Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188801035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880103
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-01
- Tag 1888-01-03
-
Monat
1888-01
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.01.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
der »ur«rin, lemnN Htsgaöen zug Ml'S Weber; , Auguste dy 1. von K. utz -rer; 3 M. zrath vr. E„ erw. Zinn; Igbn.; 15 icl; 6 M. vo«I er; 83 M. vqj von Herrn Rock, 1 Ja§ :r; 12 Hanil acket Kleidung au vr. GräA Frau Hau e Pfefferkuil r wollne ZU wn Frau :r Haupt; 1> 10 M. vou^ cn A. U,; 1, reuudlicheu Guido Ir«; Kassirer, ^ Mj >eri V- Nasch:'« meiner mit« uen konnte, j iber dieses ähnliches, i absolute! chuendes! PH Zeitzl«! Mst-Sc luemulbl nv Aunenstr? -otl-eke, Ss nfiedel: ekrslistl ft von: 1150 Anschluß I. nschlußvonWckp »schl. von Koma nur von 7,18. u- 2,8 -I erda: 2,8 — 9,1 zug oder 12,18.1 erg l 7,09 Eiljs . 2,54 — 5,481 — 10,19-11,3 /B.: I'.-t - 7,50 Eilzug 10.39. » Wilifchthal: Ht! 8,35. 7.48 Kouricrzu 8,23 - 1l,4 - 7,35 oder 7/ au — 10,39. H -. 4 28 - 7,tl — 11,4 nur v« - 4.S — 7,25 ,3S. 'is Aue: 7,85, , -11.S-->I 8.13 - II,10 Geithaln: 11,1^ ourierz. —11,33! ieisnig: 7,33 nur ,14 - 2.8 - ^ 7.48 Ko^ 8.28 - 11,4 7,25 «der 7,5 M — 10,39. 3,0 — IS,32 S.1S - 2.2 7,46 Kourierzu>! ^3-13.35.' : 8,31 Anschluß ,58 - 8,35 Am - 2.8 - öbeln — 8.1S - 7,38 nur von, - 4,37 - 8,7Z 1,33 - 11.1? .18. 3S —11,4- ien: 8,3! Oe»nltz b.s S.S1 - H- sttag, - S.S « und S-urier-I PersoneuzugeST Nr. 2. — 8. Jahrgang. — Wochmtag Abend (mit Datum ,den " ' ' ^ °»S« lich Slchsischer Dienstag, 3. Januar 1888. Versendung >,nde..Stlchsisthe LandeS-Anzrlger» nnem besonderen Unter« ' nit dem Extrabeiblatt >stet bet den Ausgabe« .beiden Post'Anst. -5 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 508S-) i AvrAbonnentenersche seovivier-Stsknbabnsi " r.Eistnta M«: MM Me. BuchdNlckrrel. Chemnitz. Lheaterstraße 5 (Ferusprechstelle Nr. 13« Telegr -Adr.: Llmdes-Bnzeig«, Lhemuls 1?it täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 8 Sächsische Gerichts-Zeitung i. Sächsisches Allerlei — 6. ZU,»striktes UnterbaltuugSblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Für die uns aus unserem Leserkreise von Nah und Fern so diesseitig zugegangenen, in freundlichster Weise zum Ausdruck gelangten Glückwünsche zum neuen Jahr sprechen wir hierdurch unseren wärmsten Sank aus und verbinden damit zugleich eine Erwiderung der herz lichen Wünsche mit gleicher Herzlichkeit. Allen unsern werthen Lesern nag das begonnene Jahr 1888 wie auch die fernere Zukunft Frieden ^rnd Freude, Heil und Segen in reichstem Maße zu Theil werden fassen. Uns aber und unsern Blättern möge die seither geschenkte iiunst unserer werthen Leser stets erhalten bleiben. Zerlag und Redaction des „Sächsischen Landes-Anzeigers" Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts vurde heute auf Fvlium 35 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Carl William Brcyer in Chemnitz für die Firma Hermann Breyer u. Co. daselbst Prokura crtheilt wurden ist. Chemnitz, am 31. December 1887. Königliches Amtsgericht. ! Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts «wurde heute auf Folmm 372 verlautbart, daß dem Ingenieur Herrn Carl «Ewald Emil Kabisch in Chemnitz für die Firma C. H. Wcisbach daselbst 1 Prokura erthcilt worden ist Chemnitz, am 31. December 1887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichnete» Amtsgerichts 1 wurde hentc auf Folinm 805 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Carl »Robert Neinhcckel i» Chemnitz die Firma Wilhelm Mühlmami daselbst aus Idem Nachlasse des verstorbenen Inhabers derselben zur Fortsührung Über klasse» erhalten hat, sowie, daß die Herrn Reinheckel erthent gewesene Pro- sknra erloschen ist. Chemnitz, an, 31. December 1887. Königliches Amtsgericht- Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts kwurde heute auf Folinm 1084 verlautbart, daß den: Kaufmann Herrn Carl «Heinrich Friedrich August Witting in Chemnitz für die Finna August Witting sdaselbst Prokura crtheilt worden ist. Chemnitz, am 31. December 1887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2058 vcrlautbart, daß die Maschinensabrikanten Herr Carl Maximilian Auerbach und Herr Carl Alfred Auerbach, beide in Chemnitz, die Firma C. M. Auerbach daselbst von der bisherigen Inhaberin ; derselben zur Fortführung überlassen erhalten haben. Chemnitz, am 31. December 1887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts ! wurde heute aus Folinm 2568 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Max ! Gnthmann in Chemnitz sür die Firma Richard Schlesinger daselbst Prokura ortheilt worden ist. Chemnitz, am 31. December 1887. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Schneidermeisters Adalbert Ltto in Chemnitz ist in Folge eines von dem Gemcinschuldner ge- , machten Vorschlags zu einem Zwaugsvergleiche Verglcichstcrmin auf den > 28. Januar 18r-8 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hier selbst anberaumt- Chemnitz, den 80. December 1837. Königliches Amtsgericht. Aeußeres, Velimirovic Bauten, Miloslavljevje Inneres, Wnic Finan zen, Popovic Handel und Gerschic Justiz. Rom. Die dem Papste von den Katholiken der ganzen Welt überreichte Opfergabe für die goldene Messe beläuft sich bis jetzt auf 3 Millionen Lire. Madrid. Der Gesandte in Berlin, Graf von Benomar, ist zum spanischen Botschafter ebendaselbst ernannt worden. Telegraphische Nachrichten. , Vom 1. Januar. Bremen. Heute Vormittag um 10 Uhr brach in der alten Börse Feuer aus, das noch nicht gelöscht ist, aber auf seinen Heerd beschränkt bleiben dürfte. Das in nächster Nähe liegende Rathhaus, . sowie die umliegenden Gebäude sind unversehrt. Bukarest. Eine Botschaft des Königs spricht den Schluß der parlamentarischen Session und die Auslösung der Deputirten-Kammer aus. Die Neuwahlen sind auf den 4. Februar d. I. anberaumt und die Kammern sollen am 19. Februar zusammentreten. — In Folge von Schneewchungcn sind die Verkehrs-Verbindungen im Lande mehr fach unterbrochen. Belgrad. Der „Polit. Corresp." zufolge ist das neue Kabinct « wie folgt gebildet: Oberst Gruic Vorsitz und Krieg, Oberst Franassovic Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. Januar. Deutsches Reich. Die üblichen Neujahrsempsänge beim Kaiser haben ohne besonderen Zwischenfall stattgefunden. Um 12^ Uhr erschienen die in Berlin anwesenden Generale im königlichen Palais, um dem Monarchen ihre Glückwünsche darzubringen. Der Empfang der hier akkreditirten Botschafter fand von 1^/g Uhr ab statt. Wie bekannt, pflegt der Kaiser im Gegensatz zu der Gepflogenheit Napo leons III. am Neujahrstage keine Ansprache an die Diplomatie zu halten, und so kann es nicht