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Selle 3. — „Süchsfiche DorszeiMng." — 16. August 1905. d - dsl am morgenden Mittwoch erstmalig mitwirken. Kadina Slaviansky, eines berühmten Vaters berühmte rochier, erntet seit 12 Jahren mit ihrer wohlgeschulten Schar russischer Sänger und Musiker überall, wo sie auf ihren alljährlichen Gastspielreisen als wahrer Zugvogel der Sangeskunst und Musik hinkommt, reiche Triumphe, und eine große Fülle von Anerkennungen liegt uns von ihrer jüngsten Gastspielreise durch Oesterreich, Bayern, die Schweiz und Rorddeutschland vor. - Ein Protest gegen Fleisch- und Brot- ^Wucher war eine vorgestern in der „Reichskrone" abge- thaltene massenhaft besuchte Versammlung. Der Saal I mußte abgesperrt werden Es wurde eine Resolution an- kgtnommcii. — In der Redaktion der „Sächsischen Arbeiter zeitung" erschienen am Montag vier Kriminalbeamte, die nach einem Manuskript alle Räume durchsuchten. !ES handelte sich um eine Plauderei „Im Garnisonlazarett". Die Beamten konfiszierten die noch vorhandenen fraglichen Nummern. Das Kriegsministerium hat gegen den verant wortlichen Redakteur Strafantrag gestellt. — Alarmierungen der Feuerwehr zu Bränden i erfolgten gestern nachmittag in der 3. Stunde nach den i Grundstücken Freiberger Straße 69, Alaunstraße 43 und lEerstraße 7. Im ersten Falle war in einer Stube im Iz. Stock Feuer entstanden und hatte ziemlich erheblichen »Schaden an Mobilien und Gebäudeteilen verursacht. Nur Mvch das schnelle und beherzte Eingreifen der Haus- Mcwohner wurde verhindert, daß der Brand einen noch Mcheren Umfang annahm. Die Feuerwehr hatte sich in Mn Hauptsache mit den Abräumungsarbeiten zu beschäftigen. Mw zweiten Falle handelte es sich um einen in dem Mchuppen einer Holz- und Kohlenhandlung durch Selbst- Mitzimdung entstandenen Brikettbrand, dessen Unterdrückung Die Löschmannschaften längere Zeit beschäftigte. Der dritte Mlann betraf einen Balken- und Fußbodenbrand, der in Mnin Mädchenkammer im vierten Stock entstanden war, Mber nach Freilegen des Brandherdes bald gelöscht werden Mmte. Heute früh in der 7. Stunde entstand durch WKrlbstmtzündung von Briketts in einem Kesselhause auf Mm Grundstück Hahnebergstraße 2 ein Brand. — Aus dem Polizeibericht. In der Seevorstadt Mxrsuchte sich am Sonnabend nachmittag ein Dienstmädchen, Ma ks befürchtete, wegen Unregelmäßigkeiten zur Verant- RvrMmg gezogen zu werden, in sitzender Stellung zu er- Miosfeln An hinzugekommener Geschäftsangestellter löste Mie um den Hals gelegte Schlinge. — Am Dienstag früh Mildste in der Johannstadt eine 67 Jahre alte Gewerbs- Mchilfensehefrau wegen andauernder Krankheit ihr Leben Durch Erhängen. — Am Sonntag mittag ist ein 6jähriges Machen in Vorstadt Löbtau von einem im Schrittmaße Wahrenden Motorradfahrer umgerissen und dabei leicht ver- West worden. Nach Angabe von Augenzeugen trifft den Wahrer keine Schuld, weil das Kind ihm direkt in das ORad gelaufen ist. — Auf der Grunaer Straße ist Sonn- Itag abend ein Hausmädchen beim Abspringen von einem ^Straßenbahnwagen nach rückwärts kurz vor der Haltestelle Du Falle gekommen. Da es sich nach Aussage eines hinzu- Wholten Arztes eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, M wurde cs mittelst Unfallwagens nach dem Johann- Müdter Stadtkrankenhause gebracht. Dresden-Pieschen, 15. August. Das im Mrundbuche für Pieschen