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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188810269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881026
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-10
- Tag 1888-10-26
-
Monat
1888-10
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.10.1888
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Nr. 851- — 8. Jahrnanl,. Der jeden Wochentag Abend (nii! Datum des folgenden TagcS) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzelger" mit täglich einem Extra-Beibwtt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GerichtSzrltung 4. Sächsisches Allerlei b. Jllustrirlcs Nnterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kos!et bei den Ausgabestellen monatlich 70 P>'e., lei de» Post-Anstalten 75 Pfg. (Pvst-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Unparteiiscke tägliche Zeitung für Sachsen «nd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz, Thcaterstratze Nr. 8. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Frettaq, 26. Oktober 1888. Von de» Haiiptblättcrn de» „Sächsischen Landcs-Nnzeigers" erscheint (ohne dessen . tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ansgabe unler dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für nwnatlich nur 60 Pfg. mit Zntragen; außerhalb Cheumitz nionatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste v. Nachtr. Nr. 1350a.) FürAbonnente» erscheint je einmal imJahr. Sommer-Lisenbahnsahrplanhcft für Lachse«: Wiiiter-Eiseiibahnfahrplaiiheft für Lach7e». Jllustr. Kalender der Sächsischen Lanüboten, Jllustrirte» Iahresbuch des LandeS-tlnzeigerS. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen Corpnszeile 16 Psg. — Bevorzugte Stelle (lsvnllige Petitzeile) 80 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den (simüänngSbctrag (in Briefmarken) beifüge» tjc 8 Silbe» Corpnsschrifl bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen kbnneu nur bis Vormittag angenoninie» werden, da Druck nnd Verbreitung der große» Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeige» finden ohne Preis aussch lag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. lieber das nachgelassene Vermögen des verstorbenen Malerialwaaren- hänelerS Johann Gottfried Hunger weil, in Chemnitz wird heute am 23. Octvbcr 1838, Nachmittags 6 Uhr, das Kvnkursversahrcn eröffnet. Der Rechtsanwalt Löser in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrssorderungen sind bis zum 20. November 1828 bei dem Gerichte anzninelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andere» Vertvaltcrs, sowie über die Bestellung eines Gläubiger-Ausschusses und eintrelenden Falles über die in 8 120 der Kvnknrsordnnng bezcick- »cten Gegenstände auf den 8. November 1888, Vormittags 10 Uhr, nnd zur Prüfung der angemeldeten Forderungen aus den 4. Dcccmbcr 1838, Vor mittags 10 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberanmt. Alle» Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegcbc», nichts an des Ge- mcittschuldners Hinterlasscne oder an den Nachlaßvertreter Keil zii verab folgen oder zu leiste», auch die Verpflichtung anserlcgt, von dem Besitze der Sache nnd von den Forderungen, für welche sic aus der Sache abgesonderte Besriedignng in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 24. No vember 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Neueste Nachrichten. Konstantinopel, 24. October. Von gewöhnlich gut untcv richtcter Seite verlautet, der deutsche Botschafter v. Radowitz habe der Pforte als bestes Mittel zur Aufrechterhaltung der Ruhe in Macedvnicu die Anerkennung der bulgarischen Regierung angerathen. Die Botschafter Oesterreichs und Italiens seien in gleichem Sinne vorgcgangcn. Nom, 25. Octvbcr. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Kaiser Wilhelm ließ dem hiesigen Munizipalrathe 6000 Lire übermitteln für Personen, welche ihm ein Bittgesuch überreicht haben. Suakin, 25. October. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Mehrseitig wird gemeldet, Abdullah Khalifa, der Nachfolger des Mahdi, sei in Khartum gestorben. Die Bestätigung der Nachricht fehlt. Bukarest, 25. October. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Bei den gestrigen Kammcrwahlen des ersten Wahlcollegiums wurden gewählt 6,5 Regierungsfreundliche, 4 Oppositionelle. Ferner haben 6 Stichwahlen stattzufinden. Heute wählt das zweite Wahlcollegium. Politische Rundschau. Chemnitz, den 25. October. Deutfches Reich. Gestern waren zur Tafel des Kaisers in Potsdam die Professoren von Bergmann und Gerhardt geladen, es ist das eine offenbare Auszeichnung gegenüber den Anschuldigungen' welche Mackenzie in seiner Brochüre gegen beide Aerzte erhebt. — Der Neichshaushalt für das kommende Jahr ist bereits fertiggestellt worden. Er wird wie gewöhnlich in einzelnen Gruppen alsbald an den Bundesrath gelangen. Die Hauptarbeit wird dort beianntlich in den Ausschüssen vorgcnommen. Wie das Gesetz über die Arbeiter- und Altersversorgung, so ist auch das Genossenschafts gesetz in den Ausschüssen des Bundesrathes für das Parlament vor bereitet. — Die „Nat.-Ztg." bringt angeblich aus Wien (?) folgende, „zweifellos zuverlässige" Mittheilung über die Vorgänge im Vatikan: Die römische Frage sollte programmmäßig von der Unterhaltung zwischen Kaiser und Papst ausgeschlossen sein. Der Papst änderte dies auf Andrängen der intransigenten Cardinäle in letzter Stunde Hierauf erklärte der Kaiser: Der Gast des Königs von Italien könne unmöglich über dessen Hauptstadt verhandeln. Das zufällig ver frühte Eintreffen des Prinzen Heinrich endete die peinliche Scene. Da die Kämmerlinge die Einführung des Prinzen verzögerten, trat dieser ungcmeldct in die päpstliche Camera ein. Der Papst berührte erneuert dem Grafen Bismarck gegenüber die römische Frage, wobei Gras Bismarck wörtlich erklärte: „Es ist unmöglich für uns ins Mittelalter znrückzukehrcn." — Der Kaiser ist von dem Verhalten Maren von Westerland. Novelle von Reinhold Ortmann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Nun war Maren wieder allein, und jenes Gefühl der Verein samung und des Verlasscnseins, dessen ganze Bitterkeit sie erst seit ihrer Verheirathung kennen gelernt, übcrkam sie wieder in seiner er barmungslosen, »icdcrdrückenden Schwere. Sie setzte sich an das Fettster des Speisezimmers, stützte den Kopf in die Hand und schaute hinaus auf die stille, regennasse Straße. Scho» während der Tages stunden herrschte hier, in dem eben erst bebauten äußersten Westen d,r Hauptstadt, ein gar geringer Verkehr von Menschen und Wagen. Jetzt aber, nach Einbruch der Nacht, regte sich weit und breit nichts mehr, und es war so still, daß Maren erschrocken zusammenfnhr, als irgendwo in beträchtlicher Entfernung eine Dioschke schwerfällig über das Pflaster rasselte. In der feuchten, dunstigen Atmosphäre lag der Reflex der zahlreichen Gaslaternen wie eine schwere, schmutzig- graue Wolke über dem Häuscrmeer der Großstadt, und in der Ferne leuchtete ein einzelner