auffallen, daß aus diplomatischen Kreisen nichts über Aeußerungen des Kaisers über die Weltlage verlautet. — Aus San Remo wird berichtet, daß der deutsche Kronprinz gestern viele hundert Glückwunschtelegramme erhielt. Auch erschienen Mittags in der Villa Zirio die Spitzen der Behörden, die Cvnsuln und Viceconsuln zur Gratulation. Am Sylvesterabend führten die Kinder des Kronprinzen im Salon der Villa Zirio ein kleines Lust- spiel auf. Hierzu waren eingeladen sämmtliche Personen des Gefolges und das Dienstpersonal. Der Kronprinz war bis Mitternacht in heiterster Stimmung im Familienkreise. Sein Befinde» ist vorzüglich; die geringe katarrhalische Erscheinung geht weiter zurück. Auch wird ferner gemeldet, daß der Leipziger Professor der pathologischen Ana tomie Karl Thiersch, Verfasser des Werkes: „Der Epithelialkrebs", in einem Schreibe» geäußert habe, nach dem Verschwinden der Drüsen anschwellungen und nach der Vernarbung von Geschwüren im Kehl kopfe des Kronprinzen könne er nicht glauben, daß das Leiden krebsartig sei. — Gestern ist in Meiningen die Herzogin-Mutter Marie ge storben. Dieselbe, geboren im Jahre 1804, war die Tochter des Kurfürsten Wilhelm II. und dessen Gemahlin Auguste, einer Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. Ihr Gemahl Herzog Bernhard ist 1882 gestorben; ihr Enkel, der Erbprinz Bernhard, ist mit Charlotte von Preußen, einer Tochter des deutschen Kron prinzen, verniählt. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht am 31. December v. I. die vielbesprochenen, gefälschten Aktenstücke in dem angeblich aus dem Deutschen übersetzten französischen Text mit folgender Einleitung: Es ist bekannt, daß ans Befehl Sr. Majestät des Kaisers von Rußland dem deutschen Reichskanzler gewisse, die bulgarische Frage betreffende Aktenstücke behufs Prüfung des Inhalts und Ursprungs derselben mitgetheilt worden sind. Es hat sich ergeben, daß diese Aktenstücke lediglich erfunden worden sind, um die Aufrichtigkeit der deutschen Politik zu verdächtigen. Der Zweifel an der Ehrlichkeit derselben wäre be rechtigt gewesen, wenn solche Aktenstücke auf Wahrheit beruhten, da die deutsche Politik das Unternehmen des Prinzen Ferdinand von Coburg in Bulgarien von Anfang an und zu jeder Zeit als rin den bestehenden Verträgen zuwiderlanfcndes angesehen hat und noch ansicht und sich in diesem Sinne allen Kabinetten und insbesondere dem russischen gegenüber amllich ausgesprochen hat. Es würde daher, wenn die Aktenstücke, und namentlich das dem deutschen Botschafter in Wien zugeschriebcnc, echt und die Andeutungen in den fingirten Briefen in der Wahrheit begründet gewesen wären, der amtlichen deutschen Politik mit Recht der Vorwurf der Duplicität und ihren amtliche» Erklärungen der der Unehrlichlcit haben gemacht werden könne». Die deutsche Regierung, welche natürlich bemüht ist, bei den befreundeten Mächten das Vertrauen auf ihre Zuverlässigkeit Im Schnee. Novelle von Marie von Schlägel. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». „Und Ihr armes Pferd?" Ich hätte sie umarmen mögen sür dies Mitgefühl. „Mein Pferd schicke ich heim; es kennt den Weg und hat schon «mehrfach allein heimkchren müsse»; überdies sehnt cs sich nach dem Stalle und wird spornstreichs abgehen." „Nach S.?