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Sette 3. Die besten Geschäfte machte LeischingS Konzertgarten, der dort lag, wo jetzt daS Etablissement „Trianon" steht. Auf der großen Kegelbahn bei LeischingS versammelten sich die Honoratioren der Stadt, die nicht direkt zur Scheiben- schützengilde gehörten. Im alten Schießgarten fanden auch die ersten Luftschiffahrtsversuche in Dresden statt. In der Rühe steht auch noch einer der ältesten Zeugen aus Dresdens Vergangenheit, der sagenumwobene „Queckbrunnen", dessen Aasier früher Wunder getan haben soll. 1512 wurde sogar in der Nähe des Brunnens eine Kapelle erbaut. Auf die Bedeutung des Brunnens in früherer Zeit weist noch heute ein metallener Storch hin, der, ein Wickelkind im Schnabel tragend, auf dem Dache des Brunnenhäuschens angebracht ist. Das wundertätige Wasser des Oueckbrunnens hat jedoch in der Neuzeit viel von seinem Ruf eingebüßt, denn heute sagt ein Anschlag des Rates zu Dresden am Brunnen mit lakonischer Kürze: „Nur Nutzwasser, kein Trinkwasser." — Auf dem Kreisturnfeste in Chemnitz hat am gestrigen Montag die eigentliche turnerische Arbeit begonnen, die auch heute fortgesetzt ward. Heute abend sollte die Verkündigung und Bekränzung der Sieger erfolgen. Auf ein Huldigungstelegramm an Se. Majestät den König ist folgende Antwort eingegangen: „Seis - Salegg, den 17. Juli 1905. Se. Majestät der König haben sich über den treuen Huldigungsgruß der sächsischen Turner sehr gefreut und lasten dem Vorstand und allen Festteilnehmern Allerhöchstseinen herzlichen Dank aussprechen, v. Wilucki, Flügeladjutant." — Die Frage, ob Hitzschlag als Betriebs unfall anzusehen sei, ist in einem besonderen Falle vom Reichsversicherungsamt bejaht worden. — Salmiak. Man hört und liest jetzt wieder öfters von Blutvergiftungen durch Mückenstiche. Darum schütze man sich beizeiten. Ein Fläschchen mit */g Salmiak spiritus und '/z gewöhnlichem Spiritus genügt, um bei sofortiger Anwendung dieses Gift zu zersetzen und die Wirkung desselben aufzuheben. Salmiak ist also im stände, nicht bloß der Belästigung, sondern auch ernstlicher Gefahr vorzubeugen, und von besonderem Werte bei Spaziergängen, hauptsächlich bei Touren in den Wald und an Gewässern, überhaupt beim Aufenthalt im Freien. Außerdem leistet dieses Mittel die besten Dienste bei Schwindel und Ohn machtsanfällen. Man zieht dann den Geruch durch die Nase ein. — Ein raffinierter Einbruch wurde im Alt- städter Logenhause ausgeführt. Die Diebe erbeuteten aus den Beinkleidern des dort logierenden Oekonomen ein Portemonnaie mit Inhalt und einen Schlüsselbund. Außer dem sprengten sie einen Geldschrank auf und entwendeten aus diesem 500 M. — Aus dem Polizeibericht. Auf der Schäfer straße kam am Sonnabend ein Arbeiter beim Abspringen von einem in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen zu Falle und blieb besinnungslos liegen. Straßenpassanten trugen den Mann, der am Kopfe mehrere Verletzungen er litten hatte, in eine Hausflur, wo er sich wieder soweit er holte, daß er sich in seine Wohnung begeben konnte. — In schlaftrunkenem Zustande stieg am Sonntage auf der Ziegelstraße ein 38 Jahre alter Mann anstatt in das Bett durch ein Fenster auf ein Glasdach, durchbrach dieses und fiel zwei Stockwerke tief in eine Waschwanne. Ein hinzugerufener Arzt stellte einen Schlüstelbeinbruch und schwere Fleischwunden fest und verfügte die Neber- führung