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Sächsische vorsMung lelegramm-Ndr.: Dorfzeitung Drerden. 67. Jahrgang. Dresden, Donnerstag, den 27. Juli 1905. Nr. 172 104,-» 169,20 » 103,75 » 101,30 » 20,43» 8l'W» 8b',0b» hl »oll »» t» en, «der »W erj« 100,10 » 100,10 Ä 100,30» 100,25 b» 100,10 » Bezugsbedingungen: vt« ^vorf^ttung-«rsch«tnt j«d«n woch«ntag nachmittag, s Uhr mtt dem Datum de, folgenden llage^ DU vezugigebilhr detrSgt >L0 Mart cker,»Ij«k>ritch oder b0 pfg. für jeden Monat. Vt« .vors^ttung- ist zu deztehen durch di« iaiferltchen posiansialten, di« Landdriesträger und durch unsere Voten vei sreier Lieferung in, Hau, erhebt di« Post noch di« Lustellung^edllhr von «d pfg. 102,50» 102,-» 102,80 « 102,50 » 101,75 » 103.50 S 104,70 » 102,25 dB 101.50 » 104,- » 99,90 » KL, 60 » 101,90 v 100,50 Ä r,,dr»«t« ouuie d«r b 91,-B 105 - b» 102,- G 103,- « 100,- » 100,— » 100, -» 101, - » 10b'-G 102,50 » 103 25» 103 25» 1017b » 100'bO» 103/5» 100,- » 101/0 » 106 75 » Das -teueste. Die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist mit den Begleitschiffen gestern nachmittag 6»/« Uhr in Wisby eingetroffen. Der deutsche Konsul begab sich an Bord. Das „N. Wiener Tgbl." macht Mitteilungen über den Inhalt der Unterredung zwischen den beiden Kaisern. Es sei über den Frieden, besonders aber auch über ein bevorstehendes schwedisch-norwegisch- dänisches Bündnis und über die Kriegskostenent- schädigung gesprochen worden, die Rußland nicht in bar zahlen wolle. Der deutsche Gesandte in Brüssel betonte, in einer Rede die Notwendigkeit der Erhaltung der Neu tralität Belgiens. Das schwedische Ministerium Bostroem hat seine Entlassung emgereicht; der Sonderausschuß des Reichstags schlägt vor, der Auflösung der Union bei- rustimmen, wenn eine Volksabstimmung in Norwegen sich dafür ausspricht. In Lodz ist eine Bombenfabrik entdeckt worden; zwanzig Sozialisten und Anarchisten wurden verhaftet. Sechs Donsche Kosakenregimenter meutern und lehnen den Polizeidienst ab. Der japanische Friedensunterhändler Minister Baron Komura ist mit Gefolge gestern in Jersey Eity angekommen und durch eine Abordnung japanischer Kaufleute nach New Jork geleitet worden. 102 — » lob,90 » 103,- » 102,- » 105,10 l>» Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: .^Illustriertes Sonntags-Matt" Amtsblatt für die Ngl. Nmtshauptmannschasten Vresden-Nltstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die ttgl. Forstrentämter Dresden, INoritzburg, Tharandt und die Gemeinden lvberlößnitz und Radebeuls Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist an Bord der ,,Hohenzollern" gestern abend in Wisby ein getroffen. Nun die neueste Zusammenkunft des Zaren mit Kaiser Wilhelm der Geschichte angehört, ergießt sich von den Mittelpunkten der europäischen Politik aus ein Strom der widersprechendsten Kommentare über dieses politische Ereignis. Wir können zunächst mit Genugtuung konstatieren, daß man seine inter- nationale Bedeutung nirgends zu unterschätzen scheint; wenn einzelne englische Blätter einen spöttischen Ton anschlagen, so kann dieser über die ernsten Besorgnisse, die er verdecken soll, nicht Hinwegtäuschen. In Rußland kommt überwiegend die Hoffnung zum Ausdruck, daß der Zar in der Aussprache mit dem Deutschen Kaiser Trost und Stärkung gefunden haben und daß das Gewicht der deutschen Freundschaft sich auch bei den Der „rote Pfaffe". Zu diesem Ehrennamen ist der „Genosse" v. Vollmar bei seiner Partei gelangt. Zwar drückt sich der „Vor wärts", so gut es geht, in Angelegenheit der bayerischen