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Seile 4. — „Sächsische Dorfzeitung." — 8. Ium 1905. Scheune, welche etwa 10 Meter entfernt steht, gerettet werden konnte. Bruchholz hat gegen FeuerSgefahr versichert. S Laubegast, 7. Juni. Die diesjährigen vffent- lichen unentgeltlichen Impfungen finden hier am Montag und Dienstag den 19. und 20. Juni, nachmittags 4 Uhr, im hiesigen Rathause statt. ys Leuben, 7. Juni. Wie Herr Gemeindevorstand Dittrich in vorliegender Nummer bekannt gipt, liegt der oberbehördlich genehmigte III. Nachtrüg zum Regulativ der Sparkasse zu Leuben vom 23. Februar 1898 öffentlich 14 Tage lang zur Einsicht im hiesigen Sparkaffenlokale au» und tritt mit dem Tage seiner Veröffentlichung in Kraft. )( Pillnitz. 7. Juni. In der König!. Domäne sind dieser Tage die ersten Kirschen gepflückt worden. — Potschappel, 7. Ium. Herr Stationsassistent Starke ist von Potschappel nach Dresden Hbhf. versetzt worden. Angestellt wurde Herr Diätist (Militäranwärter) Weise in HainSberg als Stationsassistent 2. Klaffe. — Montag mittag kurz nach 1 Uhr ist auf dem hiesigen Bahnhofe der Potschappel—Nossener Güterzug bei der Vor fahrt nach dem Hauptgleise infolge falscher Weichenstellung auf die auf dem Ladegleise stehenden Wagen aufgefahren, wodurch die Lokomotive und fünf Güterwagen beschädigt wurden. Personen sind bei dem Unfälle nicht zu Schaden gekommen. )( Rockau, 7. Juni. Die Keppmühle, die jetzt wieder das Ziel Tausender bildet, ist neuerdings um ein Stück Romantik bereichert worden. Der Besitzer, Herr Hennig, hat nämlich einen Promenadenweg Herstellen lasten, der an der 84 Stufen hohen Treppe zur Keppmühle beginnt und sich im Bogen um die Keppmühle am Keppbache hinschlängelt. Dieser Weg dürfte sehr viel begangen werden. )( Schönfeld, 7. Juni. Die diesjährige Turnfahrt, die vom herrlichsten Wetter begünstigt war, hatte eine außerordentliche zahlreiche Beteiligung aufzuweisen. Un gefähr 60 Personen besuchten unter Führung eines Sergeanten die Festung Königstein. In „Stadt Tharandt" in Königstein fand darauf ein Tanz statt. Gegen '/,7 Uhr trat man per Schiff die Heimreise an. X Weister Hirsch, 7. Juni. Nach der amtlichen Kurltste beziffert sich die diesjährige Frequenz unseres Kur ortes am 31. Mai auf 1518 Parteien mit 2149 Personen. Aus der Provinz. — Aus dem östlichen Vogtlande, 6 Juni. Das gestern nachmittag in der dritten Stunde niedergegangene schwere Gewitter hat nur einen Teil des östlichen Vogt landes betroffen und namentlich die Fluren längs des Göltzschtales bis Reichenbach mehr oder weniger schwer beschädigt. Die Hagelkörner lagen noch bis gegen Abend dichtbesät auf den Fluren. Die Kornfelder, welche jetzt einen schönen, üppigen Stand zeigten, haben am ärgsten gelitten. — Grünhainichen, 6. Juni Auf dem Wege zwischen Grünhainichen und Marbach scheuten die Pferde des Lehngerichtshofsbesitzers Gerlach und gingen durch. Die Insassen wurden herausgeschleudert, Gerlach erlitt schwere Rippenbrüche, seine Frau fiel auf einen Stein und wurde dadurch so schwer verletzt, daß sie am Montag starb. — Kamenz, 6. Juni. Die Stadtverordneten stimmten gestern der Ratsvorlage zu, welche gegen eine nach dem Einkommen gesteigerte Jahrcszahlung von 1—5 M. den zum Dienste in der Pflichtfeuerwehr Verpflichteten Be freiung davon gestattet. — Leipzig, 6. Juni. Heute vormittag gegen 9 Uhr ist das 2 Jahre alte Söhnchen Kurt Erich des Lager dieners Braun auf der Heerstraße 9 in L.