Blatt 1014 auf den Namen Mrlma Hedwig verehel. Ehrhardt geb. Bartel in Dresden Diugstragene Grundstück soll am Mittwoch den 4. Oktober MM, vormittags 10 Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Mtraße 1, I., Zimmer 69, zu Dresden im Wege der Mwmgsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück M nach dem Flurbuche 4,5 Ar groß und auf 76 842 M. MDtzt. Es besteht aus einem freistehenden Eckwohn- Mbäude nebst Hofraum und Garten und liegt in Dresden- Msschen, Hans-Sachs-Straße 28. X Dresden-Trachau, 15. August. Das im Grund- Mche für Trachenberge Blatt 86 auf den Namen des Mrchitekten Friedrich Emil Schlotter in Dresden eingetragene Mmdstück - Flurstück 155 — soll am Mittwoch den M Oktober 1905, vormittags ' »9 Uhr, an der Gerichts- Melle, Lothringer Straße 1, l., Zimmer 118, zu Dresden Keuilleton. Zwei Frauen. Roman von E. Borchart. (Nachdruck verbalen.) (13. Fortsetzung.) Elisabeth war totenbleich geworden, als sie diesen Krirf las und zitterte heftig. Auch die Eltern waren bekümmert, hatten sie sich doch schon ganz in m Gedanken einbelebt, ihren Liebling in der Nähe vi behalten. Als sich aber Elisabeth entschieden weigerte, Mvn bald die Hochzeit anzusetzen, rieten sie ihr doch illen Ernstes, dem Willen des Grafen nicht zu wider- meben und mahnten sie liebreich an ihre Pflicht gegen M, so schwer das ihnen selbst auch wurde Elisabeth war zu klug, um nicht einzusehen, daß M Eltern recht hatten und daß sie sich nun entschließen Mißte, aber eine trostlose Bangigkeit ergriff sie und ich sie auch nicht mehr. In kürzester Zeit schon Me sie dem Gatten in die unbestimmte Ferne folgen Md mit ganz fremden Menschen zusammenleben. Be- pndtrs wenn sie an Beate, Herberts Schwester, dachte, würbe ihr seltsam beklommen zu Mute. Sie wußte selbst licht, weshalb sie sich vor dieser Schwester fürchtete >nd schalt dies Gefühl kindisch und unbegründet, es ieß sich aber trotzdem nicht verscheuchen. Erst jetzt mpfand sie die ganze Schwere ihres Opfers und Zweifel, >b sie die Kraft haben werde, es zu vollbringen, drückten je nieder. ' Graf Landeggs Briefe atmeten nach wie vor heiße im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. DaS Grundstück ist nach dem Schätzungsgutachten 19,25 Ar, nach dem Flurbuche 19,8 Ar groß und auf 30 150 M. geschätzt. Es besteht aus Bauland, einem Eiskeller mit Stallanbau und kleinem Schuppen und liegt in Dresden- Trachenberge, neben dem Grundstück Marienhofftraße 34. — Bühlau, 15. August. Laute Hilferufe ertönten in der Nacht zum Sonntag unmittelbar neben dem Restau rant zum „Trompeter". Sie rührten von einer Frau her, die ins Freie entflohen war, weil sie ihr Mann, der be trunken nach Hause gekommen war, erschlagen wollte. Die Frau wurde ihrer Behausung zugeführt, während man den Mann zur Polizeiwache brachte. — Bordorf, 15. August. Der Königlich Sächsische Militär-Verein Boxdorf-Neu-Reichenberg beging am ver gangenen Sonntag unter ungemein reger Teilnahme der benachbarten Brudervereine (gegen 40 Militär-Vereine mit 25 Fahnen) und anderer Vereine sowie in Anwesenheit von Vertretern des König!. Sächs. Militärvereinsbundes die Weihe seiner neuangeschafften Fahne. Die Feier nahm einen überaus würdigen Verlauf, sie wurde getragen von echt kameradschaftlichem Geiste und wahrhaft patriotischer Gesinnung. Am Sonnabend abend 8 Uhr fand Retraite statt, der am Sonntag