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Zächfische Dorszeitung Bezugsbedingungen: vt» „vorszettung" erscheint jeden Wochentag nachmittag» d Uhr mit dem Votum de» folgenden lag«». Vie vezugrgebühr beträgt 1.80 Mark vierteljährlich oder bv pfg. für jeden Monat. Vie „Vvrfzettung" ist zu bezieh«» durch di« kaijerlichen pojianstalten, di« Landdriefträger und durch unser« Voten. Sei freier Lieferung in» ljau» «rhebt di« Post noch di« Sust«llungrg«dühr von 4b pfg. Telegramm.Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Nadebeul. Dresden, Dienstag, den 4. Juli 1905. Nr. 152 Anzeigen-Preise: vt« einspaltig« Seile l» Vf-.. u»ter .«tngesan»«- «a Pf- Nnz^toen-annahm« erTolgt bi» mittag 12 Uhr. — «nnahmestille« lind: UnM« »ejchoLft«ll«. klein« nLÜv»«r Lag« Ur. 4, IlwnUbenüank, kfaasenstetn iti Vogler, N«-. Moss«, L. L. vaub« ite Co. in Litpitg, -ranlfnrt a M.; ch UohItnÜeNelrdori; Vugv iNüchlrr in llötzsche» broda, Dtio Vittrich in NeiHendorf, lfuao Vpttz t» Leubnitz.N«u»stra, Lmil Nottau in Nadebrul. ltud. tbrimm in vrerd«n.Wölfnitz, Zriedrich lleuchert in Lossebaud«, v«o llunath in Cotta, Max Zeurich in Loschwitz. Telephon: Dresden, Nr. Z9I6. 67. Jahrgang. Da- dteuefte. König Friedrich August wohnte gestern nach mittag zunächst den Vaterländlichen Festspielen aus den Dresdner Elbwiesev bei und nahm sodann die Huldigung der sächsischen Älttombbilisten entgegen. Kaiser Wilhelm-trat heute eine mehrtägige Fahrt durch den westlichen Teil der Ostsee an, während die Kaiserin Kreuzertouren auf der „Iduna" zu unter nehmen gedenkt. Auf Kreta ist es zu neuen Zusammenstößen mit den Insurgenten gekommen, woran diesmal in der Hauptsache die russischen Truppen beteiligt waren. Ein in England weilender FinanzagentJapans hat die Notwendigkeit einer neuen Auslandanleihe von 30 Millionen Pfund Sterling zugegeben. Die Japaner drängten in der Mandschurei neuerdings stark gegendie russischen Stellungen vor. Die Vertreter Rußland? und Japans für die Friedens-Konferenz in Washington haben volle Ermächtigung von ihren Regierungen erhalten, über die Bedingungen abzuschließen. Los von Ungarn. Seinen Freunden unangenehme Wahrheiten zu sagen, gehört nicht gerade zu den Annehmlichkeiten, aber es kann unter Umständen Pflicht werden. Leider befinden wir uns unseren österreichischen Freunden gegen über häufiger in der Lage, diese Pflicht erfüllen zu müssen, als uns in unserem eigenen Interesse lieb ist. Freilich sind ja sie es, die ihre Haut zu Markte tragen, aber schließlich kann es uns doch nichts weniger als gleichgültig sein, wenn sie sich nutzlos ihre eigene Stellung im Reich verderben oder erschweren. Wir sprechen hier nicht von den alldeutschen Ausschreitungen eines Schönerer und seiner Genossen, Leuten, die den hohen Namen Bismarcks tagtäglich „unnützlich führen", indem sie sich an seinem Geiste versündigen. Diese Leute, deren Mund von Majestätsbeleidigungen über läuft, und die mit demselben ungewaschenen Munde unseren Kaiser zu grüßen wagen, sie haben der poli tischen Stellung ihrer Volksgenossen in Oesterreich un endlich geschadet, aber heute nimmt sie niemand mehr ernst Ihre Zeit ist vorüber, und wenn die Neuwahlen ins Land gehen, so werden die Wählerschaften sie nicht mehr kennen. Etwas anderes aber und viel bedenklicher ist es, wenn auch diejenigen, in denen die