Volltext Seite (XML)
Seile 5 „Sächsische Dorszetlung." 16. August 1905. AmMche Bekanntmachungen. Auf Blatt 35 des Genossenschaftsregisters ist heute die Genossenschaft unter der Firma 8l»stpkiei»t mit dem Sitze in Stetzsch und weiter folgendes eingetragen worden: das Statut vom 15. Juli 1905 befindet sich in Urschrift Bl. 5 fg. der Registerakten. Gegenstand des Unternehmens ist, mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebs die Wirtschaft der Mitglieder dadurch zu fördern, daß denselben 1. zu ihrem Geschäfts- oder Wirtschaftsbetriebe die nötigen Geldmittel in verzins lichen Darlehen gewährt werden und daß durch Unterhaltung einer Sparkaffe die nutzbare Anlage unverzinst liegender Gelder erleichtert wird; 2. die Bedarfsartikel zum Betriebe ihrer Gärtnerei und Landwirtschaft, welche die Genossenschaft im großen bezieht, unter Garantie für den vollen Gehalt an deren wertbestimmenden Teilen, im kleinen abgelasfen werden. Die von der Genossenschaft ausgehenden öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen in den „Genossenschaftlichen Mitteilungen des Verbandes der landwirtschaftlichen Genossen schaften im Königreiche Sachsen" in der Form, daß sie mit der Genoffenschaftsfirma und dem Namen zweier Vorstandsmitglieder oder, sofern die Bekanntmachung vom Aufsichts rate ausgeht, mit dem Namen des Vorsitzenden des Aufsichtsrats unterzeichnet werden Beim Eingehen dieses Blattes tritt bis zur nächsten Generalversammlung die „Leipziger Zeitung" an dessen Stelle. Willenserklärung und Zeichnung für die Genoffenschaft erfolgt in der Weise, daß zwei Mitglieder des Vorstands der Firma der Genossenschaft ihre Namen hinzufügen. Mitglieder des Vorstandes sind Theodor Mieth in Stetzsch, Karl Maurer in (SohliS, OSkar Richter in Stetzsch und Otto Gbert in Stetzsch. Die Einsicht der Liste der Genossen ist während der Dienststunden des unter zeichneten Amtsgerichts jedem gestattet. Dresden, am 14. August 1905. 2 kex 1234/05 Königliches Amtsgericht, Abt. III. Bom russisch «japanischen Kriege. General Lenewitsch telegraphiert unter dem 13. August: Die Japaner, die am 11. August die Offensive gegen das Defilee Jandylin aufnahmen, wurden abends zurückgeworfen, ohne daß sie das Defilee erreicht hatten. Gestern früh bemerkten nur ein erneutes Vorgehen der Japaner längs der Mandarinenstraße, westlich derselben und auch westlich der Eisenbahn. Die Japaner, welche in den ersteren beiden Richtungen vorgingen, erreichten das Defilee am südlichen Rande des Tales Schrkhovza, wurden aber um 11 Uhr vormittags zurückgeschlagen. Diejenigen, die westlich der Bahn vordrangen, wurden schon gegen 10 Uhr vormittags zurückgelrieben und zogen sich, von Kosaken verfolgt, auf ihre Stellungen zuruck. Auf wiederholte Anfragen wegen der B eziehungen Rußlands zu den neutralen Mächten sagte Witte, daß Deutschland nächst Frankreich Rußland am nächsten stehe. Befragt, ob Rußland sich nicht mit England und Japan einigen könne, antwortete er. Rußland werde keine Alliancen schließen, die die ihm befreundeten beiden Mächte schädigen könnten. Der Korrespondent der Petersburger Slowo meldet, daß Witte ihm mitteilte, er habe den Japanern twr- grschlagen, das Protokoll der Sitzungen öffent lich bekannt zu geben, damit die öffentliche Meinung selbst urteile, wer recht und wer unrecht habe. Die Japaner wiesen Wittes Vorschlag mit Entschiedenheit zurück. Es scheint ihnen, meint der Korrespondent, offenbar nicht vorteilhaft, sich im gegebenen Moment der Presse zu bedienen. Während der letzten Sitzung stritt man hauptsächlich um Fragen sekundären Charakters, weshalb die Unterhandlungen wenig fortschritten; über einen Waffenstillstand ist bisher überhaupt nicht ge sprochen worden. — Die Antwort Rußlands, so betont man in Petersburg immer wieder, sei sehr fest und ab lehnend. Ein „Operetten-Königreich" nennt Miß Grimshaw in einem Artikel des „Wide