früh 5 Uhr der Weckruf folgte. Hieran schloß sich '/,11 Uhr Platzmusik vor dem Gasthofe und von 11-1 Uhr Empfang der eintreffenden Vereine. ',.z2 Uhr erfolgte das Stellen des Festzuges und Abholung der Festjungfrauen und Ehrengäste. Der Festzug machte einen imposanten Eindruck. Der Weiheakt selbst wurde mit einem Weihegesang eingeleitet, an den sich die Be grüßung durch den Vereinsvorsteher schloß. Hierauf nahten die Festjungfrauen mit der neuen Fahne, wobei Fräulein Klinger einen inhaltreichen und formvollendeten Prolog sprach. Herr Pfarrer Gersdorf-Reichenberg vollzog nun die Weihe der neuen Fahne; es waren herrliche Worte, die der Herr Redner sprach, Worte, die den Kameraden von neuem ans Herz legten, was eine Fahne zu bedeuten, was sie allen sein müsse, und wie sie ein Treuzeichen sei, um das sie sich alle scharen müßten. Eine besondere Aus zeichnung wurde dem Verein zu teil, indem Se. Majestät der König wie Se. Majestät oer Kaiser der Fahne je eine Schleife überreichen ließen. Den auf Se. Majestät den König und auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrachten Hurras wurde mit voller Begeisterung zugestimmt. Es war ein schier nicht endenwollender Jubel. Reich und geschmackvoll waren die der Fahne mit sinnigen Sprüchen überreichten Nägel (gegen 60) und Schleifen (6). — Cossebaude, 15. August. Das hiesige „Berg restaurant" wurde gestern vom Königlichen Amtsgericht Dresden dem Privatmann Karl Dreyse in Dresden zu geschlagen unter Uebernahme von 53 000 M. 1. Hypothek und gegen bare Zahlung des Meistgebots von 73 000 M. In der am 9. August stattgefundenen Zwangsversteigerung war Herr Paul Arld Meistbietender geblieben und hat nun inzwischen seine Rechte aus dem Meistgebot an Herrn Dreyse abgetreten. Belastet war das 59,5 Ar große und in der Landesbrandkasse mit 49 700 M. versicherte Etablisse ment bei einer ortsrichterlichen Taxe von 95 649 M. (darunter 6199 M. Jnventarwert) mit 175000 M. Hypotheken, von denen ungefähr 50 000 M, meist Brauerei gelder, mangels Deckung ausfallen. — Coschütz, 15. August. Bei dem dieser Tage in Kleinnaundorf entstandenen Brande der Scheune des Guts besitzers Hohlseld war unsere Freiwillige Feuerwehr die zweite von auswärts; sie erhielt also die zweite und Gittersee die erste Prämie. -- Eisenberg-Moritzburg, 15. August. Da Se. Majestät der König am 19. d. M. Schloß Moritzburg verläßt, werden von Sonntag den 20. August an wieder regelmäßig Führungen im Schlosse stattfinden. — Grund bei Mohorn, 15. August. Am Sonntag vormittag '/zll Uhr entstand hier in dem nicht im Ueber- schwemmungsgebiet der Triebisch liegenden Hause des Obst pächters Liebe auf noch nicht aufgeklärte Weise Feuer, welches rasch das ganze Anwesen zerstörte. Da schnell genug hilfsbereite Hände eingriffen, gelang es, viel In ventar zu retten. Immerhin bedeutet der Brand für den Besitzer einen schweren Schlag, da in diesem Jahre die Pächter an den Kirschen wenig oder gar nichts verdienen ' konnten. Außer der Ortsspritze war die Wehr von Her zogswalde herbeigeeilt, so daß die Nachbargebäude mit Er folg gedeckt werden konnten. D Lofchwitz, 15. August. Morgen Mittwoch, abends 8 Uhr, findet öffentliche Gemeinderatssitzung im hiesigen Rathaussaale statt. — Zu nachstehenden Fundgegenständen, welche im hiesigen Gemeindeamt, Körnerplatz 3, I., auf bewahrt werden, haben sich noch keine Berlustträger ge meldet und zwar: 1 Sporttasche, 1 Spazierstock, 1 Sonnen schirm, 3 Regenschirme, Handschuhe, 1 Knabenschürze, 1 Trauring, 1 Herrenuhr, 1 Damenuhr, 1 Armband, 1 Halskette, 5 Klemmer, 3 Brillen, 1 Zigarrenetui, 3 Geld täschchen mit und ohne Inhalt, 1 Landkarte, künstliche Blumen, 1 Stemmeisen und eine Anzahl FensterwirbA. Außerdem sind gemeldet als zugeflogen: 1 Kanarienvogel und 1 chinesische Nachtigall, als zugelaufen. 