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Sächsische VorsMung Bezugsbedingungen: vt« vorfzettung" ersch«i»t Ob«, woch««ta- nvchmittag» v Uhr mV d«m Datum d<» fvlgendrn lag«, vt» v»N>g»g«dühr betrügt ILO Mart rirNtljthrttch ob« bv Pfg. für jrdrn Manat, vi« .v« rfzttwng- ist zu btzirhtn durch di, kaiserlichen polranftattan, di» canddriestrager und durch uns«av<>t«». Sri sreirr Lieferung in» hau» erhebt dir Post «ach di« Sust«Uung»g«dühr »an 4ü pfg. Telegramm-Adr.: vorszeiluu- Vierden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Natt" Amtsblatt für die Rgl.Nmtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlötznitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vi. «nspaltig» Stil« ,S p,«.. Nia Nuz,ta«n.N»nahin« rrfoigt bi» mittag ,2 Uhr. - Annahmestellen sind: Unst" a,^chdft»st«>l«. N«in« Mahner «-«L« "dc. Inoalidtndank, kaastnl-tn »voaler, Uud. Mo»»» G. t. Vaud« » «». in Leipzla, Zrankfur»«-M.; » NahUn N«ss«I»dor,: hnao MüchUrin Notzsch«». trada. <vtto VÜtrich in NeLenborf. Hugo Mach in r.ubnt^Nruostra. Emil Nallan in Nadtbrnl. Nn». ibrimm in vrr»d«n«kvdlfnttz, Zritdrich Leuch«» ,n Casstbaud«, ivtto Unnath in Lotto, Ma, 5«urich tu Losch witz. Telephon: Dresden, Nr. 2916. Dresden, Sonnabend, den 17. Juni 1905. Nr. 138. 67. Jahrgang. Das Neueste- Der Kaiser hat dem norwegischen Admiral Sparre und der königlich norwegischen Marine drahtlich für den Glückwunsch zur Hochzeit des Kronprinzen gedankt. Die Deutsche Burschenschaft nahm auf ihrer Tagung in Eisenach einei» Beschluß an, in dem die Bewegung für die akademische Freiheit und gegen die konfessionellen Verbindungen mit Freuden begrüßt wird. Die Deutsch-Ostafrika-Linie hat einen ueurn Post und Pasfagierdienst zwischen Dover und Süd afrika eröffnet. Der Deutsche Geographentag in Danzig ist am Donnerstag geschlossen worden. Die nächste Tagung findet 1907 in Nürnberg statt. Während Deutschland, Italien und Oesterreich die Einladung zu der vom Sultan von Marokko ein berufenen Konferenz angenommen haben, hat England seine Beteiligung adgelehnt. Der russische Hilfskreuzer „Don" hat den deutschen Dampfer „Tetartos" im chinesischen Meer zerstört, trotzdem das Schiff angeblich keine Kriegskontrebande geladen hatte. Wir und Japan. Eine neue Zeit bricht über Asien herein: der äußerste Osten tritt näher an uns heran, und alte Kul turen gehen zur Rüste. Man heißt den Kommerz Kulturpivnier und darf heute mehr denn je von ihm heischen, daß er dieser Rolle gerecht werde Nichts ist ihm verhängnisvoller als Ignoranz, und der Kaufmann von heute, der Weltkausmann sein will und muß, um ernstlich vorwärts zu kommen, bedarf auch des geschicht lichen Ausschauens. Und das ist eben unser großer Fehler gewesen, daß wir in Dingen des aufstrebenden Orients, jenes Asiens, das uns noch einen Milliarden handel verspricht, unwissend waren und Ablehnung zeigten und Ueberhebung, wo Anlehnung allein am Platze ist. Die Logik der Tatsachen ist zu schlagend: Asien geht — so schreibt „Handel und Industrie" — unter japanischer Führung neuen Wirtfchaftszeiten ent gegen, und der, der die Sache versteht und zu würdiben weiß, wird gebührenden Geschäftsanteil haben. Nicht wir werden China erschließen, sondern den Japanern wird diese Rolle zufallen, und die Europäer