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Sette v. — „Sächsische Dorfzettung." — 23. August 1905. Rücksicht zu nehmen. Die bisherigen Untersuchunaen genügen noch nicht, um das ganze VariationSbild der mongolischen Rasse auch nur annähernd zu ermessen. Er liegt aber schon einiges Material da»u besonders aus Russisch - Asien vor, auf das der Verfasser, da er zunächst nur die Ostasiaten im engeren Sinne behandelt, noch nicht einging. Mit der Bezeichnung der Mongolen als „gelber" Rasse scheint es trotz aller Kontroversen, die darüber bestehen, doch seine Richtigkeit zu haben, wenigstens soweit Ostasien in Betracht kommt. Der japanische Anatom Abachi hielt diese Farbenbezeichnung anfangs für unzutreffend, zumal bie gelbe Nasse selbst in der braunen Grundfarbe ihrer eigenen Haut keinen gelben Ton herausfindet. Als er aber einige Zeit in Europa gelebt und sich ihm dadurch offenbar die weiße Haut farbe der Europäer fest eingkprägt hatte, erkannte er den Ton der Haut seiner Landsleute und sah sie so gelb, als ob sie an Ikterus leiden würden. Diese Beobachtung machen alle Japaner in Europa. ES kommt hier augenscheinlich viel auf Uebung und Ver gleichung an. Die nach Europa fahrenden Japaner finden, nach einer Beobachtung Adachis, auf der Reise in Hongkong, wo die Dampfschiffe kurze Zeit verweilen, viele Leute, mit denen sie immer Japanisch zu sprechen anfangen. Wenn sie nach Monaten oder Jahren zurück kommen, finden sie nicht mehr so viele Japaner in Hongkong. Der Grund liegt nach Adachi darin, daß jene vermeintlichen Japaner in Wirklichkeit meistens Portugiesen waren und die heimkehrenden Japaner durch den sieten Anblick der weißen Hautfarbe der Europäer besser für das Erkennen des gelben Tones der japanischen Haut geschult waren. Tages - Ereignisse. — Berlin. Ein schwerer Unfall beim Motorrad- fahren ist Herrn Otto Neumann-Hofer, dem früheren Di rektor des Lessingtheaters, in der Nähe von Detmold zu gestoßen. Herr Neumann-Hofer befindet sich bereits seit Mitte Juli auf einer Reise. Bei einem Ausflug in die Umgegend der genannten Stadt fuhr er an einer scharfen Kurve gegen einen Baum und brach dabei ein Bein und mehrere Rippen. — Breslau. In einem Keller in der Adalbert- straße erfolgte gestern mittag bei der Aufstellung eines elektrischen Motors eine Benzolexplosion. Ein Ingenieur und der Geschäftsinhaber Käufer wurden getötet sowie drei Ingenieure schwer und ein Arbeiter leicht verletzt. — Posen. Beim Verzehren seines Vesperbrotes ist der 77 jährige Wirt Joseph Bacik in Schildbcrg infolge zu hastigen Essens erstickt. — Stettin. In der Aue bei Riegen kenterte in folge eines Windstoßes ein mit fünf Knaben besetze- Segel boot. Der 11jährige Sohn des Ingenieurs Petersen und der gleichalterige Sohn einer Witwe Christophersen er- tranken, während sich die drei anderen durch Schwimmen zu retten vermochten. — Gera. Die Pilzvergiftung, über die wir bereits berichtet haben und der Herr Restaurateur Weise hier bereits am Sonnabend vormittag erlegen ist, hat wieder zwei weitere Opfer gefordert. Die Frau verehel. Lämmer- zahl und deren 14 Jahre alter Sohn, die auch von dem Pilzgericht genoffen hatten, sind am Sonnabend ebenfalls noch gestorben. Die Frau Weise liegt noch bedenklich krank danieder; zwei andere Personen, die auch von den zu- bereiteten Pilzen gegessen hatten, sind außer Gefahr. — Jena. In Lehesten bei Dornburg wurde gestern der 25 jährige Maurer Hugo am Ende nach einem gering fügigen Zwist von seinem Vater erstochen. — Wiesbaden. In der Nähe von Wiesbaden fuhr ein Automobil in eine Schar von Ausflügler» hinein, wobei eine Dame ihren Tod fand. — Frankfurt a. M. Die Depotunterschlagungen im Warenhause Staeffer belaufen sich auf 4 500 000 M. Nach Mitteilung der „Oberrheinischen Korrespondenz" sind viele kleine Leute