« „Nach S.I" „Und wenn es reiterlos heimkehrt bet diesem Unwetter? Wird man nicht erschrecken und Sie verloren glauben?" Wie schlau die kleine Hexe war bei aller Güte. Wird man nicht erschrecken? Das konnte ebensogut Vater und Mutter, als Frau und Kinder bedeuten. „Es beunruhigt sich niemand 'als höchstens mein Stallknecht, und auch der schwerlich übermäßig." Sie sann nach. Endlich sagte sie: „Wenn es sich so verhält, wie Sie sagen, so nehme ich Ihr Anerbieten an. Sie haben mich selbst eine Angst gelehrt, die ich zuvor nicht hatte. Ich vertraue mich Ihnen an." Wie herablassend sie das sagte, hätten Sie hören sollen. Wie eine Königin, die erlaubt, daß ihr Vasall ihr dienen darf. Ich verbeugte mich stumm, nahm eine Karte aus meinem Notiz buch und schrieb darauf mit Bleistift: „Ich komme später." Dann stieg ich auf den Wagentritt, löste Hektar ab, nahm die Pistolen zu zu mir und schob ihm das Blatt unter den Sattelgurt, wo Peter «S beim Absattcln finden mußte. Dann befestigte ich die Zügel leicht «tm Sattelknopf, gab Hektar einen Schlag auf den Schenkel und rief ihm zu: „Fort, nach HauS, alter Knabe, nach Häusl" Einen Augenblick zögerte das kluge Thier und sah sich nach mir «n, als wolle es eine Erklärung dieses sonderbaren Einfalles — mitten aus der Landstraße im Schneegestöber abzusteigen — erbitten. Ein erneuter Marschbefehl jedoch veranlaßt« es zu einem kurzen ver- ständnißvollen Schnauben; dann machte es Kehrt und war bald meinen — ich kann eS nun wohl gestehen — recht wehmüthig be. Boraten Blicken eutkcbwunden. Darauf schloß ich die Wagenthür und setzte mich meiner Schutz befohlenen gegenüber. Line Weile schwiegen wir; plötzlich fuhr sie auft „Ich Undankbare! Sie frieren, und ich habe so viel imnöthicp Decken! Verzeihen Sie mir!" Und ich mußte richtig eine ihrer Hüllen, deren sic allerdings eine gute Zahl besaß, annchmen. Ich rcvanchirte mich alsdann mit dem Inhalt meiner Feldflasche, ein Gläschen besaß sie, auch Muudvvrrath, und so richteten wir uns, so gut cs ging, zusammen ein. Zuletzt wurde cs ganz behaglich, und das Abenteuer begann uns Beiden Spaß zu machen. Auf meine Frage erzählte sie mir auch, daß sie in der Nähe von S. erwartet würde, und zwar zu einem wichtigen Tage, da sie sonst schwerlich von ihren Verwandten entlassen worden wäre. Denn diese hatten das Wetter vorausgesehen und sie dringend gewarnt. „Allein ich fürchtete, dann ganz und gar einzuschncien und tagelang nicht mehr abrcisen zu können," erzählte sie freiwillig Iveitcr, „und ich-hatte doch an diesem Tage noch nie gefehlt." „Ein Geburtstag vcrmuthlich?" erlaubte ich mir zu sagen. Sie nickte schweigend. Ich dachte dann eine Weile nach, ob ich mich ihr vorstellen sollte und so ihren Namen erfahren, oder ob wir unser Inkognito aufrecht erhalten sollten. Doch ehe ich zu einem Entschluß kam, er eignete sich etwas Unerwartetes. Das Schneegestöber hatte ein wenig nachgelassen, der Mond trat aus den zerrissenen Wolken hervor und beleuchtete rings um uns eine stille, schneeweiße Welt. Da drangen seltsame Laute an mein Ohr, und bald unterschied ich das Johlen mehrerer männlicher Stimmen. Auch sie hörte cs. „Was mag cs sein?" fragte sie beunruhigt. „Vcrmuthlich Wanderer — Handwerksburschen vielleicht, die sich so den Hunger und die Kälte zu vertreiben suchen." Ich bog mich aus dem Fenster und horchte. Hinten ans dem Schnee bewegte sich etwas in der Richtung auf uns zu. „Es ist, wie ich sagte." „Kommen sie hierher?" Ich zuckte nur schweigend die