World Magazine' das seltsame kleine Gemeinwesen, das, weit abgelegen von den großen Straßen des Welt handels, auf der Insel Tongatabu in der Südsee ein beschauliches Dasein führt. „Wer hat etwas von Tonga tabu gehört?" schreibt sie. „Wenn man das Dampf schiff nimmt, das jeden Monat von Neu-Seeland nach Honolulu geht, so führt man an den Freundschafts- und Tonga-Inseln vorbei und ist in vier Tagen an der Küste von Nukualopa, der Hauptstadt der Insel Tonga tabu, der wundersamsten Monarchie, die die Welt je gesehen. Die Tonga-Inseln stehen nur unter britischem „Protektorat", und der König kann sich seiner Ehren und Würden voll erfreuen. Auf den drei größten Inseln leben ein paar Dutzend deutsche und englische Kaufleute und Ansiedler, aber das Tongavolk schätzt sie nicht sehr hoch. In der Tat schätzen sie niemand höher als sich selbst. Tonga ist nach ihrer Meinung das wichtigste Königreich der Welt, und die 2000 Tonganer sind weitaus die bedeutendste Nation. Als der Krieg zwischen China und Japan ausgebrochen war, ließ Tonga höflicherweise an England sagen, daß es neu tral zu bleiben beabsichtige. Die Antwort Großbri tanniens ist leider nicht bekannt geworden. Die Ton- ganer sind zum Christentum bekehrt und teilweise zivili siert. Sie sind von tiefer brauner Farbe mit dichtem, schwarzem, krausem Haar, das gewöhnlich durch Zitronen saft goldrot gefärbt ist; sie sind groß, gut gestaltet und sehr muskelkräftig. Es ist eine hübsche Nation mit intelligenten Zügen und Würde in Haltung und Be wegung. In ihren Kenntnissen würden sich manche von ihnen vorteilhaft mit vielen Weißen vergleichen können In Tonga gibt es nicht nur einen König, sondern auch einen wirklichen Palast, eine Ehrengarde, rin Parlament, einen Premierminister, Finanzminister und eine große Zahl von Beamten, die alle Eingeborene sind. Des Königs Wächter machen auf den Ankömm ling einen großartigen Eindruck; die in Scharlach ge kleidete Wache spaziert auf und ab, und noch andere prächtig uniformierte Diener stehen bei ihnen herum. Unweit der Küste liegt die Stadt, die ungefähr eine englische Meile lang ist; sie besteht aus einigen großen Straßen und Alleen, die mit hübschen, von Balkons und Blumen geschmückten Häusern besetzt sind. Die Straßen sind heute belebt, wenigstens für die Verhältnisse von Nukualopa Dann und wann galoppiert ein Eingeborener auf ungesatteltem Pferde dabiu, oder er stolziert mit der unnachahmlichen Würde der Ton ganer über das Gras — denn heute ist „DampfschiffS- tag"; das ist alle Monate das große Ereignis, das, was für andere Hauptstädter das Theater, die Zeitung und der höchste Luxus sind. Ganz nabe am Ufer ist der Palast, ein hübsches, zweistöckiges Gebäude mit breiten Veranden und einem Turm. George Tubou ll., eine stattliche Erscheinung von 0 Fuß Größe und 3 Zentnern Gewicht, ist unter allen Monarchen der ängstlichste und haßt nichts so. als angestaert zu werben und er wittert überall Verschwörungen, daher bekommen Fremde ihn selien zu sehen . . . Als er vor sieben oder acht Jahren eine Königin für sich haben wollte, wandte er sich, wie erzählt wird, zuerst au den Deutschen Kaiser, um zu erfahren, ob an dessen Hofe eine heiratsfähige Prinzessin für ihn zu haben wäre. Der Kaiser ant wortete höflich verneinend. Dann bewarb er sich um eine Prinzessin von Hawai, die eine europäische Erziehung erhalten hatte; erst als er sich auch hier einen Korb geholt hatte, wandte er sich seinem eigenen Lande zu. Und nun entspann sich eine höchst komische Liebes geschichte. Es gab nur zwei heiratsfähige Prinzessinnen. Ofa und Lavinia. Der König stand zunächst wie Buridans Esel zwischen zwei Hcubündeln und wußte sich für keine der beiden Schönen zu entscheiden; so warb er kurz entschlossen um beide! Beide waren von hohem Range, beide sahen gut aus — beide waren ge willt. Königin zu werden, in dem schönen Palast zu regieren, eine Menge