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Amtliche ^Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Am 15. August ist der 3. Termin (Hcmeindeanlagen und das Lcdulgeld aus das 3. Vierteljahr 1905 fällig geworden und zur Vermeidung der zwangsweisen Beitreibung br» an die hiesige Ortssteuer-Einnahme zu bezahlen. Radebeul, am 21. August 1905. I. B.: Georgi, 1. Gemeindeältester. Acht-Uhr-Ladenschluß Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Königliche Kreis- hauptmannschast Dresden auf Grund von ß 139 t der Reichsgewerbeordnung angeordnet hat, daß in der hiesigen Gemeinde die offenen Verkaufsstellen vom 3. September d. I. ab, mit Ausnahme der Sonnabende und der Tage vor Fest- und Feiertagen, um acdt Ubr abends für den geschäftlichen Verkehr geschloffen sein müssen. Radebeul, am 21. August 1905. I. B.: Georgi, Gemeindeältester Nom russisch, japanischen Kriege. Zu den Verhandlungen der Friedenskon- serenz erhalten wir folgende- Telegramm: Präsident Roosevelt bot sich laut einer Portsmouther Meldung rum Schiedsrichter zwischen Japan und Rußland an. — Präsident Roosevelt hatte gestern eine Unterredung mit dem japanischen Finanzagenten Kaneko. Von den Friedensverhandlungen wird weiter gemeldet: Beide Parteien haben die Protokolle vor bereitet, die in der heutigen Sitzung der Konferenz vor gelegt werden sollen. Folgende- ist eine Uebersicht über die in den Protokollen enthaltenen Behauptungen bett. die von den Russen abgelehnten Artikel. Bezüg lich des 5. Artikels behaupteten die Japaner, daß ihr Anspruch auf den Besitz von Sachalin sowohl auf Grund ihrer nationalen Rechte, als auch deshalb voll gerecht fertigt sei, weil die Insel von der japanischen Streit macht schon besetzt sei. Die Russen behaupteten im Gegenteil, vor 1850 hätten die Japaner keinen Anspruch auf Sachalin gemacht und hätten nie die Insel koloni sieren können. Schließlich sei die russische Souveränität durch den Vertrag von 1875 definitiv anerkannt worden. Bezüglich des Artikel 9 verlangen die Japaner die Rück erstattung der Kriegskosten, da Japan auf Grund der russischen Angriffe und der Selbsterhaltung wegen ge zwungen worden sei, die Waffen zu ergreifen, und da die Japaner überall siebreich gewesen seien, sei Japan berechtigt, die Entschädigung zu verlangen. Rußland bestreitet, daß die Lage Japans eine solche sei, daß es auf dieser Bedingung bestehen müsse. Rußland erkennt nicht an, daß es überwunden sei und behauptet, Japan habe auf die Entschädigung keinen Anspruch, weil die japanischen Truppen kein russisches Gebiet besetzt hätten. Ein solches Verlangen sei ohne Beispiel. Rußland habe niemandem Entschädigung und Kriegskosten be zahlt, auch nicht, als Napoleon Moskau besetzt hätte. Betreffend den 10. Artikel erklärten die Russen, daß das Verlangen nach Uebergabe der internierten Kriegsschiffe den völkerrechtlichen Prinzipien wider spreche. Die Japaner behaupteten das Gegenteil und erklärten, die Einschränkung der russischen Seekriegs macht im fernen Osten sei unbedingt unentbehrlich im Interesse der Erhaltung eines dauernden Friedens. Rußland lehnt den Artikel gänzlich ab, fügt aber hin zu, daß es zu der Erklärung bereit sei, daß es keines wegs Japans Seemacht im fernen Osten zu bedrohen beabsichtige. — Minister Witte dementiert die Meldung daß Präsident Roosevelt ein Schiedsgericht für die Entscheidung der Streitfragen auf der Friedenskonferenz vorgeschlagen habe. Ach Vater bleib zu Haus! Skizze von G. Scharrelmann, Bremen. Es war frühmorgens. Die goldene Sonne warf ihre ersten Strahlen über die Dächer der Häuser und guckte mit ihrem leuchtenden Gesichte gerade in ein »eines Mansardenfenster hinein und auf zwei blühende Fuchsien, die hinter den Scheiben auf dem