Wahlvorgänge, wie die Katze um den heißen Brei, um ;die Tatsache herum, daß sich die bayerischen Sozial demokraten um den Gewinn eines einzigen Landtags- ' Mandates vom Zentrum haben als Vorspann benutzen i lassen, aber das Zentralorgan der „Unentwegten" unter- Wägt mit seinen Verlegenheitsphrasen von prinzipieller Notwendigkeit des klerikal-sozialdemokratischen Bündnisses die wahre Stimmung, wie sie überall in der Partei, 'und namentlich im Zentrum, Berlin und Vororte, in allen Versammlungen zu Tage tritt. Das Verhalten der bayerischen Genossen wird in fast allen Versamm- langen auf das Schärfste kritisiert und als „Verrat" ! bezeichnet am „Volke", und namentlich die Genossen ! v. Vollmar und Müller, welche als bayerische Landtags abgeordnete die Rufer im Streit gegen den Liberalismus waren, werden in einer Weise beschimpft und verhöhnt, welche erkennen läßt, daß es noch eine Nachkritik in Jena geben wird, die an Schärfe nichts zu wünschen Ärig läßt. In einem Berliner Versammlungslokal, wo das Gruppenbild der sozialdemokratischen Reichs tagsabgeordneten aushängt, haben empörte Genossen das Gesicht des Abgeordneten v. Vollmar mit Tinte vollständig unkenntlich gemacht und an einer anderen Stelle haben die Hände der Genossen dem Bilde des selben Abgeordneten einen Nagel durch die Stirn ge schlagen. Das Geschrei der leitenden sozialdemokratischen Blätter Bayerns, namentlich der Vollmarschen „Münchener I Post" gegen die liberalen „Wahlrechtsdiebe" usw., findet in Mittel- und Norddentschland kein Verständnis. In der „Münchener Post" fanden die Genossen seit Wochen vor der Wahl täglich spaltenlange Berichte »brr die „furchtbaren Abrechnungen", welche die Herren v. Vollmar, Müller und Genossen überall in Bayern k Mt dem Liberalismus gehalten haben, aber aus all' »diesen Berichten tönt nebenbei die Jammerphrase von brr nur vorübergehenden „unnatürlichen Koalition" und I^r Versicherung, daß der Kampf um da- „heiligste l AHt des Volkes" die bayerische Sozialdemokratie in bie Lage versetzt habe, zwischen Zentrum und Liberalismus «S Bündnis mit dem ersteren als das kleinere Uebel ! st wählen. „Wir verpflichteten uns ja nur, im Verein Ht dem Zentrum für den von den Liberalen abgelehnten I «ahl-Gesetzentwurf mit relativer Mehrheit", rufen die Men Gottesstreiter, während sie reckt wohl wußten, dasi sie nur darum sich dem bayerischen KlerikalismuS »«schrieben, weil sie oyne dessen Hilfe bei den Wahlen endgültigen Friedensverhandlungen im fernen Osten zum Vorteil Rußlands fühlbar machen werde. Wenn auch über den Inhalt der Unterredungen zwischen dem Zaren und Kaiser Wilhelm amtlich nichts bekannt gegeben wird, so darf doch versichert werden, daß zwischen den beiden Herrschern sehr wichtige politische Angelegenheiten erörtert wurden und daß beide Monarchen von dem Ergebnis ihrer Begegnung überaus befriedigt sind und diesem Gefühle auch Ausdruck gegeben haben. Die sonderbaren Kommentare, die allerorts in der auswärtigen Presse auftauchen, rühren zumeist, so z. B. selbst in den russischen Blättern, daher, daß eben niemand weiß, was auf den Kaiser-Jachten vor sich gegangen ist In diese Kategorie der Konjekturalpolitik gehört auch die törichte Annahme der „Nowoje Wremja" — die ihr Echo in der englischen Presse findet —, daß Kaiser Wilhelm in Björkö die Idee einer franko-russisch-deutschen Koalition zur Bekämpfung der „gelben Gefahr", d. h. mit anderen Motten, zur Zurückdrängung Japans angeregt haben dürfte. Daß die auswärtige Presse in Ermangelung positiver Nachrichten sich in solchen Kombinationen