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ZWifche Vorszeitung Anzeiger für Stadt und Land ',7-b» lele-raimn-Kdr.: Vorfzeitung Dresden. Bezugsbedingungen: » .Vvrs^wm«-«Ich-Kü >«»«" Woche»««« ^7--—,- b Uhr mit dem Votum de« f»l««nd«« VU vezu,»gebühr beträgt l« Mark ^«UltLhrUch oder b0 ptg. für jedeu M»«m Vie «vrf^ttung- ist N> beziehen durch di« kaiserlichen Postanstalten, di« Landbriesträger und durch Mier« Voten Sei freier cteferung in, tfau, erheb« di, Post noch di« S»st«llung»gtbithr von « Pf«. Anzeigen-Preise: Vie «tuspalrtge Seil, I» «pfa. Nnmigen-anm Ilnoalidendank, «faafenstetn ch. L. Vaud« S eö. in Lei» » Itohlin llesfel^orr; Lug broda. <vtto vtttrich in N«Ü Leudnitz-Neuostra, trnil No' Lrtinm in Vrimdeu-WSlfni in Lo s fr bände, Vtto liu, , , Zeurich in costhmttz. Telephon: Dresden, Nr. 2916. unMr „«n^»»d«- erfolH bi, intttoM llen sind: Unfern fner <5ail« Nr. «, v»aler. Nnb. M»!s«. g, j rankfum a. vl^ mit der Beilage: „Illustriertes Zonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl.Nmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlötznitz und Radebeul. .N Lr Dresden, Mittwoch, den 23. Nugust 1905. 67. Jahrgang Ur. 195 6§0ß> 1KI>« «dpich» et«» uch ,bo',üo »I 0,10» 0,10» O,Ä)t O.riO» 0^0 » )ir,2SL» t8,?b» )1L »' L,ö0 » 12b A t,-«l 1^0» 1>s» 8,->k >4,00 d» )I,bO «k 20-t« A,U» «,IS» 8d^>a ivr« 0V-» öS,-» 101^0« 103,80» Das Vteuefie. Heute findet in Ischl unter Vorsitz des Kaisers Franz Josef eine Beratung des österreichischen und es ungarischen Ministerpräsidenten sowie der drei ge meinsamen Minister über die ungarische Krisis statt. Samuel Maharero befindet sich mit seinen Söhnen und Unterhäuptlingen nach wie vor in eng lischer Polizeigefangenschaft. Minister Rouvier hat die Signatarmächte des Madrider Vertrages davon in Kenntnis gesetzt, daß er von Marokko Genugtuung für die Verhaftung eines Franzosen verlangt. Ueber ganz Kurland ist der Kriegszustand verhängt worden. Die Befugnisse des Generalgouver neurs wurden dem Kommandierenden des 20. Armee korps übertragen. Präsident Roosevelt bot sich nach einer Ports mouther Meldung zum Schiedsrichter zwischen Japan und Rußland an. Die russische Mission erhielt Telegramme von den im Felde stehenden Generalen, worin sie bitten, keinen unvorteilhaften Frieden zu schließen, da l die Armee des Sieges sicher sei. >l»!bo» tOLHO« W3,- * wirs» UH-» i, »»er «I»! lichen Erwerbe, und daß diese Leute körperlich voll er werbsfähig sind, geht schon daraus hervor, daß die Er satzreserve und der Landsturm im Kriege zum Dienste hinter der Front, wie z. B. als Trainfahrer, als Burschen, als Handwerker gller Art im Etappendienste und dergleichen herangezogen werden. So ist es durch aus unberechtigt, von einer Krüppelsteuer zu sprechen, denn die Steuer soll nur diejenigen treffen, welche mitten im Erwerbsleben stehen. Wenn alsdann bei der Erhebung der Steuer, wie dies in Oesterreich geschieht, darauf Rücksicht genommen wird, daß bei vorübergehen der, aber doch längerer Erwerbsunfähigkeit, bei Un glücksfällen in der Familie, bei Mißernte, Hagelschlag, Ueberschwemmung und dergleichen die Steuer ganz oder teilweise erlassen wird, dann wird man erkennen, daß die Wehrsteuer der einzig richtige und gerechte Aus gleich ist und daß nur durch die Wehrsteuer die all gemeine Dienstpflicht hergestellt wird. Seit mehr als 20 Jahren ist die Wehrsteuer in Oesterreich