dürfen auf dem Wege über Japan, beziehungsweise durch dieses Bermittlertum ein Geschäftsleben erhoffen, das ihnen heute entrückt ist und an das sie sich einstweilen noch nicht heranzutrauen wagen. Wir haben es uns bequem gemacht, indem wir sagen, daß sich Japan heute erst in feiner wahren Gestalt enthüllt, während das Wort Enthüllung, um mit einem Sachkenner, Ugo Sarli, zu reden, eine Verleumdung ist. Wir sagen, dieses kleine Volk — und dabei blicken wir auf die Landkarte - trete erst jetzt in die Er scheinung. Aber damit bemänteln wir nur unsere Un wissenheit. Das alte Europa, das sich von der „gelben Gefahr" bedroht sieht, mag dergestalt vernünftelns aber die Tatsache schaffen wir üicht aus der Welt, daß Tausende von Kulturen erschienen und verschwanden, bevor noch unsere Europa-Kultur geboren ward. Und Japan bestand damals schon. Das Kaiserreich der aus gehenden Sonne war bereits zu jenen Zeiten vorhanden, in denen Niniveh und Babylon untergingen. Für die Japaner rückt die Sache unter einen anderen Gesichts winkel: Ihr Vaterland hat sich nicht jetzt erst enthüllt, sondern es bestand immer. .Wir wußten es nur nicht. Und inzwischen vergingen Jahrhunderte, in denen die Japaner ihre Kultur ausbauten und ihr Geschäftsleben und uns jene Überraschungen bereiteten, die wir heute vor Augen haben. Sie kämpften in China und warfen m einem gewaltigen Seekampfe des 13. Jahrhunderts 107 000 Monyolen zurück. Voltaire hieß das japanische Volk das einzige Asien», das noch nicht besiegt ward. Vom Feudalregiment frei geworden, las jenes Volk Voltaire und andere Denker, die wir nicht mehr be achten. ES übersetzte Herbert Spencer, studierte Ruß land und Deutschland und andere Länder in seinen Werken und seinen verschiedensten LebenSäußerungen, und heute zeigt es dem erstaunten Europa, daß dieses im groben Irrtum über jenen äußersten Orient durch die Jahrhunderte dahinlebte. Und das Wirtschaftsleben und -Gedeihen verlangt, daß wir die Augen besser al- früher aufhalten, damit uns nicht weitere Enttäuschungen auch von anderer Seite zu teil werden und uns vor allen Dingen Asftn, das Land der unermeßlichen Reich tümer. nützlicher werde als bisher. Dieser Mahnung, so sei unsererseits bemerkt, stimmen wir willig bei. Allein, daß Japan erst jetzt für uns einen so wesentlichen wirtschaftlichen und politischen Faktor bildet, kommt in erster Linie daher, daß es bis vor einem Menschenalter gleich China von der Be rührung mit dem Auslande sich abzuschließen suchte und seine kulturellen Fortschritte eben erst seit dem Aufgeben dieser Absperrungspolitik datieren. Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Der Kaiser begab sich gestern nachmittag in der 5. Stunde nach Sigmaringen, wo er heute in Gegenwart anderer deutscher Fürstlich keiten, darunter des Königs Friedrich August von Sachsen, der Beisetzung des verstorbenen Fürsten Leopold von Hvhenzollern beiwohnte. Mittags gedachte der Kaiser nach Hannover weiterzureisen. England hat die Einladung zur Marokko- Konferenz abgelehnt. Graf Tattenbach erklärte die Bereitschaft Deutschlands zur Teilnahme an ihr. Tie württembergische Regierung hat der Kammer eine neue Verfössungsreform vorgelegt. Gegen das Automobilunwesen. Die letzte Konferenz sämtlicher thüringischer Staatsminister