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sächsische Vorszeitung Bezttgsbedtngungen: vt« „Vvrfzettung-«r1ch«tnt j«»«« w«ch««»ag «achmtt«-,» S Uhr mit drm Vatmm d— folgend »a,u. vt« S«jug^,«bühr betrüg 1« Mar» ot«rl«IjLhrltch ob« bv Pf,, für frixn Monat, vt« »vorf^tmnz- «ft )n bezirh«» durch di« kalftrltchrn poftanftolt*», di« landdrteftrSger und durch unftr« vot«n v«t frrtrr Lirferung In, kfau» «rh«bt di« Post »och di« 2ust«llungr,«bühr von «ö pfg. lrlrgramm-Kdr.: vorfzeitunz vresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustriertes Sonntags-Mätt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden (vberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vt« «tufpatty« S«ti« i» lft?., Er.«n,«ftmd»- «a pfa. Nnzetoen-Nnahm« rrfol-1 bi, mttta,» >r Uhr. — Nnnalsm«ft«lt«n sind: Uns«« O<fchLft»ft«kl«, klein« Meiner Ur. 4. Invalid«ndank. kaasenstein L« voal«r, Nud Moft«, ch. L. Vaud« Lo. in letpiia, Zrankfurt a. M: ». Xohl in ft«ft«l^ors; «u^> MiÜbl«i« UStzsch«». broda. <vtto Vm- Ä in N«ttz.-"tx rf, <v»ch in trulmtft.Neuoltra, trnikNollau in Nadrbrul.Kut ibrtm» in Vr«,d«n»l0ülftittz. Zriodrtch ll« »ck«r fti <loi!»baut«, ivu» ftur^tt, ft, Lotta. IN«r Zrurtch tu Losch»itz. Telephon: vrerden, Nr. 391S. Nr. 176. Dresden, Dienstag, den l. August 1905. 67. Jahrgang. Da» dterrefte. Kaiser Wilhelm wollte heute Montag nachmittag zum Besuche am dänischen Königshofe in Kopenhagen eintreffen. Der deutsch bulgarische Handelsvertrag ist am Sonntag in Berlin unterzeichnet worden. Gegen die deutsche Verwaltung in Kamerun werden von französischer Seite wegen des letzten Grenz zwischenfalles ernste Vorwürfe erhoben. In Konstantinopel sind alle Beamten der bul garischen Schiffahrts-Gesellschaft verhaftet worden. Das Attentat auf den Sultan soll von einem Bulgaren verübt worden sein. Die japanische Sachalin-Armee drängt die russische Besatzung immer weiter nordwärts zurück. Internationale Berufsftatistik. Unter den vergleichenden Uebersichten, die da- neue Statistische Jahrbuch gibt, ist die interessanteste vielleicht die Gegenüberstellung der hauptsäcblichsten Berufe, in denen die erwerbstätige Bevölkerung der verschiedenen Länder ihren Unterhalt findet. Gebell doch diese Ueber sichten zugleich damit ein Bild von der Beschaffenheit und den Daseinsbedingungen eines jeden der darin be handelten Länder. Leider fehlt in der Statistik Ruß land, das ja aber als vorwiegender Agrarstaat be kannt ist. Als überwiegende Agrarstaaten, d. h. als Länder, in denen mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Be völkerung in der Landwirtschaft und den verwandten Gewerben beschäftigt ist, haben nach der Statistik noch in erster Reihe Ungarn mit mehr als 68 Proz., Oester reich mit 58 und Italien mit 59'/, Proz. zu gelten. Das letzterwähnte Land und Frankreich sind zugleich die beiden einzigen großen Länder, in denen eine Zu nahme der landwirtschaftlichen Bevölkerung seit der letzten Berufszählung festzustellen ist. In Italien be trägt diese Zunahme 2". Proz., in Frankreich aber sogar 4'/z Proz. Noch eine ebensolche Zunahme bis zur nächsten Berufszählung und Frankreich wird eine nahezu zur Hälfte agrarische Bevölkerung besitzen. In allen übrigen Ländern hat die landwirtschaft liche