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sächsische Vorszeitung Bezugsbedingungen: IM „Vorf^ttung- erscheint f«d«n Wochentag i Uhr mit dem Votum de» folgenden Hy«. vt< v«^>g»g«bühr betragt 1^0 Marl ^».ijLbrliL oder bv Ma. für irden Monat. Vie ^orfzeimng" ist zu beziehen durch di« kaiferiichen VHtanftaiten, di« LanbdriestrLger und durch Solen Sei freier Lieferung in» hau, erheb« »t, poft noch di« Sustrllungsgedühr von «b pfg. x^tgramm-Kdr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Agl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« «infpolngr Sril« I» pfg, unirr „«tngesau»«- «Mg- -inzr^rntlnnühnik rrfvlql bt» nMMM 12 Uhr. — nnnahm«IteH«n find: Unfe« OefchLftrftell«, klein« Mritzner Golf« Ur. «, Invaltdendank, haasenstrin K Vogler, Nu». Mols«. <b. L. Vaud« kl L». in Leipzig. Frankfurt». M.; » UohltnN.if«I»d»r,; kug»Müchl«rinU»,,ch.n. droda, Otto vtttrich in neitz«»dorf, Hugo Opitz in Leubnitz-Neuoftra, tmil llollau in Nadrdrul. lku» ibrinnn in Vreden.Wölfnitz, Friedrich Heuchelt in Lohebaud«, Otto ltunath in Cotta, Mar Feurich in Losch wttz. Telephon: Dresden, Nr. 2416. Ur. 196. Dresden, Donnerstag, den 24. August 1905. 67. Jahrgang. Das VteueKe. Die Thüringer Stadtgemeinden haben wegen der enormen Fleisch Verteuerung bei ihren Vertretern im Bundesrat und beim Reichskanzler auf tele graphischem Wege Beschwerde erhoben. Die Fleisch preise sind in Thüringen bis zu 40 Prozent gestiegen. Das Hofmarschallamt des Prinzen Heinrich von Preußen teilt mit. daß die Meldung von einer beabsichtigten Reise des Prinzen nach Amerika völlig unbegründet ist. Die Verhandlungen zwischen den Regierungen von Schweden und Norwegen über die Auflösung der Union werden jetzt sofort beginnen. Vier Franzosen wurden in Tanger von einer marokkanischen Bande angefallen uud beraubt. General Stössel hat gegen die Urheber der russischen Zeitungsartikel, die ihn wegen seiner Haltung in Port Arthur angriffen. Klage erhoben. Die für gestern anberaumte Sitzung der Frie denskonferenz in Portsmouth ist auf heute ver schoben worden. Kommende Weltwirtschaftspolitik. , Der Begriff der Weltpolitik war unsern Vätern unbekannt; nur wenige hochbegabte Geister der früheren Zeit vermochten ihre Bedeutung in undeutlichen Um rissen zu erkennen. Die Weltpolitik ist das Ergebnis der weltwirtschaftlichen Entwickelung, in die uns die Gegenwart mit thren vielverschlungenen internationalen Beziehungen hineingeführt hat. Was ist Weltwirtschaft? Die beste Antwort auf diese Frage finden wir in einer ebenso fesselnd wie belehrend geschriebenen Broschüre von Paul Dehn „Kommende Weltwirtschaftspolitik" (Berlin, Trowitzsch und Sohn), in der es heißt: „Weltwirtschaft Ä ein Zustand, der auf einer gewissen Solidarität der Staaten und Völker beruht. Diese Solidarität er weitert und vertieft sich noch fortwährend. Kulturell: Än allen Kulturfortschritten der Gegenwart sind alle Mer beteiligt. Sozial: Alle Kämpfe, Sorgen und Gefahren sind ihnen gemeinsam Politisch: Fällt irgendwo ein Schuß, so erregt es allerwärts Alarm. Wirtschaft lich: Wenn es an der Börse von Kalkutta kracht, kracht es auch an den Börsen von London und Berlin. Eine Hungersnot in Indien oder China wird selbst in den entlegensten Jndustriebezirken Europas, auch in Deutsch land. wenngleich nur mittelbar als eine Verminderung der allgemeinen Kaufkraft, empfunden." An dieser weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Gemeinschaft der Kulturvölker hat auch das Deutsche Reich seinen gebührenden Anteil. Kolonien und Jnter- chengebiete in allen Erdteilen nennen wir unser eigen. Viele Tausende deutscher Staatsbürger wirken als Pioniere deutschen Gewerbefleißes und Unternehmungs geistes im Auslände und mehren durch ihre Tätigkeit den Ruhm des deutschen Namens und den deutschen Wohlstand. Eine Handelsflotte, welche die zweitgrößte der Welt ist, erobert dem deutschen Handel ein Absatz gebiet nach dem andern. Wem kann es da noch zweifel haft sein, daß wir Weltpolitik treiben müssen, im Inter este der Erhaltung unseres Nationalvermögens, unserer Bolkskraft und unseres Ansehens unter den Völkern und Staaten der Erde ? Kerne Weltpolitik ist aber denkbar ohne Seewehr. Handel und Unternehmungs geist eines Volkes können noch so glänzend, noch so voll von eigener Rüstkraft sein, sie werden auf die Dauer doch immer nur da sich festsetzen, wohin der bewaffnete Arm ihres Staates zu reichen und ihren friedlichen Wettbewerb erfolgreich zu schützen vermag. Darauf beruht derTrfahrungSsatz, daß der Handel der Flotte folgt. Eine starke, eindrucksvolle, aktion-bereite Flotte ist «cher geradezu als der Bahnbrecher der weltpolitischen T^nckelung eines Staates zu bewerten und für die Forderungen, welche die Gegenwart nach dieser Richtung E, so unentbehrlich, daß ihr Mangel mit der Herab- drnckung einer Nation auf die Stellung einer Macht zweiten Range- für gleichbedeutend erklärt werden mutz. Unsnr öfikntlicke Meinung über die Gründe, welche me Schaffung einer starken Seemacht zu einer LebenS- Deutsche Reich machen, aufgeNärt und der Manne nebst den überseeischen Verhältnissen und ^mrressen zu einer wahrhaften Volkstümlichkeit ver holfen zu haben, ist ein Verdienst Kaiser Wilhelms II. Mit scharfem Blick hat der Schirmherr des Reiches früh erkannt, daß „uns eine starke deutsche Flotte bitter not ist". Eine Riesenarbeit gehörte dazu, um das deutsche Volk, das doch eigentlich fast ganz aus geborenen „Landratten" besteht, zu einer seemännisch-weltpolitischen Auffassung zu erziehen! Und doch ist die Lösung dieser Aufgabe, die zuerst an tausend und abertausend Ketten zu hängen schien, in verhältnismäßig kurzer Zeit und mit überraschender Wirkung geglückt, dank der ziel bewußten Anregung unseres Kaisers. Politische Weltsckau. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise unternahmen gestern nachmittag von Wilhelmshöhe aus einen Aus flug zu Wagen nach dem Baunsberg, wo der Tee ge nommen wurde. Am Abend begab sich der Kaiser mit den Herren des militärischen Gefolges in einem Sonder zug auf Bahnhof Wilhelmshöhe. Der Zug ging heute früh 3 Uhr 35 Min. über Altenbeken und Paderborn nach dem Sennelager, wo der Kaiser von 7 Uhr ab dem Exerzieren der Kavallerie-Division 8 des 18 Korps beizuwohnen bedachte. Der Kaiser hat zum Bau der Kirche und des Pfarrhauses in Wedereitischken bei Thorn die noch fehlende Summe von 23 000 M. geschenkt, so daß nun mehr die Baukosten gedeckt sind und die Bauarbeiten sofort begonnen werden können. Ferner hat der Kaiser für den Rathaus-Umbau in Löwenberg in Schlesien den Betrag von 20 000 M. gespendet. Der Kaiser hat auf ein Begrüßungstelegramm des Katholikentages wie folgt antworten lassen: „Durch die Worte warmer Vaterlandsliebe und treuer Anhäng lichkeit, mit denen die