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Seite 2. — „Sächsische Dorszeilung." — 22. Juli 1905. nichts Verdächtiges gefunden. — Aus Petersburg wird gemeldet: Im Sappeurlager bei Kiew wurde auf den Kommandeur deS siebenten Sappeur- BataillonS Nemilow ein Bombenattentat verübt, wobei Nemilow, der in seinem Zelt mit Durchsicht von Dokumenten beschäftigt war, durch Bombensplitter am Hinterkvpf verletzt wurde. DaS Lager wurde sofort alarmiert und die Untersuchung eingeleitet. — Der russische Minister Witte wird auf der Reise durch Paris mit dortigen Finanzleuten wegen eventuellen Ab schlusses einer Kriegsentschädigungs-Anleihe Fühlung nehmen. — Nach einer Galatzer Meldung wurden 15 frühere Matrosen vom „Fürst Potemkin" von Agenten durch List nach Rußland gebracht und den Behörden ausgeliefert. Der Präsident des Moskauer Semstwoamts legte dem Kongresse die von der Verwaltung gemachten Schwierigkeiten dar. Wie sich herausgestellt, hatten dieje ihren Grund in dem Gerücht, der Kongreß beab sichtige eine konstituierende Versammlung zu proklamieren. Das Kongreßbureau gab die Versicherung, daß nichts dergleichen beabsichtigt sei. Obwohl sich der General gouverneur dafür verwendete, daß dem Kongresse keine Schwierigkeiten bereitet werden sollten, erschien in der gestrigen Sitzung der Polizeimeister in Begleitung von Polizeibeamten mit einer schriftlichen Aufforderung des Stadthauptmanns, die Sitzung zu schließen, und verlas Gesetze und Zirkulare, auf Grund deren die Verwaltung den Kongreß für ungesetzlich hält. Der Präsident des Kongresses erklärte, er halte die Anordnung der Ver waltung für ungesetzlich; er fühle sich daher nicht ver pachtet, sie zu berücksichtigen, und werde die Sitzung nicht schließen. Der Polizeimeifter forderte die Namen der Anwesenden und alle Dokumente. Als Antwort darauf erscholl: „Notieren Sie ganz Rußland!" Endlich gelang es der Polizei, ein Protokoll aufzusetzen. Spanien. KönigAlfons wird am 10. Sep tember seine Reise nach Berlin antreten. Zu schweren Unruhen hat die Frage der städtischen Verbrauchsabgaben, die in Spanien noch in weitestem Maße bestehen, in der Stadt Salamanca geführt. Wie gemeldet wird, kam es dort zu einem regelrechten Aufruhr, als der Stadtrat darüber beriet, ob das Oktroi von der Stadt verwaltet oder einem Pächter übergeben werden solle. Eine wütende Menge drang in den Beratungssaal ein. Ter Bürgermeister und mehrere Stadträte wurden verwundet. Der republi kanische Stadtrat Martinez Veira, dessen Kopf der Pöbel verlangte, sprang vom Fenster 12 Meter tief auf die Straße hinab und erlitt verschiedene Knochen brüche. Die Menge wollte ihn fortschleppen, doch wurde er von der Gendarmerie noch gereitet; sein Zustand ist hoffnunAslos. Es werden neue Unruhen befürchtet. Türkei. Die Gerüchte über eine schwere Erkrankung des Sultans sind vollständig un begründet. Der Sultan erfreut sich bester Gesundheit. Ueber die Lage in Neinen berichtet Schakir Pascha aus Menacha, daß Marschall Feiji Pascha mit einigen Bataillonen am 15. Juli die Ortschaften Erlabjesbi, Fluban und Djell al Ras genommen habe. Ueber 200 Aufständische seien getötet worden, türkischerseits sei ein Soldat gefallen. Au demselben Tage hätten die Einwohner von über 80 Ortschaften die weiße Flagge aehißt und sich ergeben. Auch der Rest der Bevölkerung fahre fort, sich reumütig zu unterwerfen. Aus