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5SWche vorfzeitung Bezugsbedingungen: «1ch«ftü j«»«« w»ch«»t«, ^ichmtiia-» » Uhr «tt do« v«mm d« f»l^»drn laa« vi« v«M-»-<bLhr b«trLgt 1H0 Mart ^«NrljShrltch odrr b« pfg. fLr j^>oi Moirat. VU ,vorf>ettu»lk" ist »u b«^«h<K durch dt« »«tserlichru pastonftallrn, dt« Landdrirsträ-rr und durch u»1«rr votr» VU frU«r ctef«mng in» hau» «rhrbt di« Poft «<»4 di« rufttllunA»««dühr »on 4» Pf- kelegramm-Kdr.: Vorfzeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl.Rmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. 2. zeigen-preise: vt» «tnspalr.,. 8«U« 1» Pf-, unter „«n-efnn»«- 40 Pta an,UHin ammh», erfolg dir nUUnW 12 uSr. — «nnahmestell«» lind: Uns« chchchSP-MS. Nein. M«chn«r 4alf« Ur. Znoalidenüank, KnasenstUn v»ul,r. Nud. Mols«. G. L. Vaud« 8- t». in Lripria, Frankfnrt «. M.; ch. ttohl in UeN«l»dor,; kuao Müchler in NStzschen. broda, ivtto dinrich In U«»»ndoii D»ttz in keudniH-Nruostra. tinU NoNau in Nadk d<ul,1U»d^ ibrtmni in Orrrden-lvölfnitz, Zrt«drtch leuch« tn lolftdand«, Dtto Nunach in Zeurich in L»sch>»ttz. Telephon: vrerden, Nr. 2916. Dresden, Dienstag, den 25. Juli l905. Nr. 170. 67. Jahrgang. Dos Vterreste. In Gegenwart der Kaiserin und der Prinzen Eitel-Friednch, Adalbert und Oskar fand gestern die Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-DenkmalS in Elbing statt. He rzogKarl Eduard vonSachsen-Koburg- Gotha ist gestern in Koburg eingezogen. Anläßlich der vorzeitigen Veröffentlichung der Ehe scheidungsklage des Prinzen Philipp von Ko burg erklärt die Prinzessin Luise von Koburg, sie lasse nun alle Rücksichten fallen und werde das Bild einer entarteten Ehe der Oeffentlichkeit vorführen. Nach einer Verfügung des russischen Ministers des Innern dürfen die von Beamten ausgehen den Mitteilungen im „Regierungsboten" nur mit Quellenangabe veröffentlicht werden. Der russische Kaiser ist, wie aus Petersburg berichtet wird, am Sonntag nach Finnland abgereist. Der Moskauer Semstwokongreß hat seine Beratungen beendet. Ein Bündnis zwifcben Rußland und Japan? In der russischen Presse erheben sich immer mehr Stimmen für ein Bündnis Rußlands mit Japan. Der Feind von heute, der Verbündete von morgen. Das ist alles schon dagewesen und die beste Sicherung eines dauernden Friedens. Mit vollendeter Ritterlichkeit hat Japan die russischen Kriegsgefangenen behandelt. T>ie Offiziere bis zu den hohen Kommandierenden hinauf wissen nicht genug von den Aufmerksamkeiten zu er zählen, die man ihnen bereitet, nicht genug von der sympathischen Aufnahme, die der Gedanke einer An näherung der beiden Mächte bei den Japanern gefunden habe. Vorläufig hat weder die japanische noch die russische Regierung zu diesem weitausschauenden Plan Stellung genommen. Die russische Regierung wohl deshalb nicht, weil sie sich nicht der Gefahr aussetzen will, einen abschlägigen Bescheid aus Tokio zu bekommen und weil sie meint, Japan als die jüngere Großmacht müsse den Anfang machen und an Rußland herantreten. Die japanische Regierung aber ist viel zu klug, um im gegenwärtigen Zeitpunkt sich festzulegen. Auf Erkundigung. in unterrichteten japanischen Kreisen Berlins ist folgende Auskunft zu teil geworden: »Rußland hätte vor dem Kriege ein Bündnis mit Japan haben können. Die Stimmung war dafür in Japan eine sehr