Generalversammlung des katholi schen Deutschlands Seine Majestät den Kaiser und König in dem heutigen Telegramm begrüßt hat, sind Allerhöchst dieselben hocherfreut worden. Seine Majestät lassen Ew. Durchlaucht bitten, allen Teilnehmern der Versammlung Allerhöchst ihren Dank auszusprechen. Im Allerhöchsten Auftrage von Lucanus." Das Hofmarschallamt des Prinzen Heinrich von Preußen teilt mit, daß die Meldung von einer beabsichtigten Reise des Prinzen nach Amerika völlig unbegründet ist. Prinz und Prinzessin Arisugawa von Japan kamen am Dienstag in Nagasaki an und wurden von einer von der Marine gestellten Ehrenwache empfangen. Vorlagen für den Reichstag. Für Unter seeboote werden im nächsten Etat, da die Versuche noch nicht abgeschlossen, 1'/2 Millionen Mark gefordert. — Die Vorlage betreffend den Bau einer Bahn von Lüderitzbucht südwärts zunächst bis Kubub, wird dem nächsten Reichstag bestimmt zugehen. Im Reichs-Versicherungsamt ist auch in diesem Jahre eine Statistik über Heilbehandlung von an tuberkulösen und anderen Leiden er krankten Versicherten ausgearbeitet worden. Die Statistik umfaßt alles, was die Versicherungsanstalten usw. sei es allein, sei es in Verbindung mit den Kranken kassen und Berufsgenossenschaften in den Jahren 1900 bis 1904 in Bezug auf die Heilbehandlung von Ver sicherten geleistet haben, und gibt auch lehrreiche Auf- fchlüsse über die hierbei in Bettacht kommenden Rechts verhältnisse, die einmaligen und dauernden Aufwendungen für Heilstätten, Gemeindepflege ufw., sowie über die Arten, die Orte und die Erfolge der Heilbehandlung. Da hierdurch die Bearbeitung ftr weitere Kreise, ins besondere auch für Krankenhäuser, Heilstätten, beamtete Aerzte usw. vieles Wertvolle bietet, so wird beabsichtigt, die Statistik zu veröffentlichen. Die „Köln. Ztg." schreibt zu den unfreundlichen französischen Preßäußerungen, welche die anaekündiate Unterstützung der französischen Beschwerde durch den deutschen Vertreter zurückweisen, Deutsch land habe Frankreich jegliche Unterstützung angedeihen lasten wollen, weil eS das deutsche Jntereste vorschrieb, so zu handeln. Logifcherweise hätte die deutsche Regie rung dafür, daß sie sofort zur Verteidigung des Rechts und der Verträge eingriff, die Anerkennung Frankreichs erwarten können. Bleibt sie aus, so werde Frankreich sich wider Willen die deutsche Unterstützung aefallen lasten müssen, denjenigen zum Aerger, welche sich schon darauf gefreut haben, behaupten zu können, Deutschland schließe sich aus, wenn eS gelte, für die Interessen der Zivilisation und für die Rechte der Europäer in Marokko einzutreten. „Alles wird nervös." Das Organ des ge werkschaftlichen Zimmererverbandes „Der Zimmerer" schreibt in einer Betrachtung über den Kölner Gewerk schaftskongreß und die Parteipresse: „Es ist eine offen kundige Tatsache, die sozialdemokratische Partei (wir können, ohne Widerspruch in den Kreisen unserer Kameraden zu finden, auch dreist sagen: unsere Partei) befindet sich seit langer Zeit in einer unangenehmen Situation, die in der nächsten Zeit noch schlimmer zu werden droht. Ihre wichtigsten theoretischen Lehrsätze haben sich als unhaltbar bezw. zweifelhaft herausgestellt. Die „Verelendungstheorie" hat aufgegeben werden müssen, die „Zusammenbruchstheorie" kann nicht auf recht erhalten werden, die „Krisentheorie" ist sehr zweifelhaft geworden, und so steht