Dresden und Umgegend. Dresden, 21. Juli. Wetterbericht deS Königl. meteorolog. Instituts Dresden. Prognose für den 22. Juli. Wetter: Trocken, wenn auch mehr oder weniger stark bewölkt. Temperatur: Unternormal. Windursprung: Westen. Barometer: Mittel. Kunst und Wissenschaft. Literatur. f Im Residenztheater wird Sonntag nachmittag „Alt Heidelberg" zu ermäßigten Preisen gegeben, während abends das Lustspiel „Die glückliche Gilberte" zum 3. Male in Szene geht. f Eine Alphons Stübel-Feier im Grassi- Museum zu Leipzig. Zu einer Feier des siebzigsten Geburtstages Alphons Stübels, der am 10. November vorigen Jahres zu Dresden verstorben ist, wird seitens des Rates der Stadt Leipzig für Mittwoch den 26. dieses Monats, vormittags "211 Uhr, im Vortragssaale des Grassi-Museums eingeladen. Stübel ist ein Kind Leipzigs, wo er als Sohn des Ratsherrn Moritz Stübel am 26. Juli 1835 geboren worden ist. Obgleich er seinen Wohnsitz in Dresden gehabt hat, hat er sich doch die An hänglichkeit an seine Vaterstadt Leipzig bis zu seinem letzten Atemzuge bewahrt. Zur „Stübel-Feier" wird auch eine von den Schwestern Stübels, der Frau verw. Appellations- gerichtsafsefsor Helene Kuhn geb. Stübel und der Frau verw. Oberbürgermeisterin Geheimrätin l)r. Stübel geb. Stübel in Dresden, dem Museum für Völkerkunde in Leipzig gestiftete Büste ihres Bruders, ein Werk des Bildhauers Professors Robert Henze in Dresden, zur Aufstellung gelangen. f Alexander Girardi, den die deutsche Reichs hauptstadt seit Jahren auf keiner ihrer Bühnen mehr gesehen hat, wird zu Beginn des nächsten Jahres endlich einmal Berlin wieder eine längere Bisite abstatten. Vom Herbst ab gehört der berühmte Wiener Operettensänger ja bekanntlich für einige Monate dem dortigen Earl Theater an. Dann aber, im Januar, geht es auf die Gastspiel fahrt, die Girardi zunächst nach Dresden und dann, im — Se. Majestät der König, der bekanntlich das Protektorat über die am 25. August beginnende 2. erz- gebirgische Gartenbau-Ausstellung in Chemnitz übernommen hat, übersandte eine prachtvolle Meißner Base von be deutendem Wert als Ausstellungspreis. Die außerordentlich kunstvoll auSgeführte Base zeigt den Königlichen Namens zug, sowie das Wettinsche Wappen. — Sein Landtagsmandat niedergelegt hat der Geh. Kommerzienrat Niethammer. Seit längerer Zeit durch sein körperliches Befinden zur Schonung seiner Kräfte genötigt, scheidet der im 72 Jahre stehende nur ungern aus dem Amte des Volksvertreters, dem er über 25 Jahre seine Kenntnisse und Fähigkeiten widmete. Im letzten Jahre beging er noch die Feier seiner 25 jährigen Tätigkeit als Abgeordneter. — Der Disziplinarhof hat das Verfahren gegen den Museumsdirektor Geheimen Hofrat l)r. Meyer ein gestellt, nachdem sich in keinerlei Richtung etwas Be lastendes ergeben hat. Dem Vernehmen nach wird jedoch l)r. Meyer nicht in sein Amt zurückkehren, sondern in Pension gehen. — Ausgeschieden aus dem Stadtverordneten- Kollegium ist der Stadtverordnete Schankwirt Gustav Scholz, der seinen Wohnsitz von Dresden nach Zitzschewig bei Kötzschenbroda verlegt hat. — Die Einkommen im Königreiche Sachsen haben sich im vergangenen Jahre nach den aus allen Landesteilen vorliegenden Steuereinschätzungsergeb nissen erfreulicherweise in aufsteigender Richtung bewegt. Eine alleinige Ausnahme hiervon macht der Steuerbezirk Dresden und speziell der