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ZSchfische Vorszeitung Telegramm-ttdr.: vorszeitung vrerden. 67. Jahrgang. Dresden, Sonntag, den 18. Juni 1905. Nr. 139 k>" Bezugsbedingungen: Di« „vorszeitung" erscheint j«»«a Wochentag «achrnittag» S Uhr mit dem Datum de» solgenden Lag«». Vie vezugngebühr beträgt ILO Mars vierteljährlich oder bv psg. für jeden Monat. Vie „vorszeitung" ist zu beziehen durch di« kaiserlichen postonstalten, di« candbriesträger und durch unser« Voten. Sei freier Lieferung in, hau, erhebt t>j, Post noch di« Sustellungrgebühr von «d psg. besonders aufopfernden Hingebung, einer um so rück sichtsloseren Selbstverleugnung im Dienste des Königs und des Vaterlandes auf. Und daß eine solche Ehren pflicht zugleich eine Anerkennung und Belohnung für ausgezeichnete Dienste bildet, das ist eines der schönsten Zeichen für den wahrhaft edeln Geist, der die Armee erfüllt; das macht den durch Dienst und Verdienst be währten und erworbenen Adel in der Tat zur Blüte des Volks, in dem er wurzelt und mit dem er innig verbunden bleibt in Treue und Liebe für das Vater land Einen anderen Unterschied aber gibt es nicht zwischen dem adeligen und den bürgerlichen Offizier, am allerwenigsten vor den Augen des obersten Kriegsherrn. Ist ein Fahnenjunker vom Osfizierkorps gewählt und eingestellt, so ist kein Unterschied mehr möglich, er ist in der Kameradschaft und diese Kameradschaft ist der Kitt, der die Offiziere unserer Armee zusammenhält. Die Geschichte unserer Armee beweist in jedem Geschlecht, daß von irgend einer Bevorzugung des Adels bei der Beförderung nicht die Rede ist. Unter den berühmtesten Generalen glänzen Männer, welche bürgerlichen Familien entstammen, wie in den Freiheitskriegen der große Scharnhorst, und auch heute weist die Rangliste der Armee in den höchsten und einflußreichsten Stellen viele Generale nach, welche bürgerlicher Herkunft sind. Die Einigkeit und Kameradschaft in der Armee und die innige Verbindung der Armee mit dem Volke kann durch die Verdächtigungen einer hetzerischer Presse und durch unfruchtbare Reden in den Parlamenten nicht erschüttert werden. Da- -terrefte. Der japanische Gesandte in Berlin erklärte, Japan werde seine Bedingungen für den Friedens - schluß erst nennen, sobald Vertreter der beiden Mächte zusammengekommen seien. In Südwestasrika ist eine Bande des Herero- kapitäns Andreas von deutschen Patrouillen südlich von Rehoboth geschlagen und zersprengt worden. An allen preußischen Hochschulen sollen 1906 Regierungssyndici angestellt werden. Der verstorbene Baron Natbaniel Rothschild hat für wohltätige Zwecke 20 Millionen Kronen bestimmt. Der französische Ministerpräsident R^uvier hat sich entschlossen, das Ministerium des Auswärtigen selber zu behalten. Präsident Roosevelt empfing den japanischen Gesandten und den englischen Botschafter und stattete dem französischen Botschafter persönlich wegen der Friedenskonferenz einen Besuch ab. Anzeigen-Preise: Vie einspeNritze Zeil« Ni psg., unter „Linaesandt" «>p«a anzetaen.NmiMh»« erfolgt mittag» 12 Uhr. — Nnnahmestrllen lind: Unser« Lelchaftrjtett«, klein« Metjzner Lais« Ur. «, ^nvalidendank, ka«senstetn Vogler, Nud Wall«. S. k. Vaud« Ll Lo. in Leipzig, Frankfurt a llt; <b klohlintiessel^or': KugoMütblertnUStzschen. droh«, Ivtto viltrich in Neihenüors, Hugo M>>iü i» Leubnitz-Neuostra, Emil Nollau in Nadebeul, Nuü. ckrimm in