Volltext Seite (XML)
Sächsische oorszeitung l«legramm-6dr.: Vorfzeitung Dreidrn. Ur. 203 Bezugsbedingungen: .v-rfMung-<rsch<<«» !«»«« woch«»»«, Mchmitta,, » Uhr mit dem v«t»m d« T«,«. v» v«M,»,«vichr d*trü«l IM) Mar» MNrliührlich »»« t>0 psg. sttr jrd«, Ul«««t. Di« ^»rKrtw»«" ist brzirhm, durch dt» kaiirrlichrn p,ttü»1laU«, di« c«n-dr»eftr«^r u»d durch ^errvot««. vri frrier Liesrruog in» Hou» erhed, tz», P»st noch dt» Sustellungrgedühr mm 4» Pf* Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Vonntags-Vlatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ugl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden (vherlötznitz und Radebeul. Dresden, Freitag, den I. September 1905. Anzeigen-Preise: VK «dhpalttg« S«tl« I» pfg^ »utter 40pfa. Nn^i<jrn.^nnadm« «r'olgt dk mtttaDD »2 Uhr. — unuahmepeH«« lind. Uufrr» che!chäN»ft«a«, N^n« vtöchner -kMff« »r. «» Invalidrndanck. ka«>rnst«in LrVoalrr, Nud Mo i«. <ö. Q Vaud« S- Co. in Lripzio, Ziankpptt «.In.; <b tl»hltntl«si«l»dorf; Kuoo Müch!rrtn>l«tzßch«n. broda, Otto Vittrtch in Neitzrndorf. hu»» OÄtz tu crubnitz-Nruostra, LmU llollau in N«»«d«U, kUtd. Lrtmm tu Vr«,d«u.wSlfui,, Zckodrich »«mch«N tu Loiftdaitd«, Otto Nun«th tu Cott«. N.u, Zourich tu Lofchmttz. Telephon: Dresden, Nr. 3916. 67. Jahrgang. Das -tenefte. Kaiser Wilhelm gratulierte anläßlich des Friedensschlusses dem Präsidenten Roosevelt herz lich zu diesem Erfolge seiner Bemühungen. Die Beobachtung der Sonnenfinsternis in der Totalitätszone zu Burgos lieferte wertvolle wissenschaftliche Resultate. Der Dampfer „Eleonore Wörmann" mit den auf der Studienreise nach Westafrika befindlichen Neichstagsabgevrdneten an Bord ist wohlbehalten in Viktoria im Kamerungebiet angekommen. Die Choleraerkrankungen im Weichsel gebiet nehmen weiter, zu. Bis zum 30. August waren 2<» verdächtige Erkrankungen gemeldet. Davon wurden 12 bakteriologisch als Cholera festgestellt; 6 da von endeten tödlich. Das englische Geschwader ist heute von Swinemünde in See gegangen. Mit der Aufstellung des Friedensvertrages zwischen Rußland und Japan ist gestern von den Be vollmächtigten beider Parteien, Professor v. Martens und Mr. Tennison, begonnen worden. Die sozialdemokratischen Gewerk- sebaften im Jahre 1904. Die unter sozialdemokratischer Leitung stehenden „freien" Gewerkschaften haben nn Jahre 1904 einen weiteren Fortschritt gemacht, der namentlich für die jenigen harmlosen Gemüter, die noch immer nicht ein sehen wollen, daß es die allerhöchste Zeit ist, dem Heer bann der Umsturzpartei eine gleich festgefügte Phalanx entgeqenzustellen, Veranlassung sein sollte, einmal über die Notwendigkeit geschlossener Organisationen gegen die Sozialdemokratie ernstlich nachzudenken. Die „freien" Gewerkschaften, diese Rekrutenschulen der Sozialdemo kratie, haben nämlich im Jahre 1904 die erste Million Mitglieder überschritten. Im 2. Vierteljahr des Vorjahres zählten die sozial demokratischen Gewerkschaften 1 044 713, im 3. Viertel jahr 1099 835, im 4. Vierteljahr 1 116 723, und im Jahresdurchschnitt 1 052 108 Mitglieder. Am Jahres schluß 1904 hatte ein dritter Verband das erste Hundert tausend Mitglieder überschritten und im Anfang des Jahres 1905 ist ein vierter Verband zu einer Mit gliederzahl von mehr als 100 000 gekommen, während ein Verband das zweite Hunderttausend Mitglieder er