1 kleiner Hund Spitzrasse —, 1 Schäferhund und 1 Foxterrier. — Ein Einmarkstück verschluckte am vergangenen Sonnabend der 10 jährige Sohn des in hiesiger Grundstraße wohn haften Maschinisten K. Aerztlichcr Kunst ist es gelungen, das Geldstück am Montag nachmittag auf natürlichem Wege wieder zu Tage zu fördern. — Laubegast, 15. August. Verhaftet wurde der 23 jährige, in Weißig bei Bühlau geborene Arbeiter Ernst Emil Bürger, weil er an einem achtjährigen Mädchen Sittlichkeitsvergehen verübt hatte. — Potschavpel, 15. August. Wegen Unterschlagung von 100 M. Gewerkschaftsgeldern wird der Martthelfer R. Brunner aus Gittersee polizeilich verfolgt. Brunner war zuletzt im Konsumverein Potschappel beschäftigt und hat seine Arbeit daselbst seit dem 5. August ohne Grund verlassen. )( Schönfeld, 15. August. Unser Ort hatte am Sonntag einen lebhaften Besuch aufzuweisen. Wenn auch die meisten Ausflügler ein anderes Endziel, z. B. die Meix- mühle, hatten, so hielten doch viele bei uns Einkehr. Nament lich fesselte die Partie am Schloßteich im Oberdorfe, wie dies überhaupt ein städtisches Acußeres hat, und öfters hört man von Fremden Ausdrück? SlUUnens über unser schönes Dorf, das neuerdings erst wieder mehr in die Oeffent- lichkeit getreten ist als in den letzten Jahren. Hierzu trägt der neuorganisierte Ortsverein wesentlich mit bei. Man hofft auch, daß die geplante Eisenbahn an der Hebung des Ortes Anteil nimmt, so erwartet man namentlich auch ein Aufleben der Bautätigkeit. — Saalhausen, 15 August. Das in unmittelbarer Nähe der Bezirksanstalt errichtete Bezirkssiechenhaus des Bczirksverbandes der Amtshauptmannfchaft Dresden-Altstadt geht äußerlich seiner Vollendung entgegen. Es besteht auS einem Fachwerkbau mit zwei Flügeln. In der Mitte liegt etwas herausgehoben das Treppenhaus. Das von zwei Giebelaufbauten mit verkrüppeltem Walmdach und einem Mittelturm gekrönte Schweizerdach ist weithin sichtbar und verleiht in Verbindung mit allerhand geschmackvollen Holz arbeiten und Hellem Graupelputz dem ganzen Anwesen ein vornehmes Gepräge. Ein wuchtiger Syenit-Zyklopenmauer- Unterbau stützt das Haus, das seine Entstehung dem Amts hauptmann Herrn Or. jur. Krug von Nidda verdankt. Der Entwurf dazu ist gefertigt von der Leipziger Baufirma Händel L Franke. Tie Bauleitung liegt auch in den Händen dieser Architekten, während die Ausführung der Maurerarbeiten Herrn Baumeister Lehmann in Coschütz, die der Zimmerarbeiten der Firma Menzer ü Reif in Niederhäßlich übertragen worden sind. Eingeteilt wird das Siechenhaus in zwei Hälften, von denen die linke für männliche, die rechte für weibliche Personen vorgesehen ist. Aus diesem Grunde ist man auch auf Schaffung getrennter Eingänge zugekommen. — Weitzer Hirsch, 15. August. Morgen Mittwoch nachmittag ' ^5 Uhr findet wiederum Waldparkkonzert statt, ausgeführt von der Kapelle des 1. LeibgrenadierrcgimentS dir. 100 unter persönlicher Leitung des