Bevölkerung nicht unerheblich abgenommen. In Deutschland ist sie von 43,4 auf 37,2, also um nahezu 6 Proz. zurückgegangen. Falls nicht die neuen Handels verträge ein Ende dieses Rückganges bewirken, wird bei der nächsten Berufszählung die industrielle Bevölkerung, die jetzt nur noch um ein Zehntel Prozent hinter der land wirtschaftlichen zurücksteht, die Führung übernehmen. In Ungarn beträgt die Abnahme der landwirtschaftlichen Bevölkerung nur 1 Proz., in Oesterreich dagegen genau so wie in Deutschland nahezu 6 Proz. Die Vereinigten Staaten weifen mit 35,9 eine Abnahme um 2,1 Proz. auf. England hat, nachdem seine Landwirtschaft schon seit vielen Jahrzehnten ständig zurückgegangen war, aber mals eine Verminderung um 2'/, Proz. zu verzeichnen, und es steht jetzt mit nur 8 Proz. agrarischer Be völkerung auch hinter dem industriereichen Belgien um das Eineinhalbfache zurück ^4Seht es so fort, so wird in wenigen Jahrzehnten der letzte englische Landwirt in irgend einem Panoptikum der staunenden Menge gereizt werden. Welchen Gefahren das Land sich mit dieser Egen Vernichtung der Landwirtschaft auSsetzt, ist ja bekannt. In der Industrie haben selbstverständlich England und Schottland mit 58,3 bezw. 60,4 weitaus die Spitze. Außer ihnen ist kein anderes Land mit mehr als der Hälfte seiner erwerbstätigen Bevölkerung an der Industrie beteiligt, denn selbst Belgien zählt nur 41,6 Proz., bicht auf gefolgt von der Schweiz mit 40,7. Gleich darauf kommt Deutschland mit 34/4, Proz. In Frankreich und den Niederlanden widmet sich je ein drittel der Bevölkerung der Industrie. Alle anderen Luder haben weniger als 30 Proz., die-Vereinigten Staaten 24, l. Hier ist der Anteil der industriellen evölkerung vollkommen stabil.geblieben. Einen Rück- wg von nahezu 3 Proz. weist nur Italien aus, wo, ie oben angeführt, eine Verschiebung zu Gunsten der ndwirtfchaftlichen Bevölkerung stattgefunden hat. In allen anderen Ländern hat sich die industrielle Bevölkerung vermehrt. Am stärksten war diese Zu nahme in Frankreich, wo sie nahe 6 Proz» betrug, sie ist aber hier nicht, wie in den meisten anderen Ländern, auf Kosten der Landwirtschaft, sondern zu Ungunsten der handeltreibenden Bevölkerung erfolgt. Erheblich war die Zunahme auch in Deutschland put 3"/» Proz., in Belgien mit 3'/z Proz., in den meisten übrigen Ländern betrug sie I bis 2 Proz. Die dritte Hauptgruppe behandelt die Beschäftigung im Handel und Verkehr, einschließlich der Gast- und Schankwirtschaft. Hier ist, wenn man von Ungarn, Italien und Frankreich, wo die handeltreibende Be völkerung unter 10 Proz. zurückbleibt, der Unterschied zwischen den Ländern nicht so groß wie bei den beiden anderen Gruppen. Die Erwerbstätigen dieser Kategorie machen in den meisten anderen Ländern zwischen 10 und 15 Proz. aus. Hier hat, mit Ausnahme von Frankreich, überall eine Zunahme des prozentualen An teils stattgefunden, in Italien sogar nahezu eine Ver doppelung. In Deutschland gehörten dieser Kategorie von Erwerbstätigen bei der vorjährigen Berufszählung 8,3, bei der letzten 16,6 an An der Spitze stehen die Niederlande mit 17,2 und die Vereinigten Staaten mit 16,3 Proz.; alle anderen Länder bleiben hinter 15 Proz. zurück. - Diese drei großen Berufsgattungen machen in