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Seite 9. Kornähren und Feldblumen. Bon M. Berlin. (Nachdruck verboten.) Das goldene Korn nähert sich der Reife, die Zeit der Ernte beginnt. Nichts Schöneres fast, als der Anblick solches, im lauen Sommerwinde leife sich wiegenden Kornfeldes, über dessen goldig schimmernder Pracht der Himmel blaut und die Sonne lacht. Ja, wir entbehren den Anblick eines solchen Korn selbe-, wenn uns das Schicksal in eine Gegend ver schlägt, wo der Boden nur strichweise mit Korn bedeckt ist, eS gleichsam wie einzelne Beete erscheint, und uns fällt wohl der Ausspruch TellS ein, den ihn Schiller bei der Beschreibung des flachen Kornfeldes in der Ebene zu seinem Knaben sagen läßt: „Das Korn wächst dort in langen schönen Auen Und wie ein Garten ist das Land zu schauen!" Wir wissen auch, daß sich auf den Anbau des Kornes das gesamte gesittete und gesellige Leben gründet. Solange ein Volk seine Nahrung nur aus dem Tierreich nimmt, sei es durch Jagd, Fischerei oder Viehweiden, solange wird es selten zu' festen gesicherten Wohnplätzen kommen, also nie den Grad von Aus bildung seiner Fähigkeiten erreichen, die durch ein ruhiges Leben bedingt wird. Der Feldbau hat mit der Seßhaftigkeit die Ent wickelung der Geistesanlagen der Menschen bewirkt. Die Halmfrüchte, auf deren Anbau sich die Kultur der Europäer gründete, mögen wohl über Persien und über den Pontus zu uns gekommen sein. Doch ist es fast unmöglich, die Wanderung des Getreides und der Schotenfrüchte bis in die alierälteste Urzeit zu ver folgen, denn ihre Mehrzahl war bereits vor aller sicheren Geschichte bis an die Küsten des Mittelmeeres verbreitet. Im 104. Psalm (V. 14) lesen wir: „Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, daß du Brot aus der Erde bringest." Unter den vier Getreidearten, die die Menschen jahrein, jahraus säen, deren Ernte ihnen wichtig ist in jeder Beziehung, sind zwei vornehmlich für das Vieh bestimmt, nämlich Gerste und Hafer, während die beiden anderen, Weizen und Roggen, besonders für die menschliche Nahrung in Frage kommen. Gerste und Hafer haben schon in ihrer Gestaltung mehr Gras charakter als Weizen und Roggen, ihre Frucht hängt mehr zur Erde und ist, besonders beim Hafer, mit dünnen Fäden der Grasstaude oder dem Halm an geheftet. Jedenfalls aber haben die Deutschen zu Tacitus Zeiten einzig Gerste und Hafer gebaut, und die zu Mehl zerstampften Körner zur menschlichen Nahrung, zu flüssigem Brei und gedörrtem Brei, dem Vorläufer von Brot, benutzt. In Schottland und Ir land wird heute noch Haferbrot gebacken. Nach Deutschland soll der Roggen wahrscheinlich erst im 5. oder 6. Jahrhundert aus der Mongolei ein geführt worden sein. Seitdem hat er sich ständig ver breitet und stellt, als Hauptbestandteil des überall und immer unentbehrlichen Brotes, die wichtigste Getreideart dar. Aber nicht darin allein sah der Mensch die Tat sache, daß Gott dieses Korn, wie auch den noch feineren Weizen, besonders zur menschlichen Nahrung bestimmt hat, er sah es in seiner ersten naiven Natur-Änschauung auch in der ganzen Beschaffenheit der Pflanze. Roggen und Weizen haben bekanntlich einen dünnen kräftigen Stengel (Halm) und die Frucht hat an der Stelle, wo der Keimknoten ansetzt, eine ringförmige Einzeichnung. Dieser Ring heißt auch in manchen