Volltext Seite (XML)
Seite 7. — „Sächsische Dorfzeitung." — 13. September 190b. Glyzerin, einen Eßlöffel Borax werden gemischt, letzterer wird vorher mit einer halben Taffe Wasser ausgekocht. Man rührt diese Masse ein und stärkt damit die schr saust« gewaschene, gut getrocknete Wüsche, reibt jedes Stück auf beiden Leiten mit einem Tuch ab und Vißt eS fest und feucht eingewickelt über Nacht liegen. Morgen- wird ge plättet Man zieht jedes Stück recht gerade, legt auf die linke Seite desselben ein dünne-, leinenes alte- Taschen tuch, fährt einmal schnell mit recht heiße« Eisen darwer, zieht das Luch fort und plättet die Wäsche nun voll ständig rechts und links, Mletzt recht-, trocken. — Weiße, vergilbte Federn gu bleichen. Alte, vergilbte, weiße Federn macht man dadurch wieder brauchbar, daß man sie einige Stunden lang in nicht zu starkes Seifenwaffer aus guter Hausseife weicht, welches bis auf 8b Grad Celsius erwärmt ist. Dann wäscht man sie darin aus, indem man sie hin- und herschleudert, über spült sie mit reinem, warmem Wasser einmal, reiht sie aus Fäden und hängt sie in die Sonne. Hier werden sie ! vermittelst einer kleinen Gießkanne mit lauwarmem Wasser, ! möglichst ununterbrochen, feucht erhalten. Nach einer Bleiche von drei bi- sechs Tagen zeigen sich die Federn I blendend weiß und schön kraus. Man kann dem zum l Anfeuchtcn benutzten Wasser in den ersten Tagen auch ein I wenig Terpentinöl mit Spiritus (1 Teil Terpentinöl auf 12 Teile Spiritus) zusetzen, wodurch der Erfolg noch sicherer I und bester wird. — Saures Hammelfleisch. Zweieinhalb bis drei I Pfund Hammelfleisch, das nicht zu fett sein darf, werden I in große Würfel geschnitten, die man in steigender Butter D anbrät. Dann nimmt man das Fleisch heraus, rüstet in I der Butter zwei Löffel Mehl gelbbraun, füllt eine große I Obertasse Brühe, die man aus einer halben Maggi- I Bouillonkapsel bereüet hat, dazu, legt die Fleischwürfel I wieder hinein und fügt nach Bedarf noch Brühe dazu, I damit das Fleisch eben bedeckt ist. Nachdem es einmal I ausgekocht ist, gibt man einen bis eineinhalben Löffel Essig, I rin Lorbeerblatt, drei bis vier Pfefferkörner und einen I gehäuften Teelöffel Kapern dazu, schmort das Gericht auf I gelindem Feuer langsam gar und vollendet eS beim An- I richten mit acht bis zehn Tropfen Maggis Würze. — Mikado-Salat. 10 Perfonen. Bereitungs- I zeit 1 Stunde. — Dieser Salat, einer der feinsten, ist I aus den verschiedensten Bestandteilen zusammengesetzt. Zu I einer Schüssel für 10 Personen rechnet man 10 Artischocken- I böden, ein großes Glas spanische Oliven, 20 Stück feine I Pleffergürkchen, 100 Gramm Trüffeln in Wein gedünstet l und 125 Gramm Lachsschinken. — Sämtliche Zutaten I werden in länglich dünne Stiftchen geschnitten und mit I Zurücklassung des Lachsschinkens unter die Sauce gemischt: I Diese besteht aus 6 bis 8 Eßlöffeln bestem Olivenöl, das I man tropfenweise mit einigen Eidottern verrührt, 2 Eß- I löffel voll französischem Bordeaux - Essig, 6 Eßlöffeln Jus I aus Liebigs Fleisch - Extrakt, ein wenig Salz, etwas ge- I riebenem weißen Pfeffer und nach Belieben aus einer I Prise Zucker. — Die genannten, der Sauce zugesetzten I Ingredienzien dürfen mit dieser aber nur ganz kurze Zeit I stehen, der Schinken muß erst unmittelbar vor dem An- I richten hinzugegeben werden, da er sonst die Farbe ver- I liereu und den feinen Geschmack beeinträchtigen würde. Vermtsc-tes. * Das Leben der königlichen Prinzen in Pillnitz. Auch auf dem „Lustschloß" in Pillnitz