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Seite 6. — .Michfische Dorfzeitunq/ — 1. September 1905. König Eduard sandte folgendes Telegramm au den Präsidenten Roosevelt: „lassen Sie mich der erste sein, der Sie zu deui erfolgreichen Ausgange der Friedenskonferenz beglückwünscht, zu dem Sie in so hohem Matze beigetragen haben." Haartrachten aus alte» Zeiten. In einem „Trotzen Historischen Bazar-, der in London stakAnd, ist eine schk iNHEreiche und be deutsame KostülNauschestuNF eröffnet worben, in der eine Geschichte der Kleidung von den Zeiten Wilhelms I. di- in die Neuzeit au uns vorüberzieht. Besonder fallen die absonderlichen und bizarren Kopf- und Haar trachten der Vergangenheit auf. So trug man zur Zeit Wilhelms I. breite Kopftücher, die kaum das Gesicht freüießen und den ganzen Kopf umschlossen. Schwer war es für die Frauen des Mittelalters, die üppige Fülle ihres Haars zu bändigen, die ihnen viel fach bis auf die Füße herabreichte, und sie verbargen sie in den seidenen Fallen des Kopftuches. Später wurde dann eine zweihörnige Form des Kopfschmuckes modern, die zunächst von der burgundischen Mode auS- gegangen war. Die Schriftsteller wandten sich mit bitterem Spott gegen diese tolle Laune, die der Frau die .Zierde eines Ochsen" aufsetzte. In der Früh renaissance verschwand diese gotisch ausgeartete Mode völlig. Der neue Stil liebte scharfe Linien, ein krauses Flechtwerk und eine glatte, harte Form. Darum wurde das Haar völlig aus der Stirn genommen, ja die Stirnhaare wurden sogar ausgezogen, weil eine mög lichst hohe Stirn für schön galt; der Kopf war fast bis zum Wirbel frei, die Haare waren in glatten Strähnen über die Ohren zurückgestrichen und dann in vielfach verschlungenen Flechten zu einem Knoten zu ¬ sammengenommen. Perlenschnüre, die sich in seltsamen Verschlingungen um das Haar legten, Hauben, die den .Hinterkopf und die Ohren bedeckten, waren der feinste Kopsputz. So sehen wir die Frauen auf Bildern des Domenico Veüeziano und Piero della Francesca. In der Zeit Leonardos wird das Haar als Schmuck und Schönheit der Frau neu entdeckt. Was die Antike in den lockern Windungen bewegter Flechten gesehen, das gab auch Leonardo in seinen Haarftudirn, die all den berückenden Duft, die fließende Leichtigkeit und die sinnliche Anmut des Haares atmen. In den kräuselnden Wellen des Flusses fand er dieselbe liebliche Form, wie in den weich über die Ohren herabströmenden .Haarbandeaux, deren leicht gelöste Locken einen warmen Schatten auf die volle Wange werfen. Nun beginnt die Zeit der raffinierten und koketten Haardrapierungen, die schon in der Mailänder Schule auffallen. Die Frauen der Hochrenaissance, die Ma donnen Raffaels und die Porträts des Bronzino, scheiteln freilich das Haar noch schlicht in der Mitte, lassen es über die Ohren fließen und umrahmen es mit einem Schleier oder leichten Kopftuch. Doch die falschen Haare, die man bis dahin nur ausnahmsweise gebraucht, werden immer beliebter, im 17. Jahrhundert beginnt dann die Brennschere ihr kräuselndes Werk, und die abenteuerlichsten Formen komn.en auf. Ein Modestich des Wenzel Hollar vom Jahre 164.'» zeigt folgende damals beliebte Haartracht: die Stirnhaare sind durch zwei Scheitel an den Seiten abgeteilt und in einem Knoten mit starker Unterlage auf dem Hinter topf zurückgenommen. Die Haare zu beiden Seiten der breiten Scheitel sind als Schläfenlöckchen in das Gesicht gekämmt und fallen über die Backen bis tief in den Hals herunter. Die Haare werden nun bald in der Mitte, bald schief gescheitelt wie bei den spanischen Prinzessinnen des Velasquez. schon früh beginnen sich die Damen mit grauem Cyperpulver zu pudern, und die Mode der Perücke, die in der männlichen Haartracht allgemein Mode ist, beginnt auch bei den Frauen Nach ahmung zu finden. So naht die Zeit der Fontange, in der die schwerfällige Würde und die barocke Ueber- ladenheit der Zett Ludwigs XlV. zum Ausdruck kommt. Es ist ein hoher, turmartiger Aufbau, eine aufrecht stehende Spitzenhaube, die auf einer großen .Haartour getragen wird. Puder und Unterlagen von falschen Haaren sind auch im Rokoko noch beliebt, doch werden nun die Fotmeü der Haartracht wieder einfacher, zeigett schlicht aufgesteckte