vrerdtn-lvölfnitz, Friedrich Heuchelt in Lossebaud«, Otto ltunaih in Lotto, Mas Zeurtch in Lojchwitz. Telephon: Dresden, Nr. 2416. Der adelige und der bürgerliche Dfflzier. Die Sozialdemokratie, welche bei )ed«r Gelegenheit unsere Armee in ihrer Organisation und ihrem Geist anzugreifen nicht müde wird, unternimmt es nur zn oft, von der Trrbüne der Parlamente und in ihrer Presse von dem unberechtigten Wert zu sprechen, der in der Armee auf Adelstitel gelegt, und die Behauptung immer wieder von neuem aüfzustellen, daß der adelige Offi zier dem bürgerlichen vorgezogen werde. Nichts ist unberechtigter und unwahrer als ein solcher Borwurf. Es ist freilich eine Tatsache, daß unter den Osfizier korps mancher Regimenter und ebenso auch in den höheren Befehlshaberstellen die adeligen Namen sich in der Mehrzahl befinden. Dies ist jedoch eine aus den Tatsachen und geschichtlichen Verhältnissen sich ergebende Erscheinung. Es ist in den überlieferten Lebensauf fassungen adeliger Familien begründet, daß ihre Söhne ,. sich mehr dem Heeresdienst als anderen Erwerbsberufen zuwenden, denn der Adel, solange er das Wesen des alten Rittertums in sich bewahrt und heilig hält, wird immer mehr dazu geneigt sein, seine Kräfte dem obersten Kriegsherrn in aufopferndem Dienste zu widmen, als für den Erwerb eigenen Wohlstandes zu arbeiten. In Preußen ganz besonders haben wir einen zahlreichen und weitverzweigten Militäradel, der von Geschlecht zu Geschlecht des Königs Rock getragen und sein Blut auf den Schlachtfeldern des Vaterlandes vergossen hat und der seine Namen wiederfindet in den Reihen der Armee bis zu Friedrich dem Großen und noch weiter bis zum Großen Kurfürsten hinauf. Dieser Militäradel ist im allgemeinen arm. Sern ^ebenSberuf, sein Stolz und seine Freude ist der Dienst in der Armee feines Königs — fürwahr ein opfervoller Dienst, denn wohl Ehre,, aber kein Gold, um das sich das Ringen und Jagen der heutigen Welt drängt, ist dabei zu gewinnen, und alle großen Schlachten- und Siegesfelder des Vater landes haben das Blut des preußischen MilitäradelL getrunken. Die Söhne dieses preußischen Adels treten denn , ve. Nör^ auch vorzugsweise in die Armee, der Ueberlieferung Hrer Familie und der im Blut liegenden Liebe zum «oldatenstande folgend, und es bildet gerade dieser aus der Armee erwachsene und mit der Geschichte der Armee innig und ehrenvoll verbundene Militäradel den edelsten und festesten Kitt unseres Heeres. Wenn es nun der geschichtlichen Entwickelung unserer Armee entspricht, baß gerade die Söhne des Adels vorzugsweise sich dem militärischen Dienst widmen, so ist es eine natürliche Folge dieser Tatsache, daß auch in den Ranglisten die adeligen Namen an Zahl verhältnismäßig überwiegen; für eine Bevorzugung des Adels bildet aber diese Tat sache nicht den geringsten Beweis. Ebenso natürlich ist eS auch, daß dasselbe Verhältnis des UeberwiegenS der adeligen Namen sich in den höheren und höchsten Chargen des militärischen Dienste- fvrtsetzt, ja, es tritt, hier sogar noch mehr hervor, da der Kaiser mitunter Offizieren al- Anerkennung ihrer Dienste den Adel verleiht. Freilich gibt der AdelStitel heute keine Vorrechte mehr; im Gegenteil legt er noch die Ehrenpflicht einer zubrinqen, als das. welches ihm einst Fürst Bismarck ausgestellt hat. Mit einer Deputation kam er auf v. Wißmann zu sprechen und da sagte er: „Der hat zweimal allein Afrika durchquert und