günstige. Rußland, damals in vollem Glanz einer Streitkraft ersten Ranges — das in Wirklichkeit vieles im Heerwesen und namentlich in der militärischen Organisation zu wünschen ließ, war speziell der ja panischen Regierung durch zuverlässige Information be kannt — wurde unbedingt den Vorzug vor England erhalten haben. Diese Situation ist in Petersburg nicht gewürdigt worden. Im Gegenteil, mit Mißachtung, um nicht zu sagen mit Verachtung wurden die Bündnis bestrebungen, die eine sehr starke Stütze in Tokio hatten, abgewiesen. Ob heute ein Bündnis mit Rußland, wenn es ernsthaft zur Sprache käme, in Japan viel Freunde haben würde, ist zu bezweifeln. Die Auf merksamkeiten gegenüber den kriegsgefangenen russischen Offizieren darf man nicht unterschätzen. Japan hat dabei nicht im Auge gehabt, die Russen für sich zu ge winnen, sondern es hat lediglich die Pflichten erfüllt, die einem Kulturvolk die Humanität im Kriege auferlegt. Einstweilen hat das Bündnisprojekt, vom japanischen Standpunkt aus, einen etwas vhantastischen Zug. »Unmöglich" darf man zwar aucy hier nicht sagen, weil jede Entwickelung in der Politik denkbar ist. Aber mindestens erscheint die Verwirklichung schwer möglich." Was gegen das russische Bündnis spricht, ist nicht etwa die Rücksicht auf daS Bündnis Japans mit Eng land. Dies Bündnis verwehrt keineswegs, daß Japan auch noch mit anderen Mächten ähnliche Verträge Meßt. Nun bewirbt sich die englische Diplomatie ehr eifrig darum, dem jetzigen Bündnis eine solche Ausgestaltung zu geben. Aber Japan hat eS nicht eilig, dem Wunsch zu willfahren. Sein Ziel ist darauf ge richtet, zunächst einmal die Früchte des Kriege- zu ernten, allein zu ernten. England möchte nach bewährter Ge wohnheit auch bei dieser Gelegenheit einen Korb auf stellen, um etliches mitzusammeln, weil man sich in England den Erfolg zuschreibt, Frankreich von einem Eingreifen in den Krieg zurückgehalten zu haben. Aber diesen Erfolg läßt Japan nicht gdtten. Auch ohne die englisch-französische Annäherung würde Frankreich nicht entfernt daran gedacht haben, dem verbündeten Rußland zu Hilfe zu kommen. Die Erklärungen von französischer Seite zu Beginn des Kriege-ließen darüber keinen Zweifel, daß Frankreich im eigenen Interesse Neutralität be wahren wollte. Im Frühjahr dieses Jahres allerdings, als Delcassö die Bewegungen der russischen Flotte be günstigte, wäre es beinahe zu einem japanischen Ultimatum an die Adresse Frankreichs gekommen. Die Japaner sind viel zu geschäft-gewandt, um Rußland, selbst wenn sie für spätere Zeit eine freundschaftliche Annäherung erstreben, jetzt eine solche Absicht merken zu lassen Erft wollen sie nach Möglichkeit bei den Friedensverhand lungen ihre Forderungen durchsetzen — vermutlich wird, um die Ueberlegenheit Japans nochmals fühlbar zu machen, Wladiwostok genommen und General Lenewitsch eine entscheidende Niederlage beigebracht werden — dann, nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages, lassen sie sich vielleicht dazu herbei, vom Bündnis zu sprechen. Inzwischen ist aber anzunehmen, daß England, um die gefährliche russische Konkurrenz im Osten aus dem Felde zu schlagen, Japan die vorteilhaftesten Anerbietungen für eine Erweiterung des Bündnisses macht. Nicht zu vergessen, daß auch die Vereinigten Staaten mit äußerster Rührigkeit