Gegenden „Gottes auge" oder „Gesicht Christi". Und der Volksglaube, der sich mit allem ringsum in der Natur beschäftigt, sagt davon, daß diese Träger des Ringes von Gott mit besonderer Güte und Kraft ausgestattet und darum zur Nahrung der Menschen, als Gottes Ebenbilder, bestimmt seien. Darum wird uns der Genuß von Brot, sei es nun aus Weizen oder Roggen bereitet, nie über, wie wir anderer, täglich genossener Speisen so leicht nur bald überdrüssig werden. Darum ist auch im Vaterunser die Bitte eingefügt, die uns um unser „tägliches Brot" bitten lehrt, darum müssen wir in viel verbreitetem Glauben und Brauch besonders auf das Brot achten. In manchen Gegenden wird, vornehmlich bei dem Brot aus neuem Roggen, vor dem Backen mit dem Trauring der Hausfrau öder mit einem alten Hausschlüssel- oder Truhenschlüsselring ein Ringzeichen auf das geformte Teigbrot gemacht. Dieses Ringzeichen ist als eine Fortsetzung des Ringzeichens anzusehen, das die Vorsehung selbst den Halmen gab. Eine besondere, nicht überall angebaute Getreideart ist der Buchweizen, der ungefähr im 15. Jahrhundert aus Asien nach Europa kam und hauptsächlich m Heide boden, in magerem Sandboden, gebranntem Moor- und Torfboden gedeihend, eine wahre Wohltat für sonst unfruchtbare Gegenden bedeutet. Er blüht entzückend schön in weißlichrötlich schimmernder Pracht, gibt ein aut schmeckendes geschältes Korn, aber ein dunkles schwärzliches Mehl her, das weniger zu Brot, als zu Mahlspeisen verwendet wird. In einzelnen Gegenden Holsteins und Schleswigs wird auf Moor- und Heideboden viel Buchweizen ge baut und vielerlei „Klöße" von Buchweizenmehl be reitet. So sehr ihnen sonst die aesunde kräftige Kost des nordischen Landes zusagte, so wenig soüen der österreichischen Besatzung, die von 1864—1866 in Hol stein blieb, die „schwarzen Klöße" gemundet haben. Und al- sie fortzogen — wieder hinunter ins öster reichische Land, da meinten sie: „Nun kommen wir wieder heim, wo'S „weißes Mehl" gibt." In der Mark Brandenburg heißt der Buchweizen im VolkSmunde der St. PaulSweizen, weil die Sage Wahr ist es leider, Exzellenz, Müßelein steht gar wol m ein weissen dieses „blawe Müßelein" dürften wir „Das wird schwerlich gehen," ant- Könnten Sie nicht Ihr Vorhaben „Nein, ich muß ihn selbst sprechen; „Ja, diese Ehre habe „Ich möchte Ihnen, Hochwürden, auch etwas „Sächsische Dorfzeitung." - 9. Juli 1905 > - ,D°S entgegnete die Treppe herunter in das Sprechzimmer zu kommen, wäre denn Ihr Wunsch, Madame? Monseigneur," erwiderte die Bettlerin, „der Vorsteher einer zahlreichen Misfionsgesellschast?" ich ... schenken für die Missionen (Bischof Le Roy rechnete auf einige Centimes), und ich bringe Ihnen hier eine Million Franken." Bei diesen Worten überreichte die Frau dem Bischof ein Säckchen Banknoten, die sie bis dahin unter ihrem Oberkleide verborgen gehalten. Der verblüffte Bischof traute weder seinen Augen noch seinen Ohren, nahm das Dargereichte in Empfang, öffnete das seltsame Ding und überzeugte sich, daß es wirklich eine Million in Banknoten enthielt. Habe ich es mit einer Närrin oder Schwindlerin zu tun, dachte er. Als er sich erholt, fragte er: „Wer sind Sie? Ich muß Ihren Namen und Ihre Adresse haben, um diese in unser Register einzutragen. zu verraten, ist durchaus nicht nötig, geheimnisvolle Dame und