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dächsische Vorszeitmg SeZttgsbedingungen: P», ,v«k1jrUuilg^ rr1ch«titt j«d«> w»ch««t«G «.chnunaij» S Uhr mit drm Votum d«, folgrnöeu UMqe». vi< v«)ug,g«tzühr botrtgl 1.8Ü Mart «VrttljShrlich od« b0 Pf»-st« j«d«« M»»at. vt« ^>rf)riwns" Ift M txzieh«« durch dt« kuilerlicho pvüanftalt««, di« c«»ddrt«str»^r und durch «ssr« So«». L«i fr«t«r ctefrrung in» hau, «rh«N post noch du Lustellung^bühr von «d pfg. Itlrgrmmn-Kdr.: vorszeitung Druden. Anzeiger für Stadt und Land mü del Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für dieNgl.AmtshauptmannschastenVresden-AltstaLt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. rlnzeigen-Preise: Vt« einspaltige Seil« Id vf-^ unter »Eingefaudt- 40 pfa. Nnjeiaen-Nnnalsm« dt» MtUO» 12 Uhr. — »innahmrktill«n lind: Uns«'« <besthLs1^t»Il«. kleine VUchM-r Liff« L«, üaoalivendaiik, kaasenstei« avouier, Nuü Msst«, G. t. Vaud« 5- L». in Leipzig, Frankfurt a. M : « tlahltnlteslel^ars; SuaoMuch!«»diUItzIM«d< broda. Drw vtü'ich in «Trnbari, tsvgv DM i» Leubnitz.Neuostra, tmU llollau in NabebeuL nnd. »rtmm in vr«^»«n.wSlfnitz, Lrt«drtch <Uuch«r, tu Loss«baud«, Otto »una!k in Lattd, Mo, Zeurtch in kaschmttz. Telephon: vrerden, Nr. 2916. Nr. 208. Dresden, Donnerstag, den 7. September 1903. 67. Jahrgang. Da- dteueste. Prinz Heinrich hat am gestrigen Nachmittag der englischen Torpedobootsflottille in Flensburg den angekündigten Besuch abgestattet. In Preußen wurden bis gestern mittag 77 Er krankungen an Cholera und 24 Todesfälle amtlich gemeldet. Der Pester Ausschuß der vereinigten Linken hat beschlossen, bei der Koalition zu beantragen, daß die Regierung in den Anklagezustand versetzt werde; sie ernannte einen Unterausschuß von sieben Mitgliedern zur Abfassung des Anklageantrages. Robert Bacon, früher Mitglied des Morg ari schen Bankhauses, ist, als Kenner Osta sie ns, zum Hilfsstaatssekretär der Union ernannt worden. Im südlichen Teile der chinesischen Provinz Schansi sollen nach Meldungen aus Viktoria B o x e r - Unruhen stattfinben. Der Friedensvertrag ist gestern nachmittag von Witte und Komura unterzeichnet worden. en en Sozialdemokratische Ortskrankenkassen. Wie die Sozialdemokratie trotz all der offiziellen Ableugnung ihrer Presse und ihrer Führer die Orts krankenkassen als Versorgungsanstalten für die „wirt schaftlich schlecht gestellten", o. h. richtiger ihrer banausi schen Arbeit überdrüssigen Genossen betrachtet, sobald die Verwaltung in ihre Hände fällt, wird täglich durch neue Belege festgestellt. Da ist die vielberufene Orts krankenkasse in Charlottenburg, welche mit ihren 28 WO Mitgliedern es fertig gebracht hat, ca. 40 Beamte an zustellen, während höchstens 30, wenn sie ihre Pflicht täten, angestellt werden dürften. Die Zahl der „ver dienten" Genossen, welche dort ihren bequemen Unter schlupf gefunden haben, ist mit jedem Vierteljahre ge wachsen und jetzt ist es soweit gekommen, daß fast alle Obmänner der Gewerkschaften Beamte der Ortskranken kasse geworden sind, die letztere also tatsächlich in den Händen der politischen Sozialdemokratie liegt. Daß dieser Zustand auch für die Mitglieder, welche „Genossen sind, insofern von Vorteil ist, als sie den nichtsozial demokratischen Mitgliedern gegenüber ganz besondere Rücksichtnahme und Vergünstigungen genießen, ist ganz selbstverständlich. Es ist darüber schon viel geklagt und geschrieben worden, ohne daß bis jetzt die Auf sichtsbehörde sich zu entschiedenem Eingreifen veranlaßt gefunden hat. Einen eklatanten Fall neuesten Datums oerichtet die freisinnige „Neue Zeit" in Charlottenburg. Sie schreibt: Einem Mitglied der hiesigen Allgemeinen OrtSttankenkasse wurde von dem praktischen Arzt, Herrn vr. Emil Lövinsohn, Spandauerstraße 2, unter dem 18. August folgendes Attest ausgestellt: „Frau M. Sch., geboren den 18. 