beflissen sind, Japans Freundschaft zu er ringen. Die smarten Amerikaner wollen ihrerseits dem englischen Handel in Ostasien das Feld streitig machen. Eine ganze Kommission von Militärs, Kongreßmitgliedern, Beamten befindet sich auf dem Wege nach Tokio, auch das unvermeidliche Fräulein Alice Roosevelt ist mit dabei. Beim Handel und beim Handeln hört die amerika nische Freundschaft für England auf. Man sieht, Ruß lands Bundesgenossenschaft hat wenig Verlockendes gegen über Bewerbern, die für Japans Gunst bedeutend mehr aufzuwenden in der Lage sind. In Japan wird nicht mit Unrecht geargwöhnt, daß die plötzlich erwachte Neigung, dem Gegner die Hand zu reichen, auf die Hoffnung gegründet sei, derart wenigstens um die Kriegs entschädigung herumzukommen. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Zaren soll nach den neuesten Mel dungen tatsächlich in der Ostsee stattfinden Die Kaiserin, sowie die Prinzen Eitel-Friedrich, Adalbert und Oskar wohnten gestern in Elbing der Einweihung des Denkmals Kaiser Wilhelms des Großen bei. Als Vertreter des Kaisers legte Prinz Eitel- Friedrich einen Kranz am Denkmal nieder. Herzog KarlEduard von Sachsen-Kobury- Gotha hielt gestern seinen feierlichen Einzug m Koburg. In amerikanischen Blättern werden abermals Nach richten verbreitet, wonach Verhandlungen zwischen Deutschland und Amerika über den Abschluß eines neuen Handelsvertrages bereits begonnen haben. Diese neuen Mitteilungen sind ebensowenig richtig, wie die früheren; es hat sich nichts an den Umständen geändert, die es mit sich bringen, daß deutsch-amerika nische Handelsvertragsverhandlungen vor Oktober dieses Jahres schwerlich begonnen werden können. Das deutsche Geschwader weilt noch in den dänischen Gewässern und herzerfreuende gegenseitige Freundschaftsbezeigungen zwischen Deutschen und Dänen sind zu melden. Der deutsche Gesandte Graf Tattenbach hatte am Dienstag eine Audienz beim Sultan von Marokko. Voreid und Nacheid. Wenn eS noch eine- Be weises bedurft hätte, daß der Voreid in der deutschen Strafprozeßordnung durch den Nacheid ersetzt werden muß, so würde er durch den Bückeburger Schwurgerichts prozeß erbracht worden sein. ES darf behauptet werden, daß das ganze Meineidverfahren mit allen seinen Folgen hätte vermieden werden können und vermieden worden wäre, wenn die Strafprozeßordnung, die nach der Aussage erfolgende Beeidigung als Regel betrachten würde, während sie jetzt noch die vorher erfolgende al- Normalfall ansieht. Das Material, da- üoer diese Frage in den letzten Jahren zusammen getragen worden ist, muß als derartig umfangreich und unmittelbar be- weiskräftia bezeichnet werden, daß auch ein großer Teil der eifrigsten Anhänger des Voreides nachgerade zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß in dieser Hinsicht ein völliger Bruch mit dem System des geltenden Recht erfolgen muß. Im Hinblick auf die Beschlüsse der Kommission zu der Ausarbeitung eines Entwurfs der neuen Strafprozeßordnung darf nach der „K. Ztg." mit Sicherheit angenommen werden, daß in das neue Gesetz die gegenwärtige Regelung nicht wieder aus genommen werden wird. Es ist nur höchst bedauerlich, daß bis dahin immer die Beeidigung in Form des Voreides vorgenommen werden mutz, und es liegt nahe, die Frage aufzuwerfen, ob es nicht möglich wäre, durch eine