ganzen Welt zu allgemeiner Gleichheit und Brüderlichkeit durch- zuführen. In Wahrheit ist es aber gerade die Sozialdemo kratie, welche in sich selbst einen neuen Klassenstaat geschaffen hat, auf jenen „historischen Materialismus" gegründet, der von jeher der Fluch der Menschheit ge wesen ist und Mord und Brand erzeugt. Der ganze Humbug mit dem Ziel- und Klaffen bewußtsein der sozialdemokratischen Arbeiter läuft auf nichts anderes hinaus, als daß innerhalb der Organi sationen, welche das Wohl des Ganzen angeblich anzu streben geschaffen sind, jeder einzelne sein persönliches materielles Wohlsein anstrebt und dadurch notwendiger weise, wie es dem einen besser wie dem andern, den meisten es aber gar nicht gelingt, sich materiell über die Genossen zu erheben, Klassen innerhalb der Partei entstehen, diese Klassen sich in Gegensätze verwickeln und oft gegeneinander rebellieren. Dabei steigt natürlich die Unzufriedenheit der Massen, welche materiell keinen Fortschritt für sich sehen, gegen dre «ehr erfolgreichen Genossen und sie verlangen eine andere Taktik, eine Aendening in der Agitation, welche endlich auch ihnen den Segen bringt, den Andere schon enlgeheimst haben. Diese- Schauspiel erleben wir jetzt, wo der «reis derjenigen Genossen immer größer wird, Mich« sich genasführt glauben und verlangen, daß end lich die ihnen so lange Jahre vorgespiegelten Vorteile wmmrn, die ihnen gemachten Versprechungen für die vielen uiairnellen Opfer, welche sie gebracht, auch materielle Erfüllung finden, endlich verwirklicht werden. Da- -Neueste. Im November wird der bayerische Thron folger einen Besuch am Dresdner Hofe abstatten. Der Kaiser wohnte am Mittwoch bei Belzig den Schluß manövern des 3. Armeekorps bei. Kaiser Franz Josef wird cm Sonnabend die Führer der ungarischen Koalition in Audienz empfangen, um mit ihnen wegen der Beilegung der Krise zu verhandeln. In einer Unterredung erklärte Minister Witte, daß durch das Verhalten Kaiser Wilhelms wäh rend des Krieges die russisch-deutschen Sym pathien gewachsen seien. Minister Witte ist gestern nachmittag in Paris vom Ministerpräsidenten Rouvier empfangen worden. Die New Aorker Handelskammer hat an die Handelskammern in allen größeren nordamerikanischen Ttädten ein Schreiben mit der Aufforderung gerichtet, einmütig auf den Abschluß von Gegenseitigkeits verträgen mit Deutschland, Frankreich und Rußland hinzuwirken. Der Generalstreik, der Massenstreik sind die neuen Angelpunkte, um welche sich das Hintergangene Prole tariat zu gruppieren beginnt und die leitenden Gewalten in der Partei heftig zur Verantwortung zieht Das aber paßt den Herren Führern, welche im Laufe der Zeit für ihre Person die soziald Frage „gelöst" und „des Lebens kranke Sorge- überwunden haben, nicht in ihren Kram, während ein Teil der noch nicht im „historischen Materialismus" versumpften, dem politi schen Ehrgeiz noch stöhnenden Genossen der neuen Strömung Vorschub leisten und auf und mit ihr den Herrschaftsgipfel zu erklimmen versuchen. Zu der ersten Gruppe gehören die Berliner „Vorwärtsleute", die Singer, Äuer und Genoffen, mit alleiniger Ausnahme vielleicht noch der Herrn Bebel, dessen Ehrgeiz wohl noch mächtiger ist als das Ruhebedürfnis, welches böchstens zu seiner Aufregung noch der revolutionären Phrase bedarf, aber einem Grauen anheimsällt, wenn von der Straße herauf in die Bourgeois-Behaglichkeit der Ruf nach Taten erschallt. Diese rote Aristokratie, welche im „Dienste der Arbeit" von den Arbeitern sich die materielle Unabhängigkeit „erkämpft" haben als Besitzer von Parteiunternehmnngen des Buchdruck- und Buchhandel-Gewerbes, als Inhaber