des Verunglückten in das Johannstädter Krankenhaus. -i- Dresden-Kaditz, 18. Juli. Das im Grund buche für Kaditz Blatt 626 auf die Namen des Steinmetz meisters Adolf Heidrich und des Zimmerpoliers Oswald Vogt, beide in Dresden, eingetragene Grundstück soll am 19. September 1905, vormittags 0„10 Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, I., Zimmer 131, zu Dresden im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 6 Ar groß und auf 6000 M. geschätzt. Es bildet eine aus- geschachtete Eckbaustelle, liegt in Dresden-Kaditz, Ecke Waldemar- und Roscherstraße und führt die Flurbuchs nummer 982 a. — AuS der Lößnitz, 18. Juli. In der Wohnung eines Privatus in Niederlößnitz waren in letzter Zeit - „Sächsische Dorszeitung." — 19. Juli 1905. wiederholt in dessen Abwesenheit größere Geldbeträge durch Erbrechen der Schränke usw. gestohlen worden Der Dieb ist in der Person eines Dienstmädchens aus Kötzschenbroda, welches mit dem dortigen verkehrte, von der Gendarmerie ermittelt und festgenommen worden. H Oberlößnitz, 18. Juli. Wie Herr Gemeinde vorstand Hörning in vorliegender Nummer bekannt gibt, wird die hiesige Feuerwehr in der Zeit von heute bis mit 25. Juli zu einer Gesamtübung alarmiert werden. — BritSnitz, 18. Juli. Im hiesigen Gasthof ver anstaltet die Athleten-Vereiniguug Dresden und Umgegend am nächsten Sonntag (23. Juli) einen Wettstreit mit darauffolgendem Festball. Der Reinertrag ist für arme Konfirmanden der Gemeinde Briesnitz bestimmt. Der Wettstreit beginnt vormittags 11 Uhr. (D Boxdorf, 18. Juli. In der am 14. Juli ab gehaltenen Gemeinderatssitzung wurde eine Verordnung des Ministeriums des Innern und ein Beschluß der König!. Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt bez. der Gemeinde vorstandswahl zur Kenntnis genommen. Letztere Behörde ordnete die Wahl eines anderen Gemeindevorstandes an. Man beschloß aber, die Vornahme der Wahl bis zur end gültigen Entscheidung der Streitfrage auszusetzen, da erst — nach einem vom Kollegium gefaßten Beschluß vom 28. März d. I. — diese Angelegenheit den Stände kammern unterbreitet werden soll. — Dölzschen, 18 Juli. Eine höchst gefährliche, aber sehr notwendige Arbeit wird zur Zeit am Felsen neben der Eisenbahnhaltestelle vorgenommen. Infolge der Feuchtigkeit haben sich oberhalb der Straße verschiedene Felsstücke gelockert, welche leicht in die Tiefe hinabrollen und Mensch und Tier gefährden können. Mehrere Stein bruchsarbeiter sind mit der Lösung und Beseitigung der Bruchstücke beschäftigt, was natürlich nur unter zeitweiser Sperrung des Verkehrs geschehen kann. Am sogenannten Jungfernsprung, nahe der früheren Militärmühle, sind die Arbeiten schon beendet; auch hier find große Mengen von Bröckelsteinen gewonnen worden. ---- Eisenberg-Moritzburg, 18. Juli. Bericht über die Gemeinderatssitzung vom 8. Juli. 1. Zu dem Gesuch des Herrn Hans Kretzschmar um Erlaubnis zum Gast wirtschaftsbetriebe im Gasthof „Zum Auer" wird die Be dürfnisfrage anerkannt. 2. Der Mietzins für die Wohnung im Obergeschoß des Gemeindeamtes wird auf 300 M. festgesetzt. Im Gemeindeamt soll die Haustür repariert und frisch gestrichen, die Geschäftsräume und Hausflur ge- weißt werden. Die Kosten dieser Herstellung will man zunächst von hiesigen Gewerken veranschlagen lassen. Weiter soll für das Gemeindeamt eine neue Flagge angeschafst und das Kehren vor dem Gemeindeamt dem Schutzmann Pötsch gegen eine jährliche Vergütung von 10 M. über tragen werden. 