5. 1872, be darf wegen eines Unterleibsleidens und wegen hoch gradiger Nervosität einer längeren Erholung von der Arbeit. Zweckmäßig wäre ein längerer Aufenthalt in einer Heilanstalt (Sanatorium), um einer vor zeitigen Invalidität rechtzeitig vorzubeugen." Dieses Attest ist wahrlich deutlich genug. Die Ortskrankenkasse sah es jedoch nicht als zweckmäßig an, einer vorzeitigen Invalidität rechtzeitig vorzubeugen, sondern sie lehnte den Antrag des Arztes ohne Angabe von Gründen ab. Auf dem Krankenscheine des Mit gliedes befindet sich, mit roter Tinte geschrieben, der kürze Vermerk: „Abgelehnt!" Ein sehr einfaches Ver fahren, das nur die eine Erklärung zuläßt, daß da- Mitglied nicht sozialdemokratisch „organisiert" war, früher in Berlin seine Beiträge zahlte und erst vor kurzem in eine Platzveränderung gezwungen wurde, in Charlottenburg der Ortskrankenkasse beizutreten. Gewiß unanständig! Nun sagt das genannte Blatt weiter: „Die Bei träge wurden von dem Mitgliede in Klasse .4, in der bie höchsten Beiträge entrichtet werden müssen, gezahlt. Diese Klasse stellt bekanntlich einen nur sehr geringen Prozentsatz der Kranken, und ihrs - aus ihren Beiträgen zum größt« mitbestreiten, welche der Kasse durch Erkrankungen der finanziell weniger leistungsfähigen Mitglieder auferlegt werden. Und trotzdem die schroffe Ablehnung! Der Fall beweist, daß die jetzige Leitung der Ortskranken kasse weit davon entfernt ist, den humanen Absichten des Gesetzgebers gerecht zu werden. Auch sonst wird ja, wie wir schon mehrfach hervorgehoben haben, über die unzureichenden Leistungen der Ortskrankenkasse leb haft geklagt. Diese bedauerlichen Zustände sind jeden falls auf die schlechten finanziellen Ergebnisse zurück- zustihren, welche die Verwaltung schließlich dahin ge bracht haben, die Erhöhung sämtlicher Krankenkassen- Beiträge um 25 Prozent zu beantragen! Zum Zahlen sind eben die Mitglieder und Arbeitgeber gerade gut genug, erfordert doch der viel zu große Beamten- Apparat ganz gewaltige Aufwendungen. Wenn die Ortskrankenkasse so weiter wirtschaftet, wie es leider jetzt geschieht, so wird sie bald auch in den Kreisen der Arbeiterbevölkerung, soweit diese nicht auf das sozial demokratische Parteiprogramm eingeschworen ist, den noch vorhandenen geringen Rest von Sympathie ein büßen." Wie uns ferner mitgeteilt wird, soll demnächst eine Kommission des Charlottenburger Wahlvereins über den Ausschluß des Beamten, Herrn Goerke, verhandeln, der seiner Zeit die Korruption in der Sozialdemokratie Charlottenburgs in all' ihren Organisationen auf gedeckt hat. Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Ter Kaiser nahm gestern die wegen Regens wiederholt verschobene Parade über das Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde ab. Die Fahnen brachte die Leibkompagnie des ersten Garde regiments unter Prinz Eitel-Friedrich. Die Parade kommandierte General v. Kessel. General v. Kessel meldete den Frontrapport; dann begann das Abreiten der Fronten, wobei brigadeweise präsentiert wurde. Es fanden zwei Vorbeimärsche in der Richtung auf Berlin statt. Ter Kaiser führte wieder das erste Garderegiment vor. Die Kaiserin grüßte mit der Gerte, die Prin zessinnen erhoben sich im Wagen. Nach der Parade hielt der Kaiser eine kurze Kritik ab. — Abends nahmen die kaiserlichen Majestäten erstmalig das Diner beim kronprinzlichen Paare im Marmorpalais bei Potsdam ein. Die deutsche Kronprinzessin wird an den Koblenzer Kaisertagen nicht teilnehmen. Ebenso hat mit Rücksicht auf die anhaltende schlechte Witterung der Großherzog von Baden auf den ärztlichen Rat die be absichtigte Teilnahme an der Kaiserparade aufgegeben. Der Reichskanzler Fürst Bülow hatte gestern eine längere Besprechung mit dem französischen Bot schafter Bihourd. Nach dem Wolffbureau begibt sich der für den Gesandtenposten in Tanger auserseyene l)r. Rosen nach Paris, um bestimmte Fragen mündlich zu besprechen, über die vor dem Zusammentritt der Marokko- Konferenz noch eine Verständigung herbeizuführen ist. Der Rücktritt des Chefs des großen Generalstabes, des Generals Graf von Schliessen, wird von der „Tgl. Rdsch." als kurz be vorstehend bezeichnet. Graf Schlieffen steht im 62. Lebensjahr. Als sein Nachfolger gilt mit großer Bestimmtheit General von Moltke, der um fünfzehn Jahre jünger und ganz außerordentlich schnell befördert worden ist. Bei den diesjährigen Kaisermanövern wird Graf Moltke bereits den noch nicht völlig wieder hergestellten Grafen Schlieffen vertreten. Sämtliche Schiffe der aktiven Schlacht flotte haben den Hafen von Wilhelmshaven verlaßen. Das Flottenflaggschiff „Kaiser Wilhelm 1!." ging heute früh 4 Uhr in See. Auf der Reede ankern noch einige Kreuzer und Panzer. Der Chef des Admiral stabes Admiral Büchsel ist von Berlin dort eingetroffen und befindet sich auf dem Flottenflaagschiff. 4)er Chef des Marinekabinetts Admiral Freiherr von Senden- Bibran, der gleichfalls aus Berlin eingetroffen ist, be sichtigte die neuen Docks und Hafenarbeiten und begab sich auf den großen Kreuzer „Prinz Heinrich". Der Bund evangelischer Arbeitervereine begeht in nächster Woche sein erstes VerbandSfeft in Bochum; dem Bunde gehören jetzt 53 Vereine mit un gefähr 10 000 Mitgliedern an. Die englische Flotte lichtete nachmittaas 5 Uhr 25 Minuten vor Swinemünde die Anker. Zahlreiche Dampfer, Barkassen und Boote begleiteten die Schiffe auf See. Die an der Mole festgemachten vier Torpedo bootszerstörer bleiben bis Donnerstag vormittag dort. Die Offiziere des englischen Linienschiffes „CornwalliS" kamen gestern nachmittag an Land. Die Mannschaft hatte keinen Landurlaub erhalten. Zwischen dem Schiffe und dem Lande entwickelte sich ein reger Verkehr von Privatbooten; zahlreiche Badegäste besichtigten daS Schiff: einige Boote holten Proviant vom Landi: Nach Beendigung des russisch-japanischen Kriege- nimmt die Hamburg-Aoterika-Linie die direkten Fahrten Hamburg—Wladiwostok und Hong kong— Wladiwostok wieder auf. In letztere Linie werden zunächst drei Dampfer eingestellt. Belgien. Ueber die Untersuchung im Kongoskandal schreibt man: Aus Brüssel verlautet, daß die Unterfuchungskommission über die Greuel im Kongostaate ihren Bericht vollendet hat. Er erwähnt, wie berichtet wird, die Bemühungen des Kongostaates, in Bezug auf die Besserung der Verhältnisse, aber ent hält auch Kritiken. Dieser Bericht wird sofort ver