eingeführt, noch länger in der freien Schweiz, in welcher die Steuer 22 Jahre laug erhoben wird und zwar im Höchstbctrag von 2000 Franken im Jahre; aber keinem fällt es in diesen Ländern ein, von der allgemeinen Dienstpflicht geringer zu denken, weil man eine Wehrsteuer erhebt. Im Gegenteil ist jeder stolz darauf, daß auch er nach seinen besten Kräften seinem Vaterlande Dienste leistet. Politische Weltfcha«. Deutsches Reich. Der Kaiser und dieKaiserin unternahmen am Montag vormittag einen mehrstündigen gemeinsamen Spaziergang. Später gewährte der Kaiser dem Maler Cope eine Sitzung. Der Bruder der Kaiserin, Herzog Ernst Günther, bekundete gestern in einer Beleidigungsklage eidlich, daß er mit dem im Pommernbank-Prozeß viel erörterten Konto k von 325 000 M. nichts zu tun habe. HerzogKarl Eduard von Sachsen-Koburg- Gotha stiftete einen neuen Orden zur Verleihung für solche Verdienste, die nicht durch eine der schon bestehenden Ordensauszeichnungen belohnt werden können Der Orden führt den Namen Karl Eduard- Medaille. Die Hochzeitsgabe des Koburger Landes für den jungen Herzog von Sachsen-Koburg- Gotha bestehl aus einer Lumme, die für die Restau rierung der Lutherkirche auf der Feste Koburg bestimmt ist. Zu der in verschiedenen Blättern neuerdings auf getauchten Frage, einen baldigen Zusammentritt des Reichstages betreffend, bemerkt die „Deutsche Tagesztg.": Ein bestimmter Termin für die Wiederein berufung des Reichstages ist zur Zeit weder ins Auge gefaßt, noch erwogen, noch vorläufig sestgestellt worden. Nur soviel kann als sicher gelten, daß der Reichstag in den nächsten Wochen nicht zusammentreten wird. Dazu liegt keme unmittelbare und tatsächliche Veranlassung vor. Die Regierung ist der Meinung, daß, was Süd- westäfrika anlongt, eine Überschreitung der Etatansätze nicht erfolgt ist, und auch voraussichtlich in nächster Zeit nicht erfolgen wird. Was aber Deutsch-Ostafrika anlangt, so braucht seinetwegen der Reichstag vorläufig nicht einberufen zu werden, weil die Gewährung der vom Gouverneur erbetenen Verstärkung durchaus inner halb der Befugnisse der Regierung bezüglich der Armee kommandos liegt. Entgegen einer früheren Meldung bewilligten die Swinemünder Stadtverordneten 3000 M. für den Empfang der englischen Flotte. Die „Nordd. Allg. Ztg." beschäftigt sich in längeren Darlegungen unter Bezugnahme auf die neuerdings mehrfach aufgestellte Behauptung, daß infolge der Erhöhung der Fleischpreise eine starke Unterernährung des deutschen Volkes eingetreten sei, mü den tatsächlich vorgenommenen Schlachtungen und kommt auf Grund der amtlichen Statistik vom 1. Juli 1904 bis 30. Juni 1905 aller derjenigen Schlachtungen, die der Schlachtvieh- und Fleischbeschau unterliegen, zu dem Ergebnis, daß von einem Rückgang der Rinderschlachtung über haupt nicht die Rede sein könne; der zu ver zeichnende Rückgang der Schweinrschlachtungen, be züglich deren das zweite Vierteljahr 1905 allerdings der Stückzahl nach das schwächste sei, sei wrgcn der Jahreszeit durchaus nicht auffallend, keineswegs be denklich für die BolkSernährung und kein Beweis für Haltlose Ginwände. Als im Jahre 1881 die Wehrsteuer vom Reichs- rage verlangt wurde, da hat der Reichstag sie abgelehnt, weil einige Mitglieder in erster Linie die Behauptung aufstellten: „Der Dienst ist eine Ehre, die sich nicht mit Geld abkaufen läßt, und wer zahlt, dient