Achseln, sah aber mit stillem Be hagen, wie meine Gefährtin mir unmcrklich näher rückte. Dabei kam sie mehr in den Lichtschein, und der Schleier verschob sich etwas, so daß ich ihre Züge erkennen konnte. Sic war jung und sehr hübsch. Das Johlen kam immer näher, ganz nähe zu uns, dann ver stummte es, und eine nicht sehr melodische Stimme rief: „Donnerwetter, da steckt eine Karrete!" „Die Post!" rief eine zweite Stimme. Ich blickte verstohlen durch eins der schnell von m'r mit Gar- und Offenheit zu erhalten, hat daher ein lebhafteres Interesse daran gehabt, die Unechtheit der Aktenstücke festzustellen und öffentlich zu bekunden. Die angestellten Ermittelungen haben ergeben, daß zwischen Ihrer königlichen Hoheit der Gräfin von Flandern und dem Prinzen Ferdinand von Coburg niemals eine Correspondenz irgend einer Art stattgefunden hat, und daß eine politische Eröffnung, wie die dem Botschafter Prinzen Reuß zugeschriebene, von diesem niemals gemacht worden ist. Auch die Beziehungen, welche anderen hohen Herrschaften in den Aktenstücken zugewiesen werden, haben sich als Erfindungen herausgestcllt: Die Aktenstücke sind danach von bisher unermittelten Personen lediglich zu dem Zwecke, Mißtrauen zwischen europäischen Mächten hcrvorzurufen, ohne jede thatsächliche Unterlage, erfunden und zusammcngestellt worden. Es folgt nunmehr im „Reichsanzeiger" der Text der gefälschten Aktenstücke in französischer Sprache. Die selben sind: 1) ein Brief, welchen Fürst Ferdinand von Bulgarien an die Gräfin von Flandern gerichtet hat, vom 27. August 1887, 2) ein diesem Briefe beigefügtes Dokument, welches Prinz Reuß, der deutsche Gesandte in Wien, dem Fürsten Ferdinand zugestellt haben soll, 3) ein Brief des Fürsten Ferdinand an die Gräfin von Flandern vom 16. September 1887 und 4) eine Note vom 21. September 1887 ohne Unterschrift. — Präsident Pape überreichte am vorigen Sonnabend dem Reichskanzler den in erster Lesung sestgestellten Entwurf des bürger lichen Gesetzbuchs. — Graf Peter Schuwalow, der kürzlich in besonderer Mission in Berlin weilte, ist am Abend des 31. December von dort wieder nach Petersburg abgereist. — Aus Nordschleswig wird gemeldet: Schon wieder sind drei Geistliche und zwar Bruhn in Gramm, Jörgensen in Fohl und Michelsen in Rödding ihres Amtes als Localschulinspectoren enthoben worden. Wahrscheinlich sind politische Gründe maßgebend gewesen. Oesterreich-Ungarn. Die „Wiener Zeitung" bemerkt zu der Veröffentlichung der gefälschten Aktenstücke durch den deutschen „Reichsanzeiger": „Dadurch, daß Kaiser Alexander selbst zur Auf deckung der Fälschungen mitwirkte, ist deren Ziel, ihn mit Argwohn oder Mißtrauen gegen die deutsche Politik zu erfüllen, völlig ver eitelt, und hierin liegt wiederum ein gewichtiges Moment sür die Erhaltung des Friedens." — Mehrere Blätter melden, der russische Botschafter Lobanow habe den vorgestrigen Neujahrsbesuch beim Grafen Kalnoky benutzt, um durchaus friedliche Erklärungen über die Ab sichten Rußlands abzugeben. Wie das polnische Blatt „Przeglond" mittheilt, ist sier Generalstabschef der im Südwesten Rußlands dislocirten Truppen, GeneralLcbedynsky, vom Kriegsrathe in Petersburg nach Kiew zurückgekehrt. In Rußland sei eine große Steigerungder Getreidepreise er folgt, der Preis für ein Pud Weizen sei von 70 auf 90 Kopeken gestiegen. — Die Regierung bereitet eine Vorlage bezüglich Errichtung