den meisten Ländern zusammen 8o bis 90 Pwz. der erwerbs tätigen Bevölkerung aus. Der Rest verteilt sich auf die freien Berufe, die Beamten, die Berufssoldaten, das Dienstpersonal usw. Erwähnt sei noch, daß Deutsch land mit 2,8 Proz. Berufsmititärs an der Spitze dieser Kategorie steht; dicht auf ftrlgt freilich Frankreich mit 2,6 Proz. 4^ Politiscbe Weltsckau. Deutsches Reich. Der Kaiser wurde heute Montag nachmittag 4 Uhr in Kopenhagen erwartet, wo er dem dänischen Könige Christian einen Besuch ab statten will. Der Besuch wird voraussichtlich zwei Tage dauern. Zu der Enthüllung des Kaiser-Wilhelm- Denkmals in Nürnberg in der zweiten Woche des November lud der Prinz-Regent nicht nur den Kaiser, sondern auch die Kaiserin, das Kronprinzenpaar, den Großherzog und die Großherzogin von Baden ein. Von allen erfolgten Zusagen.. Mit der Feier ist nach der „Pgl. Rdsch." eine große Truppenparade ver bunden. Gestern vor sieben Jahren rang ein Sterbender in hartem Kampfe um das Leben nut dem Tode; nach vielen Stunden blieb dem Tode der Sieg: Fürst Bismarck tat 3 Minuten vor II Uhr nachts den letztes Atemzug. Die Uhr seines Arbeitszimmers zeHt' noch heute die Minute feines Todes an; im gleichen Augenblick stand sie still, von niemand an gehalten in ihrem Laufe. Der Kaiser von Rußland hat, wie die „Nat.-Ztg." meldet, das Gesuch des Großfürsten Cyrill von Rußland um Genehmigung der Eheschließung mit der geschienenen Großherzogin von Hessen ab gelehnt. Der, „N. Pol. Korr." zufolge befindet sich unter den Gesetzentwürfen, die an den Reichstag als bald nach dem Wiederzusammentritt gelangen werden, auch die Börsenaesetznovelle. Für das erste Viertel des laufenden Etatsjahres liegt der. Nachweis über die Einnahme an Zöllen und Verbrauchssteuern vor. Sie hat insgesamt 191,3 . Millionen Mark oder 5,8 Millionen Mark weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres be tragen. Das Minus rührt namentlich aus einer Ver ringerung der Einnahmen bei der. Branntweinverbrauchs abgabe und bei der Zuckersteuer her; bei ersterer hat es 3,"7, bei letzterer 2,4 Millionen betragen -.Per neue deutsch-bulgarische Handels vertrag Diestern in Berlin durch die deutschen und bulgarischen Delegierten paraphiert worden. Wie die »Kvffhäuser-Korrespondenz" mitteilt, dürfte von dem diesjährigen, im September stattfindendcn Berkretertage des Kyffhäuser-Bundes der Deut schen Landes-Kriegerverbände die von den Zeitungen gemeldete Absicht der Reichsregierung auf Einführung einer.Wehrsteuer mit Freude begrüßt werden Die im Kyffhäuser - Bunde vereinigten 2'/, Millionen alten Soldaten werden dankbar dafür sein, wenn durch die Wehrsteurr für Invaliden und Veteranen reichliche Mittel flüssig werden. Der 27. Deutsche Hausbesitzertag in Mün chen ist nunmehr beendet. Aus den Beschlüssen ist hervorzuheben, daß ein formeller Beitritt zur Mittel standspattei abgelehnt wurde. Der Verbandsdirektor Hartwig gab die Erklärung ab, daß der Vorstand be- schlossen habe, in eine Erörterung über den Anschluß an die Mittelstandsvereinigung nicht einzutreten, da diese trotz ihres unpolitischen Programms eine eminent politische Partei fei, da sie in allen Fällen, wo der Kandidat irgendeiner Partei sich nicht auf ihr Mittelstands- Programm