Fensterbrett standen. Ein langer Bindfaden war quer durch die Stube gezogen und reichte von einer Wand bis zur anderen.' Auf ihm baumelten wohl zwanzig frisch gewaschene Herren-Kragen und Vorhemden und ein Haufen Wäsche lag noch in einem Korbe, der auf einem Stuhle dicht beim Ofen stand. Das Plättbrett auf dem Tische dampfte ein wenig und ein junges Mädchen stand davor. Die Sonne schien ihm ins Gesicht und das Bügeleisen fuhr hin und her über ein weißes Vorhemd. Die Finger zupften eilig ein paar kleine Falten glatt, das Gesicht glühte und die Augen lachten. Ganz früh war Emma aufgestanden, der große Korb voll Wäsche mußte noch fertig werden. Es war solch schöner Tag heute und Sonntag dazu. Und wenn alles fertig war, mußte sie die Wäsche noch forttragen, aber sicherlich war sie schon wieder im Hause, ehe der Vater aufgestanden. Dann wollte sie schnell Kaffee kochen, recht starken Kaffee — Vater hatte sie ost ge scholten über daS dünne „Schüsselwasser", was sie ihm vorgesetzt hatte — und Brötchen holen und frische Butter. Die goldenen Sonnenstrahlen spielten mit ihren Haaren, die Backen glühten vor Eifer und Anstrengung, rw SM nach dem andern konnte sie aufhängen und knduy, endlich — gar manche- Lied hatte sie in- Pischen gesummt und gar manches Mal wieder da- Mn angewärmt — endlich war auch da- letzte Stück strtig. Sie legte den Wäschekorb sauber mit Zeitung-- Papier au-, packte alles hinein, strich sich schnell noch lauschte einen Augenblick an der «ammertür und als sie drinnen nicht- vernahm, ging str auf den Zehenspitzen hinaus. Gan» still war es nun im Zimmer. Nur die LN blicht, regte sich, nur ein feine- «ülkchen stieg noch vom Plättbrett auf. Da dröhnte unten auf der Straße die Elektrische. Die Räder kreischten in einer Schienenbiegung. Die Bremse mochte wohl angezogen werden. Es rührte sich in der Kammer. Stiefel wurden von ibrem Platze genommen, Wasch wasser eingegossen und dann die Türe geöffnet. Ein Mann trat in die Stube und sah sich ver wundert um. Emma! rief er mit tiefer Stimme und als niemand antwortete, ging er auf den Vorplatz und rief wieder: Emma! Die Haare hingen ihm unordentlich auf die Stirn. Die Augen blickten schlaff. Seine Hände zitterten un aufhörlich. Er setzte sich auf einen Stuhl und blickte ins Leere und blinzelte. Konnte er das Helle Sonnen licht nicht vertragen? Zwei tiefe Falten liefen von den Augen abwärts über die Backen zum Munde. Dann kam Emma wieder. Schnell stellte sie da- Plättbrett an die Seite und deckte den Tisch Als der Kaffee eingeschenkt war, setzte« sich auch der Vater heran. Er nahm eine Schnitte Brot, aber seine Hände zitterten dermaßen, daß er sie nicht mit Butter bestreichen konnte. Als er die Kaffeetasse zum Munde führen wollte, ver schüttete er fast den ganzen Inhalt. Emma mußte seinen Arm stützen. Ach Kind! Ach Kind! Nun siehst Du, wie nervös ich bin. Die Nerven sind krank, sie wollen nicht mehr. — Du könntest wohl mal eben über die Straße gehen und mir eine Flasche guten alten Nordhäuser holen. Du glaubst gar nicht, wie sehr der die Nerven stärkt. Emma sah ihn einen Augenblick groß an, dann stürzten die Tränen aus den Augen. Kind! Kind! Was ist Dir? rief der Vater erschreckt und sprang auf. O Vater, rief sie unter Tränen, glaubst Du denn wirklich, daß der Branntwein Deinen Nerven Hilst? Weißt Du wirklich nicht, daß er es gewesen ist, der Deine Nerven ruiniert hat? Vater, ich bitte Dich, ehe es zu spät ist, laß das Trinken. Rühre kein Glas mehr an! Ich bitte Dich um das Andenken unserer guten Mutter willen. Zuerst hatte der Vater verwundert zugehört, dann schalt er und fragte, wie sie wohl so etwas glauben könne; er wäre kein Trinker, er tränke niemals zuviel. Aber Emma blieb fest bei ihrer Meinung. Verstimmt