Flechten, die den schönen Nacken freilasseü. Ein in Deutschland viel belmtter, sehr ge schmackloser Kopfputz, der sich auf Bildern Wenzel Hollars findet, ist eine kleine, ganz flache Kappe, ttt hetttt Dritte sich ein Stäbchen mit einent nickenden Ponpoü befindet. Sie wurde bald auf dem Wirbel, bald auf der Stirn getragen und muß einen ziemlich grotesken Eindruck gemacht haben. Allmählich bricht sich aber die schlichte Schönheit der Haartracht immer mehr Bahn, bis sie in den aufgelösten Haaren der Revolutionsdamen eme Höhe an Natürlichkeit erreicht. In der Ausstellung, die zu diesen historischen Be trachtungen Anlaß gab, sah man einfach schöne Haar trachten noch Bildern von GainSborough und Romney. Tages - GreigrMe. — Braunschweig. Die Arbeiterfrau Rohr ver giftete sich und ihren 13 jährigen Sohn. Ursache war gekränktes Ehrgefühl darüber, daß ihr Sohn wegen eines Diebstahls bestraft worden war. — Halle a. S. Einen guten Fang machte am Dienstag die hiesige Kriminalpolizei, als sie den Schlosser Paul Matthe aus Erdeborn festnahm, der im Begriffe war, ein Fahrrad zu versilbern. In dem Besitze dcS Matthe wurde außer dem Fahrrade eine goldene und eine silberne Uhr, sowie ein Stück Damenuhrkelte gefunden. Er mußte sich zu dem Geständnisse bequemen, das Fahrrad und bares Geld dem Gastwirte Dietrich in Aschersleben mittels Ein bruchs gestohlen, die goldene Uhr aber dem Geh. Ober- regierungsrat Ör. von Martitz aus Berlin geraubt zu haben. Wie berichtet, ging Herr von Martitz am Sonn- abend den Fußweg vom Hexentanzplatz nach Thale hinab. Unterwegs gesellte sich Matthe zu ihm, der ein Stück Wegs mit dem alten Herrn ging, ihm dann einen Faustschlag versetzte und die goldene Uhr mit Kette entriß Das Stück Damenuhrkette hat der freche Räuber wohl auch ge stohlen. Vermutlich ist in dem Diebe ein gefährlicher Ein brecher hinter Schloß und Riegel gebracht, der jedenfalls noch mehr Straftaten auf dem Kerbholze hat. — Hirsch berg. In der Nähe der Prinz Heinrich- Baude nahe der Schneekoppe bei Hohenelbe ist die Leiche eines unbekannten Touristen aufgefunden worden. Die Leiche war völlig zerschmettert und scheint schon mehrere Tage an der Fundstelle gelegen zu haben. — Kattowitz. Infolge des Sturmes ist auf der „Bernhards. Zinkhütte" ein Baugerüst cingestürzt. Ein Arbeiter wurde getötet, vier leicht verletzt. — Schwerin. Ein geheimnisvoller Doppelselbst, mord wird aus Fürstenberg berichtet. In der Nähe der Berliner Chaussee unweit des Dorfes Ravensbrück fand eine Pilze suchende Frau im Walde die Leichen eines gut gekleideten Paares im Alter von 25 bis 30 Jahren. An scheinend hat der Mann zuerst seine Begleiterin durch zwei Revolverschüsse in die Schläfe getötet und dann die Waffe auf sich selbst gerichtet, nachdem er sich zuvor mit einer Schlinge an einem Baumast aufgeknüpft hatte. Die Leiche der Frau lag auf einem Sommerüberziehcr und einem Pappkarton gebettet. Neben dem Toten lagen außer dem Revolver ein Sonnenschirm, ein Rucksack und eine Sekt flasche, in der sich noch ein Rest einer rötlichen Flüssigkeit befand. Wer die Personen sind, konnte nickt festgestellt werden, da sie keinerlei Ausweispapiere bei sich hatten; doch handelt cs sich zweifellos um den traurigen Abschluß einer Ehe- oder Liebestragödie. Eine Gerichtskommission aus Fürstenberg begab sich sofort an Ort und Stelle, um den Tatbestand aufzunehmen. — Bamberg. Das Feuer in Seßlach konnte zwar lokalisiert werden; bei dem herrschenden Wind jedoch ist die Situation immer noch gefährlich. Eingeäschert sind 15 Wohnhäuser, 11 Scheunen und 29 Nebengebäude. Der Brand entstand durch Explosion des Kessels einer Dresch maschine. Der Schaden ist unermeßlich. Der Besitzer de- SchlosseS Geiersberg, Reichsrat Graf Friedrich Ortenburg, ist mit größeren Geldsummen den Abgebrannten bei- gesprungen. Unter den vernichteten Häusern befindet sich auch si« alter historischer Posthof. Ein Feuerwehrmann wurde schwer verletzt. Seßlach ist eine historisch merk- Würdige Stadt, di« geschichtlich bereits int Jcchtze 838 ge nannt ist. — Bochum. Die Feuersbrunst in Peckelsheim ist gestern nach zweitägigem Wüten abgelöscht worden Es find insgesamt 188 Gebäude, unter diesen 116 Wohn häuser, eingeäschert und