öffentliche Meinung mit Recht die berufenen Vertreter der Deutschen in Oesterreich sieht, eine Haltung einnehmen, die diesen Interessen stracks zuwiderläuft. Daß dies in der Frage der Fall ist, die die ungarische Krise akut gemacht hat, kann keinem Zweifel unterliegen. Der Ruf „Los von Ungarn", von wem ist er erhoben worden? Nicht von Polen oder Tschechen, sondern von eb-m denselben Deutschen, die sich doch sonst gelegentlich ganz gut daran zu erinnern wissen, daß sie die eigentlichen Gründer der Donau-Monarchie gewesen sind. Warum um alles in der Welt fühlen sie sich heute verpflichtet, die Geschäfte der Magyaren zu besorgen, indem sie ganz offenkundig auf eine miftflichst baldige Auflösung der Gesamtmonarchie hinarbeiten? Warum fordern sie die Permanenz Erklärung des Derschatta-Ausschusses, den sie bereits offiziell den „Trennungsausschuß" nennen? Warum proklamieren sie die Forderung, daß dieser Ausschuß mit der ungarischen Parlamentsmehrheit in Fühlung treten müsse, damit beide Parlamente in un mittelbarer Verhandlung die Reichskrise freundschaftlich lösen? Wozu anders, als weil sie den Tag nicht ad- warten können, wo das „Los von Ungarn" zur Wirklich keit wird und „Oesterreich — an ähren reich" herav- ffeigt von der Höhe seiner weltgeschichtlichen Aufgabe. Was werden unsere deutschen Landsleute in Oesterreich gewonnen haben, wenn der Morgen dieses Tages ein mal anbricht? Werden sie leichter mit ihren slavischen Gegnern fertig werden, wenn sie der Verbindung mit Ungarn ledig sind? Wird es nicht dann vielmehr erst recht und für immer mit der so mühsam behaupteten, aber doch tatsächlich bi- heute noch immer festgehaltenen deutschen Vorherrschaft in Oesterreich zu Ende sein? Wird nicht der österreichische Mittelstaat, der alsdann zurückbleibt, den entfesselten föderalistischen Tendenzen naturnotwendig zum Opfer fallen müssen, denen heute noch die politischen Großmachtinteressen der Monarchie einen festen Riegel vorschieben? Gewiß, eins ist sicher: wirtschaftlich kann Oester reich, können auch die österreichischen Deutschen zunächst nur gewinnen, wenn sie von Ungarn loskommen. Ob aber auch auf die Dauer? Wer möchte das behaupten, der sich über den Zug des modernen Wirtschaftsleben-, weitere Gebiete zu wirtschaftlicher Einheit zusammenzu« schließen, klar geworden ist? Soll etwa Oesterreich auf seine wirtschaftlichen Interessen auf dem Balkan und im Orient verzichten? Und wie soll es sie behaupten und durchsetzen, wenn es in Ungarn einen ehrgeizigen Balkanstaat mehr in der Flanke hat? Wie tapfer haben die Deutschen früher darüber zu schelten gewußt, daß die Krone immer zuletzt den Forderungen der Magyaren uackgebe. Und jetzt, wo ihr alter ehrwürdiger Kaiser fest bleibt und auch nicht ein Jota von der deutschen Kommandosprache des gemeinsamen Heeres preisgibt — nun ist's ihnen auch wieder nicht recht. Nun soll starre Unbeugsamkeit sein, was vordem erwünschte Festigkeit gewesen wäre. Nun lassen sie die Krone allein in dem schweren Kampfe, dessen Anfangsstadien wir kaum erst vor uns sehen. Was das für eine Politik ist? Wir fürchten, die Zukunft wird urteilen, daß sie sehr kurz sichtig war. Politische Weltscbau. Deutsches Reick. Der Kaiser hielt gestern früh auf der „Hohenzollern" Gottesdienst ab und wohnte später der Wettfahrt des Norddeutschen Regattavereins