Punkt, der wohl das erhellte Dachfenster einer bc. anders hohen Micthskascrne sein mochte. Die junge Frau aber sah nichts von alledem, obwohl sie unver wandt darauf hinstarrte. Ihre Gedanken wandelten weit, weit hin weg »ach Norden, über das flache Wattenmeer und über die Haide von Sylt bis zu einem kleinen, armseligen, verfallenen Häuschen in Westerland, wo jetzt wohl ein grauhaariger, treuherzig drcinschaucndcr Fischer am Krankenbett seines siechen Weibes saß. Und ihre Ein bildungskraft trug sie noch weiter, trug sie bis zu einem kleinen, schlecht umfriedigten Erdenflcckchcn, über dessen hölzerner Gittcrthür in halb verblichenen Buchstaben zu lesen stand: „Heimathstätte für Hcimathlose". So deutlich, als ob sie ihn mit den Händen greifen könnte, stand er v r ihr, der winzige, schmucklose Hügel mit dem schwarzen Kreuzchen darauf und der Zahleninschrift, die so nichtssagend war und doch so traurig beredt. Warum durfte sie nicht an der Seite ihres armen Vaters da unten in Frieden schlummern? Warum hatte nicht an jenem stürmischen Novembcrtag eine barmherzige Welle das letzte, schwach glimmende Fünkchen eines Lebens nnsgelöscht, das Keinem Freude brachte nnd das ihr selber nur eine traurige Bürde war? Sie hatte diese Frage, die stch ihr oft mit heißem Ungestüm aufgedrängt, jedesmal wieder weit von sich abgcwicjcn, weil sie wußte, des Vatikans peinlichst berührt und billigte die scharfe Abweisung: des Grafen Bismarck vollständig. Der Vatikan empfindet den schweren gemachten Fehler und sucht nach möglichster Beschwichtigung. Die ultramontane Sache erlitt eine schwere Nieoerlage. — Die „Nordd. Allg. Ztg.", das Organ des Reichskanzlers, schreibt: Die jüngsten Nachrichten ans Frankreich lassen erkennen, daß die französische Regierung bemüht gewesen ist, für die Beschimpf ung des Reiches durch das Abreißen des Konsulatsschildes in Havre Satisfaction zu geben. Jener Vorgang war insofern bemerkenswerth, als er einen weitere» Beweis für die Verwilderung und Rohheit des französischen Volkes liefert. Dasselbe ist nach und nach vou der hohen Stuse der Civilisation, ans welcher es zur Zeit eines geord neten Staatsweseus zweifellos stand, immer tiefer herabgesnnken, so daß es heute, insbesondere, was die Rechtssicherheit anbetrisft, sich mit den anderen civilisirten Völkern Europas nicht mehr vergleichen kann. Ein Land, in dem die Mörder deutscher Soldaten unter de» jubelnden Zurnfen des Publikums freigesprochcn werden konnte», ein Land, in dem unschuldig und wehrlos Gemißhandelte, wie deutsche Studenten in Belfort, keinen Advokaten finden konnten, der ihre gerechte Sache vor Gericht vertreten will, ein Land, in welchem der Präsident einer Handelskammer, wie dies in Nancy der Fall gewesen ist, einem ganz gewöhnlichen, in Konkurssachen gebräuchlichen Anträge die Rechtshilfe verweigert, einfach, weil dieser Antrag von einem Deutschen ausgcgangcn ist, ein Land, in dem Solches und Aehnliches vorgefatten ist, und täglich wieder Vorkommen kann, schließt sich da durch selbst aus der Mitte der gesitteten Nationen aus. Aber Deutschland unterhält Beziehungen zu civilisirten sowohl, wie zu wilden Nationen und hat es gelernt, sich in Beide einzulebe». — Die mit der preußischen Negierung in Verbindung stehenden „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Nach neueren Nachrichten aus Ost- Afrika befindet sich die ganze zum Sultanat von Zanzibar gehörige Küste in Aufruhr. Speciell in der Umgebung von Bagamoyo herr sche» Mord und Plünderung, während