er geht, mag zum Teil auch darauf zurückzuführen sein, daß die Kaiserbegegnung eben völlig überraschend kam. Tatsächlich war es bis zu dem Augenblick, in dem die beiden Monarchen zusammentrafen, selbst keiner der fremden Regierungen bekannt geworden, ob die Be gegnung statlfindet oder nicht; so gut blieb diesmal das Geheimnis gewahrt. Der Deutsche Kronprinz und die Kron prinzessin, welche vorgestern abend an Bord der Jacht „Iduna" in Rönne auf Bornholm eingetroffen sind, besuchten gestern Allinge, Hämmeren und die Hammer- Hus-Ruinen und kehrten nachmittag nach Rönne zurück. Die Bevölkenmg und die zahlreichen Sommergäste, zu meist Deutsche, begrüßten das kronprinzliche Paar über all mit herzlicher Begeisterung. Von einer Erhöhung des Einfuhrkontin- qents an russischen Schweinen wird nach einer Mitteilung des Landwirtschaftsminifters an die ober schlesischen Städte vorläufig abgesehen. Von der Verpflichtung zur Invaliden versicherung sind nach einem kürzlich gefaßten Be schluß des Bundesrats diejenigen Personen befreit, welchen auf Grund früherer Anstellung bei den Kirckengemeinden, Instituten oder Verbänden der evangelischen Landeskirchen Preußens Pensionen im Mindestbettage der Invalidenrente bewilligt worden sind. Disziplinwidrigkeiten sollten in letzter Zeit auf dem kleinen Kreuzer „Frauenlob" vorgekommen und so arger Natur gewesen sein, daß sie sogar zur Ent hebung des Kommandanten von seinem Posten geführt hatten. Wir hatten von den aufs ärgste aufaebauschten Gerüchten gar nicht erst Notiz genommen. Die „Nordd. Allgem. Ztß" schreibt nun: Die Angaben über die Disziplinlosigkeit sind im wesentlichen frei erfunden. Richtig ist nur, daß in der Nacht vom 4. zum 5. Juni einzelne kleine Gegenstände des Schiffsinventars über Bord aeworfen und andere beschädigt wurden. Ein erheblicher Schaden ist nicht entstanden. Die Be hauptung, die Manneszucht der Marine nehme be klagenswetterweise ab, ist entschieden zurückzuweisen. Eine schwerere Insubordination ist besonders bei der aktiven Schlachtflotte nicht öfter vorgekommen, als in früheren Jahren. > Oesterreich-Ungarn. Der Minister des Innern hat den Beschluß des Pester Komitats, welches die Ablieferung fteiwillig gezahlter Steuern und die Mitwirkung bei freiwilliger Stellung zum Militär dienst verboten hatte, um gestoßen. Die gleichen Be schlüsse der anderen Städtekomitate werden, wie ver lautet, gleichfalls für ungültig erklärt werden. Belgien. Anläßlich der Feier der 75jährigen Unabhängigkeit Belgiens gab die deutjche Kolonie m Antwerpen gestern abend em Festmahl, an dem 500 Personen teilnahmen. Anwesend waren u. a. der deutsche Gesandte Graf Wallwitz, der deutsche General konsul Pritsch, der belgische Ministerpräsident, der Minister des Innern, die Präsidenten des Senats und des Abgeordnetenhauses, der Bürgermeister von Ant werpen, Vertreter de- König«, der Zivil- und Militär behörden und das Offizierskorps des Panzers „Kaiser Karl der Große". Graf Wallwitz brachte einen Trink spruch auf König Leopold auS,^ worin er betonte, eine jämmerliche Niederlage erlitten haben würden. Den Klerikalen aber wird eS niemand verdenken, daß sie zu ihrem Wahlsiege den „Umsturz" gebrauchten ohne die Verpflichtung einer Gegenleistung, lediglich aus Kosten der Genossen, welche fürchteten, ihr Landtags mandat zu verlieren. In Norddeütschland fühlt man den moralischen Schlag, der die „unentwegteste" politische Partei getroffen hat, um so bitterer, als hier das Ver ständnis für alle Religion den „Genossen" abhanden gekommen ist und der „Pfaffe" aller