Dresdner Stadtbezirk. Hier hat die Steuerkraft noch nicht wieder zugcnommen, sondern es ist im Gegenteil ein Rückgang der Einkommen zu konstatieren. Diese bedauerliche Erscheinung hat ihren Grund darin, daß in der letzten Zeit zahlreiche wohl habende Leute, die in Dresden ihren Wohnsitz hatten, der sächsischen Residenz den Rücken gekehrt und andere Städte, z. B. Wiesbaden, aufgesucht haben. Ferner hat, wie bereits mehrfach konstatiert worden ist, der Fremden zuzug nach Dresden gegen früher bedeutend nachgelassen. Dazu kommt noch, daß zahlreiche Gewerbtreibende, Hand- werker und Geschäftsleute von Dresden nach den Vor- orten verzogen sind, die noch nicht zum Stadtgebiete ge hören und in denen sie weniger Steuern zahlen. Er freulicherweise machen sich jedoch auch in Dresden An zeichen bemerkbar, daß insbesondere auf industriellem Gebiete eine Besserung eintritt. Die Blumen-, die Stroh hut- und die Zigarettenindustrie sind voll beschäftigt und auch in der Eisen- und Maschinenbranche beginnt ein lebhafter Geschäftsgang einzusetzen. Ueberall aber klagt man noch über sehr gedrückte Preise und die Geschäftswelt hat die Krisen der letzten Jahre immer noch nicht ganz überwunden. — Handwcrkergenossenschaftsverband. Vor bereitet von einem Ausschuß unter Leitung des Herrn Obermeisters Knappe in Leipzig ist nun ein Handwerker genossenschaftsverband für das Königreich Sachsen ins Leben getreten. Der Verband ist von den Behörden genehmigt und vom Königlichen Ministerium des Innern gebilligt worden und hat den Zweck, die Gründung von Handwerkergenossenschaften zu erleichtern und den bestehenden Genossenschaften dieser Art Verbesserungen und Förderungen zu verschaffen, die die einzelne Genoffenschaft nicht haben kann. — Der dritte deutsche Abstinententag wird vom 8. bis 10. September in den Räumen des städtischen Ausstellungsgebäudes in Dresden unter dem Ehrenvorsitze des Geheimen Regierungsrates Professor vr. Viktor Böhmert abgehalten werden. — Die Feuerbestattungsvereine im König reich Sachsen beabsichtigen an die Ständekammern eine Petition zu richten, durch welche die Kammern ersucht werden, einen Beschluß zu Gunsten der fakultativen Feuer- bestattung in Sachsen zu fassen. Die Petition geht dahin, „bei der Königlichen Staatsregierung dafür eintreten zu wollen, daß die Feuerbestattung im Königreich Sachsen als zulässig anerkannt und die Genehmigung zur Errichtung von Krematorien und Kolumbarien erteilt werde". Februar, nach Berlin führt, wo er in seinen Glanzrollen der letzten Jahre auftreten und manche Wiener Operetten erfolge, die in Berlin kein Echo fanden, mit seiner Kunst erst deuten wird. f Eine neue prächtige Leuchtmoos-Grotte ist von Herrn l)r. Adler aus Karlsbad in dem Walde ober halb der Station Bärringen in Böhmen entdeckt worden. Die die Wände bedeckenden Moose zeigen ein intensives grünliches Schimmern. Die Grotte ist nur fünf Minuten vom Hotel Herrmann entfernt. f Das Gewicht des Geruchs. Bon den seltsamen Vorgängen, die sich bei der Abgabe der Radiumstrahlen vollziehen, hat man sich sehr mannigfaltige Vorstellungen gemacht, und gerade daraus läßt sich schon der Schluß ziehen, daß die richtige Lösung noch nicht gefunden ist. Am ehesten kann man sich.zu der Vermutung bekennen, daß die Ausstrahlungen aus dem Radium ähnlich vor sich gehen wie die Aussendung des Geruchs von einer Blüte oder einem anderen natürlichen oder künstlichen Riechstoff. Jeder, der überhaupt auch über die täglichen Erscheinungen in seiner Umgebung nachdenkt, wird sich schon gesagt haben, daß in der Wahrnehmung eines Geruchs auf größere Ent fernung von dem aussendenden Gegenstand ein seltsames Geheimnis liegt. Auch von der Rose, die vor uns, viel- leicht in der Entfernung von einem Meter, auf dem Tisch steht und deren Duft wir deutlich spüren, muß eine Art von Strahlen oder Wellen ausgehen, die aber tatsächlich noch niemals beobachtet worden sind. Auch darin gleichen sich die beiden Phänomene, daß weder das Radium noch die Rose durch die Abgabe von Strahlen an Gewicht verliert. Die Rose ist allerdings ein leider recht ver- gänzliches Ding, aber man braucht ja nur einen anderen Riechstoff zu nehmen, z. B. Jodoform, und könnte mit ihm — Die Königl Arsenalsammlung wird von Sonntag den 23. Juli ab bis mit 31. Oktober d. I. wieder täglich — ausgenommen Freitag — von 10-2, Sonn- und Feiertags von 11—2 Uhr für den allgemeinen Be such geöffnet sein. Neben vielen Original-Uniform- und Ausrüstungsstücken aus dem Anfang des 19 Jahrhunderts, durch verschiedene Schenkgeber, erhielt die Sammlung eine besonders wertvolle Bereicherung durch Allerhöchste Ueber- weisung einer größeren Zahl Erinnerungsstücke an Se. Majestät den König Georg wie des Se. Majestät dem König Albert als Führer der Maasarmee von den Offizieren und Beamten des Stabes derselben gewidmeten Feld- marschallstabes. Die Uniformgruppen wurden durch eine die Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der Armee in den Jahren 1846—1849 darstellende Gruppe ver- mehrt. — Auf der Vogelwiese ist der größte Teil der Festbauten, äußerlich wenigstens, fertiggestellt. Im Inneren freilich ist noch gar manches Stück Arbeit zu leisten, ehe die Räume geeignet sind, den Strom der Besucher auf- zunehmen, auf den der Besitzer rechnet. Noch kaum acht Tage, und Dresdens „tolle Woche" nimmt ihren Anfang! — Eine Mondfinsternis, und zwar eine partielle, fällt auf den 5. August. Dieselbe ist sichtbar in der süd westlichen Hälfte Europas, in Afrika, im Atlantischen Ozean, in Nordamerika, in der nördlichen Hälfte Süd- amerikas und in der östlichen Hälfte des Großen Ozeans. Anfang der Finsternis früh 3 Uhr 39 Minuten, Ende früh 5 Uhr 41 Minuten, Größe neunundzwanzighundertstel Monddurchmesser. — Sehr beachtliche Folgen haben die Aus- stände dieses Sommers gezeigt. Infolge des fünf wöchigen Streikes der Zigarettenarbeitcrinnen sind heute noch 1200 Arbeiterinnen arbeitslos. Seit dem Streik der Bäcker find gegen 240 Gesellen noch nicht wieder ein gestellt. Dazu kommt, daß sich schon seit Wochen fast täglich Arbeiter und Arbeiterinnen wegen Belästigung Arbeitswilliger usw. (bisher in über 100 Fällen) vor Ge richt zu verantworten haben. Die Beilegung des Klempner streiks ist noch in weiter Ferne; bei dem Daniederliegen der Bautätigkeit genügt die Zahl der Arbeitswilligen. — Aus dem Polizeibericht. Am 10. Mai d. I. ist eine mit Blaustift K. 11 oder 12 gezeichnete Kiste, die zwei Oelgemälde, Wäschestücke, Bücher, Wirtschaftsgegen stände und Kleidungsstücke enthielt, von Großlichterfelde auf dem hiesigen Zentralgüterbahnhof eingegangen, dort aber spurlos verschwunden. Etwaige Mitteilungen über den Verbleib der Kiste werden an die Kriminalabteilung zu O. Unbek. 2367 erbeten. X Dresden-Pieschen, 21. Juli. Der in Prohlis beschäftigt gewesene Ziegeleiarbeiter Felix Albert Löbel aus Pieschen nahm an einem Arbeitsgenossen unzüchtige Hand lungen vor und stahl ihm ein Portemonnaie mit 1 Mark Inhalt. Da L. erst am 7. Juli vom Dresdner Gericht anderweit zu 10 Tagen Gefängnis verurteilt worden ist, erkennt die fünfte Ferienstrafkammer nach geheimer Beweis aufnahme auf eine Gesamtstrafe von 1 Monat Gefängnis, die als durch die Untersuchungshaft verbüßt gilt. /X Bühlau, 21. Juli. Der Herr Gemeindevorstand Hofmann eröffnete am Donnerstag abend '/.,9 Uhr die 11. öffentliche Gemeinderatssitzung und ging sofort zur Tagesordnung über. Anwesend waren 2 Gemeindeälteste und 15 Mitglieder. In zweiter Lesung wurden die Schleusenbauordnung mit geringen Abänderungen und das Regulativ über Erhebung von Besitzveränderungsabgaben genehmigt. Das Gesuch von Schnöder um Rückgabe der seinerzeit beim Neubau seines Wohnhauses hinterlegten Kaution von 350 M. und um Dispensation von ß 66e der O.-B.-O. findet Genehmigung. Desgleichen bewilligt das Kollegium die Rückgabe der Begerschen Baukaution für Abtretung des Straßenlandes. Auf die Eingabe von Forke wegen seiner Einfriedigung beschließt das Plenum, nicht einzugehen, weil man sich nicht für zuständig ansieht. Die Rückgabe der Baukaution an Voigt für Abtretung des Straßenlandes an seinem früheren Wasserwerk (jetzt der Gemeinde Weißer Hirsch gehörig) soll dann erfolgen, wenn nachgewiesen wird, daß die Kaution nicht übertragen worden ist und daß die Gemeinde Weißer Hirsch eine rechtverbind beliebig lange Experimente anstellen. Bisher war aber noch nie der Beweis erbracht worden, daß eine bestimmte Menge von Jodoform durch die Abgabe des, wie jeder weiß, äußerst durchdringenden Geruchs leichter geworden wäre. Es bleibt doch aber die am leichtesten glaubliche Annahme, die Radiumstrahlen wie die Ausstrahlung des Geruchs entstehe dadurch, daß winzige, für das Auge auch bei stärkster Bewaffnung wahrnehmbare Massenteilchen von dem Körper ausgeschleudert werden. Unter dieser Voraus- setzung berechnete Becquerel schon vor Jahren wirklich, daß ein Stück Radium durch die Strahlen in einer Million Jahren ein Milligramm Gewicht einbüßen würde Jetzt hat der Altmeister der französischen Chemiker, Professor Berthelot, in einer Mitteilung an die Pariser Akademie der Wissenschaften auch die gegensätzlichen Untersuchungen ausgeführt, nämlich Messungen des Gewichtsverlusts, den Riechstoffe durch Abgabe ihres eigentümlichen Geruchs er leiden. Er hat festgestellt, daß ein Gramm Jodoform in einer Stunde ein Milligramm seines Gewichts verliert In einem Jahre würde der Stoff dann 8760 mal mehr, aber doch nur wenig mehr als den hundertsten Teil eines Milligramms abgeben. Es würde danach mehr als 114 Jahre dauern, bis ein einziges Milligramm Jodoform in „Riechstrahlen" aufgebraucht worden wäre. Dies Er- gebnis wird jeden in Erstaunen setzen, denn man kann es kaum fasten, daß eine so starke Wirkung wie der geradezu stechende Geruch des Jodoform mit einem so geringen Aufwand von Maste sollte unterhalten werden können. Trotzdem ist das Jodoform noch nicht das eindrücklichstc Beispiel dieser Art, denn Berthelot gibt an, daß es vom Moschus noch weit übertroffen wird, indem zum Aufgehen eines Milligramms dieses Stoffs für Riechzwecke sogar fast 100 000 Jahre nötig sein sollen.