-Gohlis beim Spielen in ein Wafferfaß gefallen und darin er trunken. — Meisten, 6. Juni. Die Reben in unseren Weinbergen sind in den letzten 14 Tagen so in der Ent wickelung vorgeschritten, daß fast in allen Bergen in dieser Woche mit der Rebenbreche begonnen worden ist und diese noch vor der Rebenblüte, wie es am vorteilhaftesten für die Reben ist, zu Ende geführt sein wird. — Oschatz, 6. Juni. Im hiesigen Stadtbadeteiche ertrank am Sonntag nachmittag beim Baden der 7*/4 Jahre alte Knabe Paul Lehmann, genannt Schubert, das einzige Kind eines Arbeiter-Ehepaares. Der Knabe hatte sich trotz Warnung über die Schranke hinausgewagt, die das seichte Master vom tiefen trennt. — Pirna, 6. Juut. Der im Mai v. I. von der oberen Burgstraße nach dem Wallgraben abgestürzte Schiffer Ufer, welcher sich bei dem Sturze schwere Ver letzungen des Rückgrates zugczogen hatte, die seine Unter bringung im Krankenhause notwendig machten, ist gestern durch den Tod von seinem Leiden und Siechtum erlöst worden. — Aus dem Fenster gestürzt ist heute vormittag das etwa 7 Jahre alt« Kind des Zigarrenmachers Herrn Baum. Dasselbe erlitt einen schweren Schädelbruch und wurde dem Johanniter-Krankenhaus in Dohna-Heidenau zugeführt. — Plauen i. B., 6. Juni. Das drohende Gespenst des Wassermangels steigt schon wieder aus der Versenkung empor: Der Stadtrat ermahnt die Bürgerschaft, recht spar sam mit dem teuren Naß umzugehen. — Treuen, 6. Juni. In einem am Sonntag hier eingetroffenen Eilgüterzuge befand sich ein für Treuen be stimmter Wagen aus Berlin. Er enthielt Schweine. 34 der Tiere waren infolge der großen Hitze verendet. — Zwickau, 6. Juni. Die Zwickauer Konservativen machen offiziell bekannt, daß die Landtagskandidatur des Landgerichtsdirektors v,. Degen-Leipzig für Zwickau-Stadt zu Gunsten des nationalliberalen Kandidaten Schuldirektor Becker zurückgezogen wird. Sonach bleiben für Zwickau- Stadt drei Kandidaten, Becker, Bär (freis.) und der noch nicht nominierte sozialdemokratische Kandidat übrig. Tages - Greigniffe — Breslau. Schwere Gewitter haben am Montag in Niederschlesien großen Schaden angerichtet. Besonders schwer heimgesucht wurde Primkenau und das angrenzende Dorf Lauterbach. Die Regenmenge war so groß, daß der Dorfbach stellenweise auSuferte und Höfe und anliegende Gätten vollständig unter Wasser setzte. Auch viele Straßen der Stadt waren völlig überflutet. — Erfurt. Vom Blitze getroffen wurde in Udestedt (S.-Weimar) gestern nachmittag der Landwirt Heiland mit Frau und Tochter. Die Frau war sofort tot, Vater und Tochter sind verletzt. — Celle. Der sechsjährige Pflegcsohn des Land mannes Wessarges in Fuhrberg sperrte zwei Gespielinnen, die Töchter des Arbeiters Wienhöfer, ein zweijähriges und ein vierjähriges Mädchen, in den Stall mit den Worten, er wolle ihnen Osterfeuer zeigen. Der Knabe zündete dann den Stall an, der nebst dem Wessargesschen Wohnhause vollständig niederbrannte. Die beiden Mädchen wurden verkohlt als Leichen aufgefunden. — Aachen. Infolge Explosion einer Blasform ver unglückten auf dem Hochofenwerke der Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb in Meiderich vier Arbeiter; drei waren sofort tot, der vierte wurde tödlich verletzt. — Münster (Wests.).' Tie beiden an Genickstarre erkrankten Soldaten des Train-Bataillons Nr. 7 sind ge storben. Es sind der Trainsoldat Tüfrenne aus Essen und der Trainsoldat Hoppe aus Scherfelde. Ueber die Kaserne des Train-Bataillons ist die Sperre verhängt. — Frankfurt a. M. Das Bankhaus Jacob S. H. Stern hat anläßlich seines hundertjährigen Geschäfts- jubiläums 100 000 M. für einen noch zu bestimmenden Zweck gestiftet. — Mannheim. In Hirschhorn schlugen Mitglieder des Kriegervereins von Petersthal, welche nach Hirschhorn einen Ausflug machten, dem Bürgermeister, der sie wegen ihres ungebührlichen Benehmens zur Rede stellte, die Schädeldecke ein. Vier der Täter wurden verhaftet. An dem Aufkommen des Bürgermeisters wird gezweifelt. — Bern Hier erschoß sich der durch seine Berg aufzugprojekte auf Wetterhorn, Montblanc und Eiger be kannte Ingenieur Regierungsbaumeister Feldmann aus Rheinpreußen infolge Gemütsstörung. Feldmann hat sich durch den Bau der Elberfelder Schwebebahn einen Namen