Konfessionen als „Volksfeind" erster Klasse gilt. Es ist fast drollig, was Vollmar in seinem Blatte zur Beruhigung der Genossen, welche sich darüber beschweren, daß u. a. Genosse Abgeordneter Adolf Müller in öffentlichen Versammlungen sich zum Lobredner des Zentrums aufgeworfen habe, vorbringt. Er sagt: „Nun hat zwar Genosse Müller weder in Regensburg, noch sonst irgendwo das Zentrum „gelobt", er hat im Gegenteil überall, wo er zu sprechen hatte, die allgemeinen politischen Qualitäten der Zentrums partei gebührend kritisiert. In Regensburg hat Müller sogar darauf hingewiesen, daß er im Landtag von den Liberalen das Eintreten für ein direktes Wahl recht unter dem Hinweise gefordert hat, sie sollten doch endlich die Möglichkeit schaffen, in die „sicheren" Zentrumswahlkreise einzudringen. Da die „Liberalen" aber das Wahlgesetz zu Fall brachten, und das Zentrum sich in dieser, wie in allen Berfassungssragen in Bayern liberaler zeigte als die „Liberalen", konnte Genosse Müller das Zentrum natürlich deswegen nicht tadeln." Das ist mehr charakteristisch als logisch, aber es ist — sozialdemokratisch, unter falschen Vorspiegelungen zu agitieren. Interessant ist nebenbei, daß das ganze Wahlgesckäft eigentlich von drei Leuten besorgt wurde, welche alle drei der „Münchener Post" sehr nahe stehen. Da ist 1. Herr v. Vollmar, Oberregisseur, dann 2. Ge nosse Adolf Müller, verantwortlicher Redakteur und 3. Genosse Birk, der Drucker des Blattes. Neben der „Münchener Post" stieß das nächstbedeutende Blatt der Sozialdemokratie Bayerns, die „Fränkische Tagespost", in das gleiche Horn und beide Blätter brachten Tag für Tag die dringendsten Wahlaufrufe, welche alle mit der Phrase schlossen: „Wir denken, daß sich jeder Parteigenosse dessen bewußt ist, was am 10. Juli auf dem Spiele steht! Tue jeder seine Pflicht, und der II. Juli wird uns erfolgreich finden!" Was aber die Entrüstung im Lager der zentralen „aufs eklärten" Genossen bis aufs äußerste gesteigert hat, das ist die Tatsache, daß die bayerischen Genossen, um zu Gunsten des KlerikalismuS ihr Wahlrecht ausüben zu können, sich massenhaft bereit fanden, den Eid auf die Verfassung zu leisten, der in Bayern gefordert wird. Man ist der Meinung, daß der Fahneneid schon eine Gewissensvergewaltigung sei, daß aber der Eid auf die Verfassung eines Staatswesens, das umzustürzen Zweck und Ziel des Sozialismus ist, der „Würde" der Partei nicht entspricht und Wahlenthaltung zum bayerischen Landtag das einzig Richtige gewesen wäre. Das haben seinerzeit allerdings Bebel sowohl wie Liebknecht schon 1887 empfohlen, aber Herr v. Vollmar tut, was er will mit seiner roten Herde — die, bayerischen Lämm- lein beherrscht er mit seiner Klique. Und der riesige Erfolg — ein Mandat mehr; die Sozialdemokratie hat ihre Mandate von II auf 12 vermehrt zum Nutzen des Zentrums. Der Sieg ist ihnen zu gönnen. K7.V > s««t««t> »irU «, der» Mu U»ttr«l» j 85L5K4 16/3» r,»«tt«l ««- » »udAtff««». I rille» uch kein Materie Anzeigen-Preise: vt«6n,paltige-s«u« »Pfg-, »"ter-«" gesandt» «k pfg NnÄaen^Umahm« erfolgt bt, mittag» 12 Uhr. —^Nnnahmeft«!!«» jtnü: Uns«« «beschÄtrstÄI«, N«tn« Meißner »als« Nr. 1, Inoaltdendank, kaasm«st«M » Vogler, «ud Most«, ch. L Vaud« » to. in Leipzig, Zrantfurt a. M-i L. tlohl in Ukksselidor': Hugo MiiLler in llötzscheu- broda. <Vttv vittrtch tn Neitzdorf. Hugo Dpttz tu Leubnttz.Neuosira. LmU Nollau in iiudebeul.nud. »rimm tn Vre^en.lv«f»ttz, Zrtedrtch Leucher, tu Lossedaud«, <vtto Xunath t» Lola. Ma, 5«urich tn Losch witz. Telephon: Dresden, Nr. 2916.