dieser Ort selbst in Folge der Anwesenheit eines deutschen Kriegsschiffes ruhig geblieben ist. Der Handel mit dem Innern ist gänzlich unterbrochen, wodurch so wohl die deutschen Kaufleute in Zanzibar, als die indischen Händler, welche in den Küstcnhäfen des Festlandes angesessen sind, großen Schaden erleiden. Die Sachlage ist eine derartige, daß weder der Sultan, noch die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft im Stande sind, die Bestimmungen des im Frühjahr d. I. abgeschlossenen Vertrages auszuführen, nach welchem die Verwaltung und die Zollerhebung in dem südlichen Theil der festländischen Besitzungen des Sultans aus die Gesellschaft übergehen sollte. Oesterreich-Ungari». Der österreichische Reichsrath ist am Mittwoch in Wien zusammengetretcn. Fiuanzminister Dnnajewski hat das Kunststück fertig gebracht, einen Ueberschuß von 170,000 Gulden herauszurechuen, während im Vorjahre noch 20 Millionen Deficit war. Es wird nun blos abzuwarlen sein, ob auch praktisch zur That wird, was jetzt auf dem Papiere steht. Auch das Wehr- gesctz ist vorgelcgt. Die Giltigkeit desselben, welches eine beträcht liche indirecte Vermehrung der Armeestärke hcrbeiführen will, ist auf zehn Jahre bestimmt. — Zur Erläuterung seiner Meldungen über russische Truppenverstärkungen schreibt das ministerielle Wiener „Fremdeublatt" weiter, es habe ans Grund von Informationen, deren Anfechtung ausgeschlossen ist, einfach eine Thatsache konstatirt und damit bewiesen, daß man in Oesterreich ein scharfes Auge für alle Vorgänge und Ereignisse außerhalb seiner Grenzen habe und durch die eigene unerschütterliche Friedenspolitik sich nicht zur totale» Unachtsamkeit bestimmen lasse. — Auch die „Pol. Corr." erhält einen Bericht aus Warschau, nach welchem kürzlich an der Grenze größere russische Recognoscirungsübungen, um Unterkunft für weitere Trnppenuachschübe zu finden, abgehalten worden sind. Frankreich. In den Kammern geht es ziemlich still zu, um so bunter aber steht es in den Ausschüssen. In der Budgettommission wird, wie alljährlich, das alte Lied vom Geldmangel in ergreifenden Tönen gesungen, und die Redner beschwören die Wähler, doch aus Liebe zur Republik zu zahlen. Die Liebe zur Republik ist indessen in Frankreich gering geworden, die Neigung zu neuen Steuern noch geringer, so haben die Herren Volksvertreter, die Geld schaffen sollen, einen schweren Stand. Das Ende vom Liede wird also wohl das alte Mittel sein, es wird weiter geborgt. In der Kammerkommissivn für Floqnet's Antrag auf Abänderung der Verfassung hat Bonlanger seinem Herzen Luft gemacht und FloqnetS Vorschläge Narrenspossen genannt. Der General sicht allein von seinen Forderungen auf radikale Umwälzung der Verfassung Heil für die Zukunft» d. h. für sein eigenes Fortkommen. Bvulanger ist an der Revision der Ver fassung verzweifelt wenig gelegen, aber recht viel daran, daß er Oberhaupt der Republik Frankreich wird. Ohne Verfassungsänderung ist das aber nicht möglich, also flott darauf los. So schimpft Bon langer auf Floqnet, Floquet auf Bvulanger und am Ende behauptet Jeder, er habe Recht. — Der französische Botschafter beim Quiriual in Rom, Graf Mony, ist abberufen. Zn seinem Nachfolger ist der bisherige französische Geschäftsträger in München, Murany, ernannt. — Der „Gaulois" Pnblizirt eine Unterredung mit dem Gesandten von Schlözer; der Letztere soll erklärt haben, der Besuch des Kaisers im Vatikan sei lediglich ein Akt der Höflichkeit, nicht der Politik gewesen. England. Die