hat sich, wie jetzt verlautet, neben verschiedenen Verwaltungs angelegenheiten, welche die Einzelstaaten gegenseitig be rühren, vornehmlich mit der Handhabung bezw. Schaffung einer einheitlichen Verordnung gegenüber dem Automobil wesen resp. -Unwesen befaßt. Obgleich die Frage eine dringende Lösung erfordert, will man doch einem eventuellen Reichsgesetz nicht vorgreifen und dieses erst abwarten. Der Fall von Köstitz hat offenbar ein beschleunigtes Verfahren für nötig erscheinen lassen. Im Hinblick auf die Ausdehnung dieses Sportes und die gemeinsamen dabei in Frage kommenden Interessen ist aber der obwaltende Beschluß verständlich und zu billigen. Die Deutsche Kolonialgesellschaft hat als Ort der nächsten Tagung Königsberg i. Pr. gewählt. Eine außerordentliche Konferenz der deutsch evangelischen Kirchenregierungen findet nach der „Tgl. Rdsch." am 22. Juni in Eisenach statt. Der Deutsche Geographentag, der soeben in Danzig tagte, hielt gestern dort seine Schlußsitzung ab. Deutsche Turner in Amerika. Die 10 deut schen Turner, die von der Deutschen Turnerschaft zum Besuche des nordamerikanischen Bundesturnfestes unter Führung des Professors Keßler-Stuttgart entsendet worden sind, sind mit dem Dampfer „Moltke" in New Jork eingetroffen und nach einem mehrtägigen Auf enthalte über Washington, Cincinnati nach dem Festorte Jndianopolis weiter gereist. Italien. Die Deputiertenkammer be schäftigte sich gestern mit dem Gesetzentwurf betreffend Erhöhung der Ausgaben für die Kriegsmarine. Cabrini (Soz.) fordert die Regierung auf, zu erklären, zu welchem Zwecke sie Ae Flotte vermehren will. Minister präsident Fortis unterbricht den Redner und erwidert: Wir haben nur einen Zweck im Auge, nämlich den Frieden. Rußland. Großfürst Alexis suchte um Ent lastung aus seiner Stellung als Großadmiral nach. Schweden-Norwegen. Der-König ernannte den König von England zum Ehrenadmiral der schwedi schen Flotte, den Prinzen von Wale» und den Prinzen Arthur von Connaught zu Rittern des SeraphinenordenS. Das norwegische Verteidigungsdeparte ment teilt amtlich mit, daß alle Gerüchte über eine Mobilisierung des Heere» und der Flotte Norwegen» jeder Begründung entbehren. Gngland. Gestern nachmittag fand in der St. GeorgSkapelle in Gegenwart des Königs und der Königin, des Prinzen von Wale», des Herzogs und der Herzogin von Connaught die Trauung des Prinzen Gustav Adolf von Schweden und Nor wegen mit der Prinzessin Margarete von Con naught in feierlicher Weise statt. Türkei. Der Sultan spendete 10000 Pfund für die Opfer des Unwetters während der Pfingsttage. Ans Dresden und Umgegend. Dresden, 16. Juni - Zehn Gebote für die schöne Jahreszeit: 1. Du darfst keine Aeste und Zweige, keine Blätter und Blüten von Bäumen und Sträuchern abreißen, abschneiden oder mit einem Stocke abschlagen. 2. Du darfst die Rasenplätze in den Anlagen, die Wiesen und Getreidefelder nicht betreten. 3. Du darfst in den Anlagen und Gärten, auf Wiesen und Feldern keine Blumen pflücken, um sie dann wegzuwerfen 4. Du darfst nicht im Walde die Heidel- und Preißelbeersträucher, die Heide- und Farren- kräuter oder andere Waldpflanzen herausreißen, abbrechen oder abschneiden 5. Du darfst nicht den neu gepflanzten Waldbäumchen die Köpfe oder oberen Triebe abbrechen, abschneiden oder abschlagen; denn diese Pflanzen sterben dann ab oder werden krüppclhaste Bäume 6. Du darfst nicht auf Wegen, Straßen und Plätzen Obstschalen, Kirsch- und Pflaumenkerne, Papierstücke, Brotreste usw. wegwerfen. 