öffentlicht werden, fast zu derselben Zeit wie andere Dokumente derselben Art, die von hohen Beamten de- Kongostaates entworfen sind. Der Generalaouverneur General Baron Wahis unternimmt eine Reise nach dem oberen Kongo. Er folgt dem Wege, den die Kom mission genommen, welche mehr oder weniger den Weg des Herrn Casamenti gefolgt ist. Nach seiner Rückkehr soll der Vizegouverneur General LantonnoiS ebendahin abgehen. Rußland. Im Militärressort wurde be schlossen, die aktive Dienstzeit auf zwei Jahre Hera bzusetz en, da die Kriegserfahrungen bewiesen haben, daß die jungen Soldaten allen gleichwertig sind. Wie der „Temps" erfährt, wird demnächst eine russisch-englische Entente über alle ostasiati schen Fragen stattfinden. In der vergangenen Nacht wurde vor der Polizei station in der Erikstraße zu Helsingsors eine Bombe geworfen, wodurch eine Person verwundet und die Fensterscheiben in der Nähe zertrümmert wurden. Der Täter ist entkommen. In Kischinew haben Judenverfolgungen begonnen. In der Stadt Schucha arteten zwischen Privat personen geführte Streitigkeiten am 29. August derart aus, daß die Bevölkerung zu den Waffen griff. Ver schiedene Nationalitäten nahmen gegen einander Stellung. Es entspann sich ein Gewehrkampf. Tie Tartaren suchten Zugang zum Armenierviertel zu erzwingen. Die Armenier versuchten in das Tartarenviertel einzudringen. Am nächsten Tage gelang es, eine Einigung zwischen den Vertretern dieser Nationalitäten herzustellen, worauf durch Boten der Friede in der Stadt verkündet wurde. Gleichwohl dauerte das Gewehrfeuer fort. Auch brei teten sich bei dem herrschenden Winde mehrfach ent standene Brände aus. Am 2. September herrschte in der Stadt Ruhe, doch tobten in der Umgegend die Kämpfe weiter. Im ganzen wurden etwa 200 Per sonen getötet oder verwundet; 200 Häuser sind ver brannt. In Baku begannen vorgestern wieder die Unruhen mit starkem Gewehrfeuer, das abends infolge der Bemühungen des Gouverneurs, eine Emigung herbeizuführen, nachließ. Es fand ein Kampf mit den Truppen statt, wobei eine Anzahl Personen getötet oder verwundet wurde. Das Gewehrfeuer war sehr stark, besonders bei den Petroleumwerken, zwischen denen ein großer Brand wütete. Nachts wurde versucht, die Petroleumwerke und die Stadt in Brand zu stecken; das Feuer war aber sehr bald erstickt. Gestern waren einzelne Gewehrschüsse vernehmbar. Die Schwarze Stadt brennt, die Brandursache ist unbekannt. Die Truppen gehen energisch vor. Während drei Tagen dauerten die Unruhen fort und es wurden amtlich 52 Getötete und dreimal so viel Verwundete gemeldet. In den letzten Tagen strömten nach Tiflis zahlreiche Familien, die aus den Provinzen Elisabethpol und Baku flüchten, wo Metzeleien herrschten, wie auch aus der Umgebung von Tiflis, wo Greueltaten der Tartaren befürchtet werden. Die von den Unruhen betroffene Bevölkerung leidet die bitterste Not. Von den Agitatoren au^ gestachelte Tartaren terrorisieren die Bewohner lebhaft. Die Meldung, die Truppen hätten zur Unterdrückung der Unruhen in Baku Artillerie verwandt, wird au- amtlicher Quelle als unrichtig erklärt. Dänemark. Während des heftigen Taifuns, der anfang September im ostchinesischen Meer wütete, sind sechs Telegraphenkabel zerrissen, darunter die Kabel Schanghai- Tschifu und Schanghai—Nagasaki. Drei von den beschädigten Kabeln gehören der Großen Nordischen Telegraphen-Gesellschaft. Die beiden Kabel-