geschädigt. — Hamburg. Eine blutige Ehetragödie hat sich in Eimsbüttel abgespielt. Der dort wohnende Arbeiter Horn drang in die Wohnung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau ein und feuerte auf deren Weigerung der Wiederaufnahme der ehelichen Gemeinschaft gegen sie zwei Schaffe ab. Die Frau wurde schwer verletzt. Horn brachte sich dann selbst eine Schußwunde in die Brust bei. Beide liegen im Krankenhaus; ihr Aufkommen ist zweifelhaft. — Schluckens» t. Böhmen. Infolge falscher Weichenstellung entgleiste auf dem hiesigen Bahnhof ein Personenzug. Sechs Wagen wurden arg beschädigt; fünf Passagiere wurden erheblich und mehrere leichter verletzt. Der diensthabende Beamte erschoß sich dieserhalb. — Teplitz-Schoenau. Der Posamentierer Schu mann ermordete seine Kinder im Alter von zwei und vier Jahren, indem er sie so lange unter Wasser hielt, bis sie erstickt waren; der Mörder ist flüchtig. — Wien. Der hiesige Galanteriewarenhändler Georg Mayer, der am Samstag abend in Karlsbad auf offener Straße auf den Platzagenten Wilhelm Greipel aus Eifer sucht fünf Revolverschüffe abgab, ohne jedoch zu treffen, stellte sich selbst der Wiener Polizei. — Rom. Als die Königin-Witwe Margherita am Sonntag im Automobil die Straße am Kleinen St. Bern- Hard heraufgefahren kam, stieß der Wagen auf einige Steine, die von fünf kleinen Burschen, Kindern der Bergbevölkerung, auf die Straße gelegt worden waren. Bei dem Zwischenfall ist niemand verletzt worden. Auch die Beschädigungen am Auto mobil waren so leicht, daß es nach kurzer Zeit wieder fahrbereit war. Die Knaben, von denen einer 15, die anderen weniger als 11 Jahre alt sind, erklärten bei ihrer Vernehmung, sie hätten nicht gewußt, daß es der Wagen der Königin-Witwe sei. Sie seien gegen die Automobile aufgebracht, weil diese die Kühe und Hunde erschreckten. Die Eltern der Burschen kamen herbei und baten die Königin-Witwe, die bei der Bergbevölkerung sehr beliebt ist, mit herzlichen Worten um Verzeihung. — Zürich. In der Ortschaft Glanz (Steiermark) spielten die beiden Kinder des Landwirts Darmuth (2 und 4 Jahre alt) auf dem Hausboden mit Streichhölzern und verursachten einen Brand, dem beide zum Opfer fielen. - Warschau. In Tiflis ist ein deutscher Millionär namens Kugler auf eigenartige Weise umgekommen. Er hatte sich einen Bärenzwinger zugelegt und machte die Bären von Zeit zu Zeit betrunken, um dann mit ihnen Ringkämpfe aufzuführen. Den bezechten Bären gegenüber blieb er bisher stets Sieger, einer jedoch, der mehr vertrug als die andern, drückte Kugler tot. Gemeinnütziges. — Petroleumflecke aus Marmor entfernt man da- durch, daß man eine Mischung aus 2 Teilen Soda, 1 Teil geschlämmten Bimsstein, 1 Teil feinst gepulvertem Kalk zu einer Pasta macht und mit dieser den Fleck ab- reibt und mit Seife und Wasser abwäscht. — Seide plätten. Man nehme niemals ein zu heißes Eisen und lege zwischen Stoff und Plätteisen stets ein weißes Blatt Papier. Die Seide wird glänzend, wenn man sie zwischen zwei Bogen Papier legt und während des Plättens langsam durchzieht. — Reinigen von Stempeln. Stempel werden mit Petroleum gereinigt. Man nimmt eine kleine Bürste, befeuchtet sie mit Petroleum, bestreicht damit die Stempel und reibt sie zuletzt mit einem Lappen ab. — Bernstein kittet man durch Bestreichen der Bruch stellen mit Aetzkali und festes Zusammendrücken der auf einandergepaßten Bruchstücke. — Bunte Kreide erhält man durch Anreiben von gutem sogen. Pfeifenton (Argilla) mit Wasser und Zusatz von Ultramarinblau, fein geriebenem Ocker (gelb) oder gebranntem Ocker (rot), sowie anderer Malerfarben. Die so erhaltene Paste wird dann in geölte Metall- oder Holz- formen gepreßt und langsam bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet. — Fensterkitt. Einen sehr guten und wasserfesten