Königl. Sächs. Musikdirektors Herrmann. — Wachwitz, 15. August. Am morgenden Mittwoch wird die Ucbergabc der Fähre, die bisher vom Besitzer der Elbterrasse gepachtet war, an den neuen Pächter, den bis herigen Fährmann, erfolgen. Die Kähne, die Herr« Liebe. „Ich schäme mich, daß ich nicht eine Spur der gleichen Sehnsucht empfinde," sagte Elisabeth sich oft. „Ich glaube, ich verdiene seine Liebe gar nicht. Ach, warum kann man sich nicht zur Liebe zwingen?" In diese trübe Zeit fiel ein Sonnenblick, der Elisabeths alten Frohsinn zurückbrachte und seinen Schimmer auch auf die folgende Zeit warf. Oberst von Rittberg war zum General befördert worden, und der Tag der Ernennung war ein hoher Freudentag für die Familie. Elisabeth war stolz und froh; es kam ihr beinahe vor, als wenn sie ihrem Vater diese hohe Auszeichnung verschafft hätte. Und hatte sie nicht auch wirklich dazu beigetragen? Oft schalt sie sich jetzt wegen ihres Zagens, sre^ wollte mutiger in die Zukunft sehen und zwang sich, an ihre Hochzeit mit mehr Interesse zu denken. Der Sommer war heiß und drückend, Elisabeth und ihre Mutter hatten still und zurückgezogen gelebt, während der General im Manöver war. Zu einer Badereise waren doch die Mittel nicht vorhanden, und die Familie schränkte sich überhaupt sehr ein, obgleich für Elisabeths Ausstattung ja wenig zu besorgen war. Schloß Landegg war ja mit allem reichlich versehen, und der Gras ließ es sich nicht nehmen, die Zimmer seiner jungen Frau selbst einzurichten. Nur für die persönliche Aussteuer war zu sorgen, und alles Nötige wurde in einem großen Geschäft bestellt, so daß Elisa beth nichts damit zu tun hatte. Graf Landegg war einmal auf wenige Tage in Berlin gewesen, aber sie hatten nicht genügt, um Elisa beth wieder vollständig an ihn zu gewöhnen, er kam ihr fremd vor, und trotz seiner großen Liebe wurde sie niemals so recht warm in seiner Gegenwart. Mit bangem Herzklopfen sah sie dem Hochzeitstage entgegen und der Ankunft des Bräutigams, die nun schon für morgen bevorstand. Es waren unruhige Tage, die der Hochzeit voran gingen, obgleich die Feier der Trauer wegen nur im engsten Familienkreise stattfinden sollte. Graf Landegg war angekommen, doch ohne seine Schwester Beate mitzubringen. Er entschuldigte ihr Nichterscheinen mit ihrer tiefen Trauer, die es ihr un möglich mache, einem Freudenfest beizuwohnen, und bat Elisabeth, ihr das nicht zu verübeln. Wenn es die letztere nun auch nicht angenehm berührte, daß die Schwester bei der Hochzeit ihres einzigen Bruders nicht zugegen sein wollte, und wenn sie diejenige, mit der sie fortan unter einem Dache leben sollte, auch gern schon vorher kennen gelernt hätte, so entschuldigte sie Beate doch und ließ ihre Gründe gelten. Der Hochzeitstag, ein warmer Sommertaa, war angebrochen, und die Sonne strahlte vom tiefblauen Himmel herab auf Blätter- und Blumenpracht. Elisabeths Brauttoilette war beendet. Sie stand mitten im Zimmer, in kostbare weiße Seide gekleidet. Auf ihrem Haupte prangte die Myrtenkrone, und von dieser floß der lange duftige Schleier herab und um hüllte ihre schlanke, anmutige Gestalt wie eine Wolke. Sie war blaß, und ihre Augen zeigten die Spuren vergossener Tränen, aber sie sah wunderschön aus. Als Graf. Landegg eintrat, das kostbare Braut bukett in der Hand, bueb er einen Augenblick wie ge bannt an der Tür stehen. „Elisabeth!"