steigerndes Fieber ein, und Carola fühlt, wie wiederholt ein Zittern durch den kleinen Körper rinnt. Erfüllt sie dieses schon mit verstärkter Sorge, so steigern die Lamemationen der Wärterin, welche nach Art un gebildeter Personen längst aus allen möglichen Anzeichen das Nahen des Todesengels gespürt haben will, ihre Seelenpein. Sie kann nicht länger bei dem kranken Kinde allein bleiben. Der Arzt muß ihr beistehen. Die Köchin, ein freundliches, diensteifriges Mädchen, erhält den Auftrag, schleunigst nach seinem Hause zu fahren und um seinen sofortigen Besuch zu bitten. — Es vergeht fast eine Stunde, und man wartet noch immer vergebens auf Marthas Rückkehr. Bei dem Kleinen hat sich in dieser Zeit das Zittern in ein Zucken verwandelt. Das im Fieber glühende Köpfchen wirft sich unablässig hin und her, und die Augen sehen dabei starr, wie um Hilfe flehend, Carola an. Sie fühlt sich durch ihre Ohnmacht, auch nur einen Versuch zur Linderung seines Leiden- machen zu können, völlig verzweifelt, der Arzt bleibt au-, das Mädchen bringt keine Nachricht, und die Amme ihres Söhnchens ist fremd in der Stadt und findet sicher in dieser Nachtstunde sich so wenig auf der Straße zurecht, daß sie nicht wagt, diese nach einem anderen Arzt zu senden. Endlich — Carolas Erregung hat fast den Höhepunkt erreicht — erscheint Martha, ist aber durch die Erfolglosigkeit ibrer Mstsion sehr niedergedrückt. Bei Medrzinalrat Baier hat sie nur den Diener anwesend gefunden, der wohl die Adresse der Familie hat, in der seine Herrschaft heute eine Geburtstagsfeier mitmacht, doch, er erst seit acht Tagen in diesem Dienst ist, das Telephon nur höchst mangelhaft zu er das Mittagsmahl im eigenen Hause ein, wobei er dann in finsterem Schweigen verharrt, während sie mit sklavischer Ängstlichkeit jeder Aeußerung seines Willens lauscht. Ihre einzige Erquickung ist das Beisammensein mit ihrem Kinde. Das Bübchen gedeiht prächtig und überrascht nicht nur seine Mutter durch seine Ent wicklung. Der Hausarzt macht ibr oft die Freude, eS von ihm ru hören, oaß Fränzchen ein ganz außer- wöhnlich kräftiaer Junge sei, und seit er gar in seinem rosigen Mäulchen ein paar schneeweiße Zähnchen aufweist, die ohne jede Beschwerde gekommen sind, ge nießt er in seiner Kinderstube den durchaus unanfecht baren Ruhm eines Wunderkindes. Daran gewöhnt, von hellkrähenden Lauten, die sein Vergnügen verraten, geweckt zu werden, fühlt sich Carola sehr beunruhigt, als sie an einem Morgen statt diese- so gern gehörten Tones ein klägliches Weinen vernimmt. Er werden alle Mittel, zunächst die der Ueberredung Und dann Kurmittel, angewandt, um den kleinen Burschen zu besänftigen, ohne von Erfolg begleitet zu sein. Auch der Arzt, der herbeigeholt wird, kann der Mutter keine andere Erklärung geben, als daß Fränzchen wohl an Schmerzen, die ihm da- Wachstum der Zähne ver ursache, leide. Anscheinend verändert sich der Zustand de- kleinen Patienten auch nicht. Carola hält ihn den ganzen Tag über auf dem Schoß oder in ihren Armen, trotzdem ihr diese- ununterbrochene Wimmern eine Qual ver ursacht. die sie selbst ganz krank macht. Am späten Abend stellt sich ein leichte-, dann sich gemacht. Die unglückliche Tat ist um so auffälliger, als Feldmann in durchaus soliden Verhältnissen lebte und die Ausführung verschiedener Bahnen nach seinem System in Aussicht stand. — Prag. In der chemischen Fabrik der Firma Marschner in Modlan (Bezirk Aussig) zerstörte ein Brand die Lagerräume und Keller. Bedeutende Vorräte sind vernichtet. Gemeinnütziges — Zinngegenstände werden wie neu, wenn man sie in heißes Sodawasser taucht; ebenso taucht man einen Büschel Zinnkraut oder Schachtelhalm, den man jetzt auf nassen Wiesen und Feldern findet, in das Master und reibt damit den Gegenstand fest ab. Später spült man in klarem Master nach und trocknet dann