ist das Leben der königlichen Prinzen ein sehr arbeit-reiches. Die Prinzen, die mit ihrem königlichen Vater den sogen. Wasserpalast bewohnen, müssen schon frühzeitig aufstehen, da sie sofort nach dem Frühstück zum Unterricht nach Dresden fahren. Ihre Rückkehr erfolgt zur Tafel, die um 3 Uhr stattfindet. Nach Tisch, gegen 5 Uhr, reiten die Prinzen in Begleitung de- Freiherrn von Humbracht aus, und zwar gewöhnlich nach Oberpoyritz, wo an der Pirnaischen Straße in der fiskalischen Waldung eine große Hindernisrennbahn angelegt ist. Diese wird auch, und zwar gewöhnlich schon frühmorgens um 6 Uhr, von der Prinzessin Mathilde benutzt. Rach dem Reiten geht es zur Abendtafel, wonach die Prinzen sich gewöhnlich auf den Gängen und Balkon en de- Schlöffe- ergeh«. Ihr Spielkamerad ist hierbei oft ein großer, gelbbrauner Collie hund, der einzige Hund, der im Schlöffe gehalten wird. Dann geht e- gegen S Uhr schon zu Bett. Die könig lichen Prinzessinen find in der Oeffentlichkeit weniger sicht bar. Nur morgens um 10 Uhr, wen» sie de« Luhstaü in der Königlichen Domäne einen Besuch abstatten, war täglich geschieht, werden sie häufig von den zahlreichen Fremden, die auch jetzt noch da- Pilluitzer Schloß auf suchen, bemerkt. Man kann sie auch gelegentlich beim Spielen im Garten beobachten. Eine freudige Unter brechung für die Prinzen bildet bei dem Pillnitzer Auf enthalt ein Spaziergang, den ihr Königlicher Vater ge legentlich mit ihnen in die hübsche Umgebung unternimmt. Es geht dann nie ein Lakai mit, der König selbst in Zivil, und er, sowie die Prinzen, tragen ihre Mäntel selber. So kehren sie, wie einfache Bürgerleute, häufig unerkannt in eine der Mühlen oder anderen Einkehrorten der Umgegend ein. Vorläufig ist das Kommando in Pillnitz nur bis 1. Oktober dorthin abkommandiert, man hofft aber in Pillnitz, daß der Auf enthalt der Königlichen Familie sich bi- IS. Oktober aus- dehnen wird. Dies ist bekanntlich der Sterbetag König Georgs. Die Zimmer, die König Georg bewohnte, sind übrigens jetzt unbewohnt, und im selben Zustande, wie beim Tode des hochseligen Vaters Friedrich Augusts Der ganze Mittelflügel des Wasserpalais, den König Georg bewohnte, liegt still da, er „trauert", wie man in Pill nitz sagt * Die Eheirrung einer Berlinerin hat in Heidelberg einen tragikomischen Abschluß gefunden. Eine junge und schöne Gastwirtsfrau hgtte vor einigen Tagen der Reichshauptstadt heimlich Valet gesagt und mit einem ihrer Verehrer eine Reise nach dem Süden unternommen. In Heidelberg wurde das Paar von dem betrogenen Gatten eingeholt. Nachdem der Begleiter der Frau von dem Ehemann, einem Herkules, einen gehörigen Denkzettel erhalten hatte, fiel der Gastwirt seiner Frau vor zahl reichen Zuschauern um den Hals vor Freude, daß er sie wieder hatte! Hierauf setzte das Ehepaar die Vergnügungs reise fort, während der durchgeprügelte Verehrer die Rück reise nach Berlin antrat * Auf dem Motorrad in die Havel. Diebeiden bekannten Berliner Motorzweiradfahrer Otto Lüders und Alwin Boldt vom Radfahrerklub „Sport Berolina" haben auf einer Fahrt nach Magdeburg ein eigenartiges Miß geschick erlebt, das glücklicherweise noch glimpflich abge- laufen ist. Lüders und Boldt wollten gerade die Streng brücke bei Werder a. H. passieren. Kurz vor der Brücke verdeckte hohes Buschwerk die Aussicht, so daß die beiden in voller Fahrt hmsausenden Fahrer nicht bemerken konnten, daß die Brücke gerade zur Durchfahrt eines Havelkahnes geöffnet wurde. Während Otto Lüders dank seiner Geistes