verschwand sogleich im Dunkel der nächtlichen Weltstadt. * Eine Stadt aus Zink ist in Portugiesisch- Südafrika entstanden. Alle Häuser, alle öffentlichen Ge bäude und Hotels, die Kasernen und Warenhäuser sind aus Zinkblech erbaut. Die Bauspekulation, das Bedürfnis, für die Einwanderer schnell und billig Wohnungen zu schaffen, war so groß, daß man in 6 Monaten eine Stadt, Berra, erbaute. Tausende von Tonnen Zinkblech aus Frankreich, England und Amerika lieferten dazu das Material. Der unangenehme Eindruck, den diese Stadt hervorbringt, erhöht sich durch den Gedanken, daß in diesen Häusern in tropischer Hitze Menschen wohnen müssen. Alles steht in der Stadt unter der Herrschaft dieses Metalles. Wird jemand krank, so bringt man ihn auf einer Tragbahre aus Zink in das Krankenhaus, das natürlich aus Wellblech gefertigt ist Und stirbt ein Mensch, so wird er in einem Zinksarge zur letzten Ruhe gebettet. * Sehr prüde. „Warum wird denn das alte Fräulein Hanfsamen jedesmal verlegen, wenn man mit ihm spricht?" — „Sie ist einmal als Baby im Hemdchen photographiert worden und schämt sich aus diesem Grunde heute immer noch." * Im Restaurant. Gast: „Kellner, dieses Beefsteak ist wie Leder, ich kann es nicht einmal mit dem Mester schneiden, bringen Sie mir dafür etwas anderes!" — Kellner (nach eingehender Besichtigung de- Beefsteaks): „Da- tut mir leid, jetzt haben Sie es ganz verbogen!* * Brandkorn erzeugt, welches der Landmann so fürchtet. Sie soll da- Kraut sein, von dem der Bauer in der be kannten Dichtung sagt: „Das hat der böse Feind getan," worauf er feine- Kinde- Stimme hört, da- mit Feldblumen beladen kommt: „Sieh Vater nur die Pracht — Die hat der liebe Gott gemacht!" Weil nämlich die Rade auch in der Saat empor schießt, die noch so rein war, so findet der Aberglauben darin ein sichere» Zeichen, daß sie „aus böser Hand" kommt. Früher hieß dir Rade in der Mark Branden burg: „Panduren und Kroaten", als Erinnerung an die Gräuel, welche im dreißigjährigen Kriege die „Rot mäntel" des kaiserlichen Heere» verschuldet hatten. Und doch — trotz aller bösen Nachrede, im „Feld blumenstrauß" darf die Rade nicht fehlen! anbrenne. Die Geschirr." Au Leute von heute keinen Appetit haben. Innig geschwisterlich vereint, von. Grandville in seinen „üeurs unimees" gemeinsam besungen, ist der rote Feldmohn mit der Kornblume, die Klatschrose, wie er im Volksmund heißt. Warum die Blume wohl Klatschrose heißt? Klatschen ist ein Wort mit einer unangenehmen Nebenbedeutung. Die tiefdunkelroten Blumenblätter fallen leicht ab und fliegen umher — hierin — dorthin — gerad' wie der einmal den Lippen entflohene Klatsch hier und dort eine Stätte findet, wo er sich weiter niederlassen kann. Gar reizvoll nimmt sich der Feldmohn in Sträußen aus und wird jetzt in Gärten mit ungemein vielfarbigen reizenden Blüten als Ranunkelmohn künstlich kultiviert. Natürlich ist die Klatschrose eine Verwandte des schlaf bringenden Gartenmohnes, ihre roten Blätter haben einen schwach opiumähnlichen Duft. Mit ihrem leuchtend roten Kleid ist sie neben der blauen Kornblume so recht eine Kinderfreude, nur die kleinen Menschen können es nicht begreifen, wenn man ihnen sagt, daß die schönen Blumen „Unkraut" sind. Die gefürchtetste Unkrautblume ist die Rade, die Kornrade, eine Verwandte der Nelke. Auf die Ver nichtung dieses Unkrautes ist der Landmann sorgfältig bedacht. Der Volksglaube umgibt sie deshalb auch mit mancherlei Deutung. Sie ist als ein böses heimtückisches Wesen bekannt, ihre rote Blüte gilt als Feuerkappe, ihr graugrüner Stiel und Blattwerk als Aschenkleid. Weil sie so zahlreich im Korn steht, so heißt's: „Frau Rade rennt und brennt sich durch die Halme und will ihr Wachstum vernichten." Der Volksmund meint auch, daß ihr Hauch da» schwarzbraune sogenannte Rost- oder Vermischte». * Ein Radikalmittel. Ein Pfiffiger Landmann aus einem Dorfe bei Wöhrden (Holstein) hat mit großem Erfolge ein Radikalmittel gegen die so schädlichen Sohlmaden angewandt. Nachdem er bei einigen Pflanzen kleinere Mengen Petroleum ausgegossen hatte, machte er die erfreuliche Wahrnehmung, daß die Maden infolge dieser Flüssigkeit eingingen. Angespornt durch diesen Erfolg, fuhr der Land- mann nach Heide und kaufte ein Faß Petroleum. Alles, was nun auf dem Hofe an Gießgeräten vorhanden war, wurde hervorgesucht und die große Kohlanbaufläche begossen. Der Erfolg war überraschend. Alle Maden waren tot, aber freilich auch alle Kohlpflanzen waren abgestorben. Auf dem betreffenden Acker zieht nun der Pflug wieder neue Furchen. * Herausgegeben. Der bekannte Chirurg T. wird in die Residenz berufen, wegen plötzlicher Erkrankung des Thronfolgers. Auf dem Bahnhofe trifft er mit dem Ober präsidenten der Provinz zusammen und wird von der Exzellenz leutselig herablassend ins Gespräch gezogen, daß mit der Bemerkung endet: „Nun, Herr Geheimrat, wir müssen uns wohl jetzt trennen. Sie fahren wohl Zweiter." Und die Exzellenz bestieg die Erste. Auf dem Bahnsteig der Residenz trifft man sich von neuem. Draußen erwartet den Professor eine Hofequipage! Und die um drei Wärmegrade leutseliger werdende Exzellenz wendet sich an seinen Begleiter: „So ist es also wahr, was ich gehört habe, Herr Geheimrat, Se. Königl. Hoheit ist wirklich ernstlich erkrankt? versetzt der Professor, „aber ich wußte nicht, daß das' Gerücht schon unter das Volk gedrungen sei." * Eine geheimnisvolle Millionenschenkung ist in Paris unter höchst eigenartigen Umständen gemacht worden. Msgr. Le Roy, der Generalobere der Missions gesellschaft, saß in der Abenddämmerung auf seinem Zimmer, Rue Lhomond, in Paris. Eine verlumpte Bettel- frau trat beim Pförtner des großen Missionshauses ein mit der Frage: „Könnte ich nicht einige Worte mit Msgr. Le Roy wechseln?" — wartete der Bruder, mir anvertrauen ?" — bitte, überbringen Sie ihm mein Begehren." — „Nun M»meinetwegen, aber ich verspreche Ihnen nicht, daß er kommen M wird." Und der Bruder klopft bei Monseigneur an, und Welße^und" mölette Kornblumen kömmennu7'ver-x fft Sie sind also geht, daß Saulus auf seiner Reise nach DamaScuS an einem blühenden Buckweizenfelde vorüberkam. Vom ausländischen Reis fast verdrängt, findet sich der An bau der Körnerfrucht Hirse nur noch selten. Und doch spielte sie früher, nicht nur für die notwendige Nahrung sondern auch im Volksglauben eine große Rolle. Die Bräute mußten Hirse im Schuh tragen, dann wurde die Ehe glücklich. Auch sonst hütete Hirse den „guten Christ" de- Hause-. Da die Hirsehalme nachts, d. h. vor Sonnenaufgang, geschnitten wurden, so meinte der Volksglaube, daß sie „Früh-Aufsteher" mache. Und daß Früh-Aufsteher meist tüchtige