zahlreiches Vieh verbrannt. Der angerichtete Schaden beträgt über eine Million, ist aber zum größten Teil durch Versicherung gedeckt. — Aschersleben. Infolge Genusses von Beeren des Nachtschattens starb das sechsjährige Söhnchen des Kaufmanns Bürger. Andere Knabeü hatten dem Kleinen die Beeren im Scherz als Weintrauben gegeben. — Essen a. d. R. Die Hinterbliebenen der bei dm Brande auf der Zeche „Borussia" verunglückten Bergleute beabsichtigen, sich an die Staatsanwaltschaft zu wenden, um das Strafverfahren gegen die Verwaltung einzuleit«. - Wien. Bezüglich der Ermordung des Dienst mädchens Berta Böhm durch den Motorführer Prügel st jetzt festgestellt, daß Prügel im Einverständnis mit seiner Frau sich dem Mädchen näherte, um dessen Ersparnisse herauszulocken. Als die Absicht mißlang, schritt er zum Mord. Seine Frau, die bei dem Verstecken der Leiche be hilflich war, wurde gleichfalls verhaftet. — Innsbruck. Aus St. Christina wird berichtet: Der vermißte Kammersänger Klingenberg aus Braun- schweig wurde tot aufgefunden. — Bern. Die Direktion der Jungfraubahn hat ei« Konzessionsgesuch für eine großartige Aufzugsanlage von Station Eismeer bis zur Eigerspitze (3974 Meter) ein gereicht. — Brüssel. Im Nordbahnhof wurde einem Pariser Juwelier eine Tasche mit Juwelen im Werte von 80 000 Franken entwendet. — New Dor k. Als der Dampfer der Hamburg- Amerika-Linie „Graf Waldersee" von Hamburg hier ein traf, befand sich ein junger Weltbürger an Bord, der unter wegs im Zwischendeck während eines heftigen Sturmes das Licht der Welt erblickte und die Vornamen Hermann, Waldersee erhalten hatte. Die Kajütenpassagiere sorgten durch eine Kollekte, die ein nettes Sümmchen abwarf, für ein „klingendes" Patengeschenk. Land- und Dolkswirlschaftlicbcs. — Saatenstand im Deutschen Reiche Mitte August, wobei 1 sehr gut, 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering bedeutet. Winterweizen 2,5, Sommer weizen 2,6, Winterroggen 2,7, Sommerroggen 2,6, Sommer gerste 2,7, Haier 2,9, Kartoffeln 2,3, Klee 2,7, Luzerne 2,7, Bewässerungswiesen 2,3, andere Wiesen 2,6. > - Vermischtes. * Sächsische Volkswörter. In der Vogelwelt erfreut sich der Spatz einer besonders großen Zahl von eigenartigen Benennungen. Die schriftdeutsche Form Iper- ling erscheint wohl nur in der Redensart schimpfen wie ein Rohrsperling (ähnlich heißt es auch immer „singen wie eine Heidelerche"), und auch da in mundartlicher Aussprache als Sperlingk im östlichen, Spärlich im westlichen Erz gebirge, in der Mehrzahl Sparlche. Der Name wird gern zu einer Silbe zusammengezogen, zu Sperltzsch (Leipzig) oder Sperk, auch Spirk; außerdem heißt er im Niederland Spunzch, Schniltzch, Jrlb (Nachahmung des Naturlautes) und Mimbs; aus Lausigk wird Skazier verzeichnet. Weitere Angaben sind besonders über diese Namen erwünscht. Nach dem Naturlaute ist auch der Bergfink im Westerz- gebirge Quäkr benannt. Zu Einsilbern werden auch gern die Namen der drei einen „Satz" bildenden Sänger ver kürzt: Hampflch (mittelhochdeutsch keufelinc:), Stilz (neben Stillitz und Zütsch oder Zetsch, worunter allerdings in Urwat -Wetter nntmcrchung en. Zurückgekehrt vom Grabe unserer heißgeliebten, unvergeßlichen Gattin und Mutter, der Frau Gutsbesitzer Hanne Christiane Grießbach geb. Vetter aus Dippelsdors, drängt es uns, allen Verwandten, Nachbarn, Freunden und Bekannten für den zahlreichen Blumenschmuck, das freiwillige Tragen und die vielen Beweise auf richtiger und herzlicher Teilnahme beim Heimgange der teuren Entschlafenen unseren herzlichsten Dank auszusprechen. Insbesondere Dank den Frauen von Dippelsdorf und Buchholz fiir die herrliche Palmenspende, ferner Herrn l)r. Fröhmer für die rastlosen Bemühungen, Herrn Lehrer Hennig und Kantor Gründel für die erhebenden Gesänge. Dank noch Herrn Pastor GerSdorf für die trostreichen Worte am Grabe. Möge Gott allen ein reicher Vergelter fein. Dir aber, Du teure Entschlafene, die Du viel gelitten und viel zu frühe von uns geschieden bist, rufen wir ein „Ruhe sanft" in die Ewigkeit nach. Dippelsdorf, den 28. August 1905. Die tieftrauern-en Hinterbliebenen. /ru/- Z — Kosiüme suckcn- olusen- ssa88ON5: ftt.12.1». 24. 50 et< Wer nack Vresoke/r Va/ne/r- Tktänte/ Lperial //aus