gegenwart vermochte, sein Motorrad auf etwa zehn Meter rechtzeitig zum Stehen zu bringen, so daß er völlig un versehrt blieb, gelang es seinem hinter ihm liegenden Kameraden nicht mehr, die Maschine anzuhalten. Die gegenüberliegende Hälfte der Brücke war zudem hochgezogen, so daß seine Maschine keinerlei Widerstand fand, und nun sausten Roß und Reiter in mächtigem Bogen in die Tiefe. Boldt, ein guter Schwimmer, gewann jedoch schnell da nahe Nfer, während sich Lüders sofort mit Hilfe von Schiffern um die Bergung des versunkenen Motorrade bemühten. Das gelang denn auch nach einiger Zeit. Der Schwung war jedoch so groß gewesen, daß Boldt mit seiner Maschine gegen den hochgezogenen Brückenkörper geschleudert wurde. Er selbst blieb dabei unverletzt, dagegen ging das Vorderrad der Maschine entzwei und mußte in Werder ausgewechselt werden. Nach etwa zweistündigem Aufent halt konnten dann die beiden Fahrer ihre Reise fortsetzen. * Einen originellen Liebesbrief erhielt ein Mädchen in der Nähe von Ruhland. Das Schriftstück lautet wie folgt: „Liebe E. Da wir uns am Sonntag, da der Rauchklub Vergnügen hatte und wir uns haben kennen gelernt, möcht ich Sie höflich bitten, mit mir eine gemeine Liebschaft treiben und wir beide alt genug find und auch beide Geld und Vermögen haben, würde e- sich dsch fein interessiere», so in der Jugend ein bischen Lieb- chen treiben. Dreugeliebte, Du kannst e- nicht glauben, wie gut ich Dir bin. Du liegst mir im Herz«, Du liegst mir i« Sinn MU Gruß uud Kuß verbleibe ich Dein Dich liebender E. Nächsten Sonntag ans da- Schuftest bin ich auch drüben. Unkosten vergütige ich aus meiner Tasche." * Die Erdbeben-Katastrophe in Italien. Immer größer und schrecklicher erscheint nach dem Ein treffen genauerer Nachrichten da- furchtbare Unglück. Parghelia bet Tropea, wahrscheinlich der Mittelpunkt de- ErdbebenS, beweint allein 300 Tote nach der Aussage einiger Bewohner, die rechtzeitig flüchteten, andere sagen sogar 400. Die Leichen liegen in langen Reihen da, um identifiziert werden zu können. Biele sind durch Messer stiche getötet, wahrscheinlich in fürchterlichen Kämpfen um die AuSgänge, in dem rücksichtslosen Bestreben eines jeden, sich selbst zuerst zu retten. Unter den Trümmern ihres Hauses fand man eine FamUie von 11 Personen begraben. In Catanzaro versuchten 1400 Gefangene, die durch da- Erdbebcn in einen wahnsinnigen Schrecken versetzt waren, die Türen ihrer Zellen zu durchbrechen, und nur durch zahlreiche, herbeigerufene Truppen konnte die Ordnung wieder hergestellt werden. In Monteleone fanden überall Bittgottesdienste statt. Entsetzlich waren dort die Szenen im Gefängnis, die Gefangenen klammerten sich an die Eisenstäbe an und schrien verzweifelt um Hilfe. Die Wärter versuchten die Unglücklichen zu beruhigen, es ge lang ihnen aber nicht eher, al- bis sie die Gefangenen zu ebener Erde untergebracht hatten. Stefaconi ist am furcht barsten betroffen worden; dort find viele Perfonen vor Schreck irrfinnig geworden, eine Mutter grub mit ihren Händen in den Trümmern ihres Hauses nach ihrem ver lorenen Kinde. Die Bevölkerung in den von dem Erd beben betroffenen Gegenden beginnt sich zu beruhigen und in die Häuser zurückzukehren. Fast sämtliche Leichname sind beerdigt und man beginnt, Unterkunstsräume zu bauen. Die Flüsse und Bäche in den am meisten ver- wüsteten Gegenden find trotz der Trockenheit angeschwollen, einige traten sogar über die Ufer. In Monteleone beträgt die Zahl der Toten über 600. — Gestern nachmittag 1 Uhr 7 