es auch mit der Auffassung der chronischen Ueberproduktion und anderen Lehrsätzen. Jedenfalls findet alles das in der wirt schaftlichen Entwickelung der letzten Jahrzehnte keine ausreichende Stütze. In den Arbeitermafsen ist zwar noch ein verhältnismäßig starker Glaube an diese Lehr sätze vorhanden, aber in den Kreisen der Parteiführer nicht und jedenfalls nicht in der politischen Arbeiter presse. Dadurch schon kommt die Partei in die Lage eines schwankendes Schiffes, und der Parteigenossen bemächtigt sich annähernd dasselbe Gefühl, wie man es bei den Passagieren eines schwankenden Schiffes wahr nehmen kann. Alles wird nervös." Ein Telegramm aus Lindi vom 22. August meldet: Der Kreuzer „Bussard" hat in Lindi den Ober leutnant zur See Wernecke mit einem Detachement von 12 Mann und mit einem Maschinengewehr zurück gelassen. Der Kreuzer ist heute früh nach Mikindani gegangen und hat dort ein Detachement, bestehend aus einem Maschinisten und 8 Mann, nebst einem Ma- schinengewehr, zurückgelassen. Heute abend geht der „Bussard" nach Kilwa-Kiwinje. Im Bezirke Lindi und in Mikindani sind bisher keinerlei Unruhen ausgebrochen. — Hamburger Kolonialkreise halten die Lage in Deutsch- Ostaftlka für höchst bedenklich; sie befürchten einen Aufstand der Wahche. Qesterreich-Ungarn. Gestern um 1 Uhr nach mittags fand in Ischl in der Kaiservllla ein großer Kronrat unter dem Vorsitz des Kaisers statt. Von der ungarischen Regierung nahestehender Seite verlautet, daß Fejervary noch einen allerletzten Kompromißversuch mit der Koalition machen will, bevor er zu Gewalt maßregeln schreitet. Der Kronrat, an welchem die drei gemeinsamen Minister und die beiderseitigen Minister präsidenten teilnahmen, dauerte bis 5 Uhr nach mittags und beschäftigte sich mit der durch die ungarische Krisis geschaffenen Situation, u. a. speziell mit der Frage der Fortführung der Handelsverttagsverhand- lungen. Für die Eventualität, daß bis zum Wieder zusammentritt des ungarischen Reichstages keine Lösung der ungarischen Krise eingetteten ist, wurden die er forderlichen Beschlüsse gefaßt. Gegenüber Nachrichten verschiedener Organe des In- und Auslandes muß kon statiert werden, daß eine Aenderung in der Auffassung der maßgebenden Kreise hinsichtlich der militärischen Frage seit Beginn der ungarischen Krise nicht ein getteten ist. Der Unterrichtsminister zog die Verord nung zurück, wonach an allen deutschen Gymnasien Mährens event. der Lehrkörper dafür votiere, daß die tfchechische Sprache als obligatorischer Gegenstand ge lehrt werden solle. Rußland. Die Eröffnung der Reichsduma wird im Februar in Gegenwart des Zarenhauses, der Minister und des diplomatischen Korps stattfinden. Zwei Wochen vor der Eröffnung werden die Mandat? der Abgeordneten geprüft werden. Für die ersten Sitzungen ist die Vorlage über Reform der Kommunal Verwaltung vorgesehen. Alsdann sollen die Berichte der Minister und Interpellationen der Abgeordneten entgeaengenommen werden. Gedweden. Infolge des den Anforderungen des schwedischen RelchstagS entgegenkommenden Beschlusses des Storthings hinsichtlich der Auflösung der Union werden voraussichtlich die Verhandlungen, welche in dem schwedischen Programm als Vorbedingung der Auflösung der Union aufgestellt sind, jetzt ohne Ver zug stattfinden. Norwegen. Der Storthing hielt gestern vor mittag eine geheime Sitzung ab, um die Vorlage de