nicht." Obgleich in den letzten 25 Jahren mehrere Millionen E Soldaten gedient und die schweren Opfer, welche der Dienst mit'sich brachte, am eigenen Leibe und in der eigenen Familie erprobt haben und obgleich alle diese früheren Soldaten im heutigen Zustande eine Igroße Ungerechtigkeit erblicken, gibt es leider immer lnoch Leute, welche an dem einseitigen Standpunkte des Damaligen Reichstages festhalten. Die alten Soldaten haben es — daran ist nicht Dl zweifeln — stets als eine hohe Ehre betrachtet, für Kar Reich die Waffen zu tragen, aber sie kennen auch Idir schweren Opfer und Lasten, welche die Dienstpflicht Mim und ihren Familien auferlegt hat. Die Ehre Mr Dienstes wird in keiner Weise dadurch geschädigt, Idas die nicht Dienenden zur Tragung der Kosten des Maes mit herangezogen werden; es ist im Gegenteil Mradezu eine Ehrenpflicht für diese vom Dienst Be- Mkiten, daß sie nicht die gesamte Last des Dienstes auf Mt Kameraden abwälzen, sondern daß auch sie einen Mil der Lasten auf sich nehmen, indem sie wenigstens Mine Kriegsstcuer leisten. Die Behauptung, die Wehr- Mun komme nahezu dem Loskaufe gleich, ist unhaltbar. Menn wie kann man sagen, daß die etwa 20—25 M. DÄrücher Steuer den Loskauf ersetzen! Als man in Müddaüschland den LoSkauf noch kannte, d. h. bis zum M April 1868, da kostete ein Stellvertreter im Frieden MH-600 Gulden ---- 680—1020 M., im Kriege aber MW—1200 Gulden und noch mehr. Wenn nun die Mrhrsteuer während der 12 Jahre der Gesamtdienstzeit M der untersten Stufe etwa 150 M. beträgt, so kann Mn doch nicht behaupten, daß dieser Aufwand, auf M Jahre verteilt, auch nur annähernd mit der Los- Wlfsumme verglichen werden kann. U Die Gegner der Wehrsteuer stellen weiter die Wiche Behauptung auf, daß nun diejenigen jungen Minier, welche infolge von körperlichen Gebrechen so M so schwer benachteiligst sind, durch die Wehrsteuer Mprlt bedrückt werden. Die sozialdemokratischen Blät- M zehen sogar soweit, die Wehrsteuer geradezu eine Mppelsteuer zu nennen. Da- ist eine gewaltige Ver- Mtpng des Tatbestandes. Selbstverständlich bleiben Mu wirklichen Krüppel — wie z. B. die augenscheinlich W^mbrauchbaren usw. — und alle Erwerbsunfähigen .Mos der Steuer befreit. Diese wird nur denjenigen "elche wegen kleiner Fehler, als da sind Wichtigkeit, Taubheit auf einem Ohre, Narben am UW, leichter Kropf, Plattfüße und dergleichen zur Matzreserve und zum Landsturm bezeichnet werden, Wer diejenigen, welche wegen hoher Losnummer oder Familienrücksichten nicht zu dienen brauchen. Die MMl, Fehler hindern die Leute nicht in ihrem bürger ¬ einen Mangel an Schweinen. An Schafen und Ziegen sei eine erhebliche Steigerung der Schlachtungsziffer zu verzeichnen. Unter Zugrundelegung der einzelnen mit geteilten Stückzahlen und Berücksichtigung der mit etwas niedrigem Durchschnittsgewicht in Ansatz gebrachten Hausschlachtungen berechnet die „Nordd. Allg. Zta", daß für den Kopf der Bevölkerung in den 12 Berichts monaten über 50,4 Kilogramm Fleisch verzehrt worden sind, ohne Schlachtgeflügel, Wild und Fische, ein Resultat, wie es bisher in dieser Höhe nicht für möglich gehalten worden sei. Die „Nordd. Allg. Ztg." schließt: Der bis in die neueste Zeit tatsächlich vorhandene Fleischvorrat war also ganz erheblich größer, als bisher angenommen wurde, und es kann von einer unge nügenden Fleischproduktion nicht gesprochen