reicht hat. Im Anfang 1905 hatten Mitglieder: der Metallarbeiterverband 205 507, der Bergarbeiterverband 140000, der Maurerverband 130 129, der Holzarbeiter verband 105 386, das sind zusammen in diesen vier Verbänden 581022 Mitglieder, also 303 363 mehr als die gesamten Zentralverbände im Jahre 1891 hatten und rund so viel, als noch 1899 in allen Verbänden verrinnt waren. Diese gewaltige Entwickelung kommt auch zum Ausdruck in der Finanzgebahrung der „freien" Ge werkschaften. Während z. B. im Jahre 1891 diese Gewerkschaften in 49 Zentralverbänden vereinigt waren, dir insgesamt 1 116 588 M. Einnahme und einen Kassenbestand von nur 425 845 M. hatten, waren im Jabre 1904 im ganzen 63 Zentralverbände vorhanden. Und diese 63 Verbände hatten im vorigen Jahre (1904) > — sage und schreibe — eine Einnahme von etwa 20 Millionen Mark (genau 20 190 630 M.), eine Aus gabe von fast 18 Millionen Mark (genau 17 738 756 M) und einen Kassenbestand von 16 109 903 M.! Bon 1891 bis 1904 einschließlich vereinnahmten insgesamt die Zentralverbände 98 898 458 M. und verausgabten 88173370 M. Weiter sind aus den Mitteilungen für die sozial- , demokratischen Gewerkschaften, die der Reichstags- j abgeordnete Legten in Nr. 21 de- „Korrespondenz- i «Wie- der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands" (1905) veröffentlicht, vor allem sehr «mch die Beiträge, die der Einzelne al- Mitglied I smer Gewerkschaft bezahlt. Bon der Grsamteinnahme von 20 190 724 M. i 75^ Ä die Verbände der Metallarbeiter A' Maurer 2546237 M, Holzarbeiter 2 344 994 M., Buchdrucker 2 104 821 M., Textil arbeiter 9l6 93l M., Zimmerer 805 7l2 M., Bau arbeiter 713 799 M., Bergarbeiter 694 019 M., Handels- und Transportarbeiter 537 391 M, Fabrik arbeiter 480 368 M., Maler 452 372 M., Tabak arbeiter 393 073 M., Brauer 315 476 M. Auf den Kopf der Mitglieder berechnet, zahlte jeder Notenstecher 111,3l M., Buchdrucker 54 M., Buch drucker (Elsaß - Lothringen) 48,85 M., Formstecher 44,80 M., Bildhauer 38,90 M., Vergolder 32,25 M., Porzellanarbeiter 30,89 M., Steinsetzer 29,35 M, Hutmacher 27,35 M, Handschuhmacher 26.33 M., Kupferschmiede 25,79 M., Zigarrensortierer 25,03 M., Töpfer 24,72 M., Holzarbeiter 24,15 M., Müller 24,05 M., Lithographen und Steindrucker 23.41 M, Tapezierer 22,94 M., Zimmerer 22,44 M., Stuckateure 2161 M., Bauhilfsarbeiter 2l,47 M., Glasarbeiter 21,33 M., Gastwirtsgehilfen 20,69 M., Tabakarbeiter 20,20 M., Maler 19,79 M., Maurer 19,76 M., Sattler 18,98 M., Glaser 18,90 M., Barbiere 18,85 M., Metallarbeiter 18,78 M., Bäcker 18,63 M., Buchbinder 17,78 M., Brauereiarbeiter 17,12 M., Textilarbeiter 17,12 M., Lederarbeiter 16,92 M., Seeleute 16,43 M., Hafenarbeiter 16,23 M , Graveure und Ziseleure 15,82 M, Konditoren 15,76 M., Kürschner 15,32 M, Steinarbeiter 15,17 M., Zivilmusiker 14,83 M., Han dels-, Transport- und Verkehrsarbeiter 14,79 M., Werftarbeiter 14,77 M., Lagerhalter 13,07 M., Böttcher 12,97 M-, Schmiede 12,84 M., Gärtner 11,76 M., Fleischer 11,75 M, Schiffszimmerer 11,27 M., Schneider »0,98 M., Dachdecker 10,7l M , Handlungsgehilfen 10,47 M, Bureauangestellte 10,37 M., Gemeinde betriebsarbeiter 10,16 M., Fabrikarbeiter 9,76 M., Schuhmacher 9,63 M., Buchdruckereihilfsarbeiter 9,38 M., Maschinisten und Heizer 9,26 M, Bergarbeiter 9,21 M., Portefeuiller 8,26 M, Wäschearbeiter 