einer Wciffcnfabrik vor. Sie wird dem Etablissement ei» dem Staate ge hörendes Grundstück unentgeltlich überlassen, die Restitution des Ein gangszolles für Maschinen gewähren, einen Rcgicrungskommissär ernennen und die Bestimmungen des Jncompatibilitäts-Gesetzes be züglich der Mitglieder der Verwaltung dieses Etablissements außer Kraft setzen. Die Konstitnirung der Gesellschaft erfolgt vor Erledigung der Vorlage. — Die Rückblicke der Wiener Blätter ans das abge- lauftne Jahr schließen natürlich mit Friedenswünschen, bekunden jedoch keinerlei Zuversicht. Das offiziöse „Fremdenblatt" führt aus, das neue Jahr beginne, wie das alte geschlossen habe. Oesterreich bewahre seine bekannten Grundsätze, wünsche den Frieden und sei auf seine Sicherheit und seine Interessen bedacht. Es überschreite die Schwelle des neuen Jahres im innigen Verbände mit seinen Bundes genossen, welche das gleiche Ziel verfolge». — Im Allgemeinen erscheint die Auffassung in Wien, obgleich Fürst Lobanow, der russische Botschafter, vorgestern wieder, anläßlich der Neujahrsgratulativn, seine friedlichen Erklärungen Namens Rußlands erneuerte, der Hauptsache nach unverändert, lieber die Publikation der „gefälschten Aktenstücke" dincn verhängten Fenster und sah nicht weit ab drei der schönsten Strolche im Mondschein im Schnee stehen und den Wagen anstarren. Augenscheinlich erging es ihnen dabei wie mir . . . wahrhaftig ganz wie mir, denn jetzt sagte der erste wieder: „Die hat nicht weiter gekonnt, und der Postillon hat sich davon gemacht. Muß doch mal sehen, ob Jemand drin ist." „Warum nicht gar!" meinte der andere, „die ist so leer wie unsere Taschen." „Das wäre man scheene," rief der erste wieder, „so ein billiges Nachtquartier findet sich nicht alle Tage auf der Landstraße .... Ganz wie für uns bestellt." Und damit kamen sie näher. Meine Gefährtin hatte die Worte gehört. Sie ergriff meinen Arm und sah mich angstvoll an, unbekümmert, daß ihr die Kapuze fast vom Kopf fiel und der Mond ihr Gesicht hell beschien, ein so süßes bleiches Gesichtchcn mit großen bangen Augen! „Sie werden doch nicht?" flüsterte sie bebend. „Wenn sic es wirklich wollen, werden wir es schwerlich ver hindern können," sagte ich mm selbst besorgt. „Aber Ihre Pistolen?" „Wünschen Sie, daß ich Gebrauch davon mache?" „Nur zum Fvrtschcuchcn." „Und wenn es harmlose Menschen sind, die vielleicht im Schnee nmkvmmen, wen» wir sie sortjagcn? Es sind noch zwei Meilen bis M. und die Straße ist fast ungangbar." „Hoffentlich gehen sie von selbst weiter, wenn sie uns sehen." „Hoffentlich I" Und nun waren die Drei bei uns angelangt und machten an beiden Seiten die Thüren auf. „Richtig zwei Mäuschen in der Fallek* rief der vorderste, ein robuster Mensch mit einem wilden Bart. Drei nicht sehr vertrauenerweckende Köpfe steckten sich neugierig vor, um uns zu mustern. ,,'n Abend, meine Herrschaften," fuhr er fort und lüstet« In spöttischer Höflichkeit den defectcn Hut. „So ganz allein? Sind Wohl auf der Hochzeitsreise? Angenehmes Wetter dazu!" Ich weiß nicht, wie es gekommen war, daß ich plötzlich neben meiner Schutzbefohlenen saß, oder sie neben mir, aber ich fühlte, daß sie zusammcnfuhr und sich ängstlich an mich schmiegte. Der Strolch sah es jedenfalls auch, denn er sagte: „Na na, Madamchen, graulen Sie sich nur »ich. Wir sind
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite