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Sächsische vorfzeitung Bezugsbedingungen: M, „vorf^itun^ «rsch«i«t t«d«» woch««ta, Mchminagr » Uhr mit d«m Votum d« sol^udrn loztt. vi« v«Mg»g«bühr krtrüg« 1^0 Mart Mrtellährttch o»«r t>0 pfg. für jetieu Monat. VI« ^orf^etmng" ist 1» d«zt«h«n durch di« kaiserlichen Mastanstalten, di« candbrirstrüger und durch Wistr, voleir Set freier Lieferung in» hau» erheb» bst Post noch in« Lustellungagebühr van « pf^ lalegramm-tldr.: vorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Sonntags-Llalt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« einspaltig« Seil« Id pfg., unter „Eingrsandt- *v pfo. tinzeigen-annahtN« rrfolgt bi» mt»ag» 12 iihr — an»ahm»st«ll«n lind: Unf«rn Gc^chSstrstM«, Nein« Me>8 - Hast« Nr. L Invaliden dank, Kaafenftrin Vogler, Nud Mast«. <b. L. vaub« «: to. in Leipzig, Frankfurt a. M.; <b Kohl in XeNekdar,: Hugo Müchkrr in NWchen. drvda, <vtto Vittrich in Nemendorf, hug« ivptn in Leubnitz.llruoftra, tmil Nollau in kiadebeul. kkud. Lriinm in vrerüen-Wölfnitz, Zri«drtch I eucher» in Lostedaud«.' ivtto Xunath in LaUa, Matz Zeurtch in Loschivttz. Telephon: vrerden, Nr. 2416. Ur. IY4. Dresden, Dienstag, den 22. August 1905. 67. Jahrgang. Das dteuefte. Eine halbamtliche Erklärung 'der deutschen Regierung spricht die bestimmte Erwartung aus, daß das englische Kanalgeschwader in Deutschland entsprechend den Anforderungen des Gastrechts und der Stellung einer mächtigen Nation empfangen wer den wird. In Straßburg ist der Deutsche Katholiken tag eröffnet worden. Der österreichische Ministerpräsident von Gautsch und der österreichisch-ungarische Minister des Aeußern von Goluchowski sind nach Ischl zum Kaiser Franz Josef gereist. Der Wiener Stadtrat hat beschlossen, den Mittelstandskongreß für 1907 nach Wien ein zuladen. Das norwegische Großthing tritt heute zu weiteren Beratungen über die Trennung von Schweden zusammen. In Warschau haben erneute Verhaftungen von Sozialdemokraten stattgefunden. Schrittmacher-Der Tozial-emokratie. Durch die Zeitungen macht augenblicklich eine höchst auffällige Mitteilung über das eigentümliche Ver halten der oldenburgischen Behörden gegenüber der Re volutionspartei die Runde. Wie nämlich aus dem Jahresbericht der Handelskammer für das Großherzog tum Oldenburg hervorgeht, war der Kammer in einem Schreiben aus Brake darüber geklagt worden, daß dem dortigen, unter sozialdemokratischer Leitung stehenden Konsumvereine zahlreiche Zoll-, Bahn- und'Postbeamte beigetreten seien, ohne von ihrer vorgesetzten Behörde daran gehindert zu werden. Dieser Umstand gab der Kammer Veranlassung, in ihrer Sitzung vom I. d. M. diese Angelegenheit zu erörtern. Und was geschah? Das Unglaubliche, hier ward's Ereignis: der Vertreter der oldenburgischen Staatsregierung erklärte — und der „Vorwärts" zollt ihm begeistert Beifall —, daß man bei Begutachtung dieses Gegenstandes folgende Gesichts punkte beobachten müsse: 1. Die Mitgliedschaft von Beamten zu Vereinen sei eine Privatangelegenheit der Beamten, in welche die Staatsregierung niemals ein greifen könne; 2. Konsumvereine, auch wenn sie sozial demokratisch geleitet würden, würden dadurch niemals politische Vereine, sondern blieben stets wirtschaftliche Vereine, und es würde ungeheuer bedenklich sein, über die Zugehörigkeit zu diesen Vereinen Vorschriften zu er lassen; 3. ein derartiges Verbot würde ganz eigenartige Konsequenzen auf anderen Gebieten haben. Es brauche nur, wenn der Vergleich auch nicht vollständig passe, eine Organisation des öffentlichen Rechts herausgegriffen zu werden, nämlich die Krankenkassen. Es sei bekannt, daß eine Reihe von Krankenkassen sozialdemokratisch ge leitet würden. Die Beamten in den unteren Stellungen seien nun zum Teil verpflichtet, diesen Krankenkassen deizutreten, und es würde doch nicht möglich sein, sie von dieser Verpflichtung zu befreien. Wenn man solche Aeußerungen hört, faßt man sich unwillkürlich an den Kopf, da es jedem mit dem ein fachen Menschenverstand Begabten ganz unfaßbar ist, daß ein Regierungsbeamter eine so völlig verkehrte und schiefe Anschauung über die Sozialdemokratie, ihr Wesen und ihre Gefährlichkeit für den Staat Haden, geschweige denn aussprechen kann. Als logische Folgerung jener Auffassung würde sich z. B. mit zwingender Notwendig keit ergeben, daß die oldenburgische Staatsregierung es auch als eine „Privatangelegenheit" der Beteiligten an sehen würde, wenn etwa Beamte in Erfüllung der Zwecke derjenigen Vereine, deren Mitglieder sie sind, sich aktiv an dem Umsturz der bestehenden staatlichen Ordnung beteiligen würden. Daß die Sozialdemokratie dieses Ziel mit allen Mitteln erstrebt, weiß jedermann, und der Erreichung dieses Zieles dienen zugestandenermaßen alle sozialdemokratischen Vereine, mögen sie einen Namen wagen, welchen sie wollen. Die Zugehörigkeit eines Staatsbeamten zu einem solchen Verein bedeutet also nichts mehr and nicht» weniger als eine indirekte Unter nutzung der revolutionären Bestrebungen der Sozial demokratie auf Vernichtung des Staates, den zu stützen und für den zu kämpfen gerade eine Hauptaufgabe seiner Beamten ist. Ein Beamter darf darum unter seinen Umständen als Mitglied irgend einer sozialdemo kratischen Organisation geduldet werden. Ebenso schief ist der Vergleich der Konsumvereine mit den Krankenkassen. Einmal ist kein Beamter ge zwungen, einer sozialdemokratisch geleiteten Krankenkasse beizutreten, da das Gesetz bekanntlich vorschreibt, daß für alle, einer besonderen Krankenkasse nicht angehören den versicherungspflichtigen Personen, die Gemeinde- Krankenversicherung eintritt. Zum zweiten aber sollte gerade der Vergleich mit den Krankenkassen für eine sich ihrer Pflichten bewußten Regierung den Weg klar zeigen, den sie beschreiten muß. Denn während alle versicherungspflichtigen Personen auch irgend einer Krankenkasse angehören müssen, gibt es kein Gesetz, daß irgendwem den Zwang auferlegt, einem Konsumverein anzugehören. In Preußen und anderen Bundesstaaten sind daher die Staatsbehörden auch sehr energisch gegen die Beteiligung der Beamten an sozialdemokratischen Konsumvereinen eingeschritten, nur in Oldenburg scheint man alles daran zu setzen, das Großherzogtum mit der Zeit zu einem Paradiese für die Herren Umstürzler auszugestalten. Noch eine Bemerkung müssen wir machen. Jene Mitteilung aus dem Jahresberichte der Oldenburger Handelskammer finden wir wiedergegeben in der von einem hochgestellten Regierungsbeamten herausgegebenen „Monatsschrift für deutsche Beamte" und daran wird der Wunsch geknüpft, daß auch andere Regierungen den Standpunkt der oldenburgischen in dieser Frage teilen möchten. Es ist bekannt, daß in den Kreisen der mittleren und unteren Beamten über die Sozialdemo kratie