7,67 M., Asphal teure 7,41 M., Blumen- und Federarbeiter 5,02 M. Aus dieser Zusammenstellung, die von der sozial demokratischen Opferwilligkeit ein glänzendes Zeugnis ablegt, geht hervor, daß der geringste Beitrag der Blumen- und Federarbeiter mit 5 M. und 2 Pf. jähr lich zahlte, den höchsten aber der Nvtenstecher mit III M. und 31 Pf. Mit diesen Zahlen vergleiche man die Summen, über die z. B. nationale Vereine in Deutsch land verfügen: es sind geradezu lächerlich geringe Beträge, die wahrhaft beschämend sind für die Opferfreudigkeit ihrer Mitglieder. Tie meisten vaterländischen Vereine in Deutschland erheben durchgängig einen Mindest beitrag von nur 1 M. jährlich, weil sie sonst voraus sichtlich noch weniger Mitglieder bekommen würden, als das schon jetzt der Fall ist. Man wende nicht ein, daß die meisten bereits ja Mitglieder mehrerer derartiger Ver eine seien. Was aber will das bedeuten, wenn selbst der eine »der andere an 10 oder auch 20 Vereine 1 M. Jahresbeitrag zahlt, im Vergleich zu der Tatsache, daß in sozialdemokratischen Gewerkschaften Mitglieder bis zu IHM. jährlich Beiträge leisten und daß diese Mit glieder doch zum größten Teile auch noch zu anderen Organisationen, z. B. zu den sozialdemokratischen Wahl vereinen und anderen sozialdemokratischen Verbänden gehören und außerdem noch recht ost bei Sammlungen für Streiks, für die Revolution in Rußland usw. ihr Scherflein beitraben! Solange die Gegner der Sozial demokratie nicht in ähnlicher Weise bereit sind, für ihre Ideale auch pekuniäre Opfer in ausreichendem Umfange zu bringen, so lange wird die Sozialdemokratie den staatstreuen Kreisen immer einen erheblichen Borsprung voraus sein. Jene oben mitgeteilten Ziffern geben aber noch zu einer weiteren Bemerkung Veranlassung. Die Sozial demokratie benutzt als eines ihrer demogogischen Mittel zur Aufhetzung der Massen die angeblich unerträgliche Belastung der „auSgebeuteten" Massen durch Zölle und Steuern. Bekanntlich ist nun in keinem europäischen Kulturlande die Belastung des einzelnen Bürgers mit direkten und indirekten Steuern auf den Kopf berechnet so gering wie in Deutschland. Aber auch abgesehen von dieser Tatsache — eine Partei, die eS so vortrefflich versteht, ihre Anhänger gehörig zu schröpfen, wie die Sozialdemokratie, hat daS moralische Recht verwirkt, über irgendwelche Reichs-, Staats- und Gemeindesteuern ein Lamento zu erheben. Wäre die Sozialdemokratie überhaupt irgend welcher moralischen Anwandlungen nach dieser Seite hin fähig, dann fänden sie eme Riesenarbeit damit, zunächst einmal vor der eigenen Türe zu kehren und die Parieisteuern zuerst abzuschaffen. H-otirisctr- WelNctrau. Deutsches Reictt. Der Kaiser hörte gestern die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts Wirkt. Geh. Rats vr. von Lucanus und des Ministers von Beth- mann Hollweg. Gestern nachmittag- 4 Uhr erfolgte in München die Beisetzung der Prinzessin Adalbert in der Michaelishofkirche. Die Nachricht von der Erwerbung eines litauifchen Gutes durch den Kaiser bestätigt sich nicht. Das angeblich in Frage kommende Rittergut Schreitlaugken wird von dem Kaiserlichen Oberförster Freiherrn Speck von Sternburg für die Erben ver waltet und ein Verkauf dieser Besitzung ist in keiner Weise geplant. Die deutsche Schlachtflotte lief gestern abend in den Kaiser