3. Die Gedenktafel an der Wettineiche ist zersprungen und macht sich eine Reparatur dieser Tafel durch Verankerung nötig. Der Gemeinderat bewilligt die Kosten für diese Herstellung. 4. Im Jahre 1906 sollen folgende Wegebauten erfolgen: Schüttung eines Teiles der Kötzschenbrodaer Straße vom Armenhaus bis zum Grund stück des Herrn Gottlob Opitz, Schüttung eines Teiles des Dippelsdorfer Kommunikationsweges in einer Länge von etwa.130 Meter und Pflasterung der Abschläge auf der Berggasse. 5. Die Prüfung der Gemeindekassenrechnung überträgt man Herrn Rechnungsrevisor Berghändler. 6. Den Kaufpreis für das Grundstück Kataster Nr. 39 8 findet der Gemeinderat zu niedrig und setzt deshalb den Wert dieses Grundstücks behufs Erhebung der Besitz veränderungsabgaben auf 30 000 M. fest. ---- Helfenberg, 18. Juli. Heute Dienstag findet aus Anlaß der 30 jährigen Tätigkeit des Herrn Faktor Rasche in der Chem. Fabrik Helfenberg A -G. (vorm. Eugen Dieterich) eine Festfeier im Erbgericht Niederpoyritz statt, welche von der Direktion veranstaltet wird. — Kemnitz, 18. Juli. Die ersten Spuren der Straßenbahnlinie Vorstadt Cotta—Cossebaude sind nun hier sichtbar geworden. Es handelt sich um den jetzt ferttggestellten Straßentrakt der Meißner Straße am Donathschen Gasthofe, wo zwischen dem neuen Straßen pflaster deutlich der 5 Meter breite Streifen sichtbar wird, der später die erste Weiche der Straßenbahn aufnehmen soll. — Am 26. Juli feiert der hier lebende Kantor «mar. F. Wolf mit seiner Gattin das seltene Fest der goldene« Hochzeit. Beide erfreuen sich noch großer geistiger und körperlicher Rüstigkeit. Z Klotzsche-Sönigöwald, 18. Juli. Auszug au» dem Protokoll über die Sitzung des Gemeinderates vom 13. Juli. Der Vorsitzende Hm: Gemeindevorstand Müller eröffnet die Sitzung abends >/«9 Uhr. Nach Bekanntgabe der jüngsten Besitzveränderungen und Zurückweisung zweier gegen die Höhe der Besitzveränderungsabgaben erhobener Widersprüche wird von dem Ergebnis der SteuerreklamationS- Sitzung Kenntnis genommen und zu den betreffenden Be schlüssen Genehmigung erteilt. Der Vorsitzende gibt hierauf bekannt, daß, nachdem bereits früher vom Gemeinderat die Oeffentlichkeit der Gemeinderatssitzungen beschlossen und dieser Beschluß von der Kvnigl. Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt genehmigt worden ist, die nächste Ge meinderatssitzung öffentlich sein werde. — Die vom Revisor Pretzsch geprüfte Gemeindekassenrechnung auf das Jahr 1903 Wird auf Vorschlag des Finanzausschusses einstimmig richtig gesprochen. — Nachdem die Bewohner von Königs- Wald wiederholt darum nachgesucht hatten, daß das jetzt über eine halbe Stunde von diesem Ortsteil entfernte, im alten Dorf Klotzsche fast an der Peripherie des Gemeinde bezirks gelegene Gemeindeamt baldmöglichst mehr in daS Zentrum des ganzen Ortes verlegt werde, hatte der Ge- meinderat beschlossen, auf einem an der Garten straße unter halb des Schänkhübels liegenden, der Gemeinde gehörigen Grundstück ein eigenes Gemeindehaus zu errichten und mit diesem Bau im Jahre 1907 zu beginnen. Auf ein des wegen vom Ortsverein Königswald anderweit an den Ge meinderat gerichtetes Gesuch, dem für alle Bewohner diese- Ortsteils in der weiten Entfernung des Gemeindeamts liegenden empfindlichen Uebelstand besser und schneller ab zuhelfen, wird nunmehr nach längerer