niemals eine Dummheit gemacht. Als er zu mir kam und für den Kamps gegen die Buschin um Instruktionen bat, sagte ich ihm. Aber mein lieber Major, wie soll ich Ihnen Instruktionen geben bei sechs Wochen Briefgang nach Sansibar? Ich bin Loch nicht der selige Hofkriegsrat. Ihre einzige Instruktion ist zu siegen. Machen Sie Dummheiten, nun, dann sitze ich eben drin; denn ich bin ja für Sie verantwortlich. Betrachten Sie sich als des Kaisers Reichskanzler für Ostafrika. Und — er hat keine Dummheiten gemacht, und ist mit fleckenlos weißer Weste zurückgekommen." Ueber die näheren Umstände bei dem Tode Wißmanns wird folgendes bekannt: Gestern (Donnerstag» abend war Major v. Wißmann mit dem Erzieher feines Sohnes, Hafer mann, und dem Revierjäger Lederwasch in das eine Stunde vom Gute Weißenbach gelegene Jagdrevier Fischern auf die Rehpirsche gegangen und hatte sich am Waldrande auf einem Heustadl auf einen vom nächsten Gasthaus mitgenommenen Stuhl gesetzt. Hafermann und der Jäger pirschten in anderer Richtung. Bei Eintritt der Dunkelheit pfiff der Jäger der Verabredung gemäß zweimal, erhielt jedoch keine Antwort. Als er dann den Jagdherrn anrief, antwortete dieser noch: ja! In diesem Augenblicke krachte ein Schuß; der Jäger suchte Wißmann sofort auf und fand ihn über die Stuhllehne zurückgebeugt tot auf. Der Schuß war ins linke Auge eingedrungen und hatte die Schädeldecke abgehoben; das Gewehr stand zwischen den Füßen des Verunglückten. Ein Lauf war abgeschossen, der Hahn des zweiten Laufes bespannt. Um 11 Uhr nachts wurde durch eine Gerichtskommission der Tatbestand ausgenommen. Der Gerichtsarzt vernähte den Schädel und veranlaßte die Ueberführung der Leiche nach Weißenbach. Frau von Wißmann hatte sich sofort an die Unglücksstätte begeben. Die Leiche wird nach Köln gebracht werden. Wißmann erwarb sein Gut Weißenbach bei Liezen in Steiermark vor fünf Jahren, weil ein Nervenleiden ihn zwang, im Grünen und in guter Luft Heilung zu suchen. Er ließ alles neu Herstellen, bewirtschaftete das Gut rationell und schmückte bas Wohnhaus mit Gegenständen, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte. Wißmann erholte sich auch so schnell, daß er nach zwei Jahren wieder Forschungsreisen unternehmen konnte. Seine Kinder stehen in dem Alter zwischen zwölf und zwei Jahren. Wißmanns Gütergebäude gehören zu den Sehenswürdigkeiten der Gegend; er galt als ein hervorragender Schütze. Die evangelischen Arbeiter und das Koa litionsrecht. In der letzten Sitzung der Delegierten versammlung der evangelischen Arbeitervereine, welche in Breslau tagte und der auch Oderpräsident Graf Zedlitz-Trützschler beiwohnte, wurde eine Resolution an genommen, in der die Versammlung eine Sicherung und Erweiterung de- Koalitionsrechts fordert. Als Ort für die nächste Tagung wurde Freiburg i. Br. gewählt. Die sozialdemokratische Generalkommission der deutschen Gewerkschaften macht jetzt zum ersten Male von der ihr in Köln eingeräumten Befugnis Gebrauch, zur Unterstützung eines örtlichen Ausstandes eine allge meine Streiksammlung zu veranstalten; es handelt sich um die streikenden Zigaretten Arbeiterinnen in Dresden. Der Hererokapitän Andreas war von den Komasbergen nach dem Tal des Kuiseb gezo^n, um das englische Walfischbai-Gebiet zu erreichen. Der Weg dorthin wurde ihm durch Etappentruppen versperrt und am 12. Mai ist er gleichfalls von Etappentruppen bei Hudaob geschlagen