und des Lübecker Jachtklubs auf der Lübecker Bucht bei. Gestern abend traf die Kaisertochter in Travemünde ein, von wo die Kaiserin sie nach der „Hohenzollern" begleitete. Heute gedachte der Kaiser eine mehrtägige Fahrt durch den westlichen Teil der Ostsee an der holsteinischen Küste entlang anzutrelen und zunächst Hörupshaff in der Nähe von Sonderburg anzulaufen, während die Kaiserin mit der Prinzessin Viktoria Luise Kreuzertouren mit der „Iduna" unternehmen will. Der Kaiser gedenkt am 8. und 9. August den militärischen Uebungen auf dem Truppenübungsplatz Weißenburg bei Posen beizuwohnen. Der Monarch sandte an den Führer der englischen Sondermission Lord Lyveden eine Antwortdepesche, worin er der Hoffnung auf weitere Festigung der persönlichen Be ziehungen zwischen Deutschland und England Aus druck gibt. Der deutsche Kronprinz hat das Präsidium der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, das für das Jahr I9tt4jo5 Prinz Ludwig von Bayern führte, für das Jahr 1905/06 übernommen. Das Huldigungstelegramm der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft an den Kaiser hat folgenden Wortlaut: „Die 53. Hauptversammlung der Deutschen Landwirischaftsgesellschaft entbietet Eurer Kaiser!, und König!. Majestät ehrfurchtsvollste Be grüßung und erlaubt sich zugleich, den untertänigsten Dank zum Ausdruck zu bringen für die guten Wünsche, die Eure Kaiser!. Majestät für den Verlauf der 19. Wanderausstellung auszusprechen allergnädigst ge ruht haben, und die Versicherung hinzuzufügen, daß die deutschen Landwirte stets bestrebt sind, sich der Ehre des Protektorats Eurer Kaiser!. Majestät über die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft würdig zu erweisen, gez. Ludwig, Prinz von Bayern." Der Besuch des Königs Alfons von Spanien in Berlin und Wien soll, wie der Madrider Berichter der „Daily Mail" erfährt, im September stattfinden. Der Kaiser habe den König Alfons eingeladen, den Herbstmanövern bei Hamburg beizuwohnen Zur Marokkofrage. Ministerpräsident Rouvicr übermittelte dem deutschen Botschafter Fürsten Radolin die Antwortnote in der marokkanischen Angelegenheit, wonach Frankreich die anfänglichen Bedenken fallen läßt und im Prinzip die Konferenz annimmtr Der Berliner Spezialkorrespondent des „Matin" will ermächtigt sein, folgende ihm schriftlich zugegangene Erklärung des Reichs kanzlers Fürsten Bülow zu veröffentlichen: Ich will niemand, wer immer es sei, Auskunft oder Andeutungen betreffend den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen liefern, über welche ausschließlich die Vertreter der beiden Regierungen unterrichtet sein dürfen. Immerhin kann ich Ihnen sagen, und ich ermächtige Sie, dies zu wiederholen, daß man in Frankreich einen Irrtum be ginge, wenn man annähme, daß wir irgendwelche Hinter gedanken hegen, derentwegen sich Ihr Land beunruhigen könnte. Die deutsche Diplomatie ist loyal und auf richtig und hat kein anderes Ziel, als durch gerechte Mittel zu einer friedlichen Lösung der gegenwärtigen Streitfrage., die schon zu lange gedauert hat, zu gelangen. Ich beharre bei der Ansicht, daß die Vereinigung in einer Konferenz der sicherste Weg wäre, um aus einer Lage herauszukommen, die in mehr als einem Betracht gespannt und gefahrvoll war, sowie um alle berechtigten Interessen zu versöhnen. Der preußische