seidener Kleider aus Neu-Seeland kommen zu lassen und die goldene Krone der Königin von Tonga zu tragen. Aber der König ließ beide Prinzessinnen monatelang in der Qual der Ungewißheit. Schon wurde der Hochzeitstag bestimmt, das Hochzeits kleid von der Regierung geliefert, und der Hoch zeitskuchen, der schon vor drei Jahren aus Anlaß der Werbung einer deutschen Prinzessin bestellt worden war, stand bereit, aber noch immer fehlte die Entscheidung. Erst am letzten Abend vor dem Hochzeitstag erklärte sich der zögernde König für die Prinzessin Lavinia. Aus den Hochzeitseinladungen, die bereit waren bis auf den Namen der Prinzessin, wurde der Name derselben erst in der letzten Minute vor dem Absenden hinzugefügt. Lavinia war überglücklich, als sie am nächsten Tage das Hochzeitskleid erhielt und dann wurde — wie es im Märchen heißt - die Hoch zeit mit großer Pracht nnd Herrlichkeit gefeiert. Um Prinzessin Ofa zu trösten, sandte der König ihr die Hälfte seines Hochzeitskuchens; sie war auch nicht stolz, nahm ihn an und aß ihn aus . . . Eine der sonderbarsten Einrichtungen ist das Parlament in Tonga. Es ist aus dem König, den Ministern und 20 oder 40 der bedeutendsten Häuptlinge zusammengesetzt. In der Konstitution ist aber bestimmt, daß das Parlament nur einmal in drei Jahren zusammenkommt. Und das hat seinen guten Grund. Tonga ist eine kleine Insel, nur zwanzig Meilen lang, und wenn dann zu Beginn der Session die Parlamentsmitglieder sich einfinden, ist es leicht möglich, daß eine Hungersnot beginnt. Denn die Herren Abgeordneten kommen nicht allein — jeder bringt so viel an Familie mit, als er besitzt — Schwestern, Tanten, Großvätern — und alle müssen von der Nation gut verpflegt werden ... Es ist ein köstliches Idyll, dieses Tonga mit seiner seltsamen, ein tönigen und doch so reizvollen Landschaft, mit seinem hübschen Volk, seinen wundersam gebauten Häuschen, seinen Orangenwäldern und Fichtenhainen, seinen wundervollen Seebuchten. Einsame Wälder gibt es da, die Königsgräber „prähistorischer" Zeiten behüten, in denen Papageien und andere exotische Vögel un gestört in den alten Götterbäumen schwatzen . . ." Tages - Greigrrisie. — Berlin. Montag abend fuhren ein Motorzwei rad und ein Motordreirad mit einem Anhängewagen, in dem sich eine Dame befand, in schärfster Eile von Bernau nach Berlin. Dabei wurden sechs Personen überfahren und teilweise erheblich verletzt. Ohne sich um das an- gerichtete Unheil zu kümmern, sausten die Automobilisten mit unverminderter Schnelligkeit weiter. Die Nummern der Krafträder waren nicht festzustellen. — Braunschweig. Zwischen Helmstedt und Süpp lingen explodierte der Benzinbehälter eines Automobils des Molkereipächters Schubert; drei Personen wurden schwer verletzt. — Görlitz. In Parschnitz (Riesengebirge) wurde ein schlafendes sechsjähriges Kind von einer Dohle, die durch das offene Fenster gekommen war, überfallen und im Gesicht arg zerhackt. Auf das jämmerliche Schreien des Kindes eilten Leute herbei und vertrieben den frechen Eindringling. Glücklicherweise sind die Augen des Kleinen unverletzt geblieben — Weimar. Gestern morgen wurde das Ehepaar Hummel in der Privatwohnung vom Oberpfarrer aus An laß der diamantenen Hochzeit eingesegnet, zu der von Fürsten und Künstlern ungezählte Telegramme und Glückwunsch. briefe einliefen. Der Direktor des grobherzoglichen Mu seums, Ruland, hat als Festschrift Karl Hummels Ra- dierungen mit Erläuterungen herausgegeben. — Göttingen. Der Student der Mathematik Paul Seida aus Hannover wurde bei Begehung eines schweren Einbruchs bei einem Alten Herrn seiner Ber- bindung, dem Professor Martins, betroffen und verhaftet. — Holzkirchen. Amtliche Meldung Beim Um- stellen von Personenwagen des Zuges 1273 wurden durch ein Versehen die drei direkten Wagen nach Schliersee auf einen gebremsten im vierten Gleis stehenden Waggon auf gestoßen. Hierdurch