verhältnismäßig hoch bezahlter Stellungen in Presse und Parteidieust, als Beamte der Gewerkschaften, Genosienschasteu, Krankenkassen usw, sie bilden neben den reichen Leuten, wie Singer, Auer, Bebel, Vollmar, vr. Arons, Dietz und Genossen, die „Satten" der Partei, jene „Arbeiter", welche sich von ihrem Berufe gänzlich, von der Arbeit aber so gut emanzipiert haben, daß sie als Klasse für sich dem Proletariat noch die einzige Aufgabe zuerteilen, Tribut zu zahlen und zu gehorchen, ihren Phrasen das politisch-revolutionäre Relief zu leihen und Hurra! zu schreien bei jeder Erwähnung der „völkerbefreienden revolutionären Sozialdemokratie". Daß sich die politischen Macher, in Berlin nament lich, noch so lange auf der Höhe ihrer Herrschaft haben halten können, hat seinen Grund dann, daß sie in ihrer autokratisch-kapitalistischen Unnahbarkeit sich ein Heer von Anhängern geschaffen haben in guten Pfrün den, eine Bureaukratie, welche nur gut leben und mög lichst wenig arbeiten will, ein System der Günstlings wirtschaft eingerichtet haben, in der Weise, daß alle Obmänner der Gewerkschaften und Genossenschaften z. B. bei den Ortskrankenkassen gut dotierte Stellungen erhalten, also eine willige Beamtenschaft abgeben, stets bereit des Winkes von oben, die Unzufriedenheit der betrogenen Massen zu beschwichtigen und sie weiter hinzuhalten durch allerlei Beschäftigung mit Streiks, Theater, Festen und Versammlungen und Vergnügungen aller Art. Wie sich die Singer und Genossen in Lebensanschauung und Lebensgewohnheiten durch nichts unterscheiden von der kapitalistischen oberen Klasse republikanischer Staaten, so bilden die der Arbeit ent wöhnten „Beamten" dieser Klasse in Presse und allen Organisationen ganz grundsatz- und rechtswidrig auch für sich eine Klaffe, welche von der Ausbeutung des dritten Standes, der eigentlichen Arbeiter, sich ohne viel Arbeit ernährt. Dieser Beamtenstand wechselt auch willig den Herrn, sollte die gegenwärtige Preß fehde dahin führen, daß die Singer-Bebel Herrschaft in andere Hände fiele, denn was soll ein Arbeiter be ginnen, der das Arbeiten verlernt Hot? Und auch einen vierten Stand, der sich einst zu emanzipieren begann, hat die Sozialdemokratie zu neuem Aufschwung erweckt. WaS den Verhältnissen nicht erliegt, im Elend und Verbrechen versinkt in den unteren Ständen, das hat die Sozialdemokratie mit ihrer Ausbeutung, mit ihrer raffinierten Tributpfli.chtigkeit und Disziplin in großen Massen hinabgestoßen ins Lumpenproletariat, das sie einst zu heben und zu retten so feierlich gelobt hat. Der Parteitag in Jena ist ein Klaffenparlament, eine jakobinische Mißgeburt, eine Versammlung von Unterdrückern und Ausbeutern deS revolutionären Ge dankens, der Fruktifizierung der Phrase, der Demorali sierung der Arbeit und der Arbeiter. Ihre Worte und ihre Taten werden dies beweisen. Der sozialdemo kratische Parteitag ist eine Heerschau der „satten Zu friedenheit", oder könnte es doch sein, gäbe es nicht so viele unersättliche Menschen. bei Beraholz besetzt, wo auch der Kaiser Aufstellung nahm. Das dritte Korps machte einen Angriff, eröffnete ihn mit einem längeren Artilleriekampf und ging schließ lich zum Sturm über. Um 12 Uhr hielt der Kaiser Kritik, begrüßte hierauf die Truppen, indem er die zum Vorbeimarsch formierten Kolonnen abritt, nahm einen einmaligen Parademarsch, die Infanterie in Regiments kolonnen, ab und ritt darauf nach der Stadt zurück, von wo er sich etwa um 2 Uhr nach der Wildpark station begab. DaS Publikum bereitete dem Kaiser lebhafte Ovationen. Gestern nachmittag hat in Wiesbaden die Beisetzung des Prinzen Nikolaus von Nassau statkgefunden. Se. Majestät