Untersuchung, welche in London über die von der „Times" wider die pacnellitischen Abgeordneten erhobenen An schuldigungen geführt wird, nimmt bisher für die Irländer keine» sehr günstigen Verlauf. Der Vertreter der „Times", Generalanwalt Webster, hat dem Nichterkollegium Briefe Parnells über dessen Ver bindung mit der irischen Gewaltpartci vorgelcgt, die sehr absonderlich klingen. Die Irländer bestreiten die Echtheit der Briefe, aber hier über besteht kaum ein Zweifel. Für das Ansehen der irischen Abge ordneten »nd damit auch für das ihres Verbündete» Gladstpne kann die Sache recht bedenklich werden. Orient. Die Ehescheidungsangelegenheit des serbischen Königs paares ist zu Ende. Der Metropolit von Serbien hat Namens des Konsistoriums die Erklärung abgegeben, daß die am 5. Oktober 1875 zwischen dem König Milan und der Königin Natalie miltcls erz bischöflichen Segens cingegangene Ehe gelöst und geschieden ist. Der König hat also damit seinen Willen durchgesetzt. Die Königin pro- testirt, wie sich voraussehen ließ, ganz unbedingt gegen die Giltigkeit der Ehescheidung. Sie will künftig in der Warschauer Gegend Wohn sitz nehmen. — Das serbflche Konsistorium giebt als Motive für die Ehescheidung die Aussage des Königs, daß die Fortsetzung deS Eyclebens unler den obwaltenden Verhältnissen und auch mit Rück sicht ans das Staatsivohl unmöglich sei, ferner die Thatsache, daß alle Bemühungen zur Herbeiführung einer Versöhnung gescheitert seien, endlich die zufolge des Ausspruches Christi (was ihr auf Erden bindet, bleibt auch im Himmel vereint, was ihr ans Erde» löset, wird auch im Himmel gelöst) den Aposteln und deren Nachfolgern, somit auch die den Oberhirten der selbstständigen Serbenkirche crtheilte Machtvollkommenheit. Gleichzeitig mußten auch die Gesalbtheit, Un verletzlichkeit nnd Unverantwortlichkeit des Monarchen nnd die Inte ressen der Dynastie, des Staates und der Kirche berücksichtigt werden. Der Akt ist datirt vom 12. October alten Stiles (24. Oct. n. St.) — In Rumänien haben unter verschiedenen Ausschreitungen, wie das dort üblich, die Kammcrwahlen stattgcfnndcn. Eine Regierungs mehrheit scheint gesichert. Sächsisches. — Bei Beginn der Ball-Saison sei darauf hingewiesen, daß nach tz 1 der Verordnung vom 11. April 1874, die Beobachtung der geschlossene» Zeiten in Polizeilicher Hinsicht betreffend, sowohl öffentliche Tanzvergnügungen, als auch Tanzvergnügungeu geschlossener daß cs eine schwere Sünde sei. Denn von dem Wunsch, zu sterben, bis zum freiwilligen Tod, bis zum Selbstmorde, ist's oft nur ein einziger, unbedeutender, winziger Schritt! Heute aber hatte sie nicht einmal mehr Kraft genug zu solcher Erwägung. Mit selbstquälerischer Hartnäckigkeit wiederholte sie sich immer und immer wieder dies traurige: Warum? Und dabei hämmerte ihr das Blut in den Schläfen, und die Brust war ihr so eng, daß sie in dem wohlig durchwärmte» Zimmer nicht länger zu athmen vermochte. Sie stieß den Fensterflügel ans, nnd der eisige Dccemberwind, der da in jähem Stoße ungebcrdig hcreinfnhr und die Gasflammen hinter den geschliffenen Krystallglocken des Kronleuchters ängstlich ausflackern ließ, that ihrer schmerzenden Stirn wohl. In tiefen Athemzügen sog sie ihn in ihre Brust, und wie sie sich nun weit hinauslehnte über die Brüstung des Fensters, da war's ihr mit einem Mal, als wäre sie wirklich daheim auf der weltferne» Friescninsel. Das Helle Dachfensterchen in der Ferne grüßte zu ihr herüber, wie wenn es das Licht des Leuchtthurms