wurden sieben Reisende verletzt, davon zwei anscheinend schwerer. — München. Dre „Allgemeine Zeitung" meldet aus Blaubeuren: Von der Oberleitung der Automobil- Tourenfahrt wird mitgeteilt, daß ein Wagen sich über- schlagen hat, wodurch zwei Personen schwer verletzt wurden. Bei Neu-Ulm wurden drei Personen überfahren. — Regensburg. Bei einer Bootsfahrt, welche am Montag fünf Herren aus Regensburg aus der Donau unternahmen, kippte zwischen Passau und Engelhartszell das Boot um. Vier der Insassen ertranken in der hoch- gehenden Donau, der fünfte liegt bewußtlos im Kranken- Haus zu Engelhartszell. Die Namen der Verunglückten sind noch nicht festgestellt. Memel. Das „Memeler Dampfboot" meldet: Die schwedische Brigg „Skane", am 26. Juli von Brahe- stadt in Finnland mit Dielen nach Malmö abgegangen, ist gestern nachmittag auf der Ladung schwimmend hier eingebracht worden. Die seit drei Tagen ohne Nahrung befindliche Mannschaft (7 Mann) wurde ebenfalls gerettet. — Hannover. Der Postverwalter Feuerhake vom Postamt Doehren wurde Montag abend wegen jahrelanger bedeutender Unterschlagungen und Fälschungen von Geld- und Wertsendungen verhaftet. — Kiel. Schwere Gewitter sind am Freitag über ganz Schleswig-Holstein niedergegangen. Leider find mehrere Personen vom Blitz erschlagen und zahlreiche Ge bäude durch Blitzschlag cingeäschert worden. — Hamburg. Der elfjährige Sohn des Arbeiters Schultz verlor beim Krabbenfischen auf Stcilssand den Grund unter den Füßen und verwickelte sich in Netzen. Sein Vater, der ihn retten wollte, verlor gleichfalls den Grund, woraus Vater und Sohn ertranken. — Frankfurt a. M. Der Weinbau in der hessischen Provinz Rheinhessen befindet sich in ernster Gefahr. In den Gemarkungen Hahnheim und Zornheim wurden große Reblausherde entdeckt 80 Rebstöcke wurden bereits, da sie verseucht sind, vernichtet. Die Weinernte Rheinhessens ist gefährdet. Zehn Sachverständige sind zur Stelle. — Straßburg. Die durch die letzten Unwetter im Bezirk Kehl veranlaßten Flurschäden werden aus 900 000 M. geschätzt. — Prag. Eine Massenvergistung durch Pilze ist in Krammel bei Pilsen vorgckommen. Drei Kinder sind be reits gestorben, etwa 20 Personen sind schwer erkrankt. — Im Dorfteich zu Fülldörfel bei Kemnitz fand man die mit Stricken zusammengebundenen Leichen des 19 jährigen Bäcker sohnes Emil Friedrich und der 18 jährigen Marie Paperl aus Preschkau. Die Eltern der beiden hatten ihre Ein willigung zur Ehe verweigert. — Rom. Gestern morgen brach in der Wagcn- werkstätte des Zentralbahnhoses Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit den Gepäckraum und die Bureaus des alten Netzes der Adriatischen Bahn ergriff. Es gelang der Feuerwehr, den Brand auf seinen Herd zu beschränken — Solothurn. Ein Lustmord wurde vorgestern abend hier entdeckt. Im Abort des Bahnhofes Neu- Solothurn fand man ein enthauptetes 6 jähriges Mädchen, dessen Körper am Boden lag, während sich der Kopf im Bassin befand. — Zürich. In der Pfarrkirche zu Schönna (Tirol) war ein Schulknabe mit Abstauben des Altars beschäftigt. Plötzlich stürzte die schwere Johannes-Statue nieder und erschlug das Kind. — Victoria (Brit. Columbien). Bei Spences- bridge an der Canadian-Pacific-Eisenbahn ereignete sich ein Erdrutsch. Ungefähr 30 Personen, meistens Indianer, sind getötet worden. Der Thompsonfluß ist durch die Erbmassen vollständig gesperrt worden, so daß das Wasser sich staute und die Eisenbahn überschwemmt. GemeivnützigeS. — Erbrechen der Kinder. Bei den Neugeborenen hat das Erbrechen wenig zu bedeuten und liegt der Grund davon gewöhnlich darin, daß das Kind zuviel Milch zu sich genommen hat. Später, wenn kein Fieber da ist, wird es durch einen verdorbenen Magen hervorgerufen; ist Hitze vorhanden, so deutet dies auf ein hitziges oder ein beginnendes Ausschlagfieber. Wiederholt sich das Er brechen und ist Verstopfung damit verbunden, so ist eine