standen sie vom Tische auf. Eilig machte sich der Vater zum Ausgehen fertig. Als er seinen Hut bürstete, trat Emma auf ihn zu und bat, ihn nicht sortzugehen. Ich habe noch etwas zu be sorgen! entgegnete er ihr. Sie aber ließ nicht nach mit bitten: Vater bleib' hier! Geh' nicht in die Bierhalle! Glaub' mir. Du ruinierst Deine Nerven durch jeden Schluck Bier und Branntwein noch mehr. Erst als sie ihn an die verstorbene Mutter er innerte, deren Geburtstag heute war und erst, als sie ihn gebeten hatte, mit ihr heute zusammen zum Kirch hof zu gehen, willigte er zögernd und mißmutig ein zu bleiben. Ruhelos wandelte er in der Stube umher, während Emma rasch die Wohnung in Ordnung brachte und dann gingen sie zusammen zum Friedhof. Emma nahm die beiden blühenden Fuchsien mit, um sie auf den Hügel zu stellen. Die Blumen hatte die Mutter vor Jahren aus Ablegern noch selbst ge zogen. Ja, als die Mutter noch lebte! Das war eine glückliche Zeit gewesen. Damals hatte der Vater noch nicht getrunken. Damals hatte er viel Geld verdient als Kassierer an der Bank. Aber al- die Mutter ein halbes Jahr lang krank geleben hatte und den Haushalt nicht versehen und Emma sie noch nicht ersetzen konnte, da hatte der Vater Ruhe und Behaglichkeit im Wirts- Hause finden lernen. Und als die Mutter starb, da hatten der Kummer und der Gram ihn völlig dem Trünke in die Arme getrieben. Und nun — hatte er seine Stelle verloren und das hatte er seiner Tochter überhaupt noch nicht sagen mögen. Und sie standen am Grabe der Mutter. ES gibt Stunden im Menschenleben, die übervoll sind von Er lebnissen und von denen man doch einem dritten nichts erzählen kann. Es sind die Stunden, in denen zwei Menschen sich finden und einander bis auf den Grund ihrer Seele schauen. Eine solche Stunde erlebte Emma am Grabe ihrer Mutter. Sie blickte den Lebensweg ihre- unglücklichen Vaters rückwärts und begriff schmerz erfüllt, daß es so mit ihm hat kommen müssen Und er, er selbst sah vor sich da- Stück Leben, da- ihm noch beschicken sein mochte. Er sah da- Ende des ge fährlichen Weges, den er beschritten hatte. Er sah sein Ende als Tnnker. Gegen Abend gingen sie heim. Manches. Wort des Trostes sprach sie zu ihrem Vater. Mit liebevollem Auge und manchem zärtlichen Hände druck suchte sie ihm sein Unglück zu erleichtern. Und er war ganz niedergeschlagen. Er fand den Mut, Emma zu beichten. Er versprach ihr, von dem Trinken zu taffen und fürchtete mit heimlichem Grauen, ihm doch wieder zum Opfer zu fallen. Emma mochte ahnen, was er fürchtete. In später Nachtstunde sann sie auf Hilfe Wenn sie nur einen Menschen fand, einen einzigen Menschen, der ihr guten Rat zu geben vermochte. Plötzlich fiel ibr etwas ein. Damals, als die Mutter noch lebte, hatt^ einmal auf einer VolkSabend- unterhaltung eine Dame gesprochen über den Kampf gegen den AlkoholismuS. Besonder- an die Frauen und Mädchen hatte sich die Rednerin gewandt mit der dringendsten Bitte, durch Anschluß an die Abstinenz bewegung mitzukämpfen in diesem Kampfe gegen den Volksfeind. Damals hatte sie den Vortrag furchtbar langweilig gefunden und heimlich gelacht über die „verrückten Abstinenten". — Ob sie einmal jene Dame, deren Adresse sie genau wußte, aufsuchen und um Rat fragen durfte? — * * * Vierzehn Tage später wanderte Emma mit dem Vater durch die Straßen der Stadt. Beiden war recht feierlich zumute. Waren sie doch auf einem Wege, der ihnen zu neuem Lebensglücke verhelfen sollte. Weit draußen in der Vorstadt lag in einer stillen Straße das Ziel ihrer Wanderung: ein LogenhauS des Gut templerordens. Sie wurden ausgenommen in den Orden. Als sie am späten Abend zurückkehrten, tief er schüttert und doch beseligt von dem, was sie gehört und gesehen, da wußten