Debatte mit 11 gegen 7 Stimmen beschlossen, an dem früheren Beschluß festzuhalten; mithin wird das Gesuch des OrtsvereinS Königswald abgelehnt. Dem Vorschlag des Badeausschusses gemäß soll im Damenbad eine besondere Abteilung für Sonnenbäder eingerichtet und mit dieser Arbeit sofort be gonnen werden. Weiter wird bekannt gegeben, daß dem Gemeindeältesten, Herr Ministerial-Sekretär Kolbe, mit Ge nehmigung der Königl. Amtshauptmannschast bis auf weiteres die selbständige Verwaltung der Gasanstalt über tragen worden ist. Hierauf erstattete Herr Gemeindeältester Kolbe Bericht über die Betriebsergebnisse des Gaswerks auf den Monat Juni; die sonstigen in Angelegenheiten der Gasanstalt gemachten Vorschläge werden zum Beschluß erhoben. Nach Erledigung einiger den Straßen- und Schleusenbau betreffenden Angelegenheiten werden die übrigen zur Beratung noch vorliegenden Sachen wegen vorgerückter Zeit von der Tagesordnung abgesetzt und die Sitzung ',«1 Uhr nachts geschloffen. Klotzsche-KönigSwald, 18. Juli. Nachdem erst vorgestern der als Stellvertreter unseres schwer erkrankten Herrn Pfarrers Vogel an das hiesige Pfarramt gekommene Hilfsgeistliche, Herr Vikar Bundesmann, in sein Amt ein gewiesen worden, durcheilte bereits gestern morgen unseren Ort die Trauerbotschaft, daß Herr Pfarrer Vogel am Sonntag abend r/,8 sthr durch einen sanften Tod von seinem hartnäckigen und qualvollen Leiden im 49. Lebens jahre erlöst worden ist. ) Kleinzschachwitz. 18. Juli. Am morgenden Mitt woch konzertiert im hiesigen Kurhause die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 177 unter Direktton des Herrn Röpenack. Wir empfehlen den Besuch des Konzertes hier mit bestens. § Mockritz, 18. Juli. An Stelle des bisherigen Vorsitzenden des Schulvorstandes, des Herrn Pastor Lamm, wurde in der am letzten Sonnabend abgehaltenen Schul vorstandssitzung zum 1. Vorsitzenden Herr Gemeindevorstand Magnus Weber in Mockritz und zu dessen Stellvertreter Herr Hausbesitzer August Boden in Kleinpestitz fast ein stimmig gewählt. Als Schriftführer ging Herr Oberlehrer Arno Schmidt und als Kassierer Herr Hausbesitzer Karl Schindler aus der Wahl hervor. Außerdem wurden letzt genannte Herren und der stellvertretende Vorsitzende Herr Boden als Bauausschußmitglieder gewählt. — Pillnitz, 18. Juli. Bei dem Gewitter am Sonntag nachmittag traf ein Blitzstrahl die Königl. Fähre, als sie Keuilleton. Aus dem alten Schloß. Kriminal-Roman von Eusebius Licht. (Autorisierte Uebersetzung aus dem Dänischen.) (Nachdruck verboten.) (19. Fortsetzung.) „Mit ihnen zwingt er den Herrn Oberst, nach seiner Pfeife zu tanzen. Stundenlang habe ich hier draußen vor der Tür gestanden und versucht, durch das Schlüsselloch zu erspähen, wo der Quacksalber die Dokumente gelassen hat. Erst gestern sah ich, wie er sich hier an der Mauer in auffallender Weise zu schaffen machte. Ich habe mich nicht geirrt. Er hatte sie hier versteckt und ich habe sie jetzt glücklich gefunden." „Hast Du aber auch das Recht, die Papiere zu nehmen, Martin?" fragte ich. „Ob ich das Recht habe?" fragte der Sklave achselzuckend. „Hatte der alte Schurke das Recht, sie zu stehlen? Hat er das Recht, jeden einzelnen hier im Hause zu quälen und bis auf das Blut zu peinigen? Nein, Herr Stahl. Hier auf dem Schlosse bestehen Verhältnisse, die Sie noch nicht genügend kennen, die ich aber ergründet habe, während ich hier umhergeye und meine