Art von Notgesetz den Voreid durch den Nacheid schon jetzt zu ersetzen. Es ist doch eigentlich kein er freulicher Zustand, daß jahraus jahrein oder sagen wir" lieber, wie die Kenner der Verhältnisse unumwunden zugestehen müssen, Tag für Tay Meineide geleistet werden, die sich leicht verhüten ließen und am letzten Ende auf eine fehlerhafte Behandlung der Lidfrage durch die Gesetzgebung zurückzuführen sind. In juristischen Kreisen würde ein dahin gerichteter Vorschlag wärmste Unterstützung finden. Der Postdampfer „Hans Woermann^ ist soeben mit l16 verwundeten und erkrankten Offizieren und Mannschaften aus Deutsch-Südwestafrika in Hamburg eingetroffen. Die den deutschen Ansiedlern in Samoa, welche seinerzeit durch das englisch-amerikanische Bom bardement geschädigt worden sind, durch ein Schieds gericht zugebilligte Entschädigung ist, Meldungen aus London zufolge, nunmehr endlich zur Aus zahlung gelangt. Die von den Geschädigten er hobenen Ansprüche erreichten bekanntlich eine recht er hebliche Höhe. England und die Vereinigten Staaten haben indessen den größeren Teil dieser Ansprüche zu rückgewiesen und eine Entschädigung lediglich in Höhe von 160 000 M. geboten. Wie es seinerzeit hieß, hat die deutsche Regierung sich mit diesem Angebot nicht zufrieden geben und weitere Schritte wegen Bewilligung einer größeren Summe tun wollen. Es scheint in dessen, daß diese Bemühungen fruchtlos gewesen sind. Oesterreich-Ungarn. Die Großjährigkeits erklärung des Erzherzogs Karl Franz Josef, des ältesten Sohnes des Erzherzogs Otto und der Erz herzogin Maria Josepha, einer Schwester des Königs Friedrich August von Sachsen, wird am 17. August erfolgen. An diesem Tage vollendet der Erzherzog, der dereinst zur Thronfolge in Oesterreich berufen erscheint, sein 18. Lebensjahr und tritt m die Armee ein. Dem Hofbrauche entsprechend wird der junge Erzherzog durch den Kaiser großjährig gesprochen und erhält einen eigenen Hofstaat. Seine militärische Laufbahn beginnt der Mnftige Thronfolger als Leutnant bei der in Bilin in Böhmen liegenden Eskadron der „Windischgrätz-Dragoner" und wird im Schlosse des Fürsten Lobkowitz wohnen. Frankreich. Der russische Minister Witte ist am Sonnabend vom französischen Ministerpräsidenten Rouvier und später vom Präsidenten Loubet empfangen worden. Bei der Unterhaltung wurde hauptsächlich die internationale diplomatische Situation sowie die Friedensfrage erörtert. Die Meinung, daß auch die innere Lage Rußlands Gegenstand der Unterredung bildete, wird von russischer Seite al- unzutreffend be zeichnet. Der wegen Spionageverdachtes verhaftete französische Soldat Bessie hataestanden, daß er die Mobilisie rungS- ordre des 1b. Armeekorps für 400000 Franken an die italienische Regierung verkauft habe. Belgien. Belgien feierte soeben die 75-Jahr- feier der Unabhängigkeit. Bei einer patriotischen Veranstaltung wies der König darauf hin, daß eS der Taten bedürfe, um das Leben der Völker zu sichern und gab dem Wunsche Ausdruck, daß die Feier durch die Annahme des den Kammern vorliegenden Entwurf- für den Ausbau des Antwerpener Hafens gekennzeichnet werde. Die Rede des König- machte einen tiefen Eindruck. Alle Schichten der Bevölkerung nahmen leb haften Anteil an der Feier und bereiteten dem König begeisterte Huldigungen. Von gewöhnlich trefflich