worden. Als er sich nun nach Norden wandte, warf ihn Hauptmann Blume am 27. Mai im Gefecht bei Goagas nach Süden zurück. Voraussichtlich in dem Bestreben, sich mit Hendrik Witboi zu vereinigen, wich Andrea- jetzt nach Hoorn krans (70 Kilometer westlich Rehoboth) aus. Al- am 7. Juni seine Leute bei LhlamassiS (25 Kilometer süd westlich Rehoboth) Vieh raubten, gingen von den Etappentruppen sofort 3 Offizierspatrouillen zur Ver folgung vor, nämlich Leutnant Stübel von Rehoboth, Hauptmann Wunsch von Tsumi» (45 Kilometer süd südöstlich Rehoboth) und Oberleutnant Krüger von Kub < südlich Rehoboth) aus. Am st. Juni stellte die Pa trouille de- Leutnants Stübel den Feind, und am 9. Juni griffen die vereinigten drei Patrouillen, zu- Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Nmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden (vberlößnitz und Nadebeul. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser traf gestern nachmittag, von Sigmaringen kommend, in Hechingen ein und fuhr nach dem Hohenzollern. Die Volksmenge brachte dem Kaiser begeisterte Huldigungen dar. Kurz nach 4 Uhr fuhr Se. Majestät von hier nach Han nover weiter. Der Kaiser tritt seine Ostsee-ErholungSfahrt am 10. Juli von Swinemünde aus an. Es ist beabsichtigt, mehrere nordschwedische Häfen mit anzulaufen. Die Kaiserin hat infolge Unpäßlichkeit die Teil nahme am Delegiertentag des vaterländischen Frauen vereins abgesagt. Die näheren Einzelheiten sind un bekannt. Prinz Arnulf von Bayern hat wegen eines Magenleidens um Enthebung vom Kommando des ersten Armeekorps nachgesucht. Sein Nachfolger wird Prinz Rupprecht von Bayern sein. Die feierliche Beisetzung des Fürsten Leopold von Hohenzollern hat gestern vormittag in der Erlöserkirche in Hechingen stattqefunden. An wesend waren der Kaiser, der König, die Königin und der Prinz und die Prinzessin Ferdinand von Rumänien, der König von Sachsen, der Erbgroßherzog von Baden, die Gräfin von Flandern die Prinzessin Fried rich von Hohenzollern, der Prinz und die Prinzessin Albert von Belgien, der Prinz Johann Georg von Sachsen und der Herzog von Oporto, eine Anzahl Vertreter von Fürstlichkeiten und Abordnungen ver schiedener Regimenter. Als die allerhöchsten und höchsten Herrschaften in der Kircde eintratcn, sang der Kirchen chor. Hierauf hielt der Erzbischof von Freiburg, rber, die Leichenrede. Nach erfolgter Einsegnung der Leiche wurde der Sarg von acht Hofoffizwnten unter Vorantritt der funktionierenden Geistlichkeit und des Hofdienstes unter Glockengeläut in die Gruft ge tragen und dort beigesetzt. Der Leiche folgten nur die nächsten Anverwandten. Während der Feier in der Gruft sang der Kirchenchor. Hermann v Wißmann, Gouverneur a. D., hat sich, wie schon kurz auf telebraphischem Wege gemeldet, am Donnerstag abend bei einer Rehpirsche in Fischern bei Liezen in Steiermark durch einen unvorsichtigen Schuß getötet. Hermann v. Wißmanns Name wird für immer auf das innigste verknüpft bleiben mit der Geschichte der deutschen Kolonialpolitik, und ehrend wird man seiner stet- gedenken, wenn von den harten Kämpfen die Rede sein wird, unter denen die Grund lagen beschaffen wurden für eine gedeihliche Entwickelung unseres soviel verheißenden Schutzgebietes in Ostafrika. Die deutsche Wissenschaft betrauert in ihm einen tat kräftigen und erfolgreichen Afrikaforscher. Kein schöneres Zeugnis für WiymannS Art vermögen wir aber bei-