Schuldigkeit tue. Jedenfalls verrichtet der jenige ein gutes Werk, der den Halunken unschädlich macht. Und jetzt verlasse ich mich darauf, Herr Stahl, daß Sie mich nicht verraten, nicht wahr, Herr Stahl? Mir kann es gleichgültig sein, doch aus Rücksicht auf verschiedene andere ist es besser, daß niemand außer uns beiden etwas von der Sache weiß." In diesem Augenblick hörten wir draußen auf dem Schloßhof einen eigenartigen Pfiff und kurz nachher erscholl am Fuße der Treppe eine klare Mädchenstimme: „Martin! Martin! Galle kommt! Er ist schon bei der Hauptwache." „Gut!" antwortete der Sklave. „Es ist Malwine. Sie hält unten Ausguck. Jetzt müssen wir aber machen, daß wir fortkommen." Und in aller Eile waren wir draußen auf der Treppe, wo er das Licht auslöschte. Beim Abschied versprach ich Martin, zu schweigen, und begab mich dann zu dem Schloßverwalter, Leut nant Sander, von dem ich Näheres über die verzweifelte pekuniäre Lage Carlös erfuhr und bestätigt fand, daß Leutnant von Bugge auf zwei Jahre nach Westindien kommandiert sei. Sander meinte, daß diese lange Probe zeit unter den obwaltenden Verhältnissen sowohl für Bugge wie für Mamsell Stenbach nur von Vorteil sein könnte, da er der festen Ueberzeugung war, daß sie allen Ueberredunaen zum Trotz treu zu ihrem Auserkorenen halten würde. Weiter teilte er mir mit, daß ich meinen Freund Lars Ullebölle wohl nicht wieder sehen würde, da dieser einen längeren Urlaub angetreten habe. Wir saßen bis gegen Mitternacht gemütlich bei einem Grog zusammen, dann nahm ich Abschied und begab mich m meine einsame Turmkammer. Diese Nacht sollte ich nicht vielen Schlaf finden, denn beim Schein von vier ganzen Lichtern lag ich in meinem Bett und vergaß alle Sorgen und allen Gram über der Lektüre eines eigenartigen und höchst spannenden Werkes, näm lich der berühmten Aufzeichnungen Lars Ullebölles des Ersten, die ich aus ihrem Versteck hinter dem Gemälde hervorgezogen hatte. Das Manuskript zeigte sich als das merkwürdigste Sammelsurium alter Sagen au- verschiedenen Zeitaltern, selbsterlebten Gespenstergeschichten und konfusen Weissagungen, kurz gesagt, ein Opus. daS mir einen wenig schmeichelhaften Begriff von dem Geistes zustand seines Verfassers gab. Am nächsten Vormittag gegen 1l Uhr klopfte es an meiner Tür, und herein trat ein höchst unerwarteter Besuch, Tante Hanne. Es lag etwas unbeschreiblich Liebenswürdiges auf der alten Dame, der ich den besten Stuhl, den ich anzubieten hatte, hinschob. Es war ein „königlicher" Lehnstuhl mit goldgepreßtem Lederbezug. „Entschuldigen Sie, Herr Stahl, wenn ich Sie störe," begann sie. „Aber ich höre, daß Sie sich mit Ellen Lerche verlobt haben, und so kann ich also offen mit Ihnen über unsere arme Jutta sprechen. Ich komme auch gleichzeitig im Auftrage des Herrn Oberst, der sich leider nicht wohl befindet, und wir waren beide der Ansicht, daß Sie besser als irgend ein anderer den Eltern den Vorschlag überbringen könnten, den der Herr Oberst ihnen machen möchte." Ich stellte mich ganz zu ihrer Verfügung und dankte ihr für das Vertrauen, das sie mir erwies. „Keinen Dank, lieber Herr Stahl, wir müssen ver suchen, ob wir gemeinsam dem armen Mädchen helfen können!" entgegnete sie. „Vorläufig möchte ich Ihnen nur das Nächste erzählen, was sich hier auf dem Schlöffe zuaetragen hat. Es ist in der Nacht bei dem Herrn Oberst eingebrochen und eine ganz bedeutende Summe