Wilhelm-Kanal ein Die Durchschleusung erfolgte des Nachts, so daß die gesamte Flotte heute in der Elbmündung eintraf. Der Kommandant der englischen Flotte Admiral Wilson stattete gestern nachmittag in Swine münde in Begleitung seines Flaggoffiziers dem Vize- konsul Rose, dem Landrat von Boetticher, dem Bürger meister von Graetzel und dem Stellvertreter des Stadt kommandanten, Oberstleutnant von Gronen, Abschieds besuche ab. Er sprach diesen Herren gegenüber sein lebhaftes Bedauern darüber aus, daß er infolge des schlechten Wetters verhindert sei, die den englischen Offizieren gewährte Gastfreundschaft, wie beabsichtigt, durch ein Bordfest auf seinem Flaggschiffe „Exmouth" zu erwidern. Die englischen Mattosen hatten gestern wieder Landurlaub. Es herrschte sehr schlechtes Wetter; der Verkehr von Privatfahrzeugen zwischen den englischen Kriegsschiffen und dem Lande war dadurch sehr ein geschränkt. Gestern abend gab im Elysium die Stadt Swinemünde 120 englischen Mattosen eine Festlichkeit. Die Abfahrt des englischen Geschwaders war für heute früh 8'2 Uhr in Aussicht genommen. „Die Zukunft Rußlands und Japans. Soll Deutschland die Zeche bezahlen?", so lautet der Titel eines vor einigen Tagen erschienenen Werkes von Rudolf Martin, Regierungsrat im Kaiser lichen statistischen Amte. In einem Teile der Presse ist das Werk, in welchem die politische Tendenz vor wiegt, bereits eingehender besprochen worden. Aber daraus, daß der Verfasser Regierungsrat im Kaiserlichen statistischen Amte ist, wurde der unseres Erachtens verfehlte Schluß gezogen, als besitze das Werk selbst ebenfalls einen amtlichen Charakter. Bei auch nur oberflächlicher Durchblätterung des ganz interessant ge schriebenen Buches muß die wiederholt hypothetische Form der Voraussetzungen, aus denen dann ganz kategorische, jedoch rum Teil völlig verfehlte Schlüsse gezogen werden, ausfallen; amtliche Bewertung kann deshalb diesen Aufstellungen unmöglich beigemessen werden. Es dürfte sich hier lediglich um eine Privat arbeit eines Beamten handeln. Die häufig wieder kehrenden Hypothesen bei den wichtigsten Fragen geben dem Buche eine tendenziöse Färbuim Deshalb bedürfen die mitgettilten Daten gegenüber oer fraglos wichtigen Materie über die Fiuanzttast Rußlands, wobei finanzielle Interessen Deutschlands sehr stark ins Spiel kommen, einer genaueren Prüfung, zumal andere, aber streng wissenschaftliche Werke über die Finanzttast Rußlands, wie das des Professors Helfferich (erschienen in der „Marine-Rundschau"), bei weitem nicht zu einem solch pessimistischen Ergebnisse gelangen, wie Regierungs rat Martin. Der Frankfurter Magistrat hat sich an alle größeren preußischen Städte mit der Frage gewendet, ob sie bereit seien, gemeinsam mit Frankfurt a. M. Maßnahmen zur Linderung der Fleischteuerung zu treffen. Der Breslauer Verbandstag der Ver- waltungSbeamten der Krankenkassen und Be- rufsgenossenschaften Deutschlands beschloß, an gesichts der drohenden Verstaatlichung der Kassen, den Anschluß ihrer Organisation an die Generalkom mission der Gewerkschaften Deutschlands. -l>eslerreich - Ungarn. Sämtliche deutsche Stadtgemeinden Westschlesiens werden in den nächsten Tagen Petitionen an den Ministerpräsidenten und das Justizministerium richten, etwaige Absichten auf die Einführung der Doppelsprachigkeit bei den