werden. Die Deutsche Mittelstandsvereinigung hält am 3., 4. und 5. September d. I. ihre zweite General versammlung in Frankfurt a. M. ab. Seit der kon stituierenden Versammlung, die im November vorigen Jahres in Berlin stattfand, ist die Bereinigung fortge setzt gewachsen. Sie zählt jetzt bereits 80 Ortsgruppen im Reiche, und 90 wirtschaftliche Verbände haben sich ihr korporativ angeschlossen. JmKönigreichSachsen ist die Gründung einer Mittelstand-Vereinigung, die das ganze Land umfassen soll, im Gange. Die Mittel slandsvereinigung richtet nun an alle mittelstandlichen Vereine, Verbände und Korporationen, an Beamten vereinigungen, kaufmännische und gewerbliche Ver einigungen usw. die dringende Bitte, Vertreter wählen zu lassen und sic zu der Generalversammlung in Frank furt zu entsenden. Vom Katholikentage. Erbprinz Löwenstein unternahm in seiner Eröffnungsrede heftige Ausfälle auf die Gegner der katholischen Studentenverbindungen, denen er Lüge. Verleumdung und Dummheit vorwarf. Den Anschluß Elsaß-Lothringens an das Zentrum be zeichnete er als erwünscht; die Anregung zur Diskussion sei jedoch nicht Sache des zu Gast anwesenden Zentrumstages. Aus der Arbeiterversicherung. Der Erlös aus Beitragsmarken hat im Juli 1905 bei den Ver sicherungsanstalten die Summe von 12,9 Millionen Mark betragen. Damit ist der Erlös des Juli 1904 um nahezu 1 Million Mark überschritten. Der Rückgang im Juni war also nur eine vorübergehende Erscheinung. Die Rentenzahlungen der Anstalten im Juni haben 11,5 Millionen Mark gegen nahezu 11 Millionen Mark im Juni 1904 ausgemacht. Die Steigerung entfällt in der Hauptsache auf die Invalidenrenten, während Altersrenten und Beitragserstattungen zurückgegangen sind. Die „Arbeiterpartei". Auf das Wesen der sozialdemokratischen Parteisteuern macht die „Germania" aufmerksam. Das Blatt schreibt: Der „Vorwärts" lieferte im 2. Vierteljahr einen Ueberschuß von 25622 M., seine Buchhandlung 35000 M. Neben diesen hohen Summen sind noch 6,25 M. für die Hinterbliebenen der Getöteten auf der Zeche „Borussia" eingeaangen. Also für Parteizwecke werden nahezu 100 000 M. auf gebracht, zur Linderung der Not armer Familien aber 6 M. 25 Pf. Noch auffallender aber ist folgendes: Für die Bergarbeiter waren nach Beendigung des Auf standes noch 2478,17 M. eingegangen; diese Summe wurde jedoch nicht an ihre Adresse abgeliefert, sondern einfach dem „Unterstützungsfonds der sozialdemokratischen Partei" überwiesen. Die sozialdemokratischen Blätter haben nach Beendigung des AuSstaudes wiederholt be tont, daß in den Arbeiterkreisen im Ruhrgebiet große Not herrsche; trotzdem werden die Gelder, die für diese Leute gesammelt werden, nicht den Beraarbeitcrver- bänden oder dem Streikkomitee abgeliefert, sondern ver schwinden in der sozialdemokratischen Parteikaffe. Die Sozialdemokratie ist fürwahr eine nette Arbeiterpartei! Einen frvmmen sozialdemokratischen Wunsch liest man in der „SchleSw.-Holstein. VolkSztg.": Dieses sozialdemokratische Provinzialblatt gibt den Bericht her „Köln. Zig." über die sieben Stapelläufe im zweiten Halbjahr 1905 wieder und fügt hinzu: Wieviel Millionen mehr für die Zeit, wo Deutschland seine Tsuschimastraße findet. — Diese Aeuherung bildet ein würdiges Gegenstück zu dem viel besprochenen Aufsatz der „Münchn. Post", worin das Los de- SchweineS al» angenehmer geschildert wird, als ba de- Soldaten.