Landtag ist am Sonnabend geschlossen worden. In der letzten Sitzung des preußi schen Abgeordnetenhauses beantwortete Eisenbahnminister v. Budde eingehend eine Interpellation über die Eisen bahntarifreform Nach Informationen der „Frkf. Ztg " verfügt Preußen über so reiche Mittel, daß es von einer neuen Anleihe im laufenden Jahre vollständig wird abfehen können und auch im nächsten Jahre voraus sichtlich nur unter besonderen Umständen an den Markt appellieren dürfte. Durch die ganz außerordentlichen Einnahmen der preußischen Staatsbahn werden Preußen andauernd große Beträge zugeführt, die es ihm ermög lichten. hauszuhalten, ohne zu neuen Anleihen greifen zu müssen. Der VlI. deutsche Samaritertag ist Sonn abend vormittag in Kiel eröffnet worden. Gegenüber mehrfach in der Presse verbreiteten Nachrichten von einer Verstärkung der Grenzregi menter infolge von Unruhen im preußisch- russischen Grenzgebiet wird von zuständiger Seite mitgeteilt, daß diese Nachrichten, soweit das erste und siebenzehnte Armeekorps in Betracht kommen, jeder Be gründung entbehren. Eine Abordnung französischer Landwirte und Zuckerfabrikanten ist von Paris nach München abgereist. Die Abordnung beabsichtigt, die landwirt schaftlichen Betriebe und Lehranstalten Deutschlands zu besichtigen. Sie wird von Ur. Hailer, dem dem deutschen Generalkonsulat in Paris attachierten land wirtschaftlichen Sachverständigen begleitet. Die Ab ordnung gedenkt außer München Dresden, Leipzig, Magdeburg und Berlin aufzufuchen. Das Zentral-Komitee für Deutsch-Süd westafrika hat für die deutschen Ansiedler und Schutztruppen nebst Angehörigen und Hinterbliebenen 22^000 M. verteilt. Da immer noch täglich Unter stützungsgesuche eingehen, wird um weitere Gaben dringend gebeten. ÜnterstützungSgefuchr find zu richten an das obige Komitee Berlin VV. 62, Kurfürstenstraße 97, zu Händen des MajorL z. D. Simons. Hefierrcick-Ungarn. Nach einem aus Pest eingegangenen Privattelegramm ist die Konferenz FeiervaryS mit den Führern der Opposition zur An bahnung einer Berstänoigung gescheitert. Apponyi hatte erklärt, man höre alles an, aber man wolle nichts bewilligen. Graf Thun, der Landespräsident des öster reichischen Schlesiens, gegen den wiederholt die deutsche Bevölkerung stürmisch demonstrierte, ist vom Kaiser verabschiedet worden. Wie die „Neue Freie Presse" aus Prag meldet, hielt das tschechische Exekutivkomitee trotz des Mahnens Pacaks und Kramarz seinen früheren Beschluß aufrecht, daß die tschechischen Abgeordneten im Reichs rat in der jetzigen Tagung die Erledigung deS Handels vertrages mit Deutschland nicht zulafsen sollen. Rußland. In leitenden Kreisen wird als Nach folger des Ministers deS Innern Bulygin, dessen Rücktritt täglich zu erwarten ist, der Generaladjutant Jgnatiew, der ehemalige Generalgouverneur von Kiew, genannt. Durch Agenten der Geheimpolizei ist bei dem pen sionierten Beamten Andruschkewitsch und dem Studenten Auder in dem Dorfe Wyra im Bezirk von Zarskoje Selo eine Bombenfabrik mit 8 geladenen und 22 nicht geladeneü Bomben, sowie etwa 100 Blechkisten mit flüssiger Sprengmasse, Sprengkapseln und weiterem Material zur Bombenfabrikation gesunden worden. Das nach Odessa abaegangene Geschwader unter Führung des Vizeadmirals Krieger ist zum größten Teil nach Sewastopol zurückgekehrt. Es verlautet, der