7. Du darfst nicht die aufgestellten Bänke in den Anlagen durch Einschneiden von Buchstaben und Namen, durch Beschreiben und Beschmieren beschädigen. 8. Du darfst die Quellen in den Anlagen nicht verstopfen oder auf andere Weise beschädigen; denn das Herrichten dieser Plätze mit den sprudelnden Quellen kostet viel Geld. 9. Du darfst die Singvögel nicht fangen und sie nicht beim Nisten und Brüten stören. 10. Du darfst auch andere nützliche Tiere, wie Eidechsen, Blindschleichen, Maulwürfe usw. nicht töten oder quälen; denn diese Tiere vertilgen viele schädliche Insekten. — In der Allerhöchsten Vertretung Sr Majestät des Königs wohnte gestern nachmittag der Kommandeur der 2. Kavalleriebrigade Nr. 24, Generalmajor Kinder, der Beerdigung des am 12. d. M. verstorbenen General leutnants z. D. Poten, Exzell, auf dem Johannesfriedhofe in Leipzig bei. — Ihre Majestät die Königin-Witwe ist gestern nachmittag gut in Sibyllenort angekommen und konnte bei dem günstigen Wetter noch eine kleine Promenade im Garten unternehmen. — Durch die König!. Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt ergeht heute eine die Unter- stützung von Bolksbibliotheken betreffende Bekannt machung, die auch an dieser Stelle besonderer Beachtung empfohlen sei. — In der zweiten Sitzung des Vereins der deutschen Strafanstaltsbeamten gab der Vorsitzende Herr Geheimrat Professor vr. Wach-Leipzig ein Telegramm bekannt, in welchem der König für einen ihm gesandten Huldigungsgruß dankte. Hierauf wurden die tags zuvor abgebrochenen Beratungen fortgesetzt. — Eine neue Dienstanweisung für die Reichs post und -Telegraphie tritt am 1. Juli in Kraft. Bon allgemeinem Interesse ist die Bestimmung, daß Doppel wörter, die ohne Apostroph zu einem Wort zusammen - gezogen sind, zum Beispiel „gehts" statt „geht es", als zwei Wärter gezählt werden (!). Post-, telegraphen- und bahnhoflagernde Telegramme mit Chifferadresse find zulässig. — Sonderzüge von Leipzig nach Hamburg werden im diesjährigen Sommer abgelassen am 8. Juli, 14. Juli, 15. Juli und 1b. August. Ueber alle- Nähere gibt eine Ueberficht Aufschluß, welche bei den bezeichneten sächsischen Stationen und den Auskunftsstellen in Leipzig (Grimmaische Straße 2), Chemnitz und Dresden (Wiener Platz 3) unentgeltlich bezogen werden kann. — Muß ein im Betriebe des Vaters be schäftigter Sohn zur Ortskrankenkasse angemeldet werden, auch wenn er keinen bestimmten Lohn bezieht? Diese Frage wurde von der Kreishauptmannschast als Ober aufsichtsbehörde bejaht. — Mit Spannung sieht man in allen Kreisen, namentlich in denen der Landwirtschaft und der Schiffahrt, der Gestaltung des Wetters im kommenden Sommer entgegen. Fast scheint es, als ob sich die Wttterungsverhältnisse des Vorjahrs wiederholen wollten. Man darf nur das auffällige Sinken des Wasserspiegels der Elbe verfolgen. Allen Befürchtungen tritt aber ein berühmter Wettergelehrter in der Schweiz, Konrad Keller, entgegen Er, der den heißen und trockenen Sommer 1904 vorausgesagt, tut kund und zu wissen, daß der beginnende