sie, was sic gefunden hatten: Eine große Schar Männer und Frauen, einen Freundes kreis für ihr Leben, neuen Mut, neue Hoffnung, Rettung aus den Krallen des Teufels, kurz: das Lebensglück! Zur Anthropologie der Mongolen. Eine unter diesem Titel veröffentlichte Studie von vr. F. Birkner, deren Ergebnisse im letzten Hefte des „Globus" mitgeteilt werden, faßt das Rassenbild der Mongolen im wesentlichen wie folgt zusammen: Daß die Ostasiaten tJapaner, Chinesen und Koreaner) in körperlicher Hinsicht zusammengehörig sind, zeigt die einfachste Beobachtung, wenn die Unterschiede der Klei dung und besonders der Haartracht Hinwegfallen. Chinesisch gekleidete Japaner sind von wirklichen Chinesen kaum zu unterscheiden und umgekehrt. Man darf daher annehmen, daß in den ostasiattschen Reichen im wesent lichen die gleichen Rassenelemente verbreitet sind. Doch sind innerhalb dieses „einheitlichen" Rasietypus gewisse Variationen vorauszusetzen schon wegen der großen Ausdehnung des im Laufe der Zeiten von den Ost asiaten erworbenen Wohnsitzes. Außer älteren, zum Teil noch erhaltenen, wenig bekannten Stämmen l Miautse, Mantse, Lolo im Südwesten von China, Ainu aus Jesso) sind im wesentlichen zwei Gruppen der Ostasiaten zu unterscheiden: eine malaio-mongolische und eine mandschu- koreanische. Letztere, der feinere Typus, umfaßt die heute in China herrschenden Mandschu, viele Nord chinesen, die Mehrzahl der Koreaner und einen nicht sehr großen Teil der Bevölkerung Japans. Am reinsten und verbreitetsten ist er in der Gegend des Sugari, sowie an der mandschurisch-koreanischen Grenze, wo nach Bälz sein Ursprungszentrum zu suchen ist. Da er auch im Südwesten der japanischen Hauptinsel ziemlich reich lich vertreten ist, ist es wahrscheinlich, „daß er durch die kalte Polarströmung dahin kam". Der zweite, malaio-mongolische Typus, der grobe japanische Typus, ist nicht leicht in die ihn zusammen setzenden Elemente aufzulösen. Seine Domäne ist China, während er in Korea nur im Südwesten reich licher auftritt. Daß er auch nach Japan kam, ist nicht zu verwundern bei der großen Seetüchtigkeit der Sud chinesen und Malaien, zumal die warme Aequatorial- strömung, die über Formosa und die Liukiuinseln nach Japan geht, die- begünstigte. Das summarische Bild des groben (malaio-mongolischen) Typus ist: gelbe Haut, straffes dunkles Haar von dickem, rundem Querschnitt, spärlicher Bartwuchs und spärliche Körperbehaarung, geringe Körpergröße, langer Rumpf, kurze Beine, meso- bis brachykephale Kopfform, abwärts spitz-ovaleS Ge sicht, da- durch Vorspringcn der Wangenbeingegend flach und breit erscheint, an der Wurzel und den Flügeln breite Nase mit relativ wenig vorspringendem Rücken und ebensolche Spitze, vortretend« Augen mit „Mongolen falte" und mit schmaler, schief nach außen-oben ge richteter Lidspalte. Der nordchinesische, mandschu - koreanische Typus zeigt jenes mongolische Exterieur in abgeschwächter Form; e- ist ein stattlicher, relativ aristokratischer Menschen schlag mit 70 Prozent über 165 Zentimeter Körper größe und absolut und verhältnismäßig größerem Kopf, schmälerem, lanaem Antlitz, weniger vorstehender Wange, abgerundetem Untergesicht, Monaolenauge, bester ent- wickelter, oft starker und hoher Nase. In Hautfarbe, Behaarung usw. bestehen sonst keine Unterschiede, auch sind blaue Kinderflecke regelmäßig. Offenbar haben wir es bei den Rordchinesen mit wirklichen Mongolen zu tun, bezw. mit echten Vertretern der gelben Raste, die nirgends über den Rahmen der auch für BolkSstämme anderer Rassen geltenden Variationen hinauStreten. DaS Verhältnis anderer Stämme, so der Malaien, zu den eigentlichen Mongolen ist noch näher festzustellen und dabei auf die anthropo - geographischen Emflüffe