von Wenningstedt sei, nnd durch die schmntzigrothe Dunstwvlke hindurch glaubte sie die Weißen Wellenkämme der brandende» Nordsee zu erkennen. Sic wollte die Arme ausbreitcn mit einem Freudenschrei, aber da stieß ihre Hand an die harte, feuchtkalte Mauer, nnd die schöne Täuschung war wie auf ein Zauberwort in Nichts zerstoben. Todtcnbleich und vom Frost geschüttelt, Wandte sie sich in das Zimmer zurück, denn cs war ihr, als habe sie ein Geräusch hinter ihrem Rücken vernommen. Und da stand wirklich die alte Wirthschafterin, deren Klopsen sie wohl überhört hatte, mit verlegenem Gesicht an dem gedeckten Eßtische. „Ach, Madame", sagte sie» „ich wollte Sie eigentlich nicht störe», aber dieser Brief da — es könnte doch sein, daß Sie »och nicht einmal wisse», was darin steht." Dabei drehte sie mit einer Befangenheit, die ihr sonst nicht eigen war, ein zusammengcfaltctes Blatt in den Händen. „Was ist's mit dem Briefe, Franziska?" sagte Maren tonlos. Sie war offenbar nicht im Mindesten neugierig auf die Mittheilung, welche ihrer wartete. „Ich fand ihn eben unter allerlei Fetzen im Papicrkorbe des Herrn, als ich im Arbeitszimmer ein wenig aufräumen wollte, und weil er doch eigentlich an Madame gerichtet ist —" „Au mich? Nun, so lassen Sie sehen!" Die Wirthschastcrin reichte ihr den Brief und hatte es dann sehr eilig, das Zimmer wieder zu verlasse». Maren aber trat an den Tisch und faltete das Blatt, dessen grobes Papier ihr eine eigenthiimliche Ahnung erweckte, auseinander. Ein einziger Blick auf die plumpen, wie mit einem Streichholz gemalten und nach allen Richtungen hin auscinanderstrebenden Buchstaben sagte ihr, daß der Brief von keinem Anderen als von Uwe Pcterscn komme, und zugleich mußte sic sich überzeugen, daß er bereits ein Alter von zwölf Tagen habe. Das kunstlose Schriftstück selbst aber hatte folgenden Wortlaut: „Meine lihbe Tochtr! Wodurch ich dir in betrühpnis nnzeige, das mein guhtes und Getreues weib Jnken sanft und gefast in dem HErrn entschlossen ist, und ich nuhn gantz allein bin, welches ein gar eynsames und trau riges Daseyn ist. Aber GOtt wird helfsen! dein Getreuer vatter Uwe Pcterscn." Wieder und wieder las Maren das kurze nnd doch so inhalts reiche Schreiben, und immer wieder hastete ihr Blick mit einem fast entsetzten Ausdruck auf dem für sie so grausam beredten Datum. Zwölf Tage waren vergangen, seitdem dieser Brief geschrieben und abgesandt worden war, und nun hatte sie von seinem Vorhandensein nur durch den rein zufälligen Umstand Kennlniß erhalten, daß ein Dicustbote ihn unter bedeutungslosen Fetzen im Papicrkorbe ihres Mannes gefunden! In einen wie entsetzlichen Abgrund von Lieb losigkeit und Geringschätzung, von Gleichgültigkeit und Abscheu ließ sie diese einfache Thatsache blicken, und wie grauenhaft war das Bild der Zukunft, das sich nun Plötzlich mit furchtbarer Deutlichkeit vor ihren Augen anfthat! Sie war standhaft nnd tapfer gewesen bis zu dieser Stunde, aber was hatte sie verschulvet, daß sie eine solche Behandlung nun Tag um Tag und Jahr um Jahr erdulden sollte, ohne sich dagegen zu empören und ohne auch nur einen Widerspruch zu wagen? Hatte sie gehcimnißvolle Künste aufge- gcwcndet, um Felix an sich zu fesseln? Hatte sie ihn nicht vielmehr gewarnt und ihm Alles vorausgcsagt, was gekommen war? War cs jetzt nicht genug, daß sie seine Kälte und Unfreundlichkeit ertrug? Mußte sic auch noch seine Verachtung auf sich nehmen? Fortsetzung folgt-
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