der Kaiser hatte den Kommandeur deS 18. Korps General der Infanterie von Eichhorn als seinen Vertreter entsandt. Aus Anlaß der am 26. Oktober in Berlin statt findenden Enthüllung des Moltkedenkmals werden große Personalveränderungen in der Armee erwartet. Die Gerüchte über den Rücktritt des Handels ministers Möller entbehren, wie übereinstimmend versichert wird, jeder Unterlage. Weder in amt lichen, noch in den dem Minister persönlich nahestehen den Kreisen ist von einer Amtsmüdigkeit des Herrn Möller das Geringste bekannt. An einen Rücktritt des Ministers in diesem Augenblicke sei schon um deshalb nicht zu denken, weil in den nächsten Tagen wichtige Verhandlungen mit der Internationalen Bohrgesellschaft betreffs einer Beteiligung deS Fiskus bevorstehen. Auswüchse im Pfandleihgewerbe. Ueber Schädigungen des Uhren-, Gold- und Silberwaren handels durch Auswüchse im Pfandleihqewerbe haben Interessenten in letzter Zeit wiederholt Klage geführt. Es sind deshalb Umfragen über das Vorhandensein und den etwaigen Umfang derartiger Mißstände in die Wege ge leitet, im besonderen die Handelskammern um Aeußerungen in dieser Angelegenheit ersucht worden. In der gestrigen Vormittagssitzung des sozial demokratischen Parteitages wurde die Debatte über die parlamentarische Tätigkeit der Fraktion er öffnet. Adler-Kiel forderte entschiedeneres Auftreten gegen die preußische Zwangspolitik in Nordschleswig. Adg. Bernstein sprach über die Ohnmacht des Reichs tags gegenüber den Maßnahmen der Reichsregierung in der auswärtigen Politik. Diese Ohnmacht werde verstärkt durch den Reichstagspräsidenten. Er unter schreibe durchaus nicht alles, was über den Grafen Ballestrem geschrieben worden sei. Aber er halte Balle strem für den gefährlichsten Reichstagspräsidenteu in Bezug auf die Rechte des Reichstags, den wir bisher gehabt hätten. Seine joviale Art habe etwas Be stechendes an sich, und er verstehe es, wie kein anderer, den Reichstag herabzusetzen. Zum Parlamentarismus gehöre auch das Recht der Minderheit, das durch die Lex Gröber in unerhörter Weise beschränkt sei. Leider seien die Parteien im Reichstage so geartet, daß sie kein Empfinden dafür hätten, in welcher ungeheuer lichen LV eise die Rechte des Reichstages durch die Aenderuug der Geschäftsordnung, die ein wichtiger Teil der Verfassung sei, verkürzt worden feien. Er habe das Gefühl, daß die Ohnmacht des Reichstages nicht allen Parteigenossen klar zum Bewußtsein komme. Auch hier gelte wohl das Wort Bambergers: „Hunde sind wir ja doch!" (Große Unruhe) In anderen Ländern haben wir nicht eine so starke Arbeiter bewegung wie in Deutschland, aber sie ersetzen, waS ihnen an Zahl fehlt, durch ihre Ungebärdigkeit. (Er neute Unruhe.) Ledebour wandte sich scharf gegen diese Aeußerungen. Der Ausdruck „Hunde siud wir ja doch!" war so deplaziert wie möglich. Er habe so etwas von einem Parteigenossen auf einem Parteitage noch nicht gehört. (Lebhafte Zustimmung.) Bernstein habe die Besetzung von Kiautschou gebilligt, und Bülow habe der Fraktion darauf ja auch mit großem Geschick den „großen sozialistischen Theoretiker" entgegen gehalten. Er halte die Besetzung für den törichtesten Streich, den je die Regierung des Deutschen Reiches verübt habe. Freiwaldt-Pankow meinte, die Minister schienen den Reichstag für das zu kalten, was sie selber seien: für einen Handlanger. „Unsere Fraktion muß ruppiger auftreten." Sie soll nicht so parla mentarisch handeln, sondern die Dinge beim richtigen Namen nennen. — Rach Annahme verschiedener An träge begann die Verhandlung über die Matfeier. Am Nachmittag fiel die Sitzung aus, da ein Ausflug nach