ab. - Neueste Telegramme. — Prag, 7. Juni. Zu der morgen statt- findenden Melegnanofeier des Infanterieregiments Nr 11 trafen gestern nachmittag 10 Offiziere de- sächsischen Infanterieregiments Rr. 107 hier ein. Sie wurden auf dem Bahnhöfe von dem gesamten Offizierskorps des Infanterieregiments Nr. II fest lich empfangen. Abends fand eine gesellige Zu sammenkunft statt. — Paris, 7. Juni. Die „Agence HavaS* meldet aus Fez. das Rundschreiben des Vertreters des Sultans erkenne die Notwendigkeit von Reformen an und fordere die Mächte auf, besonders die Frage -er zu ihrer Verwirklichung erforderlichen Geld mittel zu prüfen. Der Maghzen versuche, eine Er- Höhung der Zölle zu erlangen, gegen die sich Krank- reich schon in den letzten Jahren ausgesprochen habe. — Toulon, 7. Juni. Die Mitglieder der Südpolarerpedition des vi-. Charcot find au Bord des von Tanger hier eingetroffenen Kreuzers .LinoiS' hier angekommen. — Moskau, 7. Juni In der gestrigen Be ratung der Stadthäupter und der Mitglieder der Semsiwos, die den ganzen Tag währte, stimmten alle Redner darin überein, daß der Moment ge kommen sei, wo es unumgänglich sei, die Volks- stimme zu hören und wo es dem Volke selbst zu- stehe, über die Frage von Krieg und Frieden zu entscheiden und zum Ausbau des Staates zu schreiten. — Kopenhagen, 7. Juni. Die „National lidende- meldet aus Christiania: Hier herrscht die bestimmte Auffassung, daß die Auflösung der Union eine unumgängliche Notwendigkeit ist. Diese kann nicht geschehen, ohne daß die jetzige norwegische Königsmacht beseitigt oder suspendiert wird. Vor Ende dieser Woche wird das Storthing Beschlüsse gefaßt haben, welche bei ihrem Inkrafttreten tat sächlich die Absetzung des Königs bedeuten. — Christiania, 7. Juni. Der Storthing erklärte, da der König auf gehört habe als norwegischer König zu fungieren, die Bereinigung mit Schwe den unter einem König für aufgelöst und übertrug die Regierungsgewalt dem bisherigen Kabinett. Der Storthing ersucht den König mitzuwirken, dast ein junger Prinz aus dem Hause Berna dotte den norwegischen Thron besteige. — Athen, 7. Juni. Depeschen aus Kauea melden, daß in der Nähe von Melidoni Aufständische auf eine Abteilung russischer Soldaten und kreten- sischer Gendarmen geschossen haben. Diese erwiderten das Feuer und verwundeten vier Aufständische. handhaben versteht. Martha hat mit Rat und Tat dabei geholfen. Die unzureichenden Antworten aber, die ihnen zukamen, gaben ihr gar nicht die Gewißheit, daß die Bestellung an den Herrn Doktor gelangt ist. Man überlegt hin' und her. Endlich, da das Mädchen Straße und Nummer, nach welcher sie ihre Botschaft gerichtet haben, weiß, erscheint es am sichersten, sie dorthin zu senden. Schon im Hinausgehen teilt sie Carola mit, daß sie soeben den Herrn Baumeister drüben in seinem Bureau am Fenster gesehen hat. Es sei hell im Zimmer gewesen, und er hätte die Jalousie herabgelassen, deshalb wäre sie auf ihn aufmerksam geworden. Ihr Bemühen, ihm Kränzchens Erkrankung zu melden, sei mißglückt, da sie in das verschlossene Haus keinen Einlaß gefunden. Der Hausschlüssel von drüben hinge ja aber am Schlüsselbrett im Entree, ob sie wohl, jetzt „Nein, nein." wehrte Carola, „das verzögert nur die Ankunft des ArzteS. Lasten Sie alles andere und fahren Sie so schnell al- möglich dorthin!" Es geschieht nach ihrer Anordnung, und nun ist sie wieder mit dem fiebernden Kinde und der weinenden Amme allein. Viertelstunde um Viertelstunde vergeht, die Minuten schleichen, und der Neine Kranke wird immer unruhiger. Ein Stöhnen kommt über seine Lippen Zuweilen bäumt er sich auf und wirft sich zurück, daß Carola Mühe hat, ihn zu halten. Und noch erfährt das Leiden eine Steigerung Es tritt plötzlich Schaum vor den blassen Mund, die Augen rollen wild, und die Händchen ballen sich krampfhaft. (Foittrtzung folgt.)