Min. wurde in Messina ein leichter Erdstoß verspürt. In einer Gemeindeschule stürzte die Zimmer decke ein. * Der Gemüt-mensch. Zuchthausdirektor: „Sie verlassen uns jetzt, Huber, nachdem Sie fünfzehn Jahre in diesem Hause zugebracht haben!" —Sträfling (gefaßt): „Ich bitte Sie, keine Szene, Herr Direktor!" Tkeater.dlepertoire. (Ohne Gewähr der Innehaltung.) Sömgltckres Opernhaus (Altstadt). Mittwoch den 13. September: Lohengrtn. (Anfang 7 Uhr ) Donnerstag den 14. September: Die lustigen Weiber von Windsor. Köui-ltcheS Schauspielhaus (Neustadt. Mittwoch den 13 September: Des Meere- und der Liebe Wellen. Donnerstag den 14. September: Zum 1. Male: Elga. Reftdeuzthealer Mittwoch den 13. Seplemder Die Jux heirat. Donnerstag den 14. September: Die Juxheirat. Leutrallheater. Täglich Bariöiö-Borstrllnng. (Anfang '/,8 llhr.) BtNoria-Sawu Lilgiud Baribts-Boritellung .Anfang ' Uhr. Hßroduttenpreise. Dresden, 11. September. Auf dem Markte: Kartoffeln, hiesig« (Zentner, 2L0—S,50 Heu (Fach«) S SO—L.SO Stroh (Scho«) SO—33 VI8SLU SIL Sie billigere (Zuelle kür istoisoeaer Kncdelüken »Iler ^rt und stepnrnturen? ärttmr Valckau WA ttsvS lümiul LStmobmbrockL, Isi. I> Lw L», y-K 8vetitz «ja liut zu pachten, später zu kaufen. Offert, erb. an liilebler, Dresden, Flemmiugstr. 7. Versteigerung. Sonnabend den 1«. September, vormittags 1v Uhr, gelangen in Bühlau, Schönfelder Straße 32 wegen Auflösung der Landwirtschaft Wage», Parkwagen, Ackerzeug, Häcksel maschine, Reivignngsmaschine <»»<««« landwirtschaftliche Gerätschaften zur Versteigerung. stVllb«lm USbue. NlLKsakrallkdeitoa lüs: Vsrsottlviniui^, Lrdroottsn, Lockdrvunon, An^övici's.mpf, Xppottttost^- kvtt uvck kalLrrduNsedv Raxsu-Xlfslrttousn vsrckvn xsdvssort vv. dssoltt^t ckurod üsv seit vlslvn ^udrvu srprodton uuü dvvLdrton vuobmann- 8vk«Q Raxontsv. Vsrsottw Ist tu vnxros von 3 kulcvtan (ü kuL. 1 «.) »n in vübiau-Msivsi» Nlraod, kuutrnsr 81ruüs Ur. 28, ru dorlvdsn. Uur »ekt, vvnn Lvüvs pstlrst mit ckor ZoduLunurks „Suotununn" vsrsskvn tat. Notor r^oo. L.00. —^oo. W.00. 8,00. 6LM. (r««e. 8<x,N»i»ori»LI»« »0,00. »,oo. XriüK»KIttt«a 1,800 kMi-dor 1,000. »^00. 3,00 »»» 10,00. l^»<t«oklae. 10,00. Kin Merd billig zu verkaufen. Markgrnf -Lj?ei nrich-Pla tz L« Kircblicde dtacdrikdlea Sonnabend den 16 September, nachm. S Uhr, Vesper inderKreuzlirche: Oraeidortrag; .Lobe den Herrn, meine Seele", Motette für Ehor uud Solostimmen von G^Flügel; .Ginget dem Herrn ein neue» Lied", Motette für zwei Ehöre (1. Satz) von Joh. Seb. Bach. l/iwckmi'te!!! Wir suchen für frische Brennerei treber zu ermäßigtem Preise regelmäßige Abnehmer. ftrvkcktzl knAktzsea- lllld kmMntuMi'ill («onst L». vramaeb), Dresden, Friedrichstraße b6. Homilie«»dtatEßriedte». Geboren: Ein Sohn: Herrn Heinrich Lauer in Dresden — Herrn Georg Schlabach in Böhlitz — Herrn Felix Höhne in LeiHsig — Herrn Otto Schönlrin das. Eine Tochter. Herrn Negierunasaffessor Vr Schulze tu Dresden — Herrn Assessor vr. Boigt das — Herrn Eurt Rvthing das. — Herrn Rechtsanwalt Groh- mann das. «erlodt: Kräul. Elisabeth Felix in Leipzig mit Herrn Karl Mayer in Linz a. D. — Fräul. Elementine Kupsch mit Herrn Ott» Lindner in Magdeburg — Fräul Ang. Hage i« Döbrichan mit Herrn Alfred Ketscher in Leipzig. Gestorben: Fräul. Emilie Heyne in Dresden — Herr Wilhelm Seltner das" — Frau Clara Martin geb Adam das. — Frau Louis« verw. Götz« geb. Tteudtner das. — Frau Dorothea Francke geb. Hager in Meisten — Herr Friedrich Henker in Leidig (64 I ) — Frau Emma Schwarz geb. Scherfs das. (70 I.).