verpflichtet, eigene Kandidaten aufstelle und so ihre eigene Politik treibe. Das könne der Verband aber nicht mitmachen. Ferner trat der Verbandstag für eine schärfere Besteuerung der Warenhäuser in der Form einer Branchensteuer in Verbindung mit einer progressiven Umsatzsteuer ein, da durch die immer größere Ausbreitung der Warenhäuser ein Rückgang der Mieten für Läden und Geschäftsräume bedingt sei. Als nächstjähriger Tagungsort wurde Eifenach gewählt. Der wissenschaftlichen Erforschung der deutschen Schutzgebiete wendet unsere Kolonial verwaltung ihre besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge zu, und unterstützt nach Maßgabe der ihr zur Ver fügung stehenden Finanzmittel alle bezüglichen Be strebungen. So beabsichtigt die Kolonialverwaltung auf dem Kilimandscharo eine astronomische Station besonders zum Zwecke von Sonnenbeobachtungen ein zurichten. Mit dem Postdampfer „Lulu Bohlen" von der Wörmann-Linie ist Sonnabend mittag ein Truppen- und Pferdetransport für Deutsch-Südwest afrika, bestehend aus 22 Offizieren, 9 Unteroffizieren, 280 Mann und 500 Pferden, abgeaangen. Oesterreich-Ungarn. Das Professorenkollegium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität be schloß dieZulassung derFrauen zum akademischen Lehramt. Für das Wintersemester kündigt die erste Privatdozentin, Fräulein vr. Elise Richter, bereit- ihre Vorlesungen an. Die Einberufung der ungarischen Reser visten soll jetzt durch Anschlagzettel erfolgen, da die Zivilbehörden die Auszüge aus den Liften verweigern. Belgien. Das deutsche Panzerschiff „Kaiser Karl der Große" ist gestern mittag wieder von Ant werpen abgegangen. Eine große Menschenmenge hatte sich am Hafen eingefunden und brach bei der Abfahrt des Schiffes in laute Hurrarufe aus. Rustland. In Warschau wurde von Terroristen ein neuer, dreifacher Mord begangen. Seit 8 Tagen wurden 11 Personen aus Rache getötet. In Lemberg nimmt der Streik ernste Formen an, da die Arbeits willigen von den Streikenden vertrieben werden. Am Markt wurden die Berkaufsstände geplündert. Die Petersburger Telegraphenagentur meldet: In der vergangenen Woche brachten ausländische Blätter eine Reihe von Meldungen über Unordnungen und Insubordinationen in der russischen Arm<e. Es wurde sogar gemeldet, daß ganze Truppenteile desertiert wären. Zur Kategotte dieser Meldungen gehört auch das einem Wiener Blatt aus Petersburg zugeqauaene Gerücht von einem blutigen Zusammenstoß zwischen dem littauischen Leibgarde-Regiment und Kosaken m Warschau. Wir können versichern, oaß diese Sensationsmeldungen aus der Lust gegriffen sind. * General Stössel ist unter Belastung in seiner Eigenschaft als Generaladjutant des Kaisers der Stellung als Kommandeur des dritten sibirischen Armeekorps ent hoben worden. England. Die schottischen konservativen Kandidaten für das Parlament wurden von der Parteileitung offiziell angewiesen, sich für die allge meinen Wahlen spätestens Ende Oktober bereitzuhaltcn; die- bedeutet die Auflösung des Unterhauses. Türkei. Der Sultan hat anläßlich seiner Er rettung von dem letzten Mordanschlag eine Amnestie erlassen. In Polireikreisen verlautet, daß daS bisherige Ergebnis der Untersuchung des Attentats auf den Sultan darauf hindeute, daß eS von Armeniern