noch die allerverkehrtesten Anschauungen herrschen, und es muß daher eine der Hauptaufgaben namentlich des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie sein, diese Köpfe Heller zu machen, damit sie endlich die wahre Natur der revolutionären Sozialdemokratie und ihre Gefahr für den Bestand und die Zukunft unseres Staates, unseres Volkes und unserer Kultur erkennen lernen. Daß aber ein hochgestellter Reichsbeamter in einer von ihm geleiteten Zeitschrift solche Verwirrung stiftende Bemerkungen durchgehen läßt oder ihnen nicht wenigstens energisch widerspricht, gehört auch zu jenen Unbegreiflichkeiten, an denen unsere jetzige Zeit leider so reich ist. Wenn so etwas am grünen Holze geschieht, was soll man da erst vom dürren erwarten? Und dann wundert man sich noch, daß die schönen Reden des Herrn Reichskanzlers gegen die Sozialdemokratie und ihre Verbreitung in sauber und gefällig ausgestatteten Flugschriften so ganz und gar keinen Erfolg auf zuweisen haben. Politische Wettschau. Deutsches Akeicb. Der Kaiser und dieKaiserin wohnten gestern vormittag dem Gottesdienste in der Schloßkapelle zu Wilhelmshöhe bei. Pastor Weber predigte. Bei dem Gottesdienste trug der Verein Msiea saera aus Kassel unter Leitung des Musik dirigenten Spengler mehrere Gesänge vor. Der Kaiser sprach nach dem Gottesdienste Spengler und dem Vor sitzenden des Vereins Vr. Glaß seine große Anerkennung für die vorzüglichen Gesangsleistungen aus. Zur Silberhochzeit des Kaiserpaares. Die „Nordd. AUg. Ztg." schreibt: Se. Majestät der Kaiser und König bitten anläßlich der im Winter bevor stehenden Feier der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares von der Darbietung irgendwelcher persönlicher Geschenke freundlichst abzusehen. Dagegen werden es Ihre Majestäten mit Freude und Genugtuung begrüßen, wenn Private, Vereine und sonstige Körperschaften das Familienfest im Kaiserhause als Anlaß benutzen wollen, um Zuwendungen zu Stiftungen zu nationalen, wohl tätigen und sonstigen gemeinnützigen Zwecken zu machen. Im Schloß von Wilhelmshöhe, woselbst der österreichische Botschafter Szögenyi und sein Gefolge einen viel bemerkten verlängerten Aufenthalt genommen haben, fand am Sonnabend mittag eine zweistündige Kottferenz zwischen dem Reichskanzler Fürsten Bülow und dem Botschafter statt. Reichskanzler Fürst Bülow ist für einige Tage nach Norderney zurückgekehrt. Zusammenstellung der Zolltarife. Als die Arbeiten zur Fertigstellung eine- neuen deutschen autonomen Zolltarif- und zur Herbeiführung neuer Handelsverträge ausgenommen wurden, wurde vom Reichsamt des Innern eine ganze Anzahl von zur Förderung der Arbeiten geeigneter Unterlagen beschafft. Dazu gehörte auch eine Zusammenstellung der Zoll tarife aller Länder, die seitdem ja nach den zolltarifa rischen Aenderunaen im Auslande Berichtigungen und Ergänzungen erfahren hat. 'Mit dem Beginn der neuen handelspolitischen Aera wird diese Zusammen stellung, da verschiedene Länder ganz neue oder doch wesentlich umgeftaltete Zolltarife angenommen haben, viel von ihrem Wen verlieren. Man darf aber wohl annehmen, daß, nachdem sich die Einrichtung dcr Zusammenstellung der ausländischen Zolltarife so gut bewährt hat, eine völlige Umarbeitung des einmal herausgegebenen Werkes stattfinden wird. Der Geschäfts welt wäre jedenfalls damit gedient. In der Ehescheidungsklage des Prinzen Philipp von Sachsen - Koburg - Gotha gegen seine Gattin findet der erste Verhandlungstermin am 16. Oktober vor der Zivilkammer des Landgerichts zu Gotha statt. Der Vizepräsident des Reichstags, Geheimrat vr. Paaiche, hat am Freitag seine Reife nach Deutsch-Ostafrika angetreten. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt, daß die den Rechten der Fremden in Marokko zuwiderlaufende Behandlung eines französisch-algeri schen Untertanen durch die marokkanischen Behörden, die Richtigkeit der französischen Meldungen vorausgesetzt, einen Uebergriff bedeuten würde, in dessen Abweisung alle fremden Mächte sich solidarisch fühlen müßten. Die deutsche Regierung habe sofort ihren Vertreter in Fez angewiesen, zur befriedigenden Er ledigung der Angelegenheit mit den Vertretern Frank reichs Hand in Hand zu gehen. Die 18. Generalversammlung des Evange lischen Bundes findet vom 8. bis 12. Oktober in Hamburg statt. Das soeben veröffentlichte Programm weift neben einer Reihe von Mitglieder- und Dele giertenversammlungen auch 4 öffentliche Versammlungen auf, deren eine gelegentlich des am 12. Oktober ge planten Ausfluges nach Lübeck dort abgehalten werden wird. Unter den Rednern der Tagung befinden sich u. a. auch Kirchenrat v. Meyer-Zwickau und Professor v. Nippold - Jena. Der deutsche Gastwirteverband, der Bund deutscher Gastwirte, der Verband der Gast- und Schankwirte von Berlin und Umgegend, die Berliner Gaftwirte-Jnnung und der Verein Berliner Hotelbesitzer haben aus Anlaß der Fleischteuerung eine gemein same Petition an den Reichskanzler und die be teiligten Minister gerichtet. Dieselbe Petition soll auch dem Reichstag vorgelegt werden. Die 52. Generalversammlung der Katho liken Deutschlands ist gestern vormittag mit einem feierlichen Pontifikalamte im Münster zu Straßburg i. E. eröffnet worden. Um ^/,2 Uhr fand bei prächtigem Wetter der große Festzug der katholischen Männer-, Arbeiter- und Gesellenvereine statt, an dem sich etwa 35 500 Personen beteiligten, darunter über 23 000 aus dem Reichslande. Der Zug nahm seine Aufstellung an der Universität und ging durch die Stadt am Münster vorbei, vor dessen Portal der Bischof von Straßburg vr. Fritzen mit dem Bischof Benzler von Metz, Weih bischof Zorn von Bulach sowie zahlreiche Prälaten und sonstige hervorragende Persönlichkeiten die Vorüber ziehenden begrüßten. Der Zug dauerte über drei Stunden. Eine zahlreiche Menschenmenge aus der ganzen Umgegend hatte sich dazu einaefunden. Im An schluß an den Festtug fanden 9 große Versammlungen der Teilnehmer des Zuges statt. Auch Abordnungen aus der Schweiz und aus Frankreich sind emgetroffen. Ein siegreiches Gefecht in Ostafrika. Der am Freitag von Dar es Salam nach Lindi adgeganaene Kreuzer „Bussard" ist noch an demfelben Tage erfolg reich in Aktion getreten. Anscheinend ohne eigene Ver luste hat ein an Land gesetzte- Detachement die Auf ständischen vertrieben. Gegen welchen Teil der Rebellen dieser erste Erfolg errungen und wie hoch er zu be werten ist, läßt sich aus der knappen amtlichen Meldung nicht ersehen. Diese lautet: Ein Detachement von S. M. S. „Bussard" unter Oberleutnant Paasche hatte am 18. August bei Lubomgwe unweit Müamm- wiki ein Gefecht mit den Aufständischen. Der Feind wurde rurückgescklagen und floh nach Süden. — Au- Anlaß der ÄufstandeS in Ostafrika ist die Entsendung von 150 Mann Marineinfanterie und mehreren