Leute sind, die ihr Haus in Ordnung halten, ist unbestreitbar. Im wendischen Spreewalde, wo die Hirse für eigenen Be darf noch in Keinen Vorräten gebaut wird, wird der Hausgeist oder Hausdrache, der natürlich stets unsicht- bar bleiot, mit Hirse gefüttert. Und zwar am Johannis tage. Die Sorbenwendin setzt ein Schüsselchen mit Hirsebrei unter den Küchentisch und freut sich, wenn sie nach 24 Stunden leer findet. Es ist das Zeichen, daß der gute Hausgeist unfehlbar da ist und, von der Bewirtung erfreut, da bleiben wird. Wie wichtig die Hirse der alten Küche in Deutsch land war, sehen wir aus dem Märchen vom Hirsebrei, das der indische Reis noch nicht verdrängt hat und nicht verdrängen wird, solange es ein „deutsches Märchen" gibt. Seit allem Uranfang mit dem Getreide aus dessen Urheimat kommend und nun überall verbreitet, wachsen die Korn- oder Feldblumen lustig dazwischen empor und erfreuen wohl weniger den Landmann als die Spaziergänger, denen der Anblick des reifenden gelben Korns, zwischen dessen Halmen die bunten Blumen schimmern, einen stets neuen Reiz darbietet. In ihrem deutschen Namen speziell als Genossin des Korns be zeichnet, steht die blaue obenan. Der Botaniker weiß von ihr, daß sie eine Flockenblume ist aus der Familie der „Kompositen", die meisten Menschen aber lieben sie, ihrer schönen blauen Farbe wegen. Daneben hat sie es als Lieblingsblume Kaiser Wilhelms l. und mit der Bezeichnung „Kornblume" zu einer Bedeutung gebracht, die kaum je der prächtigsten Garten- oder Treibhausblume zu teil geworden ist. Noch heute, nach dem Kaiser Wilhelm schon seit siebzehn Jahren im Mausoleum ruht, gilt die Blume seinem Gedächtnis. Wo immer sich an seinem Geburtstage seine alten Offi ziere und Krieger zum Gedenkfest versammeln, darf in keinem Knopfloch 'die Kornblume fehlen. Solange es Korn gibt auf Erden, solange wird es auch Korn blumen geben. Ihr Same reift ungefähr zu gleicher Zeit mit der Körnerfrucht, bleibt zwischen dem Getreide und wird so mit der Saat wieder ausgestreut. Ihre Farbe ist meist ein schönes kräftiges Blau, welches als Bezeichnung einer bestimmten Farbe gilt . Kornblumen blau". Im Volksglauben hat die Kornblume auch Heil kraft, man soll sich mit der ersten Kornblume, die man im Jahre findet, die Augen bestreichen, das stärkt sie und bewahrt sie vor Krankheit. Ein früher sehr ge bräuchliches heilkräftiges Augenwasser war auch aus Kornblumen hergestellt. Außerdem stillen weiße oder blaue Kornblumen, die am Johannis- oder Fronleichnams tage mittags um 12 Uhr gepflückt sind und die mam sorgfältig dazu aufbewahren muß, stark blutende Wunden ! einzelt vor. Es ist bekannt, daß die frühere Küche sich manchmal auch der Blumen bediente, es gab Schlüssel- blumen-Wein, Fliedermilch (die übrigens vielfach heut noch bereitet wird), gebackene Rosen und Sonnenblumen usw. In einem, noch althochdeutsch abgefaßten Koch buche des frühen Mittelalters findet sich sogar die Vor schrift zu einem „Blau Mus von Mandel". Um die blaue Farbe zu erzeugen, schreibt das Rezept vor: „Korn blümlein stoß gar mit Wasser, trucke daß durch ein thüch, das behalte, stoß dann Mandeln mit demselben Wasser, zwing' es durch ein thüch, so hast du eine blawe (blaue) Milch, davon (davon) mach ein weytzen-müßlein, magst noch rosinlein draff streue, versaltz nit, laß nit