Fensterkitt (Glaserkitt) kann man sich selbst Herstellen, wenn man einen Teil Kreide und einen Teil Bleiweiß mit Le«, vlfirnis untereinander mischt und zu einem Teig knetet. Um die Masse geschmeidiger zu machen, kann man etwas Terpentinöl zusetzen. — Res-würstlein. Man kocht in »/. Liter Milch 125 Gramm gebrühten Reis weich und dick ein, läßt ihn erkalten, fügt ein Stück Butter, da- schaumig gerührt wurde, sowie zwei Eier und Zucker bei, und wenn der Teig zu weich, noch Mehl dazu und formt Würstchen daraus, die man in Semmelbröseln umwendet und ent- weder in der mit Fett bestrichenen Pfanne oder in steigen- dem Schmalz bäckt. Brühlsche Terrasse in Dresden. (1905) „Brühlsche Terrasse!" — Wie tönt mir so hell und sym pathisch der Name, — Und mit Dresden so fest scheint er im Wesen verknüpft! Mit genialischem Blick erkor Graf Brühl, der Minister, Sich zum Garten den Platz — freilich zu eignem Gebrauch; Doch der russische Fürst, der zeitweis' Sachsen verwaltet, Ließ die Treppe erbau'n, ließ dann das Publikum zu Ruhmvoll galt die Terrasse nunmehr als „Altan von Europa": Achtzig Jahre wohl zog Fremde besonder- sie an. Auge, wende zunächst dich zum Höhenzuge gen Nordost, Schob die neuere Zeit manche der Brücken auch vor! Soll hinüber ich schau'n zu den Bauten der Dresdener Neustadt? . . . Blicke gen Westen ich noch, — welch ein vielseitiges Bild! . . . Lange, lange ist's her, da lernte Dresden ich kennen, Und am Abend sofort ging zur Terrasse der Schritt. Und ich schaute zur Elbe; — zum „Belvedere" gelangt'ich, Und so liebe Musik schallte aus festlichem Saal: Grade erklang im Konzert da- melodische „Ständchen" von Schubert — Das war die erste Musik, die ich in Dresden vernahm! Damals besucht' ich dann oft die Konzerte der Brühlschrn Terrasse, Manchen Ritter vom Geist lernte ich kennen im Saal. Graben-Hoffmann dort sah ich, den sprudelnden Meister der Töne, Welcher oft flotten Humor übte bei tiefem Gemüt; Eduard Oettinger auch, der — sonst so gelehrt und sarkastisch — Seiner „Alpnerin" einst weihte ein liebliches Lied. Dort begegnet' ich dir, zartfinniger Anton von Klesheim, Als dich dein „Mailüfterl"--Sang trug auf den Flügeln des Ruhms! — Manches Gebäude im Dienste der Kunst jetzt ziert die Terrasse, Schillingsche Gruppen derweil haben die Treppe verschönt. „Torniamenti" verschwand, das alte Cafe! ... Doch es bietet „Belvedere" auch heut sich als beliebtes Lokal. Brühlsche Terrasse? . . . Jetzt seh ich als Greis dich freilich nur selten, — Bon der Vergangenheit her bleibt mir dein Name doch wert! Carl Nicolaus von Gerbel-Emdach. Vermischtes. * Zur Charakteristik des Kronprinzen und des Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen liefert die „Allg. ev.-luth. Kirchenztg." einen interessanten Beitrag Anknüpfend an die Frage der Besetzung des norwegisch« Throne- schreibt das Blatt: „In London will man wissen, sie dächten an den Prinzen Eitel-Friedrich von Preußen. Dieser Liebling der Potsdamer soll durchaus überall Prätendent spielen. Früher hieß es, er werde zum König - - privat -Bekanntmachungen. Kurhaus Kleinzschachwitz. Heute Mittwoch den 23. August Kroßes Wititär-Aonzert von der Kapelle des König!. Sachs. Pionier-Bataillons Nr. 12. Direkt.: Lange. Abfahrt des Konzert-Talon-Dampfers von Dre-den-A. 3^0, von DreSden-9T. 3-», „ kofctnvitz 3", „ Klasetvitz 4 ". Rückfahrfcheine inkl. Konzertbons fürs Kurhaus ab Dresden ü Person M. 1.30, Kinder SO Pf., „ LoschwitzrBlasewitz „ „ „ 1.10, „ 80 „ Eintritt an der Kaffe 50 Pf. — Borverkaufskarten (6 Stück 2 M.) im Kurhause. Nach dem Konzert findet ein fnmitiäreS Tänzchen statt, s2j Hochachtungsvoll UoinrteU. Ichck M. Wen. Schönster Ansstnssort des Vlantuschkn Grundes. üiMm dn ZlnchtUM Lichard Pinkert. Kortüm«: iLclcen- oluren- Nt.12. IS.rS. SO -te Vresc/e/i Va/ne/i- Lperial //aus